Unter die Haut

 
  • Deutscher Titel: Unter die Haut
  • Original-Titel: Unter die Haut
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  • Regie: Christoph Schrewe
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1997
  • Darsteller:

    Barbara (Bojana Golenac)
    Henri (Peter Lohmeyer)
    Santos (Thomas Kretschmann)
    Sophie (Katharina Thalbach)
    Kommissarin (Ursula Karusseit)
    Schuster (Michael Gwisdek)
    Kollegin (Carmen-Maja Antoni)
    Anja (Nadine Pommer)
    Frau Johansen (Hannelore Steiner-Freudenberger)
    Herr Johansen (Hannes Stelzer)


Vorwort

Verdammt, gehen Best Entertainment die PM- und Joseph-Lai-Lizenzen aus? Wie sonst kann man sich erklären, dass das Güllelabel-de-Luxe, dessen Releases ich mittlerweile ob vorausetzbarer Grottig- und demzufolge Besprechbarkeit hier schon fast blind kaufe, anstelle der üblichen No-Budget-Ware aus USA oder Hongkong es wagt, seiner Klientel (so es die überhaupt gibt) einen deutschen Fernsehfilm aus dem Jahre 1997 vorzusetzen (und zwar so, als wär´s ein ausländischer Film, inklusive Credit-Angaben auf der Hülle wie „Directed by“, „Produced by“, „Starring“), der seinerzeit mal auf RTL lief (und an mir vollkommen vorbei, aber das ist ja normal)?

Unter die Haut war, als es mir aus dem letzten Sponsorpäcken entgegenfiel, nach kurzer Analyse nicht für ein Review vorgesehen. Schließlich könnte ich mir ansonsten auch die Pro7-Doppelpacks, mit denen der Sender seine dümmlichen TV-Filme seit neuestem zum Sparpreis ans DVD-Volk verhökert, besprechen. Naja, immerhin stammt der Film von Christoph Schrewe, dem vom Hausrocker vielgeliebten Regisseur von Apokalypse Eis. Das machte wenigstens so neugierig, dass ich gewillt war, dem Teil die Chance eines Bits zu geben. Je länger ich ohne Notizen vor dem Fernseher saß, desto größer wurden meine Augen. „Das ist ein doofer Film“, dachte ich mir unnötigerweise (wann schon hätte ein RTL-Fernsehfilm mal was getaugt), und mit fortschreitender Laufzeit wurde es mir immer klarer, dass das Teil doch eine reguläre Behandlung braucht, auch wenn das bedeutete, dass ich mir den Film gleich noch ein zweites Mal, mit Notizblock, ansehen musste. Opferbereitschaft ist diesem Metier das A und O…


Inhalt

Ein sonniger Tag irgendwo in der Pampa (genauer gesagt: in der ostdeutschen Pampa, die Story wird sich im weiteren Filmverlauf in der Näche von Luckenwalde ansiedeln), eine idyllische Picknickszenerie. Idyllisch? Nicht ganz, denn die Picknickdecke ist zwar reich gedeckt, die Rotweingläser ausgetrunken und das Baby pennt, aber wo sind die trauten Eltern? Da scheint es wohl eine gewisse Meinungsverschiedenheit zu geben, denn sie (Typ laszive Kindfrau) wird von ihm (Typ 08/15) energisch durch die nahen Wälder gejagt. Wie alle dummen Puten in schlechten Horrorfilmen übersieht sie eine Wurzel und knallt lang hin. „Jetzt bekommst du, was du verdient hast, du geile Schlampe“, knurrt der Verfolger bedrohlich und knöpft sich schon mal die Hose auf. „Tach, Herr Pfarrer“, grüßt da freundlich das ältere Spaziergängerpaar, „und die Gattin, auch beim Beerenpflücken?“ So können einem die Johansens auch das schönste Vergewaltigerrollenspiel kaputtmachen (ich wußte immer, bei den Evangelen geht dat eindeutig zu lax zu).

Auf der Heimfahrt beömmelt sich das Pastorspärchen mächtig über die Beinaheertappung. Pastor Henri stellt fest, dass der VW Bus seit der letzten selbergemachten Reparatur von Ehefrau Barbara (technisch begabtes Frauchen, ob das im Film noch mal ein Plotpunkt wird?) nicht mehr so richtig zieht und bittet sie allgemein darum, das Herumpfuschen an fahrbaren Untersätzen zu unterlassen: „Seit du bei meinem Bruder das Getriebe repariert hast, kommt der nur noch in einem Gang vorwärts, im Rückwärtsgang!“ (Ganze Stadien biegen sich vor Lachen). Ist Barbara wurscht, denn sie ist eine Frau und in einem Auto, daher ist völlig zwangsläufig – sie muss aufs Klo, und da das zivilsierte Weibchen von Welt nicht einfach hinter den nächsten Busch gehen kann, muss eine Tanke her.

Stichwort Tanke. An einer solche macht´s BLAM-BLAM-BLAM. Und das nicht, weil ein Kunde wegen des schlechten Services auf die Theke geschlagen hat, denn sonst würde die Gestalt, von der wir aus Gründen der gesteigerten Suspense nur die Haxen sehen, nicht hinkend und aus einer Schußwunde im Bein blutend sich in seine schwere osteuropäische Staatskalesche Marke „Wolga“ schleppen und vom Acker brausen, dieweil drin der Herr Shopkeeper verröchelt, ehe er die Polizei anrufen kann (keinen stillen Alarm? Du hast es nicht besser verdient!). Alles mightily spannend.

Der Herr Pastor predigt vor seiner überschaubaren Schafherde über die Fehlerhaftigkeit der Menschen und dass man diese fehlerhaften Menschen trotzdem lieben müsse (ich hab eigentlich erwartet, dass das irgendwie symbolisch für die Story werden würde, aber, hm, wohl doch nicht wirklich).

Den Tankstellenmord untersucht inzwischen die kompetenteste Bullenbrigade seit Sledge Hammer. Da hätten wir Schuster, den Assi, zuständig für die Erkennung oberoffensichtlicher Fakten, und seine Scheffin, ein älteres Weibsstück ohne Namen, dafür aber die „Kommissarin“, deren prinzipieller Charakterzug es nicht etwa ist, eine fähige Polizeibeamtin, sondern extrem verfressen auf Süßes zu sein (ihr erster Gang am Tatort führt sie nicht etwa zur Leiche, sondern zur Eistruhe, aus der sie sich ein Cornetto pflückt. Soll wohl lustig sein). Während die Kommissarin es fertig bringt, sich beim Lutschen einer Eistüte die Stirn vollzusauen (muss man auch erst fertigbringen), fällt ihr geschultes Holzauge doch tatsächlich auf die Überwachungskameras. Schön, denkt sie sich wohl, der Fall ist gelöst. Ist er nicht, denn wie Schuster nach einem Kennerblick auf das dazugehörige Videogerät feststellt, das betreffende Band ist weg. Hat sich wohl der Täter gemopst. So´n Schiit, jetzt müssen die Bullen wohl tatsächlich ermittlungstechnisch tätig werden. Auch noch Arbeiten für´s Geld, eklig.

Henri und Barbara tun das, was katholische Priesterpärchen nur im Geheimen tun dürfen (tja, irgendeinen Vorteil muss die Protestiererei ja haben), aber Henri mangelt´s an Stehvermögen, die Nummer dauert nur ein paar Sekunden, dann ist´s auch schon wieder vorbei mit des Gottesmannes irdischer Herrlichkeit. Das tut ihm auch wahnsinnig leid (er ist echt betroffen), aber Barbara tröstet: „Ist doch nicht schlimm!“ (Wenn die wüsste… das männliche Ego ist sehr empfindlich in solchen Dingen). Henri gibt zu Protokoll, irgendwie etwas durch den Wind zu sein, ist aber ansonsten der total liebe Supermann, der sich sogar herzlich gern um das schreiende Baby kümmert (an die Wand klatschen?) und gelobt, das hässliche Loch in der Decke nach Rückkehr vom Zeltlager mit den Gemeindekids mit einem Deckenventilator zu bedecken („die Decke mit dem Deckenventilator bedecken“. Lieber Herr Kaller, mein alter Deutschlehrer, ich entschuldige mich für diesen Satz in aller Form. Bitte die „1“ nicht nachträglich zurückziehen), weil Barbara sich durch den Spalt beobachtet fühlt.

Am nächsten Morgen bricht Henri mit einer Busladung johlender Teenager zum bewußten Zeltlager auf und lässt sein Frauchen allein zurück, aber langweilig wird ihr nicht, denn erstens ist sie die offiziöse Friseuse und Kosmetikerin des Orts, und zweitens die inoffizielle Treckermechanikerin. Und die moderne Frau von heute kann natürlich locker gleichzeitig einer Kundin eine Gesichtsmaske auflegen und bei einem Traktor Baujahr 1953 die Ventile nachziehen. Der Treckerfahrer, in Dankbarkeit entbrannt, schenkt ihr fürs Abendessen ein Huhn. Allerdings in lebendig-flattriger Form. „Schlachten musst du´s halt noch.“ Äh ja, ich esse meine Hühner auch immer lebendig samt Federn.

