Voyage to the Planet of Prehistoric Women

 
  • Original-Titel: Voyage to the Planet of Prehistoric Women
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  • Regie: Peter Bogdanovich (als Derek Thomas)
  • Land: USA
  • Jahr: 1967
  • Darsteller:

    Venusianerin (Mamie van Doren)
    Venusianerin (Mary Marr)
    Venusianerin (Paige Lee)
    Venusianerin (Margot Hartman)
    Venusianerin (Irene Orton)
    Venusianerin (Pam Helton)
    Venusianerin (Judy Cowart)
    Venusianerin (Cathie Reimer)
    Venusianerin (Adele Valentine)
    Cairns (Werschinin) (Wladimir Jemaljanow)
    Sherman (Bobrow) (Georgi Schonow)
    Andre´ (Aljoscha) (Gennadi Wernow)
    Lockhart (Stscherba) (Juri Saranzew)
    Walters (Allan Kern) (G. Teich)


Vorwort

Hollywood 1967… Roger Corman, dessen Weg vom Kreateur drittklassiger C-Horror-Heuler über die kritikerseits hochgelobten und erfolgreichen Poe-Verfilmungen inzwischen zum Aufbau seines eigenen kleinen Produktionsimperiums geführt hatte, befand sich in einer beneidenswerten Situation – sofern man seinerzeit im Geschäft der Herstellung von schnellem Drive-In-Fodder beschäftigt war. Aus zweifelsohne dubiosen Quellen war Corman an den ernsthaften und von der seriösen Filmkritik halbwegs wohlwollend aufgenommenen russischen Science-fiction-Film Planeta Bur aus dem Jahr 1962 herangekommen, eine ernsthafte Space Opera um bruchgelandete Kosmonauten auf der Venus und die dramatische Rettung derselben. Corman, niemals mit Skrupeln behaftet, wenn es darum ging, einen schnellen Dollar zu verdienen (und sei´s nicht mehr) hatte die Kilometer Stock Footage bereits zu den Streifen Voyage to the Prehistoric Planet und Queen of Blood verwurstet und rechnete sich nun an seinen Griffeln aus, dass das gemeine Drive-In-Publikum es mit Sicherheit nicht mitkriegen würde, wenn er aus dem russischen Weltraumabenteuer noch eine dritte Schmonzette fabrizierte… Ein Mann, ein Wort – Corman beauftragte den damals in seinem Tross als Produktionsassistent etc. beschäftigten Peter Bogdanovich damit, aus dem russischen Spacedrama drive-in-taugliche Exploitationware zu zimmern (damit reiht sich Bogdanovich in die lange Garde der heutigen Spitzenregisseure ein, die von Corman ihre erste Chance erhielten… siehe Jonathan Demme, Joe Dante, Ron Howard, James Cameron etc.). Irgendwie gelang es Corman und seiner Truppe, das ehemalige 50er-Jahre-Sex-Symbol Mamie van Doren (think Jayne Mansfield, only less famous), zu engagieren (Busenwunder van Doren graute es nach dem Abdrehen der Ultragurke Navy vs. The Night Monsters vermutlich vor eh nix mehr, ausserdem braucht jeder mal ein paar Kröten). Bogdanovich (der sich das schicke Pseudonym Derek Thomas zugelegt hatte – selbst Mamie van Doren realisierte erst zig Jahre später, dass sie tatsächlich mit Starregisseur Peter Bogdanovich zusammengearbeitet hatte) machte sich mit Mamie und einer Handvoll anderer Mädchen einen hübschen Tag am Strand von Malibu, kam mit ein paar Metern Filmmaterial wieder und injizierte diesen neuen Stoff „fachkundig“ in das sowjetisch-sozialistische Filmkulturgut. Glaubt man den launigen (und ironischen, so beware) liner notes der DVD, bestand Altstar Boris Karloff ob Bogdanovich´ Patchwork-Job persönlich darauf, dass dieser für Roger Corman den bemerkenswerten Thriller Targets, der gemeinhin als Debütfilm Bogdanovich´ gilt und allseits als Klassiker gelobt wird, anheuerte. Wer sonst als unser aller Freund Fred Olen Ray könnte geeigneter sein, um einen solchen Film anno 2003 als DVD anzubieten und ihm gar noch eine schick aufgemachte Special Edition zu widmen? Eben, niemand, und so erfreut Voyage to the Planet of Prehistoric Women den Sammler und Schundfreund in einer entzückenden (und von SV Bell, Chef der unter Insidern geschätzten Site SV_Bell [was´n Zufall, wa?] persönlich graphisch gestalteten) Retromedia-DVD für gar nicht mal so viel Dollar. Trashmeister Doc Acula konnte sich ob der Release-Ankündigung wieder mal nicht beherrschen und wurde vorbestellig (eigentlich wollte ich ja die Order aufgrund der bekannt klammen Geldbörse im Hause Acula stornieren, aber meine technischen Internet-Probleme verhinderten dies… gut für Euch, denn Ihr bekommt mal ein brandaktuelles Review).


Inhalt

Bevor wir uns an den eigentlichen Film machen, serviert uns der alte Zeittotschläger Roger Corman einen knapp dreiminütigen Prolog, der mit dem Rest des Films nicht so schrecklich viel zu tun hat und in Punkto „just thrown in for a few minutes of running time“ eigentlich nur von dem satten Neun-Minuten-„Vorspiel“ in Larry Buchanans Naked_Witch geschlagen wird. Wir sehen nämlich, begleitet vom üblichen pathetischen Erzähler, der über die Eroberung des Weltraums und die Kolonisierung anderer Planeten schwadroniert, diverse Raumschiffs-, Raumstations- und Planetenbasenmodelle aus dem damaligen NASA-Fundus, und wenn ich´s nicht besser wüsste (harhar), tät ich glauben wollen, Corman hätte sich hier einfach einen NASA-Lehr- und Propagandafilm unter den Nagel gerissen und spasseshalber vor sein eigentliches Hauptprogramm getackert. Irgendwann schafft der Erzähler es, den Bogen zum Hauptfilm zu schlagen: „Was sie jetzt sehen werden, mag ihnen wie eine Fantasie der Zukunft vorkommen, aber in der Zukunft wird man diese Geschichte so betrachten, wie wir heute einen Western.“ Na toll 🙂

