Versus

 
  • Deutscher Titel: Versus
  • Original-Titel: Versus
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  • Regie: Ryuhei Kitamura
  • Land: Japan
  • Jahr: 2000
  • Darsteller:

    Gefangener KSC2-303 (Tak Sakaguchi)
    Hideo Sakaki
    Chieko Misaka
    Yuchiro Arai
    Hoshimi Asai
    Toshiro Kamiaka
    Takehiro Katayama
    Motonaro Komiya
    Kenji Matsuda
    Minoru Matsumotu
    Shoichiro Matsumotu
    Kazuhito Ohba
    Yukihito Tanikado
    Ayumi Yoshihara


Vorwort

Seit einigen wenigen Jahren werden die Japaner als DIE Erneuerer des Genre-Kinos gefeiert, was Horror und allgemein bluthaltiges angeht, sozusagen als Nachfolger der mittlerweile fast vollständig nach Hollywood ausgewanderten ersten Garde der HK-Regisseure – Battle Royale, Audition und natürlich vor allem Ringu haben japanischen Filmemachern internationale Einspielergebnisse beschert, wie sie seit dem ersten Schub an Godzilla-Filmen kaum mehr erreicht wurden. Gewiss, als Kunstfilmer hatten japanische Altmeister wie Kurusawa immer ihr Publikum, aber auf dem Gebiet der reinen Unterhaltungsware herrschte doch in den letzten dreissig Jahren ziemliche Funkstille. Nun scheint eine neue Generation ambitionierter Regisseure angetreten zu sein, um mit geringen Mitteln (gerade was Konsorten wie Miike angeht, der für eine Handvoll Yen ja scheinbar fuffzehn Filme pro Jahr runterkurbelt) Japan zurück auf die filmographische Landkarte illustren Genrekintopps zu bringen.

Versus von Ryuhei Kitamura gehört zu den Überraschungserfolgen dieser new wave und eroberte weltweit die Herzen derjenigen Horrorfans, die von den scheinbar Millionen idiotisch-baukastenmässigen Teenie-Slashern, die Hollywood (und auch Deutschland) auf Leinwände dieser Welt loslies, die Nase voll hatten und endlich wieder mal etwas ANDERES sehen wollten. Okay, anders ist Versus auf jeden Fall, soviel kann man schon vorwegnehmen, aber anders heisst ja nicht automatisch auch gut..


Inhalt

Z unächst mal ein wenig useless trivia per Erzähler… auf der Erde existieren 666 Portale zwischen dieser unserer Welt und der „spirituellen Welt“ (schlicht unmöglich, dass es 665 oder gar 825 sein könnten, ein bissl Konvention muss sich auch ein japanischer „Junger Wilder“ erhalten), und eins davon, nämlich Nr. 444 (möchte wissen, wer die numeriert hat) befindet sich im Japan im „Wald der Wiederauferstehung“ (hint). Vor ewiger Zeit wurde selbiges Portal von einem „bösen Mann“ in Beschlag genommen, womit wir in unseren Film blenden. Ein Samurai setzt sich mit einer Reihe von untoten Schwertschwingern auseinander und metzelt diese ohne grössere Probleme nieder, bis er sich einem bärtigen Knaben gegenübersteht, den wir auch in einer japanischen Sprachfassung ohne Untertitel problemlos als den angesprochenen „evil man“ identifizieren würde, der ein wenig mit seinem Stock wedelt und den angreifenden Samurai (dank des wirklich grauenerregenden Kürzungs-Jobs der Verleih-Fassung muss man sich das alles weitestgehend selbst zusammenreimen) plättet. Schnitt in die relative Gegenwart.

Zwei entflohene Strafgefangene hasseln durch den Wald (welchen, könnt Ihr Euch sicher denken) und einer davon würde uns, hätten wir im Prolog besser aufgepasst, bekannt vorkommen. Die beiden wollen hier im Wald ihre Fluchtkomplizen treffen, die auch recht bald auftauchen, in Form einer fünf Mann starken Hechmen-Truppe.

Einschub: dies ist einer dieser entzückenden Filme, in der keiner der Protagonisten auch nur ansatzweise über so was wie einen Namen verfügt, was die Sache für den Rezensenten natürlich ein wenig schwierig gestaltet. Ich erlaube mir daher, folgende Kurzbezeichnungen für die prinzipiell handelnden Personen einzuführen: da wäre der nominelle Held, einer der Strafgefangenen, der zweite Ausbrecher, fortan einfach als Ausbrecher bezeichnet und die fünf Thugs, die ich in Reihenfolge ihrer Wichtigkeit für die Handlung als den Irren Thug, den Bekloppten Thug, den Brillen-Thug, den Biker-Thug und den Expendable-first-one-to-get-killed-Thug bezeichnen möchte. Später werden noch andere Charaktere dazustossen, die ich entsprechend bezeichnen werde.