Später will Barbara sich was aus dem Kühlschrank holen und stellt überrascht fest, dass Milchflasche, Brot und Brötchen sich scheinbar spurlos in Luft aufgelöst haben. Kombiniert mit den verdächtigen Klopf- und sonstigen Radaugeräuschen von upstairs sorgt dies für gesundes Mißtrauen der Hausherrin und eine bibbernde Suche nach Eindringlingen in Bad und Schrank. Aus dem Schrank kommt Barbara aber weder ein maskierter Psychokiller noch wenigstens ein blutiger Kadaver entgegen, sondern das vermutlich welterste Katapult-Chicken TM (wir wollen mal wieder gaaar nicht drüber nachdenken, wie Huhn in Schrank usw.). Mein Gott, ich wußte immer, John Carpenter wird maßlos überschätzt – DAS ist Horrorkino pur… (Ironietags bitte nach eigenem Belieben setzen).

Offenbar macht Barbara das Huhn nicht nur als Schrankbesatzer, sondern auch Brot- und Milchdieb aus und denkt sich nix weiter dabei, sondern geht lieber mit ihrer Mama im Dorfkrug saufen. Mama Sophie ist ein sexbesessenes reiferes Semester, dass sich nix dabei denkt, Männer, die gerade mal halb ihr Alter haben, schamlos (und zur eher eingeschränkten Begeisterung ihrer Tochter, die offenbar darüber nachdenkt, als Pastorsfrau ja einen gewissen guten Ruf zu verteidigen zu haben) anzubaggern und abzuschleppen. „Sex ist nur für Leute, die sonst nichts aufregendes im Leben haben“, doziert Barbara psychologisch zweifelhaft, wird aber von Sophie eiskalt ausgekontert: „Motorräder sind nur etwas für Leute, die keinen aufregenden Sex haben“. Das könnte möglicherwiese eine pfiffige Bemerkung sein, wenn wir an dieser Stelle bereits wüssten, dass Barbara hobbymäßig an alten Schrottbikes rumschraubt. Würde bitte jemand den Herrn Drehbuchautor hauen? („Patsch!“ Danke!)

Breit wie´ne Strandhaubitze und in Schlangenlinien schiebt Barbara laut Kinderlieder singend den Kinderwagen spät abends nach Hause (das arme Kind musste sich stundenlang in einer verqualmten und lauten Kneipe aufhalten? Man unterrichte das örtliche Jugendamt), bringt Baby Max zu Bette, sich selbst in ein romantisches Solo-Bad (im Kerzenschein, denn wir müssen ja schließlich Klischees erfüllen) und haut sich anschließend in die Falle. Bis sie wach wird, weil durch das bewußte Loch in der Decke Blutstropfen direkt auf ihre Denkerstirn platschen (versuchen wir jetzt auch noch Giallo?). Die Realisierung kommt langsam, aber bestimmt, und schon rast Barbara scream bloody murder kreischend auf den Hof, bis ein Schrei ihres Babys sie daran erinnert, dass sie in ihrer panischen Flucht peinlicherweise den Säugling vergessen hat (eine echte Mutter, hehe). Also Kommando zurück, back to tha house, Baby ist weg und kreischt vom Dachboden. Da ist es nicht von alleine hin, sondern da wurde es geholfen. Und zwar von dem muskulösen Kerl mit dem modischen Ultrakurzhaarschnitt, der dem Gnom auch possierlich eine Knarre an den Babyschädel hält und ultimativ zu verstehen gibt, sofort eine Operation zu benötigen. Nun ist Barbara zwar eine Frau der vielen Talente, aber keine Chirurgin und würde den Fall gerne an das nächstbeste Hospital verweisen, aber der Muskelberg insistiert, sofort, jetzt, hier und mit Hausmitteln operiert zu werden. Zähneknirschend sammelt Barbara brauchbares OP-Besteck aus der Küchenschublade und eilt äußerst nervös nach oben, weil der kleine Max so verdächtig still ist. Hat der böse Mann am Ende??? Natürlich nicht, geheimnisvoller Eindringling und Mini-Mensch sind inzwischen best friends.

Der Unbekannte schreitet zur Selbstoperation (und wer jetzt darauf setzt, dass der Typ sich eine Kugel aus seinem Bein entfernen will, bekommt für diese grandiose Erkenntnis zwei badmovies.de-Gummipunkte, mehr sind dafür wirklich nicht vertretbar), scheitert aber an der entscheidenden Herauspuhlung des Projektils aus der klaffenden Wunde (Weichei. Wenn das Antonio Banderas kann…). Da muss also Barbara Hand anlegen (tatsächlich ein bissi Gore im Dunklen). Warmduscher Muskelberg sinkt nach der Entfernung des Geschosses majestätisch-ohnmächtig zu Boden. Was´ne Flasche.

Kommissarin Freßsack und Assi Schuster grübeln dieweil über rätselhaften Fakten des Tankstellenraubs. Die Blutspur des vermeintlichen Killers führt nicht zum Tresorraum der Tanke, was den Rückschluß zulässt, dass erst der Tresor geleert und dann geballert wurde. Und ganz besondere Rätsel gibt den Cops die Tatsache auf, dass ein Fußabdruck im geronnenen Blut des Tankwarts aufgefunden wurde. Kam der Täter ein Weilchen nach der Bluttat noch mal zurück (vielleicht hatte er vergessen, sich ein Magnum mitzunehmen)? „Vielleicht ist er ein Psychopath“, spekuliert die Kommissarin, weil, die handeln nicht logisch und das würde den Bullen wiederum lästige Denkarbeit abnehmen, sich eine entsprechende logische Verknüpfung aus den Brägen zu saugen.

Barbara (wir erinnern uns: zierliche Kindfrau) hat indes den Muckimannbösbuben auf ein Bett im Speicher gewuchtet und dort angebunden (reverse bondage situation) und lässt den immer noch Bewußtlosen dort spread-eagled liegen, um sich einer Kundin zu widmen. Die unterrichtet die scheinbar medienverweigernde Pfarrersgattin über den neuesten Stand der Dinge, z.B. den spektakulären 120.000-DM-Raubmord anner Tanke (die laue Ausrede dafür, dass so viel Kohle an einer Provinztanke an einer kaum bis nie befahrenen Landstraße zu holen war, lautet, dass krankheitsbedingt niemand dazu kam, die komplette Wocheneinnahme zur Bank zu tragen. Scheint mir trotzdem arg viel für eine Woche Tanken in der Provinz. 97 war Sprit doch noch billiger). Babsi ist entsetzt, rast nach oben und scheuert ihrem arglosen Gefangenen eine. Der streitet Mord und Totschlag energisch ab und macht auf die Frage, wo denn die 120 Riesen seien, den berühmten „Hä? Wovon spricht die Schnalle?“-Gesichtsausdruck. Babs ist jetzt jedenfalls soweit, die Bullen zu rufen (erst jetzt? Hat sie bis jetzt drüber nachgedacht, sich den Schrank als Haustier zu halten?), worauf der Bube einknickt und zugibt, an der Tanke gewesen zu sein, aber alles war gaaanz anders. Er habe dort nur tanken wollen, keinen Tankwart gefunden, sei in die Bude gegangen, habe dort den schwer verletzten Tankwart erspäht, helfen wollen, sei aber von dem nicht mehr ganz zurechnungsfähigen Herren der Zapfsäulen angeballert worden. Klingt alles schwer nach Onkel Hottes Märchenstunde, wenn ihr mich fragt (tut wieder keiner, ich weiß). Babs ist skeptisch – da hätte er ja wohl gut zu den Freunden in Grün gehen können. Nö, meint er, weil er illegaler russischer Zugereister sei, und als solcher käme er in Zeiten der allgemeinen Ausländerfeindlichkeit (grad im wilden Osten) als Vorzeigesündenbocktäter sicher grad recht. Ach ja, und die Knarre, die bracht man schon, wenn man in Russland alleine unterwegs ist. Aber, so seufzt er, wenn sie denn unbedingt den Schnittlauch holen wolle, dann müsse es wohl so sein.

