Vampire Clan – Vom Blut berauscht

 
  • Deutscher Titel: Vampire Clan - Vom Blut berauscht
  • Original-Titel: Vampire Clan
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  • Regie: John Webb
  • Land: USA
  • Jahr: 2002
  • Darsteller:

    Rod Ferrell (Drew Fuller)
    Heather Wendorf (Kelly Kruger)
    Scott Anderson (Timothy Lee DePriest)
    Charity Keesee (Alex Breckenridge)
    Dana Cooper (Marina Black)
    Sgt ( Ben Chase (Richard Gilliland)
    Sheriff Mike Dane (Larry Dirk)
    Ruth Wendorf (Mimi Craven)
    Rick Wendorf (David Wells)
    Jeni Wendorf (Stacy Houge)
    Jeanine Leclair (Spencer Redford


Vorwort

Wenn man sich in einer schwachen Stunde fragt, warum von allen Horror-Archetypen der des Vampirs die uneingeschränkt stärkste Anziehungskraft auf Leser bzw. Filmzuschauer ausübt, fällt die Antwort nicht schwer – kein Frankenstein-Monster, kein Werwolf und kein schlichtes Schreckgespenst kann mit der unzweifelhaft sexuellen Komponente des Vampirismus mithalten, und das gilt seit Bram Stokers altem Dracula selig (selbst wenn man eine der zensierten frühen Übersetzungen vor sich hat – da fehlen zwar die eindeutig zweideutigen Stellen, so z.B. als Stoker Jonathan Harker einen Blowjob angedeihen lässt, aber auch die subtilen Anspielungen reichen aus) – man braucht nicht viel Phantasie, um in Sachen Vampir vom Kuss zum Koitus zu kommen (mann, auf die Formulierung bin ich richtiggehend stolz). Erhellendes zum Thema, falls Interesse geweckt, findet sich im hier oft und gern zitierten Sachbuch „Danse Macabre“ von Stephen King.

Was das mit unserem heutigen Film zu tun hat? Gleichzeitig weniger und mehr als man denkt, denn ich nehme mal vorweg, dass Vampire Clan kein Vampirstreifen im üblichen Sinne ist, hier gibt´s nix übernatürliches (und transsylvanische Grafen, die sich bei Bedarf in Fledermäuse verwandeln können, betrachte ich doch eher als übernatürlich), sondern streng genommen um ein True-Crime-Drama, also die Verfilmung einer äusserst realen Angelegenheit (dazu komm ich ganz weit unten), kurz gesagt, um Typen, die sich für Vampire halten (ähnlich wie George Romeros Martin) – es nimmt angesichts der gerade geschilderten Vorstellungen des Vampirdaseins nicht Wunder, das manch Gemüt das Leben als Blutsauger für erstrebenswert hält (ohne jetzt nachgeschlagen zu haben, glaube ich mich zu erinnern, dass King Vampirismus als ultimativen Sex ohne Konsequenzen interpretiert – für den Vampir, that is, und wenn´s nicht von King ist, isses von mir und damit noch besser). Die Faszination des unsterblichen Vampir, der sich bevorzugt mit jungen attraktiven Damen beschäftigt (daran sind zweifellos die Filme schuld) wiegt da in manchem Oberstübchen die Unannehmlichkeiten mit dem Blutschlürfen locker auf.

Aber zurück zum Film, der sich uns, wenn wir die DVD mal in die Hand nehmen, oberflächlich als weiterer austauschbarer Teen-Horror tarnt (vgl. das deutsche DVD-Cover – die Arrangierung der Köppe der Hauptdarsteller vor belanglosem Background sollte wegen ersichtlicher Unkreativität eigentlich mittlerweile verboten sein). Auch die Inhaltsangabe auf der Rückseite korrigiert diesen ersten Eindruck nicht entscheidend und so kommt der eigentliche Film selbst und seine Machart dann doch eher überraschend.


