Tycus – Tod aus dem All

 
  • Deutscher Titel: Tycus - Tod aus dem All
  • Original-Titel: Tycus
  • Alternative Titel: Tycus - It's a Global Killer! |
  • Regie: John Putch
  • Land: USA
  • Jahr: 2000
  • Darsteller:

    Peter Crawford (Dennis Hopper)
    Jake Lowe (Peter Onorati)
    Menkees (Todd Allen)
    Stan Alton (Chick Vennera)
    Commander Scott (Blake Clark)
    Barnett (Bert Remsen)
    Amy Lowe (Finola Hughes)
    Gandry (Ernest Harden jr.)
    Helen Crawford (Sandra Francis)
    Jamie Crawford (Sarah Dalton)
    Shyler (Art LaFleur)
    Munson (Marc Vahanian)


Vorwort

Wir haben es auf diesen Seiten ja schon oft genug festgestellt – wenn eine Multimillionendollar-Produktion es tatsächlich fertigbringt, neben seinen Produktionskosten auch noch einen handlichen Batzen Gewinn einzuspielen, sind die schnellen Imitatoren nicht weit, die versuchen, dem geneigten Publikum ihre Ramsch-Versionen des gerade erfolgversprechenden Themas unterzujubeln. Das ist ein Hollywood-Gesetz, das vielleicht noch vor dem steht, das sagt, „if it makes money, let´s make a sequel“ (wie sonst könnte man erklären, dass Martin Lawrence tatsächlich an Big Mammas House II arbeitet und ernsthaft über ein Sequel zu Kindergarten Daddy nachgedacht wird?).

Und so war es wenig überraschend, dass nach den kommerziellen Erfolgen von Armageddon und Deep Impact (wobei ersterer zwar absoluter Debilquark, aber wenigstens unterhaltsam war, wohingegen Deep Impact als eine der geist-, witz- und espritlosesten Materialverschwendungen der Hollywood-Geschichte in die Annalen eingehen wird – ich habe beide im Kino gesehen, und glaubt mir, Deep Impact war *wesentlich* schlimmer) auch die B-Film-Produzenten sich flugs daranmachten, ihre eigenen Visionen von grossen Brocken aus dem All, die uns auf den Kopf fallen, herunterzukurbeln – obgleich sich das Thema angesichts der nicht unerheblichen Aufwendungen für achtbare Spezialeffekte, und die braucht man in solchen Fällen, nicht unbedingt für Poverty-Row-Produktionen aufdrängt). Roger Corman graste das Terrain z.B. mit Falling Fire ab und auch der heute zu besprechende Tycus wird sicher nicht in den Verdacht geraten, in der selben Preisklasse wie eine Simpson/Bruckheimer-Krawall-Produktion zu spielen. Naja, vielleicht wird´s ja wenigstens luschtich…


Inhalt

Darf ich letztgenannte Hoffnung zurückziehen? „PHOENICIAN ENTERTAINMENT“ schlägt mir da sein Logo um die Ohren, als wär´s ein Qualitätssiegel, gegen das sich der MGM-Löwe wie ein Schnabeltier ausmacht. Phoenician ist, wie Ihr treuen Stammleser sicherlich wisst, das „rührige“ kleine Firmchen, das der Welt grandiose Werke wie StealthFighter, Storm Catcher, Jill Rips oder Critical Mass beschert hat – wir dürfen also, auch wenn Meister Jim Wynorski ausnahmsweise mal nicht in irgendeiner Funktion fungiert, von einem erhöhten Stock-Footage-Anteil ausgehen (abgesehen davon bürgen Namen wie Ashok Amritraj, einstmals Partner von Damian Lee und als solcher mitverantwortlich für Geistesblitze wie Abraxas oder National Lampoon´s Last Resort, und Andrew Stevens, der so ungefähr 3500 Erotikthriller mit seiner Präsenz aufwertete, ehe er in den Regie- und/oder Produzentensessel wechselte, nicht wirklich für Qualität, und wer das nicht glaubt, lese bei Battlefield_Earth nach). Nach der extrem einfallslosen Titelsequenz finden wir uns zu allgemeiner Überraschung laut einem Insert im Jahr 2029 irgendwo in der „Sierrä wieder, die anständig begrünt und irgendwie ganz okay aussieht (also nicht ganz wie nach einem zünftigen Weltuntergang zu erwarten). Eine Lehrerin (o.ä., vielleicht erzählt das Mädel auch nur gern mal Stories vom Pferd) hat ihre kindlichen Schäfchen um sich versammelt und berichtet von der guten alten Zeit, als es noch Autobahnen und Gebäude gab und ein Mann namens Peter Crawford ein kleines Staubkorn am Himmel entdeckte… „Was geschah damals?“ fragt ein neugieriges Balg und anstelle einer Antwort haut uns der Streifen gleich mal sein Ende um die Ohren (Kurzfilm? Wunschdenken!) – helle Heerscharen von handlichen Asteroiden schlagen auf der Erde ein und zertrümmern nicht nur das Gebäude von Capitol Records (!), sondern auch Brücken, Staudämme etc., Panik, Aufruhr, das übliche. The End (just kidding). Wem diese Effekte für die typische Phoenician-Entertainment-Produktion ein *bisserl* zu gut vorkommen (obwohl sie so richtig irre auch nicht grad sind), liegt natürlich richtig – hat jemand in letzter Zeit das TV-Movie Asteroid gesehen (läuft auch alle Nase lang bei Pro Sieben)?

Ein Insert informiert uns, dass wir uns nun, nach Abspulung dieser Katastrophe im Jahr 1993 befinden, wo Dennis Hopper, eh, Peter Crawford, ohne dass wir letzteres bereits wissen würden, in Begleitung zweier Kerle irgendwo in der Sierra eine rote Fahne in den Boden rammt (nein, ich glaube nicht, dass er das Gebiet für die sozialistische Revolution beansprucht). Nächster Zeitsprung, 1994 (ich habe den starken Verdacht, dass wir die dreissig Sekunden im Jahr 1993 nur deswegen absolviert haben, um uns ins Gedächtnis zu rufen, dass Phoenician sich budgetmässig für einen echten Star verausgabt hat, auch wenn der erst in´ner guten halben Stunde wieder auftreten wird), irgendeine Militär-Einrichtung. Jake und Stan bereiten sich seelisch darauf vor, zu Verrätern zu werden, wieso, weshalb, warum? Abwarten. Die beiden Soldaten schleichen sich jedenfalls in eine Militärlagerhalle, verstecken sich, zücken ihre Fotoapparate und werden so Zeuge, wie ein Nuklearsprengkopf seinen Besitzer wechselt – ein hochrangiges Armeetier drückt die Kiste mit dem Aufschrift „Projekt Archangel“ den beiden eben kennengelernten Hopper-Begleitern aufs Auge. Leider machen unsere beiden Fotografen ein wenig Lärm und werden ertappt, eine kleinere Keilerei schliesst sich an, an deren Ende Jake und Stan eindeutig den kürzeren ziehen – der General (oder was auch immer, kenn ich mich mit Rangabzeichen aus? Bin nicht Dante) verlangt ultimativ die Herausgabe des Filmmaterials, was Jake heldenmässig verweigert.

