U.F.O.: The Square Triangle

 
  • Original-Titel: U.F.O.: The Square Triangle
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  • Regie: David Lane
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1971
  • Darsteller:

    Ed Straker (Ed Bishop)
    Paul Foster (Michael Billington)
    Alec Freeman (George Sewell)
    Ltd. Ellis (Gabrielle Drake)
    Col. Virginia Lake (Wanda Ventham)
    Miss Ealand (Norma Ronald)
    Liz Newton (Adrienne Corri)
    Jack Newton (Allan Cuthbertson)
    Cass Fowler (Patrick Mower)


Vorwort

Abt. Was Synchronisationen anrichten können, wenn sie’s drauf ANLEGEN !!!

Vor ewigen Zeiten und drei Tagen hat unser Doc mal eine singuläre Folge der englischen Serie „UFO“ aus dem Hut (bzw. einer Box mit DVDs) gezogen und ein gar nicht mal so negatives Review darüber getippselt. Dabei erging es dem Site-Admin ähnlich wie mir: „UFO“ war in unser beider Bewusstsein nichts weiter als eine nette Kindheitserinnerung.

Was uns hier im Ösiland angeht, so führte diese Serie in den 80ern ein Dasein als 18:30 Uhr – Serie, zusammen mit Granaten wie „Star Trek – TOS“, „Hart aber herzlich“, „Kobra, übernehmen Sie!“ (Ja, ich weiß, das heißt eigentlich „Mission: Impossible“) oder „Knight Rider“. Irgendwann waren dann mal alle Folgen durchgespielt und die nächste Serie durfte ran, und so liefen die Folgen in den 80ern wohl ca. 3 mal durch (im Gegensatz zu „Knight Rider“, von dem man jede Folge grob geschätzt 20 mal sehen konnte), und als das Jahrzehnt und irgendwann mal auch die Tradition der 18:30 Uhr – Vorabendserie zu Ende war, verschwand Gerry Andersons erste Nicht-Puppen-Serienarbeit aus dem Geist des ORF… und auch aus dem Geist mancher Konsumenten. Irgendwann in den 90ern hat, wenn ich mich recht erinnere, SAT.1 die Serie noch mal um 10 Uhr morgens oder so durchlaufen lassen, aber das war’s dann.

Nun leben wir aber nun mal im Zeitalter der DVD-Box (ich sag’s gleich, die Einleitung wird noch etwas länger), und in diesem Zeitalter gibt es nette Menschen, die diese Boxen nicht nur kaufen, sondern diese armen, geplagten Reviewern (und auch Gelegenheits-Reviewern *hüstel*) leihen und somit eine Neubegutachtung dieser durchaus positiven Kindheitserinnerung ermöglichen.

Für alle, die zu jung, zu alt oder einfach nur ignorant sind, hier eine kurze Plotzusammenfassung: Irgendwo in den Weiten des Universums dreht sich ein unwirtlicher Felsbrocken um eine ausgebrannte Sonne. Die Einwohner: Eine sterbende Rasse, steril, sie liegen in den letzten Zügen. Aber: Sie beherrschen die Kunst des Weltraumfluges. Da entdecken sie die Erde, und vor allem, dass die menschliche Anatomie mit ihrer zusammenpasst. Ohne jemals mit der Menschheit Kontakt aufzunehmen, wird unser blauer Planet zur Organspenderbank erklärt.

Das wird dem Militär natürlich schnell zu dumm und gründet die geheime Geheimorganisation S.H.A.D.O. (ein Akronym für „Supreme Headquarters of Alien Defence Organsiation“) mit geheimer Zentrale unter einem Filmstudio, dem UFO-scannendem Satelliten S.I.D („Space Intruder Detector“), einer Mondbasis inkl. drei Abfangjägern mit je einer Lenkrakete, um böse UFOs bereits im Weltraum abzuschießen, U-Booten mit daran hängenden Kampfflugzeugen für Kämpfe in der Erdatmosphäre (dargestellt durch Modelle, von denen der Doc in seiner Rezi nicht ganz unzutreffend meinte, sie sehen aus wie vom „Thunderbirds“ – Dreh übriggeblieben), und gar dollen, panzerartigen Suchfahrzeugen, die auch in jeder zweiten Episode raus müssen, weil mal wieder ein UFO durchgegangen ist. Das Ganze spielt übrigens im Jahr 1980 (also für Gerry Anderson damals 10 Jahre in der Zukunft, und da ist besonders seine Vorstellung von der Kolonisierung des Mondes nicht ganz unerheiternd).