Tja, und, soll ich´s Euch sagen, angesichts des traurig kuckenden auf ihrem Dachboden gefesselten Kuschelbärs wird´s der sexuell unterversorgten Babsi ganz warm ums Herzelein… also, nix Bullen, Talkrunde auf´m Speicher. Der Kerl heißt, wie sich rausstellt, Santos (typisch russischer Name, merkt immerhin sogar Barbara) und ist das Produkt eine deutschen Mama und eines russischen Soldaten. Außerdem muss er mal auf die Toilette (gewählte Ausdrucksformen hat der Knabe jedenfalls. Nix „ich muß pissen/schiffen/auf´s Klo“). Barbara offeriert ihm großherzig eine Flasche zum Reinpinkeln (und wenn´s nu ein großes Geschäft wäre? Nein, darüber will ich jetzt nicht nachdenken). Unter Druck und vor allem unter weiblicher Beobachtung mag Santos aber nicht (man, Santos heißen vielleicht brasilianische Fußballspieler, aber keine Russen! Bin gespannt, ob dem Film dafür noch ´ne dumme Erklärung einfällt), so dass Barbara sich dazu genötigt sieht, ihn doch die offiziell dafür gedachte Einrichtung benutzen zu lassen (und weil der Kerl dank der Beinwunde immer noch nicht laufen kann, drückt sie ihm sogar noch einen massiven Besen als Stock in die Hand. Gottvertrauen ist gut). Barbara erzählt ihm auf Nachfrage über ihre vielfältigen Tätigkeiten: „Ich kann viel, aber nichts richtig gut!“ „Jeder kann etwas richtig gut,“ philosophiert Santos, „man muß nur herausfinden, was!“ (Noch so´n Spruch – Schädelbruch!)

Guter Rat ist für Barbara teuer – wo gibt´s guten Rat im allgemeinen für lau und umsonst? Richtig, bei Muttern. Also sucht Babsi ihre Erzeugerin am Arbeitsplatz (Sophie schafft als Telefonistin bei der lokalen Feuerwehr. Ruhige Kugel, möchte ich vermuten. Und nicht, dass das auf den Film irgendwelchen Einfluß hat. Schätze, der Regisseur wollte nur schon immer mal auf´ner Feuerwache drehen) auf. Sophie erkundigt sich erst mal, ob sie den Typen aus der Kneipe tatsächlich abgeschleppt hat (partielle Amnesie, aha), das würde aber zumindest das exquisite Feuerzeug erklären, das sie in ihrem Schlafzimmer gefunden hat (der Kerl selbst ist sichtlich schnellstens stiften gegangen, als er die Alte ohne Make-up gesehen hat). Barbara stellt die hypothetische Frage, was sie mit einem gefesselten Kerl, der evtl. ein Mörder ist, auf dem Dachboden anstellen soll. Für Nymphomanin Sophie richtet sich die Antwort selbstverständlich nach dem Aussehen des entsprechenden Knaben: if nix looking good, dann raus damit, wenn aber gut aussehend, dann dafür sorgen, dass er gefesselt bleibt, „ihm ´nen Fernseher hinstellen, drei Mahlzeiten am Tag geben und benutzen!“ Barbara hält diesen Ratschlag für irgendwie wenig sachdienlich und etwas zu sexlastig. Das kommt daher, doziert Sophie, dass Babs Paster es ihr nicht richtig besorgt und sie deswegen sexuell frustriert und überdies verklemmt sei (sehr, äh, mütterliche Einstellung). Wutentbrannt stürmt Babsi hinfort und zwingt Sophie zu einer sofortigen Entschuldigung der „wääh, ist ja nur, weil ich mich selbst nicht mag“-Sorte.

Barbara kommt nach Hause, wo im Hofe der Pfarrei schon ein junges Ding namens Anja wartet, und nicht auf sie, sondern auf den Männe. Der ist ja bekanntlich nicht da, also entscheidet sich Anja, später wiederzukommen (sehr suspekt, sehr suspekt. Priester und kleine Mädchen. Da hört man ja üble Dinge). Santos fragt sich, warum Barbara ihm hilft (naja, insofern „Hilfe“ gleichbedeutend ist mit „auf´m Dachboden gefesselt festhalten“), wo sie ihm doch nicht traut und merkt an, dass er sie für „sehr schön“ hält. „Ich bin also schön, und was noch?“, keift Barbara. „Ich möchte mich waschen!“, entgegnet Santos (hm, ich schätze mal, das war jetzt nicht unbedingt das, womit Babsilein gerechnet hat). Die Wascheinlage wird genehmigt (und offenbar hat die Pfarrei aus alten DDR-Beständen noch die ein oder andere Schallplatte schwerer russischer Volksweisen zur Hand, damit Santos sich in vertrauter akustischer Umgebung abbrausen kann). Barbara beobachtet Santos beim Ausziehen mit Argusaugen und, hach, spürt Ihr nicht auch das Funkeln der erotischen Anziehungskraft, der animalischen Leidenschaft, die sich hier anbahnt? Vor allem, als Santos sich aus seinen Hosen schält und – verdammte Hacke, was ist das? Ein echter Schniedel, entblößt und erkennbar, in einer deutschen TV-Produktion? Uffza. Gehört doch verboten sowas… na, jedenfalls hat Barbara was zum Draufstieren. Und unsereins hat was zum Schwanzvergleichen (wofür Standbild alles gut sein kann).

Später schraubt Barbara an ihrem alten Motorrad und versucht zu verhindern, dass Baby Max die Schraubenschlüsssel aufisst (also, eh, ich würde sowas ja nicht unbedingt meinem Kleinkind zum Spielen in die Wiege legen). Die Präsenz des gut gebauten Kerls auf dem Speicher macht sie allerdings nervös. Und als sie des Nächtens ihre Kuller nicht zu bekommt, sprich, unter Einschlafstörungen leidet, was macht sie da als Strohwitwe? Klar, sie marschiert mal kurz auf den Dachboden, reißt dem verblüfften Gefesselten dort Hemd & Hose auf und fickt ihn mal richtig gut durch – und damit er sich nicht so rein versagenstechnisch an Ehemann Henri orientiert, hält sie ihm die Knarre an die Rübe: „Wehe, wenn du zu früh kommst!“ Leistungsdruck ist das heutzutage – Kinners, irgendwas haben wir bei der Emanzipation falsch gemacht… (ja, und ihre Brüste zeigt uns Babsi auch. Also doch irgendwie Gleichberechtigung). Babsi verbringt gleich den Rest der Nacht und des nächsten Morgens oben beim geliebten Gefangenen und erfährt von dem nun doch die laue Ausrede des Scripts für seinen altrussischen Namen. Sein Dad sei mitnichten der russische Soldat, sondern vielmehr ein beliebiger kubanischer Stecher (Poet und Verfasser von revolutionären Liebesgedichten, was es nicht alles gibt) gewesen (weswegen die Frau von Welt den Seitensprung ihrem gehörnten Gatten auch sicher souverän per Namensgebung des daraus resultierenden Filius zur täglichen Freude auf die Nase bindet). Das romantische Stelldichein wird allerdings kurzgeschlossen, denn zu allgemeiner, besonderes Babsis Überraschung kommt Henri früher als erwartet (hehe, das ist doch Usus bei dem Kerl) zurück vom Zeltlager. Hastig bindet Barbara Santos los, damit der sich verstecken kann, aber für ein bissl Fummeln und Küssen ist immer noch Zeit, ehe sie mal nachkuckt, warum ihr pfaffender Gatte schon wieder daheim ist. Schuld sind wie üblich in unserer Zeit die renitenten Jugendlichen, die trotz Waldbrandgefahr (da vernachlässigenswert plotwichtig eine Hitzewelle über dem Land liegt) zündeln mussten. Als Ausgleich für das entgangene Solo-Wochenende hat er ihr aber ein paar Modellmotorräder als Geschenk mitgebracht, so als kleine Motivation, den im Garten stehenden Schrotthaufen doch baldmöglichst der Altmetallverwertung zuzuführen. Bei der Begutachtung der Modelle fällt Barbara peinlicherweise der Revolver aus der Patschhand und verständlicherweise ist Henri ob der schweren Bewaffnung seiner Herzensguten ein wenig verblüfft. So richtig überzeugend klingt auch ihre Story, sie hätte den Schießprügel im Wald gefunden und aus allgemeinen Angstgründen behalten, auch nicht. Henris Ansicht nach gehört das Schießeisen in die kompetenten Hände der Polizei (uh, wenn der die näher kennen würde…).

Während Barbara hastig ein paar blutige Handtücher mit dreckigen Windeln tarnt (gute Idee, da schaut ein Kerl wie wir nie nach), macht sich Henri daran, den Dachboden zu erklimmen, doch da klingelt´s an der Tür. Henri muss aufmachen und sieht sich Anja gegenüber. Und die will was von ihm. „Nicht jetzt,“ grummelt Henri. „Doch, jetzt,“ insistiert Anja. Na gut, dann soll sie in der Kirche warten (hm, was könnte das zu bedeuten haben?). Hastig, eh, hastet Henri auf den Dachboden, wo Santos sich gerade noch so verstecken und verblüfft beobachten kann, dass der Pastor aus einem verschlossenen Schränkchen eine Plastiktüte mit dem Logo der überfallenen Tankstelle on the outside und einem Berg voll Zaster on the inside produziert und daraus ein paar Scheinchen klaubt. Aaaaha. Langsam nähern wir uns einem Plot. Beim Abstieg stürzt Henri beinahe über das immer noch fröhlich herumflatternde Huhn („frisches Huhn sagt mir zu“, kommentiert er die Begegnung der geflügelten Art. Armes Huhn) und verabschiedet sich unter keinem Vorwand zur Kirche. Dort hält Anja wortlos die Hand auf und kassiert den Zaster, um ohne Gruß vom Hof zu reiten. This is getting rather suspicious, oder so was ähnliches.