Wieder mal ein paar Jährchen später. Jake fristet sein Dasein als erfolgloser Reporter für ein National-Enquirer-mässiges Supermarktheftchen und trauert der Zeit hinterher, als er noch Titelstories hatte, satte vier Jahre sind seit der letzten vergangen (gibt uns auch ein wenig Gefühl für die verstrichene Zeit, als uns dieses Mal kein Insert über das Datum aufklärt) – mir scheint, Jake hat einen recht verständigen Chef, denn ich glaub nicht, dass man im realen „Journalistenleben“ bei einem solchen Heftchen so lange überlebt, ohne gelegentlich einen Knüller an Land zu ziehen. Aber auch der geduldigste Chefredakteur hat mal die Nase voll und zitiert Jake zu sich. Die Qualität seiner Arbeit lasse nach und Jakes halbherzige Verteidigungsversuche wischt der Herr Chef mit dem nicht von der Hand zu weisenden Einwand beiseite, dass sein Magazin das einzige gewesen sei, das Jake nach seiner „vorzeitigen Entlassung“ aus dem Armeedienst auch nur mit der Kneifzange angefasst habe. Jake lässt sich derlei Benehmen nicht gefallen und kündigt von sich aus. „Das lief gar nicht so schlecht,“ freut sich der Boss über das Ausstellungsgespräch.

Jakes Eheweib Amy, das vor der Ankunft ihres Göttergatten noch schnell ein Schreiben ihres Gynäkologen verschwinden lässt (ich frag mich, wo das nun wieder hinführen mag… nein, eigentlich frag ich mich das nicht), ist erstaunlicherweise ob seiner Kündigung hocherfreut, bedeutet dies doch, dass er nun hervorragend für ihren Onkel als Einkäufer arbeiten könnte, worauf Jake aber nun wieder gar keinen Bock hat. Die beiden liefern sich einen eher unmotivierten kleinen Ehestreit und sinken dann in die getrennten Matratzen, bis Jake des Nächtens telefonisch geweckt wird. Dran ist sein alter Kumpel Stan, den er für hinüber und verblichen glaubte (hm, meinte Jake, Stan wäre bei dem missglückten Auftritt 1994 draufgegangen?). Stan gibt sich kurz angebunden und äusserst kryptisch, drückt Jake lediglich ein paar Koordinaten aufs Auge und sagt ihm Bescheid, dass er demnächst von einem Fremden Besuch erhalten werde, mit dem er sich doch besser anfreunden solle.

Was macht uns Jake? Er geht umgehend zu seinem Ex-Chef und verlangt einen Vorschuss, da er einer ganz heissen Story dran sei, genauer gesagt, an der, die ihn vor Jahren seine vorzeitige Entlassung aus der Army verschafft habe (wie kommt er da drauf, dass da ein Zusammenhang besteht?) Cheffe lässt sich breitschlagen (Idiot!).

In Asien brechen derweil Vulkane aus und Erdspalten öffnen sich (das sieht wieder recht ansehnlich aus, was natürlich daran liegt, dass man sämtliche vulkanischen Aktivitäten produzentenseits aus Dante´s Peak entlehnte), was die Besorgnis zweier Knaben in einer Art Überwachungszentrale erregt, aber es ist ja kein Wunder, denn „Tycus kommt näher!“

Jake packt seine Sachen für seine Expedition ins Ungewisse, weil er sich Stan gegenüber moralisch verpflichtet fühlt: „Ich habe ihn einmal im Stich gelassen, ich werde es nicht noch mal tun!“ Amy reklamiert, dass Jake es wohl in Ordnung finde, sie im Stich zu lassen, aber ehe die Sache interfamiliär ausdiskutiert werden kann, steht plötzlich ein Man in Black vor der Tür, stellt sich quasi als der mysteriöse Fremde vor, drückt dem verblüfften Jake einen falschen Ausweis und einen Satz falscher Fingerabdrücke in die Hand und empfiehlt ihm, sich an den Nordtunnel zu halten (?) und sich im Entdeckungsfall als Mitglied der C-22-Einheit auszugeben (??). Dann verschwindet der Unbekannte wieder so plötzlich, wie er gekommen war. Jake stellt Amy gegenüber noch mal klar, tun zu müssen, was ein Mann eben tun muss. „Ich weiss,“ resigniert Amy und lässt ihren Gatten ziehen.

Der braucht nun ein Beförderungsmittel, um zu den obskuren Koordinaten, die irgendwo in der Sierra (hint) liegen, zu gelangen und bedient sich dafür eines abgetakelten, abgedrehten und irgendwie nicht mehr alle Steine auf der Schleuder habenden Ex-Kriegspiloten namens Commander Scott, der eine steinalte B-Irgendwas-Transportmaschine besitzt und für das geringe Entgelt von 285,40 Dollar bereit ist, Jake wohin auch immer zu kutschieren. Während Jake also mit dem antiken Hobel in die Pampa brettert (und die Flugszenen den Eindruck erwecken, aus dem Spielberg-Rührstück Always zu stammen, und wenn ich Phoenician richtig einschätze, täuscht dieser Eindruck nicht), drückt einer seiner Kollegen seinem Chef Jakes Goodwill-Story für die nächste Ausgabe in die Flosse: „Aliens raped my cat!“ Ein seriöser Journalist, wie er im Buche steht, zweifelsohne. Über den Zielkoordinaten, aber nicht sehr hoch, weil Scott das Radar unterfliegen muss (und die mächtige Radarstation erinnert mich irgendwie an die, die wir in dem dumpfbackigen Bond-Stück GoldenEye schon mal gesehen haben… Phoenician klaut nur bei den Besten!), hüpft Jake mit dem Fallschirm aus´m Flieger (und wem´s Spass macht, kann mal raten, ob Jake in der Maschine und nach Landung auf dem Boden identisch ist mit dem „Jake“, der dazwischen am Fallschirm hängt).

Dieweil rumpelt die Erde weiter rum und unsere beiden Techniker-Freunde in der Überwachungszentrale stellen entsetzt fest, dass Tycus auf dem Weg zu uns (und ich hoffe, ich verrate jetzt keine allzugrossen Geheimnisse, wenn ich sage, dass Tycus ein Komet ist) den zweiten Gang eingelegt hat und schneller in den nächsten Quadranten eingedrungen ist als vorherberechnet (wenn ich allerdings die graphische Darstellung auf den Computerdisplays betrachte, müsste Tycus in den nächsten zehn Sekunden auf der Erde einschlagen – massstabsgetreu ist was anderes).