Nun haben wir alle miteinander, die die Serie im deutschsprachigen TV gesehen haben, ein Problem: Wir haben NIE die Serie „UFO“ gesehen. Wir haben das gesehen, was ZDF daraus gemacht hat. Denn der Zeitgeist dieser Jahre sagte eindeutig: Science Fiction ist Kinderkram, und demnach hat die deutsche Bearbeitung alle Register gezogen, um zu entschärfen. Prominentes Opfer ist dabei die „Star Trek – TOS“ – Episode „Pan Farr“, in der der sexuelle Hintergrund rausgekürzt und durch „Weltraumfieber“ ersetzt wurde.

Nun hatten die Herren mit „UFO“ einen ziemlich Brocken, den man auf „kindgerecht“ trimmen musste: Nicht nur, dass man – verschuldet durch die Pure Evil Aliens – einer ziemlich unverblümten (und auch vom Doc gewürdigten) „Erst schießen, dann fragen“ – Ideologie frönt, und dass die geistige Einstellung „Ohne entsprechenden Befehl binden wir uns nicht mal die Schuhe zu“ Urstände feiert; „UFO“ wimmelt nur so von „Downern“ und Plotwendungen, die man damals als „das kann man dem Publikum unmöglich vorsetzen“ klassifiziert wurden. Hinzu kam noch, dass mit fortlaufender Dauer der Serie die Aliens mit herkömmlichem Arsenal nicht weiterkamen und deshalb auf Psychowaffen wie Halluzinationen erzeugenden Items, Gehirnwäsche, einer Attacke auf die Zeit selbst und andere alptraumhafte Elemente umstiegen, was natürlich auch nicht im Sinne einer „Kindersendung“ ist.

So kam es nicht nur dazu, dass wie damals üblich bestimmte Szenen aus den Episoden rausgeschnitten wurden, um die Folgen auf die Sendezeit der ZDF zu kürzen, sondern zu noch viel schlimmeren Eingriffen: Die Episode „A Question of Priorities“ beispielsweise wurde gezielt handlungsmäßig verändert, Geisterstimmen wurden „normalisiert“ („Kill Straker!“) oder Hinweise auf allzu große Zerstörungen durch UFOs wegsynchronisiert. Als zudem noch klar war, dass es die geplante zweite Staffel niemals geben wird (angeblich, weil die Serie den englischen TV-Gewaltigen zu bösartig und negativ war), synchronisierte man an die letzte deutsche Folge ein zum möbelzerhacken schlechten „Opferten Sie dafür ihr letztes UFO?“ an die Stelle, an der eigentlich „An Attack Aimed on our minds“ stehen sollte. All diese Verstümmelungen wurden natürlich auch dem ORF-Seher vorgesetzt, denn unser Staatssender hat die bundesdeutsche Fassung natürlich einfach übernommen und doch nicht ernsthaft dran gedacht, es selbst vielleicht BESSER zu machen.

Viele Episoden, und damit nähern wir uns nun endlich der Rezi (könnte die erste werden, in der die Einleitung länger wird als die Inhaltsangabe, immerhin habe ich ja nur schlappe 45 Minuten vor mir), wurden gleich gar nicht synchronisiert, und eine dieser Episoden will ich nun ehren, damit ihr mal seht, was Euch das ZDF damals vorenthalten hat. Ausgesucht habe ich mir nicht die wirklich letzte Folge „The Long Sleep“, die sich User G eigentlich gewünscht hat (kommt vielleicht noch), sich um zwei zugedröhnte Hippies dreht und was den Serienplot angeht natürlich ein Open End hat, da ja eigentlich noch eine zweite Staffel geplant war, sondern die Episode „The Spuare Triangle“, offiziell die Folge 11 der Serie.

