Underground Werewolf

 
  • Deutscher Titel: Underground Werewolf
  • Original-Titel: Cellar Dweller
  •  
  • Regie: John Carl Buechler
  • Land: USA
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    Debrah Farentino (Whitney), Brian Robbins (Phillip), Pamela Bellwood (Amanda), Miranda Wilson (Lisa), Vince Edwards (Norman), Yvonne DeCarlo (Mrs. Briggs), Jeffrey Combs (Colin Childress)


Vorwort

In den 50ern schockiert der Comiczeichner Colin Childress mit seinen blutigen Horror-Comics. Dummerweise dabbelt der Herr Auteur in Gefilden, von denen er lieber die Finger gelassen hätte. Seine Insipiration bezieht er aus einem okkulten magischen Buch und ein-zwei Zaubersprüche später hat er eine grauenvolle Kreatur ins Leben gerufen, die vor seinen Augen ein Mädchen tötet. Es gelingt Colin zwar, das Monster mit Feuer zu vernichten, doch kommt er im Brand selbst um…

Dreißig Jahre später beherbergt das ehemalige (und selbstredend abgelegene) Childress-Anwesen das „Throckmorton Instutite for the Arts“, eine Art Künstlerkolonie, in der die Huldiger der diversesten bildenden oder darstellenden Künste quasi-stipendiert vor sich hin künstlern können. Neuester Zugang in der illustren Runde erstklassiger Sozialversager ist Cartoonistin Whitney, ihres Zeichens Ober-Colin-Childress-Fan, und nach der unmaßgeblichen Meinung der örtlichen Instituts-Aufseherin Mrs. Briggs nur zugelassen worden, weil der Aufsichtsrat der das Institut betreibenden Stiftung einem unangebrachten Nostalgieflash aufsaß. Kunst ist das, was Whitney in ihren Skizzenblock malt, jedenfalls mal nicht. Während Möchtegern-Schauspielerin Lisa und der verschrobene Krimiautor Norman, der gerne mal Szenen seiner Werke nachspielt und ansonsten aus jeder harmlosen Unterhaltung potentielle Anregungen für seine Schreibe zieht, Whitneys Anwesenheit eher indifferent gegenüberstehen, sieht das bei Malersmann Phillip, einem Genie auf dem Gebiet des „finger painting“ (hihi), und der Videografiererin Amanda anders aus. Phillip ist an Whitney umgehend romantisch interessiert, während Amanda, praktischerweise eine alte Rivalin Whitneys, die ihr so schon manchen Nerv (und Preis) gekostet hat, aus ihrer Verachtung keinen Hehl macht und sich umgehend mit Mrs. Briggs verbündet, um die Zeichnerin wieder aus dem Institut zu scheuchen.

Die passende Gelegenheit scheint sich schnell zu bieten – Whitney stößt im Keller des Anwesens auf das ramponierte Atelier Childress und leiert Briggs die Genehmigung aus dem Kreuz, dieses wieder aufzupolieren und dort einzuziehen. Whitney entdeckt auch dass alte okkulte Grimoire und – wie ihr Vorbild einst – nutzt es als Inspirationsquelle, um Childress‘ legendäre Comic-Serie „Cellar Dweller“ fortzusetzen. Amanda, die auf Briggs‘ Geheiß Whitney heimlich videoüberwacht, wittert eine Chance – sie klaut aus Whitneys Portfolio einige Zeichnungen und versucht, ein Video derart zu manipulieren, damit es aussieht, als würde Whitney lediglich Childress‘ Werke plagiieren. Natürlich ahnt sie nicht, dass Whitneys Zeichnungen längst das Monster zurück in die Realität gebracht haben. Amanda wird das erste Opfer der Kreatur, aber nicht das letzte…


Inhalt

Manchmal schreibt das Leben geradezu tragische Was-wäre-wenn-Geschichten. Z.B. was wäre geschehen, wenn „Cellar Dweller“ nicht der in zehn Tagen auf den Sets des Allan-Arthur-Seidelman-Thrillers „The Caller“ heruntergekurbelte Quickie geworden wäre, sondern ein Film, der sich tatsächlich an die Buchstaben des Scripts aus der Feder des renommierten Schreiberlings Don Mancini (der nach der Verhackstückung seines Drehbuchs zu einem run-of-the-mill-creature-feature schleunigst seinen Namen vom fertigen Produkt zurückzog) gehalten hätte?

