Vindicator

 
  • Deutscher Titel: Vindicator
  • Original-Titel: The Vindicator
  • Alternative Titel: Frankenstein '88 | The Alpha Code |
  • Regie: Jean-Claude Lord
  • Land: USA/Kanada
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    Carl Lehman (David McIlwraith)
    Lauren Lehman (Teri Austin)
    Alex Whyte (Richard Cox)
    Hunter (Pam Grier)
    Burt Arthurs (Maury Chaykin)
    Catherine Collins (Catherine Disher)
    Ian Massey (Stephen Mendel)
    Mrs. Jan Scott (Micki Moore)
    Kurt Kessler (Larry Aubrey)
    Gail Vernon (Lynda Mason Green)
    Joe Simpson (Denis Simpson)
    Lisa (Catherine Arnold)


Vorwort

Erlaubt mir zur Feier des Tages Euch auf eine kleine Zeitreise zurück in die goldenen Achtziger mitzunehmen, eine Zeit, in der man, so schwer das heute vorstellbar ist, es dem geneigten Videothekenkunden noch nicht möglich war, jeden im Regal vor sich hin staubenden Backprogramm-Titel mit der puren Power des Internets auf seine vermutete Qualität vor dem Ausleihvorgang abzuklopfen (und auf achtundzwanzig Websites ungefähr siebenundvierzig verschiedene Meinungen einzuholen). Damals, in diesen (guten?) alten Zeiten musste man sich noch auf sein persönliches Glück und subjektive Eindrücke wie „cooler Titel“ und ganz besondes „cooles Cover“ verlassen. Und natürlich gab es in dieser Zeit auch die Cassetten, die man aufgrund unzureichender Punktzahlen in diesen beiden Kategorien immer wieder gerne im Regal stehen liess… Vindicator, der selbst in jeder drittklassigen Videoklitsche immer zu finden war (und „rätselhafterweise“ auch immer da, sprich nie ausgeliehen war; ich vermute bis heute, dass der Streifen standardmässig bei Neueröffnung einer Videothek im Regal materialisierte), gehörte zweifellos dazu – das ultra-crappige Cover (dankenswerterweise bei der heutigen DVD-Neuauswertung übernommen) reizt nun nicht wirklich, auch nur einen müden Kreuzer in den Ausleihvorgang zu investieren (auch bei scharfem Nachdenken fällt mir erst mal nur ein Cover ein, das noch dämlicher war – das zum stupiden Slasher Zipperface… wer die Reissverschlussvisage für „zugkräftig“ gehalten hat, ist vermutlich qualifizierter für diese Website als Euer Doktor selbst…).

Gut, die Zeiten ändern sich – der Doc würde heutzutage auf ein solches Crap-Cover anschlagen wie der Jagdhund persönlich (so verschieben sich im Laufe der Jahrzehnte die Prioritäten), verspricht ein schundiges Artwork doch schon mal einen schundigen Film. Wollen wir mal gucken, was sich hinter diesem geheimnisvollen, ungesehenen Titel nun tatsächlich verbirgt.


Inhalt

Zunächst mal kommen die Tierfreunde auf ihre Kosten, denn wir befinden uns in einem Versuchslabor, wo ein armer, unschuldiger Schimpanse von den Wissenschaftlern Vernon und Massey gepiesackt wird. Genauer gesagt, ist der kleene Primat derart computerisiert, das man ihm per Computertastatur Verhaltensbefehle wie „in die Hände klatschen“ oder „Zunge rausstrecken“ geben kann (hochgradig brisantes Forschungsfeld, I admit). Ok, das Äffchen kann ein bissl mehr als das… Vernon hetzt einen Spielzeugroboter, der bereits Weihnachten 1986 (als der Film aktuell war) sicher keinen Sechsjährigen in Begeisterung versetzt hätte, auf den Schimpansen und auf blosse Berührung springt dessen neues Bonus-Feature „Aggressions-Aktivator“ an. The ape goes apeshit (oder, um mal wieder unnötigerweise Terry Pratchett zu zitieren, „librarian-poö) und haut den Roboter unter Herzrasen zu Klump. Kaum ist das Spielzeug geplättet (das schafft der bewusste Sechsjährige am Weihnachtsabend aber auch ohne „Aggressions-Aktivator“), beruhigt sich unser nächster Verwandter und hockt wieder friedlich in seinem Käfig. Alex Whyte, dem Scheffe der beiden Eierköpfe, ist dies Resultat aber noch nicht eindrucksvoll genug, also greift er sich einen Stock und beginnt damit nach dem eingepferchten Baumbewohner zu pieken – predictable result: der Affe dreht durch, goes compeletely bonkers und verendet an einem stressbedingten Herzinfarkt. „Sie haben noch viel Arbeit,“ grinst Oberhoncho Whyte im jovialen Freudenton, den Chefs so an sich haben, wenn sie einem gerade drei Monate Arbeit kaputt gemacht haben und lässt seine gefrusteten Unterlinge zurück. Ein hochsympathisches Kerlchen, und falls wir in diesem Film einen Schurken benötigen, schätze ich, wir haben ihn soeben identifiziert.

