Voodoo Man

 
  • Original-Titel: Voodoo Man
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  • Regie: William Beaudine
  • Land: USA
  • Jahr: 1944
  • Darsteller:

    Dr. Richard Marlowe: Bela Lugosi
    Toby: John Carradine
    Nicholas: George Zucco
    Betty Benton: Wanda McKay
    Stella Saunders: Louise Currie
    Ralph Dawson: Tod Andrews
    Mrs. Evelyn Marlowe: Ellen Hall
    Alice: Terry Walker
    Mrs. Benton: Mary Currier
    Grego: Pat McKee
    Sheriff: Henry Hall


Vorwort

Man kann seine Pläne umschmeißen. Eigentlich wollte ich als nächstes Langreview den zweiten Cushing-Dr.-Who (und den, weswegen ich mir die Cushing-Who-Box überhaupt gekauft habe) zerpflücken, aber heute schneite ein Päckchen aus den USA ins Haus – ich hatte beinahe vergessen, dass ich vor ein paar Wochen für doch gut 10 Dollar Vintage-Kram bei einem amazon-Marketplace-Dealer bestellt hatte. Neben einem weiteren Neuzugang für die Ed-Wood-Kollektion legte mir der Postbote „Voodoo Man“ in die Packstation – einer der zahlreichen Ultra-Low-Budget-Quickies, die Bela Lugosi Mitte der 40er für das Armenhausstudio Monogram drehte – und einer, der praktisch als verloren galt. Sinister Cinema hatte in den 90ern mal eine dem Vernehmen nach katastrophale Version auf VHS veröffentlicht, aber ausgerechnet den Rifftrax-Jungs gelang es, ein verhältnismäßig brauchbares Master aufzutreiben. Und großmütig, wie die Rifftracker nun mal sind, brachten sie das Ding selbst als Budget-DVD auf den Markt.

Ihr fragt nach „Rifftrax“? Hmpf, alles muss man erklären… Mit der Rifftrax-Unternehmung lassen Mike T. Nelson und einige andere alte Kämpen des Mystery Science Theatre 3000 die MST3K-Tradition wieder aufleben. Im Normalfall besteht das neue Geschäftsmodell darin, dass man die Kommentarspuren, eben die „riff tracks“, gegen geringes Entgelt herunterladen kann und dann parallel zur im Eigenbesitz befindlichen DVD abspielt. Das erspart den Riffern das lästige Herumlavieren um Copyright und Kram, denn einen bloßen Audio-Kommentartrack darf selbstverständlich jeder Hinz und Kunz zu jedem denkbaren Film er- und im Internet bereitstellen. Auf der anderen Seite bedeutet das natürlich, dass man als Kunde zwei Investitionen tätigen muss, denn den Film braucht man idealerweise ja auch (und dann am besten noch in einer US-NTSC-Fassung, oder man bastelt sich einen die berühmten 4 % NTSC-PAL-Differenz schneller laufenden Kommentartrack). Bei Public-Domain-Filmen können Nelson und seine Leute risikolos eigene DVDs verticken – für die „Voodoo Man“-Scheibe bezahlte ich grad mal 3 Dollar (ohne Versand); und erfreulicherweise (ich war mir nicht sicher) bietet sie sogar die Option, den Film „ungerifft“, eh, genießen zu können. Dummerweise hab ich mir das Riffing jetzt schon zu Gemüte geführt – ich hoffe, ich finde tatsächlich noch eigene Gags (oder kann zumindest darauf spekulieren, dass Ihr den Rifftrax-riff track nie hören werdet, muwa-ha-usw.-ha).

Also, Vintage Poverty Row Bela. Das muss doch lustig werden…


Inhalt

Hm, dafür, dass der Film „Voodoo Man“ heißt, steigen wir sehr un-karibisch ein – mit dem kalifornischen Hinterland, wunderbar (this is me being sarcastic again) day-for-night aufgenommen (ich MUSS da doch einmal die Rifftracker zitieren: „It must have been strange living in the forties with the second slightly dimmer sun.“). Ein Wagen zieht in eine Tankstelle, gesteuert von einem attraktiven Frauenzimmer (Frau am Steuer? 1944? Teufelskram!). Die Tanke wird betrieben vom bolundertragenden George Zucco und seinem milde geisteskranken Faktotum ohne Namen. Da die Kundschaft weiblichen Geschlechtes ist, bedient Zucco, der heißt hier Nicholas, selbst. Das Mädel wünscht aber keine Vollbetankung, sondern in Ermangelung eines Navis lediglich Richtungsanweisungen nach Twin Falls (nicht „Peaks“? Schade). Nicholas erteilt die gewünschte Auskunft für meine Begriffe verdächtig enthusiastisch (und ist auch ein bisschen sehr verliebt in das Auto) und vergisst nicht darauf hinzuweisen, dass die Hauptstraße eventuell aufgrund von Bauarbeiten gesperrt sein könnte und das Mädel dann der Umleitung folgen solle (als ob bei einer Detour jemals was Gutes rausgekommen wäre). Das Girl braust off, Nicholas starrt verstörend-creepy hinter ihr her, sendet seinen ölkanisterpolierenden Gehülfen nach Mekka, die Sonne putzen, und öffnet seinen streng geheimen Geheimtelefon-Geheimschrank (sagen wir’s so – ein handelsüblicher Brotkasten ist geheimer und vermutlich auch vor unbefugtem Zugriff sicherer). Da anstelle einer Wählscheibe o.ä. nur 8 direkt verdrahtete Rufknöpfe zu sehen sind, dürfte dieser Apparat nicht an das gemeine Telefonnetz angeschlossen sein. Wen auch immer Nickyboy anruft – er verklickert demjenigen, dass ein hübsches Ding allein auf dem Weg sei.

Das ruft den Star des Films auf den Plan – nein, nicht Bela, der genießt Top Billing (und sogar so Top Billing, dass dem hiesigen Print die entsprechene Solo-Titelkarte fehlt), sondern den, der hier die Schau stiehlt. John Carradine, der hier den retardierten Henchman gibt und stets läuft, als hätte er gerade ein mittleres Brikett in seiner Unterhose abgestellt und würde zwei schwere unsichtbare Koffer tragen (es tut mir leid, Rifftrax-Jungs, aber ich kann’s auch nicht anders ausdrücken als ihr).
Mit Henchman Nr. 2 Grego, der sich nur durch einen abartigen comb-over auszeichnet, wird ein Busch am Straßenrand weggezogen, womit sich der Blick auf einen Feldweg öffnet. Dann schnell das „Roadblock/Umleitung“-Schild aufgestellt und zurück ins Gewölle…

Obschon der Weg nicht gerade die Vertrauenswürdigkeit in asphaltierter Version darstellt, sieht unsere Motorkutscherin keine Veranlassung, der Umleitung zu misstrauen (einmal Two Thousand Maniacs! kucken und man wäre kuriert). Jemand betätigt einen Schalter an generisch-undurchschaubarer Mad-Scientist-Technologie und schaltet damit über größere Entfernung den Motor der Motorbiene aus. Das natürlich bietet Toby und Grego die Möglichkeit, sich an sie heranzuschleichen. „Wewonhörtscha,“ verspricht Toby unglaubwürdigerweise. Die Biene kreischt und wird trotzdem gegirlnappt.