Inhalt

Gut, vom übernatürlichen Horror verabschieden wir uns als Zuschauer dann doch nach der Einblendung „based on a true story“. Danach finden wir uns im Provinzkaff Eustis, Florida, wieder (zumindest sag ich das einfach mal so, da ich von Eustis noch nie in meinem Leben was gehört habe), wo Jeni Wendorf an der örtlichen Lovers Lane gerade mit ihrem Freund Tony zugange ist. D.h. Tony wäre gern zugange, aber mit dem absolut spielverderberischen Argument, ihre Eltern würden dringende Heimkunft erwarten, entzieht sich Jeni den Beischlafswünschen ihres Möchtegernbesteigers. Tony mimt den Enttäuscht-Verständnisvollen, zieht sich aus Jenis Karre zurück und wird – verdammt, meine Sehgewohnheiten zollen langsam ihren Tribut – verblüffenderweise nicht von einem Hakenmörder o.ä. Slashergesellen abgeschlachtet, auch nicht Jeni, die ungestört nach Hause fährt, wo allerdings niemand mehr wach zu sein scheint. Der Fernseher spuckt nur white noise aus (jetzt muss ich mal ehrlich dumm fragen – wie produziert man „white noise“ an der heimischen Glotze, ausser man verstellt konsequent einen Kanal auf absolutes Nirvana? Ich denke, das auch in den USA mittlerweile jeder Sender ein 24-Stunden-Programm sendet und wenn nicht, dann wenigstens ein Testbild sendet) und, shudder, die Telefonkabel sind rausgerissen. Jeni vermutet, dass ihre Alten sich gefetzt haben (scheint also öfter mal vorzukommen) und zückt ihr Handy, um Tony anzurufen und sich für ihr ungebührliches Verhalten zu entschuldigen. Da Fräulein Jeni noch der Kohldampf plagt, begibt sie sich in die Küche und entdeckt dort eine Blutspur, die sie geradewegs zum übel zugerichteten Korpus ihrer Mama führt. Kreisch! Erst recht natürlich, als im Wohnzimmer auch Daddy tot und mit relativ wenig, was vom Kopfe übrigblieb ausgestattet, rumliegt. Wir wissen, dass wir uns nicht in einem tumben Slasherfilm befinden, wenn die juvenile Heroine (die sie im übrigen nicht werden wird) zwar die Panik kriegt, aber nicht kopflos in die Nacht (und in einen elektrischen Fliegenfänger, hehe) rennt, sondern 911 anruft. Die 911-Dame bekommt aber nicht gerade meinen Grossen Preis für Subtilität, indem sie Jeni auf den möglichen Umstand hinweist, dass der Killer vielleicht noch im Haus sein könnte. Ob dieser Enthüllung zieht sich Jeni kurz ins Lala-Land zurück, reisst sich dann aber zusammen, zerdeppert einen Spiegel und bewaffnet sich mit einer Scherbe, mit der sie den (unwahrscheinlicherweise ungefähr dreissig Sekunden nach dem Notruf) eintreffenden Streifenpolypen beinahe entleibt.

Wenig später haben die Cops die Lage voll im Griff und spekulieren fröhlich vor sich hin. Da Jenis jüngere Schwester Heather abgängig ist (und die Wendorfs angesichts der palastartigen Villa vermutlich nicht gerade von der Sozialhilfe leben), hält man eine Entführung für möglich. Die plötzlich auftauchende Jeanine, eine Freundin von Heather, weiss es besser, sogar viel besser – Heather, so führt Jeanine aus, sei mit den Killern freiwillig unterwegs und selbige seien ein gewisser Rod Farrell und seine Troupe´, namentlich noch ein Typ namens Scott und zwei Tussis, die auf Charity bzw. Dana hören, allesamt auswärtiges Gesockse aus Kentucky (neben Hühnerteilen und Whiskeys exportiert der Kornfeldstaat offensichtlich auch wahnsinnige Killer) und die, so das gut unterrichtete Girl, seien Vampire!

Die abgebrühte Gerichtsmedizinerin Dr. Hair ist schockiert über die Brutalität des Verbrechens, Papa Wendorf erlitt satte 22 seperate Kopfverletzungen und Mrs. Wendorf, die sich offensichtlich, aber „nicht genug“, wie Dr. Hair nonchalant feststellt, gewehrt habe, sei förmlich geköpft worden. „Das waren keine normalen Einbrecher,“ resümmiert Dr. Hair, „wer das getan hat, war im Blutrausch!“ Dem lokalen Oberpolypen fällt die undankbare Aufgabe zu, sich der sich selbstverständlich versammelten Medienmeute, die natürlich auch schon Wind von der Vampir-Story bekommen hat, zu stellen und verkündet die Haftbefehle gegen die Kentucky-Meute plus Heather Wendorf.

Ein Telefonanruf bei einer uns zu diesem Zeitpunkt (und für einen ziemlch langen weiteren Zeitraum) unbekannten Dame führt die Polizei auf die richtige Spur, ein Hotel in Louisana, wo die Killervampire dümmlich glotzend im Foyer sitzen. Obervampir Rod ärgert die Polizisten zwar mit seiner Aussage, wonach es keine sterblichen Mittel gebe, die ihn aufhalten können, aber der Verhaftung kann er sich trotzdem nicht entziehen (zu all dem erklingen, wie auch an anderen dramatischen Plot-Punkten ganz nette Industrial-Goth-Songs im Marilyn-Manson-Stil), aber danach die Bullen weiter nerven, indem er dringend seine Freundin zu sprechen wünscht, die nämlich schwanger sei. Wenn man ihm dies gestatte, werde er auch ein volles Geständnis ablegen. Die Cops ignorieren den Request.

Vielmehr wird umgehend zum Verhör geschritten, was Sheriff Dane und Sgt. Case übernehmen – zur Freude der Beamten ist Rod „gut drauf“ und auskunftsfreudig. Was darauf schliessen lässt, dass der Rest des Films in Rückblenden abgefeiert wird. Und so ist es dann auch.