Nachdem wir das hinter uns gebracht haben, finden wir uns an einem steinigen Strand wieder, den wir uns als einen solchen auf der Venus zusammenreimen können, und werden von einem zweiten Erzähler begrüsst, der uns über die restliche Filmlaufzeit begleiten und immer mal wieder Dialoge übertönen wird und niemand anderes ist als Peter Bogdanovich himself, der für diesen Job sogar seinen echten Namen hergab – gesprochen wird diese Narration übrigens „in character“ des Beteiligten Andre´ (auch wenn der im eigentlichen Film eine völlig andere Stimme hat). Andre´ räsonniert über seinen Ausflug zur Venus, wo er „sie“ zurückgelassen habe, doch er könne sie immer noch hören, „so wie eine Sirene“ (und damit meint er nicht das, was gemeinhin auf einem Polizei- oder Rettungswagen montiert ist, sondern die griechischen Sagengestalten, die einst Odysseus und seine Kumpane beinahe ins Verderben lotsten). Laut Andre´ halten ihn seine Astronautenfreunde für mental ein wenig aus der Spur geraten bzw. von der giftigen Venus-Atmosphäre beeinträchtigt, aber das hindert Andre´ nicht daran, uns die „ganze Geschichte“ zu erzählen – „You´ll be the judge!“ Schalten wir also zwei Jahre zurück ins Jahr 1998. Eine erste bemannte Mission zur Venus scheiterte aufgrund spontanen Meteoriteneinschlags im Raumschiff – fatal, vor allem für die Crew. Von solcherlei Rückschlägen nicht entmutigt, wird sofort, unter dem Codenamen „Marcia“ eine zweite Mission aufgelegt – und die steht bereits in den Startvorbereitungen. Die Miniatur-Kulissen und Rückprojektionsaufnahmen der Raketenstartrampe sehen erstaunlich professionell aus, aber wir erinnern uns, dass sämtliche potentiell aufwendigen Aufnahmen ja aus dem russischen Werk stammen, und so wundert uns auch nicht der prominent ins Bild gerückte rote Stern, der die Rakete ziert (ob das dem kommunistenfressenden typischen Drive-in-Publikum der damaligen Zeit auch auffiel?). Dem Nitpicker fällt natürlich auch auf, dass im Vordergrund ein Auto mindestens zweimal durchs Bild fährt (sprich, auch die Russen dachten ökonomisch und verwendeten den entsprechenden Shot zweimal).

Die Rakete startet auf recht realistische Weise (und erspart uns auch die normalerweise zwingend vorgeschriebene V2-Start-Stock-Footage, die in amerikanischen Werken dieser Art obligatorisch vorkommen würde) – abgesehen davon, dass es sich bei dem Raumer nicht um eine Mehrstufenrakete handelt, sondern das Teil im Ganzen zur Venus fliegt, scheint das wissenschaftlich-technisch halbwegs auf plausiblem Background zu fussen. Die Rakete verfügt über zwei Mann Besatzung – Captain Cairns und Howard Sherman, dazu den Roboter „John“ (dessen Design entweder beweist, dass man auch in Sowjetrussland Forbidden Planet gesehen hat oder Roboterdesigner auch im Sozialismus auf typische Klein-Mäxchen-Roboter-Konstruktionen verfielen). Die erste Hälfte der Reise verläuft planmässig und ereignislos, auch das Auftanken auf der Raumstation Texas, die irgendwo auf halbem Wege zwischen Erde und Venus im All herumgondelt, vollzieht sich unproblematisch (und effekttechnisch hochanständig und detailfreudig). Von der Erde aus hört die „Command Crew“ mit, deren Aufgabe es sei, bei Problemen der Mission sofort mit der nächsten Rakete hinterherzudüsen. Sie besteht aus Captain William Lockheart, dem Astronauten Hans Walters und Andre´ Finel, unserem nominellen Helden und Erzähler. Sei´s erst mal drum, die Cairns-Mission, die übrigens auch vom Interieur her einen sehr realisitischen und wissenschaftlich abgeklopft wirkenden Eindruck macht (inklusive offensichtlicher hydraulischer Sitze), dampft von der Raumstation ab und findet sich schon wenig später im Landeanflug auf die Venus wieder. „Ist es eine neue Welt für uns oder wird sie uns verzehren?“ philosphiert Cairns. Wohl eher letzteres, denn plötzlich ziehen dunkle Wolken auf, Blitze zucken und die Landung des Raumschiffs wird ersichtlich rauh – Cairns überträgt die Kontrollen auf den bis dahin nutzlos im Cockpit herumstehenden John. „Es ist ein prähistorischer Planet“, vermittelt Cairns der Bodenkontrolle, bevor er die Worte äussert, die man gemeinhin während der gefährlichen Landephase auf einem unbekannten Planet nicht sonderlich gerne hört: „Uh-oh“. Grund: Das Schiff wurde vom offensichtlich ausgesprochen unfähigen Roboter auf Wasser gelandet und weggespült. Auf der Erde hört man nur noch Crash-Geräusche und dann Stille… Was im Umkehrschluss bedeutet, dass unsere „Command Crew“ stantepete in das nächste startbereite Raumschiff springt (good thing, dass die eine echte Flotte von den Brummern rumstehen haben) und gen Venus abblastet (was den sparsamen Produzenten, ob nun den russischen oder amerikanischen, sei dahingestellt, die Möglichkeit bietet, die gesamte Start-Sequenz nochmal 1:1 abzuspulen).