Mit Hilfe seines gefälschten Dienstausweises verschafft sich Jake eine Mitfahrgelegenheit auf einem Truck der geheimen Geheimorganisation, die in der Sierra die ominös-finsteren Dinge anstellt, die Jake zu klären beabsichtigt, und die sich als AMTORG Mining Corporation tarnt, und hilft dem Fahrer sogar noch beim Verladen von Kisten mit dem grossen Aufdruck „Explosiv“. Leider kann er sich nicht zum Nordtunnel kutschieren lassen, da man dort ein System testet und den Tunnel gesperrt hat, so landet Jake in einem Lager. Beim Entladen des Lasters knallt eine der Explosiva-Kisten auf den Boden, doch statt des von Jake erwarteten ohrenbetäubenden Knalls und der CGI-Explosion kullern nur ein paar alte Schwarten aus der Kiste: „Shakespeares Sonette“ und andere klassische Schmöker (wahrhaft explosiver Lesestoff). Jake latscht neugierig durch die Lagerhalle, kuckt in diese und jene Kiste und erregt durch sein enorm unauffälliges Verhalten das Aufsehen des Sicherheitschefs Barnett, der ihn gleich mal von seinen Securityheinzen festnehmen lässt und sich durch die gefälschen Papiere nicht täuschen lässt, Jake mit richtigem Namen anredet (wozu dann der ganze Terz mit der fake ID, wenn die eh nix taugt?), seine Kamera und GPS-Gerät konfisziert und ihm insgesamt zu verstehen gibt, heftigst unerwünscht zu sein.

Ein Securityheinz wird beauftragt, Jake per Laster weit weg zu schaffen, aber während der Fahrt überwältigt Jake seinen Bewacher (und Fahrer, weswegen ich jedem Sicherheitschef von Rang empfehlen würde, einen „Gefangenen“ mindestens von zwei Leuten abtransportieren zu lassen), schmeisst ihn aus dem Laster, hält an und poliert ihm zusätzlich noch die Visage (ein echt sympathisches Kerlchen, unser Held).

Im Nordwest-Pazifikraum explodieren weitere Vulkane (Dante´s Peak re-revisited) und Tycus erreicht Quadrant 1! Unsere Tycus-überwachenden Freunde sind froh, dass ihre Familien bereits „hier unten“ sind, denn oben wird wohl demnächst eine hübsche Panik ausbrechen.

Jake hat sich der (natürlich passenden) Uniform seines Opfers bemächtigt und fährt mit dem gekaperten Laster zum Nordeingang, wo er sich mit Hinweis auf seine Zugehörigkeit zur C-22-Einheit auch respektvollen Einlass verschafft. Drin staunt Jake ob der gigantischen unterirdischen Anlage (die so toll aber nun auch nicht aussieht, weil man sie schlecht aus einem grossbudgetierten Film klauen konnte, muss ja die eigene Besetzung drin rumlaufen) Bauklötze.

Ja, und Dennis Hopper spielt tatsächlich auch noch mit – er, will meinen, Peter Crawford, wird von seiner rechten Hand, Menkees, bedrängt, doch nun endlich seine eigene Familie zu holen, da´s ansonsten ein wenig knapp von der Zeit wird. Crawford lehnt ab: „Sie sollen so lange wie möglich ein normales Leben führen“.

Kommen wir nun zur ersten Szene, die uns, nach Intention des Scripts, wohl nahebringen soll, dass Jake ein „average guy“ ist, der in einer Situation, der er schlicht nicht gewachsen ist, aus den sich ihm bietenden Fakten die falschen Schlüsse zieht, im Endeffekt aber nur bewirken, dass wir Jake für einen rechthaberischen, egoistischen, unsympathischen idiotischen Volldeppen halten. Nachdem er sich nämlich in einen restricted-Bereich geschlichen hat, stösst er auf ein heulendes Frauenzimmer, das hinter einer Gittertür vor sich hin flennt. Anstatt aber mal zu kucken, warum das Frauchen denn weint – schlicht und ergreifend nämlich deswegen, weil sie einen Tränendrüsendrücker-Roman mit dem Titel „The Crying Woman“, har-har – liest, kombiniert unser praller Held sofort, dass das Mädel eine Gefangene ist und von ihm sofort und umgehend befreit werden muss, was er der Guten auch ankündigt. Die allerdings krakeelt angesichts des Möchtegern-Jailbreakers lautstark nach einer Wache… tja, Jake, erst denken, dann vielleicht fragen, dann Heldenendorphine einkicken lassen… Jake muss sich kurz mit einem asiatischen Kung-fu-Fuchtler auseinandersetzen, legt ihn dann aber mit dem ältesten Trick der Welt (Ihr kennt ihn alle) aufs Kreuz.

Anderswo im Komplex gibt´s tatsächlich einen Gefangenen, einen Kerl namens Munson, dem Crawford gerade verklickert, dass er seine verräterischen Umtriebe nicht dulden könne und er sich gezwungen sähe, zu seinem tiefsten Bedauern natürlich, ihn per Giftspritze exekutieren zu lassen. „Du hättest überleben können,“ seufzt Crawford, aber wer nicht will, der hat bekanntlich schon. Munson findet das ganze verständlicherweise nicht so lustig, entwindet dem ausführenden Medizinmann die Todesspritze, allerdings nur, um sie sich umgehend persönlich ins Kinn zu rammen und an Ort und Stelle zu verscheiden (hätt´ er nu auch den Doc erledigen lassen können, wenn Ihr mich fragt, oder ist Selbstmord doch stilvoller?). Crawford wünscht sich von Menkees, das der doch bitte die restlichen Verräter auch dingfest macht. Jake beobachtet die ganze Angelegenheit und verschafft sich anschliessend per fake fingerprint Einlass in eine noch unzugänglichere Abteilung und versteckt sich hinter ein paar Kisten. Da wird er Zeuge, wie sich zwei Wächter, einer davon Grundy mit Namen, und Menkees treffen und – tadaa – die drei sind von der Verräter-Fraktion und debattieren kurz ihr weiteres Vorgehen, nachdem Menkees seine eigene Familie anruft. Menkees versichert sich und seinen Kumpels, sich um Crawford „zu kümmern“. Kaum sind die Jungs weg, bemächtigt sich Jake des von Menkees zurückgelassenen Telefons und ruft zuhause an (clevere Idee? Theoretisch würde ich sagen nö, aber der Film kommt drauf nicht zurück – wäre doch später, um vorzugreifen, ein prima Druckmittel gegen Jake, wenn man wüsste, wo seine Frau wohnt), und Amy erzählt ihrem Männe flugs, dass sie schwanger ist( (ich weiss nicht recht, ob das ein absolut chefmässiger Zeitpunkt für diese Offenbarung ist), versichert ihm aber auch, dass er deswegen nicht zurückkommen müsse (?), erst solle er erledigen, was er zu erledigen habe, im übrigen habe sie aber Muffensausen, weil die Erde weiterhin rumspinnt und der Himmel rot glüht (sollten nicht spätestens jetzt ein paar findige Astronomen entdecken, dass da was im Anmarsch ist?), aber da ist Jake schon nicht mehr dran, weil er wegen des zurückkehrenden Grundy stiften gehen muss.

