Urban Menace

 
  • Deutscher Titel: Urban Menace
  • Original-Titel: Urban Menace
  •  
  • Regie: Albert Pyun
  • Land: USA
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Caleb (Snoop Dogg)
    Crow (Big Pun)
    Terror (Fat Joe)
    Narrator (Ice-T)
    King (T.J. Storm)
    Shadow (Vincent Klyn)
    Syn (Romany Malco)
    Holt (Tahitia (=Tahitia Hicks))
    Jolene (Karen Dyer)
    No Dice (Ernie Hudson jr.)
    Cool D (Jahi J.J. Zuri)
    Harper (Rob Ladesich)
    Harpers Boss (Michael Walde-Berger)


Vorwort

Wo wir denn schon mal dabei sind, frühstücken wir den dritten Beitrag aus Albert Pyuns grossartiger urban-Trilogie, deren bisherige Installments The Wrecking Crew und Corrupt uns schon so viel Freude bereitet haben, ab und widmen uns also Urban Menace. Im Vergleich zu den beiden anderen zeitgleich entstandenen Filmen zeichnet sich dieser Film durchs einen schon inflationären Anteil an halbwegs bekannten Rap-Artists aus, denn neben dem obligatorischen Stint von Ice-T und einer Rolle von Snoop Dogg, die, im Gegensatz zu The Wrecking Crew auch wirklich als eine solche gewertet werden kann erfreuen noch die Schwergewichte Big Pun (der Ende 2000 im Alter von 29 Jahren verstarb, und das, Zynikermodus an, nicht in bester Gangster-Rapper-Ehre durch ein drive-by-shooting, sondern an „natural causes“, woraus ich mal ganz frank und frei konstruieren möchte, dass seine Leibesfülle sich als nicht gesundheitsfördernd erwiesen hat) und Fat Joe des Zuschauers Herz.

Zu Entstehung und Hintergrund muss ich sicherlich nicht noch mal ausführen, Stammleser wissen es eh und allen anderen empfehle ich, in den beiden oben verlinkten bisherigen Reviews nachzuschlagen, warum das alles so geworden ist, wie es denn ist…


Inhalt

Nachdem Ice-T persönlich uns eine Warnung auf den Weg gibt, dass das nachfolgende Programm für Peoples, die durch Blut, Gore, Action, Swearwords und ähnliches Gedöns offendend sein könnten, absolut ungeeignet sei und dem betreffenden Personenkreis noch ein freundliches „by the way, fuck yoü wünscht, verrät uns der Film per Textkarten ein paar wesentliche Fakten, so z.B. dass unser folgender Film in New York City spielt (gut, dass man uns das sagt, drauf gekommen wäre man nie – Bratislava hat schon als Detroit und als Chicago nicht überzeugt und den Big Apple kriegt das tschechisceh Städtchen auch nicht besser hin) und dort gerade eine Mordserie für Unruhe unter den örtlichen Gangsterbossen sorgt. Genau ein Jahr, nachdem eine Kirche mitsamt der dort hausenden Familie des Hausmeisters abgefackelt wurde (insert die bereits bekannten, beliebten und immer noch Ed-Wood-verdächtigen CGI-Effekte aus dem Hause Filmwerks Digital, für die ich meinen Namen nicht hergeben würde, und ich kann noch nicht mal CGIs zaubern), finden sich nämlich in monatlichem Abstand die Leichen von Gangstergranden wieder, drei mittlerweile an der Zahl. Allgemein wird ein wie auch immer gearteter Zusammenhang mit der zurückliegenden Brandstiftung (wird wohl ein norwegischer Blackmetaller gewesen sein, die treiben so was ja öfter) vermutet, aber nix genaues weiss man wie immer nicht.

Ice-T, der in diesem Film lediglich eine Erzählerrolle übernimmt und gelegentlich mit schwachsinnig-lustigen Voiceovers, nach deren Genuss man Deckards Blade Runner-Kommentar für existentielles Moviemaking halten wird, unterhält, gibt noch ein paar Schmoddersprüche von sich, wonach „urban renewal“ zu Verbrechen, Krankheiten und allgemeinem Nixgut führe („Die Wahrheit in ´tha hood´ ist Schmerz und Angst“), führt uns der clevere Resteverwerter Pyun einiges an gar szenischen Stock-Footage-Strassen- und Location-Shots aus Corrupt und den Aufmarsch des „Cartel“ aus The Wrecking Crew vor (was besonders lustig ist, alldieweil selbiger von T.J. Storm angeführt wird, der hier eine komplett andere Rolle spielt… naja, it´s an Albert Pyun film, that about wraps everything up).