Wo ein Schurke ist, darf ein Held nicht weit sein und der stellt sich uns in Form von Carl Lehman vor. Carl arbeitet ebenfalls für Whyte, aber an einem anderen Projekt und heult sich bei seinem treuen Weib Lauren (mit Braten in der Röhre, aber noch im Frühstadium und daher weiteren sexuellen Aktivitäten nicht abgeneigt) darüber aus, dass der böse Whyte ihm das Budget gekürzt hat. Da sich auch Carl ausrechnen kann, dass es ihm verhältnismässig wenig bringt, wenn er sich darüber zuhaus aufregt und nicht beim Chef himself, stürmt er sobald wie möglich in Whytes Büro und scheisst seinen Vorgesetzten mächtig an – schlappe eineinhalb Millionen Dollar hat der nämlich von Carls Projekt (das irgendwas mit Silikon zu tun hat, aber so richtig verrät uns niemand, worum´s genau geht) abgezweigt. Carl droht, die Geldverschwendung an die sprichwörtliche grosse Glocke zu hängen, aber Whyte nimmt´s lässig – der Zaster würde an anderer Stelle dringender benötigt und dabei, orakelt der Bossman düster, werde Carl noch eine gewichtige Rolle spielen (okay, der Kerl wird Papa und jetzt auch noch das… DOOM!)

Das Unheil stellt sich auch umgehend ein… nachdem Carl von seinem Kumpel Burt Glückwünsche zur anstehenden Vermehrung entgegengenommen hat, muss er sich höchstselbst um einen Überhitzungs-Alarm in seinem Something-or-other-Device kümmern, weil seine Belegschaft sich klammheimlich verdrückt hat. Wie wir uns als geübte Vielseher an unseren elf Fingern abzählen können, ist dies natürlich nur eine heimtückische Falle… Carl wühlt mit blossen Händen (okay, Schutzkleidung trägt er) im heissen Whatever-Kocher rum, stellt fest, dass das Ding trotz seiner Bemühungen gleich BUMM machen wird, ist aber zu seiner gesteigerten Überraschung auf einmal eingeschlossen (und beobachtet wird er auch noch). Die Anlage explodiert und Carl gets toasted… und so kann der diensthabende Pfaffe beim anschliessenden Begräbnis was dahereulogisieren, wonach sich Carl geopfert habe, um andere Leben zu retten. Lauren tröstet das ebensowenig wie Whytes ungeheuer aufrichtig wirkende Kondolenzbekundungen.

Hat sie auch recht damit… denn Whyte stellt wenig später im Labor seinen Eierköpfen Vernon, Massey, Kessler und Simpson „etwas“ vor, das in einer Nährflüssigkeit rumseiert und „lebt“ – und das „etwas“ ist niemand anderes als Carl – bzw. dessen Hirn (und etwas irrationalerweise offenbar auch der Rest seiner Rübe, zumindest der Augen, die die Explosion „unverletzt“ überstanden haben sollen… trotzdem deucht mir das etwas idiotisch). Und dieser Brägen ist an einen mechanischen Körper geschraubt worden – der so entstandene Cyborg soll nach dem Willen Whytes Prototyp für Astronauten sein, die auf dem Mars landen sollen (muss man nur noch die Astronauten findne, die sich freiwillig ihr Hirn transplantieren lassen, gelle). Nachdem die Wissenschaftler ungefähr zwei Sekunden lang moralische Bedenken äussern, an ihrem Ex-Kollegen herumzuexperimentieren, verklickert Whyte ihnen, dass die ganze Sache selbstredend geheim bleiben muss und von Stund an unter dem Codenamen „Frankenstein“ läuft (!!! Ein auffälligerer Codename war wohl auf die Schnelle nicht greifbar… uff! Gut, führen wir zugunsten der Filmemacher ins Feld, dass der Streifen wohl ursprünglich mal als ehrliches Frankenstein-Update – unter dem oben genannten Alternativtitel – geplant war. Trotzdem ist das eine der dümmsten Ideen der jüngeren Geschichte. Abgesehen davon klingt das alles ganz verdächtig nach einem RoboCop-Rip-off, dummerweise ist Vindicator ein Jahr vorher entstanden).

Lauren kommt in Begleitung von Burt vom Begräbnis heim und findet die traute Wohnstatt for no particular reason komplett verwüstet vor (das ist in der Tat ein Plot-Punkt, der aus dem Nirvana kommt und ins ebensolche führt – keine Ahnung, wer warum das Lehman-Heim durchwühlt hat. Nicht mal von der offiziellen Bad-Guy-Seite hätte bis dato irgendjemand Grund zur Veranlassung), was sie in einen eher unüberzeugend gespielten hysterischen Anfall ausbrechen lässt. Per false scare wird Laurens Freundin Catherine eingeführt, die sich selbstloserweise bereit erklärt hat, Lauren über die Trauerzeit hinwegzuhelfen.