Unsere Freunde in der Radarzentrale überkommt das kalte Grausen, da Tycus eine satte Woche vor dem Zeitplan an die Türe klopft. „Richte dich schon mal drauf ein, dreissig Jahre hier unten zu leben,“ knurrt der eine, ehe er sich verabschiedet, um eine Hauptrolle in der Operation „Letzter Tanz“ zu übernehmen – und der „letzte Tanz“ ist eine wunderschöne Rakete und angesichts des 94er-Vorspiels können wir uns ja ausmalen, dass da ein Atomsprengkopf drinsteckt (und die Abschussrampe plus Technik sieht ungefähr so aus, als hätte ein Achtjähriger sie aus einem alten Pappkarton und Elektronikschrott aus dem Jahr 1829 gebastelt). Zu den grösseren Rätseln des Scripts gehört, dass die P.A. etwas von einem 72-Stunden-Countdown faselt, aber der erste Blick auf die Countdown-Uhr gerade noch 21 Stunden und 46 Minuten faselt (und wie sich gleich herausstellen wird, ist die Sache noch viel mehr eine Frage von Minuten und Sekunden – lazy scriptwriting nenn ich das). Jake späht in die Anlage und kommt natürlich sofort zu dem Schluss, dass hier nur ein Fall von unmenschlicher Schurkerei vorliegen kann und klaut (ohne von irgendwelchen Sicherheitsmassnahmen beeinträchtigt zu werden) umgehend den Abschuss-Schlüssel. Und den will er freudestrahlend Grundy in die Hände drücken – der ist allerdings erheblich weniger begeistert als Jake sich das gedacht hat und will ihm den Schlüssel entreissen. Jake flüchtet mit einem „Ich bin auf ihrer Seite!“ (dumm nur, dass er eigentlich nicht wissen kann, auf welcher Seite Grundy denn nun steht bzw. was Menkees und Co. vorhaben – was für ein Arschloch). Als Menkees dies berichtet wird, beschwert der sich umgehend bei Crawford: „Wenn ich mehr Leute hätte, wär das nicht passiert!“ (Wo er Recht hat…). Ausserdem kann Menkees bei absoluter Gewissensreinheit feststellen, dass der Schlüsseldieb ganz bestimmt keiner von den Verrätern ist. Crawford ist das für den Moment wurscht, denn die Rakete muss hoch – das Startfenster ist nur noch wenige Minuten offen (also ist der ganze Countdown wohl ziemlich für die Füsse). Da platzt auf einmal Stan herein (ja, den gibt´s ooch noch) und glaubt, behilflich sein zu können, schliesslich kenne er den Typen. Jake wird indes beschossen, ballert zurück und erschiesst ein paar der Wachleute (was´n Held), wird aber schlussendlich in die Enge getrieben – Sackgasse, hinter ihm nur ein Fenster, darunter ein Wasserabfluss o.ä. Jake droht, den Schlüssel in die Fluten zu werfen. Stan gelingt es, Jake zum Einlenken zu bewegen: „Hab ich dich jemals enttäuscht?“. Das sitzt. Jake händigt den Schlüssel aus und wird arrestiert, während Crawford und seine Leute in buchstäblich LETZTER SEKUNDE TM ihre Atomrakete starten. Jetzt heisst es neuneinhalb Stunden warten und Jake solle man Crawford nun besser aus den Augen schaffen. Stan erbittet sich aus, mit seinem alten Buddy reden zu dürfen, so dass man unserem grossen Hero nun endlich erklären kann, was wir praktisch seit den Opening Titles wissen… Tycus, der Komet, sei auf Kollisonskurs, aber nicht mit der Erde (immerhin ein halber Originalitätspunkt), sondern mit dem Mond. Der werde nun den Zusammenstoss nicht überleben und das wiederum hätte fatale Konsequenzen für unseren blauen Planeten. Crawford habe Tycus schon vor zehn Jahren entdeckt und vorausberechnet, was passiert und selbiges auch veröffentlicht, sei aber nicht ernst genommen worden. Daher habe er diesen Komplex bauen lassen und seinen Zwei-Phasen-Plan eingeläutet. Erstens Versuch, Tycus mit der Atomrakete aufzuhalten und wenn das nicht klappt, ist da die unterirdische Anlage als „Arche Noah“ für einen Neuanfang nach der Katastrophe. „Ihr seid beide wahnsinnig,“ befindet Jake sachkundig, obwohl sich für meinen Geschmack Crawfords Plan recht vernünftig anhört, „das muss Milliarden gekostet haben.“ Hat´s auch, aber Crawford war clever und hat Politiker und ähnliches Gesocks aus seinem Plan rausgehalten, sondern nur einflussreiche Superreiche eingeweiht und angezapft, die auch mal ein Geheimnis für sich behalten können (die Trumps z.B. scheiden da schon mal aus – vielleicht sind die Aldis dabei). Aus alter Verbundenheit habe Stan Ollie, äh, Jake einbestellt, damit der auch überleben könne (dafür, dass Jake Stan seinerzeit sichtlich hat hängen lassen, kann ich Stan nicht so ganz verstehen). Jake nölt, dass er Frau und demnächst Kind habe, aber da kann Stan nicht helfen – die Ressourcen sind knapp kalkuliert, für zusätzliche Mäuler ist leider kein Platz da.