Na dann: Tada–tadaaaaaa – taatatatada – Tada – tadaaaaaa…


Inhalt

Nach dem klassischen Vorspann, in dem man uns mittels Fernschreiber und dazugehöriger Bilder das S.H.A.D.O. – Inventar zeigt (und der, man glaubt es kaum, vom ZDF auch um ein Bild beschnitten wurde; es beginnt nämlich eigentlich mit einer Szene aus Folge 1, in der einem Alien die Augenschalen entfernt werden), präsentiert man uns unseren heutigen weiblichen Gaststar. Nun fällt unsere heutige Vertreterin des schwachen Geschlechts leider nicht in Gerry Andersons ansonsten getätigte Rollenwahl, will heißen: Im Normalfall waren die Damen, die Anderson für seine Alieninvasionen vor die Kamera holte, Vertreterinnen der höchst attraktiven Sorte. Von Adrienne Corri würde ich das so nicht sagen… gut, es ist eine UFO-Folge und ein Modellcontest, also seien wir mal nicht so. Erwähnt wollte ich es trotzdem mal haben.

Madam brettert also in ihrem persönlichen PKW eine Waldstraßen entlang. Diese Art Straße hat „UFO“ häufig benutzt, schließlich kann man da in der Schneide zwischen den Bäumen schöne UFO-Flüge und somit Verfolgungsjagden UFO vs. Auto inszenieren, oder ein UFO an einem Ende auf einen Wagen warten lassen. So aber nicht jetzt, denn Madam fährt relativ ereignislos von A nach B, wobei B für uns noch unbekannt ist, aber nix spektakuläreres als ihre Heimstatt, eine Villa mitten im Walde, sein wird. Mit im Wagen führt Frau von Welt natürlich einen männlichen Begleiter, einen über den Daumen geschätzt 10 Jahre jüngeren Haudgen, der sich wohl als Liebhaber bezeichnen darf, und auch stilecht am Knie rumfummelt. Namen werden die beiden erst in ca. 20 Minuten bekommen, ich verrate jetzt schon: Die beiden heißen Liz und Cass.

Nun kann man natürlich schwer eine „UFO“-Folge abspielen, in der keine UFOs auf die Erde zufliegen, denn wie unterhaltsam wäre es wohl, wenn man 45 Minuten lang zusehen darf, wie S.H.A.D.O. seine Antennen in den Weltraum hält, nur damit sich der Obermotz dann zur Kamera dreht und sagt: „Sorry, aber diese Woche war nix.“ Also liefert man uns prompt das in dieser Folge fies fliegende UFO, dass, sportlich, wie die Aliens offenbar sind, wie immer hinter dem Mond angeflogen kommt, damit die Mondbasis auch sicher ihre Abwehrmaßnahmen starten kann. Doch während die Interceptors schon abheben und man in der Zentrale berechnet, wohin man die Lenkraketen schicken muss, um sich in der unmittelbaren Zukunft nur noch mit UFO-Splittern beschäftigen zu müssen, lässt sich Big Boss Ed Straker, dargestellt von Ed Bishop (auch so ein Novumpunkt der Serie: Ed Straker ist nicht unbedingt der väterliche Typ, den man von TV-Kommandanten ansonsten gewöhnt ist), mal die neuesten Landkarten bringen. Die Berechnungen ergeben nämlich: Das Ziel ist Südengland. Also quasi vor S.H.A.D.O.s Haustüre.