Die Cops überraschen Rod und vor allem uns als ernsthaft uninformierte Zuschauer zunächst mal mit der Frage nach einem Vampir-Hotel (eine der grossen Schwächen des Films ist, worauf ich weiter unten noch ausgiebig eingehen werde, dass er erheblich mit eigentlich notwendigen Hintergrundinformationen geizt), einem Schuppen in Kentucky, in dem die örtliche Goth-Szene wilde Parties feiert (erwähnte ich noch nicht, dass Rod nebst Kumpels und Kumpinen definitely goth ist?), wobei´s bei denen wohl nicht blieb, denn laut Rod ist das „Vampir-Hotel“ für ihn und seinesgleichen ein „spiritueller Ort“. Das bringt die Gesetzeshüter auf die clevere Frage, warum Rod sich denn für etwas anderes als einen normalen Menschen halte. Rod bezieht die Frage auf seine Mama und den sehr kurzen Tidbits an Infos, die wir erhalten und die darauf hinauslaufen, dass Rod unter Zuhilfenahme von Blutopfern und schwarzen Messen das Licht der Welt erblickte, entnehmen wir, dass auch Mama Farrell eine Kandidatin für ein paar Ersatztassen für den Schrank sein dürfte. „War doch klar, dass ich von ihr weg musste,“ heischt Rod um Verständnis – prinzipiell hat er zwar recht, aber irgendwas muss er dabei dann doch falsch verstanden haben. Mit seinen Freunden (oder Jüngern) Scott (einem brilletragenden Hypernervösling, dem man an der Nasenspitze ansieht, dass er sicher mit Freuden auch dem lokalen Skinhead-Club, Footballteam oder Taubenzüchterverein beigetreten wäre, wenn man ihn nur reingelassen nätte), Charity und Dana, letzteres Goth-Chicks aus dem Bilderbuch, machte er sich deswegen auf nach Florida, um seine frühere Freundin Heather dort abzuholen (auch hier fehlt uns etwas an wesentlicher Info, unten wie gesagt mehr). Charity ist diejenige mit der intimsten Beziehung zu Rod, genauer gesagt, fürchtet sie um ihre exponierte Stellung, da Rod an Heather wirklich was zu liegen scheint – Charity ist schlicht und ergreifend eifersüchtig. Ein Treffen mit Heather im Wald ist schnell arrangiert, das Mädel möge halt schnell mal die Schule schwänzen. Auf dem Weg zum Treffen wird Heather, die nun wirklich ein Hinkucker ist, obwohl ich dem Goth-Style normalerweise nicht so viel abgewinnen kann, von Jeni ertappt – nicht so schlimm, da Jeni selber auch gerade dem Volkssport Schulschwänzen nachgeht und man sich nach gegenseitiger Versicherung, den Eltern nix zu petzen, seiner jeweiligen Wege ziehen lässt. Heather mag zwar ein appetitlicher Happen sein, aber gesunder Menschenverstand scheint nicht zu ihren herausragenden Qualitäten zu zählen – denn also ehrlich, wenn mir (zugegebenerweise kein sechzehnjähriges Gothgirl, aber trotzdem) mein Freund bzw. meine Freundin einen von der Unsterblichkeit erzählen würde, sich mal eben mit dem angespitzten Fingernagel ´ne Vene am Handgelenk öffnet und mir dann anbietet, einen guten Schluck von dem roten Zeuch, das da raussprudelt, zu nehmen, wäre ich entweder blitzschnell ziemlich weit weg oder in der nächsten Telefonzelle, um die Typen mit den weissen, langärmligen Jacken zu alarmieren. Nicht so Heather, die das angebotene Blut annimmt und sich nur ein ganz wenig darüber wundert, dass Rod darüber faselt, sie werde nun bald in das Reich der Vampire überwechseln. Noch nicht mal, als er sie nach ein paar halbherzigen Widerworten im Rahmen eines Kusses in die Zunge beisst, wird sie sauer, nö, sie schwadroniert lediglich darüber, dass ihre Eltern es ihr wohl kaum erlauben werden, mit Rod über alle Berge zu ziehen (wenn du meine Tochter wärst, Heather-Babe, dann ganz bestimmt nicht). „Die müsstest du schon vorher umbringen,“ witzelt Heather schmalbrüstig (was nur auf den Witz zu beziehen ist). Klarer Fall, dass Rod den nicht gerade neuen Joke für barste Münze hält.

Vorher bittet Charity ihren Rod aber noch zu einem Gespräch unter vier Augen und gesteht ihre Schwangerschaft. Rod ist anfänglich wenig begeistert: „Das kommt zum ungünstigsten Zeitpunkt!“ Nachdem Charity ein wenig Blut geleckt hat (und in diesem Film ist das absolut wörtlich zu verstehen), kommt Rod von der Palme wieder runter – schliesslich ist sein Vampir-Clan eine Familie: „Wir sind Eins!“

Wir schalten um zum Verhör von Heather und bekommen die nächsten Ereignisse aus ihrer Perspektive geschildert. Nach dem Schwangerschaftseingeständnis von Charity, von dem Heather selbstredend nichts weiss, hat Rod, „der einzige, der mich verstand“, wie Heather uns wenig glaubhaft versichert, es eilig und ruft bei den Wendorfs an, wo Mama gerade einen äusserst lauen Anlauf unternimmt, Heather wegen der Schulschwänzerei zur Rede zu stellen. Heather redet sich mit „Frauenproblemen“ heraus, was Mama genügt – Paps ist deswegen ein wenig angefressen und möchte überdies zugern Heathers Telefongespräch mit Rod mithören, die Mutti unterbindet das (tja, hättest da mal ein wenig patriarchische Autorität ausgeübt, Daddy, dann tätste noch atmen). Rod jedenfalls ist pretty excited und stellt fest, dass die ursprünglich angedachte Woche bis zum unauffälligen Verduften nicht aufrecht erhalten kann, wenn Heather mitkommen will, muss es heute nacht sein, denn „unser Zeitplan stimmt nicht mit dem der sterblichen Welt überein“. Ja, genau mit dem Typ würde ich als Teeniegirl türmen wollen. Heather bedingt sich wenigsten noch Zeit, sich zu verabschieden, aus (eh??? Verabschieden? Wenn ich stiften gehen will? Versteh einer die Kids heutzutage).

