Umsonst ist der Tod

 
  • Deutscher Titel: Umsonst ist der Tod
  • Original-Titel: One Good Turn
  •  
  • Regie: Tony Randel
  • Land: USA
  • Jahr: 1996
  • Darsteller:

    James Remar (Simon), Lenny von Dohlen (Matt), Suzy Amis (Laura), John Savage (Santapietro), Richard Minchenberg (John), Rowena Guinness (Kristen)


Vorwort

Eine Zufallsbegegnung auf der Straße stürzt den erfolgreichen Computerspiele-Unternehmer Matt in verdrängt geglaubte Schuldgefühle. Kaum zu fassen, dass aus dem einstigen Army-Kameraden Simon, der ihm einst in Panama das Leben gerettet hat, ein heruntergekommener Gelegenheitsarbeiter geworden ist. Matt, der demgegenüber eine gut laufende Firma, eine luxuriöse Villa und eine attraktive Frau sein Eigen nennt, fühlt sich in einer moralischen Bringschuld. Per Privatdetektiv spürt er Simon auf und bietet ihm, nachdem der stolze Veteran Almosen strikt ablehnt, einen Hilfsjob in seiner Firma an. Nach anfänglichem Zögern sagt Simon zu. Damit nicht genug, Matt lädt Simon, nicht zur hundertprozentigen Begeisterung von Ehefrau Laura ein, ins Gartenhaus der Villa einzuziehen. Simons Einzug reißt trotz des Gefühls, endlich etwas wiedergutmachen zu können, alte Wunden bei Matt auf – er hatte Laura nie erzählt, dass der „Unfall“ in Panama in Wahrheit ein Bombenanschlag war und dabei noch eine Frau ums Leben kam. Entgegen Matts Wunsch ermittelt der Privatdetektiv weiter und stellt Ungereimtheiten in Simons geschildertem Lebenslauf fest, aber Simon kann über die Mitleidstour immer wieder Matts Vertrauen wiederherstellen. Dabei verfolgt Simon in der Tat finstere Pläne…


Inhalt

Es ist nicht gerade die allerneueste Plotte, mit der uns Tony Randel („Fist of the North Star“, „C2-Killerinsekt“) hier erschrecken will. Der arglos ins Haus eingeladene Fremde, der gezielt daran arbeitet, das erfolgreiche Leben seiner Gastgeber zu zerstören, um sich für tatsächlich oder vermeintlich erlittenes Unrecht zu rächen, ist ein Plot Device, das wohl eine Woche älter ist als die Erfindung des Thrillers. Es ist aber auch klar, warum sich Drehbuchautoren jeder Generation immer wieder gern an diesem Sujet versuchen: es ist relativ leicht zum Funktionieren zu bringen. Solche Stories haben ein straffes Gerüst, können recht geradlinig erzählt werden und trotzdem Suspense erzeugen, auch wenn dem geneigten Zuschauer, selbst wenn er vorab nicht wüsste, worum’s im Film geht, spätestens nach zehn Minuten klar ist, wohin die Reise der Story geht. Die Mechanismen greifen einfach, machen neugierig darauf, wie der Autor die Geschichte konstruiert, ganz abgesehen davon, dass die Angst vor dem „Monster“ in Gestalt des „netten Typen von Nebenan“ natürlich auch eines der Motive ist, mit denen man – vor allen Dingen eher besser situierte Leuten – ziemlich leicht erschrecken kann (unsereiner wäre vermutlich im Zuge einer solchen Umsetzung eher der geheimnisvolle Fremde denn der vertrauensselige „Held).

Auch „Umsonst ist der Tod“ (was mal wieder eine eher blöde Titeleindeutschung ist, allerdings fetzt einen der Originaltitel „One Good Turn“ auch nicht wirklich pausenlos vom Hocker) gibt sich nicht lange Mühe, die Absichten Simons geheimzuhalten, d.h. die Spannung des Films bezieht sich aus der Frage, ob und wie Simon seine schurkischen Pläne umsetzen wird und aus dem Konfliktherd zwischen Matt und Ehefrau Laura. In diesem Rahmen funktioniert die eher schlichte Story, die kaum versucht, falsche Fährten auszulegen, sondern mehr oder das einmal ausgewählte Szenario bis zum bitteren Ende durchspielt, recht gut. Natürlich darf man nicht jede Plotentwicklung hinterfragen (wie üblich in solchen Filmen muss man sich wundern, wie es der Psychopath schafft, alles so zu arrangieren, dass es der Umsetzung seines Racheplans dienlich ist) und nicht immer tut alles Gezeigte etwas zur Sache (besonders zwei Szenen, die ausschließlich der – vom Macho-Chauvi-Standpunkt natürlich immer wieder gern gesehenen – Überlegung dienen, unbedeckte Frauenbrüste ins Bild setzen zu können). Erfreulich auch, dass Simon nicht als purer eindimensionaler Bilderbuchpsychopath geschildert wird, sondern ihm in zwei-drei angenehm unauffällig eingebauten Szenen Zweifel und Zögern ins Stammbuch geschrieben werden.

