U.F.O.: Die fremde Kraft

 
  • Deutscher Titel: U.F.O.: Die fremde Kraft
  • Original-Titel: U.F.O.: The Psychobombs
  •  
  • Regie: Jeremy Summers
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1970
  • Darsteller:

    Cmdr. Ed Starker (Ed Bishop)
    Col. Paul Foster (Michael Billington)
    Col. Virginia Lake (Wanda Ventham)
    Dr. Doug Jackson (Vladek Sheybal)
    Daniel Clark (David Collings)
    Linda Simmonds (Deborah Grant)
    Clem Mason (Mike Pratt)
    Captain Lauritzen (Tom Adams)
    Lt. Blythe (Peter Blythe)
    Skydiver 3-Captain (Robin Hawdon)


Vorwort

Es geschieht (mangels Zeit und dank zahlloser sich hier türmender DVDs und Videos) nicht oft, dass ich mich anstelle mit so richtigen abendfüllenden Spielfilmen exemplarisch mit Fernsehkost in Serienform auseinander setze – aber meine bisherigen diesbezüglichen Experimente sind beim geneigten Leser, also Dir (bätsch, bätsch, Du bist schuld) scheinbar so schlecht nicht angekommen, also kann ich ja mal wieder einen entsprechenden Anlauf unternehmen.

„Leider“ nicht mit den latent versprochenen Reviews der hirnzermartendsten Star Trek-Folgen „Spocks Gehirn“ und „Das Spukschloss im Weltall“ (kommt, irgendwann, spätestens nach meinem Lottogewinn, wenn ich mir die TOS-DVD-Boxen hole) und auch nicht mit weiteren Mondbasis Alpha 1-Folgen (wobei ich auch da zumindest die mit den Gaststars Christopher Lee respektive Peter Cushing in ferner Zukunft angreifen werde), dafür aber zumindest mit Stoff, den Alpha 1-Erfinder Gerry Anderson ebenfalls zu verantworten hat.

Gerry Anderson, der umtriebige britsche Producer, war/ist sowas wie die Ein-Mann-Allzweckwaffe für Science Fiction im britischen Fernsehen. Nach der kultisch verehrten Puppen-Trickserie The Thunderbirds und einem nicht uninteressanten, aber gefloppten Ausflug auf die Kinoleinwand mit Journey to the Far Side of the Moon (der müsste irgendwo noch auf Video bei mir rumschimmeln, der wäre auch ´ne Review wert, allein wegen der Grundidee) erfand und produzierte er nämlich UFO – die brachte es zwar auf nicht mehr als 26 Folgen und damit eine einzige Staffel, hinterliess aber bei denen, die sie damals, in den guten alten Zeiten TM durchaus bleibenden Eindruck (die Grundidee für die zweite Staffel UFO verwurstete Anderson, dem Buschfunk-Trommeln nach, zur Konzeption für Alpha 1) – ein richtig großer Publikumserfolg war die Serie, die auch in Deutschland gezeigt wurde, aber nicht, der große Wurf gelang Anderson erst mit Alpha 1 (sofern man zwei Seasons, von denen man die zweite praktisch komplett in die Tonne treten kann, als „großen Wurf“ bezeichnen mag).

Im DVD-Revival kommt so mancher alte Ladenhüter aus Opas Pantoffelkino wieder unters Jungvolk, so auch UFO. Anstatt nun aber Nägel mit Köpfen zu machen und die nun nicht gerade übermäßig umfangreiche Serie in einer ordentlichen Season-Box zu veröffentlichen, entschied sich der deutsche Rechteinhaber (wer genau das ist, weiß ich auch nicht, weil´s von den deutschen DVDs mittlerweile auch schon mindestens drei Auflagen von verschiedenen Labeln, u.a. KSM und Falcon New Media, gibt), gerade mal sechs Folgen auf Einzel-DVDs (wie HIRNRISSIG) zu verschachern. Fanfreundlich ist das nicht (auch wenn man mittlerweile „nachgelegt“ hat und alle sechs Scheiben mittlerweile auch en bloc verhökert werden). Unser unvergessener Ex-Forumsmod Kingkojak erfreute mich unlängst mit einem Weihnachtspräsentkorb und in dem fand sich auch die DVD „UFO – Die fremde Kraft“. Irgendwie schön, denn die Serie hab ich zuletzt bestenfalls als Sechsjähriger gesehen, zwar mit der üblichen nostalgischen Verklärung, aber nicht wirklich Erinnerung, wie, warum und überhaupt was da abging, geschweige denn, ob´s eventuell tatsächlich GUT war…

Zum Glück ist es bei UFO nicht so tragisch, Einzelfolgen außer der Reihe zu betrachten – die einzelnen Geschichten waren stets abgeschlossen und bauten nicht wirklich aufeinander auf. Das Grundprinzip ist einfach – außerirdische Invasoren beabsichtigen, die Erde zu erobern (wie immer halt), eine geheime Verteidigungsorganisation namens S.H.A.D.O., die sich (unbegreiflicher- oder clevererweise, you decide) die Tarnung eines Filmstudios gegeben hat (naja, es macht irgendwo… Sinn), sucht dies zu verhindern und deckt pro Folge halt einen teuflischen Plan der heimtückischen Aliens auf. Wollen wir also mal sehen, welch Schelmerei sich die E.T.s diese Woche ausgedacht haben…


Inhalt

Gleich zu Beginn unserer heutigen Episode herrscht helle Aufregung in der SHADO-Zentrale (dem Willen der Serienmacher spielt der ganze Schmu übrigens in der fernen Zukunft des Jahres 1980, und wie man sich das eine schlappe Dekade vorher vorgestellt hat, ist schon immer wieder lustig zu betrachten – alles sehr schön bunt, vor allem die Klamotten, und die für die „Computertechnik“ etc. hätte sich schon Gene Roddenberry in Grund und Boden geschämt). Man hat nämlich ein Rudel UFOs gesichtet, die meisten davon auch ordnungsgemäß abgeschossen (UFO pflegte eine gesittete Erst-schießen-dann-fragen-Mentalität), aber, pardauz, eins ist den ausmerzsamen Abfangjägern leider durch die Lappen gegangen. Das kann Commander Straker, der blondgebleichte SHADO-Obermotz, so natürlich nicht akzeptieren, gründet aber deswegen keine Diskussionsgruppe, sondern befiehlt voller Autorität, dass die abgänige Untertasse dringendst lokalisiert werden müsse.