T.J. Storm ist hier ein gewisser King, und wenn ich mir aus dem chaotischen und teilweise undechiffrierbaren Line-Gemurmel der beteiligten Rapper halbwegs das richtige zusammenreime, ist der ein von diversen Syndikaten beschäftigter, aber aussteigewilliger Profi-Killer mit Weib und Kind und gerade deswegen erpressbar. So nötigt ihm auch Harper unter Verweis auf mögliche Änderungen des Gesundheitszustands der Family die Einwilligung ab, die lokale Gangstergrösse Crow unter die Erde zu bringen. Sowohl King als auch sein Gspusi Jolene sind zwar alles andere als überzeugt, dass dieser Auftrag tatsächlich der letzte sein wird und man die ganze Sippschaft danach unbehelligt ihrer Wege ziehen lassen wird, aber was getan werden muss, muss getan werden, rhabarbert King und damit ist die Diskussion durch.

Während Ice-T zusammenhangloses Gebrabbel von sich gibt, erleben wir visuell den ersten Auftritt von Snoop Dogg, der gar garstig Dinge treibt – er macht sich über ein Pärchen her, das gerade einen Penner o.ä. spasseshalber ein wenig verdroschen hat (hm, gedreht in Hoyerswerda oder Dessau? SCNR), tötet den Kerl und kidnappt das Mädel von der Strasse weg. Offenbar gehörte der soeben Gemörderte zur Gang von Crow und dessen Partner Terror, die sich nun nicht mehr bieten lassen wollen, dass ein unbekannter Vigilant die Reihen ihrer Armee lichtet und schickt deswegen in dessen vermutetes Hideout ihre „Soldaten“. Spricht nicht wirklich für die Qualität ihres Personals, dass Crow und Terror Shadow (sprich Vincent Klyn) und Federgewicht (und Frau) Holt ins Rennen schicken müssen. Wie nicht anders zu erwarten, ist der Hideout des Geheimnisvollen Unbekannten TM die uns längst ans Herz gewachsene alte Fabrik aus den beiden anderen Filmen, was zu vielen fröhlichen Rendez-vous, ach nee, das heisst ja Deja-vu (die Gelegenheit, ein Ärzte-Zitat anzubringen, lass ich mir doch nicht entgehen), mit altbekannten Locations führt. Ganz besonders Shadow ist trotz der erwiesenen Tödlichkeit des unbekannten Feindes in high spirits und plagt seine genervte Partnerin mit diversen false scares. Kein Wunder, dass das Mädel ihn nicht mehr ernst nimmt, als er erst die Leiche des vorhin gekidnappten Frauenzimmers entdeckt und dann von Snoop Dogg am Wickel gepackt, umgebracht und ausgeweidet wird (auch wenn Ice-T grossspurig Gore versprochen hat… hier isser nicht zu sehen, d.h. weder Ice noch Gore). Holt stösst erst zur Szene, als Dogg bereits in den Innereien ihres Ex-Partners hängt und kriegt verständlicherweise einen leichten hysterischen Panikanfall (never send a woman to do a man´s job…) und lässt ihre Fluchtinstinkte einkicken.