Santos erkundigt sich mal probehalber bei Barbara, ob Henri den mit irdischen Reichtümern gesegnet ist. Nö, kunftet sie aus, ein Priestergehalt reicht mal gerade eben so zum Leben. Santos denkt sich vermutlich seinen Teil und macht sich daran, zu verduften. Das mag Barbara, in Liebe entflammt, aber nicht zulassen. „Ich hab Angst,“ schnieft Santos (2 m groß, mindestens 100 Kilo, durchtrainierter Muskelberg – der hat Angst vor Henri? Ich bitt´ dich, der kann Henri ungespitzt in den Boden rammen). „Ich beschütze dich“, flötet Barbara (mütterliche Instinkte?). „Mir wird schlecht“, rülpst der Reviewer.

Babsi macht sich vor dem Spiegel zurecht, als plötzlich Henri herbeispringt und ihr die Knarre an die Schläfe hält: „Ich wusste, dass du eine miese Schlampe bist“, zischt er. Panik bei Barbara – Henri schubst sie ein bissl durchs Schlafzimmer und das Mädel wird leicht hysterisch; zu Henris Verwunderung, handelt es sich doch nur um eins seiner beliebten Spielchen. „Ich will diese Spiele nicht mehr“, schnaubt Babsi und reibt sich ihr Gebein, wozu Henri seinen treudoofsten fragenden Dackelblick aufsetzt. Schätze, Henri, im Betti wird´s zukünftig langweiliger (vielleicht dafür aber wenigstens länger).

Kommissarin Vielfraß ist auch noch im Einsatz. Kauenderweise begutachtet sie eine in Plastik eingewickelte Mädchenleiche (wieder mal zu viel Twin Peaks gesehen?). Die Kleene (´ne 16-jährige) wurde nicht nur vergewaltigt (ob vor oder nach dem Tod, weiß gottseidank keiner), und danach noch mehrfach mit einem Wolga (hint-hint) überfahren. Blutspuren hätten sich angefunden, die unter Umständen zum Tankstellenkiller gehören könnten, außerdem sei der Kofferraum mal von innen aufgebrochen worden (Plotpoints galore). Schuster versteigt sich noch in eine theoretische Salbadererei über die Psychopathologie von Seriensexgangstern, bis es selbst der Kommissarin zu bunt wird und sie zwischen zwei Bissen ihrem Assi den Mund verbietet.

Zeit für eine kleine komödiantische Einlage – Henri und Barbara versuchen gemeinsam, das flüchtige Huhn einzufangen (ich schätze, zwecks Brätung). Das Huhn verfügt aber sichtlich über ein Jason-Voorhees-Gen und kann teleportieren (von unter einem Sack nach auf ein Schuppendach. Wie das vor sich gegangen sein soll?). Henri macht sich, bewaffnet mit einem Hackebeil, auf die Verfolgung, bricht aber mitsamt Geflügel durchs morsche Gebälk. Henri überlebt den tiefen Fall mit ein paar Schrammen, das Huhn ist hinüber. „Du hast es umgebracht“, entsetzt sich Barbara. „Das tut mir leid“, jammert Henri, „das wollt´ ich nicht!“ (Eh? Ich dachte, eh, das gehörte zum Plan. Hühner lebendig braten bringt´s doch auch nicht. Und, wenn das Huhn nicht für die Pfanne vorgesehen war, wieso hat Henri sich dann mit dem Beil bewaffnet? Okay, ich gebe zu, das ist ein absolut vernachlässigenswertes Element des Plots, aber, bitte, bei soviel Doofheit stellen sich mir die Nackenhaare auf und kräuseln sich die Fußnägel…).

Während Henri wohin-auch-immer seiner Wege geht, bastelt Barbara weiter am Bike und wird dabei von Santos überrascht. Er identifiziert die rostige Möhre zutreffend als altes russisches Konstrukt, von dem er selber ein Exemplar daheim habe. Barbara berichtet, dass sie, sollte das Ding jemals fertiggestellt werden, damit durch Europa düsen will, und, da Henri das für eine reichlich doofe Idee hält, soll Max sie im Beiwagen begleiten (ich bin geneigt, Henri zuzustimmen). Santos zieht Barbara ins nächstbeste Unterholz und spielt an ihr rum.

Wenig später berichtet das Fernsehen von dem grausamen Sexualmord, den Verbindungen zum Tankstellenraub und dem russischen Auto (hm, moment, ich hab den Film jetzt zweimal angesehen, aber hat Santos ihr irgendwas von der Marke seines fahrbaren Untersatzes erzählt? Weil wenn nein, und so stellt sich mir das nach Erinnerung dar, ist dieser dritte Plotpoint Overkill, weil von Babs von null praktischer Bedeutung). Jedenfalls ist Babsi sofort felsenfest davon überzeugt, dass ihr Gast der Vergewaltiger und Mörder ist und rast bewaffnet na oben, um ihn dort aufzufordern, sich gefälligst wieder anzuschnallen, eh, ans Bett zu fesseln (rin aus den Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Entscheid dich, Mädchen!). Santos versteht zunächst mal Bahnhof. „Du hast ein Mädchen getötet!“, kreischt Babs. „Sie haben sie gefunden?“, redet sich Santos um Kopf und Kragen. Jetzt herrsch doch Erklärungsnotstand, also öffnen wir wieder unser Märchenbuch: Santos gibt zu Protokoll, dass er nach der Schießerei in der Tanke panisch in den Wald gefahren und dort über einen Baumstamm gerollt sei, bis der Wolga festsaß. Beim Aussteigen habe er fetsgestellt, dass es sich nicht um einen Baum, sondern um ein in Plaste (ja, er verwendet tatsächlich Ossislang) gehülltes Mädchen gehandelt habe. Daraufhin sei er weggelaufen und habe sich beim Anblick eines Kirchturms gedacht, wenn ihm jemand helfen würde, dann ein Pfaffe. Tut mir leid, ich glaube prinzipiell viel (außer Regierungserklärungen), aber da tilte ich. Auch Barbara ist geneigt, Santos Schwadronierstunde für einen Haufen gequirlten Kuhdungs zu halten. „Ihr seid auch nicht besser“, keift der Russe und weist daraufhin, dass entgegen ihrer vormaligen Angabe das Pfarrerspaar auf haufenweise Bargeld sitzen würde und schildert seine Beobachtungen. Barbara ist verunsichert, zwar verdächtigt sie Santos, das Geld dort selbst deponiert zu haben, aber der weist darauf hin, dass der entsprechende Schrank verschlossen sei und er schwerlich dafür einen Schlüssel habe (naja, immerhin lief er lange genug auch frei rum und hätte einen solchen zufällig finden können).

Barbara nimmt Henris Schreibtisch auseinander und findet erschröckendes: ein Schreiben der Bank, wonach der Dispo um schlappe 5 Riesen überzogen sei (ha, endlich was, womit ich mich identifizieren kann) und ein Polaroidbild eines unbekleideten Mädchens (tsk-tsk). Und auch den Schlüssel. Und demzufolge auch die Tüte voller Geld. „Bindest du mich jetzt wieder los?“, erkundigt sich Santos zurückhaltend.

Barbara plagt das Mißtrauen – erst recht, als Henri von der Wäscherei zurückkommt, wo er seine Talara reinigen lässt und mit Plaste-Überziehern hantiert. Hier arbeitet jemand hart daran, Verdacht auf sich zu lenken. Als der Herr des Hauses den Schlaf der Ungerechten pennt, macht sie sich auf, noch mal den Schreibtisch zu durchwühlen. Tatsächlich findet sie ein Videoband, dass sie aber nicht weiter interessiert, sowie einen versteckt an die Unterseite einer Schublade geklebten Umschlag – drin findet sich eine ganze Reihe von Fotos, die man gemeinhin unter Kinderpornographie der minderschweren Art (also schlichte Nacktfotos) einstuft – darunter auch eins der Ermordeten – und auf deren Rückseite erstaunliches notiert ist – z.B. bei Anjas Bild „500 DM, 3000 DM + 1 Fahrrad“. Na, da lässt sich der pädophile Pfaffe seine Leidenschaft ordentlich was kosten. Henri wacht auf und fragt sich und seine Frau, was sie da gerade treibt. Mehr als die altbewährte „das Baby hat geschrieen“-Ausrede fällt ihr nicht ein, und, wenn sie eh schon beide wach sind, findet Henri, könnte man ja auch noch schnell ´ne Nummer schieben. Leider wird Babsi bei der Fickerei übel und sie zieht sich zu einer kleinen Kotzeinlage ins Bad zurück (war er wirklich * so * schlecht?). Henri versteht die Welt nicht mehr.