Was Mancini, dem Erfinder von Mörderpuppe Chucky (er hat an allen sechs „Chucky“-Teilen mindestens mitgeschrieben und die letzten beiden auch inszeniert), so Dave Jay in dem von mir gar nicht oft genug zu empfehlenden Standardwerk für all-things-Charles-Band, „Empire of the B’s“, vorschwebte, war ein ambitionierter Mix aus „Das Ding“ und „The Purple Rose of Cairo“. Klare Sache, für einen Film, der intelligenten Horror und launiges Vexierspiel um Realität und Fantasie miteinander verbinden wollte, braucht man Zeit, Geld und Sorgfalt, drei Attribute, die einem allesamt nicht auf Anhieb einfallen, wenn man an den Output von Charles Band und Empire Pictures denkt (außer vielleicht mittels des Satzes „Drei Attribute, die man mit Empire nicht sofort in Verbindung bringt, sind…“). Nun, Band war dieses Konzept etwas zu hochgeistig und wenn man sich daran erinnert, welchen Markt Empire beackerte, ist es vielleicht sogar verständlich, dass er das Projekt auf die letztlich realisierten Ausmaße zusammenstauchte. Die typische Video-Klientel, die nach Coverartwork und Titel auswählt, würde mit einem „anspruchsvollen“ Konzept womöglich nicht zurecht kommen.

Also dann doch die primitive Monsterfilm-Variante. Als solche beginnt „Cellar Dweller“ (im Deutschen etwas irreführend „Underground Werewolf“ genannt) ziemlich furios – die Prologsequenz um Jeffrey Combs als Childress, der versehentlich die Kreatur heraufbeschwört, ist mal richtig gut und hätte einen deutlich besseren Anschlussfilm verdient. Auch die Titelsequenz ist noch einfallsreich, aber danach lässt’s dann deutlich nach. Bis zur ca. 55-Minuten-Marke (und das ist bei einem gut 75 Minuten langen Film halgt schon etwas sehr lang) müssen wir uns hauptsächlich damit zufriedengeben, dass Whitney und Amanda sich anzicken, Mrs. Briggs finster brütet und Norman geheimnisvoll-creepy umherstapft und verzweifelt glaubhaft zu machen versucht, sein Charakter wäre wichtiger für den Film als er ist. Ah, ja, und natürlich mit der sich anbahnenden Romanze zwischen dem vermutlich schlechtesten „Maler“ der Welt (seine „finger paintings“ werden an künstlerischer Kompetenz von jeder Wachsmalkreidenzeichnung eines dreijährigen Vorkindergärtners um Lichtjahre übertroffen) – würde man uns zwischendurch nicht mal die ein oder andere Alptraumsequenz aus Whitneys Unterbewusstsein um die Ohren hauen, man könnte vergessen, dass man in einem Horrorfilm ist und sich in einer besonders bräsigen „Big Brother“-Variante wähnen (gut, im Film sind die Dialoge etwas besser…).

Sobald die Metzelei beginnt, kommt zumindest etwas Tempo ins Spiel. Der Bodycount ist – da ja auch das Angebot an Opfern vergleichsweise begrenzt ist – zwar mäßig und vollzieht sich ungefähr in der erwarteten Reihenfolge, aber und auch da muss man mal wieder meckern, auf ziemlich getrickste Weise. Die größten Ruppigkeiten lässt Regisseur John Carl Buechler, bekanntlich hauptberuflich Creature- und Special-FX-Designer, nämlich auf schwarz-weißen Comic-Seiten geschehen; ein typischer Kill läuft also so ab: Monster erscheint hinter dem nichtsahnenden Opfer, cut auf die Comic-Seite, in der das Monster dem Opfer den Kopf/einen Arm/sonstige ggf. noch brauchbare Körperteile abreißt, cut zurück auf das „reale“ Monster, das auf einem (zumeist eher ärmlichen) abgerissenes-Körperteil-Prop rumkaut.