Im Labor legt man dieweil letzte Hand an das Carl-Geschöpf, dem man – warum auch immer – auch den Aggressions-Aktivator eingebaut hat (wozu sollten Astronauten-Cyborgs so was brauchen? Im Fall von kleinen grünen Männchen auf´m Mars? Und dann auf „Berührung“ reagierend? So´n Viech könnte ja nicht mal ´nem Alien freundschaftlich die Hand reichen. Ach, Drehbuchautoren, denkt euch halt wenigstens halbwegs vernünftige Gründe für den Schotter aus, den ihr in eure Scripte einbaut. Da wär mir ja selbst Klischee Nr. 28-3b, der „Super-Soldat“, noch lieber gewesen). Okay, selbst Vernon fragt sich und ihren Boss, ob´s denn nötig sei, dass die Kreatur (übrigens in einen vollkommen lächerlich aussehenden „goldenen Raumanzug“ gehüllt, der mehr so aussieht, als hätte man den Kerl falschrum in Geschenkpapier eingewickelt) im Zweifelsfall zum Killer wird, aber Whyte beruhigt, dass er für den Aktivator ´ne Fernsteuerung habe. Der Versuch, Carl zum Leben zu erwecken, misslingt – der Cyborg rührt und reibt sich nicht, was Whyte auf die Palme bringt. „Nehmt ihn auseinander,“ knurrt er und seine herrischen Anwandlungen nutzt Kessler zu einer Igor-Impersoniation: „Yeth, Mathter. Thall I fetchth another corpthe?“ (Gratitious Pratchett-Reference No. 2, der Film bedient sich verständlicherweise keines Uberwald-Akzents). Die Arbeit scheint aber singulär an Vernon hängenzubleiben, die geistesabwesend das Fernsteuerungsmodul aus dem Anzug ausbaut (hä? Fernsteuerung ist ja gut, aber wieso ist die AM CYBORG befestigt? Ist das nicht ein bisserl unpraktisch?), was das Geschöpf sofort zum Leben erweckt, was der aufmerksamen Wissenschaftlerin trotz wildem Krakeelens der Versuchstiere selbstverständlich entgeht, bis es zu spät ist. Vernon versucht, die Fernsteuerung wieder anzupfriemeln, was der Aggressions-Aktivator als Attacke auslegt – Vernon wird in die Versuchstier-Käfige geschubst, wo die Schimpansen der Dokteuse den Rest geben. Während die alarmierten Wachtposten nur noch ein paar Versuchsaffen umpusten können, hat sich Carl bzw. das, was auch immer er jetzt ist (ich werd mal vermutlich bei Cyborg bleiben, obwohl dieses Substantiv nie ausgesprochen wird), durch Decke und über´s Dach verdünnisiert, ist in einen Müllwagen gejumpt und hat im Abfall bereits das Laborgelände verlassen. Zu seinem persönlichen Pech landet der Dreck aber nicht auf der Mülldeponie, sondern direkt in der Müllverbrennungsanlage, wo der arme Carl schon zum zweiten Mal innerhalb von zwanzig Filmminuten ordentlich durchgeröstet wird – sein güldener Raumanzug verschmurgelt, doch dem unzerstörbare Endoskelett (think Terminator, but less impressive) kann das nix anhaben – Cyborg-Carl kann davonstapfen und sich an seinen „Unfall“ erinnern (lustigerweise stimmen in der DF, wie´s in solchen Fällen öfter passiert, die Dialoge in der Flashback-Sequenz nicht mit den tatsächlichen überein).

Während Whyte über den unplanmässigen Abgang seines Versuchskarnickels nicht gerade Freudensprünge veranstaltet, schon allein, weil der Cyborg mangels Fernsteuerung unkontrollierbar und damit eine Killer-Maschine ist (tja, what did you expect?), erkennt Carl sein Spiegelbild im Schaufenster eines Halloween-Horror-Masken-Geschäfts (insert some sort-of-stylish artsy shots here), ist erwartungsgemäss entsetzt über sein neues Äusseres und killt quasi im Vorbeigehen drei Biker, die ihn für einen beraubbaren Passanten halten (einem davon zerdrückt Carl zu hübsch gorigen Sound-Effekten den Schädel).

Kessler macht Whyte die üblichen „sie-spielen-Gott“-Vorhaltungen, was ihn aber nicht daran hindern soll, weiterhin gute Miene zum bösen Spiel zu machen und Whyte den sachdienlichen Hinweis zu liefern, dass Carl möglicherweise heim zu Frauchen latschen wird. Was ein Volltreffer ist – zwar wagt es Carl nicht, seiner Holden in seiner neuen Daseinsform unter die Augen zu treten, aber zu ein wenig Kommunikation über Laurens Synthesizer (? Fragt mich nicht, wie er das bewerkstelligt), reicht´s. Carl warnt Lauren, sich von Whyte fernzuhalten und Burt anzuvertrauen und Lauren haucht dem totgeglaubten Göttergatten ein „ich liebe dich“ entgegen (sniff, romantisch, ich heul gleich). Dieweil erklärt Whyte seiner Geliebten/Geschäftspartnerin Jan Scott (für den aufmerksamen Zuschauer immerhin schon zum mindestens vierten Mal) die Funktionsweise des Aggressions-Aktivators (sinnvoller wird die deswegen ooch nich) und beschliesst, Hunter einzuschalten („Nicht Hunter!“ entsetzt sich Whytes Fussvolk. Keine Fred-Dryer-Fans, oder was? Hähä). Hunter vermöbelt gerade in einem Kendo-Dojo den dortigen Sensei nach Strich und Faden und entpuppt sich – ta-daa, überraschend allerdings nur dann, wenn man den „and PAM GRIER as HUNTER“-Credit nicht mitbekommen haben sollte, als Frau und eben Pam Grier (was beweist, in welchen Schotterfilmen die Gute mitspielen musste, ehe sie von John Carpenter und Quentin Tarantino wiederentdeckt wurde).