Neun Stunden später erreicht die Atomrakete (übrigens allerliebst in kompletter Form einschliesslich lieblich feuernder Triebwerke, fast so wie in den alten Flash-Gordon-Serials) Tycus und aus unerfindlichen Gründen wird Jake angeschleppt, um sich das Schauspiel mit ansehen zu dürfen, er dankt es, in dem er sich wieder mal ziemlich arschmässig aufführt und auf Stan rumhackt. Die Bombe detoniert (mittelprächtige eigene Effekte des Films), Tycus zeigt sich aber ausgesprochen unbeeindruckt und zieht weiter auf seiner tödlichen Bahn. In neuneinhalb Stunden (der Film hat´s mit neuneinhalb Stunden… und ich frage mich jetzt zum fünften Mal, was nun der 72-Stunden-Countdown zu bedeuten hatte???) wird Tycus aus dem Mond Kleinholz machen und der Weltuntergang seinen Lauf nehmen. Crawford befindet, dass es nun an der Zeit wäre, sein Weib und Kind holen zu lassen und bei der Gelegenheit könne man Jake gleich mal vor die Tür setzen (entgegen Stans Protesten – der Typ ist doof, sollte sich ihm doch mittlerweile auch schon vorgestellt haben, dass Jake undankbar, ein Vollidiot und ganz bestimmt kein Verlust für die zukünftige Menschheit ist). Mit dem Lift fahren Crawford, ein Wachmann, Jake und der sich reindrängelnde Stan nach oben – Jake macht Crawford die zu erwartenden „sie spielen sich als Herr über Leben und Tod“-Vorwürfe, wonach nur von ihm Auserwählte überleben dürften. Crawford geht nicht weiter drauf ein, wünscht Jake nur alles Gute, „aber ich kann sie nicht hierbehalten“ (würde ich auch nicht wollen) und verabschiedet sich in seine Privatetage. Der Rest gondelt weiter zur Oberfläche (und die Liftkabine an der Oberfläche ist wirklich herzig, sieht aus, als hätte jemand ein etwas grösseres Dixiklo irgendwo in die Pampa gestellt). Jake überwältigt den Wachmann, bemächtigt sich seiner Waffe und will ihn oben zwecks Sterben beim Weltuntergang liegen lassen – Stan ist entsetzt: „Er heisst William. Er ist ein Freund!“ Jake zerrt den Niedergeschlagenen also wieder in den Lift und verlangt von ihm den Zugangscode für Crawfords Privatsuite, unter der Androhung, ihm widrigenfalls den Schädel wegzupusten (ich erwähnte es, er ist ein richtiges Herzchen, unser Jake).

Mittlerweile ist auch den restlichen Astronomen auf der Welt, die bislang ihre Teleskope wohl konsequent in die falsche Richtung gedreht hatten, aufgegangen, dass da ein böser Komet im Anmarsch ist und die TV-Nachrichten verkünden die üblichen „keine-Panik“-Routinen… es gäbe allerdings Gerüchte über einen unterirdischen Bunker. Die dringen selbst dorthin vor, worauf man aber vorbereitet ist – die Operation „öffentliches Interesse“ läuft an und die besteht darin, dass sämtliche überirdischen Aktivitäten eingestellt werden und sich alle Mann und Frau in den Komplex zurückziehen. Jetzt wird´s Zeit für die Verräter, ihre Aktionen durchzuführen, sollen die noch irgendeine Aussicht auf Erfolg haben (wenn man überhaupt mal wüsste, was die wollen). Menkees schlägt sich in Crawfords Gemächer durch und erschiesst unterwegs vier Wachleute, die sich ihm in den Weg stellen (wobei man allerdings meinen sollte, Menkees hätte als Crawfords rechte Hand eh Zutritt). In Crawfords Büro hat sich schon Jake unterm Tisch versteckt und wird so aus erster Hand Zeuge, wie Menkees Crawford mit der Waffe bedroht, was letzteren schon ein wenig verblüfft. Was will Menkees nun? Seine Familie, das will er (manch einer wär froh, wenn er die seine los wäre…). „Sie dürfen ihre Frau und ihren ältesten Sohn mitnehmen, was wollen sie noch?“ fragt Crawford sich und den Typen mit der Knarre. „Mein anderes Kind,“ knurrt Menkees. Tja, in Crawfords Komplex ist nämlich Gesetz, das jeder zwei Verwandte mitnehmen darf, und keinen mehr, womit sich Menkees aber nicht abfinden will. Crawford weist darauf hin, dass die ganze Planung ein Nullsummenspiel sei, es gibt keinen Spielraum für mehr Leute. „Wie´s der Zufall so will, hat´s auf meinem Weg zu ihnen vier Todesfälle gegeben,“ grinst Menkees (das macht ihn auch nicht gerade zu einem Obersympathikus), d.h. ein paar Plätze für seine Zusatzwünsche und die von Grundy wären also freigeworden. Crawford versucht Menkees mit vernünftigen Argumenten zu kommen, beisst aber auf Granit. Menkees verlangt Crawfords Jet und die Zugangscodes zur Anlage, damit er nach der Familienabholung auch wieder rein kann. „Fahr zur Hölle,“ empfiehlt Crawford und nun wird Menkees sauer und will den alten Herrn erschiessen. Jetzt greift Jake ein (aus unerfindlichen Gründen jetzt auf Crawfords Seite??) und killt Grundy und Menkees (nachdem er zuvor einmal mehr bewiesen hat, dass ein Holz-Schreibtisch hervorragend geeignet ist, um damit Kugeln abzufangen). Crawford erweist sich als dankbar für die Lebensrettung und begrüsst Jake in seinem Team. Da sich ersichtlich bislang noch niemand daran gemacht hat, seine Familie abzuholen, beschliesst Crawford, das selbst in die Hand zu nehmen. Jake begehrt Mitnahme, um sein eigenes Weib zu holen und Crawford willigt zur Überraschung seiner ob der Schiesserei herbeigeeilten Getreuen ein. Stan drängt sich als zusätzliche Begleitung auf, weil er es Jake schulde (???).

Die TV-Nachrichten verkünden die ersten Evakuierungsmassnahmen, Crawford, Jake & Co. düsen mit Crawfords Learjet gen Kalifornien. Jake versucht vergeblich, Amy telefonisch zu erreichen und verwickelt statt dessen Crawford in eine philosophische Diskussion, die wieder mal darauf herumreitet, wie Crawford es sich anmassen könne, zu entscheiden, wer überleben darf und wer draufgehen muss. Crawford weist darauf hin, dass er bereits vor zehn Jahren alle Daten zur Verfügung gestellt habe, damit die verantwortlichen Autoritäten die notwendigen Gegenmassnahmen ergreifen konnten, aber da sich niemand zuständig fühlte, habe er die Sache halt selbst in die Hand nehmen müssen. „Sie spielen Gott,“ ereifert sich Jake, der offensichtlich immer noch nicht kapiert hat, was Sache ist – es geht nun mal um´s Überleben der Menschheit, und da man schlecht alle zig Milliarden Peoples auf dieser Welt retten kann, müssen halt die meisten ins Gras beissen. Kann man nicht ändern und Crawford versichert auch, durch alle moralischen Bedenken, die Jake plagen, schon vor Jahren gegangen zu sein (und bei all dem staunen wir immer wieder gern über eine hübsche Reflektion des Boom-Mikrofons in einer Chromstange des Learjet-Interieurs). Im übrigen „tragen sie nun auch die Mitverantwortung für die Zukunft der Menschheit“, setzt Crawford Jake ins Bild (herzlichen Dank, auf diese Menschheit verzichte ich). „Und was ist, wenn es einfach bestimmt ist, dass jetzt alles zu Ende ist?“ fragt Jake die Welt im allgemeinen. Und ich antworte ihm: Wenn du der Meinung bist, dann bleib halt einfach beim grossen Knall draussen und verreck, du Depp.