Jetzt muss man wissen, dass sowohl S.H.A.D.O. als auch die Aliens ein nicht unbeträchtliches Menageproblem haben, und das ist die Erdatmosphäre. Diese unsere Atmosphäre sorgt nämlich dafür, dass die Aliens schneller altern, zersetzen aber – und das findet Papa Straker offenbar noch fieser – auch deren Fluggeräte, so dass sich jedes UFO, das eine gewisse Zeit auf der Erde herumliegt, auflöst und somit jeder Untersuchung durch die S.H.A.D.O.–eigenen Wissenschaftler entzieht. Wenn aber ein UFO quasi vor der Haustüre landet, könnte man das Ding doch in die Zentrale holen, bevor der Zersetzungsprozess beginnt. Also Befehl an Moonbase: Die Interceptors fliegen zurück, woher sie gekommen sind. (Dabei passiert ein kleiner, inszenatorischer Hacker: Wie bekennende UFOlogen wissen, hat Gerry Anderson die Schlüsselszenen wie „Start der Interceptors“ oder „UFO fliegt durch den Weltraum“ einmal gedreht und danach immer wieder ins Bild geschnitten, wenn’s nötig war. Leider hat die Schnittabteilung hier etwas vergessen oder ignoriert: Eine Aufnahme „Die Interceptors drehen wieder ab in Richtung Moonbase“ gibt’s nur mit bereits abgeschossenen Lenkraketen. Da unsere Piloten aber eben gar nicht schießen durften, müssten die Raketen von Rechts wegen eigentlich noch vorne dran sein. Sind sie aber leider nicht mehr.)

Bevor wir uns im Plot weiterbewegen, mal ein Wort zu den UFO-Modellen: Oftmals werden die verwendeten Modelle als lächerlich heruntergespielt, aber das ist ein Punkt, den ich mich so nicht anschließen kann. Klar sieht man den Dingern von weitem an, dass sie bestenfalls 10 cm hoch waren, aber bedenket: Wir befinden uns in einer TV-Serie des Jahres 1970 !!! Und, seien wir mal ehrlich: Bei „Star Trek – TOG“ wird über weitaus schlimmere FX-Flubs großzügig hinweggesehen. So, und jetzt zurück zu dem, was gerade über den Bildschirm flimmert:

Gut, S.H.A.D.O. rührt also vorerst mal keinen Finger, bis das UFO nicht gelandet ist. Andersons UFOs landen im Normalfall entweder im Wasser oder mitten im Wald. Unsere heutigen Aliens haben sich für den Wald entschieden, was S.H.A.D.O. gleich mal dazu bringt, die Mobiles 1-3 auf die Suche zu schicken, natürlich getarnt in Sattelschleppern transportiert (oder in dem, von dem man 1970 dachte, wie 1980 die Sattelschlepper aussehen werden). Mit von der suchenden Partie ist dabei wie üblich auch Ed Strakers Nummer 2b, der in Episode 4 als ehemaliger Testpilot rekrutierte und sehr oft auch als Kommandant der Mondbasis tätige Paul Foster (dargestellt von James Bond – Kandidat Michael Billington – tatsächlich durfte er sich in der Teaser – Sequenz von „The Spy Who Loved Me“ von James Bond killen lassen).

Doch bevor auf der S.H.A.D.O. – Front noch filmenswertes passiert, schalten wir zu unserem Gaststarpärchen Liz und Cass: Die fahren nämlich noch immer in der Gegend herum, nur ist inzwischen die finstere Nacht hereingebrochen. Und damit bin ich bei einem weiteren Punkt für einen kurzen Einwurf angelangt: Was in „Star Trek – TOG“ die aus zerknülltem Karton gefertigten Felsenplaneten mit ihren Leinwandhimmeln war, was für „Raumpatrouille Orion“ die Weltraumtricks und die „Instrumente“ waren, sind bei „UFO“ die „Nachtaufnahmen“. Diese Shots Marke „Wir knallen eine Verdunkelungslinse vor’s Objektiv und drehen um ca. 12:13 Uhr“ sehen ungefähr so sehr nach „Nachtaufnahme“ aus wie ein Brotlaib nach außerirdischem Flugobjekt. Sorry, Gerry, ich weiß, die „amerikanischen Nächte“ waren damals üblich, aber das geht gar nicht. In dieser Serie ist’s zum Teil so schlimm, dass man ernsthaft überlegen muss, ob man gerade eine Nacht- oder Tagaufnahme sieht. Sicherer Hinweis: Brennen die Autoscheinwerfer, dann ist es eine Nachtaufnahme.

