Ultimate Chase – Die letzte Jagd

 
  • Deutscher Titel: Ultimate Chase - Die letzte Jagd
  • Original-Titel: Adrenalin: Fear the Rush
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  • Regie: Albert Pyun
  • Land: USA
  • Jahr: 1996
  • Darsteller:

    Lemieux (Christopher Lambert)
    Delon (Natasha Henstridge)
    Cuzo (Norbert Weisser)
    Wocek (Elizabeth Barondes)
    Volker (Xaver Declie)
    Der Verdächtige (Craig Davis)
    Rennard (Nicholas Guest)
    Sterns (Andrew Divoff)
    General Waxman (Jon H. Epstein)
    Cops (Miriam Zezulkova, Blanka Copikova, Martin Hindy)
    Krankenschwestern (Jana Lonckova, Zdenka Gasparovicova, Maria Mickovicova)
    Tote Frau im Auto (Anna Juraranova)


Vorwort

Dann also mal wieder Albert Pyun… ja, ich weiss, den Jungen hatten wir lange nicht mehr hier und genau genommen sogar nur einmal (Arcade), aber aufgrund der starken Nachfrage (habt Ihr Euch also selber zuzuschreiben) sah ich mich genötigt, im Gebraucht-Ramsch-Regal meines Videodealers zuzuschlagen und mir für Review-Zwecke verdrängte Erlebnisse und neuen Schrecken anzueignen (okay, I admit: hätte ich vermutlich auch ohne Website getan).

Gibt es tatsächlich noch jemanden, der den Namen Albert Pyun nicht kennt und fürchtet? Naja, diejenigen müssen warten, bis ich die Pyun-Bio für seinen kommenden „Hall of Shame“-Eintrag fertiggemacht habe… Den geneigten B-Movie-Fan von Welt kann man jedenfalls mit der Erwähnung des Namens des gebürtigen Hawaiianers tüchtig erschrecken und die absoluten Experten wird´s wohl kaum wundern, dass Meister Pyun (nach der obligaten Full-Moon-Phase) zwar scheinbar die Regiehandschuhe an den Nagel gehängt hat, dafür jetzt aber als Produzent am Werke ist und… mit Jim Wynorski zusammenarbeitet. Die Trashfilmwelt ist wirklich klein…

Okay, kommen wir zum Film. Aus unerfindlichen Gründen konnte Albert Pyun – und das, obwohl der Welt seine Nemesis- und Kickboxer-Sequels, Captain America und diverser anderer Schmonzes schon bekannt war – Mitte der 90er einiger namhafter Stars und Ex-Stars habhaft werden (schätze mal, Albert hatte kompromittierende Fotos bei der Hand) – so entstand auch 1996 Adrenalin: Fear the Rush (schon allein wegen seines falsch buchstabierten Titels Opfer von Häme und Spott) mit Has-Been Christopher Lambert und Up-and-Coming Natasha Henstridge – der Film schaffte es tatsächlich sogar in (immerhin fast 50) US-Kinos und wurde von Miramax´ Genre-Tochter Dimension vertrieben (!). Hierzulande verpasste man dem Film den zwar irgendwo treffenden, aber recht dämlichen Titel Ultimate Chase, wo er auch prompt keinen Menschen gross interessierte… (aber immerhin bei DF1, Premiere und Sat.1 ausgestrahlt wurde).


Inhalt

Für einen Film, der (wenn ich das schon mal verraten darf), absolut keinen Plot hat, schüttet uns Adrenalin mit mehr Exposition zu als eine Brockhaus-Verfilmung… nach dem Niedergang der osteuropäischen kommunistischen Regime taumelt die dortige Welt aufgrund eines „wirtschaftlichen und moralischen (!) Kollaps“ ins absolute Chaos, Anarchie, Bürgerkrieg etc. (das alles verdeutlicht uns Auteur Pyun durch ein wenig generic Strassenkampf-Stock-Footage aus der Tagesschau bzw. von CNN. Dazu brechen Hungersnöte und Epidemien aus, die sich über Osteuropa nach Westen vorarbeiten. Die (angeblich nicht mehr vorhandenen) Regierungen scheuchen den renitenten Teil ihrer Bevölkerung in „Isolationslager“, was noch schlimmer als die Todesstrafe sei. Dies kann man allerdings insofern relativieren, als „viele entkamen“ und als geisteskranke Massenmörder ihr Unwesen treiben (börks). Wir wechseln plötzlich die Erzählperspektive von einem neutralen männlichen Narratior zu einer offenkundig weiblichen Stimme (der unserer Heldin), die uns darüber informiert, dass, to add insult to injury, als Hinterlassenschaft der gar bösen Sowjetherrschaft eine Biokampfstoff-Seuche namens „virulente Makrophage“ (?) ausgebrochen sei – während wir dies erfahren, kraucht eine Polizistin durch ein Krankenhaus (das vermutlich ziemlich abschreckend wirken soll, weil Patienten auf den Gängen gestapelt werden, aber das passiert ja in den besten Hospitälern dieser Republik) auf der Suche nach einem entsprungenen Häftling, und zwar eines mordlustigen solchen, der zahlreiche Patienten, Pfleger und Ärzte brutalst gemeuchelt hat (die Kamera schwelgt geniesserisch in zahllosen blutüberströmten und verstümmelten Leichen) (der inkonsequente Killer hat aber auch ein paar Patienten übriggelassen) – eine Einblendung setzt uns darüber ins Bild, dass wir uns a) in Boston (dazu gleich noch ein paar Takte) und b) im Jahr 2007 befinden. Während die Krankenhaus-Durchsucher also rekapitulieren, dass der böse Mörder ihnen durch die Lappen gegangen ist, labert uns unsere Helden-Narration noch mit weiterer Exposition zu – weil die seuchengeplagten Europäer wieder mal übers Grosse Wasser ins gelobte Amiland pilgern, die dortigen Einwohner sich allerdings wg. der Seuche prophylaktisch ins Hemd machen, stecken die Behörden die Emigranten erst mal in in Lager, wo sie darauf warten können, ins Land gelassen zu werden – „es gab zwei Welten, eine gesunde und eine kranke, und es gab keinen Weg heraus,“ erzählt uns unsere Heldin inhaltlich eher zweifelhaft, nachdem sie uns noch berichtet hat, selbst eine Emigrantin zu sein, mit Männe Marten und Sohnemann in den USA angekommen zu sein, ihres Ehegatten aufgrund terminaler Abberufung ins Jenseits verlustig gegangen zu sein.