Crawford möchte den Jet in LAX landen lassen, doch die Airports sind dicht (dito die Highways). Jake erinnert sich an Commander Scotts Landebahn und dirigiert die Party dorthin. Scott ist auch gern bereit, den plötzlichen Gästen seine diversen Autos auszuleihen: „Lasst euch Zeit, die Welt geht eh unter.“ Jake schnappt sich einen Truck, Crawford einen alten Chevy. In 90 Minuten solle der Pilot einfach zurückfliegen, falls bis dahin nicht alle zurück sind, Stan soll auf das Flugzeug aufpassen. Die allgemeine Panik in den Strassen gestaltet sich für meine Begriffe recht aufgeräumt, aber Jake schafft es trotzdem beinahe, ein kleine Mädchen, das mitten auf der Strasse steht, zu überfahren. Hilfsbereit springt der Held aus dem Truck, um das Girl zu beruhigen, bekommt aber umgehend Prügel von der Mama des Kinds. Und der Papa ist auch schon zur Stelle, mit der Knarre in der Hand – das ganze war nur ein äusserst kranker Trick, um an ein Transportmittel zu kommen… die Family fährt von hinnen und Jake geht zukünftig zu Fuss (schon ein sehr gewagtes Manöver… was, wenn Jake nicht rechtzeitig gebremst hätte? Naja, angesichts des anstehenden Weltuntergangs wäre das vermutlich auch schon wurscht). Auf seinem Fussmarsch zu seiner Hütte lernt Jake, wie unterschiedlich die unterschiedlichen Menschen auf die Katastrophe reagieren – die einen stehen da und beten das Vater Unser, die anderen feiern eine potlastige Weltuntergangsparty (und haben auf ihr Transparent ungelogen „F..k the Comet!“ gepinselt… die wollten wohl sicher gehen, dass ihre Pot-Party PG bleibt… [trotz dieser kuriosen Selbstzensur kassierte Tycus ein „R“]). Schlussendlich kommt Jake zu Hause an, findet Amy heulend vor der Glotze, packt sie in seine in der Garage geparkte Schleuder und fährt zurück zu Scotts Airfield. Böse Überraschung für ihn und auch Crawford, der mit Anhang gleichzeitig eintrifft – der Jet ist weg und Stan tödlich angeschossen – der Pilot hielt sich nämlich an die 90-Minuten-Regel und schoss Stan über´n Haufen, als der versuchte, ihn aufzuhalten. Melodramatisch kann Stan in Jakes Armen seinen Odem aushauchen und ihm das Versprechen abringen, sein Buch (er wollte nämlich den Weltuntergang dokumentieren) für ihn zu beenden. Sniff. Good-bye, Stan, quite frankly I won´t miss you.

Aber zum Glück gibt´s ja noch Scott und seinen alten Bomber. Schnell ist der in der Luft, hat aber bald ein Problem, wie Scott mittels eines „ooops“ kundtut, nämlich a) eine kaputte Ölleitung und b) ein nicht ausfahrbares Fahrwerk. Scott kann aber natürlich auch ohne Fahrwerk sicher landen. Die Einladung, Jake und die anderen in den Bunker zu begleiten, schlägt der alte Soldat aber mit einem tapferen Salut aus. Jake ist es salami. Ungefähr gleichzeitig kabummt Tycus unseren guten alten Mond und sprengt ihn in zigtausende Fragmente, die sich rudelweise in die Atmosphäre stürzen (und nebenbei eine Raumstation vernichten). Mit ihrem an der Landebahn geparkten Auto fahren Jake und die seinen gen Bunker – mittlerweile hat sich rumgesprochen, wo der ist, denn sie passieren dutzende Menschen, die dorthin pilgern und verzweifelt bitten, doch sie, wenigstens ihre Frauen oder Kinder mitzunehmen. Mit versteinerter Miene und in sichtlichem Unwohlsein fahren unsere Helden an den Todgeweihten vorbei und erreichen schliesslich das Dixiklo, äh, die Oberflächen-Liftstation, die auch von vielleicht zwanzig Leuten belagert wird. Crawford aktiviert den Lift per Fernsteuerung und die fünf Freunde müssen ein wahres Spiessrutenlaufen absolvieren (allerdings bleiben die dort wartenden Leuten erstaunlich friedlich und versuchen nicht mal, den Lift zu stürmen? Seltsam!) Am Lift verkündet Jake seinen überraschenden Entschluss, nicht mit runterfahren zu wollen: „Ich kann es nicht!“ Crawford ist verblüfft und Amy hält ihren Ehemann für vollständig geisteskrank (und hat damit vermutlich recht). „Lass mich nicht allein,“ fleht sie und Crawford tritt sogar noch einmal aus dem Lift, um Jake zu überzeugen. Der lässt sich letztlich breitschlagen und steigt ein. Als Crawford auch wieder in den Lift steigen will, wird er allerdings von den plötzlich aktiv werdenden Leuten vor dem Lift gegrabscht, die jetzt endlich auch auf die Idee kommen, sich per Aufzug in Sicherheit bringen zu lassen. Die Lifttüren schliessen sich, Jake versucht, Crawford der zu 95 % draussen hängt, noch hineinzuziehen, doch der insistiert schliesslich zum Entsetzen von Frau und Kind, das es gut so seie. Jake, Amy und die Crawford-Frauen fahren gen Sicherheit abwärts, indes die Mondfragmente Unheil anrichten…

Sprich, wir fiedeln noch mal die ganzen Asteroid-Effekte vom Anfang ein und noch ein paar zusätzliche Klauszenen, in denen z.B. das Chrysler-Building, Big Ben und der Eiffelturm vernichtet werden…

Damit schalten wir wieder zurück ins Jahr 2029, wo Miss Lowe (soll wohl Jakes Tochter sein) einer anderen Gruppe Menschen von „damals“ berichtet, als es noch Autobahnen und Gebäude gab und ein Mann namens Peter Crawford ein Staubkorn im All entdeckte…

Uff, ich hatte ja nicht damit gerechnet, dass Tycus gut sein könnte, aber das es eine solche Supertrashgurke wird, das hat mich dann doch ein wenig verblüfft. Tycus ist ein schönes Beispiel für einen Film, in dem so ziemlich alles, was man vergurken kann, von den Produzenten und sonstigen massgeblich Beteiligten konsequent vergurkt wurde.