Auf der Venus haben Cairns, Sherman und auch John die Bruchlandung überlebt, sehen sich aber sofort nach dem Ausstieg aus ihrer rostigen Rakete Angriffen von aufrecht gehenden mannshohen Echsen ausgesetzt (die sehen ungefähr so aus, als hätte man Statisten in ausgemusterte Godzilla-Kostüme gesteckt), die sich relativ problemlos von unseren tapferen Astronauten per Pistolenschuss plätten lassen. Nixdestotrotz entscheidet Cairns, dass man sich von der Bruchlandestelle verziehen solle. John macht kryptische Dinge mit dem Raumschiff und einem Seil, die ich nicht gänzlich durchschaue. Während die Rettungsmission auf dem Weg ist, krauchen die Gestrandeten durch die Venus-Landschaft und sehen sich dem Problem mangelnder Sauerstoffbevorratung ausgesetzt, ganz besonders übel erwischt es Sherman, dessen Raumanzuf aufgerissen ist und die giftige Venusatmosphäre ihm heftig zusetzt. Die Rettungsmission legt ihren planmässigen Boxenstop auf der Texas ein und, „ehe ich es mich versah,“ ist man auch schon im Landeanflug auf die Venus (übrigens ist das Schiff der Rettungsmission bei weitem nicht so technisch state-of-the-art eingerichtet wie das abgestürzte Schiff, hier hocken unsere Kosmonauten auf relativ einfachen unbeweglichen Sesseln herum… vielleicht ja ein Vorgängermodell?). Die Rescue Heroes werden vom heuulenden Venuswind und dampfendem Nebel begrüsst, sowie, über die Aussenmikrofone, von weiblich klingendem Singsang der „huuuhuuuuü-Variety, die uns leicht beeinflussbaren Andre´ sofort in ihren Bann schlägt. „Das war das erste Mal, dass ich sie hörte,“ unterrichtet uns Andre. Die Astronauten steigen aus, um ihre Kameraden zu suchen, aber Andre ist abgelenkt – „ich vergass Sherman und Cairns“, geschuldet selbstredend dem Sirenengesang, der Andre dermassen verzückt, dass er gar nicht mitkriegt, dass er von einer monströsen fleischfressende Pflanze (ein weiterer Beweis, dass Creature-FX nicht die wahre Stärke der russischen Tricktechniker darstellen) per Tentakel in Beschlag genommen wird und dem carnivoren Ungetüm als Speise dienen soll.

Im letzten Moment gelingt es Walters und Lockheart, ihren unaufmerksamen Jungspundkollegem dem Rachen des Monsters zu entziehen. „Wenn du uns nicht gerufen hättest, hätten wir dich nicht gefunden,“ teilt Lockheart dem Geretteten mit. „Hab ich doch gar nicht,“ wundert sich Andre (klar, wäre auch die letzte Idee, auf die ich kommen würde, wenn ich von einer fleischfressenden Pflanze vertilgt werde – um Hilfe rufen…). Aber – wer war es dann?? Bibber, gespanntsei… okay, das könnt ihr gleich vergessen, denn auf diesen Plot-Punkt kommt im folgenden Filmverlauf niemand mehr zu sprechen und irgendeine Erklärung bietet sich auch nicht an. Entweder hat schon der Herr Drehbuchautor des Originals schlichtweg vergessen, diede Idee weiterzuverfolgen oder sie deuchte Peter Bogdanovich nicht wirklich wichtig (obwohl´s eigentlich der zentrale Punkt der ganzen Story ist, schliesslich ist Andre ja in seine „Sirene“ verknallt). Die Rettungstruppe packt ihr Spezialgefährt zur Erforschung der Venus aus – ihr „Space Car“ – das drollige runde flossige Gefährt mit seiner schicken Glaskuppel sieht zwar mächtig so aus, als hätten seine Designer zu oft bei den Jetsons vorbeigekuckt, aber es hat einen hübschen Retro-Chic und die Trickarbeit (das Ding fährt nämlich nicht etwa, sondern schwebt) ist einmal mehr ansprechend.

Cairns, Sherman und John schlagen sich dieweil durch die regnerischen Venus-Felsen. Der nutzlose John proklamiert, dass der Regen ihm schaden könnte und erhält von seinem Erfinder Cairns die Erlaubnis, sich „Shelter“ zu suchen (vielleicht hätte er rostfreien Stahl für seinen Robbie verwenden sollen). Ich frage mich einmal mehr, warum unser Schiffbrüchigen-Trio nicht einfach an seiner Absturzstelle ausharrte – die Echsen sahen nicht nach sooo gravierender Bedrohung aus und da könnte man die Jungs doch relativ einfach finden, oder? Egal, John findet eine Höhle, man schleppt sich herein, Sherman und Cairns kollabieren umgehend, aber Cairns kann seinem Blechkumpel noch den Befehl erteilen: „Stell sicher, dass sie uns finden…“ Die potentiellen Finder tummeln sich derweil am felsigen Strand von Helgoland, eh, der Venus und hören einmal mehr Sirenengesänge. „Es hört sich fast wie ein Mädchen an“, stellt man erneut fest. „Oder wie ein Monster,“ spielt Hans den Party-Pooper. Nach schlappen 33 Minuten Laufzeit erhaschen wir doch tatsächlich bildhaft den Körper der, zumindest laut Credits-Reihenfolge Hauptdarstellerin des munteren Treibens – Mamie van Doren!

Mamie liegt mit ein paar anderen leidlich hübschen Girlies reichlich unbequem auf Felsen am Strand (in diesem Falle übrigens der Strand von Malibu) und wirkt nicht wirklich, wie der Titel suggerieren will, „prähistorisch“, es sei denn, schicke Schlaghosen im Late-60/Early-70´s Design mit Meerjungfrau-Muster, die so aussehen, als wären sie direkt der Garderobe der ABBA-Girls Annafrid und Agnetha entsprungen, waren prähistorisch der letzte Schrei. Gut, etwas prähistorischer wirken die Muschel-BH´s der Maiden, was aber irgendwie auch wieder so wirkt, als würden die Girls Reklame für Shell laufen. Mamie wacht aus ihrem Schönheitsschlaf auf, weckt ihre Kolleginnen (bis auf eine brünette Ausnahme durch die Bank blond, hm, Casting-Fehler?) und, being offensichtlich die Obermotzin der Mädelbrigade, ordert: „Es ist Zeit, in die See zu gehen“. Und das tun die Mädels dann ach.

Andre und Genossen debattieren über die Möglichkeit menschlichen oder sonstigen Lebens auf der Venus. Hans spielt den Skeptiker, aber Lockheart hält´s nicht für prinzipiell ausgeschlossen. Die Meerjungfrauen tollen sich im klaren Wasser, tauchen vor sich hin, fangen Fische mit blossen Händen und mampfen sie roh (lecker, sushi!) und sammeln am Meeresgrund Muscheln für ihre BHs. Mitten in die hübsche Freizeitbeschäftigung platzt die Attacke eines Flugsauriers, namentlich „Pterä (originell, dass Venusianerinnen Abkürzungen irdischer Bezeichnungen für ihre Saurier verwenden) und Haus-und-Hof-Gottheit der Damenriege. Ptera scheint aus unerfindlichen Gründen angesäuert zu sein und während eine eben aufgesammelte Muschel malerisch gen Meeresboden sinkt, ist sich Mamie sicher: „We must leave this place!“ Whatever. Unsere Heldenfraktion versucht derweil, Funkkontakt mit den Gestrandeten aufzunehmen (echt klasse Idee, das), was von den obligatorischen Düdelfrüz-Sound-Effekten der alten Star Trek-Serie akustisch untermalt wird.