Die Zeitungsschlagzeile verkündet es: „GIRL MOTORIST MISSING“. Und das ist schon die dritte in diesem Monat (daraus lernen wir erst mal nur: Frauen und dieses neumodische Autofahrdingens… das passt nicht zusammen). Die Geschichte erweckt das Interesse von „S.K.“ (seufz), dem Obergurumuftipräsidentenvorstand der „Banner Motion Picture Company“ (wenn Ihr mögt, kuckt nochmal kurz nach oben in die Credits. Ich warte solange. Dummdidummdummdidummm… wieder da? Seufzen wir gemeinsam? Okay. SEUFZ.). Er ruft seinen „scenario writer“ Ralph Dawson, den Mann mit den auffälligsten Schulterpolstern diesseits einer New-Romantic-Musiker-Convention (srsly, ich dachte, die shoulderpads hätte man erst für Spandau Ballet erfunden…) zu sich, auf das der die Story recherchiere und in ein Horrorfilmdrehbuch verwandele. Ralph erhebt den fragwürdigen Einspruch, aufgrund anstehender Verehelichung zwei Wochen Urlaub bereits bewilligt bekommen zu haben und in Anspruch nehmen zu wollen. S.K. ist der verständnisvollste Cheffe der Welt und stellt in Aussicht, einen anderen Schreiberling zu beauftragen. Offensichtlich wird Ralph aber nach getippten Zeichen bezahlt, denn er wiederum erklärt sich bereit, nach Urlaubsrückkehr an der Sache zu arbeiten. Auch, wenn er, nach nochmaligem Drübernachdenken, eigentlich keinen Bock drauf hat, seine Flitterwochen mit dem Ausdenken von Gruselgeschichten zu verbringen (hm, wenn du nach deinem Urlaub dran arbeiten willst, sind die Flitterwochen, so rein technisch gesehen, schon vorbei. Oder du hast keine besonders hohe Meinung von deiner Zukünftigen, Keule).

Auf dem Weg zu seiner Verlobten legt Ralph, Zufälle gibt’s, an der gleichen Tankstelle an wie das bedauernswerte Erführungsopfer. Er wird allerdings lediglich von Faktotum Knallcharge bedient und der erleidet fast einen Herzinfarkt, als Ralph tatsächlich beansprucht, mit SECHS GALLONEN!!!111 Sprit bedacht zu werden. Das sind immerhin beinahe 24 Liter und für Knallcharge ausgesprägtes Zeichen demonstrativ vor sich hier getragenen Neureichentums (wäre das ein Film von 2012, könnte ich die Reaktion womöglich verstehen)! Ralph mag die Asche haben, um seinem Karren Benzin für gut und gerne 150 km in den Tank zu füllen, aber Asche könnte er womöglich auch gleich selbst werden, jedenfalls, wenn er es weiter für eine gute Idee hat, einen halben Meter entfernt von der Zapfsäule zu rauchen. Hach, die 40er.
Ralph sucht die Toilette auf, was Knallcharge, gerade damit beschäftigt, dem vermeintlichen Geldsack diverse vermutlich kostenpflichtige Zusatzservices anzuempfehlen, nicht mitbekommt und den entralphten Fahrersitz konsequent für ein weiteres Weltwunder hält. Achselzuckend kontrolliert Knallcharge Wasser- und Ölstand, in dem er für zwei Sekunden in den Motorraum stiert und macht sich dann an eine Reifendruckprüfung. Mit der ist er noch beschäftigt, als Ralph zurückkommt, zu Protokoll gibt, die Tankentoilette adäquat gefunden zu haben und bezahlt. Und da braust er ab, ungeachtet der Tatsache, dass Knallcharge noch nicht mal damit begonnen hat, den Wagen zu betanken und nun mit dem Zapfhahn in der Hand dumm rumsteht. Ich schätze, Tankwarte lieben solche Kunden.

Was natürlich darin endet, dass Ralph ein paar Meilen weiter (und immer noch bei herrlichem Day-for-Night-Wetter) der Treibstoff ausgeht. Ralphie grummelt über den blöden Tankwart, als wäre es dessen Schuld. Indes landet an der Tanke wieder gut aussehendes Weibsvolk, d.h. Nicholas fühlt sich wieder zuständig. Auch diese Blondine benötigt dringend Auskunft über den weiteren Weg nach Twin Falls und Nickybaby leidert wieder seinen auswendig gelernten Spruch herunter (und lehnt sich wieder ausgesprochen… intim ans Auto). Blondie dampft ab, Knallcharge wird wieder mit einem unaufschiebbaren Handlangertask beauftragt und Nicky absolviert seinen spezialgeheimen PHONE CALL OF DOOM! Dem wir dieses Mal zumindest entnehmen können, dass der Angerufene ein Doktor ist. Ein Doktor in einem Monogram-Horrorfilm? Lasst mich raten, ich glaube nicht, dass der ein positives role model abgeben wird.

In einem ganz netten Moment der Geschlechterrollenumkehrung ist es an Blondgirl, dem gestrandeten Ralph eine Mitfahrgelegenheit zu offerieren. Die vier Meilen zur Tanke zurückzueiern, kommt aber nicht in Frage, aber bis zur nächsten Servicestation in Fahrtrichtung ließe sie sich breitschlagen, Ralph zu kutschieren. Das Blondgift hört auf den Namen Stella (das hat man dem Zeichner der Titelsequenz nicht gesagt. Der führte sie als „Sally“ auf) und ist auf dem Weg zur Hochzeit ihrer Cousine, die irgendso einen beschränkten Hollywood-Trottel heiraten will. Stella kommt’s nicht weiter komisch vor, dass ihr Mitfahrer sie ob dieser Info als korrekt als Stella Saunders identifiziert – es braucht noch ein paar unsagbar witzige (stöhn) Dialoge mehr…
„Kennen Sie den Blödmann, den sie heiraten will?“
„Ich rasiere ihn jeden Morgen.“
Selbst das muss sich Doofblondie Stella noch auf der Zunge zergehen lassen, bis sie vom Vorschlaghammer der Erkenntnis zwischen die Augen getroffen wird. Da kommt aber auch schon die Umleitung.

Und da sehen wir BELA! Bela trägt heute sowohl Schnurrbart ALS AUCH Goatee, damit auch wirklich der letzte hirnlose Hillbilly in South Carolina die Message kapiert- that guy is EVIL! EVIL, I tells ya! Bela ist natürlich auch der Maddeste aller Mad Scientists und Erfinder des Motorausschaltkraftfelds. Außerdem kann er die Waldstelle, an der er seine Opfer stranden lässt, per Television überwachen! Und so kann er dann auch kräftig fluchen, dass Stella im Gegensatz zu Nickys Ankündigung nicht allein ist. Toby und Grego, die im Gebüsch bereits wieder auf ihren entführenden Einsazt warten, werden daher fernfunklich zurückgepfiffen.
Ralph kuckt unintelligent in den Motorraum – „ich war noch nie ein großer Mechaniker“, gibt er zu Protokoll (weswegen es auch enorm hilft, dass du im Motor doof rumfummelst). Stella versucht den Wagen neu zu starten, aber nichts passiert. „Gremlins“, schlägt Ralph, ganz der Scherzkeks, als Ursache vor. Aber da erspäht des Schreibers Adlerauge ein Haus in der Nähe. Da, bietet er an, könnte er ja mal hinwackeln und um Hilfe ersuchen. Perfekt für Bela, denn jetzt ist Stella allein und kann von Creepy Toby und Comb-over Grego eingekäscht werden. „You’re pretty“, stellt Toby beunruhigenderweise fest, ehe das arme Ding durch eine im Wald versteckte Falltür in eine katakombenartige Höhle (oder höhlenartige Katakomben?) geschleift wird.

Ralph klingelt an der Haustür – eine mißmutige ältliche Haushälterin informiert ihn mißmutig, dass der Doktor nicht da und das Telefon kaputt sei. Damit wird dem Eindringling die Tür vor der Nase zugeschlagen. „Ich werde sie bei der Handelskammer anzeigen“, droht Ralph der Tür (wobei ich mich in der Tat frage, was die Handelskammer damit zu tun hat, dass Haushälteirnnen von Ärzten ungebetene Besucher nicht einlassen. Bekomme ich ’ne Anzeige von der Rechtsanwaltskammer, wenn ich den nächsten Aldi-Werbezettel ungelesen wegschmeiße?).