Fangen wir mit dem wenigen an, was ich an Nettigkeiten über Tycus sagen kann: Die Entscheidung, den Film weniger als ein Action-Feuerwerk wie Armageddon (was beim Budget sicher auch mit noch mehr Klauszenen nicht realisierbar gewesen wäre) anzulegen als vielmehr als Drama um Moral und ethische Fragen wie Deep Impact, war sicher die richtige – und ich würde nun auch nicht behaupten, dass das Mimi-Leder-Ultralangweiler-Stück die moralischen Dilemma-Fragen, „wie entscheidet man, wer eine globale Katastrophe überleben darf“ überzeugender gelöst hat als Tycus. Im Endeffekt möchte ich dem Charakter von Peter Crawford beipflichten – letztendlich kann man es in einer solchen Situation niemandem recht machen und ob es nun fairer ist, ein Zufallsprinzip walten zu lassen, oder doch eine wie auch immer geartete Selektion durchzuführen, ändert nichts daran, dass es demjenigen, der letztlich draussen vor der Tür steht, ziemlich gleich sein kann, wie die Entscheidung zustande kam. Dass irgendjemand sie treffen muss, steht ausser Frage, anarchische Verhältnisse würden nur dazu führen, dass die Überlebenschancen für alle gravierend sinken würden.

Das zweite Positivum ist Dennis Hopper, dem man nicht anmerkt, dass sich vermutlich (das will ich ihm zumindest geraten haben) absolut darüber im klaren war, dass er in einem Gurkenfilm mitspielt – er erreicht nicht ganz das couragierte Spiel eine Malcolm McDowell in Dark_Ocean, aber er absolviert den Film auch nicht in einem Schlafwandel-Modus, er zeigt Einsatz und passt darüber hinaus auch gut zur Rolle. Viel Gage kann Hopper für den Streifen nicht gekriegt haben (schade genug, dass sich ein Mime dieses Kalibers in solchen Produktionen verdingen muss), aber sein Geld hat er sich jedenfalls verdient.

Damit sind die positiven Aspekte auch schon abgehandelt, der Rest ist pure Häme 🙂

Das Drehbuch? Ohgottohgottohgott. Das Script zieht wirklich alle Register der Kunst, um seinen Heldencharakter über die komplette Laufzeit als widerlichen Miesepeter zu zeichnen, dem man wirklich wünscht, dass er beim Weltuntergang einen Platz erste Reihe mitte bekommt. Es ist noch nicht mal die alleinige Schuld des Charakters, dass er so unsympathisch-arschmässig rüberkommt, es ist auch ein Fehler der Struktur des Films. Dadurch, dass wir als Zuschauer von Anfang an wissen, was Sache ist, fehlt uns jedes Verständnis für das „Geheimnis“, dem Jake auf die Spur zu kommen glaubt und daher auch jegliches Verständnis für seine Reaktionen, bestes Beispiel, die Szene, in der Jake die Atomrakete entdeckt und den Schlüssel klaut. Würden wir bis dato nicht wissen, was Crawford vor hat, könnten wir Jakes Reaktion nachvollziehen und würden ihm vielleicht sogar die Daumen drücken (vielleicht, wenn Jake nicht auch sonst, z.B. im Umgang mit seiner Frau oder seinem Job, als selbstmitleidiger, egozentrischer Vollzeitdömel geschildert würde). Dazu kommt, dass Jake ein äusserst ungeeignetes Medium ist, um die – sicherlich nicht unberechtigten – moralischen Bedenken zu vermitteln: der Typ besitzt die Chuzpe, Crawford zu beschimpfen, sich Entscheidungen über Leben und Tod anzumassen, hat aber selbst keine Skrupel, diverse Leute umzubringen, den von ihm überwältigten Wachmann zum Sterben an der Oberfläche zurückzulassen und alles zu tun, um sicherzustellen, dass seine eigene Frau gerettet wird – schon mal was von Doppelmoral gehört?

Stan bleibt mir ein Rätsel… zu den Verrätern selbst scheint er nicht gehört zu haben, aber dafür, dass er „nur“ versucht, seinen alten Kumpel in die „Arche“ zu lotsen, ist er schon ziemlich „ressourceful“ – er kann Ausweise und Fingerabdrücke fälschen lassen und die über einen Komplizen Jake zuspielen. Der ganze Charakter ist schlecht geschrieben und wird von Chick Vennera auch extrem nervig gespielt (ob der mal als comic relief geplant war?)

Crawford fährt charaktertechnisch eigentlich recht gut, grösstenteils sind seine Handlungen nachvollziehbar, einziges Manko (und vielleicht die Berechtigung dafür, dass man ihn am Ende umbringt) ist, dass er Munson, den Verräter, hinrichten lassen will. Ich kann zwar verstehen, dass Crawford seine knappen Ressourcen nicht an einen Verräter verschwenden will, aber hätte er Munson einfach festgehalten und kurz vor Ultimo per Lift vor die Tür gesetzt, wäre das doch auf´s selbe rausgekommen und er hätte nicht so direkt „Blut an den Händen“ kleben – andererseits, tot ist tot.

Nächster Punkt sind die zahllosen wissenschaftlichen und faktischen Fehler – da steht die Abschusskontrolle für eine Atomrakete im selben Raum, vielleicht 50 Meter weg, von der startenden Rakete – habt Ihr mal in letzter Zeit nen Raketenstart in der Glotze gesehen? Die Feuerstürme, die eine startende Rakete auslöst? Der jenige, der das Pech hat, an dieser Abschlusskontrolle zu stehen, dürfte in einem normalen Universum mit Schaufel und Besen weggefegt werden. Der Komet beschleunigt? Wie macht er das bitteschön im freien Raum? (Und überhaupt, die Geschwindigkeit, mit der Tycus sich über die Anzeigen bewegt, das muss nahe Lichtgeschwindigkeit sein…). Kein Mensch hat in zehn Jahren einen sich nähernden Kometen bemerkt ausser Peter Crawford? Ich bitte Euch… genau so hat wohl keiner bemerkt, dass eine Atomrakete abgefeuert wurde und im All detonierte (okay, das Script lässt eine TV-Sprecherin verkünden, dass ein „Raketenstart weder bestätigt noch dementiert“ wurde, aber ich möchte meinen, die Regierungen Amilands, Russlands und Chinas würden sich schon für solche Vorfälle etwas mehr interessieren… und so´ne Flugbahn lässt sich doch zurückverfolgen, oder schlafen die alle in ihren Radarstationen?).

Auch interessant: wie kommt Crawford eigentlich an seine Atombombe? Kann man die bei der US-Army auf Kreditkarte bestellen? Oder hängt die Armee in Crawfords Plan mit drin (aber dann sollte man doch meinen, dass die Pentagon-Truppe eigene Pläne für den Fall des Falles hegt)? Oder hat Crawford nur Rumsfeld versprochen, sie im Iran zu zünden? (Geben wir ihn mal den benefit of doubt, dass er tatsächlich kapable Techniker anheuern konnte, die die Rakete bauen konnten, Zeit genug hatte er ja).