Das unbekannte Flugobjekt landet dieweil unbedrängt, unbehelligt und in aller Seelenruhe in einem Waldstück. Das fremde Raumschiff ist einmal mehr in die Brummkreisel-Class einzuordnen, sieht in keiner Sekunde anders aus als ein äußerst billiges Modell (ich will nicht wieder darauf herumreiten, dass ich im Teenager-Alter aus Radkappen, einem irgendwo gefundenen gelben Blinklicht und ein paar Batterien etwas fabriziert habe, das erheblich mehr nach UFO aussieht als dieses Gerät hier), ist irgendwie semi-transparent (irgendwelche Insassen sind allerdings nicht zu erkennen) und hat auf dem Dach bzw. auf der Spitze ein grün leuchtendes Antennen-Gizmo-Dingens. Das hat es nicht zum Spaß, wie wir gleich feststellen, als ein blondes attraktives Frauenzimmer in ihrem roten Sportflitzer (könnte ein VW-Porsche sein, aber ich kenn mich in frühen 70er-Automarken nicht mehr so aus wie damals, als ich noch jung und meine useless-trivia-Kapazitäten für derartigen Schmonzes verwenden konnte) auf der nahen Landstraße vorbeibraust. Der grüne Antennenstrahler ist nämlich ein hervorragender Fern-Hypnosafter und veranlasst Blondie (keine Frage, wir dürfen einen ausführlichen Blick auf´s Dekolletee der Dame werfen. Ja, doch, ist nett…), ihre Schleuder anzuhalten, umzudrehen, ein paar Meter die Straße runter am Waldrand abzustellen und per pedes in die Bäume zu schlendern (und ich sag mal eins – nice outfit, dieses rot-lackige Minikleid, auch wenn die hellblauen Stiefel doch eine dekadenbedingte Geschmacklosigkeit darstellen).

Blondie ist nicht das einzige Opfer des Hypnostrahlers – es erwischt auch einen – keine hundert Meter vom UFO-Landeort residierenden – Landhausbesitzer, den´s direktemang aus der ehelichen Schlafstube in die Wälder beordert (warum die Aliens sein im Bett nebenan liegendes Eheweib in Frieden lassen, ist mal wieder eine dieser berühmten rhetorischen Fragen), dito einen harmlosen Spaziergänger, der nur seinen Köter Gassi führen mag (und wieder einmal beglückwünsche ich mich dazu, eine Katze zu halten. Kann sowas schon mal gar nie passieren). Die drei Gehypnosafteten latschen vor´s UFO und werden dort weiterhin grün beleuchtet, äh, psychisch konditioniert.

Wenig später stolpert Blondie zu ihrem Wagen und macht einen verwirrten Eindruck – mir scheint, da herrschen einige galoppierende Erinnerungslücken vor. Sie will sich grad vom Acker machen, doch da ist die allgegenwärtige und stets ein waches Auge habende britische Gesetzeshüterbrigade in Form eines Motorrad-Cops vor. Den stört die unerlaubte Parkierung des Fahrzeugs am Straßenrand (harte Sitten) und weil Blondie, dumm, wie sie der Haarfarbe nach halt ist, nicht auf die Idee kommt, die Erklärung „mußte mal hinter´n Busch“ o.ä. aufzufahren, sondern, noch im mittleren Dämmerzustand, zu Protokoll gibt, sich nicht mal erinnern zu können, jemals angehalten zu haben, kümmt´s dem Bullen berechtigterweise spanisch vor und er schreitet zur offiziellen Kontrolle. Schnell noch per Funk das Kennzeichen durchgegeben und vermutlich in der Satteltasche nach dem Alkomat gewühlt… ersteres funktioniert noch, zweiteres zumindest nicht mehr in praktischer Anwendung, denn auf die ultimative Aufforderung, das Fahrzeug zu verlassen („Wieso? Brennt´s?“ täte Hans Söllner jetzt fragen), wird Blondie zickig und tritt nach kurzem Gekeife vehement aufs Gaspedal. Als aufrechter Diener seiner Majestät, der Königin, kann der Cop natürlich nicht anders, als sich auf sein Motorradl zu schwingen und eine High-Speed-Verfolgungsjagd in Gang zu setzen. Es gelingt ihm tatsächlich, den flüchtigen Sportflitzer samt Besitzerin zum Stoppen zu bringen und ist nun richtig verärgert – „Das ist das dümmste, was sie tun konnten“, brummt der Cop, aber das überlegt er sich sicher rasch anders – denn der Hypnosaft tut seine Wirkung (und damit wir´s auch ja merken, wird mal kurz das Raumschiff samt Hypnostrahler zwischengeschnitten), Blondie packt den Bullen an der Gurgel und drückt zu. Soeben wurde eine Planstelle in der motorisierten Brigade der britischen Polizei frei.

Nach so viel Handlung brauchen wir nun doch erst mal den Vorspann (jep, das ist eine recht lange Teaser-Sequenz für´ne TV-Serie).

Währenddessen (UFO bedient sich eines recht kurzen Vorspanns und blendet selbst die Hauptdarstellernamen erst in der laufenden Episode ein) sammeln sich die drei außerirdisch Übernommenen, während Commander Straker in seinem, hüstel, futuristischen Auto (komischerweise sind die SHADO-Leute so ziemlich die einzigen, die Autos fahren, die nicht nach Baujahr 1969 aussehen), das sogar ganz dolle futuristisch ist, alldieweil ein Autotelefon eingebaut ist, nirgendwohin speziell fährt, aber halt gerade – unwissenderweise, what irony – in der Gegend, in der das UFO gelandet ist. Dieweil Blondie und Hundeführer in Blondies Schleuder im Gebüsch versteckt warten, stellt sich der Hausbesitzer dekorativ mitten auf die Straße. Weil Straker, obwohl das seinem Image, soweit ich´s in Erinnerung habe, durchaus entsprechen würde, gerade keinen Bock auf blutverschmierte Motorhaube und Windschutzscheibe hat, hält er freundlicherweise an. Der Straßenblockierer möchte ob vorgeblicher Autopanne gern mitgenommen werden und Straker lässt sich breitschlagen, aber, weil er ein mißtraurischer Bursche ist, fotografiert er den Fahrgast prophylaktisch mit ins Armaturenbrett eingebauten Geheimkamera. Man macht ein wenig Smalltalk – der Anhalter stellt sich als David Clark, Büroangestellter vor, und Straker verkündet die Mär, er sei Filmproduzent. Ein paar hundert Meter weiter begehrt Clark, da in Sichtweite seiner Wohnstatt, abgesetzt u werden, eigentlich könnte die Sache damit erledigt sein, aber da seien die Aliens vor, die mal wieder ihren Hypnostrahler einsetzen. Clark wird rabiat und zerrt an Strakers Handgelenk, was den halb aus dem Auto zerrt und unglaublicherweise in tiefe Bewußtlosigkeit fallen lässt (? Also, selbst wenn mich ein 350-Pfund-Berggorilla am Handgelenk packt, fall ich doch nicht gleich in Ohnmacht, und wenn, dann höchstens, weil ich mich vor dem Vieh erschrocken habe? Ziemliches Weichei, unser furchtbarer, äh, -loser Führer).

