Velocity Trap

 
  • Deutscher Titel: Velocity Trap
  • Original-Titel: Velocity Trap
  •  
  • Regie: Phillip J. Roth
  • Land: USA
  • Jahr: 1997
  • Darsteller:

    Olivier Gruner (Raymond Stokes), Alicia Coppola (Beth Sheffield), Ken Olandt (Nick Simmons), Jorja Fox (Alice Pallas), Bruce Weitz (Captain Fenner), Ray Oriel (Delacruz), Jaason Simmons (Simms), Victor Love (Fallout), Yannick Bisson (Robinson), Craig Wasson (John Dawson), Anna Karin (Dana), Harry Wowchuk (Samuel Nelson)


Vorwort

Wir schreiben das Jahr 2149 – Raymond Stokes ist Cop auf einem weit von der Erde entfernten Bergbau-Mond und hat’s nicht leicht – seine Ex-Frau (die er immer noch liebt und umgekehrt) hat aus monetären Gründen einen befristeten Ehevertrag mit seinem Intimfeind und Vorgesetzten John Dawson abgeschlossen, was noch zu verkraften wäre, täte Stokes den Rivalen nicht gerade mit Korruptionsverdächtigungen in die Pfanne hauen. Der neue Polizeichef Nelson wird von Dawson noch bei seiner Amtseinführungsparty abserviert – und Stokes schiebt man zwar nicht gerade den Mord in die Schuhe (den tarnt man als Unfall), dafür aber den an einem Kollegen. Aus alter Verbundenheit liefert Dawson Stokes nicht ans Messer, sondern schiebt ihn auf einen Ekelposten ab; weil die Computerkriminalität den bargeldlosen Zahlungsverkehr zwischen und auf den verschiedenen menschlich besiedelten Welten zum Erliegen gebracht hat, lacht wieder Bargeld, und das wird in rauhen Mengen mit Spezialfrachtern von einem Planeten zum nächsten gebracht. Stokes soll einen dieser Transporte bewachen – während die Crew die Reise im Tiefschlaf verpennt. Ungeheuer aufregend, doch Abwechslung stellt sich schneller als erwünscht ein. Der Bordcomputer alarmiert Stokes, dass das Raumschiff auf Kollisionskurs mit einem unplanmäßigen Asteroiden liegt – noch während unser technisch und vor allem raumflugmäßig unbeleckter Bulle verzweifelt damit beschäftigt ist, die Navigatorin aus dem Tiefkühlfach aufzutauen, dockt ein unbekanntes Schiff am interstellaren Geldtransporter an. Das wären dann die Bösen – Nick Simmons und seine Crew sind nämlich der Ansicht, dass die schlappen 40 Milliarden Dollar, die Stokes hauptamtlich beaufsichtigen soll, in ihren Taschen weitaus besser aufgehoben sind als auf einer Bank. Die Anwesenheit Stokes ist für die Gangster freilich eine unerwartete Komplikation. Stokes und die aufgeweckte Navigatrix müssen nicht nur die Ganoven bekämpfen, sondern auch verhindern, dass die zusammengekoppelten Schiffe in Bälde in den Asteroiden rauschen, was auch nicht dadurch erleichtert wird, dass zur Geldtransporter-Crew auch ein fieser Verräter gehört…


Inhalt

UFO – Phillip J. Roths B-Movie-Schmiede ist eine von den Produktionsklitschen, die ich furchtbar gerne sympathisch finden würde; in den 90er Jahren waren Roth und seine Gesellen so ziemlich die einzige Adresse, unter der man darauf hoffen konnte, einigermaßen brauchbare (zumindest technisch gesehen) B-SciFi serviert zu bekommen (wir dürften uns alle darin einig sein, dass ankuckbare B-SF noch erheblich dünner gesät ist als ankuckbarer B-Horror, schon allein aufgrund schierer Mathematik – es wird so unendlich viel mehr billiger Horror als billige SciFi produziert, dass allein der Statistik wegen ein paar halbwegs anständige Horrorfilme ‚bei rumkommen). Leider Gottes legte UFO-Ober-Stratege Roth in dieser Zeit viel Wert darauf, persönlich auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen, und bei aller Freundschaft, ein guter Regisseur ist er leider nicht. Als Roth das dann auch endlich spitzgekriegt hatte, orientierte er seine Bude aber prompt zugunsten einer „monster-of-the-week“-Fabrik um, die neben Kram wie Boa vs. Python und Konsorten extren anspruchslosen SciFi-Channel-Originals im Dutzend billiger fabrizierte (und zwischendurch mal einen Deal an Land zog, für große Majorstudios Direct-to-DVD-Sequels für Gassenhauer wie „The Grudge“ rauszurotzen).