Dieweil sehen wir ein paar Polizeibeamte, die im Bostoner „Lager“, das „eine eigene Stadt“ geworden ist, einen Einsatz zelebrierern. Nun, darüber, dass die Cops schusssichere Westen mit der garantiert anglophilen Bezeichnung „POLICIÄ tragen, könnte man vielleicht noch hinwegsehen, schwieriger wird es sicher, die osteuropäische Polizeikalesche Marke Wartburg- oder Polski-Fiat mit dem fröhlich von rumänischer Flagge geziertem Nummernschild zu verkraften, aber ganz aus ist der Ofen beim Anblick von „Boston“ – das Lager ist nämlich nach dem Willen der Filmemacher sichtlich kein schlappe zehn-zwölf Jahre bestehendes Quarantänelager, sondern eine gewachsene verdammt osteuropäische Stadt mit zweistöckigen giebeldachigen Wohnhäusern, die ich auf spätes 19. Jahrhundert datieren würde (und später sehen wir z.B. noch kopfsteinpflasterbedeckte Strassen, die seit dem 1682 keine Ausbesserung mehr erlebt haben und eine Kirche, die ich als Banause spätromanisch klassifizieren würde… naja, vielleicht hatten die ganzen Polen, Rumänen, Tschechen etc. so viel Heimweh in ihrem Lager, dass sie ihre alte Heimat kurzerhand nachbauten). Egal… wollen wir uns langsam mal der, cough-cough, Geschichte widmen. Der Polizeieinsatz interessiert uns nicht weiter, vielmehr verfolgen wir einen langhaarigen Typen, der einen Platz zum gepflegten Wasserlassen sucht (er gehört einer Strassengang o.ä. an und deren Chef findet es uncool, dass sein Untergebener in aller Öffentlichkeit die Wand anzupissen gedenkt und verdonnert ihn dazu, sich einen etwas dezenteren Ort zu suchen). Auf der Suche nach dem Impromptu-Pissoir stolpert unser Freund über einen am Boden kauernden (und kotzenden?) anderen Typen in Unterhemd und Hosenträgern, der sich ohne weiteres als unser gesuchter Killer entpuppt und mit aufklappendem Kiefer (Besuch beim Dentisten wäre angebracht) ans meuchelnde Werk geht. Die Schreie des Erleichterung Suchenden rufen seine Kumpels auf den Plan, die aber ohne grosses Federlesen ebenfalls verhackstückt wird. Nur der Gangleader entkommt hysterisch kreischend und rennt in einen Trupp gelber ABC-Schutzanzüge. Die Besitzer derselben werden zu den nächsten Einträgen auf der Opferliste unseres irren Killers (der sich übrigens keiner anderen Bezeichnung als der „Verdächtige“ – bru-haa-haa – erfreut)…

Anderswo sitzen ein Militär und ein unspecified scientist beisammen und grübeln… wenn man den „Verdächtigen“ nicht innerhalb von sechs Stunden gekillt oder zumindest isoliert habe, ist schluss mit lustig, dann nämlich wird der – vermutlich mit der virulenten Makrophage infizierte, aber sagen tut uns das keiner – Kerl nämlich zur „lebenden Bombe“, deren Berührung tödlich ist: „Dann scheissen wir uns die Gedärme aus dem Leib,“ wie scientist guy blumig schildert.

Nach einem lausigen matte painting, das die gigantische Mauer, die Boston-Lager von Boston-City trennt (und nach dem Willen von Albert Pyun wohl wohlige Erinnerungen an Escape from New York hervorrufen soll), finden wir uns endlich bei unserer Heldin wieder, die übrigens auf den schnieken Namen Delon hört (da einige französische Charakternamen auf uns zukommen, fragt man sich, ob der Film wieder ein wenig subtiles Frenchmen-Bashing betreibt), aussieht wie Natasha Henstridge vollständig und unerotisch – da in Polizeiuniform – angezogen (ein Anblick, der sich einem ja nicht sooo häufig bietet und deswegen gesonderte Erwähnung verdient) und darüber räsonniert, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, aus dem Lager in die Freiheit zu gelangen – entweder man wird Beamter im Staatsapparat und hofft, dass man irgendwann nach „draussen“ befördert wird, oder man kauft sich auf dem Schwarzmarkt einen Reisepass und lässt sich mit dem nicht erwischen (sonst Todesstrafe, tsk-tsk). Delon hat sich für beide Möglichkeiten entschieden und ersteht vom freundlichen Rumänen an der Ecke einen Schweizer Reisepass (was bescheuert ist – Schweiz=Europa. Gut, die Schweizer waren schon immer etwas komisch, aber dass eine hochgradig ansteckende Seuche an den Kantonsgrenzen halt macht, wage ich zu bezweifeln. Ausserdem – wenn man mit einem „Reisepass“ das Lager verlassen kann… welcher Depp nimmt sein Ausweispapier bei einer Auswanderung nicht sicherheitshalber mit? Und überhaupt, gibt´s da einen Grenzübergang, den man mit schlichtem Vorzeigen eines vermeintlich „sauberen“ Passports überqueren kann? Das ist sooo doof… Der einzige Reisepass, der SINN machen würde, wäre doch wohl ein US-amerikanischer), den aber nicht für sich, sondern für ihren gar kranken Sohnemann (wir kommen auch in den Genuss eines tragisch-traurigen – und fussnägelaufkräuselnden – Telefonats zwischen Mama und Kind) – eh, wenn der Junior krank ist, werden ihn die Amis doch mit Reisepass oder ohne nicht reinlassen, odda? Mein Gott, der Film läuft kaum 10 Minuten und ich krieg schon jetzt die Krise.