Immer noch im panischen Plappermodus rapportiert sie ihren fetten Bossen (Albert Pyun greift zum bewährten Low-Budget-Stilmittel, mit haufenweise Direkt-in-die-Kamera-Starr-Close-ups zu arbeiten) und verkündet, dass der Shadow-Entleiber „nicht menschlich“ ausgesehen habe (hm, das ist ja direkt rassistisch…). Terror unterbreitet den nicht ganz ernstgemeinten Vorschlag, den motherfucker auf die eigene Lohnliste zu sehen und was Crow von der ganzen Angelegenheit hält, bleibt mir weitestgehend verborgen, weil Big Pun sich seine Lines eh kaum merken kann und in bester Tor-Johnson-Manier vor sich hin stammelt und sowieso derart nuschelt, dass eh keine verständliche Silbe ans Ohr des Zuschauers dringt. Aber ich schätze mal, er ist nicht gerade begeistert. Etwas unwahrscheinlicherweise spaziert gerade King am Audienzraum der Bosse vorbei und wird ob seines guten schlechten Rufs stantepete von Crow und Terror zur Terminierung des unbekannten Gangster-Dezimierers rekrutiert. King akzeptiert den Auftrag zähneknirschend und verzieht sich, während die Fettsäcke beschliessen, zur Motivationssteigerung ihres gedungenen Killers dessen Frau und Kind abzugreifen. Und auch Holt kriegt noch ihr Fett weg (ha-ha-ha), und zwar von Big Pun, der ihr wegen ihres offensichtlichen Versagens unbürokratisch die Gurgel durchschneidet. Jetzt versteh ich endlich, warum die Bösen Jungs immer solche Personalprobleme haben… ein Seminar „Mitarbeiterführung“ könnte den Herren nicht schaden.

King wird von Cool D (Typ coole Socke, aber das sagt ja schon der Name) und Syn (Typ kleiner Feigling, und ich mein nicht den zum Trinken – bis ich seinen Charakternamen mitbekam, bediente ich mich der Bezeichnung „goofy sidekick“ und das trifft´s eigentlich ganz gut) begleitet. Syn steht dem ganzen Auftrag sehr sehr skeptisch gegenüber, denn vielleicht betrachtet der Unbekannte Killer die Fabrik ja nur als sein Zuhause und da könne er, also Syn, schon ganz gut nachvollziehen, dass ungebetene Eindringlinge eine äusserst befristete Lebenserwartung hätten, täte er nämlich genauso handhaben. Natürlich hat die Dreierbande ob des Betretens der Fabrik nix besseres zu tun, als sich umgehend in drei Einzelfraktionen aufzuhalten, dieweil sie von Dogg beobachtet werden. Der Split-up hat zunächst keine fatalen Folgen, da sich die Partizipanten umgehend wiedertreffen und einen seltsamen Special-FX-Wirbel entdecken, der qualitativ auch nicht viel besser ist als die diversen Feuer-CGIs, mit denen uns Filmwerks Digital bisher belästigt hat und von jedem, der schon einen Fantasy- oder SF-Film gesehen hat, mühelos als „Portal“ irgendwohin klassifiziert werden kann. Bevor unsere Dreierbande noch heads or tails aus dem Gesehenen machen kann, stürzt sich Snoop Dogg auf sie und kuckt sich zunächst mal Syn aus, legt ihn aber zu allgemeiner Überraschung nach einem gegenseitigen fünf-Sekunden-Stare nicht um (kennt man sich? Future Doc weiss Bescheid, verrät aber noch nix), sondern verzieht sich mitsamt seinem im Klingonen-Fanshop bestellten Messer (das wir auch schon aus den anderen Filmen der Trilogie kennen) und in phantom-mässigen Bewegungen, denen King und Co. nur staunend hinterherkucken können. „Wenn wir ihn verlieren, sind wir fucked,“ stellt Cool D fest (er kennt die Qualitätskontrolle seiner Auftraggeber). „Wenn nicht, sind wir auch fucked,“ kontert Syn, der sich ausgerechnet hat, dass es übel aussieht, wenn das Phantom mal ernst machen sollte und schlägt vor, um Verstärkung nachzusuchen. King bügelt solche Ansinnen aber, vermutlich aus Angst um sein Darling Jolene, ab und verfällt, da er offenbar Adrenalin gesehen hat, auf den Plan, zusammen mit Cool D durch die Luftschächte (argh, noch ein Film mit Luftschächten und ich dreh endgültig durch… wie ich schon öfters bemerkte, wenn nicht irgendwann mal wer die „air vents“ erfunden hätte, wären Legionen von Drehbuchschreibern arbeitslos) zu krauchen, während Syn die Strecke ablaufen soll, so müsste man theoretisch den Feind in die Falle locken können (erstens ist das kein besonders logischer Plan und zweitens hat das schon in Adrenalin nicht geklappt).