Es dauert ein Weilchen, bis sich John, der Roboter, meldet und sich einmal mehr als vermutlich unnützeste und unfähigste Verschwendung von Geld und Rohstoffen outet, die jemals die Bastlerwerkstatt eines Hobbyerfinders verlassen hat. Der vermutlich mit gar toller Elektronik vollgestopfte Kasten kann nämlich nicht mal seine Position durchgeben, sondern muss sich damit behelfen, seine nähere Umgebung zu beschreiben! Na dann, fröhliches Versteckspiel, denn „Höhlen in bergiger Gegend“ sollte es auf einer prähistorischen Venus vermutlich trillionenfach geben… Auch als medizinische Hilfe taugt John nur bedingt, denn auf die Frage nach dem Zustand seiner menschlichen Begleiter gibt John ein lakonisches „They do not speak. They do not move.“ zur Antwort. Lockheart muss John per Funk ferndiagnostisch und anleiterisch durch die erste Hilfe lotsen, damit der vermutlich mit einem Blanko-RAM ausgestattete Roboter seinem Erbauer und dessen Freund eine Pille verabreicht. Note an den Erfinder Cairns: Deinem nächsten Roboter solltest du ein paar Grundprogramme mit auf den Weg geben, die sich als nützlich erweisen könnten… aber vermutlich ist John ein prima Feuerzeug und Cocktailshaker. Dann werden unsere helfenden Elfen, eh, Astronauten aber auch schon von Ptera angegriffen – kein Problem, denn das „Space Car“ ist mit einer „Astro Gun“ ausgerüstet und die macht Ptera, bzw. den himmelschreiend üblen Tricks der russischen Effektekünstler, die auch Toho-Effekt-Assistenten im ersten Lehrjahr keinen Angstschweiss wg. neuer Konkurrenz auf die Stirn treiben sollten, relativ mühelos den Garaus. Toller Gott. In einem von der Kamera nicht beobachteten Moment scheint es dem Flugsaurier immerhin gelungen zu sein, dem Space Car etwas Schaden zuzufügen, weswegen Lockheart beschliesst, selbiges zu fluten und auf Tauchstation zu gehen (! Fragt net, ich versteh´s ja auch nicht…) Nun ist ein Space Car kein U-Boot, was bedeutet, dass unsere tapferen Helden ihr Weltraumauto am Meeresboden in ihren Raumanzügen durch die Gegend schieben müssen. Himmel, ich will nur hoffen, dass die Kosmonauten in der russischen Originalfassung eine bessere Ausrede für diese Aktion hatten…

Unter Wasser machen die Helden eine erstaunliche Entdeckung – die Riffe und Klippen sind geometrisch perfekt gerade angeordnet, wie Strassen! Könnte es sein…?? Währenddessen finden Mamie und ihre Mädels die traurigen Überreste von Ptera, bzw. einen knapp zwei Meter langen (und daher nicht sonderlich impressiven) Gummi-Ersatz-Flugsaurier, der es erstaunlicherweise mühelos schafft, noch schäbiger auszusehen als die russische Original-Trickrequisite. Die Mädchen sind verständlicherweise (vermutlich eher wegen der Verschmutzung des schönen Strandes mit so hässlichen Gummimonstern) erzürnt. „Welch böse Dämonen haben unseren Gott vernichtet?“ fragt sich Mamie und befiehlt, das jämmerliche Flugreptilsurrogat zum „Heiligen Ort“ zu schleppen und dort some serious praying anzustimmen. Fragt sich nur, was man denn anbeten will, wenn der Gott gerade seinen himmlischen Löffel geschmissen hat. Die akustische Untermalung dieser Szene ist mit schön scheusslich sehr wohlwollend umschrieben. Die submarinen Forscher entdecken in den Ruinen der untergegangenen Stadt eine Statue, das Idol eines Flugsauriers mit Rubinen als Augen, wow. Am „Heiligen Ort“ der blonden Badenixen findet sich eine „identische“ Statue (die allerdings mehr so aussieht, als wäre sie von ein paar Erstklässlern im Werkunterricht hingerotzt worden). Mamie spielt die Oberpriesterin, lässt sich von einer ihrer Gespielinnen ein Mittelding aus Kochmütze und Unterhose auf den Dez setzen und schwört die übliche Rache für die Götterdestruktion (übrigens, falls ich es bislang nicht angedeutet hatte… die Venus-Girls kommunizieren ausschliesslich auf telepathischem Weg).

Andre gerät unter Wasser in eine kleine harmlose Kabbelei mit einem Oktopus und spürt „eine Präsenz“, aber „so schnell wie sie kam, so schnell verschwand sie wieder“. Einer spontanen Eingebung folgend klaubt Andre einen kleinen faustgrossen Stein auf, weil ihm seine glatte Form gefällt. Die Venus-Mädchen tragen derweil ihren Gott zu Grabe bzw. sie werfen ihn zurück ins Meer, wo sich herausstellt, dass Gummi schwimmt… Mamie versucht ihre Trauer durch tatsächliches Schauspiel zum Ausdruck zu bringen und telepathiert dem Scherzartikel ein „Farewell“ hinterher. Danach stellt sie allerdings klar, dass die Dämonen, die Ptera gekillt haben, ins Gras beissen müssen. Andre´ und seine Freunde haben ihr Space Car wieder an Land gezerrt und getrocknet, das Auto funktioniert bestens, bis auf das Funkgerät, das ist im Eimer. Das tut der guten Laune keinen Abbruch, und so veranstalten die Astronauten ein fröhliches Lagerfeuer und diskutieren weiter über das venusianische Leben. Lockheart bestätigt seinen Ruf als Chef-Philosph der Truppe: „Vielleicht sind wir für die Venusmenschen die Monster“.