Bonuspunkte gibt es für das Ende, das zunächst auf ein Klischee-Happy-End aus dem Bilderbuch (und zwar nicht aus einem E.C.-Comic, dem offensichtlichen Vorbild für die „Cellar Dweller“-Comics) hindeutet, dann aber noch einen überraschend konsequenten (und logischen) Down-Turn hinlegt. Interessanterweise erinnert mich „Cellar Dweller“ ein wenig an Fred Olen Rays Horror-“Roger Rabbit“ Evil Toons, in dem ebenfalls eine „gezeichnete“ Kreatur aus einem okkulten Buch zum Leben erweckt wird. Wo der fünf Jahre später entstandene „Evil Toons“ die Idee aber zur Vorlage für eine launige Horror-Comedy (und T&A-Revue) hernimmt, spielt sich „Cellar Dweller“ völlig ernst und, wie schon angedeutet, in der grimmigen Tradition der E.C.-Horrorcomics aus den 50ern.

Buechlers Regieleistung ist zwiespältig zu beurteilen – zum einen könnte man von einem Regisseur, der sein eigener creature designer ist, er würde seine Schöpfung etwas besser… präsentieren (das Monster lurkt doch viel im Schatten), so beweist er mit der Eröffnungssequenz doch ein gutes Händchen für effektive Inszenierung; in der Folge wird’s dann aber doch gelegentlich recht tranig, zumal die offensichtlich für den Unterhaltungswert konzipierten „schrägen Charaktere“ der Künstler-Kolonie nicht halb so „schräg“ oder unterhaltsam sind wie wohl gedacht. Der oben angesprochene Kniff der Kills ist zwar auf der einen Seite recht einfallsreich, beschummelt andererseits natürlich aber die natürliche Zielgruppe des Films, die Splatterfreaks und Gorehounds, um ihre Freude.

Die Kameraarbeit von Italo-Legende Sergio Salvati („Woodoo – Schreckensinsel der Zombies“, „Ein Zombie hing am Glockenseil“, „Das Haus an der Friedhofsmauer“, „The Riffs – Die Gewalt sind wir“, „Über dem Jenseits“) ist seltsam flach und leblos – verwunderlich, denn wenn z.B. bei den Fulci-Goreheulern etwas stimmt, ist es zumeist eben Salvatis optisches Gespür, aber unter den extremen Low-Budget-Bedingungen sah er sich wohl außerstande, seinen üblichen Level zu erreichen.

Carl Dante („Jäger der verschollenen Galaxie“, „Cannibal Women in the Avocado Jungle of Death“) steuert zumindest ein hübsches cheesy theme bei, der Rest des Scores ist eher vergessenswert.

Am Monsterdesign scheitert’s bei Buechler natürlich nicht – die Meinungen, wie „scary“ oder doch eher possierlich das Monster ist, gehen zwar auseinander, aber mit seinem eingebrannten Pentagramm auf der Brust ist es doch eine recht eindrucksvolle Kreatur. Die heftigsten Splatterattacken finden, wie erwähnt, im Off statt, Freunde der weiblichen Anatomie können sich an einer Duchszene von Miranda Wilson ergötzen.

Und damit wären wir dann auch schon beim Cast. Es ist gute Tradition besonders bei Empire-Filmen, dass sich das Ensemble aus halbwegs namhaften has-beens und später durchaus erfolgreichen Akteuren der zweiten Reihe zusammensetzt. Debrah Farentino (frühere Gemahlin von James Farentino) feiert hier ihre erste Hauptrolle – und sie ist doch deutlich überfordert, den Film zu tragen (immerhin – es ist eine vergleichsweise „starke“ Frauenrolle, aber sie hätte jemanden mit etwas mehr Präsenz erfordert). Farentino entwickelte sich zur gefragten TV-Darstellerin, u.a. mit Stints in Serien wie „NYPD Blue“, „Earth 2“, „Total Security“, „Storm of the Century“ und zuletzt „EurekA“.