„Velocity Trap“ ist noch ein Werk aus der „wir-probieren’s-noch-ernsthaft-mit-Science-Fiction“-Phase des Rothschen Imperiums, ungefähr zeitgleich entstanden mit dem von mir als reichlich ungenießbar klassifizierten Total Reality, in dem David Bradley und Thomas Kretschmann dilettierten (der eine – Bradley – mehr, der andere weniger). Die Heldenposition übernimmt Olivier Gruner, einst mit Nemesis hoffnungsfroh aufgebrochen, die Nachfolge seines Kumpels Jean-Claude van Damme anzutreten, doch dann eiskalt davon überrollt wurde, dass 80er-Jahre-Action in den 90ern so überhaupt nicht gefragt war und demzufolge noch schneller als seine Vorgänger im DTV-Bereich vor sich hin wurschteln musste.

Wenn man Gruner im Cast hat, will man vermutlich kein ambitioniertes Charakterdrama, sondern einen kick-ass-Actionfilm realisieren – insofern bin ich schon sehr überrascht, und zwar absolut positiv, dass Roth und sein hiesiger Co-Autor Patrick Phillips (der für UFO noch große Klassiker wie „Lost Voyage“ oder „Interceptor Force 2“ schreiben sollte und eine Weile bei Raimi und Tapert in die Lehre ging, als er Drehbuchassistent bei „Young Hercules“ war) sich hier wirklich Mühe geben, nicht nur einen reinen Radaufilm zu schreiben, sondern eine einigermaßen stimmige „Welt“ zu erschaffen. Die Grundidee ist natürlich rechtschaffen blöde – selbst wenn wir soweit folgen wollten, dass Bargeld aus Sicherheitsgründen den rein virtuellen Zahlungsverkehr wieder abgelöst hätte, bestünde keinerlei Anlass dazu, größere Geldmengen „gebrauchter“ oder meinetwegen auch „neuer“ Scheine mit Raumschiffen quer durch’s Universum zu gondeln – das Geld würde da gedruckt, wo’s gebraucht wird (und da, wo sich eine eigene Druckerei nicht lohnt, werden dann wohl auch nicht sooo viele Geschäfte gemacht, dass man zweistellige Milliardenbeträge hin- und herkutschieren muss); da der MacGuffin für die eigentliche Story völlig nebensächlich ist, wäre es doch erheblich sinnvoller gewesen, den übergroßen Geldkoffer durch ein paar Tonnen Gold, Platin o.ä. Edelmetall zu ersetzen – etwas, das auch werthaltig ist, von dem man aber durchaus annehmen kann, dass es berechtigterweise von einem Planeten zum anderen geflogen wird. Nichts zu kritteln gibt’s allerdings am ganzen Szenario selbst – da hat man sich nämlich sicherheitshalber an den ganz Großen orientiert und ein üüüüberhaupt nicht „Blade Runner“-beeinflußtes neo-noir-Setting geschaffen, eine düstere, nicht wirklich hoffnungsfrohe Welt (inklusive netter Details wie der Tatsache, dass für einen schlichten Apfel satte zwölf Dollar zu latzen sind), in der Ehen auf Zeit geschlossen werden (und diese Verträge offensichtlich nicht einseitig gekündigt werden können, da Dawson Stokes klar macht, dass er ja Dana gerne aus dem Vertrag herauskaufen könne) und in der Konzerne das Sagen haben. Klingt nicht sonderlich originell, funktioniert aber eben auch recht gern und ist hier ziemlich gut aufgebaut – Exposition vermittelt uns Roth a la „RoboCop“ und „Starship Troopers“ über TV-Commercials und -Nachrichtensendungen, deren Ton nebenher noch andeutet, dass sich „Velocity Trap“ auch für den ein oder anderen Ausflug in beabsichtigt humorige Gefilde nicht zu schade ist. Einen Bonuspunkt verdient das Script sich auch für die wirklich clevere Konstruktion der Bredouille, in die der arme Stokes gebracht wird.