Boy, ist das alles doof. Vielleicht wundert einen die ganze Idiotie des Scripts nicht, wenn man erfährt, dass die Drehbuchautoren, die Goetz-Brüder, zum Zeitpunkt des Drehs 21 bzw. 18 Jahre alt und Filmschüler waren (und die schaffen es tatsächlich, das Ding zu verkaufen??? Und ich krieg meine psychologisch ausgefeilten Scripte nicht los… die Welt ist ungerecht). Ich hab gar nicht alle Schwachmatigkeiten aufgezählt, die das Drehbuch „auszeichnen“, beim Kollegen Begg von Jabootu gibt´s noch viel mehr – mit einem derart schwurbeligen Script konnte man vielleicht vor 50 Jahren hoffen, durchzukommen, besonders, wenn man Ed Wood hiess, aber heutzutage, wo jedes Kind über Kometen, Raketen und Weltuntergangsszenarien Bescheid weiss, sollte man sich doch ein wenig Mühe mit der Materie geben, will man verhindern, dass das geneigte Publikum die Autoren für Vollidioten hält.

Okay, weiter im Text… ein weiteres Problem ist, dass der Streifen da, wo er sich nicht mit fremden Federn, sprich Szenen aus teureren (im Falle Dante´s Peak nicht unbedingt besseren) Filmen schmückt, elendiglich billig wirkt (kein Wunder, da der Streifen mit äusserst magerem Budget in 18 Tagen heruntergerasselt wurde) – mein Lieblingsbeispiel ist die schon oben angeführte Raketenabschussrampe, die italienische Kulissenbauer aus den 60ern bewiesenermassen überzeugender hingekriegt hätten – sehr pappmache´mässig, das ganze. Die eigenen Effekte des Films bestehen aus wenig ergreifender CGI-Arbeit – es fällt einem nicht gerade das Abendessen wieder raus, aber hochklassig ist das nicht, ganz besonders, wenn man quasi als direkten Vergleich die Effektarbeit der Grossproduktionen im gleichen Film hat. Was mich wieder zu meinem Lieblingsthema, dem direkten Film-Rippen, bringt. Hatte ich gedacht, Critical Mass wäre der Gipfel der Genüsse in der Hinsicht, so toppt Tycus das doch noch mal – satte vier Filme hab ich identifizieren können, aus denen man sich bedient hat – ich weiss nicht, ob Phoenician sich das Material rechtmässig angeeignet hat, eigentlich kann man´s sich kaum vorstellen, aber wenn in den USA ein renommiertes Majorstudio wie Paramount den Vertrieb übernimmt, sollte man meinen, dass deren Rechtsabteilung die Sache mal abgeklopft hat. Aber legal, illegal, scheissegal – ich bin immer noch der Ansicht, wenn ich nicht die Kohle habe, meine Effekte selber zu machen, dann lass ich das Projekt ganz bleiben, denn verarschen kann sich der Zuschauer im Normalfall ganz allein, das Recyclen anderer Filme für eigene Torfnasen-Produkte muss meines Erachtens wirklich nicht sein.

Die Regiearbeit von John Putch zu bewerten fällt da natürlich nicht ganz leicht, denn die Voraussetzungen sind einfach nicht gut. Dafür, dass Tycus weniger ein Actionfilm als ein Drama ist, rollt der Streifen in recht flüssigem Tempo dahin, ohne allzugrosse Längen aufzuweisen – spannend ist´s natürlich null, da wir ja das Ende schon als Auftakt gesehen haben, wozu dieser Schachzug gut gewesen sein soll, möge man bitte die Produzenten fragen.

Die darstellerischen Leistungen… eh… Peter Onorati hat natürlich einen sehr undankbaren Charakter zu spielen, mit dem sich auch ein Bruce Willis (den ich jetzt nicht als Superschauspieler, sondern einfach mal als Sympathieträger als Vergleich nenne) schwer getan hätte, aber Onoratis Spiel hilft dem Charakter Jake auch nicht weiter. Onorati verfügt über keinerlei Ausstrahlung, die ihm irgendwelches Helden-Charisma verleihen würde, sondern wirkt einfach unleidlich-arrogant-egoistisch. Mit dem Typen würde ich meinen Weltuntergangsbunker nicht teilen mögen, Rollengestalt her oder hin.

Zu Dennis Hopper hab ich mich bereits ausgelassen – wie gesagt, keine Performance, an die man sich noch nach Jahren erinnern wird, aber professionell. Chick Vennera ist ungeheuer nervig. Finola Hughes hat ausser Rumgeheule nix zu tun, Todd Allen agiert ganz okay, Blake Clark soll wohl komödiantische Auflockerung liefern, aber da bleibt´s auch bei der blossen Absicht.

Laser Paradise will uns den Streifen nunmehr als DVD nahelegen – die Bildqualität ist in Ordnung, ein sauberer Vollbildtransfer von zufriedenstellend bis guter Schärfe und Farbechtheit. Leider kam mein Player mit der Disc nicht wirklich zurecht – schon nach etwa zwanzig Minuten stellte sich der erste Freeze ein und nach 46 Minuten hängte sich der Player endgültig auf und war nur noch mit einem Reset zur Wiederaufnahme seiner Tätigkeit zu bewegen (und da die Menüanimationen und Laser-Paradise-Trailer neue Rekorde an Länge, Nervig- und Unabbrechbarkeit aufstellen, entschied ich mich beim zweiten Anlauf für PBC-Modus, mit dem zu erwartenden leichten Stolpern an jeder Kapitelmarke). Ton wird nur in deutsch, 5.1 oder 2.0 präsentiert, die Qualität ist in Ordnung. An Bonusmaterial gibt´s ausser einem Trailer und einer nichtssagenden Dennis-Hopper-Bio nichts, schade eigentlich, denn die US-DVD hat einen offenbar ganz informativen Audiokommentar, den Laser Paradise bedauerlicherweise nicht lizenziert hat. Eine Trailershow für ein dutzend anderer LP-Werke gibt´s ooch noch.

Fazit: Tycus ist ein ausgesprochen dämlicher Apokalypsen-Film, der sich durch seine Struktur nicht nur jeglicher Spannung beraubt, sondern auch noch seinen eh schon ziemlich unheldenmässigen Helden als totalen Trottel dastehen lässt. Die Legion an faktischen Fehlern raubt dem Zuschauer schon bald den letzten Nerv, zumal dem Streifen einfach dieses gewisse Etwas, das einen Schrottfilm in einen unterhaltsamen Schrottfilm verwandelt, abgeht – er nimmt sich einfach zu ernst und tut so, als würde er wirklich moralisch-ethische Fragen aufwerfen, die er aber allein schon durch seine tumben Charakterisierungen selbst negiert. Die-Hard-Sammler aller Asteroiden-Filme mögen zuschlagen, alle anderen seien gewarnt. Aufgrund seiner Doofheit und damit innewohnenden Heimparodierbarkeit für Trashparties nicht völlig ungeeignet, aber wenn´s allein um den Unterhaltungswert geht, würde ich doch Armageddon vorziehen (Deep Impact ist allerdings noch ungeniessbarer, weil man sich über den schon nicht mal mehr lustig machen kann, was mit Tycus noch einigermassen geht).

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 8


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