Stella wird von der Höhle aus in des Doktors Haus gehasselt. Dr. Bela likes what he sees, schickt seine Henchmänner hinfort und entschuldigt sich wortreich dafür, eine Gästin derart unkonventionell zu empfangen. Mit stechendem Blick (und close-up auf seine Augen) hypnosaftet er die irritierte Stella und gibt bekannt, dass sie gebraucht werde. Wofür genau, will er ihr gerne zeigen (netter Zug: Bela muss Augenkontakt zu Stella halten, um die Hypnose aufrecht zu erhalten – er muss daher rückwärts gehen). Sie folgt ihm in einen Salon, wo Mißmutige Ältliche Haushälterin (unbeachtet) rumsitzt und… „Evelyn“, das geliebte Eheweib des Doktors. Hübsch, aber… eher katatonisch.
„Ist sie krank?“, dummfragt Stella.
„Sie ist seit 22 Jahren tot!“, entgegnet der Doktor (wofür sich die Holde dann aber doch spitzenmäßig gehalten hat).
„Wie kann sie tot sein und…“, stammelt Stella, aber „sie ist nur tot in dem Sinn, in dem du das Wort verstehst“, kryptisiert Bela und erklärt damit selbstredend genau nullkommgarnix. Jedenfalls ist das erklärte Ziel von Bela (mal wieder), seine sort-of-Verblichene ins Leben zurückzuholen „und du könntest dabei helfen“. Dr. med. Bela will auch nciht mehr als „deinen Lebenswillen, dein Bewusstsein!“ Eine weitere Hypnosaftungsdosis folgt und Stella lässt sich willenlos wegführen.

Als Ralph zum unfreiwilligen Parkplatz zurückkehrt, muss er eine überraschende Absenz sowohl Stellas als auch ihrer Motordroschke zur Kenntnis nehmen und hält dies für einen überschaubar lustigen Scherz seiner zukünftigen Schwiegercousine. Die allerdings wird gerade von Bela in ein uneinsehbares Zimmer dirigiert, wo sie aus keinem nachvollziehbaren Grunde kreischt, als hätte man ihr gerade ein Grup-Tekkan-Video vorgeführt. Bela ist mit sich selbst und der Welt zufrieden, Ralphieboy weniger, denn der hat jetzt ’nen längeren Fußmarsch vor sich. Kaum ist er außer Sichtweite, bauen Toby und Grego die Umleitung wieder ab.

Einige Zeit später begrüßt Betty Benton fröhlich ihren Verlobten, der allerdings in erlesener Scheißlaune befindlich ist und selbige seinen Hut, der bestialisch auf einen Tisch gedengelt wird, ausbaden lässt. „Ich nehme an, Stelle hat dir schon von dem Streich erzählt, den sie mir gespielt hat“, grummelt er und lässt durchblicken, dass er die Nummer ausgesprochen unkomisch fand.
Stelle ist allerdings, informiert Betty ihren Herzallerliebsten, noch nicht eingetroffen und als Ralph seine Erlebnisse berichtet, lacht sie sich halb tot: „Das ist das erste Mal, das ich höre, dass ein MANN von einer Automobilfahrt heimgelaufen ist.“ Ha. Ha. Und nochmals Ha.
Schwiegermama Benton schließt sich dem Gelächter nicht an, zumal es immer später wird und von Stellemäuschen nach wie vor jegliche Spur fehlt. Schwiema denkt ernstlich darüber nach, die Polizei einzuschalten, denn sind nicht schon drei junge Frauen spurlos verschwunden? Ralph, Blitzmerker, Schnelldenker und all-around-Intelligenzbolzen, erleidet eine Epiphanie: „Das war HIER?“ Unter diesen geänderten Umständen hält auch er es für angebracht, die Gesetzeshüterbrigade zu informieren, klemmt sich Betty unter’n Arm und macht sich auf zum Sheriff.

Dieweil, in Belas rustikalem Party-Keller. Hier herrscht Voodoo-Stimmung vom Feinsten! Interessanterweise ist der Voodoo-Priester aber nicht Bela, sondern unser freundlicher bolundertragender Tankwart Nicholas, der sich Facepaint aufgelegt , ein bis drei tote Vögel auf den Kopf gepinnt, diverse Säbelzahntiger in eine Kette verarbeitet hat und ein Zauberergewand mit augestickten Stern- und anderweitigen magischen Symbolapplikationen trägt, dass jedem Schulaufführungsmerlin zur Ehre gereichen würde. Bela hat zwar auch ’ne Zauberkutte an, aber für mehr als ein „x“ und einen Stern auf der Brust und eine „7“ auf dem Ärmel hat’s bei ihm nicht gereicht. Behelfspriester dritter Klasse.
Die hier anzurufende Voodoogottheit heißt, wenn ich Nickys Genuschel richtig verstehe, „Fragumba“. Bin mal gespannt, was Fragumba so drauf hat. Jedenfalls hat man zwei Sessel aufgebaut. In einem parkt die komatöse Evelyn, im anderen soll sich wohl das „Subjekt“ niederlassen. Der Voodoopriester von Welt voodoopriestert aber nicht gern ohne Publikum, daher darf Toby die anderen entführten Mädels holen. Die hat Bela in einem Nebenkeller in so ’ner Art Hotel-Telefonkabinen verstaut. Angesichts der versteinert kuckenden und in identische Gewänder gehüllten Frauenzimmer und dem fröhlich herumhüpfenden Toby bekomme ich langsam ein starkes, aber unvermeidliches Manos-Feeling…
Toby arrangiert die Mädels in rund um die Sessel und Bela hypnosaftet Stella in den Keller (weiterhin immer schön mit Augenkontakt). Mißmutige ältliche Haushälterin bringt Evelyn und pflanzt sin in ihren Sessel. Nicholas zückt ein Ritualmesser (die Rifftracker bemerken auf ihrer Tonspur: „Crocodile Dundee officially approved this as a KNIFE.“) und ein-zwei Meter Seil. Hm.

Das Highlight des Films: Toby trommelt völlig entmenscht auf eine Bongo ein. Da kann man Angst kriegen. Nicholas hat neben Messer und Seil auch noch ein paar menschliche Totenschädel und einen gehörten Ziegenschädel aus dem Satanisten-Fanshop, chanted undechiffrierbaren Bullshit und bringt seine zwei Stück Seil auf „magischem“ Wege dazu, sich selbst zu verknoten (ein Wunder der Spezialeffektkunst!). Bela hat sich indes zwischen Stella und Evelyn gesetzt, berührt beide und rhabarbert „von Körper zu Körper“ soll die Seele wandern, „Gefühl zu Gefühl.“ Jaja, I get the point. Get on with it.
Nach einer Weile (auch Grego darf übrigens trommeln, aber er macht das nicht ein Zehntel so gut wie Trommeltier Toby) stellts ich Wirkung ein. Stella sinkt in ihrem Sessel zurück und starrt entseelt ins Nirvana, Evelyn seuft tief und steht langsam auf. Sie lebt! (Okay, sie war ja auch vorher nur nach Belas undurchschaubarer Auslegung „tot“. Übrigens cool, dass es nicht mal eine lahme Ausrede dafür gibt, *was genau* Evelyns Problem nun ist). „Evelyn-Darling!“, freut sich Bela fast den Goatee ab.
„Richard?“, fragt Evelyn (nein, Bela. Meinetwegen auch Vlad. Aber doch nicht Richard!).
Augenscheinlich hat sich Nicholas der Erfolg der Zeremonie selbst nicht zugetraut. Alle sind happy, alle sind froh (zumindest soweit es sich nicht um entführte und entseelte „Subjekte“ handelt). Wenigstens solange, bis Evelyn die Schwinde sinnen, eh, umgekehrt und sie wieder katatonisch in ihren Sessel zurückfällt. Richard-Bela schluchzt demoralisiert und Nicks Trost hilft ihm auch nicht entscheidend weiter „Wir haben wieder versagt!“ Aber so leicht gibt ein voodoogläubiger Mad Scientist nicht auf: „Irgendwo muss es ein Mädchen mit perfekter Affinität geben und ich werde sie FINDEN!“ (Affinität bedeutet in diesem Fall übrigens „Seelenverwandschaft“. Nice touch).