Sobald sich das Geschehen allerdings dann von der neo-noir-korrupte-Zukunftsbullen-in-Konzerndiensten-Geschichte auf’s Raumschiff (und damit den „Action“-Part) verlegt, lässt das Script deutlich nach. Zwar gibt’s noch lustige Ideen (der ob seiner einsamen Strafaufgabe halbdurchgeknallte Stokes tanzt im Schlafanzug zu „Carmen“ Ballett durch’s Schiff – und muss dann peinlicherweise den Strampler für den Rest des Films über tragen; die Gangster-Truppe und ihre Dialoge erinnern entfernt an Tarantino-Charaktere, auch wenn sie nicht ständig mit pop-culture-references um sich werfen), aber nun muss sich die Plotte notwendigerweise den Elementen ergeben, die der zahlende Konsument erwarten darf, wenn er einen Olivier-Gruner-Film ausleiht oder kauft – Remmidemmi halt, shoot-outs mit Laserknarren, Zweikämpfe, Explosionen, das ganze Programm. Mit dem zusätzlichen Druckfaktor des Asteroiden auf Kollisionskurs wird die notwendige Rasanz erzeugt, außerdem ermöglicht es den Kniff, dass die Guten und die Bösen, wenn’s spitz auf knopf steht, notgedrungen kooperieren müssen (ein einigermaßen befriedigender, wenn auch sehr gedrängt wirkender wrap-up wird auch geboten). Summa summarum – das Drehbuch ist insgesamt zweckmäßig mit der Tendenz bzw. dem Potential, etwas mehr als nur ein Standard-Gute-und-Böse-kloppen-sich-auf-einem-Raumschiff-Film abgeben zu können (ich kenne natürlich die Entstehungsgeschichte des Scripts nicht, aber ich halte es nicht für möglich, dass ein eher neo-noir-/Thriller-orientiertes Buch, als es in die Griffel von UFO und Phillip Roth kam, zu einem Actionvehikel umgestrickt wurde; ansonsten wäre die aufgewandte Sorgfalt – für die Verhältnisse eines DTV-Actionfilms – für’s set-up und Szenario ja beinahe ein wenig unverständlich [dann erinnerte sich Rezensent an „Total Reality“ und weinte bitterlich]).

Erfreulicherweise leiert sich Mr. Roth eine akzeptable Regieleistung aus dem Kreuz (ehrlich gesagt, die erste akzeptable Regieleistung, die ich von ihm gesehen habe); sicherlich hat der Film das grundsätzliche strukturelle Problem einer reichlich strikten Zweiteilung (der neo-noir-Part und der Action-auf-dem-Raumschiff-Part haben praktisch keinerlei Berührungspunkte, außer, dass beide nun mal den gleichen Protagonisten haben); auch wenn Roth nicht wirklich ein sauberer Übergang zwischen diesen Teilen gelingt (man muss es ja auch schon als einen ziemlichen Klimmzug, den die Story machen muss, ansehen, wenn Dawson Stokes als „Strafe“ für den angehängten Mord „nur“ auf den öden Wachjobposten versetzt), so sind die beiden Segmente für sich selbst (und den Rahmen eines billigen UFO-Films) recht ansprechend inszeniert. Die Optik ist angemessen, die production values nicht überragend, aber okay, das Tempo flott, aber nicht überdreht. Roth inszeniert den Streifen eher konservativ (also nicht so gimmick-überfrachtet wie „Dragon Fighter“ oder „Boa vs. Python“), gönnt Gruner die Gelegenheit, mal selbstironisch zu amtieren (was in der Karriere des Franzosen so oft nun auch nicht vorkam) und konzentriert sich sonst darauf, seine Special FX gewinnbringend einzusetzen.

Und, woah, ich wusste immer, dass UFO, wenn die Jungs nicht nur für irgendeinen TV-Sender eine Auftragsproduktion runterholzen, coole Effekte hinbringen können. „Velocity Trap“ muss für die FX-Abteilung (angeführt von Andrew Hofman, der’s verdientermaßen inzwischen in Großproduktionen wie „Beowulf“ oder „Eagle Eye“ geschafft hat) wirklich ein Prestige- und Showcase-Projekt gewesen sein – der Streifen beinhaltet wahre Unmengen an CGI-Shots, und die sehen – wir erinnern uns: Low-Budget-DTV-Science fiction von 1997, also auch nicht mehr ganz taufrisch – richtig richtig gut aus und kann durchaus mit hochklassiger TV-Ware wie „Babylon 5“ mithalten. Die Weltraum-/Raumschiff-Effekte sind für die zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten von UFO top-notch, einige digital-mattes des Bergbau-Mondes sind weniger gelungen, aber immer noch gut akzeptabel; die Animationen sind flüssig, die große (selbstverständlich nicht fehlende) Weltraumschlacht-Szene mit Laserfeuerzauber ist ausgesprochen fetzig. Dickes Lob an die digital artists, die hier zeigen, was auch im DTV-Bereich geht (ich erinnere mich erneut an „Total Reality“ und die auch dort bemerkenswerten CGI, doch dort war der Film drum rum wesentlich schlechter).
Let’s warp into the sunset…