Im Büro von Polizeichef Rennard (die „Polizei“, mit der wir es im Filmverlauf zu tun haben, ist übrigens diejenige, die ausschliesslich für den Ärger innerhalb des Lagers zuständig ist – offenbar gibt es eine Art von den USA sanktionierte Selbstverwaltung, fast wie im Irak) sitzt der Gang-Chef von vorhin und krakeelt völlig aufgelöst von einem killenden Monster, das man schleunigst umbringen solle. Rennard hält den Typen für bekloppt, ordnet aber immerhin an, die Sache von zwei seiner Beamten untersuchen zu lassen – dem routinierten Volker und „Greenhorn“ Delon, deren Blick beim Verlassen des Reviers beiläufig auf ein gerahmtes Helden-Foto von Christopher Lambert fällt – offenbar ist der Typ sowas wie eine lebende Legende unter den Cops, aber das ist auch ein Plotpunkt zum Selberzusammenreimen. Aber wir sind ja clever.

Volker und Donna fahren also zum Tatort und dringen (geschützt von offenen Helmen mit Sichtschutz-Scheiben, die erstaunlicherweise dazu führen, dass unsere Cops Atemgeräusche wie Darth Vader von sich geben) in das ungefähr seit sichtlich seit Jahrzehnten verlassene Gebäude (ich liebe es, wenn sich Filme ihre interne Logik ohne jegliche Anstrengung selber kaputtschlagen), entdecken Schmierereien aus Blut an den Wänden, zerfetzte Reste von ABC-Schutzanzügen und halbnackte, verstümmelte Leichen en gros. Zumindest Volker hat von dieser Entdeckung nicht mehr viel, da er vom Killer angesprungen und um seinen Kopf reduziert wird. Delon kann grad noch einen Notruf um Verstärkung absetzen, bevor die Funkverbindung, warum-auch-immer, abbricht.

Enter Lemieux, nicht Mario (obwohl mir das mittlerweile schon fast lieber wäre), sondern Christopher Lambert-Lemieux mit seinen beiden Partnern (seit wann gibt es eigentlich Drei-Mann-Streifen??) Cuzo und Wocek (letzteres ein Frauenzimmer – zumindest die Gleichberechtigung scheint im Lager ganz gut zu funktionieren, Mädle und Knäble dürfen sich beide abschlachten lassen). „Bestimmt nur Routine,“ brummt Lemieux (während wir noch mehr schöne Szenerie aus, argh-argh, Boston bewundern dürfen), entert mit seinen Getreuen das Gebäude und stolpert über Delon, die panisch „Das Ding hat sie zerfetzt“ und ähnlichen hochprofessionellen Schmonzes von sich gibt. Auf Zerfetztwerde hat Cuzo keinen Bock und schlägt daher unbürokratisch vor, sich zu verzupfen (Cuzu vergisst auch nicht, uns mehrfach darauf hinzuweisen, dass die Behörde mit der Lohnauszahlung hinterherhinkt – durchaus osteuropäisches Behördenverhalten. Der Streifen tät es sich um so viel einfacher machen, wenn er einfach in Rumänien, Bulgarien oder Polen angesiedelt worden wäre). Lemieux ist aber einer von den Cops aus Überzeugung und kann keinen fiesen Mörder entkommen lassen und Delon schliesst sich ihm an. Man findet noch weitere Leichen und wird schliesslich vom Killer attackiert, der von der Decke auf sie herabspringt. Der Bösmann geht allerdings mordlos stiften, worauf ein altmodisches Hide-and-Seek-Spiel beginnt, das durch diverse Räume des Gebäudes führt. Lemieux lässt einen hundertprozentig sicheren Schuss auf den Killer aus (eine bessere Chance hätte Lemieux auch nicht, wenn der Killer sich eine Zielscheibe um den Hals hängen würde) – was´n Supercop (sprach das Videocover nicht von „den besten Cops“?), der Killer rennt unbehelligt nach draussen und durch die (Kopfsteinpflaster-) Strassen, uns Pseudohelden hinterher. Nicht, dass es übermässig schwierig wäre, einen Kerl, der mitten auf einer menschenleeren Strasse rennt (überbevölkert ist das Lager jedenfalls net), amtlich über´n Haufen zu ballern… aber die Cops feuern nur aus sicherer Deckung auf den (sichtlich an dieser Stelle nicht über eine Feuerwaffe verfügenden) Killer, und so krabbelt selbiger unproblematisch in einen Keller-Schacht. Cuzo findet, man sollte es mit der Verfolgung gut sein lassen, schliesslich sei der Kerl ein Kannibale (he is? Naja, kann sein). Wocek kennt sich in der Gegend aus und gibt zu Protokoll, dass der bewusste Schacht zu einem „alten Gefängnis“ (ich wiederhole mich – schön, wenn ein Film sich munter selbst auseinandernimmt) und es gäbe nur einen zweiten Ausgang. Macht den Plan recht einfach – Lemieux und Delon werden hinter dem Killer herkrauchen, Wocek und Cuzo sollen den zweiten Ausgang bewachen, so kann der Killer ihnen unmöglich durch die Lappen gehen. Bei den Vorbereitungen zum Schachteinstieg lässt Delon blöderweise den falschen Pass fallen (die hat ihn DABEI? Argh!), was Lemieux mit seinem Adlerauge natürlich bemerkt: „Alle Guten gehen, deswegen gibt es hier keine Hoffnung mehr.“ (Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen… abgesehen mal davon, dass es mir wenig erstrebenswert zu sein scheint, sein Leben in einem Ghetto zu fristen, bei dem „flat ground“ eine glatte urbane Verbesserung wäre, hat Delon bislang noch nichts beigesteuert, aus dem man schliessen könnte, sie wäre eine „Gute“).