Bei SHADO ist man im Bilde – der unplanmäßige längere Boxenstopp des Vehikels bleibt nicht unbemerkt und so kann Strakers Nummer 2, Captain Paul Foster, in Aktion springen und seinen Chef immer noch out cold aus seiner Beifahrertür hängend wiederfinden. Man könnte sich fragen, warum die Aliens, die rein prinzipiell nicht besonders wohlwollend auf SHADO zu sprechen sein dürften, bei so günstiger Gelegenheit den Obermotz der Feindesorganisation nicht gleich entleibt haben, diese Frage wird aber umgehend (nachdem wir kurz etabliert haben, dass Clark, identifiziert anhand des Fotos, tatsächlich der ist, für den er sich ausgab und Dr. Jackson, der Universal-Medizinmann der Organisation, kurz und noch relativ unbeobachtet ausführt, dass „gewisse psychogene Zustände“ zu einer vorübergehenden Kraftverstärkung führen könnten [Adrenalinschübe waren 1970 wohl noch unbekannt]) geklärt – die Außerirdischen sind zwar fies und außerirdisch, aber, this being a british TV show, faire Sportsmänner und killen nicht einfach so vor sich hin, sondern unterbreiten lieber ein Ultimatum. SHADO möge doch bitteschön im Namen der Erde kapitulieren, ansonsten müssten erst eine Radarbasis, dann Skydiver 3, ein neues U-Boot/Raumschiff SHADOS, und zu guter Letzt die SHADO-Zentrale selbst inklusive Straker dran glauben (zumindest die Hälfte des letzten Punkts hätten die Fremden nun schon wunderbar erledigen können, ohne dass das die Wirkung ihres Ultimatums gemindert hätte, eher im Gegenteil). Selbiges, das Ultimatum also, hat man, sauber maschinenschriftlich festgehalten, während Strakers Bewußtlosigkeit in dessen Jackentasche gefummelt. Man möchte Außerirdischen, die Lichtjahre durchs Universum reisen, fortschrittlichere Methoden zutrauen.

Der Inhalt des Ultimatums, behauptet jedenfalls Straker, weise darauf hin, dass sein Verfasser intime Kenntnisse von SHADO-Interna habe (ein Plotpunkt, der, so leid´s mir tut, nirgendwohin führen wird und sich daher zum Plothole umstrukturiert) und ordnet ein allgemeines Großreinemachen an. So auch in der Fairfind-Radarbasis, dem ersten Angriffsziel der Invasoren. Die, bzw. deren drei unfreiwillige Exekutivorgane, sind aber schon auf dem Weg dorthin. Während Blondie und Hundehüter ausdruckslose Gesichter machen (wie es von außerirdischen Wesenheiten übernommene Menschen seit Erfindung des SF-Films halt immer tun), schreitet Clark zur tat, reißt mit bloßen Händen ein durchsteigkompatibles Loch in den Maschendrahtzaun und schnippt mit einer lässigen Fingerbewegung auch den dahinter gespannten Stacheldraht kaputt (und der war doch so teuer). Man soll es kaum glauben, aber der Landfriedensbruch fällt der Besatzung der Radarstation tatsächlich alarmtechnisch auf. Die ausgesandte Patrouille findet Clark, was auch deswegen recht einfach ist, da der nach Durchschreiten der Stacheldrahtumfriedung einfach seelenruhig in der Botanik stehen bleibt und sich widerstandslos festnehmen lässt. Sehr suspekt.

Der Chef der Basis, Lt. Blythe, schreitet zum Verhör – Clark wirkt konfus und hat keine Ahnung, wie, wo, und warum er eigentlich ist, also haben ihn die Außerirdischen wohl mal kurz von der geistigen Angel gelassen. Komischerweise veranlaßt die Tatsache, dass Clark der mysteriöse Straker-Handgelenk-Rupfer ist (was wohl auch allgemein bekannt ist), Blythe zu nicht mehr als der Frage, ob Clark denn eine Schreibmaschine besitze, was der verwirrt verneint. Blythe lässt den Gefangenen abführen, jedoch führt der Weg zur Arrestzelle unglücklicherweise an einer Strom-Hauptschalttafel vorbei. Der Hypnosaft schaltet sich ein, Clark reißt sich von seinen Bewachern los und die Schalttafel auf, fabriziert einen Kurzen und die ganze Anlage fliegt gar pyromanisch in die Luft. Badada-bumm.

Im SHADO-Hauptquartier ist man begreflicherweise pissed (für den Wiederaufbau geht bestimmt das ganze nächste Jahresbudget drauf und dabei hatte doch sicher die ganze Belegschaft auf neue Autos wie das von Straker gehofft) und auch die (seltsamerweise vorliegenden) Tondokumente des Verhörs und der anschließenden Kamikazeaktion Clarks machen die Experten nicht schlauer – Hauptschalttafel hin oder her, deswegen kann die ganze Bude nicht einfach explodieren und Clark hatte keinerlei Sprengstoff o.ä. bei sich. Rather mysterious und vor allem Grund zur Veranlassung, als das Ultimatum ja wohl doch ernstzunehmen ist – Straker beauftragt einen gewissen Captain Lauritzen, persönlich die Sicherheit der Skydiver 3 zu überwachen.

