Vipers

 
  • Deutscher Titel: Vipers
  • Original-Titel: Vipers
  •  
  • Regie: Bill Corcoran
  • Land: USA/Kanada
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    Tara Reid (Nicky Swift), Jonathan Scarfe (Cal Taylor), Corbin Bernsen (Burton), Genevieve Buchner (Maggie), Stephen E. Miller (Brownie), Jessica Steen (Dr. Collins), Don S. Davis (Doc Silverton), Mark Humphrey (Sheriff Hendricks), Aaron Pearl (Jack Martin), Claire Rankin (Ellie Martin), Michael Kopsa (John Steffan), Mercedes McNab (Georgie)


Vorwort

Eden Cove, ein idyllisches Inselkaff im amerikanischen Nordwesten, hier kennt jeder jeden, und das kann schon mal ein Problem werden, wenn man wie Hotelbesitzer Jack Martin Eheweib Ellie gegen ein jüngeres Modell (Autovermieterin Georgie) eintauscht. Bestenfalls Floristin Nicky ist noch unbeliebter, ist doch allgemeiner Kenntnisstand, dass ihretwegen (bzw. wegen ihrer fortgesetzten Herzlosigkeit) Joey, der Sohn des Dorfdoktors Silverton, in die Armee eingetreten und konsequenterweise in Afghanistan in den Wüstenstaub gebissen hat. In dieses emotionale Wespennest tritt Cal, Joeys Armeekumpel, den Silverton als potentiellen Nachfolger für seine Praxis ausgekuckt hat. Die ersten Verletzungen, die Cal zu behandeln hat, sind denn auch Ellies Kiefer und Nickys Faust, die im Zuge des lokalen Zickenkriegs schwungvoll Kontakt miteinander aufgenommen haben. Das sind aber noch die geringsten Probleme, denn ein paar Hügel weiter betreibt ein multinationaler Megakonzern ein geheimes Forschungslabor, in dem aus mutierten Hornvipern ein Heilmittel gegen Krebs gewonnen werden soll. Wie üblich bei derlei Schelmereien gehen die Versuchstiere stiften und meucheln und metzeln sich rasch durch die verblüffte Dorfbevölkerung. Konzernchef Burton schickt freundlicherweise ein Team – Schlangengiftexpertin Dr. Collins nebst seinem Sicherheitchef Steffan und ein paar waffenstarrenden Privatsoldaten. Die können aber nicht viel mehr als sich mit den anderen Überlebenden in Jacks Hotel zu verbarrikadieren – und dort geht Collins dann auch prompt der Knopf auf, dass Steffan eher weniger die Rettungsarbeiten koordinieren, sondern hauptsächlich ein paar Schlangen-Specimen einsammeln soll, bevor das Militär mit einem Luftschlag einen endgültigen Deckel auf Eden Cove setzt…


Inhalt

Mal wieder ein Tierhorrorheuler von der Stange, und dann nicht mal vom SciFi-Channel… Nicht zuletzt dank der Umtriebe des Kabelsenders, der ja jede Woche mindestens einen „original movie“ zum Versenden braucht, ist das Subgenre mittlerweile so abgegriffen wie der Zombiefilm – als geneigter Allesseher, der trotz der Inflation an Killertierstreifen jeden dieser Hobel sehen *muss*, ist einem natürlich klar, dass man in diesem Sujet neue Ideen, Innovation, Originalität meidet wie der Belzebub das Weihwasserbecken, weil’s ja schließlich eine seit über dreißig Jahren bewährte Formel gibt, nach der solche Filme einfach abzulaufen haben, man darf also nur darauf hoffen, dass der Kram professionell gewerkelt ist, vielleicht den ein oder anderen kreativen Kill auf der Pfanne hat und mit einem gewissen Verve inszeniert wird.

