Von der Meute gehetzt

 
  • Deutscher Titel: Von der Meute gehetzt
  • Original-Titel: Wild Riders
  • Alternative Titel: Angels for Kicks | Biker - Von der Meute gehetzt |
  • Regie: Richard Kanter
  • Land: USA
  • Jahr: 1971
  • Darsteller:

    Arell Blanton (Pete), Alex Rocco (Stick), Elizabeth Knowles (Rona), Sherry Bain (Laurie), Jax Jason Correll (Stud), Steve Vincent (Nachbar), Bill Collins (Kelly), Gail Liddle (Gemini), Ted Hayden (Ehemann), Dirty Denny (Ganganführer)


Vorwort

Rocker Pete hat seine gegenwärtige Schnepfe in den Armen eines schwarzen Mannes erwischt. Diesen untragbaren Affront kompensiert er mithilfe seines recht tumben, dafür aber gorillastarken besten (und einzigen) Kumpels und persönlichen Bodyguards Stick, indem er die untreue Sozia (vor dem mittelprächtig enthusiasmisierten Publikum der Restgang) im Wortsinne an den nächstbesten Baum nagelt (note: nicht *am* Baum nagelt). Der bewusste schwarze Mann verbittet sich zwar die Bezeichnung „Nigger“ (und poliert Pete deswegen die Kauleiste), scheint aber ansonsten keine weitergehenden moralischen Bedenken gegen die Exekution der rassenübergreifenden Matratze zu hegen. Die hegt dafür aber zu Petes gelinder Überraschung Gangchef Dirty Denny, der Pete und Stick ob ihres kleinen Ausbruchs der Gang verweist.

Nach einigem Cruisen über amerikanische Highways erreichen die Ausgestoßenen bargeldlos und mit dem letzten Tropfen Sprit L.A., wo Pete von einem Teleskop am Griffith Park Observatory zwei begattbare knackige Bienen, die sich am Pool einer Luxusvilla räkeln, ortet und den Plan fasst, sich in die entsprechende Hütte für die nächste Zeit zwecks offiziellem Hideout einzumieten. Die Bienen sind Rona, die gelangweilte Ehefrau eines aushäusig konzertierenden Cellisten, und deren Schulfreundin Laurie. Dieweil Rona die Avancen des gut gebauten Petes durchaus als akzeptable Unterhaltung für einen lauen Nachmittag auffasst, macht sich Laurie die Rechnung auf, dass nach schlichtem Ausschlussprinzip der Halbaffe Stick seine ungewaschenen Griffel auf sie richten wird und lässt Rona darob wissen, von einem derartigen Arrangement eher wenig zu halten. Rona empfiehlt ihrer Freundin, sich nicht so zu haben, wittert eine günstige Gelegenheit, Laurie endlich die lästige Jungferneigenschaft abzuschwatzen und schlägt vor, mit den Kerls ein bisschen Spaß zu haben und sie dann vor die Tür zu setzen. Ich glaub ja nich‘ so, dass das funktionieren tut…

Tut’s dann auch nicht. Dieweil Rona und Pete einvernehmlich die Bettstatt teilen, wird Stick erwartungsgemäß bei Laurie zudring- und handgreiflich. Nach der unsachgemäßen Abschlabberei wird Laurie nebst frischem Veilchen in protestierender Absicht bei Rona und Pete vorstellig – Rona wäre angesichts der Sach- und Rechtslage nun dafür, dass die Herren Biker sich dringlichst verpissen, doch Pete und Stick denken nicht daran, ganz im Gegenteil. Nicht nur, dass man mit den beiden Schicksen, auch wenn sie nicht willig sind, ja durchaus auch noch auf erzwungener Basis bisserl Spaß haben kann, Pete ist mittlerweile auch der Knopf aufgegangen, dass die diversen werthaltigen Devotionalien, mit der Rona und ihr Männe die Bude dekoriert haben, die schmale Reisekasse der Mopedfahrer deutlich aufbessern könnten…