Die Personalprobleme der Polizei in Ostdeutschland müssen gravierender sein als ich dachte. Denn Frau Kommissar, die sich gerade ein paar Kuchenstücke einpfeift (und Schuster nix abgibt), erkundigt sich mit einem klar verständlichen „Faf fteht fdrin?“ nach den Resultaten des Obduktionsberichts des Mädchens. Okay, das allein ist noch nicht umbedingt ein Problem mangelnder Kompetenz. Schon eher, dass sie sich nach Schusters Report, dass das Girl bereits ´ne ganze Weile tot war, bevor sie überfahren wurde, dummfragt: „Und was sagt uns das?“) Eh, lernt man auf der Bullenschule heutzutage eigentlich gar nix mehr? Schuster macht ihr hilfreicherweise die Gleichung auf, dass dies bedeutet „Mädchenkiller möglicherweise != Überfahrer“. Da drängt sich natürlich eine weitere Frage auf, die nur einem Superhirn mit kriminalistischem Scharfsinn einfallen kann, gegen das Sherlock Holmes ein Amateur war. Und so sprach die Kommissarin: „Wenn der es nicht wahr, wer war es dann?“ Und die Delle in meiner Tischplatte ist wieder ein paar Millimeter tiefer.

Henri fällt tatsächlich auf, dass sein Frauchen ein wenig nervös ist. Liegt daran, so erklärt sie, dass sie die freundliche Bankpost gelesen habe. Wie kömmt´s zur schweren Schuldenlast, möchte sie wissen. „Vergiß es, wir haben Geld genug“, gibt Henri sicherlich eher weniger befriedigend zurück und interessiert sich vielmehr dafür, was sein Weib in seinem Schreibtisch gesucht habe. „Die Zeitung“, antwortet Barbara schnippisch. Henri schwant übles – er überprüft das Versteck der verfänglichen Polaroids und stellt erleichtert fest, dass der Umschlag an Ort und Stelle ist. Respekt, Barbara war tatsächlich clever genug, den Originalzustand wiederherzustellen. Möchte man dem Mädel gar nicht zutrauen. Henri verduftet zu irgendeinem Termin nach Berlin.

Die spontane Abwesenheit ihres Ehemanns nutzt Barbara sofort aus, sich in den Besitz der Moneten zu bringen (dieweil Santos schläft oder zumindest so tut) und ruft ihr Mamachen in der Feuerwache an. Die ist pikiert: „Du sollst nicht immer den Notruf anrufen, wenn du mit mir sprechen willst!“ Semihysterisch krakeelt Babs, dass sie unbedingt sofort mütterlichen Rat benötige. Spendet die doch gern, „besonders, wenn es um nackte Männer auf dem Dachboden geht.“ Babsi, mir scheint, deine Mama nimmt dich nicht sehr ernst.

Verdächtige Geräusche locken Barbara in den Keller, wo sie attackiert wird – jemand versucht, sie mit einer Plastikfolie zu ersticken. Barbara bringt sich mit einem Kniestoß in die Weichteile des Gegners aus der unmittelbaren Gefahrenzone, findet sich aber im Keller eingeschlossen und räsonniert, dass Henri der fiese Attentäter gewesen sei. Als wenig später vorsichtig die Kellertür von oben geöffnet wird, zeigt sich Santos´ Charakterschädel, der behauptet, Krach aus dem Keller gehört zu haben. „Henri hat versucht, mich umzubringen“, ist Barbara felsenfest überzeugt. Santos spielt den Supersensitiven mit Kuschelschulter und Barbie heult sich gern beim großen starken Mann aus, während sie ihre Koffer packt – Henri habe schon immer eine Vorliebe für gewisse Sexspielchen gehabt, jetzt scheint er aber zwischen Spiel und Realität nicht mehr unterscheiden zu können, deswegen wolle sie jetzt zu ihrer Mutti ziehen. „Und ich?“, fragt Santos doof (hm, du müsstest dir doch selber helfen können). Er unterbreitet den unbürokratischen Vorschlag, doch zusammen * richtig * wegzugehen. Dafür bräuchte man aber ein Auto, und die einzige Familienkutsche hat gerade Henri in der Mangel und Barbara verspürt wenig Neigung, so lange zu bleiben, bis er zurückkommt (falls er überhaupt zurückkommen will, was ich, wenn ich mal Barbaras Theorie als richtig unterstelle, was sie natürlich nicht sein wird, dafür haben wir noch viel zu viel Film übrig, nicht unbedingt glauben würde). Das soll mal Santos Sorge sein, brummt der und lässt sich von Barbara die Wumme geben (eine weitere ganz ausgezeichnete Idee, Babsi. Wieso rufst du, wenn du Angst vor deinem Männe hast, nicht einfach die Bullen? Und komm mir jetzt nicht mit „aber Santos..“).

Barbara schiebt panisch den Kinderwagen zur Feuerwache, doch Mama Sophie (wie erwähnt, Babs, ich glaub, die nimmt dich nicht ernst) ist „mit dem neuen Brandmeister einen löschen gegangen“, wie Sophies Kollegin bereitwillig auskunftet. Barbara beschließt, auf ihre Mama zu warten. Gut, dass in der Feuerwache ´ne Glotze rumhängt und die Fernsehnachrichten von einem weiteren Mord berichten: der legitime Besitzer des bewußten schwarzen Wolga ist tot in der Nähe eines Rastplatzes aufgefunden worden, wo er schon ein paar Tage vor sich hinschimmelt. Barbara geht ein Kronleuchter auf: „Santos hat mich belogen!“, kläfft sie zur Verblüffung der Feuerwehrtelefonistin und bittet diese, Sophie auszurichten, dass es jetzt um Leben und Tod gehe (mindestens!). Ab zur nächsten Telefonzelle, zuhause angerufen und auf den AB gelabert – Henri (der soeben von Barbara einen mentalen Persilschein ausgestellt bekommen hat, trotz der obskuren Pornofotos und des unerklärlichen Bargeldzuwachses) bekommt eine Warnung vor Santos aufs Band gesprochen (mit der hübschen Einleitung „Ich dachte zuerst, du hättest das Mädchen umgebracht, ich erklär´s dir später…“. Sicher eine gesunde Basis für ein weiteres vertrauensvolles Eheleben, bis dass der Tod euch scheidet).

Der nächste Weg führt Barbara direkteweg zu Frau Kommissarin Fettbacke, die nach ausführlichem Studium der Karte eines Pizzadienstes gerade eine Familienpizza in Empfang nimmt (auf der Running-Gag-Skala sind wir mittlerweile eindeutig bei „seit einer halben Stunde nicht mehr lustig“ angekommen). Babs gibt an, den Mörder des Wolgakutschers zu kennen, was die Bullen wundert, wo sie den doch bereits geständigerweise in ihrer Zelle sitzen haben. Eine Impromptugegenüberstellung später ist Barbara klar, dass sie sich (mal wieder) heftigst geirrt hat – der verhaftete Geständige ist ein stattbekannter Neonazi, der nicht leiden konnte, dass ein Pole ein größeres Auto als er selbst fährt (wobei ich jetzt Penis-, äh, Autoneid auf einen dreißig Jahre alten Wolga für gelinde übertrieben halte). Barbara lässt die Bullen dumm stehen und schwingt sich wieder an einen öffentlichen Fernsprecher, diesmal, um Santos vor Henri zu warnen (ach, Mädel, du machst doch alles nur noch schlimmer). Too late, weil Henri mittlerweile den AB schon abgehört hat, eines der Nacktbildchen auf dem Fußboden geortet hat, die Abwesenheit des Zasters bemerkt und jetzt einen Hals schiebt, um den kein Kragen mehr paßt (das muss als erstes der arme Anrufknecht ausbaden). Im unpassendsten Moment klingelt Anja, die offenbar schon wieder einen Liquiditätsengpaß hat und diesen bei Henri zu beheben gedenkt. Genervt bittet Henri das Gör rein (wird er? Wird er nicht? Wen juckt´s?), hält ihr einen salbadernden Vortrag, wonach er gelegentlich Opfer seiner inneren Triebe sei, die er nicht beherrschen könne, aber dennoch Weib & Kind liebe (was Anja vermutlich mächtig interessiert) und kommt zum Punkt, dass er kein Geld mehr habe.