Naja, auch die schönste Autofahrt ist mal zu Ende, und so entern unsere beiden Gaststars das Eigenheim (diese Einrichtung !!!). Auf Cass’ dringliches Anraten („Go and GET IT !!!“) holt Liz einen Revolver. Oh-oh, ich sage mal voraus, da will jemand böse Dinge tun. Was, verrät man uns noch nicht.

Vorerst bringt S.H.A.D.O. erst mal seine Mobiles in Stellung (Kurze Frage, die mir Gerry Anderson gerne mal beantworten könnte: Was für einen Sinn macht es, auf Super-Top-Secret zu machen, wenn ich dann groß „S.H.A.D.O.“ auf meine Suchmobile pinsle?), während S.H.A.D.O.s Nummer 2a, Col. Alec Freeman (George Sewell, der übrigens nach der Sommerdrehpause ebenso wie Gabrielle Drake alias Moonbase-Kommandantin Ltd. Ellis nicht mehr zur Verfügung stand, weswegen sein Rang von Col. Virginia Lake (Wanda Ventham) übernommen wurde) Exposition darüber kriegt, warum man das UFO nicht einfach unbürokratisch abgeknallt hat. Straker hat zudem entschieden: Es ist zwar ein Risiko, aber dort, wo das UFO gelandet ist, ist nix als Wald und kaum Population. Was machen die E.T.s dann dort, frag ich mich? Na gut, KAUM Population heißt natürlich nicht KEINE Population, und wer die KAUM Population ist, dass können wir Zuschauer uns hoffentlich auch ohne Rechenschieber ausrechnen.

Foster und seine Kumpels durchsuchen jedenfalls mal die Wälder und finden vorerst nix Verwertbares. Kann ja nicht sein, dass wir unser Objekt der Begierde gleich nach 5 Minuten finden. Wenn dem so wäre, könnten wir nämlich nicht unser heutiges Cannon Fodder begrüßen, dargebracht in Form eines Mannes, von dem wir später erfahren werden, dass er Mitchell heißt, und der gerade seinen Hund zur Abendtoilette ausführt. Und da ist er wieder, der strategische Vorteil der Katzenbesitzer: Die müssen abends nicht raus, und können somit auch nicht zu Alienopfern werden. Mr. Mitchell wird auch sofort von einem Vertreter der außerirdischen Spezies im schicken, knallroten Raumanzug und mit grüner Atemflüssigkeit gefüllten Helm angegriffen. Unser Opfer ist heute aber ein wehrhafter einer, im normalen Ringkampf bleibt er nämlich nicht nur Sieger, sondern bringt dabei noch das Visier des alienistischen Raumhelmes zum Klirren. Dann eben stärkere Waffen: Der Alien von Welt geht natürlich nie ohne Maschinengewehr außer Haus (bzw. außer Planet), das bei besonders unkooperativen Zeitgenossen zum Einsatz kommt. Und schon gibt’s einen neuen Organspender, gerne auch ohne Ausweis, da sind die Aliens ganz unbürokratisch. Leider hat unser Bösling nix mehr davon, denn das UFO reagiert allergisch auf unsere Atmosphäre und geht in die Luft. Da kann unser Außerirdischer (niedlich übrigens: offenbar gibt’s auch bei den Aliens verschiedene Rassen, dieser hier ist nämlich unverkennbar Asiate) nur noch traurig schauen. Ging heute aber schnell, dass das Ding zum Fall für den Schrottplatz wurde…

Foster findet nur noch das Wrack, was Ed Straker mal wieder gar nicht gefällt, schließlich hat er wieder nur einen Haufen Schrott zum untersuchen. Foster jedenfalls soll mal nachsehen, ob da nicht etwa noch ein garstiger Alien rumläuft. Muss ja, schließlich müssen ja noch Liz und Cass irgendwie ins Geschehen involviert werden. Was die beiden angeht, ist nämlich langsam mal Exposition Time: Wir erfahren z.B. mal, dass Cass nicht die Freude hat, mit Mylady Liz verheiratet zu sein. Die hat ein gewisser Jack, und ich denke, die Kombination „Erwähnung des Ehegatten“ und „Pistole“ hat nix Gutes zu bedeuten.