Dieweil hocken Army-guy und scientist guy bei Rennard im Büro und binden diesen den Bären auf, das entkommene Subjekt (woher ist der eigentlich entkommen? Lief der vorher schon im Ghetto rum oder ist der aus Boston ins Lager ausgebüxt?) sei lediglich Malaria-infiziert. Rennard fragt sich zwar, ob das Abreissen von Köpfen (woher weiss der das?) zu den normalen Malaria-Symptomen gehört, ist aber trotzdem nicht undankbar, dass sich Kräfte von ausserhalb des Problems annehmen wollen, sobald „mein Team gefunden“ wurde. Und auf der Countdown-Uhr bleiben noch zwei Stunden, ehe der Killer zur Biobombe wird… immerhin gönnt Army Guy (oder scientist guy? Unterscheiden kann ich die nicht wirklich, und mit Namen hat´s der Film gar nicht… Lemieux´ Name wird im Nachspann erstmalig genannt z.B.) sich und uns eine Erklärung, warum man nicht mit der Wahrheit rausrückt – die Polizisten würden sofort panisch ihre Familien in Sicherheit bringen wollen, wüssten sie, was Sache ist (nicht ganz verkehrt, vermutlich, die Einschätzung).

Dieweil nervt Cuzo Wocek mit seinen unfokussierten politischen Ramblings, wenn der Staat den Hungerleidern im Ghetto genügend zu beissen geben würde, müssten diese nicht zu Kannibalen werden usw. usf. (ich bin mir nicht sicher, ob der Streifen „ernsthaft“ eine politische – liberale?- Agenda verfolgt, oder, was ich für wahrscheinlicher halte, der gute Albert sich das Zeuch mehr oder weniger zusammenhanglos ausgedacht hat). Wocek entpuppt sich zu allgemeiner Überraschung als tough chick und geht Cuzo an die Gurgel, indes Lemieux und Delon durch den Schacht krauchen und sich kurzzeitig trennen müssen, weil die blutige Fährte des Killers in drei verschiedene Richtungen führt (ist doch eigentlich egal? Wenn der Schacht nur einen Ausgang hat, kann´s doch egal sein, alle Wege führen nach Rom). Irgendwoher hat der Killer mittlerweile ne Knarre aufgetrieben (liegt vermutlich in alten Gefängnisschächten überall rum… yep, I know, dass die Wumme vermutlich von Volker stammt, aber wieso hat der Killer sie dann vorher nicht benutzt?) und schiesst Lemieux probehalber in und durch die Hand. Da ein Indianer aber keinen Schmerz kennt, auch nicht, wenn er Franzose ist, schleppt er sich weiter und stürzt in einen senkrechten Schacht (Augen auf im Strassenverkehr, gelle), kann sich aber ein paar Stockwerke tiefer (wieviele Kellergeschosse hat das Gemäuer??) festkrallen. „Sind sie ok?“ dummfragt Delon. „Hält sich in Grenzen,“ wortet Lemieux an und obwohl das sicherlich nicht zu den geistreichsten Gags der Weltgeschichte gehört, musste ich tatsächlich grinsen. Schätze, meine Ansprüche sind gesunken… Delon bekommt nicht mit, dass sich hinter ihr der Killer materialisiert (or does he?), als sie sich doch umdreht, ist er verschwunden (lahmer false scare? I think so). Lemieux klettert wieder aufs gleiche Niveau wie Delon, man kraucht weiter und erreicht schliesslich das „alte Gefängnis“ (das wirklich so aussieht, als wäre es schon von den Medicis verwendet worden… da fehlt nur ´ne eiserne Jungfrau im Eck). By means of another false scare treffen unsere dynamischen Helden dort Wocek und Cuzo, die sich von der anderen Seite vorgearbeitet haben, den Killer aber nicht angetroffen haben. Eine offene Tür verleitet Cuzu zu dem nobelpreisverdächtigen Schluss, der Killer müsse eben dahinter sein – Klappe zu, Affe tot, bzw. Tür zu, Killer in der Falle, ist der Plan der Stunde. Selbst Lemieux fällt auf, dass diese Schlussfolgerung etwas gewagt ist und besteht auf einer „Bestätigung der Festnahme“ (Ordnung muss sein, Formular 17b/c-III will korrekt ausgefüllt werden, newa). Er und Delon peilen die Lage hinter der ominösen Türe zum Zellentrakt und der taffe Highlander fängt sich wieder eine Kugel ein, diesmal ins Knie. Man zieht sich zurück und keift sich munter an, weil Lemieux der Ansicht ist, der Killer wisse genau, wo er ist und kenne sich demzufolge bestens au. Delon spielt unüberzeugend voice of reason und verfällt auf den Geistesblitz, jemand solle doch vielleicht Hilfe organisieren. Die Wahl fällt seltsamerweise auf Cuzo, der von dieser Idee, being the cowardly cop that he is, schwer begeistert ist (hm, ich würde ja eins der Mädel schicken, aber das bin ja nur Chauvi-ich). Dazu darf Cuzu noch seine Munition abliefern – „wir brauchen sie dringender“. Hm, sollte Cuzo nun blöderweise dem Killer über den Weg laufen, hat er schlechte Karten, oder? Er hat, wie uns seine Schreie wenig später lautstark vermitteln. „Wir müssen rausfinden, was passiert ist,“ blödelt Lemieux und schickt seine beiden Schnallen an die Front. Es kommt, wie´s kommen muss, Wocek wird angeschossen und wird vom ebenfalls schwer angeschlagenen Lemieux und Delon in vermeintliche Sicherheit geschleppt, nämlich in den Vorraum Zellentrakt, wo sie von Killerlein auch prömptestens eingeschlossen werden – und weil der Killer munter durch die Gegend teleportieren kann, als wär er Jason Voorhees´ Stiefbruder, kann er mühelos drei Sekunden, nachdem er die schwere Tür zugeschlagen hat, auch das Gitter zum rettenden Lüftungsschacht (durch den Lemieux und Delon einst reinkrabbelten) schliessen (never mind, dass die beiden Teile knapp zwei Stockwerke und zwanzig Meter auseinander liegen.)