Unsere Flüchtigen wundern sich erst mal, warum die Hilfstruppe nicht das versprochene Fluchtauto mitgebracht hat – Anweisung von „IHM“, lautet die Antwort, und die Wege von Ihm sind auch seiner Gang unergründlich. Im übrigen können sich speziell Nervender Thug und Held nicht sonderlich leiden (hektisch zappelnde Handkamera, die keine Sekunde still stehen kann, macht die Sache übrigens dogma-tisch recht anstrengend zu betrachten, was auch nicht dadurch verbessert wird, dass 80 % des Films durch ein Fischauge-Objektiv geschossen zu sein scheint), erst recht nicht, als Nervender Thug ein Mädchen aus seinem Auto zerren lässt, das for-some-reason-or-other, keiner weiss es, auf Anweisung des Bosses mitgeschleift wurde. Unser Held fordert die sofortige Freilassung des Mädels, da er mit Entführungsgeschichten nichts zu tun haben will – die Henchmen finden diese Forderung echt zum schiessen, ganz besonders Bekloppter Thug. Der Held kann ihn aber recht simpel überwältigen und mit dessen Waffe den Expendable Thug, der das Girl festhält, totschiessen. Dies führt zu einem John-Woo-Gedächtnis-Stand-off, der durch einen noch mysteriösen Cut auf einen ominösen Kerl mit Aktenkoffer unterbrochen wird. Permanenter ist die Störung des fröhlichen Knarren-ins-Gesicht-Haltens allerdings, als der gerade erschossene Thug sich zombifiziert zurückmeldet. Nachdem die panischen Ex-Kollegen ungefähr dreiundfünfzig Kugeln ohne grösseres Erfolgerlebnis in den Zombie ballern, erledigt der Held den Zombie mit einem gezielten Schuss. Irrer Thug ist beeindruckt und erschiesst probehalber der Neugier wegen den zweiten Ausbrecher, der sich auich nicht lange bitten lässt und nach wenigen Sekunden als Zombie sein neues Leben beginnt, selbiges aber bleibt kurz, da die Thugs den neuen Zombie über den Haufen schiessen. Die eintretende Konfusion nützen Held und Mädchen, um in die Wälder zu verduften. Der Irre Thug fasst das als persönliche Beleidigung auf und schwört, den Helden zu töten. Biker Thug, der sich permanent mit dem Irren Thug über die Führung der Gruppe kabbelt, weist auf den Umstand hin, dass der ominöse Boss der Bande beide, d.h. Held UND Mädchen, gerne lebend vorfinden möchte, und es daher vermutlich nicht die allerbeste Idee wäre, alle zu killen, vordringlich müsste man die beiden erst mal wieder auftreiben.

Das Mädchen, indes, ist von ihrem Retter nicht übermässig angetan, sie hält ihn für einen mindestens ebenso schlimmen Finger & kaltblütigen Mörder wie ihre Entführer. Ausserdem kommt es zumindest ihr setlsam vor, dass gerade eben Erschossene fröhlich wiederauferstehen. Gut, das Mädel baut ihrem Sort-of-Retter die goldene Brücke für ein wenig character background, aber der Held ist nicht in einer redseligen Stimmung, eher im Gegentum, er begehrt ihren Namen zu wissen, aber dank einiger superkurzen Schnitte in eine Massaker-Szene stolpert der Held über eine handlich herumliegende Leiche und nutzt das, um seine Sträflingskluft durch ein paar trés coole Klamotten (Ledertrenchcoat ruled bekanntlich) zu ersetzen (to the utter disgust des Mädchens) – ich hab leider NICHT DIE GERINGSTE AHNUNG, wer der so Gefledderte sein soll, blame it on die Kürzerei (ich dachte ´ne ganze Weile, es wäre der Irre Thug).

Indes hat der Biker Thug Held und Mädchen aufgespürt. Nach kurzem Stand-off mit gezückten Wummen entscheiden sich die beiden für einen ordentlichen Hand-to-hand-Fight (da das Girl der Kämpferei skeptisch gegenübersteht, haut sie der Held mal eben k.o, damit sie nicht weiter stört – macht der öfter). Halbwegs kompetent, der Karate-Kickbox-Fight (und extrem lustig der Soundeffekt, der einen knallharten Uppercut, der Biker Thug rückwärts ins Gemüse schickt mit dem Geräusch eines startenden Jets zu unterlegen).

Irgendwo anders im Wald kurven die drei anderen Schurken herum. Bekloppter Thug ist nervös: „Erst sind sie alle tot und dann doch nicht!“ Die Antwort des Irren Thugs gewinnt sämtliche Preise meines alljährlichen Super-Coolness-Polls: „Na und? Wo ist das Problem?“ Ja, dem Knaben (dem Irren) starrt zwar der Wahnsinn aus jeder Pore, aber er ist COOL. Alas, Bekloppter Thug hat ein Problem – die Gang hat den Wald schon des öfteren zum Killen & Verscharren diverser unliebsamer Elemente benutzt und macht sich nun nicht ganz unberechtige Sorgen, dass eben diese als rachedurstige Zombies ebenfalls zurückkehren könnten. Wie sich innerhalb von fünf Sekunden zeigt, ist diese Annahme vollkommen richtig und schon sehen sich die fiesen Schurken von Zombies umringt.