Doch zuerst ist es an Col. Freeman, die schon erwähnte Frage aufzuwerfen: So schnell ist noch kein UFO in die Luft geflogen, wie kommt das? Antwort Straker: Nix genaues weiß man nicht. War halt so, wir werden’s nie erfahren. Auch das kam in der Serie öfter vor: S.H.A.D.O. hat manchmal bestimmte Details einfach nicht rausgekriegt. Neuartige Idee oder Faulheit der Schreiber? Sucht es Euch aus.

Liz und Cass legen inzwischen ihren Plot dar: Ehegatte Jack muss, so sieht’s leider aus, das Suppenbesteck reichen, weil er die Frechheit besessen hat, Liz zu ehelichen, bevor Cass die Chance dazu hatte. Gearbeitet wird mit der guten alten „Es war Nacht, ich war allein und dachte, ich schieße auf einen Einbrecher“ – Masche.

Foster und das Suchteam haben inzwischen das UFO-Wrack durchsucht und fanden dabei Mitchells Leiche, aber keinen Alien. Der kreucht also noch irgendwo herum. Per pedes wird gesucht.

Bei fiesen Killers beim Abendessen: Göttergatte Jack nimmt telefonisch mit der Ehegattin Kontakt auf, womit wir den auch mal zu Gesicht bekommen hätten. Jack kündigt zuckersüß ein „Present“ für seine Allerliebste an, was Liz dazu bringt, an der gesamten Aktion doch zu zweifeln, aber Cass ist nun mal der bad leading character, während Liz’ Selbstvertrauen sich im Größenbereich der gemeinen Hausstaubmilbe bewegen dürfte. Warum ist Cass so wild hinter der her? Hat die Geld?

Zurück zum Suchtrupp: Die sind schon ziemlich verzweifelt, weil sie zwar fleißig suchen, aber außer einem Fetzen des außerirdischen Raumanzuges, den sich Straker bestenfalls ins Album kleben kann, und Mitchells Hund nichts finden. Immerhin: Den Hund kann man im Zweifelsfall benützen, um nach dem Angreifer zu schnüffeln. Unser Alien indes stapft ziemlich orientierungslos durch die dicht bewaldete Pampa und zielt… natürlich, sonst bräuchten wir ja Liz und Cass nicht… genau zu Liz’ Heimstatt, öffnet die Türe und – BAM !!! Schnell fällt Liz und Cass auf, dass ihr Opfer so gar nichts ehemannartiges an sich hat. Cass will schleunigst verschwinden, mit Mittäter kann man schließlich schwer auf „Ich war allein und hab geglaubt, das is ein böser Einbrecher BÜÄÄÄÄ“ machen. Keine Minute später entert das S.H.A.D.O. – Suchkommando das Haus, das mittels hundsmäßiger Unterstützung dem Alien tatsächlich folgen konnte. Man führt Liz zum Wagen, in dem auch schon der offenbar abgefangene Cass hockt, und führt die beiden ins S.H.A.D.O. – Hauptquartier, wo sie einen schönen Warteraum zugewiesen bekommen. Cass, wild entschlossen, niemandem zu trauen, der nachts in Wäldern herumstreicht und Leute in geheime Hauptquartiere bringt, durchsucht mal vorsichtshalber alles nach Wanzen.

Foster ist in Liz’ Haus geblieben und macht folglich nach kurzer Zeit Bekanntschaft mit Liz’ Ehemann Jack, der sich wundert, warum fremde Leute in seinem Haus herumlaufen. In der S.H.A.D.O. – Zentrale hat einstweilen Big Boss Straker seinen großen Auftritt vor Liz und Cass und setzt zur Erklärung an. Foster indes, misstrauisch geworden, fragt nach, ob die Gattin von der nahenden Ankunft Jacks wusste. „Of course. I phoned her on the way down here.“ Foster hat außerdem Fotos vom Wohnzimmer gefunden, die kennt Jack nicht. Ob er eine Pistole hat? Ja, er hat. Und das weiß die Gattin natürlich.