Carl versteckt sich indes – irgendwie passenderweise – auf einem Schrottplatz und wird dort von einem (oh Gott NEIN) Star Wars-spielendem Dreikäsehoch entdeckt. Geistesgegenwärtig gibt Carl sich als Ausserirdischer aus, hat damit bei dem Knirps sofort´nen Stein im Brett und wird zu einem praktikablen Versteck gelotst (nicht ohne dass Carl ein Beispiel seiner übermenschlichen Schrottauto-Stemmkräfte zum besten geben darf). Zu allgemeiner (und ganz besonders meiner) Erleichterung wird uns der nervige Balg (der tatsächlich in den vielleicht sechzig Sekunden Screentime, die er hat, gnadenlos auf die Nüsse geht) im weiteren Filmverlauf nicht wieder behelligen (thank God for small mercies). Lauren erzählt zwischenzeitlich Burt von Carls Besuch, der ihr aber nix glauben mag (kann man irgendwie verstehen) – zum Beweis für Carls tatsächliches Verscheiden führt man (sprich Burt und Whyte) ihr das Überwachungskamera-Video seines Unfalls vor (und wir staunen über die tollen Überwachungskameras, die erstaunlicherweise exakt die Kamera-Movements der seinerzeitigen Filmszene matchen, inkl. aller Positionswechsel, Close-ups, Schwenks etc. Impressive technology, gelle). Lauren ist alles andere als überzeugt, kehrt nach Hause zurück und findet dort Catherine bei einer spiritistischen Ein-Frau-Sitzung wieder. Als die blöde Kuh (gemeint ist Catherine) sich auch noch aufregt, weil Lauren ihren „Kontakt“ verscheucht hat, platzt Lauren der Kragen fast so wie mir, als die Knallköppe, die derzeit die als Ferienwohnung vermietete Wohnung über mir residieren, gestern nacht um halb zwei keine Ruhe geben wollten (for the record: Mein „Ruhe da oben“ dürfte halb Wilmersdorf geweckt haben… aber es hat auch gewirkt. Don´t mess with the Doc!). Carl nimmt wieder über den Synthesizer Verbindung mit Lauren auf, palavert mit ihr (alles wird von Whytes willfährigen Wachtposten mitgehört) und verspricht ihr, mit den am Experiment beteiligten Wissenschaftlern „mal zu reden“.

Nummer Eins auf Carls Gesprächs-Liste ist Massey, der sich gerade mit einem nackten Mädel vergnügt – naja, so richtig begeistert sieht er nicht aus, er schmeisst sie nämlich kurzerhand raus. Im Austausch für die Nackte erscheint Terminator-Carl und begehrt Antworten. Massey winselt, von Whyte zur Mitwirkung erpresst worden zu sein (sah nicht wirklich so aus) und behauptet, Carl helfen zu können (der will nämlich, was man ja auch irgendwie verstehen kann, seinen Killtrieb ablegen). Nun, er scheint ihm damit helfen zu wollen, ihm ein paar Kugeln aus dem Revolver vor den Blechlatz ballern zu wollen, was selbst naivste Gemüter für einen relativ idiotischen Plan halten würden – schliesslich war Massey an der Konstruktion beteiligt, weiss also a) dass das Endoskelett unzerstörbar ist und b) der Aggressions-Aktivator solches Verhalten nur sehr unwahrscheinlicherweise tolerieren dürfte. Tut er denn auch nicht und so fliegt Massey im hohen Bogen aus dem zweiten Stock und landet tot auf einem geparkten Auto. Hat er wg. nachgewiesener Blödheit auch nicht anders verdient. Carl verzupft sich und so bleibt für Hunter nicht mehr zu tun, als die einzige Zeugin, Masseys verstörtes Betthäschen, per Stilettstich in den Nacken zu exekutieren (jaja, she´s a nasty piece of work). Nachdem Hunter korrekterweise spekuliert, dass Carl (nach Hunters Kenntnisstand übrigens nicht mehr als ein „Irrer im gestohlenen Raumanzug“) sich in den Abwässerkanälen verbirgt, können wir für ein paar Minuten auch noch Aliens rippen und eine Dunkle-Korridore-Stalk-Sequenz einbauen, wenn Hunter mit ihrer Strike Force durch die Kanalisation kraucht, bewaffnet mit von Kessler flugs konstruierten „Säuredampf-Gewehren“ (mit heisser Nadel gestrickt, was?), die des Cyborgs Body Suit penetrieren können sollten. Nach ein wenig ziel- und sinnlosem Herumgestolpere in den finsteren Kanälen encountered Hunters Team Carl und gibt ihm mit den Säuregewehren Mores (gar hübsch sind die gruseligen „Effekte“ der „Säure“… da hat jemand mit´m groben roten Filzstift direkt auf dem Filmmaterial gemalt – japanische Monsterfilm-Strahlen-Effekte sehen dagegen richtig realistisch aus). Carl ist unimpressed, rupft die nächstbeste Gasleitung raus und erledigt das komplette Monsterjägerteam (inklusive Kessler, aber exklusive Hunter, die vom Script noch gebraucht wird) durch Einsatz überlegener Pyrotechnik.

Carl entscheidet sich daraufhin für seine BIG EMOTIONAL SCENCE und nimmt für einen Sekundenbruchteil seinen Helm ab, um daraufhin in entsetzliche Trauer auszubrechen (Boris Karloff he ain´t – und verstehen tu ich´s auch nicht), Hunter stürmt indes wuntentbrannt in Whytes Office (auf dem Weg dahin durchbricht sie die Schranke des Laborkomplexes und haut einen Wächter mit ihrer Wumme k.o.) und verlangt Antworten – unserer Kopfjägerin ist doch tatsächlich aufgefallen, dass ihr Kontrahent kein x-beliebiger Schwachkopf im Raumanzug ist, sondern was anderes. Whyte schenkt ihr sort-of-reinen-Wein ein, wonach er und seine Kollegens selber leider nicht so genau sagen könnten, wie stark Carl denn wirklich ist. Eine Tatsache jedoch beruhigt Hunter entschieden – in dem Suit steckt ein Mann und „ich hab noch nie gegen einen Kerl verloren“. There´s always a first time, I suppose.