Andre beteiligt sich nicht am Debattierklub, sondern schwört vielmehr, das singende Mädchen zu finden, gemäss der Logik „beautiful voice = beautiful girl“ (eine gewagte Hypothese). Während sich passenderweise der Sirenensingsang wieder einstellt, tätschelt Andre seinen Stein und muss sich den milden Spott seiner Kollegen anhören: „Der Junge ist verliebt.“ Die Venusgirls, die, was auch mal gesagt werden muss, einen ziemlich guten Friseur in ihrer Nachbarschaft haben müssen, denn die Frisuren sehen nicht pflegeleicht, aber perfekt in Form aus, schreiten erneut zum Gebet, und obwohl Ptera ja eigentlich die Venusradieschen von unten betrachtet, ist der Adressat der Gebete und soll den Dämonen sprichwörtlich „Feuer“ machen, worauf auch prompt ein Baby-Vulkan im Kreis der Blondinen ausbricht.

Für Cairns und Sherman gestaltet sich die Lage dramatischer, denn denen fliegt umgehend ein etwas grösserer Feuerspeier um die Ohren. Zunächst sehen die Forscher das noch in wissenschaftlicher Neugier, erkennen sie doch im Lavaschein eine Stadt zu Füssen des Vulkans und erfreuen sich an einem Anblick, den „noch kein Mensch zuvor gesehen hat“. Hm, Vulkanausbrüche sind zwar nun nicht gerade alltäglich auf Erden, aber auch nicht sooo superselten, oder? Und prinzipiell unterscheidet sich ein Venusvulkan nun auch nicht grundlegend von einem solchen auf unserem eigenen blauen Planeten. Selbstlose Explorer, die Sherman und Cairns nun mal sind, wagen sie mit John einen Ausflug aufs vulkanische Terrain, um Proben einzusammeln. Mamie und ihre Girls geben relativ einsilbig „firefirefirefirefirefirefirefire“ von sich. Tja, unsere unvorsichtigen Forscher Cairns & Co. finden sich prompt von heisser Lava umzingelt, können aber irgendwie, obwohl das Funkgerät der Rettungsgruppe eigentlich kaputt sein sollte, Kontakt mit Walters (der jetzt allerdings plötzlich Alan und nicht mehr Hans heisst??) aufnehmen und via John ihre Position durchgeben, schlappe zwei Meilen trennen die beiden Teams. Um sich vor der glühenden Lava in Sicherheit zu bringen, klettern Sherman und Cairns auf die stabilen und breiten Schultern ihres Roboters, der mutig durch den heissen roten Schlabber stapft, jedoch erweist sich einmal mehr, dass man Cairns nicht mit der Programmierung von Robotern alleine lassen sollten, denn bei John kicken plötzlich Selbsterhaltungstriebe bzw. -programme auf. Der Robbie kalkuliert durch, dass das zusätzliche Gewicht der beiden Astronauten die Chancen auf seine eigene Unversehrtheit erheblich reduzieren und macht sich daran, Cairns von sich selbst zu entfernen. Cairns hängt an Johns Greifarm und kann nur in allergrösster Not Sherman die notwendigen Anweisungen geben, John aufzuschrauben und das entsprechende Selbsterhaltungsprogramm abzuschalten (hätte Cairns was von den Asimovschen Robotergesetzen gehört, wär´ das ganze nicht passiert, schliesslich ist die Selbsterhaltung nur Gesetz Nr. 3).

Schon braust das Weltraumauto heran und holt die Roboterbesetzer unter dem Austausch der üblichen blöden Sprüche („I thought I never see your ugly face again“) ab. Der arme John wird zurückgelassen (hat er, ehrlich gesagt, auch nicht besser verdient) und gibt, bevor er von der Lava weggespült wird, noch ein letztes „Cairns!!“ von sich, was eben diesen mächtig rührt und ihn darüber jammern hört, dass man „einen Freund“ zurückgelassen habe… immerhin einen solch netten Freund, dass der dich noch vor zwei Minuten mit Freuden in die Lava geschubst hätte. Naja, Wissenschaftler, always realitätsfern. Die Rettung der beiden Gestrandeten führt kausal zu einem neuen Problem – das zusätzliche Gewicht der beiden bedeutet, dass das Fenster zur Rückreise erheblich knapper ist und man demzufolge leider keine Zeit mehr hat, die Venus weiter zu erforschen, sondern, will man mit dem verbleibenden Sprit sicher zur Erde zurückkommen, praktisch sofort zum Aufbruch blasen muss. Hans führt Fotos seiner Drillinge vor, die er höchst kreativ „Eins, Zwei und Drei“ nennt: „Ich vergesse Namen!“ Uff.

Cairns, being the superb scientist and stuff, räsonniert, dass sich Leben durchaus an die feindlichen Umstände auf der Venus adaptieren könnte und allgemeines Bedauern über die anliegende Eile erhebt sich, aber Hans hat genug Zeit, den abseits der Gruppe vor sich hin meditierenden Andre mit einer selbstgebastelten Monster-mit-Tentakel-Maske zu erschrecken – these guys are INSANE!

Am nächsten Tag wachen die Mädchen aus ihrem Venusschlaf auf den spitzen Felsen auf und freuen sich über den vermeintlichen Sieg über die Dämonen, zumal ihnen die Überreste von John vor die Füsse gespült werden (bzw., aber das habt ihr ja sicher bereits kombiniert, ein Requisit, das entfernte Ähnlichkeit mit dem John-Roboter hat und vermutlich nicht mehr als sechsdollarsfünfundneunzig gekostet hat). Mamie interpretiert das als vom „Feuergott“ (also doch nicht Ptera?) geschickte Trophäe und Dokumentation des Siegs über die Invasoren. Unsere Astronauten machen sich auf den Rückweg zum Schiff, was irgendwie die Aufmerksamkeit der Venusschnepfen erreigt und Mamie zum korrekt gezogenen Schluss kommen lässt, dass wohl nicht alle Dämonen vernichtet wurden. Eine erneute Gebetsstunde mit der Kochmützenunterhose schliesst sich an und erneut wird der verblichene Ptera angebetet, er solle seinen Zorn über die Invasoren kommen lassen und ja keinen der Fremdlinge verschonen. Ptera lässt sich nicht lumpen und bricht einen heftigen Gewittersturm vom Zaun. Der plötzliche Wetterumschwung bewirkt bei den Astronauten gewisses Unwohlsein, was auch berechtigt ist, denn die Fluten vom Himmel unterspülen das Plateau, auf dem die Rakete sitzt und sorgt für Erdrutsche und ähnliches Ungemach. Panisch bereiten die Helden einen Notstart vor und laden sämtlichen unbenötigten Ballast ab. Um irgendeinen technischen Kasten vor no specific reason zu öffnen, kloppt Andre´ mit seinem Schmusestein auf das arme Gerät ein. Dabei geht der Stein kaputt und entpuppt sich sensationellerweise als Behälter für einen Barbie-Puppenkopf (bzw. das russische Äquivalent eines solchen).