Ralph und Betty sind indes beim Sheriff vorstellig geworden und binden ihm ihre Geschichte ans Knie. Der Sheriff, abgesehen davon, dass er ungefähr 70 ist und in einem Altenheim Haferschleim aus der Schnabeltasse lutschen sollte anstatt das Gesetz zu verkörpern, ist ein Idiot (und dabei ist nicht mal er der comic relief, sondern sein auf einer Bank pennender Deputy Elmer). Nachdem Ralph und Betty dem Sternträger endlich verklickert haben, dass „Stella verschwunden“ soviel bedeutet wie „zuhause ist sie nicht“, seufzt der Sheriff, dass er wohl den Vermisste-Mädchen-Zähler um eins hochschieben muss.
„Was werden sie tun?“, erkundigt sich Ralle.
„Nichts“, brummt der Sheriff zur allgemeinen Beruhigung, „außer weiter nach ihnen zu suchen.“
Nachdem der Sheriff verkündet hat, dass ihn die Erfüllung der ihm auferlegten Berufspflicht tierisch nervt, fragt er wenigstens, wo Stella zuletzt gesehen wurde.
„An der Umleitung!“
„An welcher Umleitung?“
Langsam fällt es Ralph wie Schuppen aus dem gepflegten Haupthaar. Als er mit seinem aufgetankten Karren die Stelle erneut passierte, war keine Umleitung mehr da! That’s strange! Ralph berichtet von seinem Zusammentreffen mit Mißmutiger Ältlicher Haushälterin. „Ein eigentümlicher alter Doktor“, erinnert sich der Sheriff, „Martin oder Marlow oder so…“
Nun, in Ermangelung irgendwelcher anderer greifbarer Hinweise verspricht der Mann des Gesetzes, dort mal vorbeizukucken. Elmer ist nicht begeistert, alldieweil dies tatsächlich mit Arbeit verbunden ist und er offenbar seiner Alten versprochen hat, *damit* gar nicht erst anzufangen.

Nichtdestoweniger machen sich die Cops sofort auf die Strümpfe zum Ärztehaus.
„Wir finden vielleicht das Automobil des Mädchens in seinem Wohnzimmer“, spekuliert der Sheriff.
„Was will er mit einem Automobil im Wohnzimmer?“, dummfragt Elmer, der dem Wort „Depputy“ alle Ehre macht.
„Woher soll ich wissen, was irgendwer mit einem Automobil im Wohnzimmer will?“, entgegnet der Sheriff und ich möchte den „scenario writer“ dieses Films dringend entleiben.

Dr. Bela erinnert sich an den Mad-Scientist-Teil seiner Voodoo-Mad-Scientist-Doppelberufung und hockt seine Olle vor eine „Maschine“ (hihi), die irgendwelche Strahlen aussendet, die Evelyn angeblich stärken sollen. Whatever. Dass Bela himself hofft, die Bestrahlung würde seine Geliebte nicht desintegrieren, lässt mich sowohl seine Urteilsfähigkeit als auch seine Erfindungskunst in Zweifel ziehen.
Die Cops sind eingetroffen – Elmer soll „hinten“ nachsehen (was er wirklich tut – ich persönlich tippe auf „sich irgendwo gegen eine Wand lehnen und dösen“ – wird sein Geheimnis bleiben); der Sheriff selbst will dem Doktor auf den Zahn fühlen (wüsste er, dass er’s mit Dracula zu tun hat, er hätte andere Pläne wohl gefasst oder auch nicht). Bela öffnet dem wachsamen Auge des Gesetzes höchstselbst und ist ganz der charmante, hilfsbereite Gastgeber von Welt. Außerdem stellt er sich als „Dr. Marlowe“ vor. Den osteuropäischen Akzent hat er demnach in der Lotterie gewonnen – oder er hieß vorher mal Richardjewitsch Marlowski. Dieweil Mißmutige Ältliche Haushälterin dienstbeflissen an der Salontür lauscht, schaltet Bela erst mal umständlich die Lichter an (Augenprobleme, behauptet er) und offeriert dem Sheriff einen Drink, den dieser dankbar annimmt (hach, die 40er, als Saufen im Dienst noch erwartet wurde). Dass Marlowe sich zwecks Getränkeapportierung aus dem Salon subtrahiert, kommt beiden gelegen – der Doktor kann M.A.H. verdeutlichen, dass sie Evelyn im Keller verstecken soll, und der Sheriff kann im Salon unspezifiziert rumschnüffeln.

Nachdem nun endlich alle Lichter brennen, Evelyn im Keller verklappt ist und der Sherry („my favourite wine“, erklärt Connoisseur Bela. Ein kleiner Rückgriff zu „I never drink… wine“ hätte sich hier angeboten. Und einer der Rifftracker vergallopiert sich mit einem „my favourite wine is Gin“. Man darf auch mal bei den Riffern beckmessern. Sherry IST nun mal Wein) serviert, kann der Sheriff nach einer gefühlten Ewigkeit zur Sache kommen. Der Polizist zäumt das Pferd von ganz weit hinten auf und beginnt mit Fragen zu Umleitungsschildern. Der Doktor weiß nichts und ist verwirrt – warum sollten auch Umleitungsschilder aufgestellt werden, wo die Straße doch nicht repariert wird: „Das ist für mich alles sehr verwirrend, Sheriff!“ Marlowe setzt sein Kapital auf „einen Streich von Schuljungen“.
Nicholas meldet sich zur Unzeit fernofonisch, aber Dr. Marlowe unterrichtet ihn über den Freundschaftsbesuch des Sheriffs. Der tut nu Butter bei de Fische, erklärt, dass er „junge Mädchen“ suche (naja, SO jung nun auch wieder nicht), die verschwunden seien, und ob der Doktor vielleicht Schreie gehört habe`?
„I’m quite off… road“, versucht sich Bela JETZT an fehlgeleiteter Dracula-Style-Prosa.

Im Keller schreitet Toby zu einer unangemeldeten Zelleninspektion der gefangenen Girls, dieweil der Sheriff sich verabschiedet. Toby spricht mit den hinterglasten Grazien, für Stella hat er aber besonders viel übrig – er öffnet ihre Kabine, streicht ihr durch’s Haar und beschwert sich, dass „niemand mit mir spricht. Auch der Meister spricht nicht mit mir, nur wenn er böse auf mich ist“. Es tut mir sehr leid, aber Toby IST Torgo. Langsam wird mir klar, woher Harold P. Warren seine Inspiration hatte (ich schlage übrigens vor, dass man die Schändung weiblicher Haarpracht unter Rezitation von „The Master does this/that“-Monologen zukünftig offiziell mit dem Verb „to torgo“ bezeichnet).
Marlowe informiert seine Komplizen über den Sheriff-Besuch und Toby hasselt die weiterhin entseelte Stella zurück in ihre Kabine: „Erzähl ihm nichts, er schlägt mich!“ Vielleicht lässt er dich aber auch von den Schicksen zu Tode massieren… Leider vergisst Toby, die Kabinentür zu schließen. Ob das wohl noch Folgen haben wird?
Marlowe möchte jedenfalls, dass das Voodooritual wiederholt wird, Nicholas soll schon mal alles vorbereiten. Stella wandert aus ihrer Zelle, in die Höhle und auf die Straße. Das wird ein Problem für Toby, der sie mit Grego holen soll und sich erst mal wundert, dass sich auf seinen Knopfdruck die Kabinentür schließt! „It works backwards“, staunt Toby Bauklötze und realisiert dann, dass sich in der Zelle nicht mal ein Stella-ähnliches Luftloch befindet. „Sie ist nicht hier. Sie muss woanders sein. Hier ist sie auch nicht. Sie muss woanders…“ Ihr könnt’s Euch ungefähr vorstellen, jedenfalls „durchsucht“ Toby so die anderen Kabinen.
Immerhin – zur Schlussfolgerung „Der Meister wird böse sein“ reicht’s bei Toby noch, deswegen hätte er herzlich gerne, dass Grego ihn nicht verpetzt. Unter geistig zurückgebliebenen, bongotrommelnden Voodoopriester-Helferlein gibt’s aber ersichtlich keine Solidarität, wenngleich Grego gar nicht dazu kommt, Marlow brühwarm von Tobys Versagen zu berichten. Das schafft der nämlich ganz alleine… Grego muss nur noch ein „ICH WAR’S NICHT“ beisteuern (dem er mental sicherlich noch ein „neener-neener-neener“ anfügt). Marlowe chleudert den Purchen Topy zu Poden, abgesehen davon mögen er und Grego doch bitteschön die Flüchtige wieder einsammeln, andernfalls sähe er sich zu seinem größten Bedauern gezwungen, Toby die Lebenslichter auszupusten.