Babsi wird wieder bei der Feuerwache vorstellig, aber Sophie ist da schon wieder nicht anwesend. Kommt daher, weil sie ob der ausgerichteten „Leben-und-Tod“-Message umgehend zum Pfarrhof gedüst sei. Shit happens.

Dieweil passend zur verhagelten Gesamtsituation ein heftiger Regenschauer niederprasselt, läuft Barbara panisch daheim ein und eilt auf den Dachboden – anstelle des erhofften Santos findet sich dort aber ein ziemlich angepißter Henri. Barbara hält ihm vor, versucht zu haben, sie umzubringen, gibt sich aber, in der Gewißheit, es mit einem Psychopathen zu tun zu haben, versöhnlich und verspricht, keine Anzeige zu erstatten, so Henri einen Doktor aufsucht, verlassen werde sie ihn aber trotzdem. „Hat er dich gevögelt?“, giftet Henri. „ICH habe IHN gevögelt“, stellt Barbara klar. Das trifft den Gottesmann so hart, dass er erstmal geplättet zurücksinkt (tja, so progressiv ist scheinbar nicht mal die evangelische Kirche) und Barbara Gelegenheit gibt, sich Max und Autoschlüssel zu greifen, ihre gepackten Siebensachen in den VW Bus zu packen und vom Acker brausen zu wollen. Macht sich mit zwei platten Reifen aber schlecht.

Zum Glück weiß die patente Frau, wo´s Ersatz gibt, nämlich im Keller. Neben Ersatzreifen liegt dort aber auch Sophie, und die sieht nicht mehr ganz taufrisch aus (merkt man schon an den leicht entgleisten Gesichtszügen). Panik! Und, weil sie ihn gerade wirklich gut brauchen kann, stößt Henri dazu und labert, dass er doch nur sie liebe und macht sich daran, das handgreiflich zu untermauern. Geschickter Einsatz des Hakens eines Flaschenzugs (was man so alles im Keller hat…) schlägt Henri vorübergehend k.o. – Babs kann die zwei Reifen (gleichzeitig! Ich bin beeindruckt! Die hat mehr Power als ich dachte) hochwuchten und ihren Gatten im Keller einsperren. Im Gegensatz zu 99,7 % aller Autofahrerinnen gelingt es Barbara, ohne größere Katastrophen zu verursachen, die Reifen zu wechseln – indes befreit sich Henri aus seinem Kellergefängnis und ist quite mad. Babs versucht, den Bully zu starten, doch der verweigert ein Weilchen. Als die Kiste endlich läuft, bemerkt Barbara, dass peinlicherweise das Baby fehlt. Das Kind findet sich auf dem Dachboden, nebst Henri (wann & wie er sich das Kind unter den Nagel gerissen haben will, ohne dass Barbara es mitbekommen hat, würde mich stark interessieren. Es war die ganze Zeit im Auto, als Barbara die Reifen gewechselt hat. Gut, wenn man sooo stark auf eine schwierige technische Aufgabe fixiert ist…). Henri hat sich offenbar in seinem Wahn damit arrangiert, dass Barbara ihn verlassen will (schließlich gibt er zu, ein paar Dinge getan zu haben, die „vielleicht nicht ganz richtig“ waren. Schönreden kann er jedenfalls), aber Max möchte er dann doch bitte behalten. Da hat Babsie als stolze Mutter natürlich was dagegen. Henri murmelt irgendwas davon, dass sie ihm doch vertrauen soll, muss sie aber nicht, denn Retter in der Not Santos ballert Henri in den Rücken (stellt sich doch die Frage, wo der Herr die ganze Zeit lang war… Barbara allerdings nicht).

Die verfressene Kommissarin wird wieder von einer unerwarteten Zeugin von weiteren Freßorgien abgehalten. Anja wird vorstellig und berichtet über des Pfaffen unsittliche Vorlieben, allerdings ist die Kommissarin auf dem falschen Dampfer, wenn sie glaubt, Henri würde die Mädchen mißbrauchen, nö, er will nur Nacktfotos, mehr nicht (und dafür durfte er ziemlich übel blechen. Ein Internetanschluß wär billiger gewesen). Allerdings sei Henri jetzt ausgeklinkt und habe Anja sogar geschlagen („Das Hemd auf seinem Blut ist meins“, verkündet sie mir ein bisschen * zu * schnippisch für ihr Alter). Aus Rache habe sie „dem Arsch“ dann wenigstens die Reifen zerstochen. Die Kommissarin fragt sich vermutlich gerade, ob und ggf. was das mit ihrem Mordfall zu tun hat, da werden Schüsse aus der Pfarrei gemeldet. I think we´re getting towards the showdown…

Santos und Barbara fahren durch die regnerische Nacht, Max ist auch dabei (der hat´s gut, der kriegt nix mit). Die Bullen stürmen die Pfarrei und finden den toten Henri und die halbtote Sophie, die ist allerdings nicht vernehmungsfähig (sonst würde sie dem Film die Pointe nehmen). Und ein gewisses Videoband (wir erinnern uns ganz schwach). Jetzt müsste man nur noch wissen, was da drauf ist. Leider gehört der Pfarrhaushalt zu der verschwindenden Minderheit ohne Abspielmöglichkeit. Die Kommissarin äußert ihren scharfsinnigsten Gedanken des ganzen Films: „Fragen sie in der Dorfkneipe, vielleicht haben die einen!“ (Wär´s nicht einfacher, auf´s Revier zu fahren?). Vielleicht überrascht es tatsächlich noch einen Zuschauer (ich glaub´s allerdings nicht), das Band ist natürlich das Überwachungsband aus der Tanke und dem lässt sich entnehmen, dass tatsächlich Henri den Tresor leer gemacht hat („eine göttliche Eingebung“, kommentiert Schuster weise, „da fragt man sich, wofür man Kirchensteuer zahlt!“). Allerdings: als Henri bei den diebischen Maßnahmen gefilmt wird, ist der Tankwart schon hinüber. Rückspulen rult also, um aufzuklären, was bestimmt auch niemanden mehr verblüffen wird.

Uns Babsi entschuldigt sich wort- und tränenreich für die haltlosen Verdächtigungen und Santos springt erklärenderweise zum letzten Kapitel seiner Sach- und Lachgeschichten aus dem Märchenwald. Der Wolga-Besitzer habe ihn im Kofferraum über die Grenze geschmuggelt, habe dann irgendwo angehalten. Santos habe gedacht, er würde ihn nun aus dem Kofferraum befreien, aber es tat sich nix. Also habe er sich schließlich selbst befreit (you remember? Kofferraum aufgebrochen), die Leiche entdeckt, die Gunst der Stunde genutzt und sich das Auto angeeignet. „Dein Land hat mir bisher wenig Glück gebracht“, seufzt er so tief, dass man es beinah glauben könnte.

Frau Kommissarin, die Schuster nicht mal den letzten Schokoriegel gönnt (this joke stopped being funny about a year ago, gefühlte Zeit), und ihr Assi sehen dieweil die schockierenden Aufnahmen des Überwachungsbandes: Santos fährt mit Wolga vor und geht in den Shop (oder aufs Klo, was weiß ich). Der Tankwart bemerkt, dass der Kofferraum nicht richtig schließt (Tanke mit Bedienung? Wo gibt´s das noch?), rüttelt mal probehalber daran, das Ding springt auf und die in Plaste gehüllte Mädchenleiche springt ihm entgegen. Jetzt führt eins zum anderen – der Tankwart will die Bullen rufen, Santos bemerkt die Entdeckung der Leiche, folgt ihm, ballert ihn um und fängt sich die Kugel ins Bein ein. Haha, Santos war doch die ganze Zeit der Böse, was´n toller Plottwist.

Und das muss man Barbara gar nicht erst verklickern, die merkt´s nämlich selber, als Santos ihr Feuer anbietet und das dooferweise mit Mamas exquisitem Feuerzeug tut. In einem seltenen Anfall von Ratio hält Babs die Klappe, sondern stimmt nur kleinlaut einer von Santos angedachten Pause zu. Der Bösbube steuert das Auto ein paar hundert Meter weit in einen Wald.

Vollkommen verblüffenderweise findet bei den Bullen sowas ähnliches wie Ermittlungsarbeit statt. Der Bösmann wird korrekt als Deutsch-Russe Mikhail, genannt Santos, und langjährig gesuchter Frauenmörder identifiziert. „Da steckt Frau Pfarrerin aber in Schwierigkeiten“, lästert Schuster. „Und wir auch, wenn wir sie nich rechtzeitig finden“, murmelt die Kommissarin etwas kryptisch.