Andre flippt begeistert aus, hat er doch nun den Beweis, dass die Venusianer genauso aussehen wie wir und (denken wir im Sinne des liebeskranken Jungkosmonauten weiter) somit auch anatomisch kompatibel sein müssten (uns als geneigte Zuschauer trifft diese Enthüllung nicht genauso blitz-und-donner-mässig, haben wir ja in Form von Mamie und ihrer Girlbrigade bereits ein paar Specimen bewundern dürfen – im russischen Original war das aber sicher der Moment der big revelation). Seine Kumpels sind ob dieser Entdeckung erheblich less enthusiastisch und zerren den krakeelenden und Freudensprünge vollführenden Jungspund ins Raumschiff und starten umgehend – der Stein und sein monumental bedeutsamer Inhalt bleiben zurück…

Die Girls beobachten den Raketenstart, der Regen hört sofort auf und Stille kehrt ein, bis Mamie ihre Telepathie wieder anschmeisst und ob des Entkommens der dämonischen Invasoren bemerkt, dass es wohl stärkere Götter gibt als ihren Ptera (für einen Gott, der seit ´ner guten dreiviertel Stunde tot ist, hat sich Ptera doch aber ganz ordentlich geschlagen, oder?). Wütend zerstören die Venusmädchen ihre Ptera-Statue (undankbares Pack, schliesslich hat Ptera doch brav Feuer und Wasser, wie verlangt, geschickt!) und erheben kurzerhand das angeschwemmte Roboterwrack John zum neuen Gott: „Das ist ein stärkerer Gott!“ (Hättet Ihr mitgekriegt, Mädels, dass dieser Robbie zu sprichwörtlich nix zu gebrauchen ist, würdet Ihr Eure Meinung revidieren, bin ich sicher…).

Unsere Astronauten grübeln auf dem Rückweg über die grossartige Zivilisation der Venusbewohner (tolle Zivilisation, insgesamt neun Mädels, und keine von denen macht den Eindruck, als könne sie was anderes ausser am Strand rumliegen, rohe Fische fressen und Muscheln sammeln… möchte wissen, wer denen die Klamotten näht…)…, womit uns Andre´s Erzählung in die „Gegenwart“ zurückführt. „Das ist jetzt zwei Jahre her und seither hat es keine neue Expedition zur Venus gegeben, andere Aufgaben warteten, Mars, Jupiter. Aber ich kann sie nicht vergessen! Ich werde zurückkehren und sie eines Tages sehen, oder bei dem Versuch sterben!“ Mit diesen dramatisch-pathetisch-rührselig-naiv-doofen Worten eines unglücklich Verliebten schliesst unser munteres Possenspiel…

Stock Footage ist an sich ja was schönes, sie erspart Filmemachern, die knapp bei Kasse sind, und wer, ausser den Leuten, die für Jerry Bruckheimer & Co. mit Dollarmillionen nur so um sich werfen können, ist das schliesslich nicht, die Mühe, potentiell kostenintensive Szenen selbst drehen zu müssen. D.h. der Einsatz von Stock Footage ist nicht per se kriminell (ausgenommen vielleicht, womit wir wieder bei Roger Corman wären, im Falle von Battle Beyond the Stars, dessen Spezialeffektsequenzen sprichwörtlich in jedem utopisch oder SF-angehauchten Corman-produzierten Film der letzten 25 Jahre ausgeschlachtet wurden). Selbst das Zusammenstöpseln von praktisch vollkommen unkompatiblen Stock-Footage-Fetzchen kann man bei dadaistischer Auslegung als eigene Kunstform betrachten (schlag nach bei Ed Wood und Glen_or_Glenda).

Kritisch wird die Sache hauptsächlich dann, wenn sich die schöpferische Gestaltung des betreffenden Filmemachers darauf beschränkt, ein paar Minuten eigenes Material um nahezu komplett verwertete Leistungen anderer herumzudrehen und zu hoffen, dass niemand (bzw. jeder, ist Ansichtssache) darauf hereinfällt – ein Musterbeispiel für die schamlose Ausbeutung fremden Materials sind die schätzungsweise hunderttausend „Ninja“-Filme aus dem Hause Filmark/Tomas Tang (stellvertretend sei auf die diesbezüglichen Reviews zu Frauenlager_der_Ninja und Ninja_in_Action verwiesen). Strenggenommen fällt auch Voyage to the Planet of Prehistoric Women (argh, hätt´s ein kürzerer Titel nicht auch getan? Schreibt man sich ja ´nen Leo) in diese Kategorie, denn wenn das von Bogdanovich neu gedrehte Material insgesamt zehn Minuten ausmacht, dürfte dies höchst optimistisch geschätzt sein.

Allerdings hat Bogdanovich seinen „Epigonen“ aus Far East intellektuell eins voraus – er versucht wenigstens gar nicht erst, so etwas wie „Interaktion“ zwischen seinem und dem Originalmaterial herzustellen, wir erinnern uns, das war der Faktor, der die angesprochenen Ninja-„Filme“ in bislang unerreichbar geglaubte neue Debilitäts-Dimensionen hievte. Der spätere Meisterregisseur (The Last Picture Show, Texasville) beschränkt sich dankenswerterweise darauf, seine Protagonistinnen zwar scheinbar aktiv in die Handlung eingreifen zu lassen (durch ihre Götterbeschwörungen), doch die Wirkung ist eher die eines kommentierenden „greek chorus“, der für den eigentlichen Fortlauf der Story nicht notwendig ist (aber nun komme keiner auf den falschen Gedanken, dass der Maestro hier absichtlich Analogien zu klassischen griechischen Tragödien herstellen wollte… nöö, es ging nur darum, den russischen Film mit ein paar zusätzlichen Minuten zu strecken und so zu tun, als wäre es ein amerikanischer Streifen).