Das fröhliche Zombie-Scheibenschiessen, das umgehend veranlasst wird, erringt die Aufmerksamkeit des immer noch mit dem Helden kämpfenden Biker Thugs, der sich aufmacht, seinen Kumpels zu Hilfe zu eilen. Die sehen sich nämlich nicht nur einer zahlenmässig weit überlegenen Zombie-Truppe (die sich in der sinnlosen Tradition der Italo-Zombie-Filme auch mal munter aus den Bäumen stürzen) gegenüber, nein, die Zombies haben auch ein gut sortiertes Waffenarsenal und vergelten das Feuer der Schurkenfraktion mit Gleichem aus gut funktionierenden Revolvern und automatischen Waffen (nein, ich möchte nicht wissen, wo die Zombies die Waffen herhaben – die einzige halbwegs sinnvolle Ausrede, die mir einfiele, wäre, dass die Gang sie mitsamt Waffen verscharrt hat, was aber noch nicht erklären würde, warum die Schiessprügel noch funktionieren und wo sie die Munition dafür haben – es sei denn, auch die Waffen sind „zombifiziert“ -, und ausserdem halte ich nicht mal diese Gang für blöd genug, ihr jeweiliges Opfer nicht der potentiell noch verwertbaren Waffen zu berauben, nachdem sie es gekillt haben). Egal, Irrer Thug und der Brillenschlumpf, eh, -thug showcasen noch etliche coole Moves, unterstützt durch die Tatsache, dass die Zombies zwar bewaffnet und zahlreich, aber wirklich kinderleicht auszuknipsen sind (die Romero-Regel, dass nur ein Kopfschuss wirkt, wird hier nicht angewendet, jeder Schuss zählt). Die immer noch miteinander rangelnden Kämpfer Held und Biker-Thug stürzen sich ins Getümmel, der Kameramann zeigt uns, was er alles an Tricks drauf hat (und vor allem, dass er sich die Kamerafahrten aus Evil Dead wirklich gut angesehen hat… und vermutlich ein paar mal zu oft. Bekloppter Thug schiesst versehentlich auf Brillen-Thug, greift sich dann das Mädel, allgemeines Gekämpfe halt. Der Irre Thug hat schlussendlich unseren Helden am Kragen und will ihn abballern, was Biker-Thug allerdings mittels des strapazierten Stilmittels des gepflegten Stand-offs verhindert (es ist halt immer scheisse, wenn es keinen gibt, der im Endeffekt sagt, was Sache ist… die Jungs brauchen einen Leader!), man stellt fest, dass der Bekloppte und das Mädel perdü (im Sinne von nicht-mehr-da) sind und der Held verpfeift sich bei nächstbeseter Gelegenheit, was die restlichen Thugs zu der sicherlich diskussionswürdigen Handlungsweise veranlasst, erst mal gar nix zu tun. Soll der Held doch das Girl finden, dann kann man beide mit einer Klappe fangen (sofern man sie findet, aber das sind wieder Gedanken, die nichts mit dem Schreiben eines B-Films zu tun haben). Im übrigen überraschen Irrer und Brillen-Thug den Biker damit, ihm ihre Knarren an die Rübe zu halten – der Irre ist nämlich der Ansicht, dass die Gang eine Neubesetzung der Kommandoebene, durch z.B. ihn selbst, vertragen könnte, daher plant er, den Boss ob seiner Ankunft zu entleiben (was im Zombie-Wald ein ein wenig gewagtes Manöver darstellt, aber im fool-proof-Pläne-Entwerfen waren solche Jungs nach selten wirklich gut) und die Gang zu übernehmen. Biker-Thug muss es ausbaden, der wird ein wenig angeschossen (aber tunlichst so, dass es nicht sofort umbringt – „lass dir mit dem Sterben Zeit,“ empfiehlt Sympathikus Irrer Thug).

Aus nicht näher spezifizierten Gründen sehen wir das Resultat eines Autounfalls. Zwei Kerle schälen sich aus dem Wrack, einem davon geht nach gründlicher Zählung eine seiner Hände ab. Die beiden sind vermutlich Cops, die auf der Jagd nach den Ausbrechern sind. Der, der noch sämtlicher seiner Flossen habhaft ist, ist, zwecks unsäglich lustigen comic reliefs, ein Über-Angeber, der nicht nur FBI-Kurse besucht hat (ob das eine grossartige Auszeichnung darstellt, mag man dahingestellt sein lassen), sondern auch im Yellowstone-Park aufgewachsen ist und von daher ein exzellenter Spurenleser sei. Daher fühlt er sich berufen, die Flüchtigen im Wald aufzuspüren.