Während also dieses ausgefuchste Vorhaben umgesetzt wird, schalten wir mal kurz um zu Dick & Dicker, äh, Crow und Terror, die sich Jolene haben vorführen lassen und diese unterrichten, darüber im Bilde zu sein, dass King und sie nach Puerto Rico verduften wollen und hiervon nicht angetan zu sein. Whatever.

King und seine Compadres stellen dieweil wenig überraschenderweise (da wir ja Adrenalin auch alle gesehen haben) fest, dass ihr Plan ein Griff ins Klosett war. „That´s creepy shit,“ meint Syn beisteuern zu müssen, worauf King ein bissl der Kragen platzt und er die Einstellung seines Kollegen in Frage stellt: „The problem is YOU!“ Man müsse für Crow und Terror einen Beweis liefern, dass „this bitch“ hinüber sei. Bitch Dogg (dieses kleine Wortspiel kann ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen) fühlt sich angesprochen und drischt mit einer Holzlatte o.ä. auf D und King ein. Syn zieht seine Knarre und hätte einen clear shot auf Dogg, erinnert sich aber an die Verschonung von grad eben und bringt´s nicht übers Herz, den Attackierer umzunieten. Der haut ab, Syn verspricht, für seine verletzten Kumpels Hilfe zu holen.

Aus mir keinesfalls nachvollziehbaren Gründen ziehen plötzlich Crow und Terror samt ihrer Geisel Jolene und dem gesamten Hofstaat in der Fabrik auf, was Dogg beste Gelegenheit gibt, ahnungslose Letzte-Reihe-Thugs niederzumetzeln (übrigens toll: Snoop Dogg verfügt über das erste Neutronen-Messer: it kills people, but leaves trenchcoats unharmed). Cool D, der sich als weniger angeschlagen als King entpuppt und sich aufgerappelt hat, wird niedergeschossen (von Dogg? I have no idea) und von Syn gefunden, der aber auch nix für ihn tun kann. Statt dessen stolpert Syn über Doggs Sanctum Sanctorium, dessen Herzstück eine Art OP-Tisch ist (bzw. eine Sperrholzplatte mit ein paar Riemen zum Delinquenten-Festschnallen, auf die eine drittklassige Sadomaso-Domina sicherlich nicht neidisch wäre), und rennt direkt in Crow und Terror (ich verstehe jetzt gar nix mehr, aber es kommt gleich noch besser).

Auch King kraucht durch die Korridore und steht plötzlich vor seinem ANDEREN Auftraggeber Harper, der ihm aber sofort eine vor den Latz schiesst und sich freut, dass alles so schön nach seinen Plänen funktioniert. „Er (gemeint ist Crow) tötet dich, wir töten ihn, und alles ist nett und sauber,“ erläutert Harper und ich hab keine Ahnung, wovon der Kerl redet. Is ja schön, wenn sich ein Albert-Pyun-Film um eine komplexe Story bemüht, aber hier komm ich selbst mit konzentriertstem Zwischen-den-Zeilen-Spicken nicht weiter. Zum Glück für King huscht gerade Dogg vorbei, was Harper lange genug ablenkt, dass der schwer verwundete King sich auf ihn stürzen, ihn überwältigen und mit seiner eigenen Waffe plätten kann (I´m impressed). Dann stolpert King in den nächsten Raum, wo Crow und Terror ersichtlich gerade die Exekution von Jolene vorbereiten (warum auch immer oder vielleicht seh ich das auch völlig falsch, aber warum sollte ich drüber nachdenken wollen? Ich verkaufe morgen früh wieder Weihnachtsbäume, und da hilft mir die richtige Interpretation dieser Szene auch nicht wirklich weiter…). King umarmt halbtot sein Schatzi und ist verständlicherweise ein wenig angefressen, dass kein Mensch verstehen kann, was Crow an wirren Buchstabenkombinationen auskotzt (this Big Pun guy can´t even TALK, how does this guy RAP?) Rettung naht in Form von Dogg, der all guns blazing ins Areal stürmt, diverse Thugs niederschiesst und dem zusammengebrochenen King seine helfende Pfote reicht. „Crow wird mich bald kennenlernen,“ überrascht uns Dogg mit der Tatsache, tatsächlich Dialog zu haben, „er hat mir alles genommen, meine Frau, meine Kinder (lustigerweise spricht Dogg „kids“ konsequent als „keys“ aus, was mich minutenlang darüber nachdenken liess, was zum Geier Crow mit seinen Schlüsseln will…)“ und prompt fällt bei King der Groschen, dass Dogg Caleb, der vermeintlich abgefackelte Hausmeister der Kirche ist. Caleb versichert, bei dem Feuer nicht ums Leben gekommen zu sein, der als seine Leiche identifizierte Kerl sei nur ein x-beliebiger Penner gewesen, der einfach das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. King erinnert sich weiter daran, dass Caleb versucht habe, die Strassen von Drogen zu befreien (als „Hausmeister“? Hm, muss ich mal meinem Hauswart sagen… andererseits spricht der Covertext auch davon, dass Caleb ein „Prediger“ sei. Wer hat nun recht? Texttafel am Anfang oder Klappentext?) „Er tut das, was schon längst hätte getan werden müssen,“ erweist sich Jolene als Anhängerin der Selbstjustizthese. Caleb walked off to do his stuff, King und Jolene halten ihm schnell zwei Kerle vom Hals, die ihm in den Rücken schiessen wollen (King bricht dem einen Typen das Genick, – T.J. Storms standard finishing move, scheint mir, was ihm aber auch ordentlich weh tut, da der Arm, mit dem er dies bewerkstelligt, wohl gebrochen ist. Autsch.)