Stella wandert indes direktemang dem Sheriff vor den Kühlergrill, was diesen zu dem unsterblichen Kraftausdruck „good ole fishhook!“ verleitet (Ehrensache, die Rifftracker bemühen sich, diesen Ausdruck fürderhin in so ziemlich jedem Satz unterzubringen). „Eine Schlafwandlerin“, diagnostiziert Dr. Elmer, „und eine verdammt hübsche.“
„Sieht eher hypnotisiert aus“, meint Prof. Sheriff und ja, meint der Sternträger, es könnte womöglich die geringe Chance bestehen, dass es sich eventuell um eine der vermissten Personen handelt.

Weswegen sie Stella auch auf kürzestem Wege zu den Bentons fahren (ich glaube nicht, dass Stella ihren Ausweis mit dabei hatte). „Wir dachten, sie könnte das vermisste Mädchen sein“, meint der Sheriff (eine von VIER. Ihr Pfeifen).

Marlow ist beunruhigt, aber Toby hat herausgefunden, wo sie ist (wie auch immer).

Die Bentons plus Ralph haben Stella in ihrem katatonischen Zsutand ins Bett gebracht. Riechsalz hilft nicht, ein Arzt wäre günstig, ist die allgemeine Ansicht. Die öffentliche Ordnung in Form von Sheriff und Deputy geht davon aus, alles menschenmögliche, was man von ihr verlangen köntne, getan zu haben und verzupft sich. Elmer ist von der Aussicht auf NOCH MEHR grauenerregend-anstrengende Arbeit persönlich angewidert, aber da muss er durch. Da klingelt’s an der Tür und vor selbiger steht Marlowe, der gehört hat, die Dienste eines promovierten Mediziners könnten gebraucht werden (äh. Woher? Findet das außer mir niemand ein wenig seltsam?). Es trifft sich günstig, dass Marlowe, der Zufall will es so, Experte für „Fälle wie diesen“ ist. How convenient!

Bevor Marlowe sich zur Bettstatt der Hypnomaid durchtankt, stellt Betty fest, dass Stella offensichtlich keine Schmerzen erleidet, aber… woher hat sie die Klamotten? „Ich hab sowas mal im Film gesehen, das waren Zombies!“, spekuliert sie.
„Das ist nur der Alptraum eines Szenarioschreibers“, verweist Ralph solch Denke ins Reich der Fabel, „ich hab sowas mal geschrieben“ (dann kann’s ja nicht sein Alptraum sein, oder?).
Marlowe tritt ein, Untersuchung im Sinn und Stella reagiert prompt damit, ihre Brust schwer zu heben! (So attraktiv ist Bela nu auch wieder nich). Marlowe fummelt in ihrem Gesicht und eröffnet eine breite Auswahl an Möglichkeiten für den Zustand von Stellazombie: „Schock, Geisteskrankheit, Bulimie“. Bulimie? Das hielt ich immer für eine neumodische Zivilisationskrankheit…
Vorsicht ist die Mutter der Behandlung, rät der Doktor, sonst wird der Zustand permanent. Mehr als Ruhe und Frieden verordnet der Onkel Doc aber nicht, und das auch noch rezeptfrei. Und wenn’s gewünscht wird, schaut er morgen gerne noch mal rein. Damit verzieht sich Marlowe.
Ralph und Betty haben durchaus bemerkt, dass Stella auf Marlowes Entrée reagiert hat. Ob da eine Verbindung…?

In geringfügiger Verkennung der Sachlage berichtet Marlowe in seinem trauten Heim, dass niemand Verdacht geschöpft habe. Nun, da man weiß, wo Stella ist, muss man sie nur noch zurückbringen. Das wird ganz einfach per Voodoo-Power erledigt. Bela hat noch einen Ring von Stella (theoretisch müsste er ihr ganzes Ensemble haben) und der reicht, dass Nicholas einen Hypnosezauber wirken kann, der sie dazu veranlasst, Bett und Haus zu verlassen und eine (day-for-night-fotografierte) Nachtwanderung zum Marlowe-Haus zzu unternehmen (und, for the record, Nicholas‘ engagiertes Voodoo-gibberish klingt verdächtig nach Hapes „Wiegenlied der grönländischen Eskimofrau“. Mann, was dieser kleine Film für weltkulturgeschichtlichen Einfluss nahm!).
Toby und Grego holen Stella im Wald ab. „You bad girl. You a very naughty girl“, proklamiert Toby, der augenscheinlich von Sekunde zu Sekunde weiter retardiert. Marlowe ist begeistert und lobt Nicholas über den grünen Klee. „Framumba versagt nie,“ entgegnet Nicholas mit stolzgeschwellter Brust (abgesehen von den Fällen, wo er versagt. Also z.B. bei dem ganzen Seelentransferierungsgedöns).

Betty findet Stellas leeres Bett und ist zunächst (auch wieder ein nettes Detail, das man einem Ultra-Billig-Klopper nicht zutraut) strahlend glücklich, dass Cousinchen wohl aus eigener Kraft den Weg aus dem Bett gefunden hat. Erst, als sie auch im Badezimmer keine Stella findet, macht sich Panik breit. Mit Ralph fährt sie los OHMEINGOTTWASHATSIEDAAUFDEMKOPFEINGEWENDETESSTACHELSCHWEIN? Uff. Dieser Hut ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Okay, hab mich beruhigt.
Unser zukünftiges Ehepaar sucht zunächst Dr. Marlowe auf (der, täte ich ihn verdächtigen, sicher der erste wäre, den ich über Stellas Verschwinden unterrichten würde) und berichten. „Könnte sie einfach weggegangen sein?“, fragt Ralph.
Jou, schon möglich, meint der Doktor, „meine Frau hatte selbst solche Anfälle.“ Damit lenkt er die Aufmerksamkeit auf ein Wandbild Evelnys, ehe er Betty ausführlich und überhaupt nicht creepy anstarrt. Marlowe kommt mit der „meine-Frau-ist-seit-22-Jahren-tot“-Nummer, die er sich einmal im Leben hätte sparen sollen. Warum? Nun, weil, während er den Sheriff anruft, um nach Neuheiten ob Stellas Verbleib zu fragen, Evelyn in ihrem Zombie-Zustand in plain sight für Betty und Ralph gemütlich die Treppe herunterlatscht und sich anschickt, in den Salon zu pilgern, wovon M.A.H. sie gerade noch abhalten kann. But the damage is done – trotz double-takes und Vergewisserung durch Blick zum Wandbildnis haben sowohl Betty und Ralph erkannt, das hier ’ne angebliche Leiche rumläuft.
Marlowe hat natürlich nix mitgekriegt und teilt leutselig mit, dass „the sheriff is of no use“ (das ist hart, aber fair), dennoch aber alles in Ordnung gehen wird. Ralph und Betty verabschieden sich – Betty will draußen vor der Tür sofort ausdiskutieren, was sie gesehen hat, Ralph ist wider Erwarten clever genug, für dieses Gespräch ein anderes Geläuf auszukucken.

