UX-Bluthund – Tauchfahrt des Schreckens

 
  • Deutscher Titel: UX-Bluthund - Tauchfahrt des Schreckens
  • Original-Titel: Kaitei daisenso
  • Alternative Titel: Battle Beneath the Sea | Water Cyborg | The Great Undersea War | The Terror Beneath the Sea |
  • Regie: Hajime Sato
  • Land: Japan
  • Jahr: 1966
  • Darsteller:

    Sonny Chiba (Ken Abe), Peggy Neal (Jenny Gleason), Franz Gruber (Commander Brown), Steve Queens (Captain Bob), Erik Neilson (Dr. Moore), Mike Daneen (Dr. Heim/Hummier), Andrew Hughes (Prof. Howard), Andre Husse, Elvary Keller, Hideo Murota, Hans Horneff, Tsuneji Miemachi, Hajime Sato (als Terence Ford)


Vorwort

Die amerikanische Marine testet einen Torpedo mit neuem, quasi unfehlbaren Zielsuchsystem und hat hierfür auch verschiedene Mitglieder der Weltpresse an Bord des ausführenden U-Boots eingeladen, darunter Ken Abe und seine „entzückende“ Kollegin Jenny Gleason, die wir im Verlauf der noch folgenden ca. 75 Minuten noch zu hassen lernen werden.

Der Test gelingt, doch kurz vor der Explosion des Dummy-U-Boots, das Zielscheibe spielt, huscht an den Fernsehkameras eine menschliche Gestalt vorbei. Aaaber… das Ziel-U-Boot ist doch unbemannt? Gibt doch keine Froschmänner in der Gegend… und überhaupt??

Das Militär in Form von Commander Brown igelt sich ein. Ken und Jackie wollen der Sache daher persönlich auf den Grund gehen und tauchen an der bewussten Stelle – nicht weit davon entfernt verklappt die Menschheit ihre nuklearen Abfälle. Gibt’s da vielleicht einen Zusammenhang? Beim Tauchgang macht Jenny die Bekanntschaft einer gar grausligen Kreatur, die sie sogar fotografieren kann, blöderweise aber die Kamera verliert.

Kein Wunder also, dass Commander Brown ihre Geschichte, die Ken bestenfalls als Leumundszeuge unterstützen kann, nun nicht direktemang für bare Münze nimmt. „Ich kann’s beweisen“, krakeelt Jenny, „ich hab ein Foto!“ Ja, und wo ist es denn? „Ich hab’s verloren.“ Lady, das entspricht keiner gängigen Interpretation von „ich kann’s beweisen“.

Ken, schockiert, dass der wilden Monstermär seiner mittlerweile auch Freundin (das geht hier alles schnell, Charaktere, die sich seit drei Minuten kennen, sind schon BFFs) nicht glauben will, beschließt, die abgesoffene Kamera zu suchen und Jenny drängt sich als Begleitung auf. Sie entdecken eine unterseeische Kaverne, aber auch diverse der von Jenny vormals gesichteten Fischmonster, die sie gefangen nehmen.

Commander Brown, mittlerweile vom Atomforscher Professor Howard, der offenbar die Atommüllverdingsung irgendwie überwacht, auf rätselhafte, flossenartige Fußabdrücke auf der Insel, wo die Navy ihr Hauptquariter aufgeschlagen hat, aufmerksam gemacht, packt nach ein paar Stunden das schlechte Gewissen. Aber seine Vorgesetzten wollen von einer großangelegten Suchaktion nix wissen – immerhin, ein Taucher findet die bewusste Kamera mit dem noch bewussteren Foto…