Der Held spürt den Bekloppten und das Mädel auf, der Bekloppte geht stiften. Indes trifft ein Rudel neuer Charaktere ein, für die ich entgegen obiger Absicht doch keine tollen weiteren Bezeichnungen ausdenken werden – warum soll ich mir Arbeit machen, die die Drehbuchautoren nicht für nötig hielten? Sufficient to say, es handelt sich um den ominösen Boss (die vorhin schon kurz eingeblendete Figur mit Aktenkoffer) und seinen Hofstaat, darunter zwei Thugetten. Während der Bekloppte den vor sich hin sterbenden Biker findet und sowohl Held als auch Mädchen feststellen, dass sie an totalem Gedächtnisschwund leiden (der Held weiss nicht mal mehr, warum er im Knast war), erteilt der Boss dem Irren Thug eine ziemliche Abfuhr, was das Kill-und-Übernahme-Ansinnen des Letzteren angeht: „Abschaum wie du sollte besser tot sein!“. Nichtsdestotrotz versucht Irrer Thug den Boss zu erschiessen (eigentlich hätte er sich an seinen elf Fingern abzählen können, dass das nicht geht), Boss fällt zwar um, aber steht wieder auf und ist höchstens milde amüsiert (und er ist kein Zombie, sondern noch er selbst). Eine von der Zensurschere hefigst beschnippelte und daher nicht objektiv bewertbare Kampfszene schliesst sich an, an deren Ende jedenfalls der Irre Thug eindeutig die schlechteren Karten hat – der Boss greift ihm in den Brustkorb und hebt ihn hoch (sieht aus, als könne es wehtun). Eine weitere Evil Dead-Gedächtnis-Kamerafahrt schliesst sich an. Held und Mädchen beobachten die Szenerie und dem Mädchen kommt der mysteriöse Boss bekannt vor – uns latürnich auch, denn es ist der „böse Mann“ aus dem Prolog. Es kommt zu weiteren sehr unübersichtlichen Kampfszenen, in deren Verlauf der Held den Brillenschlumpf plättet. Unsere vermutlichen Cops kapern derweil mit Waffengewalt ein arglos vorbeirollendes Fahrzeug (der einhändige Fahrer des Cop-Duos killt augenscheinlich – bzw. nicht augenscheinlich, da geschnitten – den unschuldigen Zivilisten und handelt sich dafür einen „tu-das-nie-wieder“-Rüffel seines angeberischen Vorgesetzten ein).

Der schwer verletzte Irre Thug konnte in der allgemeinen Verwirrung vorübergehend entfliehen und trifft dabei auf den Bekloppten (ich weiss, dass „irre“ und „bekloppt“ ähnliche Adjektive sind – was soll ich machen? Ich kann nicht anders). Aus unerfindlichen Gründen reicht der Bekloppte dem Irren seine Kanone, damit er sich einen ehrenvollen Abgang verschaffen kann. Der Irre revanchiert sich für diesen Liebesdienst, indem er dem Bekloppten in den Arsch schiesst, worauf der sich wütend verpisst. Blöd für den Irren, denn als Sekunden später der Boss und seine Brigade loyaler Anhänger aufmarschieren und er sich nun doch lieber selbst killen will, ist keine Kugel mehr in der Knarre und er den finsteren Ansinnen des Bosses (dunkle Drohung des Boss: „Es muss ein Leben nach dem Tod geben!“) hilflos ausgeliefert.

Mädchen und Held grübeln darüber, wer der ominöse Boss sein könnte. „Es ist euer Schicksal, gegeneinander zu kämpfen,“ weiss das Mädel woher auch immer, „denn ihr kennt euch!“ Yep, mittlerweile haben wir´s begriffen, unser Held ist die Reinkarnation des anfänglich gekillten Samurais. Weitere Diskussionen werden vertagt, denn der Biker Thug schwebt (sprichwörtlich) zombifiziert ein und ist ready to kick some butt. Der Held haut das störende Girl wieder einmal k.o. und liefert sich einen – ich kann mich nur wiederholen – absolut unrealistisch-gezeitrafferten Martial-Arts-Fight. Ich weiss nicht, wieso Regisseure immer wieder zu diesem Stilmittel greifen. Ich finde nun mal diese beschleunigten Kämpfe total undynamisch – es ist mir wesentlich lieber, die Kontrahenten fliegen minutenlang durch Baumwipfel a la old-school-King Hu als dieses lächerliche Hochpitchen der Kampfgeschwindigkeit. Okay, auch dieser Fight geht zu einmal zu Ende, namentlich dadurch, dass das Girl, wieder bei Bewusstsein, dazwischen geht, der Zombie-Biker daraufhin überraschenderweise seine Kampfhandlungen einstellt und vom Helden mit einem handlichen Fels gefällt und im nahen Fluss entsorgt werden kann. Etwas flussabwärts wartet auch schon der Boss auf ihn und der Zombie erwacht zu neuem Leben.

Unser Mädel erläutert dem Helden, dass die Sache mit der Wiederauferstehung der Toten nur im Wald der Wiederauferstehung funktioniert (well, duh!) und nur der Boss (von eigentlich allen Beteiligten als „ER“ bezeichnet) dies bewerkstelligen könne (was Blödsinn ist, alldieweil ja schon einige Tote ohne Beteiligung von „Ihm“ zu Zombies wurden). Unser Held spielt den typischen borniert-ignoranten Helden und hält das für Quatsch: „Sowas geht doch gar nicht!“. Ja, manche Leute glauben nur, was sie sehen, andere glauben das, was sie sehen, eben nicht. Bevor allerdings weitere Plot-Einzelheiten enthüllt werden, die uns dabei helfen würden, heads or tails aus dem bislang präsentierten Chaos zu machen, greift eine der Thugetten an und verwickelt den Helden in eine weitere Kampfszene, ehe sie von dem Mädchen mit einem stabilen Ast k.o. geschlagen wird. Aus nicht näher zu ergründenden, äh, Gründen, sticht der noch immer herumrennende Bekloppte Thug den sinnlos vor sich hin stolpernden zombifizierten anderen Ausbrecher mit einem Messerle ab, was aber keine besondere Wirkung entfaltet. Mehr schon, dass die beiden Cops (ich geh einfach mal davon aus, dass sie welche sind) den mitten auf der Strasse dumm rumstehenden Ausbrecher-Zombie mit voller Absicht überfahren und dabei zermanschen (die Schnittauflagen der FSK machen es einmal mehr unmöglich, dass uns diese Aktion en detail gezeigt wird… Typ auf Strasse – Auto braust heran – unbeholfener Schnitt – Auto mit Gore auf der Kühlerhaube und blutverschmierter Windschutzscheibe), nicht bevor unser comic relief cop noch zum besten geben kann, dass er die Ausbrecher riechen könne („Geruchssinn wie ein Polizeihund“, da staunste, wa). Der Bekloppte Thug stolpert über die Thugette, die sich von ihrem Niederschlag eben erholt hat und überredet sie, gemeinsame Sache zu machen. Okay, sagt sie, aber er hat nach ihrer Pfeife zu tanzen.