Later am Abend – Heather entschuldigt sich allerliebst bei Mami für die Schulschwänzerei, packt dann ihr Bündel und schreibt ihren Abschiedsbrief (die üblichen Worte, „sucht nicht nach mir“ usw. usf.) Wobei wir dem Brief allerdings entnehmen, dass Heather von falschen Voraussetzungen ausgeht, denn sie glaubt, es ginge eigentlich um ihre Freundin Jeanine, die ausreissen will und auf die wolle sie aufpassen.

Rods Plan ist von der eher schlichten Sorte: warten, bis Heather rauskommt, dann das Auto ihrer Eltern klauen. Scott ist kurz vorm Hyperventilieren, also lässt sich Rod was einfallen: „Ich habe ein Geschenk für dich“. Und zwar nichts anderes als die Eintrittskarte ins Vampirleben – geht ganz einfach, man beisst sich gegenseitig in die Unterarme und süffelt das Blut des anderen. „Folge mir zu unserer Bestimmung“, sülzt Rod. Als Heather das Haus verlässt, dringen Rod und Scott in die Wendorfsche Garage ein und möchten dort gern den Dreitonner von Ford Explorer stehlen. Ohne Schlüssel macht das aber keinen rechten Spass, da die beiden zum Kurzschliessen zu dämlich sind. Also muss man wohl oder übel ins Haus und die Schlüssel organisieren und Rod empfiehlt sich und Scott, sich mit stabilen (und günstigerweise in der Garage herumliegenden) Eisenstangen zu bewaffnen. „Ich übernehme den Vater, du die Mutter,“ teilt Rod die Arbeit auf.

Heather setzt sich indes mit ihrem Gepäck und ihrem süssen Teddybären (der definitiv so ziemlich das un-gothicste ist, was mir je untergekommen ist) zu Charity und Dana in Rods bisherige Schleuder. Der Teddybär erntet angemessenerweise Spott. Heather fragt sich, wo Jeanine ist, aber die anderen Girls beruhigen sie: Rod und Scott würde sie gerade holen. „Ich hatte Angst, aber ich habe Rod vertraut,“ bescheidet sie die Nachfrage der Verhörspezialisten, warum sie die Operation an dieser Stelle nicht abgebrochen habe. Naja, tatsächlich unternimmt sie einen nicht mal viertelherzigen Versuch, sich unter der altbekannten „ich-hab-was- vergessen“-Ausrede abzusetzen, unterlässt aber entsprechende Aktivitäten, obwohl Charity und Dana sie nur eher gelangweilt anstarren.

Rod und Scott stromern dieweil durch das Wendorf-Haus und rupfen die Telefonkabel aus den Dosen. Eine Frau duscht (Mama Wendorf, da ja niemand anderes weibliches da ist) – für die Ferkel unter Euch, die wissen wollen, ob die ca. 40jährige Dame begutachtenswerte Körperteile in die Kamera reckt: das bleibt hinter Milchglasduschkabinentür) – und Rod weist Scott an, das dadurch entstehende Geräusch auszukundschaften.