In einer der eher kryptischeren Szenen des Films dechiffriert Lauren, die an ihrem Synthesizer sitzt und Trauermärsche spielt, aus einem aufgezeichneten Geräusch (von wo auch immer), das ihr komisch vorkommt, eine Botschaft von Carl (? Tut mir leid, das hab ich ehrlich nicht begriffen. Wie kommt die Botschaft da hin, was ist das überhaupt für ein Band, und wieso sitzt Lauren in einem gut ausgerüsteten Heimstudio?), sie möge ihn in der Kirche treffen (gut, dass es in der Stadt offensichtlich nur ein einziges Gotteshaus gibt, ansonsten wär die Beschreibung nämlich ein wenig unpräzise…). Dort spielt Carl das Phantom der Oper, eh, der Kirche, weigert sich, sich wegen seines abscheulichen Anblicks seinem Weibi zu zeigen und bittet sie, ein Treffen mit Burt zu arrangieren und anschliessend so schnell wie möglich die Stadt zu verlassen. Lauren kommt ihrem Hubbie wieder mit der „ich liebe dich“-Nummer, was ihn schwer aus der Fassung bringt („Ich bin kein Mensch! Du darfst mich nicht lieben!“) – sie rückt ihm auf die Pelle, er entzieht sich dem Liebeswerben durch beherzten Sprung von der Orgelempore und Flucht in die Nacht. Tragisch, tragisch.

Immerhin, Lauren tut zumindest teilweise wie ihr aufgetragen und sucht Burt auf, der nun auch die mentale Verbndung zwischen einem Zombie-Cyborg-Carl und einem vermissten Typen im Raumanzug herstellt und einwilligt, Carl zu treffen – natürlich in einem verlassenen Lagerhaus (zumindest nicht in Bratislava, gratitious Albert-Pyun-reference). Carl möchte, dass Burt ihm Whytes Projektdaten er-hackt, um seinen Kill-Modus abzuschalten. „Ich bin der beste Codeknacker weit und breit,“ angebert Burt. „Deine 3000 Freispiele am Flipper haben mich auf die Idee gebracht,“ kalauert der Cyborg. Burt hat einen Brief von Lauren dabei und legt ihn („Lauren hat mir gesagt, es ist gefährlich, sich dir zu nähern“) auf den Boden. Carl ist dumm genug, treudoof loszulatschen und den vermeintlichen Love Letter aufzupicken, alas, it was a trap. Burt spielt nämlich für Whytes Team – Carl kracht durch den Boden und in einen Container mit flüssigem Harz, das sofort verfestigt wird (klasse, jetzt rippen wir auch noch Star Wars und Han Solos Einfrierung). Hunter und Whyte stehen befriedigt vor dem Harz-Block und Whyte erklärt Burt, dass er noch einen Job zu erledigen hätte, nämlich…. ba-da-da-damm…. Lauren zu beseitigen. Carl-in-the-box wird dieweil auf einen Truck verladen und gott-weiss-wohin transportiert.

D.h. das ist beabsichtigt, aber irgendwie (auch das ist reichlich unübersichtlich geraten) gelingt es entweder Carl from inside the block, diesen loszureissen und damit auf der Ladefläche ramba-zamba zu machen oder, was einerseits ein wenig realistischer wäre, aber kaum erklärt, was gleich passiert, der Block ist einfach schlecht verzurrt und reisst sich von selber los. Jedenfalls gerät der Truck mit der losen Fracht mächtig ins Schlingern und poltert, nach mehrminütiger wahnsinnig spannender „Stuntfahrt“, von der Strecke und den obligatorischen Abhang hinunterzustürzen (du weisst, dass du einen kanadischen Film vor dir hast, wenn der Truck explodiert, BEVOR er die Klippe runterrast… scheint so ein Modell zu sein, das sich beim Verlassen der Strasse sofort in einen Feuerball verwandelt).

Burt geht dieweil Lauren auf den Keks und bindet ihr den Bären auf, der arme Carl habe eine Anzugs-Fehlfunktion erlitten (wird wohl mit Windows betrieben, das Ding) und sei endgültig verschieden. Während Lauren noch vor sich hin schnieft, versichert ihr Burt, Carls Wünschen entsprechend gut auf sie aufzupassen und „dem Baby ein guter Vater zu sein“. Ein bissl aufdringlich, wenn ihr mich fragt, aber das kümmt natürlich daher, dass Burt schon seit ewigen Zeiten nach Lauren sabbert und aus dem simplen Grunde, sie für sich bekommen zu können, bei dem ganzen bösen Treiben mitgespielt hat, von Anfang an (womit auch endgültig klar wäre, dass Carls Laborunfall arrangiert war – deucht mir zwar als etwas umständliche Methode, um ein Versuchskaninchen zu gewinnen, aber die Madmen dieser Welt sind nun mal so…) Lauren sieht eine gemeinsame Zukunft mit Burt nicht als erstrebenswertes Ziel und so kommt es zu einem Handgemenge. Nach ein wenig wechselnden ups and downs und einem erfolglosen Versuch Laurens, mit einer Pistole wertvolle Punktvorteile zu erarbeiten, gewinnt Burt (nicht ganz unrealistischerweise bei ca. einem Zentner mehr Kampfgewicht) die Oberhand und macht sich daran, Lauren gleichzeitig zu erwürgen und zu vergewaltigen (ein wahrer Freudenbringer, der Junge). Die plötzlich hereinkommende Christine interpretiert den Anblick des auf Lauren hockenden und sie würgenden Burts im Wohnzimmer natürlich (vermeintlich) falsch und kommentiert „Könnt ihr nicht ins Schlafzimmer gehen?“, aber selbstredend nur, um Burt in Sicherheit zu wiegen und ihn dann anzuspringen (aber vielleicht hat sie ja auch nur Lust auf ´nen gewalttätigen Dreier… hey, don´t look at me that way, ich hab gehört, es gibt Frauen, die auf sowas stehen!). Mit vereinten feministischen Kräften wird Burt vermöbelt, aber das Erfolgserlebnis ist nur von kurzer Dauer, denn Hunter spaziert durch die Tür und bricht beiläufig Catherines Genick. Mit einem linken Haken kann der wiedererstarkte Burt Lauren k.o. schlagen. Hunter ist nicht begeistert von Burts Arbeit und ordert die Beseitigung von Catherines Leiche: „Aber lass es wenigstens wie einen Unfall aussehen und nicht wie ein Massaker!“ Tja, als Profi-Killer braucht Burt sicher noch ein wenig mehr Übung. Burt packt Catherine ins Auto und will sie in einem nahen See versenken, doch da sei Carl vor, der sich – ein wenig spät – in seiner Fahrtrichtung materialisiert. Burt unternimmt den dusseligen Versuch, Carl schlicht zu überfahren, doch gegen die superioren Megakräfte des Cyborgs hat die sichtlich untermotorisierte Mühle keine Chance. Carl faltet das Auto zu einem handlichen Blechknäuel zusammen (mit organischer Beigabe von Burt und dem Catherine-Kadaver, was uns etwas ausführlicher als wirklich nötig vorgeführt wird). Hunter nutzt die Gunst der Stunde von Carls anderweitiger Beschäftigung und verpisst sich samt Lauren in ihrem coolen Militärjeep.