Irgendwann, nachdem selbst Regisseur und Autor aufgefallen ist, dass diese ganze Plotte langsam IRGENDWOHIN führen müsste, trifft der Held mit Mädel im Schlepptau auf den Boss und erkennt ihn wieder (na sowas aber auch). Der Boss behauptet, alles erklären zu können (na denn man tau), wünscht aber die Aushändigung des Mädchens und sonstigen Gehorsam. Das Girl wirft ein, dass der Boss sie umzubringen beabsichtige etc. pp., denn „nur das Blut dieses Mädchens kann mir die wahre Kraft geben,“ erläutert der Bossmann. Zwei Schlüssel brauche er nämlich, um das Portal zur spirituellen Welt (habt Ihr den Prolog vergessen? Dann geht´s Euch fast wie mir) zu öffnen – durch die Erweckung der Toten wäre Schlüssel Nr. 1 schon im Sack, Schlüssel Nr. 2 ist eben das Mädel. Den ganzen Zinnober habe er schon mal vor schlappen 500 Jahren durchgezogen, damals sei ihm aber der Held im Wege gewesen (versteh´ ich nicht, er hatte ihn doch gekillt?). Der Held beantwortet dieses Blödsinn mit gezieltem Schusswaffengebrauch, aber der Boss kann die Kugeln mit blossen Händen fangen und weiter Exposition von sich geben. Nach 500 Jahren sei nun das Mädchen eben wiedergeboren worden und nun, an ihrem 20. Geburtstag, müsse er mit ihrem Blut das Portal öffnen, im übrigen sei auch die Anwesenheit des Helden hier nur seinen weisen Planungen zu verdanken, immerhin habe er ihn aus der Todeszelle geholt, wo er wegen des Mordes an mehreren dutzend Menschen eingesessen habe (ein wahrhaft sympathischer Heldencharakter also). Deswegen sei er, der Boss, auch stolz auf den Helden und würde sich bereit erklären, ihm die „wahre Welt“ zu zeigen, selbstredend erst nach dem Heldentod. Das ganze macht ungefähr soviel Sinn wie meine letzte Steuererklärung und auch der Held mag sich diesen Schwurbel nicht anhören, gibt das übliche „da wäre ich lieber tot“-Geschwafel von sich (was ja im Prinzip genau das ist, was Boss von ihm will) und wird daher vom Boss nicht nur über den Haufen, sondern sogar ein paar hundert Meter weiter weg geballert. Das Mädel rennt dem unfreiwillig fliegenden Helden hinterher. Irgendwo im Gewölle verblutet der Held vor sich hin, aber – ta-daa – mittels ihres kostbaren Lebenssaftes (sie ritzt sich die Handfläche auf) holt das Mädchen ihn ins Leben zurück, was mit einem ausführlichen Flashback 500 Jahre zurück gefeiert wird.
Dadurch wird die Sache ein klein wenig sinnvoller, denn wir erkennen, dass der Held seinerzeit das Mädchen per gezieltem Kehleaufschlitzen getötet hatte, bevor der Boss sich ihrer bemächtigen konnte. Es folgt eine theoretisch ausführliche swordsplay-Szene (FSK sei dank ist in der Rental-Fassung hier aber nicht zu sehen, was eigentlich von statten geht), bei der der Held, wie uns aus dem Vorlauf bekannt, schlussendlich den kürzeren zieht.

Unser Held kommt also, mit heftigem Special-FX-Make-up, wieder zu sich, and a good thing, too, denn der Boss hat sich inzwischen des Mädchens angenommen und sie zwecks Opferprozedur an einen toten Baum gefesselt. „Er konnte mich damals nicht besiegen und jetzt auch nicht,“ triumphiert der Boss. „Du hast dich in all diesen Jahren nicht weiterentwickelt,“ psychoanalysiert das gefesselte Girl und grinst sich insgeheim eins, denn als er sie anritzt und die Dämonen der spirituellen Welt anfleht, doch jetzt bitteschön das Portal zu öffnen, tut sich naturgemäss nüsch. Auch bei ihm fällt der Groschen, dass das Mädel sich schon selbst angezapft und die portalsöffnende Kraft damit schon sinnlos versickert ist. Nach dem üblichen Anfall lacht der Boss allerdings zuletzt – denn genau das war es, was er geplant hatte! (Wieso er dann die Maid noch angestochen hat, ausser aus purem Sadismus, entzieht sich einmal mehr meiner Kenntnis) Denn nicht das Mädchen wäre der zweite Schlüssel, NEIN, unser Held ist es! Und das Wiedererwecken des gefallenen Helden wäre genau das, was der Boss sich gewünscht habe, danke schön. Der Boss findet das echt witzig (allerdings weiss ich nicht, wie sich dann jetzt die bewusste Pforte öffnen soll?) Wenn man von Esel spricht, kommt er angetrabt. Irgendwo unterwegs muss ein Samurai-Schwert-Schlussverkauf gewesen sein, denn der Held ist mit einem solchen Oschi bewaffnet und metzelt zunächst mal die sich ihm in den Weg stellende verbliebene Henchmen-Schar des Oberbösmanns.