Inhalt

Boooorn to be wa-haaaa-aaaaild…

Besuchen wir wieder mal das Feld des Rocker-/Bikerfilms, das sich, zumindest in seinen End-60er/Früh-70er-Ausprägungen, in zwei unterschiedliche Denkschulen spaltet. Da haben wir den „linken“ Ansatz von Dennis Hopper, wonach die Herren auf den schweren Schüsseln nonkonformistische Idealisten sind, die von einer repressiven Gesellschaft unterdrückt werden und dabei doch nur den Traum der „Freiheit“ verfolgen, und die reaktionäre Variante (zu deren berüchtigsten Vertretern Al Adamsons moralisch hocherfreulicher „Die Sadisten des Satans“ gehört), die postuliert, dass die langhaarigen Bombenleger auf ihren lauten Knallbüchsen nonkonformistische Terroristen sind, die als mordende und brandschatzende Marodeure durch’s Land ziehen und auf alles scheißen (wenn nicht sogar es mutwillig kaputtmachen), was AMERIKA ausmacht. Schon lustig, dass das Biken mittlerweile als etwas so ur-amerikanisches gilt, dass es sogar als Thema für Disney-Familienkomödien („Born to Be Wild“) durchgeht.

„Wild Riders“, in seiner deutschen Inkarnation etwas neben der Spur liegend „Von der Meute gehetzt“ benannt, und in den USA vertrieben von Harry Novaks „Crown International Pictures“ (das bürgt für feinste Schundqualität), ist ein Vertreter der zweiten Kategorie, aber selbst in dieser ein Sonderfall. Was der hauptamtliche Sexfilmer Richard Kanter („Das Schiff der liebestollen Frauen“, „Robin Hood und seine lüsternen Mädchen“, „Sensual Encounters of Every Kind“) nach einer Geschichte von Sal Comstock ablieferte, ist weniger ein Biker-Film im Wortsinne (die ohnehin nicht sonderlich eindrucksvollen Chopper der Rocker sind nicht gerade handlungsrelevant), sondern eher ein Stück Psychopathen-Gangsterthrill, der Elemente von „An einem Tag wie jeder andere“/“24 Stunden in seiner Gewalt“ und – quasi im Vorgriff – „The Last House on the Left“ in den Vordergrund stellt (wobei ich anstelle des Craven-Klassikers einen exotischeren Vergleich nicht schuldig bleiben möchte und den Türken-Thriller Mondo Brutale II ins Feld führen möchte, der vom Ton her besser passt als Cravens Horrorstück).

Es fällt schwer, von „Wild Riders“ nicht kalt erwischt zu werden – der Film startet mit einer zappeligen Handkamerasequenz, in der (die uns zu diesem Zeitpunkt selbstredend noch unbekannten) Pete und Stick ein hübsches blondes Frauenzimmer an einen Baum zerren, ihr dort das Oberteil vom Leib reißen und sie – vor Publikum – (authentischen Rockern, schätze ich, die sich offensichtlich auch nicht ganz sicher waren, was sie von dieser Vorführung zu halten haben, wenn man nach den Gesichtern geht) (ungraphisch) an die Botanik nageln, ohne dass wir wüssten, wie, wer, warum und überhaupt. Wenn wir bis dahin nicht wussten, worauf wir uns einlassen (und ich wusste es tatsächlich nicht, weil das DVD-Cover herrlich falsch beschriftet ist und einen völlig anderen Film beschreibt), ist uns an der Stelle klar wie Kloßbrühe: „Easy Rider“ ist das nicht…