Die verbliebenen zwei Drittel der fünften Alien-Kolonne sind jedenfalls noch aktiv. Hundehüter outet sich als Capo auf einer Großbaustelle, wird dort mitten in der schönsten Baubesprechung hypnogesaftet und latscht unter dem unheilvollen stellaren Einfluß in aller Seelenruhe in den Weg eines tonnenschweren Baustellenfahrzeugs (die Aliens sollten ein bissl auf ihre Agenten aufpassen, pures Glück, dass der Kerl jetzt nicht Matsch ist). Blondie ihrerseits ist Sekretärin – wobei dieser Berufsstand bis „1980“ wohl ein paar Veränderungen durchgemacht hat, jedenfalls scheint ihre Aufgabe darin zu bestehen, mit einem Tonbandgerät jeden Rülpser ihres Chefs plus ihr eigenes Genuschel festzuhalten; zumindest fuchtelt sie mit dem Mini-Mikro vor der Kauleiste ihres Bossmans rum, wenn der was sagt und spricht ihre Antworten ebenfalls ins Gerät. Würde ich ja noch verstehen, wenn´s irgendwelche wichtigen geschäftlichen Dinge wären, die gesprochen werden, aber es sind totale Belanglosigkeiten, die man nun wirklich nicht auf Band festhalten muss. Auch sie, Linda Simmonds von Namen, wird von den Invasoren unter die mentale Fuchtel genommen und verkündet spontan „Ich muß weg. Sofort.“ Solcherlei arbeitgeberfeindliches Verhalten – man kann sich ja schließlich nicht einfach von hier auf jetzt freinehmen, newa – kann vom Cheffe natürlich erstens nicht toleriert werden und wird zweitens für ein Anzeichen ernsthafter gesundheitlicher Beeinträchtigung gehalten. Wenn´s Linda nicht gut geht, soll sie sich doch lieber erst mal kurz hinlegen (z.B. unter den Chef, oder was?). Linda besteht energisch auf ihrem vorzeitigen Feierabend und zerbröselt dabei mit zarter Damenhand einen Telefonhörer! Langsam wird die Folge teuer – erst ein paar Drahtzäune, dann eine Radarstation und jetzt noch ´ne Telefonanlage – we´re definitely not skimpin´ on the FX here, baby!

Captain Lauritzen packt dieweil seine Koffer, doch da klingelt´s an der Tür. Der unangemeldete Besuch bestet aus Linda und dem Hundehüter, mithin also den beiden Alien-Infiltratoren. Bevor Lauritzen sich noch richtig wundern kann, wer die beiden sind und was sie von ihm wollen, beginnt Linda schon damit, in seinen Sachen rumzuwühlen und der Hundehüter stellt klar, woher die Aliens denn kommen – unzweifelhaft nämlich vom Planeten Vulkan, alldieweil er Lauritzen mit einem astreinen Bilderbuch-Nervengriff auf die Matte schickt. Der bewußtlose Lauritzen wird ausgezogen – nein, es gibt keinen unzügelten Alien-Sex (Fernsehserie! 70Er!), sondern man bemächtigt sich lediglich der Klamotten des SHADO-Operativen. Selbst die außerirdischen Invasoren machen sich allerdings die Rechnung auf, dass Kleider möglicherweise zwar Leute, aber noch nicht automatisch vertrauenserweckende Autoritätenvertreter machen, Fingerabdrücke könnten da schon hilfreicher sein, sofern´s die richtigen sind. Deswegen brennt der Hundehüter, dem geschlechtsbedingt die Rolle als Lauritzen-Double by default zufällt, dem gefällten Gegner per Handauflegen die Prints von den Griffeln (! Ist offenbar ähnlich unangenehm wie bei Men in Black, als „J“s Identität gelöscht wird. Allerdings ist man 1970, äh, ´80, noch nicht so ganz antiseptisch, da wird die Sache noch ein bissl blutig).

Also auf zu Skydiver 3. Skydiver 3 ist ein ziemlich lächerlich aussehendes Modell eines flugfähigen U-Boots (oder tauchfähigen Fliegers) und dümpelt an seiner Mole in einer Geheimgrotte vor sich hin. Der Kapitän des Schiffs und seine Crew tragen schicke Netz-T-Shirts, mit denen sie auf einer Schwulenparade m.E. besser aufgehoben wären als an Bord eines ernsthaft militärisch geführten Kriegsschiffs, es sei denn, die Nationalhymne des Landes, für das sie segeln, singt sich „Y.M.C.A.“. In der SHADO-Zentrale ist Straker hibbelig, weil das bewußte UFO immer noch nicht gefunden wurde. Paul Foster macht sich zur Nervenberuhigung seines Vorgesetzten auf, das abgängige Flugobjekt zu lokalisieren. Hundehüter-cum-Lauritzen-Imitator (der hat tatsächlich auch ´nen eigenen Namen, nämlich Clem Mason. Verwenden wir den) ist mittlerweile in der Skydiver-Basis eingetroffen und markiert dort Il Grande Silenzio. Die Security Guards denken sich bei der beredten Schweigsamkeit des Neuankömmlings nicht viel, da Ausweis und Fingerabdrücke in Ordnung sind (auch wenn ich solches Verhalten mindestens als unhöflich und -üblich suspekt finden würde, wäre ich in verantwortlicher Position). Na gut, okay, die beiden Guards sind doch cleverer als zunächst gedacht, denn als der Computer bei der Identitätsbestätigung ein Foto von Lauritzen einblendet, fällt der Groschen doch, dass der, der da gerade finster blickend und wahnsinnig redefreudig vor ihnen steht, ein bissl anders aussieht. Die beiden Guards setzen ihr gewinnenstes Lächeln auf, laden Mason freundlich ein, durch die nächste Tür zu gehen, schließen sie hinter ihm und alarmieren SHADO. Während Mason sich zu seiner Verblüffung in einer Stimm-Identifikations-Kammer wiederfindet, diesbezüglich unvorbereitet lieber die Schnauze hält, was vom Computer als negative Identifkation genommen und in der Kammer eingeschlossen wird, gibt Straker Skydiver 3 den Befehl zum sofortigen Auslaufen, was den Kapitän verblüfft (von so grundsätzlichen Erwägungen wie „Befehle werden im Allgemeinen nicht diskutiert“ hat der auch noch nix gehört). Besser ist da auch, denn Mason kommt nach anfänglicher Verwirrung auf die Idee, seine awesome superhuman powers einzusetzen und drückt die schwere Stahltür auf!

Während die Skydiver 3 ausläuft, finden die Securityheinze nur noch eine leere Kammer und eine halb offene Stahltür, auf der sich, oh Schreck, oh Graus, die Supermaus, in den Stahl gepreßte Abdrücke von Fingern finden! „Er muss an Bord sein“, lautet die übereinstimmende Diagnose bezüglich des Verbleibs des Saboteurs (hm, dass er vielleicht nur einfach in der Grotte rumhüpft, weil die Skydiver 3 schon ausgelaufen ist, kommt nicht in Betracht?). Straker ist entgeistert (so wie der Kerl sich pro Folge aufführt, ist der ein heißer Kandidat für ein Magengeschwür und ein frühes Grab) und warnt die Skydiver 3. Der Kapitän ist sich sicher, dass Mason nicht im Schiffsinneren sein kann, sondern höchstens auf dem Freideck, lässt aber befehlsgemäß Waffen an die Besatzung austeilen (jawoll, shoot to kill!). In der Tat wird Mason auf dem Kommandoturm des U-Boots geortet. Straker gibt die Anweisung, sich nicht mit lästigen Formalitäten wie einer Gefangenennahme abzugeben, sondern einfach zu tauchen, dann wird sich das Problem schon erledigen. Der Kapitän, Menschenfreund, der er ist, will wieder das diskutieren anfangen, wird aber abgebürstet (trotzdem bleibt da für mich ein Denkfehler. Wer eine 5-cm-Stahltür aufgehebelt hat, wird im Zweifelsfall doch auch ein U-Boot-Schott aufkriegen, oder? Demzufolge wäre „umnieten, aber pronto“ doch noch die bessere Alternative). Mason will aber gar nicht ins U-Boot, surprise, denn die freundlichen Erdenmenschen waren dumm genug, elektrische Leitungen nur halbherzig abgedeckt an Deck zu führen – Mason reißt die Kabel raus, baut den schon beaknnten Kurzschluß und SHADO kann auf die Liste der Anschaffungen für´s nächste Budgetjahr auch noch ein neues Flug-U-Boot setzen. Eine verlustreiche Episode…