„Er oder ich,“ stellt der Boss angesichts des Versagens seiner Truppe korrekt fest und das Mädchen warnt ihn (warum sollte sie das tun???): „Pass auf, er hat die neue Kraft. Er könnte dich schlagen!“ Japaner, der unser Bösmann ist, findet der Boss das gut, schliesslich wäre es „wertlos“, wenn sein Gegner keine sportliche Chance hätte.

Die Comic Relief Cops treffen auf den Bekloppten Thug samt Thugette. Nach kurzem Geplänkel fällt die Thugette tot um (fragt mich nicht warum), der Bekloppte Thug schnappt sich aus dem Kofferraum der Cop-Karre ein vollständiges Maschinengewehr und rennt vom Acker. Ich verstehe diesen Film nicht.

Während der Boss sein Superdupersamuraischwert zusammenbaut, beschäftigt sich der Hero mit dem letzten Mohikaner der Thug-Brigade, den zombifizierten Irren, der seit seinem Eintritt ins Reich der Untoten allerdings nur noch animalisch vor sich hin kichert und auf allen Vieren rumstrolcht (und die Fähigkeiten eines Turbo-Maulwurfs geerbt hat, denn er gräbt sich tatsächlich im Boden ein…) Der hysterische Bekloppte stösst dazu, haut den Helden k.o. und sprengt den Irren mit dem MG. Der Rückstoss killt ihn allerdings, das MG wechselt den Besitzer. Endlich sind auch die Cops am Ort des Geschehens. Der einarmige Fahrer wird sofort vom Helden erschossen und dem anderen Knaben helfen auch seine Reflexe, die besser sind als die von Mike Tyson (hatte der wirklich so töfte Reflexe? Ich dachte, der wäre mehr ein Schläger… war nie besonderer Box-Fan), nix, denn auch ehr wird MG-technisch in tausend kleine Fetzen gesprengt – so dass ich mich frage, WAS SOLLTEN DIESE BEIDEN WITZFIGUREN ÜBERHAUPT IN DIESEM FILM?

Showdown-Time. Endlich. Nach anfänglichem Belauern geben sich´s die Kontrahenten mit ihren Schwertern und sogar mit ein bisschen Wire-Fu, der Hero wird durchbohrt (Loser!), der Boss verhöhnt den Feind („nichtmal mit den magischen Kräften kannst du mich besiegen“), das Mädchen presst sich noch mal ein wenig Blut aus den Fingern und re-animiert den Helden ein zweites Mal (allerdings aus sicherer Entfernung – es reicht also, dass sie ihr Blut einfach vergiesst, es muss nicht unbedingt auf die entsprechende Person sein), so dass dieser die herabsausende Klinge des finishing-movenden Bossman mit blossen Händen aufhalten kann und zur zweiten Runde bereit ist. Und jetzt, erneut ist das ganze dank der hanebüchenen FSK-Schnitte ausgesprochen unübersichtlich, gewinnt der Hero und kann mit dem Mädchen auf dem Motorrad des Biker-Thugs von hinnen brausen, selbst auf die Gefahr hin, dass er ausserhalb des Waldes (Wiederauferstehung etc., Ihr wisst schon) einfach sterben könnte, denn im Wald ist´s ihm zu einsam.

Bräuchten wir wirklich noch einen Epilog? Ja, nach Ansicht der Filmemacher. 99 Jahre später… Civilzation, as we know it, scheint den Bach runtergegangen zu sein, Städte liegen in Ruinen, Passagierjets stecken in Wolkenkratzern (post 9/11 hätte man das sicherlich nicht mehr machen können, PC!!), die entsprechenden Sets sehen aus wie ein halbwegs kompetenter Godzilla-Film. And history is about to repeat itself, denn wir sehen die ganze reinkarnierte Thug-Blase, das reinkarnierte Mädel und den reinkarnierte Bossman. Nur eins ist scheinbar anders, denn der Boss ist nicht der, der das Mädchen opfern möchte, das ist unser Held – der, wie sich jetzt herausstellt, in Wahrheit der Bruder des Boss ist! Und noch dazu diesem eröffnet: „Ich habe alles auf dieser Welt zerstört, das ich zerstören konnte! Kann ich jetzt meinen letzten Weg antreten?“ Ya see – surprise, die ganze Zeit war unser Held der Böse (oder so… ergibt ja eh alles keinen Sinn, warum sollte ich mir jetzt noch den Kopf zerbrechen…). Die Brüder gehen mit gezückten laserunterstützten Samurai-Schwertern aufeinander los… ENDE.