Mal etwaige moralische Aspekte a la „Biker sind Monster, müssen vernichtet werden und darum zeigen wir von Anfang an, welch verkommene Schweine diese Rocker sind“ außen vor gelassen und die Filmstory als das, was sie sein will, bewertet, kann man sich als geneigter Zuschauer denken, dass diese wuchtige Intensität der Eröffnungsminuten nicht über abendfüllende Laufzeit gehalten werden kann – sonst würden wir heutzutage Kanter als großen Guru des 70er-Exploitation-Grindhouse-Horror-Kinos feiern und nicht Craven. In der Folgezeit wird „Wild Riders“ immer wieder mal etwas laberlastig und begeht, ähnlich wie „Last House“ (oder eben „Mondo Brutale II“), den Fehler, immer wieder eine auf den Lacher hin geschriebene und gespielte Holzhammer-Comedysequenz (gerne auch mit dazu passendem „lustigen“ music cue) einzubauen, wobei Craven wenigstens nicht doof genug war, den Protagonisten auch die „funny bits“ zuzuschustern, sondern dafür extra die comic-relief-Bullen einbaute. Dessen ungeachtet gelingen Kanter aber zwischendurch immer wieder eindringliche, intensive Passagen – nicht genug, um den Film wirklich in den Rang eines Psycho-Klassikers zu hieven, aber für einen kleinen billigen hingerotzten Bikerfilm bemerkenswert: die Parallelmontage des einvernehmlichen Blümchensex zwischen Pete und Rona einerseits und der Beinahe-Vergewaltigung (dem Streifen fehlt an der Stelle die Chuzpe, die Sache *ganz* durchzuziehen, wir sind hier noch nicht bei „I Spit on Your Grave“-Niveau) entbehrt nicht gewisser Wirkung, ebenso wie der plötzliche Ausbruch Sticks im Rahmen einer „Gerichtsverhandlung“, in der Pete und Stick über die Mädels urteilen wollen (weil die mal wieder genervt haben) und in der Stick sich anschickt, Laurie an die Wand zu nageln und nur mit Mühe von Pete gestoppt werden kann.

Recht bemerkenswert – dabei würde es mich wundern, wenn’s tatsächlich so beabsichtigt war – ist die „Doppelung“ der Charaktere. Wir haben zwei Haupt-Charakterpaare – Pete und Stick auf der einen, Rona und Laurie auf der anderen Seite, die beide mit ähnlichen Abhängigkeitsmustern versehen sind. Pete und Rona sind ambivalente Figuren (Pete ist kein barbarischer Wilder, sondern hat durchaus charmante Seiten, denen Rona auch verfällt, und kann als mäßigendes Element auf den impulsiven Stick einwirken; Rona ihrerseits betrachtet das Eindringen der Rocker lange – auch noch, nachdem die ersten Eskalationen eingetreten sind – als interessantes Abenteuer und lässt sich im Schlussakt sogar noch einmal auf einvernehmlichen Sex mit Pete ein), denen eindimensionale „Sidekicks“ zur Seite gestellt sind. Stick folgt Pete willig wie ein dressierter (Kampf-)Hund, Laurie lässt sich ebenfalls von ihrer „Vorbildfigur“ Rona bestimmen (mehr oder weniger unterschwellig ist sowohl bei Laurie als auch bei Stick zu bemerken, dass sie ihre jeweiligen „Partner“ beneiden. Stick neidet Pete sein Aussehen und seine – im Vergleich zu ihm selbst – hochgestochene Bildung, Laurie ist von Ronas „Freigeistigkeit“ gleichermaßen fasziniert wie milde abgestoßen). Es ist nicht immer durchdacht und/oder glaubhaft (im Gegenteil, ab und zu musste ich laut auflachen, weil die Figuren sich dermaßen dämlich benehmen… und das gilt nicht nur, wie es vielleicht zu erwarten wäre, für die Frauen, wobei Rona zweifellos mit einem eigentlich gelungenen Fluchtversuch, den sie abbricht, um Pete zu überfahren, den Vogel abschießt), aber es erweckt zumindest den oberflächlichen Eindruck von Tiefgründigkeit („oberflächliche Tiefgründigkeit“? Ist das ein Oxymoron?), den Exploitation-Fetzer, ganz besonders solche im Vertrieb von Crown (gegen den AIP wie MGM wirken), normalerweise nicht bedienen.