Straker hat Liz und Cass offenbar mal die Story mit den Alienattacken und der Supergeheimorganisation aufgetischt. Wir „UFO“ – Fans wissen schließlich: S.H.A.D.O. hat ein Amnesiemittel für solche Fälle, also soll er doch, wenn er sich gerne reden hört. Cass stellt inzwischen die 1 Million Pfund – Frage: „If your organsisation is so secret, why did you bring us here?“… und nippt dabei am Kaffee. Antwort: S.H.A.D.O. hat ein 12 Stunden Amnesie – Mittel entwickelt, vollkommen harm- und zudem geschmacklos, und – tadaaaaa – die Droge war im Kaffee !!! Liz und Cass werden ein Weilchen schlafen und dann ist alles vergessen.

Kaum sind die beiden versorgt, treten Col. Alec Freeman, vor allem aber Foster auf den Plan: Der hat nämlich 1 und 1 zusammengezählt, dabei die ordnungsgemäßen 2 erhalten und reibt Straker nun die Story vom kaltblütigen Mord unter die Nase. Freeman meint, sie sind „morally guilty“, nur wie soll man zwei Leute anklagen, die nicht mehr wissen, dass sie überhaupt etwas getan haben. Als Beweis gibt’s nur den Alien-Leichnam, und der darf selbstredend nicht an die Öffentlichkeit. Zudem steht die Geheimhaltung von S.H.A.D.O. auf dem Spiel. Daher Machtwort Ed Straker: „We are not in moralizing business.“

Abspann: Anstatt des üblichen Rückwärts – Zooms zum Planeten der Aliens (also im Original, im deutschen sah man nur ein UFO fliegen) sehen wir nun die gar nicht sehr trauende Witwe am Grabe stehen. Frau wendet, geht ein paar Schritte und hängt sich bei Cass ein. Ende.

Oioioioioi… da kann man sich wahrscheinlich sehr gut vorstellen, warum die Verantwortlichen Herren beim ZDF (und in den 70ern gehe ich mal stark davon aus, dass es nur Herren waren, die Verantwortliche waren) nach dieser Folge mit den Fingern das Kreuz formten, „Weiche, Satan !!!“ – Gesänge anstimmten und wahrscheinlich auch gleich eine Messe lesen ließen: Das ist wirklich für damals (und vielleicht auch noch für heute) ein dicker Hund.

Gut, dass Ehefrau und Liebhaber den Mord am Ehegatten planen, das ist nun nicht neu, und dass sie den Plan auch erfolgreich ausführen, kennt man aus X Krimis. Aber dass die Good Guys nicht nur davon wissen, sondern auch beschließen, wegen „wichtigerer Ziele“ dagegen nichts zu unternehmen… da brauchte wohl so mancher aus der Chefetage künstliche Beatmung.

Derartige „Downer“ und „Eigentlich-Nicht-Happy-Ends“ waren es, die „UFO“ ausmachten, und sind noch immer das Element, das die Serie über den Schmu hinweg hebt, mit dem man sonst so bombardiert wird. Das gilt oftmals auch für die Folgen, die synchronisiert wurden: Die vom Doc besprochenen „Psychobombs“ können zwar die S.H.A.D.O. – Zentrale nicht sprengen (klar, sonst wär’ ja die Serie zu Ende gewesen), aber S.H.A.D.O. kann die Opfer auch nicht retten. In der Episode „The Responsibility Seat“ kann sich S.H.A.D.O. nicht weiter um ein gelandetes UFO kümmern und muss die Aliens wildern lassen, weil ein offenbar außer Kontrolle geratenes Mondfahrzeug auf die Mondbasis zurast. Die bereits erwähnte Folge „A Question of Priorities“ fährt mit zwei Plots auf, die im Original BEIDE negativ ausgehen. In der deutschen Fassung wurde das Ende einer der Plots gezielt auf Happy End verändert. 1970 war so etwas relativ neu, ausgesprochen unerhört und wahrscheinlich der Grund, warum die Serie auf der Insel nicht so schlecht lief, wie das englische Fernsehen das gerne gehabt hätte.