Ein ziemlich interessanter Geselle ist Brian Robbins, der den Maler Phillip recht, eh, farblos gibt. Robbins amtierte 1989 noch in „C.H.U.D. 2 – Bud the Chud“ und verbrachte sechs Staffeln in der TV-Serie „Head of the Class“; ehe er auf die andere Seite des Business wechselte und unter die Produzenten ging. Neben Kinofilmen wie „Lügen haben kurze Beine“; „Coach Carter“ oder „Born to be Wild – Saumäßig unterwegs“ produzierte er die Erfolgsserien „Smallville“ und „One Tree Hill“ und hielt als Regisseur die Karriere von Eddie Murphy halbwegs am Laufen – „Norbit“ und „Mensch, Dave“ gehen auf sein Konto. Zu seinen Regiearbeiten gehört auch der Wrestling-Film „Ready to Rumble“, dessen Promotion-Gimmick, dem Star Dave Arquette zeitweilig den Schwergewichtstitel der WCW zuzuschanzen, maßgeblich zum Aus der noch kurz zuvor beliebtesten Wrestling-Promotion der welt beitrug.

Pamela Bellwood, die die zickige Amanda durchaus mit Gusto spielt, war jahrelang als Claudia Blaisdel wichtiges Ensemble-Mitglied des „Denver Clan“. Weitere wichtige Rollen spielte sie in „Airport ’77 – Verschollen im Bermuda-Dreieck“, „Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K.“ oder „Blumen des Bösen“. Bellwood ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwierig es ist, nach einer erfolgreichen langjährigen Serienrolle wieder den Sprung ins Filmfach zu schaffen.

Keine große Vorstellung braucht sicherlich Yvonne DeCarlo, die ihre Karriere als „klassische“ Filmdiva in den 40ern begann, in den 60ern durch die „Munsters“ zum Fernsehstar wurde und ab den 70ern ihren Namen zahlreichen mehr oder weniger groß budgetierten Genreproduktionen lieh (z.B. „Satan’s Cheerleaders“, „Blazing Stewardesses“, „Dracula auf Abwegen“, Guayana – Cult of the Damned oder „Mirror Mirror“). Schauspielerisch verausgaben muss man sich in dieser Karrierephase dann auch nicht mehr, ein bisschen mehr Wille zum Overacting hätte Mrs. Briggs allerdings nicht geschadet.

Auch Vince Edwards konnte schon auf eine lange Karriere zurückblicken. Auch er feierte schon in den 50ern Erfolge z.B. mit „Die Rechnung ging nicht auf“, wurde in den 60ern erfolgreicher Fernsehdoktor als „Ben Casey“ und trieb sich dann in den 80ern gerne in B-Movies herum. Badmovies-Veteranen kennen ihn als Aushifs-Han-Solo in Space Raiders oder aus Return to Horror High. Sein Norman ist der einzige recht witzige Charakter, nur leider macht der Film daraus praktisch nichts.

Miranda Wilson, die anschließend in den „California Clan“ wechselte, ist eigentlich nur im Film, um einen vorzeigbaren Satz Brüste ablichten zu können. Die Kreatur wird als man-in-suit von Michael S. Deak, dem Macher der kaiju-Effekte von Zarkorr! The Invader verkörpert.

Als Gaststar zeigt Jeffrey Combs in der völlig dialogfreien Prologsequenz, was er kann.

Bildqualität: „Cellar Dweller“ teilt sich in der mir vorliegenden 4er-Sparbox von Shout Factory! eine RC1-Disc mit Herrscher der Hölle. Der 4:3-Vollbildprint hält leider keinen Vergleich mit seinem Disc-Gefährten aus. Die Schärfewerte sind allenfalls durchschnittlich, der Kontrast könnte deutlich besser sein und die Farben sind sehr matt und flach.

Tonqualität: Englisch Dolby Stereo, von durchschnittlicher Güte.

Extras: –

Fazit: Schade – was einer der seltenen Fälle eines wirklich intelligenten und originellen Horrorfilms aus dem Hause Empire hätte werden können, wurde aufgrund von Charles Bands Entscheidung, kein kommerzielles Risiko einzugehen, zu einem recht öden run-of-the-mill-Monsterfilmchen, mit einer hübschen Kreatur aus der Buechler, einem bemerkenswerten Gastauftritt von Jeffrey Combs und einer ganz netten „Bitch“-Performance von Pamela Bellwood, aber ohne wirklich zu fesseln oder zu erschrecken. Es gibt auf dem Sektor der Low-Budget-Horrorfilme sicherlich jede Menge schlechteres, aber „Cellar Dweller“ ist hauptsächlich „meh“ und „meh“ ist manchmal weniger als „ganz furchtbar“…

2/5
(c) 2015 Dr. Acula


mm
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