Indes kommen Ken und Jenny in einem unterseeischen, hochtechnisierten Komplex wieder zu sich und werden von Dr. Ron Moore begrüßt. Der ist der offizielle Schurke unseres Rührstücks, plant er doch, der Errichtung einer „totalitären Weltregierung“ etwas zuvor zu kommen. In seiner Unterseebasis arbeiten diverse berühmte Eierköpfe an bahnbrechenden wissenschaftlichen Entdeckungen, die zwangslos in die Weltherrschaft Moores münden sollen. Moore ist es auch, der arglose Opfer durch eine komplexe Operation in die Fischmenschen verwandelt – Cyborgs, wie er sie nennt, die nur noch auf Fernsteuerungs-Befehle hören und die Soldatenkaste seiner neuen Weltordnung bilden. Wie zu solchen Anlässen üblich unterbreitet Moore seinen Gefangenen die Qual des Wals, sich unbürokratisch seinem Verein anzuschließen oder bei nächster Gelegenheit selbst auf dem OP-Tisch zu landen. Weil Ken und Jenny doof sind und sich nicht mal zum Schein auf Moores Spiel einzulassen, um auszubaldowern, wie man ihn irgendwie austricksen kann, landen sie mehr oder weniger in der Cyborg-OP-Warteschlange.

Nachdem die Fischköppe mittlerweile auch Professor Howard geeggheadnappt haben, bekommt Commander Brown nun endlich auch Unterstützung vom U-Boot-Kapitän Bob (ja. Der heißt Bob. Captain Bob). Verblüfft stellt die Suchmannschaft fest, dass der eigentlich in sicherer Tiefe versenkte Atommüll jetzt hier, mehr oder weniger direkt vor der Insel in verhältnismäßig geringer Tiefe rumliegt und die Geigerzähler zum Anschlag bringt.

Howard entdeckt unter den für Moore arbeitenden Wissenschaftler seinen ehemaligen Schüler Professor Hummier, der schon damals (TM) die Entwicklung eines „Werkmenschen“ vorgeschlagen hatte und nun hier sein Paradies gefunden hat. Howard möge sich doch bitte anschließen. Der Prof verweigert und so beschließen Moore und Hummier, Howard die Cyborg-Operation mal live zu zeigen, z.B. an Ken und Jenny.

Inzwischen entdeckt aber Browns U-Boot Moores Basis. Moore lässt Raketen sprechen…


Inhalt

In der Blütezeit des japanischen Science-fiction-Films begannen sich die Filmemacher aus dem Land der aufgehenden Sonne immer wieder mal für das Thema „U-Boot“ bzw. „Unterwasserfilm“ zu interessieren. Tohos „U 2000 – Tauchfahrt des Grauens“ und besonders der hysterisch bizarre „U 4000 – Panik unter dem Ozean“ sind über Jahrzehnte hinweg dem Fan positiv in Erinnerung geblieben, wohl auch, weil sie unbefangen kaiju-Elemente einbauten und daher auch als „supplementals“ zu den Godzilla-Filmen brauchbar waren („U 2000“ ist sogar so „kanonisch“, dass Mandra, die Seeschlange, mit der sich die U 2000 balgt, in „Godzilla: Final Wars“ zu den reaktivierten Monstern gehörte).

Das rivialisierende Studio Toei, das sich traditionell weniger im kaiju-Bereich umtrieb (und sicherlich für seine Anime-Abteilung, der wir praktisch jede Trickserie der 70er verdanken, hierzulande berühmter als für seine live-action-Abteilung) ging’s etwas „bodenständiger“ an. „UX-Bluthund“ (bescheuerter deutscher Titel… im Filmkontext ist „UX-Bluthund“ die Bezeichnung für den zielsuchenden Torpedo, der für die Story genau … keinerlei Relevanz besitzt und nach dem Test zu Filmbeginn auch nie wieder erwähnt wird. Wir haben’s aber noch besser als Tadschikistan, wo der Film angeblich unter dem hübschen Titel „Zombi 18: The Undead Cyborg of the Ocean“ firmiert…) orientiert sich stärker am Schema des amerikanischen SF-B-Films der 50er, und überzuckert das mit einer Prise Jules Verne.

Insofern – die Geschichte ist nicht weiter der Rede wert. Madman, der in seiner Unterseekuppel hockt, und die Weltherrschaft an sich reißen will. Es ist letztlich eine Story, die sehr rudimentär ausgefallen ist und eigentlich, streng durchs Holzauge betrachtet, nicht mal echte Protagonisten hat, denn Ken und Jenny, nominell unsere Helden, tun im Endeffekt nichts von gesteigerter Plotrelevanz (hätt‘ man den Film auch nach ihnen benennen können), die come-uppance erfährt der Schurke am Ende nur durch die zufällige Entdeckung seiner Basis durch das U-Boot (jaja, man kann behaupten, das U-Boot würde ja nicht da rumkurven, hätten Ken und Jenny sich nicht entführen lassen, aber ich erwarte von meinen Protagonisten dann doch etwas proaktiveres Verhalten).