„Vipers“ ist sicher nicht der Kandidat, der mir zumindest den Glauben an den Tierhorrorfilm und seine strahlende Zukunft zurückgibt, aber im Vergleich zu manch anderen Geschossen, die eben z.B. SciFi gerne auf uns abschließt, sieht ds schon fast wieder gut aus… Die überschaubare kreative Geistesleistung eines sogenannten Drehbuchs erbrachte Brian Katkin, den wir auf diesen Seiten als Writer/Director von If I Die Before I Wake kennen, in gleicher Doppelfunktion bei „Scarecrow Gone Wild“ tätig war, den Caspar-van-Dien-goes-Hongkong-Style-Klopper „Mask of the Ninja“ schrob und ansonsten seit Jahr und Tag die Kino-/TV-Preview-Show „World Premiere“ produziert, schreibt, schneidet und inszeniert; die Regie übernahmt der TV-Veteran Bill Corcoran, der für Serien wie „21 Jump Street“, „Kampf gegen die Mafia“, „Pensacola“ oder „Mutant X“ tätig war und in Sachen abendfüllende Unterhaltung u.a. den immer wieder gern ausgestrahlten TV-Katastrophenfilm „Atomic Twister“ und – wohl Karma-Punkte für den Fall, dass die Bibelwerfer doch recht haben, sammelnd – „Left Behind II: Tribulation Force“ vorweisen kann.

Bekanntlich gibt’s im Genre nur zwei gesetzlich zugelassene Plots – Evil Military oder Evil Corporation. „Vipers“ entscheidet sich für die zweite Variante (mit der Zugabe eines unaufgelösten Plotholes von Supertanker-Ausmaßen – in der allerersten Szene, deswegen hab ich auch kein schlechtes Gewissen bezüglich der Ausplauderei, sorgt Sicherheitschef Steffan offenkundig in voller Absicht überhaupt erst für den Ausbruch der Schlangen, ohne dass wir auch nur ansatzweise eine Erklärung für’s „wie, warum & häää?“ bekommen würden; es ist nicht so, als ob die Company etwas davon hätte…), erinnert sich aber rechtzeitig daran, dass wir seit Spielberg selig über den lustigen Tierhorror großflächig „human interest“ streuen müssen und bastelt dann für den Rest des ersten Akts fröhlich an einem Telenovela-mäßigen Beziehungsgedönskonstrukt inklusive des obligatorischen „entfremdetes Ehepaar findet wieder zusammen“-Subplots (der hier allerdings die Genre-Gepflogenheiten konterkariert, da die Betreffenden von dieser Wiedervereinigung recht wenig haben, alldieweil sie nicht überleben), das allerdings durch eine gewisse subtile Misogynie einigen Unterhaltungswert aufweist (praktisch alle Frauen sind zänkische Zimtzicken mit permanentem Minderwertigkeitskomplex, wohingegen Jack Martin z.B., der ja mit dem „Auswärts essen“ überhaupt erst angefangen hat, durchaus positiv und sympathisch gezeichnet wird). Wenn man mal ausblendet, dass man einen Film mit dem Titel „Vipers“ nicht deswegen ausgeliehen oder gekauft hat, um erwachsenen Frauen beim Giftspritzen zuzusehen, sondern eigentlich Killerschlangen der kriechenden Art erwartet hat, ist das in der Tat ganz lustig anzusehen, wie die Frauenwelt Eden Coves sich vor dem amüsierten Neuankömmling Cal (und dem peinlich berührten Doc Silverton) nach allen Regeln der Kunst zur Horstine macht, im Endeffekt aber schlägt der Charakterkram erwartungsgemäß nur die Zeit bis zum ernsthaften Auftauchen der Vipern tot (naja, und natürlich ermöglicht es die Große Anrührende Charakterszene [TM], in der Cal Nicky erklärt, dass sie nicht für Joeys Armeeverpflichtung und Tod verantwortlich ist, weil im Handbuch „Tierhorrorfilm für Dummies“ steht, dass ungefähr bei Minute 75 die Große Anrührende Charakterszene einfach kommen muss).

Sobald dann die Schlangen offiziell auf den Plan treten, befinden wir uns dann eh im 08/15-Tierhorror-Fahrwasser nach dem Motto „set piece“/boring talking stuff/Kill/repeat. Es ist einigermaßen erträglich gestaltet, auch wenn mir der großartige Plan der Helden nicht gänzlich ausgereift erscheint und natürlich der ein oder andere Charakter im Finale verblöden muss, damit der Bodycount in Schwung bleibt und das Bedrohungsszenario ordnungsgemäß gewahrt bleibt.