Gekostet haben können die neuen Szenen sprichwörtlich nichts ausser der Tagesgage von Mamie van Doren (und, ohne despektierlich klingen zu wollen, hoch kann die seinerzeit nicht wirklich gewesen sein) und der Leihgebühr für das traurige Pterodactyl-Gummiteil, mit dem man keinen Dreijährigen erschrecken könnte. „Sets“ gibt´s nicht, alles entstand „on location“ (har-har) und die Fischfrau- Kostüme konnte man vermutlich gewinnbringend an die nächstbeste Hippie-Kommune verscherbeln (this is the dawning of the age of Aquarius… sing-summ) – und wie ich Corman kenne, hat der das vermutlich auch gemacht, hehe. Ansonsten beschränkte sich Bogdanovich´ „Regiearbeit“ auf das Editieren der sowjetischen Vorlage. Ich weiss nicht, wie lange Planeta Bur in seiner Originalfassung war, die „Exportfassung“ Planet der Stürme wird mit 73 Minuten angegeben – gehen wir mal davon aus, dass der Film nie wesentlich länger war und Bogdanovich so nicht all zu viel Material aus dem Streifen eliminieren musste. Erfreulicherweise halten sich die wesentlichen Eingriffe in das Originalmaterial in engen Grenzen: Bogdanovich hält sich nahezu sklavisch an die Story und ihre Entwicklung des russischen Films und lässt, zumindest soweit es sich nachvollziehen lässt, die integralen Bestandteile der Geschichte intakt (gut, vermutlich hat es in der Originalfassung nicht so viele Versuche dummer Witze gegeben) – auf der Strecke bzw. auf dem Schneideraumboden blieb lediglich die einzige Frauenrolle „Mascha“, portraitiert von Kyunna Ignatowa, die aber ersichtlich auch im Original keine gesteigerte Bedeutung hatte, so dass dies nicht weiter ins Gewicht fällt.

Also können wir uns beurteilungstechnisch nahezu ausnahmslos dem russischen Material widmen und das riecht verdächtig nach Kompetenz – die Raketen- und Weltraum-Modell-Effekte sind beachtlich und wissenschaftlich mit Sicherheit plausibler als zeitgenössische US-Ware. Die Miniatursets sind detailfreudig und eindrucksvoll, auch die Indoor-Sets der Kontrollstation sowie die Raumschiff-Interieurs (besonders das der ersten Venuslandung) wirken realistisch und ausgeklügelt, da hat sich wirklich jemand was dabei gedacht. Interesant (und auch effekttechnisch akzeptabel gestaltet) ist die Idee der „Weltraumtankstelle“, wobei auch hier vor allem die Trickarbeit erwähnenswert ist (an Effekte wie eifrig auf einem Miniaturmodell „herumlaufender“ Komparsen hätten sich amerikanische Trickhexer vermutlich 1962 nicht gewagt). Das „Weltraumauto“ ist vom Design her aus heutiger Sicht sicherlich drollig (hence die erwähnten Erinnerungen an die Jetsons), aber auch hier beeindrucken die russischen Effektkünstler mit erstaunlich überzeugender Tricktechnik. Weniger glücklich sind allerdings die tricktechnischen Ausflüge in die Creature-Abteilung. Die „Lizard Men“ sind auch unter Berücksichtigung des Alters des Films eher unter die Rubrik „Peinlichkeiten“ einzustufen, der Pterodaktylus gewinnt auch keine Schönheitspreise… Roboter „John“ würde ich als direkten Nachfahren von Robbie aus Forbidden Planet einstufen, wäre ich mir sicher, dass die Russen die imperialistischen Shakespeare-Utopie hätten sehen dürfen.

Im übrigen bemüht sich die russische Weltraummär um Realitätsnähe (in den 60er Jahren war das wissenschaftliche Venus-Bild in etwa das hier dargestellte einer vorzeitlichen „Zweiterde“, eine Idee, die von Legionen einfallsloser SF-Schreiberlinge mit Begeisterung aufgesogen und weiterverbreitet wurde) und Glaubwürdigkeit und ergibt sich – in wohltuender Abwechslung – nicht den Konventionen des typischen Hollywood-Kintopps (wo sich ja unvermeidlich eine Liebesgeschichte zwischen mindestens einer Venusianerin und einem Astro- bzw. Kosmonauten abgespielt hätte, wie wir es aus Cat Women on the Moon etc. ja zur Genüge kennen). Die russische Regie ist zwar gelegentlich etwas statisch, aber zumindest von professioneller Routine gekennzeichnet. Relativ grausam ist die musikalische Untermalung, die aber wohl auf das Konto der amerikanischen Produzenten geht, aber irgendwo gehört das ja dazu.

Es fällt unter den gegebenen Umständen verständlicherweise recht schwer, schauspielerische Leistungen zu beurteilen, da unsereins ja kaum nachvollziehen kann, was für Dialoge die russischen (bzw. der eine vermutlich ostdeutsche Darsteller) ursprünglich einmal zu sprechen hatten. Was allerdings durchaus auch in der hier vorliegenden Form des Films klar wird, ist, dass die Herren Schauspieler im Gegensatz zu ihren zeitgenössischen amerikanischen Kollegen nicht zum hemmungslosen Chargieren neigen, sondern zurückgenommen agieren (immerhin ist davon auszugehen, dass es sich um eine sowjetische Grossproduktion handelte und daher nicht gerade die letzten Provinzmimen engagiert wurden). Was das neugedrehte Material angeht, kann man eigentlich ausschliesslich Mamie van Doren überhaupt beurteilen – das Busenwunder und vormalige Sexsymbol könnte natürlich beim besten Willen und bei grösserem Talent als nach hiesigem Kenntnisstand vorhanden keine glanzvolle Darbietung liefern – der Trick, die Venusianerinnen ausschliesslich telepathisch kommunizieren zu lassen, bringt Regisseur Bogdanovich nicht in die Verlegenheit, den Grossteil seiner weiblichen Besetzung mehr tun zu lassen, als in der Gegend rumzustehen oder -liegen und ein wenig zu planschen – aber in ein-zwei Szenen versucht Mamie tatsächlich, ein wenig Emotion in ihr Mienenspiel einzubringen – ein wahrer Profi, wer selbst zu solchen Gelegenheiten, wo´s wirklich nur um ein paar hundert grüne Scheine für die nächste Miete ging, nicht ganz vergisst, was Schauspielerei ausmacht. Dafür gibt´s ein badmovies.de-Fleisskärtchen und ein (im Genre-, Budget- und Darstellerkontext zu sehendes) „Respekt“.