O hjemine. Wenn so die Zukunft des Horrorfilms aussieht, dann bleibe ich definitiv lieber old-school, vielen Dank. Nennt mich einen konservativen alten Knochen, aber ich erwarte von der Neudefinition des Genres mehr als nur das Aufarbeiten von Motiven aus Night of the Living Dead und Highlander mit der Optik von Evil Dead und The Matrix. Damit sind die so offensichtlichen Einflüsse von Versus auch schon genannt. Eigentlich möchte man fast meinen, dass diese Kombination, wenn sie schon nicht das Horrorgenre neu erfindet, zumindest für einen coolen unterhaltsamen und blutigen Spass gut ist, aber – Ihr habt´s sicher schon der irgendwie ein wenig lustlosen obigen Zusammenfassung entnommen – so richtig Fun hatte ich mit Versus gerade nicht. Gut, für einen Teil meiner Vorbehalte kann der Streifen nix – hätte ich vorher gewusst, dass ich mit der FSK-18-Verleihversion eine hemmungslos beschnippelte Zensurfassung bekomme, die den Streifen konsequent jeglichen Gores beraubt (denn in der Tat bleibt nicht viel von dem, weswegen wir Zombiefilme an schauen, übrig – ab und zu gibt´s mal ein paar Resultate des fröhlichen Metzelns, aber der Vorgang selbst bleibt den Besitzern der Kauf-Version vorbehalten) – eigentlich war ich ja mal gewohnt, dass Verleihfassungen mehr Inhalt haben als die Kaufeditionen… naja.

Wie schon gesagt, das ist kein Argument, um dem Film selbst zu Leibe zu rücken – aber Fakt ist, dass auch in vollständiger Form Versus nichts anderes sein kann als eine sinn- und zusammenhanglose Aneinnanderreihung diverser zugegeben des öfteren mal durchaus cool aussehender Action- und Splatterszenen. In diesen ganzen knapp zwei Stunden steckt nicht eine einzige neue Idee, keine originelle Innovation, nicht mal eine besonders clevere Variation von bestehenden Genrekonventionen. Nö, Kitamura packt nur das, was er anderswo gesehen hat, in eine edel aussehende Verpackung und versucht uns den uninspirierten Ramsch als Luxusprodukt zu verkaufen. Tschuldigung, das war ein wenig böse, aber ich werde halt grundsätzlich sauer, wenn Regisseure und Autoren versuchen, uns inhaltliche Leere ohne jegliche Idee in pseudo-hippen Gewand als neu und supertoll anzudrehen. Was hilft mir Edel-Optik, exquisite Kamerafahrten bis zum Abwinken, bullet-time-tricks a la Matrix, wenn nix dahinter steckt?

Eben – gar nix. Sicher ist es tre´s cool, wenn Tak Sakaguchi in einem Leder-Trenchcoat wie Keanu Reeves herumwirbelt und das Schwert schwingt. Natürlich ist ein Evil Dead-mässiger POV-Shot durchs Unterholz schick, aber beim fuffzehnten Mal wird´s nervig. Das ist nämlich das Problem von Versus. Vor lauter hippen pseudomodischen Genre-Referenzen vergisst Kitamura eine Geschichte zu erzählen. Aber bevor ich dazu komme, muss ich noch eins loswerden: bin ich der einzige, dem diese hippelige hyperenergetische Handkamera, die keine Sekunde stillsteht und rauf und runter, links und rechts wackelt, tierisch auf den Keks geht? Mann, ist doch kein Dogma-Film. Es nervt. Es macht krank. Ich möchte diesen Film ehrlich nicht auf der grossen Leinwand sehen, da würde mir schlecht.

Ausser technischen Mätzchen ist da also nix gewesen, vor allem keine Story. Der Film tut nicht mehr, als sein gutes Dutzend Charaktere in den Wald zu werfen und dann abzuwarten, was passiert. Inhaltliche Koherenz? Pustekuchen. Den ganzen Zombie-Angle wirft der Film nach der guten Hälfte über Bord, um sich einer vollkommen hanebüchenen und innerlich unlogischen mystischen Reinkarnations- und „there can be only one“-Plörre zu widmen, die hinten und vorn keinen Sinn ergibt. Ich mag auf die ganzen einzelnen Plotholes gar nicht eingehen, das macht mir keinen Spass.

Ich brauche keine grosse epische Story – nicht, dass mich einer falsch versteht – aber selbst eine gewiss nicht anspruchsvolle Splatter-Groteske wie Braindead hat sich wenigstens das Mäntelchen einer – im Rahmen seines eigenen Anspruchs und internen Logik – halbwegs plausiblen Geschichte umgehängt (gut, über das Mama-Monster im Finale könnte man diskutieren). Ich wiederhole mich, Versus ist nichts als die zusammenhanglose Aneinanderfügung von einzelnen Splatterszenen. Und selbst die funktioniert nur eingeschränkt – solange der Streifen sich hauptsächlich mit der Zombie-Thematik beschäftigt, ist das ganze noch halbwegs erträglich: auch hier hätte mir etwas beiläufige Erklärung und ein wenig Sinn gut gefallen, aber hier kaschiert das hohe Tempo noch halbwegs die inhaltliche Unzulänglichkeit und die nervige „ach-was-machen-wir-für-einen-supercoolen-Film“-Mentalität. Jedoch mit der Einführung des Boss-Charakters kommt der Film stellenweise zu einem echten Stillstand – der Film versucht zwar da, der ganzen Plotte einen gewissen Sinn zu geben (woran er schmählich scheitert, da das, was er an Erklärung liefert, ausgesprochener Blödsinn ist), aber durch die Ballung von Exposition in ein-zwei Szenen killt sich der Film. Zum Showdown hin kommt der Film wieder ein wenig in Schwung und das Swordsplay ist vom rein martial-arts-mässigen Standpunkt nicht zu verachten, aber im Rahmen eines noch so altmodischen Actionfilms ohne den aufgesetzten Horrormumpitz hätte mir das besser gefallen.