Okay, okay, I get it, wir kommen langsam zum Showdown, wird ja auch Zeit… Während Whyte Jan Scott (damit die auch irgendeinen Zweck in der Handlung erfüllt) der Polizei die bedauerliche Unfallserie im Labor erklären lässt, bricht Carl ins Labor ein. Whyte unterbreitet ihm das unmoralische Angebot, Lauren laufen zu lassen, sofern Carl sich bereit erklärt, sich das Fernsteuerungsmodul wieder einsetzen zu lassen. Da aber die bad-guy-Fraktion übereinstimmt, dass Carl nicht blöde genug ist, sich auf diesen Deal einzulassen, wird angedacht, mit Lauren eine vermutlich höchst bösartige „Demonstration“ durchzuführen (während dieser erregten und erregenden Diskussion der Fieslinge hat sich Carl unauffällig aus dem Überwachungsbereich der Security-Kameras entfernt). Hunter, mit Lauren als Geisel, trifft in einem engen Korridor auf Carl. Die Kopfjägerin versucht sich herauszuwieseln und schlägt vor, gegen freien Abzug Lauren auszuliefern und Carl Whyte erledigen zu lassen, was Carl gewährt. Latürnich spielt Hunter falsch und schubst, auf den berühmten berührungssensitiven Aggressions-Aktivator spekulierend, Lauren auf Carl, doch zu allgemeiner Überraschung hat dies für Lauren keine fatalen Folgen. Wohl aber für Hunter, die es angesichts eines übellaunig auf sie zustapfenden Cyborgs vorzieht, sich ihr Hirn lieber selbst aus dem Schädel zu pusten (byebye, Pam, see you in Jackie Brown). Carl erklärt der überraschten Lauren, dass er sich mal eben schnell im Computerraum selbst umprogrammiert und den Kill-Modus abgeschaltet habe (! Robocop war dafür immer zu dämlich). Wäre also noch Whyte himself übrig.

Im Primaten-Versuchslabor, wo alles angefangen hat, stossen Carl und Lauren auf zwei fix- und fertig rumliegende in die bekannte Goldfolie eingewickelte neue Modelle, die Carl, wie und woran auch immer, sofort zweifelsfrei als Kessler und Vernon identifiziert (gutes Vorstellungsvermögen hat der Kerl, für mich könnten das genauso gut Ramses III. und sein Bruder in Mumienform sein). Die noch grössere Überraschung ist aber das dritte Goldfolien-Modell, das höchst aktiv auf Carl losgeht und sich als… Whyte entpuppt! (Soll ich nun ernsthaft glauben, Whyte hätte in den paar Minuten, seit er sich von Hunter getrennt hat, selbst das Gehirn entnommen und in einen dieser Blechmänner gepfriemelt? Respekt, das ist die grösste chirurgische Leistung, seit Mr. Spock in Spock´s Brain bei der Re-Implatantion seines eigenen geklauten Hirns assistierte). Die beiden kämpfen vor sich hin unter wechselseitigem Austausch von Platitüden a la „Du spielst Gott“ und „Wir erschaffen Leben“ (hochgradig kreative Dialoge). Lauren versucht dieweil mit minderem Erfolg die sich langsam erhebenden Kessler- und Vernon-Cyborgs zu bekämpfen. Nachdem das ganze eine Zeitlang höchst spannungsgeladen (gääähn) so vor sich hin plätschert, kommt Lauren auf den genialen Trick, den Cyborgs ihre Sauerstoffversorgung (eine Art „Nabelschnur“ – das Konstruktionsprinzip ist sicher noch verbesserungsfähig) abzurupfen, worauf diese ihren Dienst quittieren. Carl, der indes aufgrund der Tatsache, dass es sich bei Whytes Anzug-Modell um ein „neues und verbessertes“ handelt, langsam auf die Verliererstrasse gerät, scheint sich diesen fiesen Griff irgendwie abgekuckt zu haben und wendet ihn bei Whyte an (nicht, dass man genauer sehen würde, wie Carl das macht, aber es scheint mir der einzige logische – hüstel – Schluss zu sein). Whyte krepiert und wir faden to black…

… aber noch mal ein zu einem unnötigen Wrap-up, der ein paar Jahre später im NASA-Museum spielt, wo ein Tour Guide vom heldenmütigen Carl Lehman erzählt, der sein Leben der Entwicklung eines neuen feuerfesten Raumanzugs opferte (argh), der von den ersten Mars-Astronauten (doppel-argh) getragen wurde. „Er war ein Held,“ bemerkt ein vielleicht fünfjähriger Knirps stolz und seine Mama – welch Überraschung: Lauren – bestätigt: „Ja, das war er!“ Roll (unleserliche) Credits und wir fragen uns, was aus Carl eigentlich geworden ist…