Wie bereits angedeutet teilt der Film die Krankheit so manchen Drive-in-Heulers aus den frühen 70ern: er findet insgesamt keinen durchgängigen Ton, wandert zwischen lustig gemeintem Nonsens und psychologisch „hartem“ Thrill hin- und her; ebenso wenig trifft Regisseur Kanter den richtigen Rhythmus – seiner Eröffnungsszene kann er von der Wirkung her nicht wirklich eins draufsetzen, und der Schlussakt ist, bis auf die letzten fünf Minuten, der schwächste Part des Streifens (da verliert sich Kanter schon mal in einer völlig bedeutungslosen, aber eben ein paar Minuten totschlagenden Sequenz mit Pete und einem Antiquitäten-Hehler, zu dem Pete in einer nicht minder bedeutungslosen Sequenz mit seiner alten Gang gekommen ist).
Aber immer, wenn man bereit ist, den Film „aufzugeben“, fummelt Kanter etwas überraschend gelungenes ein, und gerne mal in einer Weise, die den ein Jahr später erschienenen „Last House on the Left“ vorwegnimmt. SPOILERWARNUNG Da gibt’s eine Szene, in der Pete einen alten Mann – seinen Hehler – erschlägt (aus nichtigem Anlaß), und sich danach einen Moment entsetzt und mit Selbstverachtung im Spiegel sieht, die unwillkürlich an die beeindruckende „Last House“-Sequenz, in der Krug und seine Spießgesellen nach der Vergewaltung Maris ihre eigene Widerwärtigkeit zu erkennen scheinen, denken lässt, und selbstredend das Finale, in der Ronas überraschend heimkommender Ehemann Pete und Stick brutal (brutaler als jeder Akt der nominell „Bösen“) tötet (auch das kommt uns bekannt vor) und mit der Schlusseinstellung (Schuss-Gegenschuss der Gesichter von Rona und ihrem Ehemann) überdeutlich wird, dass hier *mehr* passiert ist als nur die Rettung Ronas [und Lauries], will sagen, mehr zerstört wurde als nur das armselige Leben zweiter fieser Rocker). Wäre nur erheblich wirkungsvoller, hätte Kanter Ronas Ehemann nicht sprichwörtlich zwei Minuten vorher als Charakter eingeführt… der hat also auch im Film-Kontext nicht wirklich einen Bezug zu Pete und Stick oder gar eine Motivation…

Von der handwerklichen Seite ist „Wild Riders“ dafür, dass er vermutlich nur gekostet hat, was seine Produzenten an Klimpergeld in den Sofaritzen fanden, solide ausgefallen. Zwar fehlt dem Streifen jeglicher „scope“, den ein Rockerfilm normalerweise aufgrund des schieren Umstands, dass man mit Motorrädern ja gemeinhin irgendwo rumfährt, automatisch haben sollte, aber Kanter zieht recht guten Nutzen aus der schönen und hübsch dekorierten Location der Luxusvilla, ebenfalls positiv zu bewerten ist die für einen Exploitation-Fetzer wirklich gute Kameraarbeit des Schundveteranen Paul Hipp („The Farmer’s Other Daughter“, „Junge Körper – hemmungslos“, „Porno-Reise zur Sex-Göttin“ [unter diesem aufregenden Titel verbirgt sich übrigens der harmlose Nackedei-Abenteuerspaß „Trader Hornee“], „Der Mann mit den zwei Köpfen“, „Geheimsache Hangar 18“, „Endstation Planet Erde“), dem einige überraschende Einstellungen gelingen und die dem Streifen zumindest optisch professionellen Anstrich verleiht (sofern man von ein paar Jess-Franco-esken Eurozooms absieht, die man im US-Exploitationkino auch seltener sieht).