Ich will eines erwähnen, was mir trotz dieser ganzen Hasstirade, die ich mir aus den Fingern sauge, ganz gut gefallen hat – die musikalische Untermalung. Call me crazy, aber ich finde, dass hektische drum´n´bass- und Technosounds hervorragend zu Martial-Arts-Zweikämpfen passen – Mortal Kombat comes to mind, auch kein filmhistorischer Weitwurf, aber auch dort passte der Techno-Soundtrack exzellent zu dem Kampfszenen. Hier funktioniert das ähnlich – energetischer Sound zu energetischen Bildern. Ich möchte sowieso das Können von Schnittmeister und Kameramann nicht mindern (auch wenn, wie ich schon mehrfach sagte, Handkamera in Action-Szenen gewiss nicht mein Ding ist), das sind sicherlich fähige Leute, sie bräuchten bloss ein besseres Vehikel für ihr Können. Dass Regisseur Kitamura mittlerweile auch für Hollywood tätig ist, erschreckt mich irgendwie – es gehört für mich schon ein bisschen mehr zu einem grossen Regisseur, selbst und gerade für Genre-Ware, als eine Action-Szene aufzusetzen und ´nen Kameramann an die richtige Stelle zu stellen. Nö, er müsste auch mit Charakteren arbeiten, eine Geschichte erzählen können und die Optik in einen FILM packen und nicht nur in einen überlangen Videoclip.

Was bleibt zu sagen? Tak Sakaguchi könnte durchaus Zukunft als Action-Hero haben, er gibt einen stellenweise überzeugenden lakonischen Anti-Helden a la Snake Plissken oder Blade, strahlt Coolness aus und hat Screenpräsenz – selbst aus dem wenigen, was das Drehbuch ihm an Motivation und Dialog auf den Weg gibt, macht er das Optimum. Sakaguchi ist der Hauptgrund, warum man sich Versus ansehen kann, wenn man den will – es sei denn natürlich, man ist schon zufrieden, wenn alle drei Minuten eine POV-Kamerafahrt ausgelöst wird… die weiteren Darsteller schwanken zwischen „man-kann-zusehen“ bis „oh-mein-Gott-hoffentlich-ist-der-bald-nicht-mehr-im-Bild“. Die mir namentlich nicht bekannten Darstellern des Irren und des Bekloppten Thugs zählen eindeutig zur letzeren Kategorie. Das hat mit over-the-top-Acting nix mehr zu tun, das ist nur noch nervig. Da mir keine Cast-Credits vorliegen, kann ich auch nicht sagen, wer den Boss spielt – als Schurkendarsteller hat der m.E. auch keine grosse Zukunft, denn der Junge ist einfach zu blass, zu farblos, ohne Charisma – der strahlt keine Bedrohung aus.

Eins fällt mir noch ein – manch einer entdeckt in Versus Humorpotential… naja, vielleicht in der japanischen oder englischen Fassung, in der DF… nicht wirklich. Es gibt den ein oder anderen visuellen throwaway-gag, aber zum Lachen ist der Streifen nicht – keine Splattercomedy. Okay, möglicherweise hat die ungeschnittene Fassung da mehr zu bieten, aber eigentlich glaub ich das nicht… mehr Gore kann´s da wohl geben, was den Streifen in seiner kompletten Form für Gorehounds zumindest interessant macht. Wer aber wirklich einen guten Horrorfilm sehen will, der mehr zu bieten hat als Videoclipästhetik, der braucht Versus nicht auf seine Einkaufsliste zu setzen.

Die Leih-DVD von ems ist darüber hinaus noch so bare bones, dass man die Jungs eigentlich wegen konsequenter Missachtung der Möglichkeiten des Mediums verklagen sollte. Liebloser Vollbildtransfer, keinerlei Extrafeatures (gut, es gab eine Rubrik Trailer, aber die zähle ich nicht als Extra), null. Mager, mager. Hoffe, die Kauf-DVD ist besser ausgestattet.

Fazit: Es könnte sich durchaus so angehört bzw. gelesen haben, als würde ich Versus aus tiefster Faser meines Herzens hassen. Ist nicht ganz so. Ich finde den Film nur einfach schäbig – eine Mogelpackung, die so tut, als würde sie dem Horrorfilm neues Leben einhauchen wollen, aber ihr durch den übermässigen Einsatz von Stilmitteln, die zu anderen Genres möglicherweise besser passen, eher den Todesstoss versetzt. Style over content, das konnte ich noch nie leiden, und Versus ist leider nur style und null content. Technisch kompetent, aber ohne einen Funken Verständnis für das Genre, das der Film vermeintlich zu beleben versucht. Kitamura sollte sich lieber auf reinrassige Actionfilme konzentrieren und nicht mithelfen, das Horrorgenre in eine weitere Sackgasse zu steuern. Mann, ich spüre glatt das Verlangen, mir zur Entspannung Urban Legends 2 anzusehen…

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 3


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