Handwerklich erledigt Randel hier einen soliden Job – die Inszenierung ist größtenteils schnörkellos und ohne Mätzchen, was auch verständlich ist, da es sich um eine ganz gewiss recht preiswerte Produktion handelt. Kameramann Jacques Haitkin steuert die eino der andere gefällige Aufnahme ein, insgesamt bewegt sich der Film aber auf dem Niveau eines etwas gehaltvolleren TV-Films ohne größere negative Ausreißer (für einen unfreiwilligen Lacher gut ist aber das „Computerspiel“, mit dem Matt Millionen scheffeln will und selbst anno 1995 maximal auf einem Atari 2600 Eindruck geschunden hätte).

Der Soundtrack wird in Gemeinschaftsarbeit von Joel Goldsmith (Sohn von Jerry Goldsmith und u.a. verantwortlich für die Scores von „Moon 44“, „Maniac Cop 3“, „Joshua Tree“) und Randel- und Coscarelli-Hauskomponist Christopher L. Stone („Phantasm II/III/IV“, „Fist of the North Star“) bestritten und schwankt zwischen belangloser Biederkost und zu dick aufgetragene orchestralen Themen.

Bemerkenswert gut für einen Film dieses Genres und vor allem dieser Größenordnung sind die darstellerischen Leistungen. James Remar („Robo Warriors“, Van Dammes „The Quest“) macht sich gut als charmanter Bösewicht und gibt eine durchaus nuancierte und facettenreiche Vorstellung. Lenny von Dohlen („Electric Dreams“, „Twin Peaks“), der mich irgendwie an Ingolf Lück erinnert (muss die Nase sein) agiert ebenfalls sehr sympathisch (auch wenn sein Charakter etwas naiv daher kommt), John Savage („The Deer Hunter“, „Hair“) hat als Privatdetektiv Santapietro nicht wahnsinnig viel zu tun. In der weiblichen Hauptrolle sehen wir Suzy Amis, die wir aus „The Usual Suspects“, „Titanic“ und „Firestorm“ kennen und die hier ebenfalls eine recht ordentliche, wenn auch nicht überragende Leistung abliefert.

Bildqualität: Best Entertainment liefert in Zusammenarbeit mit Screen Power eine bildtechnisch akzeptable Scheibe vor (was bei „Best“ natürlich schon das Äquivalent zu einer Superbit-Edition ist). Der Vollbildtransfer ist für Best-Verhältnisse spektakulär klar und weitestgehend störungsfrei und kann auch in Punkto Schärfe und Kompression überzeugen, leidet aber daran, grundsätzlich eine Spur zu dunkel und zu kontrastarm zu sein, was sich besonders im Finale störend bemerkbar macht. Insgesamt für Best aber okay.

Tonqualität: Einmal mehr frage ich micht, was Best anstellt, um „Dolby Digital 5.1“-Spuren herzustellen, die so, eh, ganz besonders supertoll klingen wie diese hier. Die (selbstredend ausschließlich deutsche) Tonspur beginnt heftig verrauscht und, was sich insbesondere bei der Musik vernehmen lässt, knarzig und alles andere als dynamisch oder sauber ausgepegelt. Im Filmverlauf gibt sich das etwas. Möglicherweise liegt das bereits im O-Ton begründet, die deutschen Dialoge kommen nämlich bis auf ein leichtes Rauschen recht klar aus den Boxen. Dennoch keine Tonspur, die eines Dolby-Siegels würdig wäre.

Extras: Drei Trailer aus dem Best-Programm („The Mind Snatchers“, „Dream of a Warrior“ und ein dritter Titel, den ich schon wieder vergessen habe, aber auch von anderen Best-VÖs kannte), sonst nix.

Fazit: Wem Psychothriller im Stile von „Kap der Angst“ und ähnlichen Werken, in denen fiese Psychopathen auf mehr oder weniger subtile Weise das Leben ihrer arglosen Opfer zugrunde richten wollen, von Haus aus gefallen, dürfte mit „Umsonst ist der Tod“ nun nicht gerade ein Aha-Erlebnis feiern, aber zumindest auch nicht spektakulär enttäuscht werden. Tony Randels Film ist ein solider Eintrag in diesem Genre, der zwar frei von Überraschungen ist, aber zumindest routiniert genug inszeniert und für seine Handelsklasse gut genug gespielt ist, um eineinhalb Stunden recht kurzweilig zu unterhalten. Nichts, woran man sich eine Woche später noch erinnern wird, aber auch keine pure Zeitverschwendung. Die Best-DVD ist für die Label-Verhältnisse relativ anständig, der leicht verhunzte Ton und der mangelnde Kontrast stören aber dennoch.

3/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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