- Deutscher Titel: Uprising - Der Aufstand
- Original-Titel: Uprising
- Regie: John Avnet
- Land: USA
- Jahr: 2001
- Darsteller:
Leelee Sobieski (Tosia Altman), Hank Azaria (Mordechaj Anielewicz), David Schwimmer (Yitzhak ‚Antek‘ Zuckerman), Jon Voight (Maj. Gen. Jürgen Stroop), Donald Sutherland (Adam Czerniaków), Stephen Moyer (Simha ‚Kazik‘ Rotem), Sadie Frost (Zivia Lubetkin), Radha Mitchell (Mira Fuchrer), Mili Avital (Devorah Baron), Eric Lively (Arie Wilner), Alexandra Holden (Frania Beatus), John Ales (Marek Edelman), Andy Nyman (Calel Wasser), Nora Brickman (Clara Linder), Cary Elwes (Dr. Hippler)
Vorwort
1939 marschiert Nazideutschland in Polen ein. Nach nicht einmal einen Monat Krieg muss Polen kapitulieren. Die Nazis beginnen sofort, sämtliche Juden im Warschauer Ghetto zusammen zu treiben. Die Bevölkerung steigt im Ghetto schon bald auf über 400.000 Menschen und die Massendeportationen nach Treblinka werden zur Routine. Womit die deutschen Soldaten aber nicht gerechnet haben, ist, dass sich ihnen diesmal bewaffnete Männer und Frauen entgegestellen, die lieber kämpfend sterben, anstatt sich freiwillig ins KZ bringen zu lassen…
Inhalt
Als ich mir diese im Jahr 2001 entstandene TV-Miniserie anschaute, hatte ich eine typische Fernsehproduktion erwartet, bei der die Charakter ca 3/4 der Zeit herumstehen, dabei heroische Reden schwingen und im Schlussviertel gibt es ein paar handzahme und unrealistische Actionszenen, um das negative Gesamtbild abzurunden. Um es kurz zu machen: Oh boy, was I wrong. Eine derartig aufwändig produzierte Miniserie habe ich vorher ehrlich gesagt noch nicht gesehen. Die Kampfszenen sind von einer Intensität mit der so mancher Kinofilm nicht mithalten kann. Außerdem ist die Darstellung der Ereignisse (mit wenigen Ausnahmen) sehr genau umgesetzt worden.
Die darstellerischen Leistungen sind ebenfalls allesamt nahezu perfekt und das bis in die kleinsten Nebenrollen hinein. Donald Sutherland und Jon Voight ziehen in jeder Szene fast im Vorbeigehen sämtliche Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich. Während man mit dem einen richtig mitleidet, wünscht man dem anderen genauso sehr alles Schlechte der Welt an den Hals. Bei David Schwimmer war ich besonders positiv überrascht, denn das der Typ tatsächlich schauspielern kann, hat er zumindest vor mir bislang sehr gut verstecken können. Hank Azaria wirkt mir schon ein wenig zu sauber, was aber nicht an ihm, sondern eher am Drehbuch liegt. Leelee Sobieski spielt in dem Film so, als ob es tatsächlich um ihr Leben ginge, die Rolle habe ich ihr von der ersten Sekunde an abgekauft. Besonders gefallen gefallen hat mir aber Cary Elwes als Dr. Fritz Hippler, der Regisseur von „Der Ewige Jude“, der ja z.T. auch im Warschauer Ghetto gedreht wurde. Einer der absoluten Höhepunkte des Filmes ist die Szene, in der Hippler dem Chef des Judenrates, Adam Czerniaków, erklärt, wie Juden beim Reden mit den Händen wedeln und dass er das gerne bei ihm filmen würde (Sutherlands Gesichtsausdruck dabei ist dabei einfach göttlich). Im Film selbst sind dann auch einige Originalausschnitte aus „Der ewige Jude“ zu sehen“. Ich könnte mir schon vorstellen, dass die Entstehung des Films zumindest so ähnlich abgelaufen ist, wie sie hier gezeigt wird.
Einige andere sehr bemerkenswerte und beklemmende Szenen sind zum Beispiel Adam Czerniakóws Selbstmord, dann eine Stelle, in der ein Schullehrer mitsamt seinen ihm anvertrauten Kindern singend in den Deportationszug steigt (klingt dick aufgetragen, ist es aber nicht), und dann noch eine kurze Szen, in der sich eine Tänzerin von der Krankenschwester ein Bein brechen lässt, damit sie nicht zum Arbeitseinsatz muss. Und solche ziemlich beeindruckend umgesetzten Sequenzen gibt es zuhauf.
Ein paar negative Dinge gibt es doch. Der Film kann seine TV-Herkunft doch nicht ganz verleugnen und so schleichen sich schon einige dialoglastige Längen ein, in denen nicht sehr viel geschieht. Ich empfehle daher, den Film so anzuschauen, wie es von den Machern geplant war: Als Mehrteiler in Etappen. Außerdem nervt es mich ein wenig, dass sie aus Gen. Stroop mal wieder das gehobene und die Kultur liebende Salonmonster machen mussten, dass bei Hollywoodfilmen über die Nazis anscheinend in letzter Zeit so beliebt ist. Ob sie da mit Stroop, der in Wahrheit – so weit ich weiß – nicht über die Volksschule hinausgekommen ist, den richtigen Kandidaten hierfür gefunden haben, wage ich zu bezweifeln.
Die Doppel-DVD von Warner ist gut gelungen. Bild- und Tonqualität sind 1a, als Extras gibt es zwei Audiokommentare, sowie die beiden Dokus „Resistance“ & „Breaking down the Walls“. Als Tonformate sind Englisch, Deutsch und Spanisch in DD 5.1 vorhanden.
Bevor ich zum Fazit komme, möchte ich noch kurz einen Gedanken los werden, der mir bei der Diskussion über solche Filme hierzulande öfters sauer aufstößt: Jedes Mal wenn ich sage, dass ich diesen oder jenen Film aus diesem Bereich gut finde (oder mich z.B. auf Tarantinos „Inglorious Basterds“ freue, was letztes Mal der konkrete Anlass war), dann kommt so sicher wie das Amen im Gebet von irgendeiner Seite der Satz „Aber das sind doch unsere Großväter, die hier als Monster dargestellt werden!!“ Leute… ganz ehrlich, das nervt. Erstens handelt es sich heirbei nur um Filme und außerdem könnt ihr es wohl kaum jemanden zum Vorwurf machen, dass man die Nazis nicht unbedingt zu den Helden einer solchen Geschichte macht, oder? Und dasselbe gilt nun einmal auch für die Wehrmacht (ganz abgesehen davon gibt es genug Beispiele von Filmen die zeigen, dass nicht alle damals so drauf waren, siehe „Schindlers Liste“, siehe Valkyrie, siehe „Die weiße Rose“, etc…). Und wenn es euch stört, dass Leute wie Goebbels, Himmler oder hier Stroop als Monster dargestellt werden – sorry, aber was waren diese Leute denn in euren Augen?
Fazit:
„Uprising – Der Aufstand“ ist ein sehr guter Film, der in seinen Kampfszenen überraschend heftig ist (für einen TV-Film) und der mit genialen DarstellerInnen gespickt durachus mehr als nur einen Blick wert ist. Daumen hoch!
4/5
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