Die Unterwasser-Cyborgs sind ’ne ganz patente Idee (und Gelegenheit für die Japaner, zumindest ein halbes Dutzend Monstersuits anfertigen zu lassen) für die Handelsklasse Film und ihrer Zeit ein wenig voraus – und jedenfalls auch ein anderer Ansatz als mutierte Atomfische, was ich angesichts der eingeführten Atommüllproblematik zunächst vermutete (warum vom Atommüll dann überhaupt die Rede ist? Moore und die Seinen haben die Wiederaufbereitungsanlage erfunden und nutzen den Nuklearabfall als Energiequelle für ihre bösen Ränke).

Filmisch ist der Streifen ganz passabel. Die Special FX sehen glatt etwas besser aus als bei zeitgenössischen Toho-Produkten (die U-Boot-Modelle könnte man fast sogar für „echt“ halten) – die Transformationssequenz eines Unglückseligen zum Cyborg regeln die Tricktechniker mit ganz passabler stop-motion (hat man auch schon schlechter gesehen) und selbst VFX wie die Raketen oder die fliegende Notausstiegskapsel der Basis müssen sich nicht hinter einem US-B-Film der Ära verstecken. Die Kameraarbeit kratzt sogar an der Marke „für einen Film dieser Art inspiriert“.

Wo der Streifen aus Trash-Gesichtspunkten aber mal so wirklic punktet, ist bei Charakteren und ihrer schaupielerischen Umsetzung. Der junge Sonny Chiba lässt noch nicht unbedingt durchblicken, zum Streetfighter geboren zu sein, und Peggy Neal, die eine kurze Karriere im japanischen SF-Film hatte, ist thespisch gesehen ein Vollbrot, aber wie sie ihre Charaktere „umsetzen“, ist schier großartig, besonders Peggy Neal als Jenny, die taffe, selbständige Journalistin mit einer Frisur, vor der ich Angst habe – 80 % ihrer Dialoge bestehen aus Kreischen und spätestens zur Filmmitte ist man überzeugt, dass Jenny selbst beim Anblick eines Fischstäbchens in panische Hysterie ausbrechen würde (zumal das eh einer von der Sorte Film ist, in der sich die Figuren praktisch ausnahmslos anschreien. Einer normalen, regulären Konversation ist dort niemand fähig), während Chibas Ken praktisch grundsätzlich dusslige Entscheidungen trifft, die nicht mal mit „ist halt der ‚Held‘ in einem B-Film“ zu erklären sind.

Zwischen Commander Brown und Captain Bob (Franz Gruber und Steve Queens respektive) knistert ständig latent homoerotische Spannung (ich glaube, die beiden feiern den Sieg über das Böse in der Blue Oyster Bar), Erik Neilson als Dr. Moore ist mit seiner dunklen Sonnenbrille so dermaßen „broad“ als Schurke, dass es nicht mal mehr in einer Parodie durchginge, aber der Abschuss sind Andrew Hughes und Mike Daneen als Professoren Howard und Hummier (übrigens interessant – in der Originalfassung heißt Hummier „Heim“. Da hat die DF mal wieder entschärfend eingegriffen). Ihre erste Begegnung in Moores Basis hat ob der Mimik einen Comedy-Level, den ansonsten nur noch Louis-de-Funes-Komödien erreichen (ich fühlte mich in der Tat an „Nein!“ – „Doch!“ – „Ooh!“ erinnert, nur ohne Worte).

Das ist dermaßen funny, dass es auch über langweiligere Passagen – und die hat „UX Bluthund“ – hinweghilft (so ist z.B. der Showdown deutlich zu breit ausgewalzt für das, was er letztlich an visuals und set pieces zu bieten hat).

Leider ist der Streifen speziell in deutscher Sprache heutzutage rar wie die sprichwörtliche Hölle… wer irgendwie und irgendwo über eine Möglichkeit stolpert, sich den Film reinzuziehen oder seiner Sammlung einzuverleiben: if you have a heart for B-SciFi, don’t hesitate!

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


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