Army- und scientist guy finden dieweil die vom Killer angerichtete schöne Bescherung im ersten Gebäude und eine Zeugin, die gesehen hat, wohin die wilde Jagd denn ging, nur spricht die alte Dame nur polnisch (shame you forgot an interpreter, hah!) – und auf scientist guys Countdown-Armbanduhr sind nur noch gut 23 Minuten über… wuuaaah! Spannung!

Delon hält indes die Zeit für einen hysterischen Anfall gekommen und wird von Lemieux, der gerade damit beschäftigt ist, Wocek zu nähen (Hansdampf in allen Gassen) zusammengestaucht – anstatt hier rumzuflennen, solle sie lieber ´nen Weg nach draussen suchen. Lemieux spekuliert, dass der Killer einstmals ein Gefangener hier war (in dem Gefängnis? Der Typ muss älter sein als ich dachte) und nun seine perverse Rache an den Vertretern der ihn vormalig einknastelnden Staatsmacht übe (dusselige Theorie, aber besser als nix… on second thought, nix wäre besser gewesen). Plötzlich geraten unsere Cops unter Beschuss des Killers, der sich eine nette Schiessscharte gesucht hat und Lemieux NOCH eine Kugel verpasst (Chris scheint die Dinger magnetisch anzuziehen). Obwohl Delon (ausgebildete Polizistin) ungefähr fünf Meter vom Killer entfernt fast auf Augenhöhe rumhängt, muss Lemieux sie erneut heftig anblaffen, bevor die dumme Tucke (die das ganze bis dato mit grossen Augen interessiert verfolgt hat) mal probehalber einen – natürlich vergeblichen – Schuss abgibt. Immerhin zieht der Irre sich zurück und Lemieux schickt Delon nun durch den Zellenblock, um Hilfe zu suchen (vermutlich will er die blöde Kuh einfach nur los sein). Kaum hat Delon den Zellentrakt betreten, schlägt die Tür hinter ihr zu (der Killer teleportiert wieder wie ein Blöder, ich seh schon) und NUN packt Delon ihre Wumme aus und malträtiert die arme Türe mit ungefähr achtundfünfzig Kugeln – my my, ist die Tusse debil… naja, nachdem sie noch ein paar spladder-Geräusche hört (weil Killerbaby sich probably über Lemieux und Wocek hermacht), nimmt sie die Beine in die Hand und rennt problemlos nach DRAUSSEN (von wegen also mit „in der Falle“ – so schwer war dat dann doch nich) und stantepete in das Einsatzteam der Army in den schicken gelben ABC-Schutzanzügen. Nachdem sie sich kurz darüber wundert und aufregt (über die ABC-Anzüge… eh, blöde Schlampe… die Opfer des Massakers, das du mit Volker schon entdeckt hast, trugen auch ABC-Anzüge… da war dir das noch reichlich wurscht – immerhin zieht sie daraus den nicht verkehrten Schluss, dass der Killer nicht nur der gewöhnliche Psychopath von umme Ecke ist). Scientist guy (I suppose so) scheucht sie mit dem Argument, man müsse dringlich ihr Team finden und dem Verweis, man habe nur noch 40 Minuten Zeit (eeeh? Waren´s grad nicht noch 23? Continuity, where are you???) umgehend zurück ins Gefängnis, die ABC-Schützen begleiten sie. Wo die ganze Truppe dem irren Schlitzer prompt vor die Fänge läuft und der innerhalb von 20 Sekunden aus dem halben Dutzend Gelbröcke Hackefleisch, mit Ausnahme des scientist guy, der angeschlagen überlebt und Delon, die sich aus dem ganzen Scharmützel mal wieder vornehm rausgehalten hat (und vom Killer auch ignoriert wurde) beauftragt, die Sache nunmehr allein durchzuziehen – in fünfzehn Minuten (das passt jetzt doch wieder mehr zu „noch zwanzig Minuten“ anstelle zu „noch vierzig Minuten“ von grad eben). Delon erbittet sich als Bedingung aus, dass scientist guy dafür Sorge trägt, ihren Sohn nach Boston zu schaffen, was der, nicht doof, natürlich umgehend verspricht (er wär ja auch schön blöd wenn nicht, andererseits ist Film-Eggheads ja immer grundsätzlich alles zuzutrauen). Und so streift uns Mädel etwas ziellos durchs Gemäuer, findet einen (vom Killer? Schätze mal ja, aber ich will gar nicht damit anfangen, auf wie viele Arten und Weisen das idiotisch ist) angelegten kleinen Schrein mit Kerzen und Familienfotos sowie Einmachgläser mit Organen und Gehirnen (so sieht´s zumindest aus). Uff, wir lassen auch nix aus, wa? Delon hört Schreie und versucht, selbigen auf den Grund zu gehen, wird aber – nachdem sie Gazillionen weiterer leerer Räume durchstöbert hat, k.o. geschlagen und findet sich (na hoffentlich noch innerhalb der fuffzehn Minuten…) beim Wiederzusichkommen an ihren Händen aufgehängt wieder. Ihr gegenüber hängt Lemieux rum, halbtot, aber noch lebendig, und auf´m Boden liegt Wocek. Und mit der beschäftigt sich der Killer trotz Betteln & Flehens erst mal ausgiebig, indem er sie umbringt (ob er noch schlimmeres tut, zeigt uns die DF nicht, aber ich geh mal davon aus). Das macht sogar Lemieux wieder lebendig… Killerlein (der mit einer erbeuteten Taschenlampe um sich zeigt, die in ihrer Ahnenreihe ein Laserschwert gehabt haben muss, jedenfalls macht sie erstaunliche WHOOSH-Geräusche) weiss aber, was sich gehört und bedient zunächst die Damenwelt, d.h. nun ist Delon dran, die er mit seinem schicken Ritual-Messer aufzuschlitzen gedenkt, und da die Gute ihr midriff exposed (as much nudity as you get), naja, ich schätze, mental ausgeglichenere Personen als irre Killer könnten da auf gewisse Ideen kommen. Durch lautstarkes Krakeelen gelingt es Lemieux, die Aufmerksamkeit des Bösmanns auf sich zu lenken – d.h. hauptsächlich lenkt er dessen Faust in sein Gesicht (der gute Chris Lambert ist hier ein 1-A-Prügelknabe, was immer es einzustecken gilt, er meldet sich freiwillig), aber es gelingt dem tapferen Kämpen, einen Headbutt auszuteilen und den Rest besorgt Delon durch einen gezielten Schwing-Kick – der Killer geht zu Boden und ist fürs erste out cold. Umständlich wurschtelt sich Delon unter Lemieux´ fachkundiger Anweisung aus ihren Fesseln, was auch nötig ist, denn natürlich kommt auch der Killer langsam wieder zu sich usw. usf. Ungeheuer suspenseful. Wird sie es rechtzeitig schaffen??