Nachdem man Lauritzen tot aufgefunden hat (? Woran ist der krepiert? Von der Fingerabdruck-Abnahme?) und Masons Klamotten nebst Papieren am Tatort rumlagen, kann Straker einen weiteren semicholerischen Anfall bekommen. Foster wundert die „übermenschliche Kraft“ der Saboteure, woraus Straker messerscharf schließt, dass selbige von den Aliens kontrolliert würden. Wäre ja alles nicht so schlimm, wenn nicht die SHADO-Zentrale den nächsten Platz auf der Abschußliste einnehmen würde. Kollege Computer soll´s richten. Wie üblich, wenn SF-Autoren nicht wirklich Ahnung davon haben, wie Computer funktionieren (will meinen: ein Computer liefert bekanntlich nur brauchbare Antworten, wenn man ihm die richtigen Fragen stellt), verfährt man nach dem Motto „alle Daten eingeben, der Compi wird schon was damit anfangen können“.

Linda, die letzte Einsatzkraft der Aliens, taucht zur Überraschung ihres Chefs wieder am Arbeitsplatz auf, als wäre nichts gewesen. Chef schlägt ob ihres gezeigten seltsamen Verhaltens vom Vortag vor, sie solle doch mal den Arzt ihres (oder vermutlich besser seines) Vertrauens konsultieren und beabsichtigt entsprechende Veranlassung. „Ich würde das nicht tun“, düstert Linda unter außerirdischer Hypnosaftung…

Wie auch immer er´s gemacht hat, der Computer hat Resultate – die allerdings hätte vermutlich auch ein Drittklässler, der in der PISA-Studie abgestunken hat, ohne fremde Hilfe ermittelt. Mason und Clark wohnten in der selben Gegend und just da sei auf ungeklärte Weise kürzlichst ein Motorrad-Bulle brutal ermordet worden, ein verdächtiges Kennzeichen habe er noch durchgegeben. Von dieser erstaunlichen Erkennntnis (ich bin wirklich schockiert – dafür brauchen die ´nen Superrechner? Logisches Denken ist „1980“ schwer aus der Mode gekommen) bis zur Identifikation Lindas als Fahrzeughalterin ist´sn ur noch ein kleiner Schritt. Straker setzt Foster und seine Kommandooffizöse Lake auf Linda an, er selbst lässt sich lieber von Doc Jackson den Plot der Episode erklären (wir brauchen ja langsam mal ein „wie und hä und überhaupt“).

Ihr erinnert Euch an den kurzen Einwurf um „psychogene Zustände“ von fürhin? Der Doc hat zwischenzeitlich eine Theorie ausgearbeitet (Jackson, nicht der Schreiber dieser Zeilen) – da Nervenimpulse etc. in Form von elektrischem Schwachstrom durch den menschlichen Körper zucken (insoweit geh ich mit dem Kollegen noch konform), ist er der Ansicht, dass man das „Gleichgewicht“ dieser Elektrizität stören könnte und für eine extreme Aufladung der Nervenbahnen „wie eine Wolke vor dem Gewitter“ sorgen könne. Wenn sich diese Aufladung dann entlädt, könnte die betreffender Person, und jetzt halten wir uns alle mal fest, schnallen uns an, stellen die Getränke ab und legen die Kippe in den Aschenbecher, „an den Urkräften des Universums partizipieren“ – Zeit, Raum, Licht, Energie, everything! Das klingt, äh, gefählich, denn es bedeutet, die betreffende Person würde zu einer – tadada-tamm – Psychobombe!

Lake findet dieweil heraus, dass Lindas Boss „brutal“ ermordet wurde (das behauptet zumindest der ermittelnde Polizist, einen „zerquetschten Kopf“ dürfen wir aber natürlich in ´ner Serie nicht zeigen). Foster wartet vor Lindas Bude (angeblich ist die übrigens auch „in der Gegend“, in der Mason und Clark wohnten, aber ehrlich gesagt – das glaub ich nicht…) und da kimmt se schon, die Blonde. Foster stellt sie wegen ihrer unheimlichen Begegnung mit dem Motorradbullen zur Rede. Linda tiriliert unschuldig, dass sie sich zwar an die Begegnung erinnert, aber immer noch nicht weiß, was der motorisierte Plattfuß eigentlich von ihr wollte (dass der hinüber ist, sowieso nicht). Lake, die kombiniert hat, dass Lindas Boss von Linda entleibt wurde, versucht Foster zu warnen, doch der ist bereits dem Captain-Kirk-Syndrom unterfallen, in Liebe entbrannt und mit der Hübschen zu einem Spaziergang in den nächstbesten Park aufgebrochen, wo er Linda eine Essenseinladung unterbreitet, aber vergessen zu haben scheint, was er eigentlich dienstlich von ihr wollte.

Straker springt immer noch im Dreieck, weil das UFO noch nicht gefunden wurde. 48 Stunden ist es jetzt schon auf der Erde und das bedeutet, dass es bald starten muss, ehe es sich auflöst (? Tschuldigung, meine UFO-Intimkenntnis lässt mich hier gerade im Stich. Muss wohl ein Plot-Point der Serie gewesen sein) und als wäre das nicht genug Ärger, ist Foster AWOL, sprich unauffindbar. Dabei latscht der immer noch wie der jungverliebte Turteltäuberich mit Linda durch die Botanik und das, behauptet er zumindest ihr gegenüber, seit satten vier Stunden (also jetzt mach aber hin, entweder flachlegen, die Alte, oder weiterkommen, so rein plottechnisch). Den Aliens, die, wie auch immer, zu verfolgen scheinen, was Linda treibt, braten sich ob der unvermuteten Doofheit Fosters vermutlich mindestens einen Storch, hypnosaften Linda entsprechend, dass Foster sich zu einem innigen Kuss eingeladen fühlt – ein Herz und eine Seele, Versteckspielen im Park, ach, junge Liebe ist schon was schönes…

SHADO fährt dieweil auf, was die Miniatur-Modell-Abteilung hergibt, um das UFO zu finden – Panzerfahrzeuge durchkämmen den Wald, dieweil Foster und Linda immer noch in bester romantischer Stimmung ist und Keule Paul längst vergessen hat, was er eigentlich von ihr wollte (hm, wird der jetzt auch hypnotisiert, ist der tatsächlich so bescheuert oder ist das alles ein perfider Plan SHADOs?).