Wenig später fahren Rod und Scott im erbeuteten Explorer vor – Heather ist über den nicht verabredeten Autodiebstahl etwas echauffiert, aber die Goth-Girls raten zur Entspannung: „Wir brauchen nur ein besseres Autö. Jau, mit zwei Fahrzeugen geht die Reise los. Heather fällt mental ein wenig auseinander: „Mein Dad wird ausflippen!“ I doubt it. Immerhin gelingt es Heather, Charity zweimal dazu zu bewegen, mit Blinksignalen Rod und Scott zum Anhalten und zu kurzem Smalltalk zu bringen. Kommt aber nix bei raus, ausser das Rod die Nummernschilder des Klaumobils austauscht und Scott von seinem Vampircoven, den er in New Orleans aufziehen will, zulabert. Dana weist Heather, die neben der Hysterie wegen des Autoklaus wohl auch einen Exklusivanspruch auf Rod geltend machen will, dezent darauf hin, dass „du nicht die einzige bist. Wir sind eine Familie!“ Whatever that means. Jedenfalls ist Heather weiterhin nicht amused, als beim zweiten Pitstop Rod entscheidet, seine alter Karre am Strassenrand stehen zu lassen und komplett mit dem Explorer weiterzucruisen. „Mein Dad wird mich umbringen,“ ereifert sie sich unwissenderweise. „Deine Eltern werden es nie herausfinden,“ orakelt Rod und nicht mal jetzt fällt bei Heather das Fünf-Cent-Stück. Ein paar Heather-Motzereien und kryptische Antworten heirauf hat Charity die Schnauze voll und schenkt ihr reinen Wein ein: „Deine Eltern sind tot!“ „Das ist nicht witzig,“ hält Heather das für ein vernachlässigenswertes Beispiel schwarzen Humors. Manche Leute sind echt begriffsstutzig. Irgendwo auf der Höhe von Tallahassee fällt aber selbst Heather auf, dass „Rod sich verändert“ habe, woraus sie aber keine weiteren Schlüsse zieht. Scott, der das Steuer des Autos malträtiert, erweist sich als wahrhaft aufmerksamer Fahrer – zwar mosert er, dass die Karre nicht mehr richtig ziehe, aber auf die Tankanzeige muss ihn der genervte Rod hinweisen, und die steht auf „ächz, Sahara im Tank!“ Rod ist gewillt, den „momentanen geistigen Aussetzer“ seines Gehülfen noch ein letztes Mal zu entschuldigen und macht sich dann mit Dana auf, Ersatzsprit zu beschaffen, da Scott intelligenterweise mitten auf´m Freeway der Saft ausgegangen ist. Heather unternimmt in der Abwesenheit des Supreme Leaders einen weiteren Anlauf, aus der Sache herauszukommen – sie schält sich auf den Beifahrersitz – Scott protestiert: „Du sitzt besser nicht da, wenn Rod wiederkommt!“ und versucht Scott einzureden, dass er eine „Scheissangst“ vor Rod habe, was vermutlich nicht völlig falsch ist, aber Scott beruft sich auf seine neugewonnen vampiristischen Kräfte, worauf Heather ein Messer zückt und ankündigt, ihm ebendiese wieder zu nehmen. Das hält Scott für ungeheuer witzig und windet ihr ziemlich mühelos den Spicker aus den Fingern. „Du beginnst, zu den Vampiren überzuwechseln, du musst stark sein,“ rät Scott und Charity offeriert ohne zu Zögern einen kleinen Aufbaudrink aus ihrer Vene. Heather kommt der Aufforderung ohne grössere Widerworte nach. Doch da naht Ungemach in Form eines Highway-Cops. Scott gerät in Panik – ganz so weit her ist´s mit seinen Vampirkräften wohl dann doch nicht, aber zum „Glück“ ist Rod wieder da. Charity bewaffnet sich vorsichtshalber mit der mitgebrachten Eisenstange, falls es dem Obervampir nicht gelingt, sich glaubhaft rauszureden. Rod probiert´s lustigerweise mit der Wahrheit, zumindest was den Teil „wir sind ohne Sprit liegengeblieben“ angeht und der anfänglich misstraurische Cop zieht sich nach einem kurzen technischen Exkurs in die Vor- und Nachteile von Sechs-Zylinder-Explorern zurück.

Rod betrachtet den Encounter mit dem Polypen eher von der unterhaltsamen Seite: „Es ist schon lustig, wie sie sich an ihre Uniformen und Waffen klammern, wo sie doch verdammt genau wissen, dass sie meinen Kräften nichts entgegensetzen können.“ Mangelndes Selbstbewusstsein kann man ihm jedenfalls nicht vorhalten. „Wir sind unaufhaltbar,“ schwafelt er weiter, „vielleicht können wir sogar mit den Werwölfen in New Orleans koexistieren!“ (Eh?) Und weil er grade wirklich gut drauf ist, überreicht er Heather noch ein Präsent – die Perlen ihrer Mutter! Jetzt ist es am Sheriff, doch mal einzuhaken, und zwar berechtigterweise: „Und du sitzt einfach so im Auto und trinkst ihr Blut?“ Heathers Ausrede ist ebenso naiv wie irgendwie entwaffnend: „Es ist nicht einfach, wegzulaufen, wenn man von Vampiren umgeben ist.“

Immerhin stellt sie nun Rod in einem Gespräch „unter zwei Augen“ (wie die deutsche Synchro sich nicht entblödet) zur Rede. „Weisst du, wieviele Seelen man zerstören muss, um die Tore der Hölle durchschreiten zu können? Willst du mir das verwehren?“ erregt sich Rod und schreitet zu einer blumigen und detaillierten Schilderung der weiteren Vorfälle im Wendorf-Anwesen. Dad schnarcht im Fernsehsessel vor sich hin und Rod schlägt ihm mit der Eisenstange den Schädel ein. Während Mama Wendorf nichtsahnend ihre Dusche zelebriert, sieht Scott ehrfürchtig zu, wie Rod sich in Ekstase killt – das wird uns zwar nicht in Form von entsprechenden gorehaltigen Bildern präsentiert, aber die realistisch-splattrige Geräuschkulisse reicht durchaus. Nachdem Dads Kopp zu Mus verarbeitet wurde, wendet Rod sich der Mama zu, die immer noch ahnungslos ins Badetuch gewickelt einen Kaffee inhalieren will (macht man doch nicht mehr um diese Zeit, oder ist´s ein entkoffeinierter?) Mami zieht aus dem Anblick eines blutüberströmten Maniacs mit Eisenrohr instinktiv die richtigen Rückschlüsse und schüttet erst mal ihr Heissgetränk auf den Angreifer. Hilft ihr aber nicht viel – ebensowenig wie ihre Bitte, ihre Familie zu verschonen. Als ihr die Sinnlosigkeit von Gegenwehr und Gnadengesuchen aufgeht, wünscht sie Rod, er möge doch bitte zur Hölle fahren. „Genau das hab ich vor,“ grinst Rod und schreitet zur finsteren Mordtat. Ob dieses Geständnisses versucht Heather nun doch Reissaus zu nehmen, aber Rod kann sie mühelos festhalten und ihr noch mitgeben, dass „wir stark sind und dieses Land beherrschen werden.“ Ambitionierte Pläne.