Dass „Wild Riders“ sich – pacingtechnisch – immer wieder Auszeiten für nicht wirklich irgendwohin führende Dialogpassagen nimmt und im Schlussakt schwächelt (da Petes Antiquitäten- und Schmuckdiebstahl dramaturgisch nicht wirklich eine Steigerung zum Vorhergehenden darstellt), hab ich schon erwähnt, aber ja auch, aus welcher Ecke Kanter kommt – der musste das also nicht unbedingt wissen oder können…

Eine kleine Enttäuschung ist der Soundtrack, für den prinzipiell Allan Alper („The Black Gestapo“) zuständig ist und der weder als „Rockerfilm-“ noch als „Thriller“-Score richtig funktioniert. Hauptdarsteller Arell Banton gibt persönlich im Stile eines viertklassigen Elvis-Presley-Imitators einen verschnarchten Titelsong zum Besten, der ungefähr so rock’n’roll ist wie ein Tetrapak fettarmer H-Milch und sich für eine deutschsprachige Coverversion von Freddy Quinn oder Bruce Low anbietet.

Wären noch die Faktoren „Sex“ und „Gewalt“ quanti- und qualitativ zu bewerten. Der allmächtigen BBFC war „Wild Riders“ 1971 zu heftig für’s Kino und inmitten des „video nasties“-Wahns 1987 immer noch zu böse für eine Videoveröffentlichung (nicht mal gekürzter Art). Wenn man dann den Streifen in seiner ungeschnittenen Glorie (die alte deutsche Videoveröffentlichung war um eine kurze, eher abschwächende Dialogsequenz gekürzt) sieht, ist da mal wieder nicht viel dran. Klar, der Streifen pflegt, ganz in geistiger Verwandschaft zu zahllosen Exploitation-Brüdern der Epoche, ein eher nihilistisches und leicht misogynistisches Weltbild, aber er bleibt noch relativ zahm. Die „Kreuzigung“ der untreuen Geliebten ist weitgehend ungraphisch, in den Sexszenen (sowohl der freiwilligen als auch der erzwungenen Natur) wird sich zwar entkleidet, aber wer Nippel erspähen will, muss schon ziemlich genau hinkucken, richtig blutig wird’s nur im Finale und auch das ist jetzt nicht SO splattrig-hart, dass man von der Warte des liberalen „nicht-nach-Gesinnung-urteilenden“ Sittenwächters sicher auch ’ne FSK 16 in Erwägung hätte ziehen können.

Noch zu den Schauspielern, die gerne in Filmen dieser Gewichtsklasse das Bleipaket sind, das einen an sich womöglich noch brauchbaren Streifen auf den Meeresgrund zerrt. Arell Blanton, der Pete irgendwie als Mischung zwischen Peter Fonda, David Hess und Atze Schröder anlegt und dabei gar keine ganz schlechte Figur macht, war immerhin schon mal Redshirt auf der ollen „Enterprise“ (in der TOS-Episode „The Savage Curtain“) und in der Folge hauptsächlich in Klein- und Kleinstrollen in Film und Fernsehen beschäftigt (Auszüge aus seiner Vita: „Blood Mania“, „House of Terror“, „Der tödliche Schwarm“, „Das Grauen kommt um 10“, „Assault of the Killer Bimbos“). Seinen Sidekick gibt mit stellenweise erstaunlich deplazierten Grimassen und Comedy-Einlagen Alex Rocca, der mit „Motorpsycho“ – unter Russ-Meyer-Regie – schon Biker-Erfahrung gesammelt hatte, auch in der alten „Batman“-Serie mit dabei war und direkt von „Wild Riders“ rüber zu Francis Ford Coppola wackelte, um bei „Der Pate“ mitzuwirken. In der Folge sah man ihn u.a. in „Detroit 9000“, „Der Superschnüffler“, „Der lange Tod des Stuntman Cameron“, Return to Horror High und generell in so ziemlich jeder TV-Serie, in der ein großer Italo-Amerikaner gebraucht werden konnte.
„Rona“ Elizabeth Knowles (ganz erträglich, nur mit furchtbarer Frisur gestraft) hatte sich bereits einen „Namen“ im Softsex-Fach gemacht (u.a. in Stephen Apostolofs „Lady Godiva Rides“, den ich doch mal langsam besprechen sollte, oder dem schon erwähnten „Trader Hornee“) stolperte im unmittelbaren Anschluss in den Porno-Klassiker „Behind the Green Door“ und beendete danach ihre Karriere (Zusammenhänge bitte ich selbst zu erspekulieren). Sherrie Bain, die sich darauf beschränken kann, leidend zu kucken, zu schreien und ansonsten punching ball zu spielen, staubte einige kleinere Fernsehrollen und Filmauftritte wie in „Zwei auf krummer Tour“ oder „Vier treue Pfoten“ ab.
Kanters Stamm-Darsteller aus seinen Sexeskapaden, Steve Vincent, absolviert eine Gastrolle als etwas zu neugieriger Nachbar im „schmieriger Ted-V.-Mikels-cameo“-Modus und Ted Hayden, der für seinen Drei-Minuten-Auftritt als Ronas Hubby mit einem „and“-Credit gewürdigt wird, war in „Sweet Sweetback’s Baadasssss Song“, „Und der Tod wartet schon“ und „Beverly Hills, 90210“ zu sehen.