In einer „stylishen“ (oder dem, was Pyun dafür hält) Action-Sequenz metzelt Caleb (teilweise in b/w, teilweise mit Rotfilter) mühelos und innerhalb von ungefähr 30 Sekunden die Reste von Crows Armee (inkl. Terror) nieder, bis nur noch der zwar schon im Abkratzen begriffene Bandenchef Crow selbst und Syn, der auf Calebs Seite eingegriffen hat, übrig sind. Auch Syn erkennt Caleb nun endlich wieder und dem verrät der Prediger/Hausmeister nun auch, TATSÄCHLICH tot gewesen zu sein und zwecks Blutwurscht, eh, Rache, vom Herrgott zurückgeschickt worden zu sein. Wie ich das beurteile, scheint Caleb, nun, da sein Werk grösstenteils getan ist, noch schnell Syn als seinen Nachfolger in Punkto Strassen-Sauber-Halten zu installieren, bevor er sich Crow zur endgültigen Annihilierung zuwendet. King und Jolene, die dabei gerne zukucken möchten, hasselt der Zombie-Prediger schnell davon: „Den Shit solltet ihr euch nicht ansehen müssen.“ (Aber wir schon, oder wie?). Alles, was noch lebt, verpisst sich und Caleb macht sich an die Ausweidung, reisst Crow das Herz raus (und da gibt´s tatsächlich ein bissl Gore, aber ungefähr von der Kategorie wie bei Indiana Jones und der Tempel des Todes und verwandelt sich in eine geflügelte CGI-Kreatur, gegen die die aus Megiddo: The Omega Code 2 wie vom alten Lucas Schorsch persönlich autorisiert aussieht. Zu Crows Schreien friert das Bild ein und dann verpasst uns Ice-T, den wir schon lang nicht mehr gehört oder gesehen haben, noch den Wrap-up, wonach „nie geklärt wurde“, ob die Mordserie nun ein simpler Racheakt oder ein „act of God“ gewesen sei, es der Öffentlichkeit aber auch allgemein wurscht gewesen wäre und die abgebrannte Kirche wieder aufgebaut wurde… Dann ist´s auch schon vorbei und die üblichen zehn Minuten Abspann schliessen sich an…

Ich sollte öfter mal Filme besprechen, die im Dreierpack gleichzeitig geschossen werden – man erspart sich viel Schreib- (und vorhergehende Denk-)-arbeit durch schlichten Verweis auf die parallel entstandenen Filme (wie eben hier The Wrecking Crew und Corrupt) – das meiste, was ich dort ausgeführt habe, ist mühelos analog auf Urban Menace anwendbar (was schon mal durch das Covermotiv, das im unteren Teil grossformatig eine Szene aus The Wrecking Crew zeigt, wunderschön symbolisiert wird).