Nun schalten wir wieder in Rods Verhör, der gerade zu Protokoll gibt, bei der schurkischen Schurkerei „ausgerastet“ zu sein (kann man wohl behaupten), „aber ich mochte es!“ Der Film schenkt uns einen blutigen Blick auf Dads Überreste, dann schickt Rod Scott los, die Wertsachen der Wendorfs einzusacken, schliesslich muss man sich ja auch irgendwie finanzieren. Scott ortet nach einem kurzen Frustrationsausfall auch die Familienschmuckschatulle. Irgendwas fehlt noch beim Blutbad, meint Rod und er weiss auch schon was: „Wir haben kein Zeichen hinterlassen!“ Muss natürlich geändert werden, also schnitzt Rod dem armen Papa, to add insult to injury, noch ein Runenzeichen in den Arm. Der verhörende Cop ist auch einer von der weniger blitzmerkenden Sorte: „Und sie waren schon tot, als ihr weggefahren seid?“ Auch Rod fragt sich, ob der Meister gerade richtig zugehört hat. Aber eins versteht der Bulle immer noch nicht, warum all das Blutvergiessen, wenn Rod doch eigentlich nur das Auto klauen wollte. Darauf hat auch der Pseudovampir keine Antwort.

Zeit, die Angelegenheit langsam abzuschliessen, daher verhören wir jetzt Dana. Die ist nämlich schuld, dass die ganze Vampirbande erwischt wurde. Nach ein paar Tagen on the road waren die Jungs und Mädels nämlich pleite, daher ruft Dana, doof wie sie ist, ihre Mutter an (! Und das, obwohl die Story schon über CNN läuft!!!) Die gute Frau, nämlich diejenige, die wir vorhin nicht identifizieren konnte, soll dringend den Zaster an ein Hotel in New Orleans kabeln. Dort warten die Killergören auf die Penunze. Scott ist stinkig, weil Dana nicht gefragt hat, wieviel Moneten sie denn erwarten können. Rod sammelt seine Schäfchen um sich und dummbatzt was über seinen „bald vollendeten Coven“. „Wir sind hier, wir sind für immer. Wir sind eine Familie!“ Jo, ihr kommt sicher gleich nach den Mansons… geduldig warten die Kids auf das Geldtelegramm, und irgendwann mal greifen die Cops letztlich zu. „Den Rest kennen sie,“ stellt Heather fest und beginnt zu heulen (fällt ihr auch früh ein). Der Sheriff jedenfalls ist ergriffen, nimmt ihr die Handschellen ab und lässt sie an ihren Gefährten in den Zellen vorbeiparadieren, und dazu präsentiert uns der Film die schlussendlich verhängten Strafmasse. Alle Vampirkids bekannten sich schuldig. Dana kassierte 17 1/2 Jahre, Charity 10 1/2 (offenbar hatte Charity ´nen besseren Anwalt), Scott brummt lebenslänglich ab und Rod wurde zum Tod verurteilt, das Urteil aber später in lebenslänglich ohne Bewährungsmöglichkeit umgewandelt (und das im Bundesstaat von Jed Bush? Okay, er könnte auch in Louisana oder Kentucky verknackt worden sein). Heather wurde vor ein Geschworenengericht gestellt, aber man sprach sie dort von allen Anklagepunkten frei (hm, wobei ich das Mädel bei aller Liebe nicht von jeglicher Schuld blanksprechen möchte). Als letzte Szene sehen wir eine vollständig entgothifizierte Heather an den (getrennten) Gräbern ihrer Eltern ihren Teddy (für Papa) und die Perlen (für Mama) niederlegen, wozu uns noch ein Insert informiert, dass Jeni und Heather eine schlappe Million Dollar geerbt haben (hat´s sich´s ja gelohnt) – und wenn sie ihre Story nicht an ein unabhängiges Filmstudio, sondern an ABC verscherbelt hätten, wären´s sicher noch ein paar Mille mehr geworden…