Bela Marlowe hingegen ist wieder einmal mit sich im Reinen. Betty dürfte seiner Ansicht nach die perfekte Affinität aufweisen und für Voodoo-Behexungszwecke hat er ihr auch unauffällig einen Handschuh geklaut.

Wenig später sitzen Betty und Ralph in einem Café und besprechen die rätselhaften Vorkommnisse – dass Evelyn das gleiche Kleid trug wie Stella und genauso in Trance wirkte, lässt die Theorie einer Verbindung zwischen dem Verschwinden der Mädchen und Dr. Marlowe natürlich auf der Hand liegen. Ralph ruft den Sheriff an, doch währenddessen hat sich Nicholas schon wieder in sein Voodoopriestergewand geworfen und sich ein paar neue gobbledygook-Worte ausgedacht. Die schwarze Magie verfehlt ihre Wirkung nicht – zuerst fühlt sich Betty nur unwohl, aber schon tigert sie in Trance aus dem Café, ins Auto und fährt – zum milden Amüsemang eines sinnlos in der Gegend herumparkenden Motoristen – hinfört.

Ralph berichtet dem Sheriff dieweil die neuesten merkwürdigen Merkwürdigkeiten und obwohl der Kram offenbar so unglaubwürdig ist, dass der Sheriff zweimal auflegen muss, bis auch Ralph bemerkt, dass das Telefonat beendet ist (fuck continuity!), hat er den Gesetzesmann davon überzeugt, den Wagen zu satteln und eiligst gen Marlowe-Haus zu motorisieren.

Bekanntlich sind Frauen in diesem Film selten da, wo sie erwartet werden, und so kuckt auch Ralph bei Rückkehr in den Schankraum in die Röhre der Enttäuschung. Betty ist weg, und obschon er zunächst davon ausgeht, dass sie sich lediglich das Näschen pudern gegangen ist (was völlig unmöglich ist, weil Frauen bekanntlich nur zu zweit auf’s Klo gehen und Betty keine geeignete chaperone am Start hatte) und sich in Ruhe ’nen Glimmstengel anzündet, ist Ralle nervös genug, sich bei der Kellnerin nach Bettys Verbleib zu erkundigen. Entsprechend instruiert stürmt er auf den Parkplatz und erhält vom immer noch sinnlos rumparkenden Motoristen die Antwort, dass die „hübsche Blondine“ „in a daze“ vom Acker gepfeilt sei. Ralph zögert keine Sekunde und rekrutiert den Motoristen für die Gute Sache (TM), und weil der nix besseres zu tun hat, willigt er ein, Blondie zu verfolgen (sure beats parking in front of a café).

Aus unerfindlichen Gründen haben Toby und Grego das Umleitungsschild aufgebaut – wo Betty doch unter der mentalen Fuchtel des Voodoopriesters steht, sollte das doch unnötig sein und erweckt nur unangebrachten Verdacht (schließlich ist ausnahmsweise mal auch im Filmsinne hellichter Tag). Toby und Grego erwarten Betty jedenfalls und es ist erstaunlich, wie ähnlich John Carradine einem zurückgebliebenen jungen Hugh Laurie ähnelt. Falls jemand mal ein Carradine-Biopic drehen will…

The plot thickens, alle Parteien sind, sofern nicht eh dort ansässig, auf dem Weg zum Marlowe-Haus, wir bewegen uns heftig auf die 60-Minuten-Marke zu, ergo: wird Zeit für den Endspurt.

Marlowe will jedenfalls keine Zeit verlieren – das Ritual wird SOFORT durchgezogen, da verzichtet er sogar darauf, Betty in eines der Standard-Voodoo-Zombiefrauen-Kleider zu hüllen.
Ralph und der Motorist finden Bettys Auto.
Toby führt die Zombiefrauen (die sich, bis auf die spielverderbende letzte Maid, in korrekter Größenreihenfolge aufgestellt haben. Ist fast wie beim Bund) in den Ritualraum – mit mittlerweile fünf gegirlnappten Zombies können die Voodoofans jetzt wenigstens ein ordentliche Pentagramm formieren (weiteres nettes Detail: wie Toby die Schnepfen durchzählt. Nicht, dass WIEDER eine fehlt). Das muss ja jetzt klappen.
Ralph schickt den Motoristen zurück zur Straße, auf das er den Sheriff einweise, dieweil er selbst sich anschickt, some serious hero stuff in Angriff zu nehmen. Gut, zu seinem Glück haben Toby und Grego die Falltür offen gelassen, sonst wäre er aufgeschmissen…

Toby beginnt zu trommeln (lustig übrigens, dass das Getrommele immer, wenn Toby bzw. Grego im Bild sind, dominant von der Tonspur dröhnt, wenn wir aber Totalen des Ritualraums oder Details von Evelyn, Bela und Betty haben, nur ganz verhalten im Hintergrund zu erahnen ist), Nicholas chanted sein dummes Zeug und Marlowe zieht wieder die „body-to-body“-Nummer durch. Ralph latscht treudoof ins Prozedere und wird, being the tough and strong hero he is, vom kurz mal aufgestandenen Grego mit einer kurzen trockenen Rechten in Morpheus‘ Arme geschickt. Well done – das Ritual ist nicht mal in Ansätzen unterbrochen worden.

Sheriff nebst Elmer ist eingetroffen – da niemand auf ihr Klingeln öffnet, entscheidet der Sheriff, dass ausreichend Gefahr im Verzug ist, um einen Einbruch zu rechtfertigen.
Das Ritual ritualisiert vor sich hin, Toby trommelt laut genug, dass es die Cops direkt in den Keller lotst und, tadaa, das Ritual ritualisiert nicht nur, es funktioniert sogar. Betty sinkt in sich zusammen und Evelyn ist da! Die Cops stürmen mit fragenden Gesichtsausdrücken und gezogenen Wummen in die Kammer. „STAND BACK“, nölt Marlowe und greift sich Nicholas‘ Voodootranchiermesser. Böser Fehler, denn der Sheriff erweist sich als wesentlich usefuller als Ralph und ballert Marlowe unzeremoniell um (interessant übrigens, dass trotz ihrer numerischen Überlegenheit weder Nick, Toby noch Grego auch nur einen kleinen Finger rühren, um die Bullen zu überwältigen. Dabei war Grego doch gerade noch so proaktiv!), Und das gerade, als sowohl Evelyn aus ihrer Trance als auch Ralph aus seiner faustbedingten Bewusstlosigkeit erwachen. „Bald… sind wir zusammen“, röchelt Marlowe seinen geliebten Besen an und verscheidet – womit der Zauber gebrochen ist (hm, ich will nicht lästern, aber gewirkt hat den Voodoo-Spell nicht er, sondern Nicholas, demnach sollte Marlowes Tod nichts entscheidend ändern). Evelyn kollabiert (ist sie tot? Nur weiterhin in ihrer alterslosen Katatonie? Who knows?), Stella kommt wieder zu sich und hat keine Erinnerung an gar nix: „Was für eine Art Hochzeit ist das?“ Jedenfalls beschließt sie: „Das war das letzte Mal, dass ich einen Anhalter mitnehme“ (which would be ironic or something, wenn das irgendwas an ihrer Entführung geändert hätte).