Ich bin ja eigentlich auch einer von der Sorte Videojunkies, die der Ansicht nachhängen, ein Film mit einem munter meuchelnden Cyborg/Androiden/Roboter/Whatever könne prinzipiell nicht ganz schlecht sein. Komischerweise liege ich in diesem Subgenre scheinbar am häufigsten daneben, denn es gibt mehr wirklich schlechte Cyborg-Filme, als man denken sollte (und ich meine jetzt nicht notwendigerweise die von Albert Pyun, denn die spielen dann doch in einer ganze anderen Kategorie und dem guten Albert verüble ich fast gar nix, ausser vielleicht Knights – ich muss drauf rumreiten, hehe). The Vindicator zählt jedenfalls auch nicht zu den guten Vertretern seines Fachs, was sicherlich nicht nur daran liegt, dass es sich um einen der ersten Post-Terminator-Cyborg-Filme dreht, sondern, und damit fangen wir mal die, hüstel, sachliche Kritik einfach an, schon schlicht an seiner Konzeption.

The Vindicator war nämlich, wie der ursprüngliche Titel Frankenstein ´88 ja schon aussagt, als reinrassiger Horrorstreifen und schätzungsweise wurde erst nach dem Erfolg von Terminator versucht, die SF-Elemente etwas mehr in den Vordergrund zu rücken. Resultat ist eine unbefriedigende SF-Horror-Melange, die sich nie wirklich einig zu sein scheint, welche Richtung man den nun priorität einschlagen möchte. Zwar bemüht sich der Film um eine mehr utopisch-actionhaltige Grundeinstellung, aber die ganze Struktur, der Spannungsbogen der Story erinnert wesentlich stärker an eine klassische Frankenstein-Adaption (regelrecht dem gothic horror entlehnte Szenen wie das Treffen in der Kirche verstärken diesen Eindruck). Ich bin nun der letzte, der sich gegen Horroreinflüsse in seinem SF-Film mit Hand und Fuss wehren würde, aber beim Vindicator (was immer dieses Wort überhaupt bedeutet, ich war zu faul, nachzuschlagen und im Film erwähnt´s eh keine Sau, also forget it… it sounds cool and erinnert an Terminator, also gut) fügt sich das nicht harmonisch zusammen.

Darüber hinaus neigen Story und Film etwas zu sehr zum Zitieren qualitativ hochwertigerer Kassenschlager… die Anbiederung an Terminator ist offensichtlich und mehrfach erwähnt (es sei nur darauf hingewiesen, dass man sich sogar für das Desing des Vindicator- Endoskeletts Stan Winstons bediente, der selbigen Job auch für den Cameron-Knüller besorgte), was die RoboCop-Connection angeht, will ich mal im Zweifel für den Angeklagten sprechen, da Vindicator ein Jahr vor dem Verhoeven-Werk datiert, aber dafür klaut der Streifen eben auch bei Aliens und The Empire Strikes Back (ist schon ganz interessant, wo man sich überall bedienen kann, wenn man eigentlich nur einen Cyborg-Reisser runterkurbeln will).

Ansonsten ergibt sich das Script in den üblichen Klischees – das Geschehen ist grösstenteils arg vorhersehbar, es passiert sehr wenig überraschendes. In Punkto „Überraschungen“ sind hauptsächlich eher Negativa zu verzeichnen – der Film, der sich für den Grossteil seiner Laufzeit trotz seines Gewaltpotentials vergleichsweise „harmlos“ und unblutig abspult, nimmt sich Zeit für zwei vergleichsweise unnötige, sich nicht in den „Flow“ des Films einpassende Sequenzen – die beinahe endlos lange Pseudo-Vergewaltigungssequenz, die gleichzeitig unappetitlich und unnötig ist (Burts Ambitionen auf Lauren hätte man etwas weniger geschmacklos auch umsetzen können) und die ebenfalls sich zu lang auswalzende Szene, in der Carl Burt durch handliches Zusammenpressen des Autos tötet – da gehen den Filmemachern ein wenig die Pferde durch – auch wenn das keinesfalls eine Gore-Eskapade ist, macht die Szene im Kontext des Films nicht wirklich Sinn und schon gar keinen „Spass“. Hätt´ einfach nicht sein müssen.

Jean-Claude Lord, ein altgedienter Quebecer Regisseur, der vielleicht für seinen Thriller Visiting Hours am „bekanntesten“ ist und in letzter Zeit mit TV-Ware wie der trashigen Kinder-SF-Serie Galidor seine Brötchen verdient, kann dem Thema auch inszenatorisch nicht viel abgewinnen – der Streifen ist über weite Strecken verschnarcht und geschwätzig, seine Action-Szenen sind uninspiriert, langweilig und undynamisch – einfach nur Motive aus grösseren Filmen zu zitieren, ist einfach zu wenig, wenn man schlicht nicht versteht, diese Elemente halbwegs interessant umzusetzen – vergleicht man den Streifen mit dem kurz vorher entstandenen Terminator, dessen Budget nicht so viel grösser war als das von Vindicator (der mit immerhin gut 4 Mio. Dollar auf die Beine gestellt wurde), bleibt der Film visuell einfach mau und müde – auch die Mitwirkung von Executive Producer Pierre David, einer kanadischen Genre-Film-Legende, der diverse Cronenberg-Filme wie Scanners und Videodrom (und das gesamte anschliessende Scanners-Franchise inklusive des anstehenden Scanners-Remakes) ändert nichts daran – der Streifen wirkt billiger, als er letztendlich war.