Santos pennt vor sich hin, Barbara plant ihre Flucht mit Max. Dummerweise wird der Bösmann wach und erkundigt sich nach ihrem Vorhaben. Die bei Frauen immer wieder gern genommene und stets glaubhafte Ausrede „ich muß mal aufs Klo“ nimmt er ihr ja grad noch ab, aber dass sie dazu auch das Baby mitnehmen will („falls es schreit und dich aufweckt“), kümmt ihm ersichtlich mindestens spanisch, wenn nicht sogar russisch vor. „Jetzt bin ich ja schon wach“, brummt er und stellt damit klar, dass Babymitnahme keine Option mehr ist. Wie jede Frau ist Barbara in der Lage, wenn´s denn sein muß, wirklich pinkeln zu müssen – nach Rückkehr an den Bully will sie sich Max erneut greifen, doch Santos ist weg! Aber nicht weit – er stürzt sich (vom Dach oder vom nächsten Baum? Vielleicht levitiert er aber auch) auf sie, fesselt ihre Hände auf den Rücken und schafft es wohl auch, ein Stück Schnur um ihre Füße zu legen. Es gelingt ihr, ihn abzuschütteln und zum nächsten Baum zu hüpfen, wo sie an der Rinde ihre Fesseln durchritzen wil (no comment). Santos folgt ihr und möchte seiner Christo-Verehrung (also dem Einpacken junger Frauen in Plastikfolie) nachgehen. In sprichwörtlich letzter Sekunde gelingt es Barbara, ihre Fesseln zu durchtrennen und dem verblüfften Santos in den Bauch zu schießen (nicht nur Santos fragt sich, wie sie das gemacht hat, ich verdammt noch mal auch. Santos hatte sie so gegen den Baum gedrückt, dass sie eigentlich ihre Hände unmöglich zwischen sich und und ihn bringen konnte [remember: sie waren ihr auf den Rücken gefesselt]. Physikalisch kann das eigentlich nur funktionieren, wenn sie durch sich selbst durchschießt). „Warum hast du meine Pistole?“, erkundigt sich denn auch unser Bösmann. „Warum hast du meine Mutter umgebracht?“, gegenfragt Babs (Mensch, hat dir keiner erzählt, dass es unhöflich ist, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten?). Mehr als ein halbherziges „sie kam zum falschen Zeitpunkt“ hat Santos da nicht zu bieten. Also packt Barbara Max und flüchtet zu Fuß, dieweil der zwar angeschlagene, aber nicht tödlich verwundete Santos den VW Bus sattelt und zur Verfolgung bläst.

Barbara ist erfreulicherweise für den Verfolger eine genauso blöde Kuh wie alle anderen blonden Schnepfen in Teenieslashern und rennt mitten auf einem drei Meter breiten Feldweg, auf dem sogar Euer führerscheinloser Doc keine Mühe hätte, sie über den Haufen zu fahren, anstatt sich einfach links oder rechts in die Büsche zu schlagen. Mangels intimer Kenntnis offizieller deutscher Waldschilder kann ich den entscheidenen Clou des Films leider nicht erklären. Barbara sieht irgendein Warnschild wg. Waldbrandgefahr, schlägt sich endlich seitlich ins Gewölle, da steht irgendein something-or-other rum. Santos zwängt den Bully in die entsprechende Linkskurve, scheint über das something-or-other zu fahren, schraubt den Bully gegen einen Baum, rutscht mehr tot aus lebendig aus dem Führerhaus und dann macht es dreimal BUMM (wusste gar nicht, das ein VW Bus drei Tanks hat, die nacheinander in die Luft fliegen können, ganz abgesehen davon, dass ich prinzipiell nicht glaube, dass ein VW Bus in die Luft fliegt, wenn er mit 20 km/h gegen einen Baum gesteuert wird).

Epilog: Henri wird unter die Erde gebracht, Mama Sophie ist zwar vom Schicksal gezeichnet, aber lebendig und guter Dinge, denn als Pflegefall hat man ihr einen gut gebauten Zivi zugeteilt (der Ärmste!). Und Barbara (erstaunlich heiter, dafür, dass sie gerade ihren Männe, dessen Tod sie more or less eigenhändig zu verantwortne hat, beerdigt hat) kann endlich mit Max (und dem offenbar in Rekordtempo restaurierten Seitenwagenmaschinchen) zur großen Tour aufbrechen (ob ich die gebunkerte Kohle, die Henri geklaut hat – hm, kann mir kaum vorstellen, dass die Cops dahingehend nicht ein paar Fragen gestellt haben -, allerdings mit dem Baby im Seitenwagen unterbringen würde, möchte ich bezweifeln. Zack, und schon befördert das Doofkind einen Tausender [wie er in Tankstellenkassen sicherlich ständig zu finden ist] in den Straßengraben). That´s all, folks!

Wenn deutsche Filmemacher versuchen, einen cleveren Psychothriller auf die Beine zu stellen, kann das nur peinlich werden. Unter die Haut belegt diese These eindrucksvoll (oder -los, je nach Standpunkt) – was eigentlich liegt in Deutschland in der Luft, dass es unsere handwerklich doch gar nicht mal sooo schlechten Filmemacher (die professionellen, wohlgemerkt, ich rede nicht von den Splatteramateuren) einfach nicht auf die Reihe bringen, anständige (d.h. schmerzfrei ansehbare) Thriller, Action- oder Horrorfilme produzieren zu können (Memo an mich selbst: doch noch mal ein Exemplar von Cascadeur bei ebay für ´nen Euro ersteigern)?

Wer sich durch die vorangegangenen zig Seiten gequält hat, wird schon erkannt haben, woran Unter die Haut an allen Ecken und Enden knarrt. Im Bemühen, eine Geschichte zu erzählen, die dem Zuschauer ein paar (vermeintliche) Überraschungen und (vermeintliche) Twists und Turns um die Ohren schlägt, haben die Drehbuchautoren eine Story erdacht, die so hanebüchen (lustig, genau das Wort verwendet der Film selbst für Santos Märchenstunden) gewollt konstruiert ist, dass sie jeglicher möglicher Glaubhaftigkeit völlig verlustig geht (schöner Satz, oder?). Dem intelligenten Zuschauer (und ich gehe mal davon aus, dass der Großteil meiner Leserschaft in diese Schublade zu sortieren ist) liegt die Plotte eigentlich von Anfang an klar auf der Hand – da fragt man sich nur noch, mit welchen fadenscheinigen Argumenten die Autoren ihre Zuschauerschaft aufs Glatteis führen wollen. Leider werden diese Plottwists so unbeholfen umgesetzt, wie ich es kaum jemals zuvor erlebt habe (schon allein stilistisch: der Plot enthüllt eine neue Entwicklung, Barbara erfährt praktisch sofort davon, Santos hält eine seiner Rechtfertigungsreden, gegen die Grimms Märchen wie SPIEGEL-Artikel klingen. Und das dreimal. Sehr kreativ).

Es ist fast tragisch – man merkt, wie verzweifelt die Geschichte sich bemüht, Spannung zu erzeugen, unerwartete Wendungen einzubauen (die auf 10 km gegen den Wind zu erkennen sind), kurzum, all das zu bieten, was der gemeine Hollywood-Thriller (manchmal zumindest) sich scheinbar mühelos aus dem Handgelenk schüttelt, und wie wenig es einfach im vorliegenden Fall funktioniert. Es hilft dabei natürlich auch nicht, dass die Dialoge oft hart an der Schmerzgrenze liegen und sie mehr als einmal deutlich überschreiten (du weißt, es läuft was falsch, wenn du als Zuschauer manche Dialogpassagen beim ersten Ansehen mitsprechen kannst). Merke: es reicht einfach nicht immer, Klischees zu zitieren und einzubauen, man muss zumindest verstehen, wann Klischees funktionieren und wann nicht.

Ein wenig stört mich auch der etwas laxe Umgang mit dem Thema Kindesmissbrauch (okay, Henri macht letzten Endes nichts wirklich * ganz schlimmes * mit den Mädchen, aber der Film scheint es mir trotzdem relativ leicht zu nehmen und stilisiert ihn fast noch eher zum Opfer denn zum Täter. Scheint mir nicht in Ordnung zu sein, aber vielleicht seht Ihr das anders).