Wie Ihr anhand obiger Zusammenfassung und sicher auch schon durch die Schilderung der non-linearen und flashback-orientierten Erzählstruktur erkannt habt, kann man Vampire Clan nur schwerlich als Horror und so richtig zutreffend nicht mal als Thriller betrachten (als „Thriller“ etikettiert der deutsche DVD-Anbieter Starmedia den Streifen) – da die wesentlichen Zutaten eines Thrillers, nämlich die kriminelle Handlung und die Identität der Übeltäter schon nach knapp fünfzehn Minuten inklusive Festnahme abgehandelt sind, kann sich der Film kaum für die Kategorie Spannungsfilm qualifizieren – die wesentlichen Fragen sind bereits im ersten Akt gelöst und der Rest des Films schwankt dann zwischen Dokudrama und Roadmovie, der selbst unter einem „Wie konnte es soweit kommen“-Prinzip nicht hundertprozentig funktioniert, da der Streifen uns wie oben schon angesprochen enfach essentielle Hintergrundinformationen vorenthält. Eine Google-Suche nach dem Stichwort „Vampire Clan“ bringt Antworten und bestätigt nicht nur, dass die Wendorf-Morde tatsächlich 1996 Kentucky und Florida erschütterten, sondern bringt auch ein wenig Klarheit in die Charaktere und die Vorgeschichte. Ohne allzu ausführlich werden zu wollen – ist schliesslich nicht meine Aufgabe, den Job von Drehbuchautoren und Filmemachern zu machen – existierte das Vampir-Hotel in Kentucky wohl wirklich als eine Art zentrale Anlaufstelle für blutsaugerisch faszinierte Goth-Jünger und Rod Farrell wurde erstmals richtig auffällig, als er mit einigen Genossen in ein Tierheim einbrach und dort Hunde zu Tode quälte (und Rods Mama wurde unsympathischerweise noch wegen Aufforderung zur Prostitution straffällig – noch unsympatischererweise handelte es sich bei dem Opfer um einen Vierzehnjährigen). Eine Frage, die der Film auch nicht beantwortet, woher nämlich Rod und Heather sich kennen (Kentucky und Florida sind nun nicht gerade wie Nürnberg und Fürth oder Berlin und Brandenburg), erhält ebenfalls eine Antwort, Rod hielt sich mit Eltern zeitweilig in Eustis, Florida, auf und lernte Heather dort kennen. Man fragt sich schon ein wenig, warum der Film sich um diese doch nicht unbedeuteten Fakten drückt – bei knapp 84 Minuten Lauflänge ist´s ja nicht gerade so, dass man viel zu viel Material hätte; zum besseren Verständnis der Charaktere hätte ein kurzer Einblick in die Vorgeschichte des Vampir-Clans doch beigetragen. So bleiben die Beziehungen der Hauptfiguren untereinander einfach ein wenig unglaubhaft, ungeachtet des wahren Kerns. Der Filmzuschauer muss auf eine Art „friss-oder-stirb“-Basis damit leben und eben einfach akzeptieren, dass Rod charismatisch genug war, ihm blind ergebene Jünger um sich zu scharen und auch, dass er beknackt genug ist, den Schmu um Unsterblichkeit durch Blutgesaufe und Seelenzerstörung zwecks Höllenfahrt durch exzessives Killen tatsächlich selbst zu glauben. Nun, der Film verrät uns das nicht, also sei´s drum.

Konzentrieren wir uns also darauf, was wir im Film letztendlich wirklich sehen – die Erzählstruktur des Films ist naturgegeben problematisch, nicht nur, dass gut 80 % des Films in Rückblenden serviert werden, nein, das ganze wird auch noch aus zwei (streng genommen, wenn man Danas kurzen Flashback noch dazu zählt) aus drei Perspektiven geschildert, mit Zeitsprüngen zwischen den parallelen Erzählsträngen allenthalben – nicht unbedingt die beste Variante für anspruchslose Nebenhergucker, aber andererseits – wie will man die Story sonst erzählen, wenn man vom „Ende“ als Ausgangspunkt ausgeht? Gut, eine rein chronologische Erzählweise wäre natürlich möglich gewesen, aber auch da hat man das Problem, dass der „good stuff“ gleich am Anfang kommt und danach sich nur noch die Road-Movie-Odysse anschliesst. Insofern schon eine gute Entscheidung, sich für die nicht-lineare Struktur zu entscheiden und damit wenigstens *etwas* Spannung durch den zumindest angedeuteten Konflikt zwischen Rod und Heather aufzubauen – ausserdem bietet es die Möglichkeit, die eigentliche Mordszene so spät wie möglich einzubauen. Es erinnert zwar gelegentlich an den Standard-Aufbau eines typischen „eine wahre Geschichte“-TV-Movies, aber, heck, mir fällt kein besserer Weg ein, dieses Problem zu lösen. Die mangelnde Charakterisierung ist – ich wiederhole mich erneut – ein schwerwiegenderes Problem – die Charaktere werden uns praktisch „fertig“ frei Haus geliefert, grossartige Charakter-Entwicklungen finden nicht statt, Rod ist von Anfang an „mad as a hatter“, Scott bleibt der völlig verunsicherte Outsider-Loser, Dana und Charity sind austauschbare Füllsel-Charaktere (aus dem angedeuteten Eifersuchts-Drama Charity/Heather entwickelt sich nichts) und Heather, naja, Heather kommt nicht gerade besonders helle rüber. Das führt insgesamt zu dem Phänomen, dass der Streifen bei seinen knapp 84 Minuten Laufzeit einerseits etwas gedrängt wirkt, andererseits vermeidbaren Leerlauf aufweist (nicht in der Form, dass zehn Minuten nichts von Interesse passiert, aber es gibt immer wieder mal dreissig-vierzig Sekunden, die problemlos geschnitten hätten werden können).

Die Regiearbeit von John Webb ist überzeugend – dafür, dass der Meister bis dato hauptsächlich Independent-Komödien inszenierte, zieht er sich mit diesem ernsthaften Thema gut aus der Affäre. Webb gelingen einige sehr atmosphärische Szenen und in der Klimax, der Mordszene, gelingt ihm das Kunststück, mit einem Minimum an tatsächlich dargestellter Gewalt ein Maximum an verstörender Wirkung zu erzeugen (was zu einem beträchtlichen Teil auf den geschickten Einsatz von Soundeffekten zurückzuführen ist). Richtige Splattereffekte gibt´s nicht, aber zwei-drei recht blutige Einstellungen der Mordopfer gibt´s für die Gorehounds schon zu bewundern (absolut absent dagegen ist irgendwelche Nudity, hat eine True-Crime-Geschichte aber auch nicht wirklich nötig).