Na klar doch. Es gelingt ihr sogar noch, eine günstiger Fügung sei Dank rumliegende Knarre zu ergattern und nachdem sie sich – noch mehr suspense – auch daran erinnert, dass man so ein Teil vorm Feuern auch noch entsichern muss, pustet sie den virulenten Durchgeknallten ein Magazin Kugeln in den Wanst. Jetzt, wo alles vorbei ist, erscheint aus pure thin air Cuzo (was hat der die ganze Zeit getrieben und warum hat er dann vorhin rumgeschrien? Hat er sich ´nen Spreissel eingezogen?) und nölt wie nicht anders zu erwarten, ass er für den Tag den ganzen rückständigen Lohn ausbezahlt haben will (klasse, du hast auch echt viel zur Rettung des Tages beigetragen, Meister…).

Lemieux allerdings hat andere Sorgen: „Ich kann ihn nicht sehen“, greint er und meint natürlich den Killer – denn dessen vermeintliche Leiche hat sich, in Tradition aller Movie-Bogeymänner der Slashergeschichte, in Luft aufgelöst. Hindert die einfallenden Militärs und Entseuchungstrupps nicht daran, die Parole „all is well“ auszugeben und allgemein froher Stimmung zu sein, die Krise abgewendet zu haben und sogar scientist guy ist lieb genug, sein gegebenes Wort zu halten und ordnet (nach einem Pseudo-Fieso-Stunt, „Sie wissen, was darauf steht?“, sacht er, während er mit Delons gefälschtem Pass wedelt) die sofortige Verbringung von Mama und Sohn Delon nach Boston an, was sogar dem total erschöpften Cuzo (wie schon gesagt, was auch immer der die ganze Zeit getrieben hat… sit-ups gemacht vielleicht?) ein „thumbs up“ entlockt…

Dann fährt die Kamera noch mal ominös durch die leeren Räume des alten Gefängnisses, bevor uns ein wenig mehr generic civil unrest footage wohl klarmachen soll, dass sich letztendlich nichts geändert hat, und dann rollen die Credits (die überraschenderweise als ersten den „focus puller“ würdigen… strange).

Ich hab nie ganz verstanden, weswegen Albert Pyun von einem Großteil der Freunde von Genre-Filmen so abgelehnt und als „Nemesis des Action-Kinos“ bezeichnet wird (das Wortspiel ist zugegeben pfiffig, und daher mit Sicherheit nicht von mir) – was z.B. die Kollegen von Stomp Tokyo bei jeder Gelegenheit veranstalten, ist schon fast eine Hexenjagd… Gut, ich stehe auch zu meiner (in meinem eigenen Forum gnadenlos gescholtenen) Meinung, daß Pyuns postapokalyptisches (und mit dem Thema Postapokalypse hat’s der gute Albert ja mannigfach gehabt) Opus Grande Knights (dt. Cyborg Warriors) mit dem sabbernden Lance Henriksen der vermutlich depperste Film aller Zeiten ist, aber ich bin auch der Meinung, daß es über’n groben durchschnittlichen Daumen gepeilt eine ganze Menge Regisseure mit fürchterbarerem Output gibt (auch wenn mir prompt an dieser Stelle keiner einfallen will) – den Unterschied macht wohl aus, daß die meisten Trashregisseure, wenn’s hochkommt, zum Abzählen ihrer Filme maximal eine Hand brauchen, Genosse Pyun aber eine mittlerweile zwei Dekaden umfassende Karriere ständiger Produktivität verzeichnen kann. Nun, das kommt wohl daher, daß man Pyun zumindest nachsagen kann, daß er verläßlichen und größtenteils unterhaltsamen Low-Budget-Schund herstellen kann (nicht von ungefähr drehte er auch ein paar Filme für Full Moon) – der Junge weiß durchaus, wie rum man eine Kamera halten muß und wenn ein bissl Herzblut seinerseits investiert wird, bekommt er auch überzeugende Actionszenen hin (wie in Nemesis), nur eins darf man ihn – wenn ich so rekapituliere, was ich von ihm gesehen habe – um Himmels Willen nicht machen lassen: Drehbücher schreiben. Und ich schätze, daran liegt’s auch, daß Pyun so viel Verachtung entgegenschlägt – seine Scripts sind, eh, nicht nur zumeist eher einfältig, sondern oft und gern auch schlicht und ergreifend sturzdämlich (die diversen Nemesis-Sequels lassen, u.a., grüßen). Der Mann hat schlichtweg keine Ideen (mehr?)! Merkt man schon am inflationären Anteil der bereits angesprochenen post-doomsday-Filme, die er verbrochen hat (und in diesen Kanon kann man mit ein bissl gutem bzw. bösem Willen auch Adrenalin einsortieren), und eben auch daran, daß er hier in Adrenalin eine ziemlich schlicht gestrickte Stalk’n’Slash-Sequenz (und kaum was anderes ist das ganze hier), die in lesser movies vielleicht den Schlußakt ausmachen würde, zu einem abendfüllenden Film aufbläst – das gibt dem Terminus „mindless action“ eine völlig neue Bedeutung, da dieses Drehbuch (sofern’s denn überhaupt eins gegeben hat, das länger als fünf oder zehn Seiten war, ich möcht‘ es eigentlich dezent bezweifeln) erheblich weniger tiefgründig ist als eine typische italienische Kannibalenplotte – denn dort haben die Protagonisten zumindest noch Attribut-Charaktere (Schlampe/Held/zwielichtiger Schurke, diese Klein-Mäxchen-Cardboard-Stereotypen), während wir hier in der Hinsicht absolute Nullinger haben – da haben wir mal einen Film, der problemlos von einem Haufen Schaufensterpuppen re-enacted werden könnte, die würden sich vermutlich nicht viel schlechter aus der Affäre ziehen als die Darsteller aus Fleisch und Blut.
Alternativ-Cover