Gut, scheinbar muss ich bei Foster Abbitte leisten – zwar schleift er Linda dahin, wo die Aliens sie haben wollen, nämlich in die SHADO-Zentrale, lässt sie aber dort umgehend in eine Zelle werfen und von Lake bewachen. Hat er wohl doch nur gespielt, der Schuft (und ich dachte immer, mit den Gefühlen einer jungen hübschen Frau soll und darf man nicht herumalbern). Zwar hält Foster selbiges für riskant, aber Straker ist willig, die Angelegenheit „auf meine Weise“ zu erledigen (wie ich den Kerl einschätze, durch schlichtes Erschießen o.ä.), Foster entblödet sich nicht, Linda trotz der konträren Beweislage für „unschuldig“ zu halten (und sowas macht Karriere…).

Zum Glück ist Lake eine Frau und daher zu Sentimentalitäten gegenüber einer Geschlechtsgenossin nicht aufgelegt. Sie brüllt die verwirrte Gefangene ordentlich zusammen und glaubt ihr jedenfalls kein Wort, als Linda stammelt, von garantiert nichts ´ne Ahnung zu haben und lässt sich auch durch einen Heulkrampf und ein gar melodramatisches „ich-hab-euch-doch-nix-getan-buääh“-Zusammensinken nicht beeindrucken. Das UFO startet (na endlich, SHADO hätt´s eh nie gefunden) und scheint damit Lindas „bombige“ Programmierung zu befeuern. Der Wärter, den Lake dazu verdonnert hat, auf Linda aufzupassen (das Äquivalent eines red-jerseys aus Star Trek) ist das erste Opfer. Zwar gelingt es ihm, ein paar mal auf Linda zu schießen, das macht der aber reichlich wenig aus, vielmehr befreit sie sich und stürmt grimmig entschlossen die Zentrale und veranstaltet dort ordentlich havoc. Und die Elektroschalttafel ist nach kurzem fahndenden Blick auch schnell gefunden. Weitgehend ungehindert kann Linda die Abdeckung runterreißen und die Kabel rausrupfen. Jetzt liegt´s an Commander Straker, den Tag zu retten, bevor Linda aus der SHADO-Zentrale Schaschlik macht (naja, eher Barbecue). So erinnert er die Alien-Agentin daran, dass es ja eigentlich ein Ultimatum gab. Stimmt ja, meint Linda, also möge SHADO doch bitte kapitulieren. Kommt natürlich überhaupt nicht in Frage, wortet Straker ant, was uns schon darüber ins Grübeln bringt, warum er´s dann überhaupt erst angesprochen hat (klarer Fall – Zeit gewinnen). Endlich trifft Foster ein Geistesblitz – der Auslöser der „Psychobombe“ könnte Hochspannung sein und die hat Linda gerade in Form zweier armdicker Kabel in den Händen. Straker greift zu einem Bluff und behauptet, SHADOS Abfangjäger hätten das UFO vernichtet (was m.E. so ziemlich gar nix bedeutet, außer, dass die Autoren sich bei dem ganzen Hypnose-Angle nicht viel gedacht haben. Entweder das UFO IST hin und damit die Hypnose hinfällig oder es ist NICHT hin und Linda bzw. ihre Kontrolleure lachen sich über den schlechten Bluff in die kleinen grünen Fäustchen). Linda glaubt den Bluff natürlich nicht und elektrokutiert sich, explodiert aber nicht – denn, haha, das UFO wurde zwischenzeitlich tatsächlich abgeschossen (was wiederum bedeutet, dass Linda „harmlos“ war und more or less unschuldig ihr junges Leben ausgehaucht hat. Nein, und ich kapiere die Systematik der Alien-Hypnose nicht). SHADO und die Welt sind für diese Woche wieder einmal gerettet, Abspann und out.

Da war ich nun eigentlich seelisch drauf vorbereitet, UFO nach allen Regeln der Kunst durch den Kakao zu ziehen und kräftig draufzuhauen, wie´s sich für eine 70er-Jahre-TV-Serie, noch dazu aus Tommyland, gehört, und was passiert? Nach 48 Minuten stelle ich fest: es hat mir gefallen. Die Welt ist ungerecht. Okay, ich kann mich nicht mehr so wirklich daran erinnern (ich muss die UFO-Folgen, die ich als Kind gesehen habe, wirklich in irgendeinem vermoderten Abstellschrank im dritten Keller links hinten in meinem Hirn versteckt haben), ob The Psychobombs nun eine typische Episode war, mir deucht aber eher gegenteiliges. Ob´s nun daran liegt, dass mir die Folge ganz jenseits etwaiger Trash-Werte Spaß gemacht hat, lasse ich mal dahingestellt.

Ist ja auch nicht so, als würde der Trash-Gourmand, eh, -Gourmet, nicht auch in dieser Folge genügend Futter finden, um sich oberflächlich darüber zu amüsieren, wobei diese Faktoren nicht speziell auf diese Folge abstellen, sondern sich durch die komplette Serie ziehen. Da wäre zunächst mal die hinreißende Ausstattung – es ist schon lustig, wie man sich anno 1970 die entfernte Zukunft von schlappen zehn Jahren später vorgestellt hat. Einerseits hat sich nichts wirklich gravierendes verändert, außer, dass wichtige Menschen in Autos herumfahren, die wie Blech gewordene und auf Reifen gestellte Design-Studien der Jetsons aussehen, andererseits ist offenbar die gesamte Menschheit von einer allgemeinen Geschmacksverirrung bezüglich Klamotten überfallen worden – gut, dass die Frauen (zumindest die, die es sich, rein anatomisch, versteht sich, leisten können) Mini tragen, find ich persönlich gut und würde für die sofortige Einführung dieser Sitte jetzt und hier plädieren, Männer allerdings scheinen, sofern´s um Dienst- bzw. Bürokleidung geht, einem unheimlichen Uniformierungszwang in grau und hellbraun zu unterfallen und die Art, wie man sich diese Overalls zuknöpft, erinnert eher an Priestergewänder denn an praktische (und augenfreundliche) Erwägungen. Jedenfalls ist das Kostümdesign (von Sylvia Anderson herself) nett kurios und ein hübsches Zwischending zwischen Old-School-Star Trek und den gruseligen Widerwärtigkeiten, in die sich die Darsteller im ersten Star Trek-Kinofilm zu zwängen hatten (die Kleiderkammer der Mondbasis Alpha 1 liegt auch in diesem Mittelfeld, was nicht wundert, dieweil die Designerin identisch ist).