Erwähnenswert ist die musikalische Untermalung – neben einem etwas nichtssagenden Score von Guy Harrington featured der Soundtrack ein gerüttelt Mass an Industrial-Goth-Metal-Nummern, grösstenteils von den in einschlägigen Kreisen nicht unbekannten Genitorturers und Kick Me Kate – wer auf diese Art Mucke steht, dürfte zufrieden sein. Auf jeden Fall passen die Songs tatsächlich ganz gut zum Filmgeschehen (auch wenn der Film die Goth-Szene insgesamt in ein ziemlich zwiespältiges Licht taucht, m.E. vielleicht nicht ganz zu Unrecht, ohne hier verallgemeinern zu wollen. Ist halt nicht meine Welt).

Die Schauspieler haben´s natürlich nicht ganz leicht, es ist nicht einfach, Charaktere darzustellen, denen der Hintergrund fehlt (ich weiss, ich reite drauf rum, aber es ist nunmal das Hauptproblem des Films – fünf Minuten Background-Info zu Ungunsten einiger Belanglosigkeiten eingebaut, und ich wäre wesentlich glücklicher) und trotzdem innere Konflikte, kurz Tiefgang, umzusetzen. Drew Fuller und Kelly Kruger gelingt das dabei ausgesprochen gut. Fuller findet das richtige Mittel zwischen blindem Fanatismus und charismatischem Anführer, um trotz der mangelnden Ausarbeitung des Charakters überzeugen zu können – da wächst wohl ein Talent heran, und gleiches gilt für Kelly Kruger, wie erwähnt sowieso schon mal quite an eyeful, wie der Engländer sagen tut, und durchaus talentiert – ihre Rolle ist ziemlich undankbar, da sie mit den grössten Unglaubwürdigkeiten zu kämpfen hat (andererseits, die unglaubwürdigsten Dinge haben sich schon oft als wahr erwiesen, also war´s vielleicht auch im richtigen Leben so), dennoch meistert sie die Problematik, sich nicht als rein naives Doofchen darzustellen, sondern auch Sympathie und eine gewisse Tragik auszustrahlen. Da sind zwei vielversprechende Nachwuchsakteure zu bewundern.

Der Rest des Ensembles fällt ein wenig ab – Timothy Lee DePriest kommt insgesamt ein wenig sehr nervig rüber, aber das ist wohl durchaus beabsichtigt bzw. dem realen Vorbild nachempfunden, also hat er vermutlich insgesamt einen guten Job abgeliefert. Alex Breckenridge und Marina Black haben nicht wahnsinnig viel zu tun. Mimi Craven und David Wells deuten in der kurzen Szene, die ihnen solches ermöglicht, eine gewisse on-screen chemistry an.

Die DVD von Starmedia ist, angesichts des Budget-Preises, zu dem sie vertickt wird, recht angemessen ausgestattet. Fünf Tonspuren erfreuen das Herz des Käufers, drei in Deutsch (auch eine DTS-Spur, die standardmässig voreingestellt ist), zwei in Englisch – leider einmal mehr ohne die Möglichkeit, während des laufenden Films die Tonspur zu wechseln. Die von mir defaultmässig verarbeitete DTS-Spur läuft klaglos und bietet eine sehr gute Abstimmung zwischen Dialog, Soundtrack und Effekten. Die Bildqualität (das eher seltene 1.78:1-Widescreen-Verfahren wird verwendet) ist ausgezeichnet – ich glaube, ich habe die erste absolut störungsfrei ablaufende DVD gesehen. Leider sind die Nachtszenen ein wenig kontrastarm. An Extras gibt´s ausser recht ausführlichen Filmographien für Regisseur und drei Darsteller nichts ausser dem deutsch synchronisierten US-Kinotrailer (der interessanterweise in den dort gezeigten Nachtszenen bessere Sichtverhältnisse bietet – vielleicht wurde auf FSK-Antrieb da etwas runtergeregelt) sowie eine Trailershow für andere Starmedia-Produkte. Immerhin gibt´s auch deutsche Untertitel und der Stichproben-Test förderte keinen Blödsinn wie beim Starmedia-Release A Crack In The Floor zutage (sogar der idiotische „unter zwei Augen“-Goof der Synchro wird von den Untertiteln korrigiert).

Schlussendlich muss ich zugeben, von Vampire Clan positiv überrascht worden zu sein – der Film ist nicht perfekt (ich will´s nicht noch mal wiederholen, warum), aber zumindest wohltuend anders als das, was ich befürchtet hatte, nämlich seichten Teen-Horror. Near Dark ist´s natürlich nicht, aber dafür, dass man 99 % aller Filme „nach wahren Gegebenheiten“, insbesondere, wenn es sich um lokale Kriminalfälle handelt, getrost in die Tonne kloppen kann, ist Vampire Clan schon fast sensationell – der Film hält den Zuschauer, trotz des Mankos, strukturbedingt keine echte Suspense erzeugen zu können, bei der Stange und überzeugt vor allem durch die gekonnte Regiearbeit und das starke Spiel der Hauptdarsteller Fuller und Kruger – bin mir fast sicher, dass man von den beiden noch mal viel hören wird (letztendlich aber natürlich kein Film für eine Horror-Party, da der eigentliche Horror-Gehalt, von der Mordszene und gelegentlichen Blutsüffeleien abgesehen, gen Null tendiert).

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 6


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