Die ganze Exposition, die Pyun uns per Prolog um die Ohren schlägt, ist schlichtweg für die Füße – hat mit dem eigentlichen Film gar nix zu tun und ist vollkommen ohne Belang – der Film selbst spielt sich als absolut ohne jegliche eigenen Ideen durchgezogenes rip-off einer typischen monster-on-the-loose-Geschichte: selbst die Figur des Killers hat keinerlei bemerkenswerte Eigenschaften oder Verhaltensweisen, keine eigene Identität – er könnte genauso gut ein Alien vom Planeten Dingdong, ein Dämon aus der dritten Vorhölle rechts, ein fehlgeschlagener Cyborg-Prototyp (das würde eigentlich gut zu Pyun passen) oder ein Tiermonster sein, dem Film selbst könnte das vollkommen egal sein, da der Charakter des „Monsters“ letztlich bedeutungslos ist – Pyun braucht halt nur irgendein meuchelndes Monster und entschied sich womöglich per Münzwurf, in welche Richtung er gehen wollte. In der Tat erinnert Adrenalin in vielerlei Hinsicht an den Urvater des modernen monster-on-the-loose-Films Alien – selbst einige Aufnahmen des Killers (sein Auge, sein sich öffnender Kiefer) wecken Remineszenzen an Ridley Scotts jüngst neu in die Kinos gebrachten Horrorklassikers. Was mich nahtlos zu meinem nächsten „eigentllich-total-egal“-Punkt bringt – es ist nämlich auch total egal, wo der Film spielt, der Background ist unwesentlich, ob’s nun ein Raumschiff, ein transsylvanisches Spukschloß oder eben ein altes Gefängnis (in einem maximal zehn Jahre alten Lager, ich weiß, ich reit‘ drauf rum) ist – schnurzpiepe… nur mit dem Haken, daß der letztendlich gewählte Background bei Adrenalin nicht wirklich interessant anzuschauen ist (und, um auch darauf noch mal rumzureiten, wenn wir schon dabei sind, als „USA“ nicht gerade überzeugt – gedreht wurde in der Slowakei und in Rumänien, und demzufolge sieht Adrenalin genauso amerikanisch aus wie Full-Moon-Filme wie Dark Angel: The Ascent).

Wir haben es also mit einem austauschbaren Plot mit austauschbaren Protagonisten, einem austauschbaren Monster und einem austauschbaren Background zu tun – sozusagen der ultimative Recycling-Movie – man fragt sich wirklich, wieso es Pyun für nötig hielt, jede Menge Exposition ranzutackern… ohne würde der Film vermutlich eher besser funktionieren, zumal der Streifen im Finale die Geschichte mit der Bio-Bedrohung offenkundig leichthin abtut (wobei zu erwähnen ist, daß der US-Cut das Ende nicht offen läßt) – wenn Meister Pyun nicht doch irgendeine politische Message verbreiten wollte (und daß die Schlußbilder das Thema der Anarchie und des Bürgerkriegs aus dem Prolog wiederaufnehmen, läßt solch Streben vermuten), ergibt sich dafür kein wirklicher Sinn…

Nun, lassen wir die bloße Drehbuchschelte einmal außen vor und kümmern uns um den Rest des Films – theoretisch gibt es kaum einen besser geeigneten Kunstgriff, um Tempo, Rasanz und Spannung zu erzeugen als die Handlung unter starkem Zeitdruck voranschreiten zu lassen – wir reden nicht von Echtzeit wie in Nick of Time, aber von einem Zeitrahmen, der erheblich enger gestrickt ist als bei Escape of New York (ein weiterer Film, von dem Pyun hier abkupfert). Doch grau ist alle Theorie, wenn Albert am Steuer sitzt – dem Film fehlt einfach dieses gewisse Etwas, das einen belanglosen Actionfilm mit mehr oder minder zufällig aneinandermontierten Verfolgungs- und Action-Sequenzen von einem packenden Thriller unterscheidet – obwohl der Streifen kaum eine Gelegenheit ausläßt, auf den Zeitablauf hinzuweisen, stellt sich nie das Gefühl von besonderer Bedrohung ein (was vielleicht auch daran liegt, daß wir bis auf eine Dialogzeile auch nicht erfahren, was es mit der virulenten Makrophage auf sich hat), es will einfach keine „tension“ aufkommen. Die vorhandenen Actionszenen sind zwar größtenteils routiniert inszeniert (auch wenn einige Zensurschnitte die DF entstellen) und gelegentlich gelingt es Pyun und seinem Kameramann, aus den mageren optischen Möglichkeiten, die die Kulissen hergeben, die ein oder andere atmosphärisch gelungene Passage zu zimmern, aber letztendlich will sich der echte Thrill nicht einstellen. Zudem hüllt sich der Film größtenteils in Dunkelheit (was auch nicht unbedingt schlecht sein muß, siehe Alien, gee, I wonder what Pyun had in mind….), oftmals erkennt man schlicht und ergreifend nicht, was passiert – das allerdings sind technische Mankos, die man durchaus vermeiden hätte können.

In Sachen Spezialeffekten wird zumindest in der DF nicht wahnsinnig viel geboten – es wird zwar reichlich gemordet und gemeuchelt, aber drastische Gore-Ausbrüche werden von der FSK-18-Bearbeitung radikal unterdrückt, so bleibt der Streifen zwar immer noch recht blutig, muß aber ohne echte Ekeleffekte auskommen. Die wenigen eingesetzten visuellen Effekte (einige wenige Matte Paintings) sind von eher schwachem Niveau. Der Streifen muss doch recht preiswert gewesen sein, zumal auch die sonstige Ausstattung kaum einen Produzenten in den Ruin getrieben haben dürfte.