Immerhin, wenn man alle drei Teile der „Trilogie“ gesehen hat, wird einem ein wenig klar, was die Produzenten bzw. Albert Pyun ursprünglich an der Idee eines „urban-themed“ Episodenfilms gereizt hat – denn so ähnlich sich die Streifen letztlich durch die ständig gleichen Locations, die grösstenteils identischen Darsteller und die streng ökonomisch wechselseitig übernommenen Szenen sehen, so unterschiedlich ist doch ihre Grundintention – The Wrecking Crew repräsentiert das Genre des actionorientierten Krawallfilms mit endlosen Shoot-outs und, hüstel, Martial-Arts-Szenen, Corrupt ist zuständig für das emotionale (Melo-) Drama und Urban Menace schliesslich (von der Veröffentlichung her der erste „Teil“ der Trilogie, in gewohnter Fehl-Konsequenz ging Euer lieber Doc von hinten nach vorn zu Werk – und das mir das jetzt wieder keiner falsch versteht…, ach, tut Ihr ja trotzdem, mit Absicht, kenneuchdoch…) würde furchtbar gern ein Horrorfilm sein. Zumindest borgt sich der Streifen einiges bei The Crow aus (was prinzipiell nicht das allerschlechteste Vorbild wäre, hätte das Crow-Franchise sich nicht schon durch grausige Sequels und eine TV-Serie, die man besser vergessen sollte, selbst zu Tode geritten), ohne natürlich dessen Intensität, Tragik, Komplexität und vor allem visuelle Energie zu erreichen (aber okay, Albert Pyun und Alex Proyas sind nun doch zwei unterschiedliche Gewichtsklassen, auch wenn ich Dark City für überschätzt halte). Das Hauptproblem des Scripts ist die fehlende Bereitschaft, sich auf seine eigentliche Hauptgeschichte zu fokussieren – über den Charakter Caleb erfahren wir über weite Strecken gar nichts (und da sich nicht mal das Script einig zu sein scheint, ob der Kerl nun einfacher Kirchen-Hausmeister oder ein echter motherfuckin´ preacherman ist, macht das seine Motivation nicht wirklich glaubhafter), statt dessen belästigt uns die Geschichte mit einem bedeutungslosen, da am Ende nicht aufgeklärten Subplot um die Intrigen und Ränkespiele zwischen den verschiedenen Gangsterbossen und ihrem Lohnkiller King (wer zum Geier ist denn nun eigentlich Harper und wer sein mysteriöser Auftraggeber? Und wieso wäre es „neat and clean“, wenn King von Crow umgelegt würde und Harpers Gang dann Crow tiltet, wenn Harper King beauftragt hat, Crow zu eliminieren? Entweder ist mir durch´s viele Weihnachtsbaumverkaufen der Brägen tiefgefroren oder da ist irgendwo ein gravierender Logikfehler drin…).

Jaja, ich weiss, auch Urban Menace sollte ursprünglich nicht mehr als ein Halbstünder in einem Episodenfilm sein und ich schätze mal, der ganze Käse um King und Harper wurde lediglich eingebaut, um dem Streifen ein paar Minuten seiner armselig kurzen Laufzeit zuschlagen zu können (in gewohnter Trilogie-Manier dauert der eigentliche „Film“ gerade mal Stunde, der Rest wird mit Vor- und Abspann totgeschlagen), wofür auch spricht, dass Rob Ladesich (zumindest nach Pyuns Audiokommentar zu The Wrecking Crew) nie als Schauspieler vorgesehen war, aber von Pyun an Ort und Stelle zur Mitwirkung verpflichtet wurde, weil er der englischen Sprache mächtig ist… Auch so kommt man zu Hollywood-Ehren, auch wenn´s nur Hollywood der Z-Kategorie ist (aber jeder hat mal klein angefangen, frag nach bei Johnny Depp, Leo Di Caprio oder Meg Ryan).