Den Rest der Bewertungspunkte kurz abgerissen: Die Akteure sind gut, die Chemie zwischen den Figuren stimmt. Die Effekte halte ich für eine TV-Serie anno 1970 für ziemlich gut, auch wenn „UFO“-Dauersehern irgendwann unweigerlich auffällt, dass dieselben Aufnahmen immer wieder benützt wurden. Dass dabei auch so mancher Hacker passieren kann, ist im Fließtext nachzulesen. Für unfreiwillige Komik sorgt gerne die Tatsache, dass Gerry Anderson seine Serie gerade einmal schlappe 10 Jahre in die Zukunft stellt. Da haben wir die totale Zukleisterung des Mondes durch Raumstationen aller Art, die KI der Computer, die S.H.A.D.O. immer dann anwirft, wenn die Autoren gerade nicht weiterwissen, um dann Schlussfolgerungen zu liefern, die man sich aus jeder Grundschule hätte holen können, und natürlich die „Weltraumjäger“. Und das im Jahr 1980… Es ist schöne SF, wenn man geistig ausklammert, dass das Ganze 1970 entstanden ist und 1980 spielen soll. Ich hätte die Serie frühestens 2010 angesetzt, aber ich produziere ja auch keine Puppen-SF-Serien.

Das Drehbuch dieser speziellen Episode lebt natürlich vom „unmorally bad ending“ – Kniff, da sieht man als Happy End – Gequälter gerne mal über so manche Schwäche hinweg. Nach ernsthaften Plotholes durfte man bei „UFO“ ohnehin nie suchen, denn wenn man davon absieht, dass es durchaus auch beabsichtigt war, dass S.H.A.D.O. wie auch in dieser Folge nicht immer ALLES rauskriegt (womit man sich natürlich auch gerne mal um eine Erklärung herumgeschummelt hat), würde mich zum Beispiel einmal brennend interessieren, warum die Aliens Laser in ihre UFOs einbauen, die dann aber fast nie einsetzen. Eine mögliche „Zwischen den Zeilen“ – Erklärung könnte sein, dass die Laser eine derart geringe Reichweite haben, dass die Raumschiffe von den S.H.A.D.O. – Lenkwaffen schon abgeschossen sind, bevor die Aliens überhaupt zum Zielen kommen. Aber das ist nur, was ich mir daraus zusammengedichtet habe, dass die Aliens zum Schießen immer auf Nasenlänger heran fliegen. Richtig GEKLÄRT wird das nie. (War vielleicht für Staffel 2 geplant.)

Gut, noch ein paar Worte zur DVD-Box: UFO – Fans sollten sich die unbedingt zulegen. Nicht nur, dass man sich endlich ALLE Folgen ansehen darf (und das natürlich auch im Originalton), die Extras bieten Schmankerl wie den Vergleich Deutscher – Englischer Vor- und Abspann oder Fotos der Modelle. Die schon angesprochene Episode „A Question of Priorities“ ist in doppelter Form auf die Scheibe gebrannt (die „Echte“ und die „Deutsche“ Fassung) und rausgeschnittene Szenen aus synchronisierten Folgen sind wieder eingefügt. Nicht, dass das einen Unterschied macht, wenn man das Richtige tut und den Ton nach dem Einlegen so schnell wie möglich auf Englisch ohne Untertitel schaltet…

Jedenfalls muss jeder, der eine Schwäche für Gerry Andersons drehende Zylinder hat, diese Box haben. Da gibt’s gar keine zwei Meinungen.

(c) 2008 Poes Rabe


BOMBEN-Skala: 2

BIER-Skala: 8


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