Filmisch herrscht, wie bei der Vita von Bill Corcoran nicht wenig wunderlich, gepflegte TV-Routine. Der Maestro weiß aus über 25 Jahren Erfahrung schon, wie man ungefähr die Kamera aufzustellen hat und auch wie man seine Schauspieler zu zumindest nicht absymalen Performances anleitet, aber irgendetwas, das heraussticht, sei es kamerakniff- oder schnitttechnisch, sucht man vergebens. Selbstverständlich kommt Corcoran nicht ohne die üblichen Schwachheiten speziell des Kriechtierhorrors aus – Schlangen, die sich quasi aus dem Nichts auf Brücken o.ä. materialisieren, um die Helden in Gefahr zu bringen, dramatische Opfertode, die ohne emotionale Wirkung bleiben, weil uns die Charaktere – trotz oder gerade wegen des Beziehungshickhacks – strunzegal sind und, wir sind ja immerhin im Jahre 2008, tonnenweise schlechte CGI. Die Schlangen sind natürlich hauptsächlich computeranimiert, und was in Nahaufnahmen teilweise noch ganz gut, wenn auch meist erkennbar aufkopiert aussieht, wirkt in „Massenaufnahmen“ oftmals ganz leicht peinlich, wenn die Effekttüftler für eine „Armee“ heranwuselnder Killerschlangen einfach den selben Render zwanzigmal kopieren und ins Bild pasten. Schon klar, dass ein kleiner DTV-Film nicht die Möglichkeit hat, noch jedes x-te Detail sorgfältig zu animieren, aber etwas mehr Klasse statt Masse hätte „Vipers“ nicht geschadet.

Immerhin ist die Chose für FSK-16-Verhältnisse recht blutig, auch wenn ganz große Abgefeimtheiten der splattrigen Art ausbleiben.

Der Cast ist theoretisch gar nicht mal so schlecht, gibt sich aber nicht die allergrößte Mühe. Tara Reid ist als naive Blumenzüchterin immerhin nicht gar so entsetzlich fehlbesetzt wie als Superwissenschaftlerin in Alone in the Dark, befleißigt sich aber nur ansatzweise schauspielerischer Leistung. Johnathan Scarfe („Emergency Room“, „Above and Beyond“, „Raising the Bar“) ist durchaus sympathisch und scheint auch ein wenig Spaß zu haben, für größere Aufgaben drängt er sich allerdings auch nicht auf. Genevieve Buchner („Caprica“) hat mir der klischeebehafteten „rebellischer-Teen-aber-dabei-liebe-ich-euch-beide“-Rolle ’ne undankbare Karte gezogen, bewältigt das aber noch tolerabel. Ihre Filmeltern mimen Aaron Pearl („Dungeon Siege“, Yeti) und Claire Rankin („Stargate: Atlantis“, „Death Wish V“) passabel – speziell Rankin ist ’ne ziemlich überzeugende Zicke. Die „Stargate“-Fraktion wird darüber hinaus durch Don S. Davis in einer seiner letzten Rollen vertreten, Mercedes McNab („Buffy“, „Hatchet“) ist in der kleinen Rolle der Georgie völlig verschwendet, wenig eindrucksvoll auch Jessica Steen („Navy CIS“, „Stargate“… dz) als Expertin Dr. Collins. Die Fieslingsfraktion wird von Michael Kopsa („Dead Zone“, „Stonehenge Apocalypse“ – als böser Sicherheitschef angemessen eklig) und Corbin Bernsen („Psych“, „L.A. Law“ – in der klassischen Lance-Henriksen-ich-bin-gar-nicht-am-Set-Rolle) vertreten.

Bildqualität: Sunfilm bringt den Streifen in okayem anamorphen 1.85:1-Widescreen auf dem Niveau einer aktuellen DTV/TV-Produktion. Gute Farben, ordentliche Schärfe, passabler Kontrast, klaglose Kompression.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton in Dolby Digital 5.1, jeweils praktikabel. Deutsche Untertitel sind optional verfügbar.

Extras: Trailer.

Fazit: Tscha, was soll man dazu sagen? „Vipers“ ist ein völlig durchschnittlicher DTV-Tierhorrorheuler von der Stange – sicher eine Nummer routinierter als der typische hingeschluderte Wynorski-Hobel und mit verhältnismäßig hochklassiger, wenn auch unterforderter bzw. nicht gerade übermäßig engagierter Besetzung und stark verbesserungsfähiger CGI. Tut nicht sonderlich weh, macht aber auch nicht sonderlich Spaß.

2/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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