Fred Olen Ray und seine Unternehmung Retromedia haben sich mit der DVD-Veröffentlichung quasi selbst übertroffen – meine bisherigen Retromedia-Erfahrungen sind doch von mehr Schatten als Licht geprägt (z.B. von der Tatsache, dass ich die Disc von The Phantom from 10.000 Leagues vermaledeiterweise nicht zum Laufen bewegen kann). Der Print, präsentiert in Minimal-Letterbox von ca. 1.33:1) ist sicher nicht perfekt, aber zweckmässig – gelegentliche jump cuts lassen sich, da wohl schon im Quellmaterial vorhanden, nicht vermeiden; es ist deutlich festzustellen, dass die neugedrehten Szenen mit Mamie van Doren qualitativ wesentlich besser sind als die russischen Originalaufnahmen – vermutlich hatte Bogdanovich auch nicht mehr als eine second- oder third-generation-35-mm-Kopie, wenn überhaupt, zur Verfügung. Der Ton ist nichts, womit man seine Dolby-Anlage strapazieren könnte, aber man versteht die Dialoge. Als Zugaben gibt´s eine kleine Still Gallery mit einer Handvoll (aber auch nicht mehr) hübscher s/w-Publicity-Stills (also ausschliesslich von Mamie und ihren Girls), einen Reprint des russischen Fotoromans (hübsche Idee, aber leider in der Ausführung verbesserungsfähig – erstens läuft der Fotoroman einfach in fünfeinhalb Minuten durch, anstelle, wie es sich gehört, als Standbilder serviert zu werden, zweitens ist die Bildauflösung nicht fein genug, um bei Achtfachzoom die Sprechblasen würdigen zu können – nicht, das ich kyrillisch lesen könnte, aber ich hätte gern wenigstens verifiziert, ob´s wirklich russisch ist… die Titelüberschrift ist nämlich französisch, könnte aber auch nachträglich einkopiert sein – eine Seite Fotoroman mit 6-8 Fotos wird zentriert dargeboten. Wie gesagt, von der Idee her ein nettes Goodie, aber hier sollte man vielleicht ein wenig weiter denken und dieses Extra tatsächlich nutzbar machen), und als Höhepunkt eine neugedrehte 22-minütige „Featurette“ Being Mamie, im Klartext ein ausführliches aktuelles Interview mit „Hauptdarstellerin“ Mamie van Doren (geführt übrigens von badmovies.de-Hall-of-Famer Steve Latshaw). Mamie rekapituliert ihre Karriere von ihren Anfängen in den frühen 50ern, den Starruhm als Sex-Symbol, aber auch ihre Erfahrungen in B- und Exploitation-Filmen (wie Sex Kittens Go to College), ihre Verbindungen zu John Agar, Eddie Cochran und – vor allem – Jayne Mansfield (hier liegt interesting stuff begraben), ihre Erfahrungen als Truppen-Entertainerin in Vietnam und gibt natürlich auch einige witzige Anekdoten über den Dreh zu Voyage to the Planet of Prehistoric Women zum besten – ein sehr unterhaltsames Interview mit einer interessanten Persönlichkeit, auch wenn ich glaube, dass Ms. van Doren ihren Einfluss und ihre Vorbildfunktion auf moderne Pop-Ikonen wie Madonna oder Britney Spears leicht überschätzt. Dennoch ein grossartiges Extra, dass die DVD-Präsentation ideal abrundet (im übrigen spendiert Retromedia dem Film zwar nur acht Chapters, die aber werden im Menü vollanimiert).

Insgesamt für die Art Film, von der wir hier sprechen, eine sehr ansprechende DVD-Veröffentlichungen mit leichten, verschmerzbaren Mängeln. Voyage to the Planet of Prehistoric Women (erwähnte ich, dass mir der Titel zu lang ist?) ist mit Sicherheit kein filmhistorischer Weitwurf und Fans von Peter Bogdanovich müssen sich dieses Frühwerk des Meisters nun absolut nicht auf ihren Einkaufszettel schreiben, ausser sie wollen unbedingt jeden vom Maestro persönlich belichteten Filmschnipsel in ihrer Sammlung haben – so richtig beginnt die Karriere des Regisseurs nun doch erst mit Targets.

Aber für andere Zielgruppen lohnt sich die Anschaffung dieser Disc dann doch… zum einen für die Freunde sozialistischen Filmschaffens, denn ich bezweifle stark, dass man den originalen sowjetischen Cut des Streifens (oder auch nur einer möglicherweise gekürzten Exportversion) in irgendeiner Form erhalten kann (die paar Minuten mit Mamie und ihren leichtgeschürzten Freundinnen und Bogdanivich´ gewöhnungsbedürftige Narration muss man dann halt überstehen), zum anderen natürlich für gestählte classic-SF- Trash-affecionados, die sich mit diesem Film eine weitere Kuriosität in die Sammlung einverleiben können, auch – und gerade – in dieser Form hat das Werk einen beträchtlichen Unterhaltungswert (und aus Trash-Ikonen-Gesichtspunkten lohnt allein das ausführliche Mamie-van-Doren-Interview die Anschaffung), wobei man sich darüber im klaren sein muss, dass man keinen Schundfilm-Party-Kracher vom Schlage eines Doomsday_Machine vor sich hat, sondern eben ein mit Trash-Fragmenten „aufgewertetes“ ernsthaftes SF-Produkt aus der sozialistischen Kaderschmiede, aber allein diese Kombination ist ja schon absurd genug, um den wahren badmovie-Freund vor Begeisterung jauchzen zu lassen. Kudos jedenfalls an Fred Olen Ray & Co. für diese Veröffentlichung – hatte ich mich anfänglich doch geärgert, dass ich die Bestellung nicht mehr rechtzeitig canceln konnte, bin ich jetzt froh darüber, diesen kleinen-feinen Film Teil meiner Sammlung nennen zu dürfen. For the record: die unten stehenden Bewertungen beziehen sich selbstredend rein auf die US-Überarbeitung und sind nicht analog auf die russische Originalfassung anzuwenden.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 6


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