Merkt man u.a. auch an der Qualität der Spezialeffekte. Während der Cyborg-Suit von Stan Winston durchaus akzeptabel wirkt, auch wenn der gute Meister sicher schon weltbewegendere Kreationen abgeliefert hat (zumindest sieht das ganze schon ein wenig, cough-cough, realistischer aus als z.B. der Mandroid), sind die (wenigen) verwendeten restlichen FX auf übelstem Amateurniveau (die Filzstift-„Säure“-Effekte sind da der krönende Abschuss). Wo die vier Millionen Dollar abgeblieben sind, wenn ein Streifen schon in Kanada gedreht wurde, wo´s bekanntlich billiger ist als in den USA, ist da schon eine gültige Frage…

Auch darstellerisch wird allenfalls leidliches Mittelmass geboten. Dave McIlwraith ist natürlich schwer zu beurteilen, nachdem er über 90 % des Films allenfalls seine Äuglein in die Kamera rückt und ansonsten unter dem Ganzkörper-Panzer verborgen bleibt – ohne Suit war McIlwraith u.a. in Millennium, Cruel Intentions 2 und im TV-Drama DC 9/11: Time of Crisis zu sehen. Seine Filmfrau Teri Austin, hauptsächlich im TV beschäftigt (u.a. mit mehreren Jahren in dem Dallas-Ableger Knots Landing), versucht zwar, ein wenig schauspielerischen Verve einzubringen, aber sie scheitert schlicht und ergreifend an ihren dramatischen Fähigkeiten – ihr „Nervenzusammenbruch“ zu Filmbeginn ist schon von der eher lächerlichen Sorte.

Den Bösewicht vom Dienst spielt Richard Cox, ein Genre-Routinier, der schon im Oliver-Stone-Frühwerk Queen of Evil agierte und später in Hell Hole, dem hier besprochenen Langweiler Zombie High spielte und in den letzten Jahren verstärkt Cartoon-Voice-Acting absolvierte, fehlte es an Charisma, um seine Dr. Frankenstein-Rolle mit Leben zu füllen, der Typ bleibt einfach zu blass, zu wenig eindrucksvoll. Maury Chaykin, den wir badmovie-technisch zuletzt in der kanadischen Dünnbrettbohrer-Produktion Def-Con 4 als kilttragenden Nuklear-Holocaust-Überlebenden Vinny, aber auch in grossbudgetierten Major-Produktionen wie dem (zu Unrecht) gefloppten Geena-Davis-Spektakel Cutthroat Island, Devil in a Blue Dress, Mouse Hunt oder The Mask of Zorro gesehen haben, bemüht sich nach Kräften, hat aber das Problem, in den beiden unangenehmsten und unpassendsten Szenen des Films agieren zu müssen.

Bleibt als darstellerisches Highlight also nur Blaxploitation-Queen Pam Grier, die sich vor ihrer Wiederentdeckung mit Schotterfilmen wie diesem ihre Miete bezahlte und, obwohl ganz offensichtlich nur wegen des Paychecks an Bord, trotzdem die engagierteste Leistung abliefert – das reicht insgesamt sicher nicht aus, um den Film guten Gewissens empfehlen zu können, aber wer ein Faible für die taffe Pam hat, wird mit ihrer Darbietung als finstere genickbrechende Mordgesellin seinen dezenten Spass haben können (ein Film, der sich mehr um ihren Charakter abspielen würde als um den vergleichsweise langweiligen Cyborg, tät´ mir sicher besser gefallen).

The Vindicator wird vom „verdienstvollen“ Budget-Label CTI feilgeboten (für relativ kleines Geld zu haben) – für die Verhältnisse dieser anspruchslosen Klitsche ist die DVD noch relativ erträglich. Die Bildqualität ist zwar allenfalls auf VHS-Niveau (die Auflösung ist eher mau, die Schärfe ein besserer Witz und unter Kontrast scheinen die Jungs beim Mastern „dunkel oder hell“, ohne Zwischentöne, zu verstehen), dafür bedient sich die Scheibe eines annehmbaren Tons – sowohl die deutsche als auch die mitgelieferte englische Tonspur (und besonders letzterer Punkt verdient Beachtung, alldieweil O-Ton-Spuren bei CTI normalerweise kaum ernsthaft zu verwenden sind) sind qualitativ (Dolby Digital 2.0) recht gut gelungen, sauber verständlich und ordentlich abgemischt.

Tja, aber was hilft letztlich ein schön abgemischter Originalton, wenn der dazugehörige Film doch nur ein ziemlich schnarchnasiger Pseudo-Horror-SF-Film ist… zwar hat der Streifen den zweifelhaften Vorzug, eines der ersten Terminator-Rip-offs zu sein, aber dafür auch eins ohne besondere Ideen, überzeugende Action oder wenigstens annehmbare Effekte (von darstellerischen Leistungen reden wir mal lieber gar nicht). Ich denke, die Produzenten wären besser beraten gewesen, ihre ursprüngliche Idee einer modernisierten Frankenstein-Adaption weiterzuverfolgen und die vermeintlich kassenträchtigen Terminator- und Aliens-Einflüsse bleiben lassen – dann wäre vielleicht wenigstens ein brauchbarer Horrorfilm rausgekommen und nicht ein irgendwie keinen bleibenden Eindruck hinterlassender Blah-Film, der weder SF-, noch Horror- oder Actionfans zufriedenstellen wird (Stan-Winston-Komplettisten sollten allerdings wg. der vergleichsweise unbekannten Kreation des Vindicator zuschlagen).

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 3


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