Verantwortlich für diese Peinlichkeit in Drehbuchform zeichnet ein eingespieltes Team: Günter Knarr und Philipp Weinges, die zusammen schon Japaner sind die besseren Liebhaber, Ein Mann steht seine Frau und Erkan und Stefan schrieben (Weinges schrieb zudem noch den Sönke-Wortmann-Film Allein unter Frauen und versuchte sich bei Japaner sind die besseren Liebhaber gar nicht mal so schlecht als Regisseur) – man merkt deutlich, die beiden sind Komödien-Spezialisten, die im Thrillergenre überhaupt nicht zu Hause sind und kaum begriffen haben, nach welchen Kriterien ein guter Suspense-Thriller funktioniert (hätte vielleicht nicht geschadet, wenn die Herren sich vorab ein paar gute Genrevertreter angesehen hätten). Erstaunlich für Experten auf dem Gebiet der Comedy ist allerdings der absolut unlustige Humor in Form der verfressenen Kommissarin und ihres Assistenten (noch erstaunlicher wäre theoretisch, dass niemand auf Produzentenseite erkannt hat, wie notorisch unlustig das ist, aber praktisch läuft ja jede Woche Unlustigkeit im Halbstundenformat wie Hausmeister Krause, Axel etc…)

Schade ist das eigentlich hauptsächlich für den Regisseur (möglicherweise werde ich im Forum dafür geschlachtet), denn Christoph Schrewe, der mit diesem Film sein Regiedebüt vorlegte (und später Lexx-Episoden sowie einige TV-Filme wie Die Nacht, in der ehrlich überhaupt niemand Sex hatte inszenierte; Apokalypse Eis dürfte, rein vom Publikumserfolg bemessen, sein größter Hit gewesen sein), liefert hier eine ansprechende Inszenierung ab. Der Streifen kann visuell größtenteils überzeugen, auch wenn er wenig Innovatives zu bieten hat – die Kameraführung (von Gernot Roll, der auch den Oscar-prämierten Nirgendwo ist Afrika fotografierte) gefällt und bringt die landschaftlichen Eigenheiten des platten Brandenburger Lands gut rüber, ebenso die kühle Farbgebung (auch wenn das natürlich ein wenig Genre-Klischee ist). Innerhalb der vom Drehbuch gesetzten Grenzen hat der Streifen ein ordentliches Tempo und überrascht mit Frechheiten wie dem Schniedel-Shot und allgemein für TV-Ware erstaunlicher Freizügigkeit. Inszenatorische Schwächen zeigen sich hauptsächlich im arg klischeelastigen Finale (offenbar MUSSTE auf Teufel komm raus irgendwas am Ende explodieren, warum auch immer) und im schwerhändigen Umgang mit den wohl als comic-relief gedachten Polizisten, die den Betrieb doch immer wieder aufhalten (der Film hätte mir ohne Polizisten, die für die Handlung streng genommen auch nicht nötig sind, außer, dass sie quasi als „Chor“ dem Zuschauer die notwendigen Informationen vermitteln, das zählt sicher zum weniger guten Scriptwriting, besser gefallen).

Passabel ist die Musik von Dominic Roth und Ina Siefert, die zwar ab und an auch stimmungstechnisch danebengreift, aber in entscheidenden Phasen doch die nötigen treibenden Impulse liefert und gelegentlich sogar übertüncht, welch mattes Spiel sich vor unseren ungläubigen Augen abzeichnet (d.h. man könnte manchmal fast glauben, der Film wäre tatsächlich spannend).

Schauspielerisch gibt´s erheblich mehr Schatten als Licht. Bojana Golenac, der das ZDF mir rätselhafterweise eine eigene Serie (Sabine) an den Kopf geworfen hat (ansonsten sah man sie u.a. in Operation Phoenix, Der Bulle von Tölz und Maximum Speed, alles im TV), sieht zwar angemessen gut aus für die Rolle (d.h. die Nacktszenen gereichen ihr nicht zur Schande), aber dramatisch ist sie´ne Schlaftablette und absolviert den kompletten Film quasi in einer Emotionslage (vor allem stimmlich. Egal, was sie tut, in welcher Situation sie ist, es ist immer die gleiche Tonlage, egal, ob sie einer Kundin eine Joghurtmaske auflegt oder Santos ihr an den Kragen will). Da ist keine innere Spannung da, also kann sie sich auch nicht auf den Zuschauer übertragen, der mit ihr überhaupt nicht mitleidet (zumal ihr Charakter auch ausgesprochen doof ist. Wer sich mit der Frau identifiziert, sollte sich lieber gleich entmündigen lassen).

Der eigentlich zuverlässige Peter Lohmeyer (Die Strassen von Berlin, Das Wunder von Bern) schlafwandelt sich durch eine auf dem Papier recht diffizile Rolle (die für einen motivierten Schauspieler durchaus Möglichkeiten böte, sich auszuzeichnen) – seine irgendwie transusisge Ausdruckslosigkeit allein führt schon dazu, dass wir als Zuschauer nicht als den vom Script hingeworfenen red herring akzeptieren. Dass er gern Fotos von jungen Mädchen ankuckt, das trauen wir ihm an Bösartigkeit vielleicht gerade noch zu, mehr aber auch nicht.

Thomas Kretschmann, mir erstmals in Argentos Stendhal Syndrom positiv aufgefallen und mit anstehenden Auftritten in Resident Evil: Apocalypse und King Kong auf dem Weg zu internationalem Ruhm, versucht mit den Mitteln, die ihm das Script zur Verfügung stellt, zu arbeiten – das Material bietet ihm wenig Gelegenheit, aber Kretschmann bemüht sich, seinen Charakter so lange wie möglich undurchsichtig erscheinen zu lassen (dass es nicht klappt, liegt weniger an seinen Darstellkünsten als an den teilweise erbärmlichen Dialogen).

Bleibt als schauspielerisches Highlight Katharina Thalbach in der eher unerwarteten Rolle als Barbaras sexbesessene Mutter. Leider hat die talentierte Mimin (Sonnenallee, Caipiranha) viel zu wenig Screentime, aber ihre zweieinhalb Szenen stehen in schauspielerischer Klasse ungefähr so weit über dem Rest des Ensembles wie Gerhard Schröder vor der Wiederwahl entfernt ist.

Undankbar ist für Ursula Karusseit (In aller Freundschaft) die Rolle der verfressenen Kommissarin (ich weiß, als Schauspieler muss man so ziemlich jede Rolle anzunehmen bereit sein, aber DAS hätte ich nicht gespielt, wenn ich, hoho, ich werde ironisch, am Verhungern gewesen wäre).

Da es sich bei dem zu verwurstenden Film um halbwegs neue TV-Ware handelt, kann Best sich sogar mal eine anständige DVD-Umsetzung erlauben. Wir bekommen einen 1.78:1-Widescreen-Transfer (sogar anamorph, staun! Was die bei Best alles können!), der für Best so ziemlich das Äquivalent einer Criterion sein muss. Ausgezeichnete Farben, guter Kontrast und, am verblüffendsten von allem, eine taugliche Kompression. Das sieht mal richtig gut aus (ich hab mich beim Zoomen richtig erschrocken). Etwas uneinheitlich ist das Bild in der Disziplin Schärfe. Größere einfarbige Flächen neigen dazu, etwas zu verwaschen, feinere Kanten und Details sind dagegen ziemlich gut. In der finalen Explosion pixelt´s ein wenig, das gibt Abzüge in der B-Note.

Der 5.1-Ton ist natürlich mal wieder ein Upmix, aber dafür ein relativ anhörbarer. Rauschfrei, klar verständlich, ordentlich druckvoll in den wenigen etwas lauteren Passagen (und mit guter Musikqualität).

Als Extras gibt´s die bewährten und beliebten üblichen Trailer, wie sie auf so ziemlich jeder Best-Scheibe zu finden sind.

Was sagen wir also letztlich zu Unter die Haut? Optisch hui, inhaltlich pfui – das dürfte die kürzeste, aber akkurateste Beschreibung des Films sein (warum aber vier Worte gebrauchen, wenn man über 8000 benutzen kann?). Christoph Schrewe deutet an, dass er prinzipiell dazu in der Lage wäre, einen ganz soliden Spannungsfilm abzuliefern, wenn man ihm ein gutes Drehbuch liefert (oder, wenn er ein solches denn hat, man ihn davon abhält, es zu seinem Nachteil umzuschreiben). Leider fehlen ihm im vorliegenden Fall ein plausibles Script (statt dessen hat er eine Auflistung schlecht verstandener und ungeschickt eingesetzter Klischees) und ein durch die Bank motiviertes Schauspielerensemble (Thalbach und mit Einschränkungen Kretschmann können punkten, Lohmeyer überrascht in negativer Hinsicht und Golenac scheint´s schlicht am Können zu fehlen). Für Trashfreunde ist das aufgrund der Unbeholfenheit des Scripts und seiner teilweise peinlichen Zusammensetzung durchaus von gewissem Unterhaltungswert (und sei´s, weil man sich als schundgestählter Allesseher ziemlich sicher ist, ohne größere Mühe eine *bessere* und *spannendere* Plotte zimmern zu können – vielleicht listet die IMDB ja auch deswegen den Film neben „Thriller“ noch unter „Comedy“) – zum echten Trashfetzer fehlt aber das gewisse Etwas „Debilität“. Die DVD von Best ist mit Sicherheit qualitativ eine der besten des Labels, die jemals das Licht der Welt erblickten, da sind nur ein paar Schönheitsfehler im Bild zu bemängeln, die sich aber im Vergleich zu anderen Best-Releases wie Pipifax ausnehmen.

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 5


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