Das Drehbuch gewinnt also mal wieder keinen Blumentopf, aber das war auch nicht zu erwarten – schliesslich ist auch Urban Menace nur eine Ausrede für ein paar wild aneinandermontierte Actionszenen, in denen Snoop Dogg & Konsorten auf unrealistische Weise metzeln und meucheln (das tolle Messer, dass zwar Menschen tötet, aber Mäntel unversehrt lässt, hab ich ja schon angesprochen) und das zumindest halbwegs temporeich, wenn´s nur um die Action geht (wobei es sich auch hier mal wieder um die Sorte Action handelt, in der die Protagonisten wild mit ihren Knarren in der Gegend rumfuchteln und mit Sicherheit nur aus puren Zufallsgründen vielleicht tatsächlich was treffen würden – HK-Action sieht irgendwie… anders aus). Wehe aber, das Drehbuch sieht eine – ich sag´s mir aller Vorsicht – „dramatische“ Szene vor, dann kommt der Film nicht nur zum Stillstand, sondern scheint förmlich den Rückwärtsgang einzulegen, so sehr saugen die schlicht weg nicht vorhandenen darstellerischen Leistungen der beteiligten „Mimen“ sämtliche Energie aus dem Film (aber dazu kommen wir gleich noch). Nicht von der Hand zu weisen ist, dass Pyun ein paar nette Kniffe und Tricks mit zeitgerafferten Bewegungsabläufen für den übernatürlichen Rache-Caleb gelingen, aber gleichfalls werden die sonstigen CGI-Effekte niemandem, der mal zwei Stunden mit dem Animationsprogramm seiner Wahl am 2-Gigahertz-PC verbracht hat, vor Ehrfurcht erstarren lassen (gerade die Feuer-Effekte, auf denen ich mit Freuden immer wieder rumreite, sind so grenzdebil, dass man sich fragen muss, warum ausgerechnet die in allen drei Filmen so ausgiebig in Szene gesetzt werden, als seien sie was, worauf man mächtig stolz sein müsste). Das wirbelnde „Dimensionsportal“ sieht zumindest viertelwegs anständig aus, aber die CGI-Kreatur am Ende, die dankenswerterweise Detailfragen unbeantwortet lassende Dunkelheit getaucht ist, würden nicht mal UFO (Ihr wisst schon, die mit Pythons, Boa und dem ganzen Schmodder) als grobe Probeaufnahme mit der Kneifzange anfassen.

Ach ja, der Horror-Gehalt tendiert natürlich, wie kaum anders zu erwarten, trotz Ice-T´s vollmundiger Ankündigung von knackigem Gore beinahe gegen Null, wenn das herausgerissene Herz (das sogar annähernd so aussieht, als wäre es das, was es sin soll) nicht wäre – schlaflose Nächte wird aber sicher keiner wegen dieses Films haben (na gut, schränken wir ein, zumindest nicht wegen seines Gehalts an blood´n´guts).

Wie gewohnt wird auch dieser Film selbstverständlich mit jeder Menge Hip-Hop zugekleistert, wobei, wenn man alle drei Filme in kurzem Abstand hintereinandersieht, doch auffällt, dass die Songs sich sehr oft wiederholen – das Schema ist immer das gleiche – ein Song ist das „Leitmotiv“ des Films, das bei jeder passenden (und bei den allermeisten unpassenden) Gelegenheit eingespielt wird, der Rest verbirgt sich im Hintergrund. Der Score von Tony Riparetti ist, wie auch bei den beiden anderen Filmen, vergleichsweise interessant anzuhören.