Kommen wir zu den Schauspielern, die wahrlich nicht zu beneiden sind, denn was macht man schon aus dem sprichwörtlich NICHTS, nicht mal die oben angesprochenen „informed attributes“, mit dem man arbeiten kann? Natasha Henstridge (am bekannt- und beliebtesten aus Species) zieht sich noch relativ anständig aus der Affäre – ihr Charakter ist aber noch mit der „tiefgründigste“ (sofern man davon überhaupt sprechen kann), indem sie zumindest *etwas* Background hat – auf den nimmt sie aber kaum Bezug, sondern versucht (zumindest behaupte ich Berufsoptimist das mal), ihr Spiel der geforderten Situation anzupassen (und insofern sind ihre hysterischen Ausbrüche ab und an ganz glaubhaft). Dennoch ist es natürlich ein Verbrechen, daß Henstridge über die komplette Laufzeit vollständig bekleidet bleibt. Spielverderberei, elende.

Wirklich nix zu lachen hat Christopher Lambert – der hat nun wirklich noch weniger als nichts… sein Lemieux (wie gesagt, den Namen erfahren wir erst im Nachspann) ist einfach da. That’s it. Mehr gibt’s nicht. Mir deucht, Pyun könnte ursprünglich mal vorgehabt haben, Lemieux zu einer Art Supercop zu stilisieren (hence der Zoom auf sein Foto im Revier), aber er tut schlußendlich nichts dergleichen. Lemieux hat überhaupt keinen Charakter, außer vielleicht dem, sich nach allen Regeln der Kunst in Stücke schießen zu lassen… naja, für Chris Lambert war’s recht leicht verdiente Kohle, irgendwelche Emotionen mußte er nicht investieren – weder rein mimisch noch von den aufzusagenden Dialogen (den Streifen hätte man auch stumm schießen und ein paar Texttafeln einblenden können, hätt‘ gereicht) muß er irgendwelchen Aufwand betreiben (und davon, daß er als nomineller Top-Star des Streifens eine erstaunlich kleine zweite Geige spielt, reden wir an dieser Stelle nicht… wer fragt schon, woher der Gagencheck kommt, gell Chris? [remember Mortal Kombat].

Albert-Pyun-Stock-Actor Norbert Weisser, der in mindestens einem Dutzend Pyun-Werken von Captain America über Arcade bis was-weiß-ich-wo mitgewirkt hat, hätte bequem aus dem Film en bloc rausgeschnitten werden können, ohne daß man’s bemerkt hätte und für Elizabeth Barondes als Wocek gilt ähnliches. Craig Davis, der Monsterdarsteller, vollführt eine Rolle, die jeder x-beliebige Stuntman genauso hätte aufführen können (also ähnlich wie die Kane Hodders dieser Welt), halbwegs bekannte Namen wie Andrew Divoff (Oblivion) und Nicholas Guest verschwenden sich in belanglosen Nebenrollen.

Bevor wir zum Fazit kommen, noch ein Blick auf die Versionsvielfalt – eine ungeschnittene Fassung ist im Wortsinne nicht zu erhalten… Premiere hat den Film wohl mal „uncut“ ausgestrahlt, ebenso können sich Besitzer einer Columbia-Tristar-Pressekassette glücklich schätzen. Der FSK-18-Release ist um einiges an ziemlich drastischem Gore geschnitten, hat dafür aber andererseits wieder ein paar Handlungsschnipsel mehr (es ist alles sehr verwirrend). Der amerikanische R-Rated-Cut beinhaltet, nach allem, was man so weiß, Gore und Gewalt ziemlich komplett, entbehrt dafür aber eine gute Viertelstunde Handlung (hm, jetzt müßte ich mal ehrlich überlegen, wo rauszuschnipselnde Handlung gewesen sein soll?) – der untenstehende Shopping Link bezieht sich auf eine brandneue (Stand November 2003) DVD-Veröffentlichung von Dimension in 2.35:1-Widescreen (die deutsche Videofassung ist vollbildverstümmelt). Ich schätze, mit dem US-Cut ist man, da man als Konsument dieser Ware wohl weniger an Story (und die ist in diesem Film-Fall eh absolut optional), sondern an blood’n’guts interessiert ist, ganz gut beraten.

Adrenalin: Fear the Rush ist gewiß kein Meisterwerk – der Streifen leistet sich zu viele offenkundige Schwächen vor allem im Story-Department, um etwas anderes zu sein als ein ziemlich beliebiger Alien-Clone, der halt gar lustigerweise anstatt in einem Raumschiff auf Mutter Erde spielt, ansonsten funktioniert der Film nach den selben Konventionen ohne ein Fitzelchen Originalität aufzuweisen (die Kreativität scheint Pyun spätestens nach dem charmanten-doofen Radioactive Dreams verlassen zu haben, seitdem zitiert er nur noch sich selbst oder andere Genre-Beiträge). Daran kann man durchaus seinen Spaß haben – mit ein paar Promille im Blut entwickelt sich Adrenalin zwar nicht zum absoluten Fetzer, aber zu einem brauchbaren, anspruchslosen Action-Klopper ohne Hirn und Verstand (wenn man selbst beides vor Filmstart abschaltet, hilft das ungemein). Das Endresultat ist nicht wirklich spektakulär aufregend, aber größtenteils solide inszeniert, und wer sich nicht daran stört, daß weder Charaktere, Monster noch Film auch nur Ansätze einer eigenen Persönlichkeit haben, wird sich mit diesem Pyun-Werk durchaus anfreunden können – etwas mehr „drive“ und vielleicht etwas mehr Sinn im Plot hätten sicher nicht geschadet, aber als kleiner Reißer für zwischendurch eignet der Film sich allemal. Es gibt erheblich schlimmere Filme auf dieser Welt (und zwar reichlich) – Adrenalin ist Trash, zweifellos, aber Trash von der eingängigen und leicht verdaulichen Sorte.

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


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