Ralph hat seine Erlebnisse in Drehbuchform zu Papier gebracht und liefert sie, mit Betty im Schlepptau, bei S.K. ab. „Voodoo Man, eh?“, gibt sich Mr. Producer nicht gänzlich überzeugt. „Sagen sie mir nicht, es könnte nie passieren, denn es ist passiert“, verdeutlicht Ralph. Aber S.K. will noch einen Tipp für die Besetzung der Schurkenrolle! „Versuchen sie Bela Lugosi zu kriegen, das ist genau sein Ding“. YAY! META FICTION! Bei Monogram 1944! Und damit ist finis…

Ich gebe zu, dass ich bei Belas 40er-Poverty-Row-Heulern noch Lücken habe, aber wenn die nur halbwegs so unterhaltsam sind wie „Voodoo Man“ selbst ohne Rifftrax-Kommentar, muss ich dringend ein paar DVDs ordern („The Corpse Vanishes“ lacht mich ja schon seit geraumer Zeit an).

Klar, keine Sekunde lang kann „Voodoo Man“ auch nur nicht überzeugend vortäuschen, so etwas ähnliches wie ein ernst gemeinter Gruselthriller zu sein – das hat aber wohl auch 1944 niemand erwartet, der sehenden Auges in einen „lower bill“-B-Klopper Marke Monogram ging. Vielmehr bietet Drehbuchautor Robert Charles in seinem für die Zeit überraschenden Versuch, die ganze übliche Mad-Scientist-Hokuspokus-Plotte in einen selbstreferentiellen Meta-Bezug zu setzen (das ist allerdings etwas, was man mit Sicherheit *nicht* erwartete, wenn man 1944 in einen „lower bill“-B-Klopper Marke Monogram ging), genau den schieren, unverfälschen Wahnsinn, den man von einem „lower-„, ja, ich hör ja schon auf, Ihr könnt Euch ja denken, was ich meine.

Dabei war’s das erste Drehbuch für Charles, alldieweil ich beinahe geneigt bin, aufgrund der schieren Fülle an Informationen über den Autor (nämlich: nix), den für ein Monogram-Hauspseudonym zu halten; der einzige weitere Credit für Charles ist das Drehbuch des etwa zeitgleich, mit größtenteils identischem Cast und Crew, entstandenen „Return of the Ape Man“. Es würde mich nicht wundern, schon gar nicht, wenn man berücksichtigt, wie „elegant“ Monogram-Boss Sam Katzman als Filmboss „S.K.“ in den Film übertragen wurde (wenigstens spielt er sich nicht selbst), wenn Katzman hier selbst zur Schreibmaschine gegriffen und aus den üblichen Genreversatzstücken sein eigenes best-of zusammengefrickelt hätte.

Man könnte aus heutiger Sicht beinahe glauben, „Voodoo Man“ wäre eine beabsichtigte sanfte Parodie des typischen B-Horrors der 40er, aber – nein, das hier ist schon „ernst“ gemeint (wie Horror-Parodien oder Komödien um die Zeit aussahen, lässt sich anhand von Heulern wie „You’ll Find Out“, „Sh! The Octopus“ oder „One Body Too Many“ nachvollziehen. Sowas bräuchte dann schon einen dim-witted reporter als Helden, einen feigen Schwarzen, gespielt von Mantan Moreland oder Willie Best, und ein permanent kreischendes Frauenzimmer). Dass es lustig wird, ist ein moderner Begleiteffekt…

Die Zutaten für ein Feuerwerk der guten Laune sind vorhanden – mit Lugosi, Zucco und Carradine drei B-Horror-Stars, denen kein Script dusslig genug war, um es nicht nach Kräften zu overacten, mit Tod Andrews (alias Michael Ames) den wahrscheinlich unnützesten „Helden“ seit der Erfindung der Abenteuergeschichte, herziges Voodoo-Zombie-Gedöns (bei dessen Lektüre im Drehbuch Lugosi sich vermutlich an „White Zombie“ erinnerte und sich ’ne zusätzliche Nadel setzte), ein bissl mad-scientist-Kram ohne jegliche Erläuterung, und das alles rund um die klassische „bring-die-Frau-von-den-Toten-zurück“-Story (in der die Frau nicht mal richtig tot ist. Wie schon oben erwähnt – WAS genau Evelyns gesundheitliche Extreme sind, wird nicht mal angedeutet) gestrickt. What the fuck is not to like?

In der Tat wüsste ich aus Sicht des entertainmentsüchtigen Trashologen nichts, was mich an dem Script stören würde – selbst der comic relief in Form des faulen Deputys Elmer ist, ja, nicht sonderlich lustig, aber erträglich (jedenfalls kein Vergleich zu Eddie Woods Kelton); es ist eine Geschichte ohne Leerlauf, mit einer völlig hirnrissigen Prämisse (weiße Voodoopriester irgendwo in Kalifornien? Pffpfmaaaahaaaa….), die nichts erklärt, wenn die Erklärung nur noch eine größere Wurmbüchse öffnen würde, mit genügend albernen Schwachmatigkeiten, um des Trashfreundes Herz zu erfreuen und dann wieder überraschendem Blick für Details, die größere Geister übersehen würden (und einem in manchen Dingen geradezu spektakulär modernen Ansatz. Die Tanke als Front für ein Girlnapping-Outfit, das ist eigentlich 30 Jahre zu früh dran…). Und das das Ding dann irgendwie als unfreiwillige Vorlage für „Manos: The Hands of Fate“ zumindest ansatzweise taugt (ob Warren das Ding jemals gesehen hat? Kann schon sein, er wäre da ungefähr 20 gewesen), ist ein weiterer Stein in meinem Brett.
Wenn ich mir vielleicht noch was wünschen dürfte, wäre es etwas mehr „insane dialogue“, aber selbst in der Disziplin gibt’s ein paar memorable Stellen (gerne im Zusammenhang mit dem Sheriff). Kurz + gut: I liked it. Much.

An der Regiefront ist William „one-shot“ Beaudine tätig (den Spitznamen verdiente er sich, wenig überraschend, für seine Fähigkeit, mit möglichst wenig Takes auszukommen) – Beaudine war zu Stummfilmzeiten durchaus ein respektierter Handwerker und einer der Top-Verdiener unter den Regisseuren, doch zum „Verhängnis“ wurde ihm – neben einem durch den Börsencrash bedingten Ausflug nach England, um dort der lieben Kohle wegen einige Filme zu drehen, nur um nach seiner Rückkehr festzustellen, dass er in Hollywood den Anschluss verpasst hatte – die durch das massenweise Herstellen von comedy-one-reelern zugefallene Fähigkeit, für wenig Geld und in ein paar Tagen vorzeigbare Filme basteln zu können, was ihn zum gern gebuchten go-to-guy für klamme Exploitationproduzenten machte.
Beaudine arbeitete nicht nur für die „renommierten“ Armenhaus-Studios wie Monogram oder PRC, sondern auch für völlig unabhängige sideshow-Film-Ausbeuter wie Kroger Babb, für den er den „Hygienefilm“ „Mom and Dad“ drehte, der u.a. eine echte Geburt zeigte und womöglich im Budget/Einspielergebnis-Ratio der erfolgreichste Film aller Zeiten sein könnte. In den 50ern drehte Beaudine für eine evangelikale Organisation einen Schwung religiöser Filme und wechselte dann ins Fernsehen, wo er u.a. für Disney Serien drehte (zu den Serien, für die er tätig war, gehören auch „Lassie“ oder „Green Hornet“). Seine letzten Kinofilme waren die Horrorwestern „Billy the Kid vs. Dracula“ und „Jesse James meets Frankenstein’s Daughter“.
Beaudine hat über 350 Regie-Credits (und da die Creditlage bei vielen älteren Filmen unübersichtlich ist, gehen manche Historiker von mehr als 500 Regiearbeiten Beaudines aus). Der Mann selbst pflegte eine sehr pragmatische Einstellung zu seiner 40er-Arbeit. Als er mal wieder an einem Bowery-Boys-Film arbeitete (er drehte ungefähr die Hälfte der Filme der Reihe) und angemahnt wurde, dass er seinem Drehplan hinterherhinke, fragte der Überlieferung nach: „Es gibt also ernsthaft Leute, die auf diesen Film *warten*?“. Sympathischer Geselle, also.

