Verrückt nach Sam

 
  • Deutscher Titel: Verrückt nach Sam
  • Original-Titel: Testing Sam
  • Alternative Titel: Rule of Three |
  • Regie: Fred Calvert
  • Land: USA
  • Jahr: 1997
  • Darsteller:

    Douglas Weston (Roger), Audie England (Sam), William Forsythe (Mitch)


Vorwort

Wahre Freundschaft gibt’s bekanntlich nur unter Männern und nichts ist für eine wahre Männerfreundschaft gefährlicher, als wenn einer der Freunde sich in ein weibliches Wesen verliebt. Keine besonders neue Erkenntnis, aber scheinbar dennoch spektakulär genug, um einen ganzen Film zu verdienen. Der supererfolgreiche Popkomponist Roger und sein schürzenjagender freigeistiger Malerfreund Mitch führen eine solche Männerfreundschaft, bis eines Tages Cupidos Pfeil Roger genau zwischen die Augen trifft und er sich Hals über Kopf in Sam verliebt, die Vorzimmerdame seines Plattenfirmenchefs und Klauerin seines neuesten Songs. Nun, es kommt, wie es kommen muß… Roger ist rettungslos verloren, Mitch versucht, die sich anbahnende Romanze zu sabotieren, sieht sein unrechtes Tun aber ein und es kann geheiratet werden (bis jetzt wäre das Stoff für eine halbwegs amüsante romantische Komödie gewesen, dummerweise ist aber der Film erst ungefähr halb durch). Aus unerfindlichen Gründen kommt Roger auf die schwachmatige Idee, sein Liebchen könnte ihn (nach zwei Jahren Ehe) betrügen. Um Sam auf die Probe zu stellen, verlangt er von Mitch, sie anzubaggern. Mitch weigert sich zunächst mit Händen und Füßen und knickt erst ein, als Roger allen Ernstes ankündigt, diese edle Aufgabe widrigenfalls einem Wildfremden zu übertragen. Allerdings geht Mitch sehr halbherzig an die Sache ran, was seinen besten Freund verärgert – Roger will mehr Einsatz sehen…


Inhalt

„Verrückt nach Sam“ (hoffte der Verleiher, sich mit diesem deutschen Titel an einen gewissen Blockbuster anzuhängen? Sicher nicht…) ist einer dieser irgendwie immer unbefriedigenden Filme, die als locker-flockige Komödie beginnen und als moralinsaures bedeutungsschweres Drama enden Damit könnte alles gesagt sein – es paßt einfach nichts zusammen. Während die ersten zwanzig Minuten durchaus noch auf unterhaltsam-turbulenten Niveau einer mittelprächtigen Sitcom daherkommen, versumpft der Streifen in der Folgezeit zu einem langweiligen, gelegentlich sogar richtig enervierenden (wegen der Blödheit seines zentralen Charakters Roger… sollte man diesem Vollidioten am Ende noch Sympathie entgegenbringen?) Plombenzieher, der spätestens zur Filmmitte vergessen hat, dass er wohl eigentlich mal lustig sein sollte. Statt aus der absurden Situation Witz und vielleicht sogar Spannung zu ziehen, ersäuft der Streifen in haarausfallverursachenden Dialogen und endlosem Herumreiten auf seinem (nun nicht so schwer zu durchschauenden) Punkt. Das alles trauerspielt sich ungefähr auf dem Level eines ungenießbaren TV-Movies aus deutscher Privatsenderproduktion (wenn dort mal wieder in die Schublade „anspruchsvoller Tränendrücker“ gegriffen wird) ab und macht ungefähr soviel Spaß wie ein eingewachsener Zehennagel.

Das Drehbuch ist, wie gesagt, doof, langweilig und mit teilweise bodenlosen Dialogen ausgestattet, das Tempo ist nicht mehr meßbar und das absolut unpassende und trotzdem vorhersehbare Downer-Ende (ist auch ein Kunststück) setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Fred Calvert, der die Plotte sowohl erdacht als auch inszeniert hat, setzt sich hier wahrhaftig kein Denkmal. Formal und handwerklich ist das alles war recht ordentlich und professionell-routiniert heruntergekurbelt, ohne Innovationspreise zu gewinnen, aber die 95 Minuten Laufzeit entwickeln sich zur argen Geduldsprobe und der freundliche Rezensent beschloß nach ungefähr der Hälfte der Laufzeit denn auch, sich noch nebenher seinem Computer zu widmen… Auch schauspielerisch gibt’s nur wenig erfreuliches zu berichten, das aber heben wir uns für den Schluß auf. Douglas Weston als Roger bietet eine recht schauerliche Performance (da ihn das Script aber stets auf dem schmalen Grat zwischen himmelhochjauchzend und totalhysterisch balancieren läßt, hat er’s zugegebenermaßen nicht wirklich einfach), Audie England als Objekt der Begierde bleibt mir zu farblos, zu wenig eindrucksvoll. Einziger Grund, sich „Verrückt nach Sam“ überhaupt auszusetzen, ist die darstellerische Leistung von William Forsythe, der einmal mehr seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt, die besten komischen Szenen hat und in den teilweise lächerlich-aufgesetzten dramatischen Szenen wenigstens ein wenig Esprit an den Tag legt und dadurch seine Würde behält (im übrigen gab der Film Forsythe die Gelegenheit, sein real-life-Hobby „Malerei“ auch vor der Kamera einzusetzen).

Bildqualität: Am Videotransfer ist wenig auszusetzen – der Vollbildtransfer könnte vielleicht ein wenig kräftigere Farben vertragen, ist aber frei von Bildrauschen oder Bildstörungen. Kanten- und Detailschärfe bewegen sich auf einem zufriedenstellenden Niveau, ebenso die Kontrastwerte; die Kompressionsrate scheint angemessen, erst beim Vierfach-Zoom stellen sich deutlich bemerkbare Klötzchen ein.

Tonqualität: VCL/MAWA präsentieren den Film ausschließlich in deutscher Sprache in Dolby 2.0- und 5.1-Mix. Die Spuren nehmen sich qualitativ nicht viel und bieten einen ausgewogenen Mix zwischen den Dialogen und der unaufdringlichen Musik (natürlich ist kein Surround-Festival zu erwarten).

Extras: Nada.

Fazit: „Verrückt nach Sam“ ist bestenfalls ein langweiliger, vielleicht aber sogar ein ärgerlicher Streifen. Aus dem durchaus vorhandenen Potential der Grundidee, die durchaus eine temporeiche, freche Komödie hergäbe, macht Fred Calvert nichts – statt dessen wirft er ohne Not den Humor über Bord und hämmert seine Botschaft „ohne Vertrauen keine Liebe“ mit der ganz groben Kelle unters Volk. Das entbehrt in einigen besonders hanebüchenen Szenen nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik, ist aber absolut nicht tragfähig für einen abendfüllenden Film, der noch dazu als Komödie vermarktet wird (für mich ist der Streifen eindeutig ein Drama, und das aus mehreren Gesichtspunkten). Immerhin – mit dem Film kann man sich recht flott aus einer guten in eine depressive Laune versetzen, vielleicht braucht man das mal. Abgesehen vom konsequenten Verzicht auf irgendwelche Beigaben handelt es sich wenigstens um eine recht brauchbare DVD-Umsetzung – nur den Film, den braucht halt wirklich keiner, außer vielleicht Hardcore-William-Forsythe-Fans, falls es die irgendwo gibt…

1,5/5
(c) 2003 Dr. Acula


mm
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