Der Cast versammelt eine Riege von zukünftigen Fernsehstars um Olivier Gruner. Gruner selbst hat, wie schon gesagt, hier auch mal Gelegenheit, seine lustige Ader auszuspielen, mit dem Resultat, dass „Velocity Trap“ so ziemlich der von mir gesichtete Gruner-Streifen ist, der den Eindruck erweckt, sein Star hätte wirklich Spaß an dem, was er tut. Er ist immer noch kein großartiger Schauspieler, aber er schlägt sich im Vergleich zu DTV-Rivalen wie Bradley & Kollegen hier sehr sehr wacker. Alicia Coppola (nicht dem Clan zugehörig), die als Vertretung für die ursprünglich vorgesehene Hauptdarstellerin (deren Name mir zumindest nicht überliefert ist) einsprang, als letztere sich bei einem Stunt verletzte, war mittlerweile in „Das Vermächtnis des geheimen Buches“ und in großer Rolle in der Serie „Jericho“ am Start und gibt hier die taffe Latina; nicht sonderlich denkwürdig, aber effektiv. Jorja Fox (nachfolgend für einige Staffeln im „E.R.“ und mittlerweile „echter“ TV-Star dank „CSI: Las Vegas“) liefert eine hübsche Vorstellung als völlig durchgeknallte Gangsterbraut ab. Aushilfs-Tom-Cruise Ken Olandt (sorry, den Ruf wird er bei mir wegen „Supercarrier“ nie los werden), der nach einer eher überschaubar erfolgreichen Schauspielerkarriere (u.a. mit der Serie „Super Force“, „Leprechaun“ oder „T.N.T.“) bei UFO als Produzent einstieg, spielt hier auch mal gegen sein übliches Image und gibt einen passablen Bösewicht ab. In einer Gastrolle als unglückseliger Captain des Geldtransporters begrüßen wir Bruce Witz („Polizeirevier Hill Street“, „General Hospital“), Ray Oriel („C2 – Killerinsekt“, „Blood In, Blood Out“) agiert akzeptabel als Delacruz, eher unauffällig wirken Jaason Simmons (später in „Baywatch“) und Victor Love („The West Wing“) als Olandts Sidekicks. Craig Wasson (Boa, „Epoch“) könnte etwas stärker aufdrehen, die mit Abstand schlechteste darstellerische Leistung liefert aber Anna Karin („Red Shoe Diaries“, „Martial Outlaw“) in der eigentlich für Gruners Motivation wichtigen Rolle als seine Ex- und Wassons gegenwärtige Kontrakt-Frau. Da wird die Milch im Gefrierschrank sauer.

Bildqualität: Planet Media legt „Velocity Trap“ auf DVD vor – der anamorphe 1.78:1-Transfer ist annehmbar gut (allerdings scheint da wieder mal mein Player rumzuzicken, der nämlich unerwünschterweise in Vollbildmodus schaltete und sich auch nicht überreden ließ, Widescreen zu erzwingen), mit passablen Schärfe- und Kontrastwerten, wobei in manchen Szenen ein leicht verrauschtes Bild zu verzeichnen ist, die Kompression könnte besser ausfallen. Für die Grabbeltischklasse absolut vertretbar.

Tonqualität: Drei Tonspuren stehen zur Wahl – neben dem englischen O-Ton in Dolby 2.0 deutscher Synchronton in Dolby 5.1 und dts. An der Synchro selbst gibt’s nichts zu meckern, die Sprachqualität ist gut durchschnittlich, rauschfrei, aber nicht sonderlich dynamisch im Musik- und Effektmix.

Extras: Filmographien, eine Slideshow und eine Trailershow.

Fazit: Surprise, surprise – bei UFO-Werken schraube ich meine Erwartungshaltung normalerweise eher erdwärts, speziell, wenn Meister Roth selbst am Steuer sitzt, aber „Velocity Trap“ macht – und zwar nicht aus Trash-Gesichtspunkten – Spaß. Die hirnrissige Prämisse mal gnädig übersehen, ist der Film ziemlich vernünftig geschrieben, wenn auch strukturell zweigeteilt in eine „Thrill“- und eine „Action“-Hälfte, die nicht unbedingt großartig voneinander abhängig sind, aber sich auch nicht gegenseitig im Weg stehen. DIe schauspielerischen Leistungen sind für eine B-Granate aus dem UFO-Stall aller Ehren wert, Roth befleißigt sich eines zweckmäßigen, aber funktionierenden Regiestils und die FX sind für das mittlerweile schlappe Jahrzehnt, das sie auf dem Buckel haben, und die verbratene Kohle (der Film dürfte so im 4-5 Mio.-Dollar-Bereich liegen) schon regelrecht spektakulär. Und mehr erwarte ich von meiner DTV-SciFi ja gar nicht. Laserpistolen-Shootouts, Weltraumgefechte und eine Prise „Blade Runner“ – da ist der Doc durchaus zufrieden und grämt sich nicht ob der drei investierten Euronen.

3/5
(c) 2009 Dr. Acula
originally posted: 17.06.2009


mm
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