Bildqualität: Respekt, was MiG da für einen Print für ihre „Rocker & Biker Box Vol. 4“ aus dem Hut gezaubert hat. 1.85:1-Widescreen anamorph in erstaunlicher Güte – okay, an manchen Stellen sieht’s ein bissl milchig aus und gen Ende flirrt’s speziell in Grünflächen, aber wenn ich mir vorstelle, was ich mir ansehen müsste, wäre das eine Mill-Creek-, Retromedia- oder auch Something-Weird-Scheibe, ich ziehe den Hut. Das ist überwiegend sehr klar, gestochen scharf und farbecht. Respekt.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton jeweils in Dolby 2.0. Ich hab mich mal auf die deutsche Synchro beschränkt und wieder einmal festgestellt, dass in den wilden 70ern eben doch noch der letzte Drecksfilm ’ne Profi-Synchro erhielt. Zwar klingen speziell in der Auftaktphase um Petes Gangausschluss ein paar Herrschaften leicht, äh, angeheitert, aber vielleicht war das ja gewollt. Die Dialogszene, die der früheren deutschen Videofassung fehlt, wird fest untertitelt. Die Tonqualität selbst ist nicht spektakulär, aber brauchbar.

Extras: Neben einer Bildergalerie gibt’s als Gutzi eine 15-Minuten-Kurzfassung des Films, die kurios genug ist, weil sie von den Produzenten des bekannten und beliebten Skandalschundklassikers „Snuff“ in der Erkenntnis, ihrem Streifen (sprich der Umtitelung des Michael- und Roberta-Findley-Schmarrns „Slaughter“ plus der angetackerten „echten“ Snuff-Szene) würden noch ein paar Minuten Laufzeit fehlen, ungezwungen und ohne irgendwelchen Zusammenhang vorangestellt wurde (und in der DF von einem der Wepper-Brüder synchronisiert wurde. Jetzt ist mir nur entfallen, von welchem).

Fazit: „Wild Riders“ ist sicher in keiner wie auch immer gearteten Sichtweise ein „guter“ Film, aber, und das hatte ich überhaupt nicht erwartet, alldieweil ich davon ausging, einen 08/15-Biker-mischen-sich-auf-Klopper zu sehen, ein ausgesprochen interessanter Film, dessen vernachlässigenswertestes Element sicher gerade das Biker-/Rocker-Gedöns ist. „Wild Riders“ bietet unfreiwilligen Humor für die Trash-Freunde, gnadenlos unlustigen absichtlichen „Humor“ für Schmerzbefreite, aber eben auch einige packende, intensive und memorable Momente, das alles auf für Exploitation-Ware der frühen 70er gutem darstellerischen und – trotz einiger Pacing-Probleme – filmhandwerklichem Niveau. Und natürlich ist vor allem der Umstand, dass „Wild Riders“ einige der Dinge, für die „Last House on the Left“ so berühmt-berüchtigt ist, um ein Jahr vorwegnimmt, schon ein gewichtiges Argument dafür, sich den Klopper einmal zu Gemüte zu führen. Daher: vorsichtige Empfehlung für filmhistorisch interessierte Exploitation-Fans.

3/5
(c) 2010 Dr. Acula


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