Was man als B-Produzent bekam, wenn man Beaudine verpflichtete, war solide Arbeit – wer auf kuriose Filmfehler a la Ed Wood oder Nonsens wie bei Phil Tucker hofft, muss sich in Bescheidenheit üben. Mehr als die zugegeben hysterischen day-for-night-Shots, und die sind halt einfach einem engen Zeitplan und einem Mini-Budget geschuldet, bietet „Voodoo Man“ an der handwerklichen Front nicht. Die Sets sind mit Ausnahme des ziemlich lustigen Höhlen-/Ritual-Sets für die Voodoo-Szenen (und des reichlich zusammenhanglosen mad-scientist-Krempels) nicht besonders bemerkenswert, aber auch nicht so primitiv, wie man befürchten konnte (am ehesten mieft das Sheriff-Büro nach Inkompetenz).
Die Kamera (bedient von Maurice Le Picard [ Scared to Death, „Spooks Run Wild“, „Mad Youth“] ist für Poverty-Row-Handelsklasse sogar recht dynamisch (lediglich die Autofahr-Szenen wirken beengt).
Spezialeffekte werden kaum benötigt, der einzige fotografische Trick ist die Selbstverknotung des Seils in der ersten Voodoo-Szene. Und den kann vermutlich jeder Elfjährige mit seiner Handykamera nachvollziehen.
Etwas nervig ist die nahezu permanente musikalische Untermalung mit repetetiven Melodeien aus dem Wunderkistchen der stock music, zusammengestellt von Edward J. Kay („Ghosts on the Loose“, „The Ape Man“).

Eine Schau sind, wie schon angedeutet, die Darsteller – Bela ist vom Schurkentrio noch der Zurückgenommenste; wir wissen alle, dass Lugosi gern mit Mimik und Gestik übertreibt, hier ist er wirklich vergleichsweise „subdued“ und wirkt dadurch beinahe schon wirklich „sinister“ (der Goatee tut natürlich auch einiges dafür) – und in der ersten „Wiedererweckungsszene“ spielt Lugosi die Verzweiflung, als Evelyn sich wieder in ihren katatonischen Trancezustand zurückzieht, wirklich emotional überzeugend, ohne Übertreibung, als glaubhafte Trauer.
George Zucco („Scared to Death“, „Dead Men Walk“, House of Frankenstein) hatte nie den wirklichen Durchbruch zum „großen“ B-Horror-Star, aber wenn man seine Filmografie durchliest, ist da schon einiges Bemerkenswertes zu finden (er war z.B. Basil Rathbones Moriarty). Zucco holt aus dem Kontrast zwischen dem vermeintlich übernetten Tankstellenbesitzer und dem erfolgreichen Voodoo-Hohepriester einiges raus, auch dank des Willens zum hemmungslosen Chargieren bei den Voodoo-Ritualen, aber der STAR des Films ist fraglos John Carradine. Worte können seiner völlig durchgeknallten Performance als Toby nicht gerecht werden – das muss man eigentlich gesehen haben; den Trashologen, der sich in seinen herumtappernden, mit weit aufgerissenen Augen und Sturmfrisur durch die Welt ziehenden, manisch trommelnden Haarfetischisten nicht verliebt, möchte ich kennenlernen…

Wie üblich stinkt die Heldenfront extrem ab – Tod Andrews (der Vertragsschauspieler bei Warner war und für seine Eskapaden in billigen B-Movies das Pseudonym Michael Ames verwendete – den Trick hätte er Gregory Walcott verraten sollen) ist in einer an nutzlosen Helden gewiss nicht armen Galerie des 30er/40er-Horrorkinos der womöglich nutzloseste überhaupt, da hilft ihm auch nicht, dass seine Figur für Poverty-Row-Horror-Verhältnisse mit vergleichsweise gesundem Menschenverstand ausgestattet ist. Er spielt den ganzen Kram mit aller angemessenen „blandness“ und überlässt seinen Schulterpolstern die Screenpräsenz.
Wanda McKay („The Monster Maker“, „Bowery at Midnight“) und Louise Currie („The Ape Man“, „Million Dollar Kid“) spielen zwar summa summarum damsels in distress, aber vergleichsweise moderne Charaktere. Ich hätte womöglich die Rollen getauscht, weil ich Currie etwas präsenter finde als McKay, doch auch hier konstatiere ich: für 1944-Monogram ist das nicht übel.
Ellen Hall (ein „Goldwyn Girl“) spielt die Evelyn mit genügend ätherischer Distanz, um als „Scheintote“ oder was auch immer sie darstellen soll, durchzugehen.
Henry Hall („The Phantom Empire“, „Murder by Television“, „The Mad Monster“) als leicht seniler, aber schlussendlich effektiver Sheriff ist okay; Dan White („Attack of the Giant Leeches“, „Jesse James Meets Frankenstein’s Daughter“, „Der Unsichtbare nimmt Rache“) ein erträglicher comic relief.
Pat McKee, für den die hiesige Rolle des Grego das Karrierehighlight darstellt, ergänzt sich recht gut mit Carradines durchgeknallter Performance.

Die Rifftrax-DVD (NTSC, RC0) bringt den Film in vernünftigem 4:3-Vollbild. Überwiegend ist die Qualität trotz des üblichen „wear and tear“ bei einem fast 70 Jahre alten B-Film ausgesprochen anständig und sogar „aufblastauglich“; nur in ein-zwei Szenen geht das Master völlig aus dem Leim; es sind aber eher belanglose Dialogpassagen, in denen sich nichts wesentliches tut.

Für den Ton gilt gleiches – ist natürlich verrauscht, recht blechern im Dialog und dumpf in der Musik, aber gut verständlich; ich hab DVDs mit vergleichbar alten Filmen größerer Studios, die wesentlich schlechter klingen.

Eigentlich nicht Extra, sondern Hauptattraktion ist der Riff Track von Mike Nelson, Kevin Murphy und Bill Corbett, also die „volle Crew“ der späteren MST3K-Seasons. Obwohl ich mich in der alten Glaubensfrage „Mike oder Joel“ bei der Joel-Fraktion verorte, mag ich auch Herrn Nelson gerne hören. Die drei Jungs sind gut drauf und bieten das übliche Assortment an obvious jokes, obskuren references, die Nicht-Amis nicht verstehen, Schenkelklopfern und running gags, die bis zum Todesurteil durchgezogen werden. Wer MST3K mag, wird diesen Kommentar lieben.

Beware: Meine Notebook/Software Player-Kombination mochte die DVD nicht; offensichtlich ist das Ding auch nicht gerade mit Profi-Equipment gemastered worden (sonst würde sich die DVD auch nicht mit einer Datenträgerbezeichnung „untitled project“ melden…).

Und wer alte schwarz-weiße B-Horrorfilme aus der Armenhausliga mag, wird „Voodoo Man“ auch ohne Rifftrax-Unterstützung lieben. Es ist ein sehr spaßiger Vertreter seiner Zunft, wobei hier mal ein im positiven Sinne hilariös-wahnsinnig-sinnloses Script und ein perfekt darauf abgestimmtes Ensemble für den Frohsinn sorgen, während die Inszenierung überwiegend routinierte B-Arbeit darstellt. Klarer Fall für Daumen hoch – für Lugosi- und besonders John-Carradine-Fans ist das sowieso essential viewing!

(c) 2012 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


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