Bei den Trick- und Modelleffekten (die in dieser Folge sehr spärlich sind, Weltraumeffekte gibt´s z.B. rein gar keinen einzigen) kann der Anderson-Clan nicht verbergen, ein paar Jahre vorher noch Puppentrick gemacht zu haben, denn die entsprechenden Modelle wirken sehr nach übriggebliebenen Thunderbirds-Requisiten. Die Dinger wirken weder im einen oder anderen Sinn realistisch; d.h. es fehlt ihnen jegliche Illusion von „Größe“ im rein physischen Sinn und sie machen auch keinen besonderen praktikablen Eindruck. Überzeugendere UFOs bastelt jeder Achtjährige, dem man mal ein Perry-Rhodan-Heft in die Hand gedrückt hat, aus zwei Pfund Mehl, einer Tube Pattex und Papas Satz abgefahrener Winterreifen (ersatzweise greift er aber einfach, wie angedeutet, in seine Kiste mit abgelegten Babyspielsachen und holt den alten Brummkreisel raus. Maximal noch silbern lackieren, und dann ab an den Set damit). Der „Skydiver“ wirkt auch mehr nach einer wirren Pennälerfantasie als einem tatsächlich brauchbaren Multifunktions-Luft-/Seefahrzeug. Weder vom Design noch von ihrer Einarbeitung ins Spiel haben die Effekte von UFO etwas von der spielerischen Eleganz der Eagle aus Mondbasis Alpha 1.

Aber, wie gesagt, The Psychobombs ist keine effektlastige Episode und, wenn man den Inhalt der Story mal aufs wesentliche destilliert, noch nicht mal richtige Science-fiction (das Geschwurbel um die Urkräfte des Universums, mit denen unsere Übernommenen hier in Kontakt kommen, lassen wir einfach mal da, wo´s hingehört, nämlich auf dem Müllhaufen). Vielmehr handelt es sich um ein Szenario, das mit geringem Aufwand genauso gut als Kalter-Krieg-Agentenreißer oder, vielleicht etwas mehr ins absurd-surreale gehievt, bei den Avengers („Mit Schirm, Charme und Melone“) gut aufgehoben gewesen wäre. Unschuldige Leut´ zu hypnotisieren, damit sie schlimme Dinge tun, ist nun wahrlich keine besonders neue noch besonders dem SF-Genre verhaftete Idee – der „Kniff“, dass die bösen Hypnotiseure Außerirdische sind, tut für die Story an sich nichts zur Sache. Muss aber natürlich dem Sehvergnügen keinen Abbruch tun und tut´s auch nicht, solange man nicht ernsthaft über das Gebotene nachdenkt. Dann fallen einem natürlich schon ein paar Flaws ins Auge, z.B. wie genau die Aliens ihre „Opfer“ kontrollieren – die Folge reitet nämlich recht konsequent darauf herum, dass die Fremden die „Opfer“ noch mal gesondert „bestrahlen“ müssen (jedenfalls wird immer wieder das UFO mit seinem grünen Strahler und ein drödeldödeldrödel-Geräusch eingeblendet), damit die betreffenden Personen auch tatsächlich das tun, was sie sollen, während sie ansonsten „sie selbst“ sind. Das lässt aber die „Lösung“ der Geschichte außerordentlich dämlich da stehen – was genau soll Strakers Bluff bewirken? Und wenn das UFO tatsächlich während seiner Zeitschinderei zerstört wurde, wieso führte Linda dann ihren Auftrag doch noch aus? Es ergibt keinen Sinn, und immer weniger, je länger ich mir darüber den Brägen zermartere (Hier sei mir eine kleine Abschweifung erlaubt – UFO ist in der Tat eine ziemlich düstere Serie – ein klassisches Happy End hat diese Folge nicht, da Linda ja, wie alle anderen von den Außerirdischen übernommenen „unschuldigen“ Erdlinge, draufgeht und für UFO sind solche Downer nicht untypisch).

Ein weiteres ziemlich gigantisches Plothole betrifft das Ultimatum an sich. Als es überbracht wird, lässt Straker eine Sicherheitsüberprüfung veranlassen, weil die Aliens offenbar über detaillierte SHADO-Interna Kenntnis haben. Woher wissen die Aliens z.B., dass Lauritzen befohlen wurde, sich um die Sicherheit von Skydiver 3 zu sorgen, oder dass Foster dämlich genug sein wird, Linda in die streng geheime SHADO-Zentrale zu bringen? Diese cleveren Fremdlinge müssen den ein oder anderen Hellseher-Kursus belegt haben. Andererseits sind sie auch wieder ziemlich doof – da haben sie für eine kurze Weile Straker, ihren Intimfeind, in ihrer Gewalt. Als hypnosebefähigter Außerirdischer mit ein wenig Grips im Protoplasma käme ICH jetzt auf die Idee, Straker zu hypnotisieren – damit hätte sich nämlich alles andere mehr oder weniger erledigt, das wäre direkter Zugriff auf alle vitalen Informationen und Pläne von SHADO (überhaupt ist der ganze Alien-Plan sehr umständlich und auf Zufall aufgebaut. Was wäre eigentlich passiert, wenn Straker nicht die einsame Landstraße entlanggefahren wäre, damit Clark ihm vors Auto hüpfen kann? Hätten sie das Ultimatum dann per Postkarte geschickt? Und überhaupt, ich muss drauf rumreiten – ich hab meinen Erzfeind, meine Nemesis, in der Hand und bewußtlos vor mir liegen, und ich, als Invasor, schieb ihm ein Ultimatum in die Jackentasche? Mann, wenn´s auf die Leiche getackert gewesen wäre, das wäre wenigstens eindrucksvoll… kein Wunder, dass die E.T.s auch jede Woche wieder scheitern).