Nun noch das ein oder andere Wort zu den Schauspielern. Ice-T hält sich hier vornehm zurück und übernimmt lediglich die Rolle des (vielleicht zwei-drei Mal für jeweils dreissig Sekunden ins Bild gerückten) Erzählers, der pseudomystischen Schmonzes und pseudocleveres Gebrabbel a la „Urban Renewal is Bullshit“ von sich gibt. Snoop Dogg beschränkt sich auf vielleicht sieben oder acht Lines Dialog, zeigt aber immerhin eine gewisse Screenpräsenz auf, ohne dass man den Kerl gleich auf den Olymp der Rapper-turns-Actor-Kategorie hieven müsste (da sind ihm dann Genossen wie Ice Cube, LL Cool J oder auch Ice-T doch noch ein paar motherfuckin´ Nasenlängen voraus) – immerhin, er IST tatsächlich im Film, im Gegensatz zu The Wrecking Crew. Fat Joe, der recently sogar mal nen grossen Hit in USA hatte, ist schon mal ein wahrer Anti-Schauspieler, aber den Vogel schiesst ohne Zweifel Big Pun ab – man soll über Verstorbene bekanntlich nicht schlecht reden, aber, mein Gott, auch solche Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden und schliesslich heisst es auf der anderen Seite, die Wahrheit dürfe man immer sagen. Und zu sagen „this guy can´t act a bit“ wäre ungefähr auf Augenhöhe mit dem Statement „Die Matrix-Trilogie hat ein paar Dollar eingespielt“ – nicht falsch, aber absolut unzureichend formuliert – der Kerl kann nicht nur nicht schauspielern, er kann sich nicht mal zwei Zeilen merken (bzw. richtig von cue card ablesen, denn anders kann ich mir kaum erklären, dass Pyun sicherheitshalber alle Szenen mit ihm als extreme close-ups drehte… so kann man das ganz gut tarnen, wenn direkt an der Kamera die Texttafeln kleben) und das, was er sich mit Müh und Not merken kann (man bekommt oft genug mit, wie sich Pun mitten im Satz verhaspelt und mühsam korrigieren muss, um Pyun und den vermutlch gestresst-genervten Kollegen den 827. Take zu ersparen), kann er nicht mal aussprechen. Gut, für mich klingt der meiste ghetto slang wie incomprehensible motherfuckin´ bullshit, aber Big Puns Dialog-Treatment klingt ungefähr so: „Bfarr grff mrrghfff arfff gronfff“ und bestätigt mich in der Überzeugung, dass manche Leute sich doch auf stumme Rollen beschränken sollten (und wieder andere auf „unsichtbare“ und ganz viele auf sowohl-als-auch…). Der Rest des Ensembles rekrutiert sich aus dem üblichen Gesindel, das uns schon in den anderen beiden Filmen mehr oder weniger auf die Nerven ging.

Von den drei DVDs der „Serie“ ist Urban Menace zweifellos die mit der besten Bildqualität. Offensichtlich war (die Problematik mit dem verlorenen Filmmaterial bitte ich bei den beiden oben verlinkten Revies nachzuschlagen) hier relativ viel vom Original-Material erhalten, verhältnismässig wenige Szenen scheinen aus den Probeaufnahmen und Outtakes rekonstruiert worden zu sein. Das Bild ist sehr scharf und in den meisten Szenen auch kontrastreich – der billige Video-Look lässt sich auch hier nicht ganz vermeiden, fällt aber weniger stark auf als bei z.B. The Wrecking Crew, wo das ganz extrem auf die Nüsse ging. Der 5.1-Ton ist gut ausgefallen und beschäftigt die Dolby-Anlage recht brauchbar, die Musik ist zwar dominant, aber nicht so extrem im Vordergrund wie wieder bei The Wrecking Crew. Als Extras gibt´s auch hier den isolierten Soundtrack sowie einen Audiokommentar von Albert Pyun, den ich mir aus Zeitgründen nicht zu Gemüte geführt habe (kann mir auch nicht vorstellen, dass im Vergleich zum Wrecking Crew-Commentary so viel anderes zu hören ist… vielleicht hätte man Snoop diesen Teil kommentieren lassen sollen).

Urban Menace ist natürlich fazitös alles andere als ein ernstzunehmender Horrorthriller, sondern vielmehr das angesichts der Umstände und der beteiligten Figuren fast schon erwartete Fiasko mit einer Mischung aus grausam-schlechten Spezialeffekten, einer hanebüchenen (und in ihren besseren Teilen geklauten) Story und Anti-Schauspiel vom Feinsten von Big Pun – gerade aber der letztere Faktor ist so gravierend, dass man Trashfreunden mit einem Herz für mimische Inkompetenz erster Kajüte die Scheibe eigentlich irgendwie ans Herz legen muss – ich weiss nicht, ob man sich den Film tatsächlich ein zweites Mal ansehen wird, aber immerhin ist das ganze wesentlich unterhaltsamer als der komplett sinnfreie Blödsinn von The Wrecking Crew, aber auch nicht so einprägsam wie Corrupt (ich denke, es spricht Bände, dass der Teil der Trilogie, in dem Ice-T die mit Abstand grösste Rolle spielt, insgesamt am überzeugendsten und unterhaltsamsten ausgefallen ist).

Last Words: Wie befürchtet Schrott, aber einmal gesehen haben sollte man als aufgeklärter Schundfan den Hobel schon mal…

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 4


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