Von den Schwächen im Script (übel ist auch die „romantische Einlage“ zwischen Foster und Linda. Klar, man muss Linda irgendwie in die Zentrale bringen, sonst hat die Folge nie ein Ende, aber muss es denn auf eine Weise sein, die James T. Kirk augenrollend im Grab rotieren lässt?) – verbrochen hat die Story mit Tony Barwick ein alter Anderson-Weggefährte, der schon für Thunderbirds schrieb und später auch diverse Episonden von Die 2, The Protectors, Mondbasis Alpha 1 und Die Profis verantwortete – und den Schwächen im FX-Bereich abgesehen ist die Folge aber von Jeremy Summers, der hier seine einzige Regiearbeit für UFO vorlegt, sehr flüssig und flott inszeniert. Summers, der hauptsächlich fürs Fernsehen arbeitete, aber auch für Harry Alan Towers einen Fu-Man-Chu-Film drehte und den dem Vernehmen nach kuriosen Exploiter Das Haus der 1000 Freuden auf dem Kerbholz hat, hält das Tempo der Geschichte recht hoch und vermeidet vor allem die alte britische TV-Krankheit, Studioaufnahmen nach Studioaufnahmen aussehen zu lassen – d.h. Exteriors und Interiors nehmen sich vom „Aussehen“ nicht viel. Großartige handwerkliche Klimmzüge brauchen nicht erwartet zu werden – es ist ´ne 70er-TV-Serie, gelle? Da machte man noch keine Experimente im Fernsehen…

Das Production Design, besonders der SHADO-Zentrale, lässt schon ein wenig späteres Mondbasis Alpha-Flair aufkommen, die Kameraführung ist für Fernsehzeuch von anno tobak recht dynamisch, mit vielen Schwenks und Zooms.

Zu den Darstellern – ein großes Kriterium, ob man mit UFO was anfangen kann, ist sicher Ed Bishop als Straker. Der amerikanische Schauspieler, den Gerry Anderson mit dieser Serie – vergeblich – zum Star aufzubauen gedachte, ist nicht gerade der sympatische Strahlemann-Held. Sein Straker ist ein kalter, unzugänglicher Bursche, den man als Zuschauer nicht wirklich ins Herz schließt (dazu trägt schon die unnatürliche wasserstoffblondierte Frisur bei, übrigens natürlich nicht Bishops echter Haarschopf). Schwierig, sich mit dem Charakter und der zugegeben recht passenden, von sparsamer, harter Mimik geprägten Schauspielerei Bishops anzufreunden, aber ein bemerkenswerter Kontrast zu üblichen „Heldenfiguren“. In dieser Episode hat Bishop nicht viel Screentime, da sich der Löwenanteil der Folge doch um die drei Übernommenen dreht. Bishop war ansonsten übrigens u.a. in einer Mini-Rolle in 2001 sowie Robert Aldrichs Twilight´s Last Gleaming, außerdem gehörte er zum Voice-Cast von Star Treks animierter Ausgabe.

Paul Foster, je nach Folge entweder Strakers rechte-Hand-Mann oder Mondbasis-Chef (die Rollen mußten teilweise umverteilt werden, weil die Schließung des Studius, in dem UFO gedreht wurde und eine darauffolgende sechsmonatige Zwangspause, bis ein neues Studio gefunden war, dazu führte, dass viele Vertragsschauspieler kündigten, um sich anderen Aufgaben zuwenden zu können), wird von Michael Billington gespielt, der zu Roger-Moore-Zeiten immer wieder als möglicher neuer James Bond gehandelt wurde. Kann man nur sagen, ein Glück, dass der Kelch an uns vorüber ging, denn Billington (bedeutendste weitere Rolle in der legendären historischen Soap Die Onedin-Linie) kommt mir etwas zu blasiert-tuntig rüber (mag auch daran liegen, dass ihn DIESE Episode, an der ich ihn halt messe, nicht im allerbesten Licht zeichnet). Wanda Ventham (Virginia Lake, die Knallharte) begann u.a. im ein oder anderen Carry-on-Film, zierte hauptrollenderweise The Blood Beast Terror und gab in Hammers hier besprochenem Captain Kronos, Vampire Hunter die Obervampirin. Seit den 70er Jahren ist Ventham hauptsächlich im Fernsehen aktiv, hat aber gerade mit Asylum wieder einen Kino-Thriller abgedreht.

Die drei zentralen Gaststars sind David Collings, Mike Pratt und Deborah Grant. Collings (Dark Towers) und Pratt (Ekel, The Vault of Horror erledigen ihre Jobs routiniert, aber unauffällig. Die Wucht unter den Gaststars ist aber zweifellos Deborah Grant, die 1989 in Mad Mission 5 auftauchte (!) – nicht unbedingt von der schauspielerischen Seite her (wie alle „Übernommenen“ agiert sie, wenn unter außerirdischem Einfluß, so hölzern, dass normalerweise jeder auf der Straße die Männer mit den langärmeligen Jacken rufen würde, weil das nicht normal aussieht…),a ber von der Optik (vor allem in ihrem roten Minikleid zu Beginn, oh la la… ).

Mir lag DVD-technisch die Auflage von Falcon New Media vor, die nach meinem Dafürhalten mit der von KSM identisch sein müsste. Die Bildqualität ist für eine über 30 Jahre alte TV-Serie ziemlich gut gelungen, die Farben sind prächtig, Detail- und Kantenschärfe absolut zufriedenstellend, die Kompression hat nicht viel zu komprimieren – selbst die Explosionsszenen bleiben unverpixelt (schließlich ist so viel auf der Disc nicht drauf). 4:3-Vollbild, begreiflicherweise.

Leider featuered die Scheibe nur die deutsche Synchronisation (in Dolby Digital 2.0), die Sprachqualität ist gut, Soundeffekte gibt´s kaum, die Musik ist dezent im Hintergrund.

Als „Extras“ gibt´s insgesamt knapp 30 Minuten Ausschnitte aus den fünf anderen erschienenen UFO-Folgen (wieso man dann nicht lieber wenigstens zwei Folgen auf eine Disc gepackt hat, lässt sich nur mit der Geldgier der Publisher erklären).

Schlußwort: UFO ist sicher nicht die größte SF-TV-Serie aller Zeiten, von einem moralischen Standpunkt her Star Trek sicher unterlegen und in Punkto camp value nicht mit Mondbasis Alpha 1 in einer Liga, aber zumindest diese Folge sorgt für solides dreiviertelstündiges Entertainment, das man auch genießen kann, wenn man von der Serie sonst nichts kennt oder versteht – die Story funktioniert (in ihrem Rahmen) unabhängig vom Kontext der Serie. Bis auf die Effekte und die Kostüme nicht speziell trashig, aber nette Unterhaltung, die man meinetwegen auch mal wieder im Fernsehen bringen könnte.

(c) 2006 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 6


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments