Two Thousand Maniacs!

 
  • Deutscher Titel: Two Thousand Maniacs!
  • Original-Titel: Two Thousand Maniacs!
  • Alternative Titel: 2000 Maniacs |
  • Regie: Herschell Gordon Lewis
  • Land: USA
  • Jahr: 1964
  • Darsteller:

    Tom White (William Kerwin als Thomas Wood)
    Terry Adams (Connie Mason)
    Mayor Buckman (Jeffrey Allen)
    Lester (Ben Moore)
    Rufe (Gary Bakeman)
    John Miller (Jerome Eden)
    Bea Miller (Shelby Livingston)
    David Wells (Michael Korb)
    Beverly Wells (Yvonne Gilbert)
    Harper (Mark Douglas)
    Betsy (Linda Cochran)
    Billy (Vincent Sarto)
    The Policeman (Andy Wilson)
    und „The Pleasant Valley Boys“


Vorwort

Und jetzt ist es mal Zeit für einen Klassiker. Wenn es so etwas wie einen Urvater des Splatter- bzw. Gorefilms gibt, ist das zweifelsohne Herschell Gordon Lewis, der schon in den frühen Sechziger Jahren damit begann, Menschen on Film zu verhackstücken (bevorzugt natürlich hübsche Frauen) und in David F. Friedman fand er einen kongenialen Producer, der bereit war, solcherlei Unterfangen finanziell auf die Beine zu stellen. BLOOD FEAST war das 1963, für 25.000 Dollar (immerhin) gedreht und zweifellos „groundbreakin´ stuff“. Ein Follow-up musste her und das kam schnell, denn dass mit diesem Zeuch relativ viel Kohle zu verdienen war, war klar. Und so entstand, mit dem fast dreifachen Budget und viel Kooperation der Stadt St. Cloud, Florida, 1964 TWO THOUSAND MANIACS! (unter dem Arbeitstitel „Centennial“). Lewis konnte damit seine Kult-Reputation naturgemäss erweitern. Später entstand dann als „dritter Teil“ der „Blood-Trilogy“ noch COLOR ME BLOOD RED, bevor die Kooperation zwischen Lewis und Friedman fürs erste zerbrach (Friedman produzierte dann später u.a. die ILSA-Serie und zahllose andere Exploiter).

Erstaunlicherweise haben relativ wenig Leute hierzulande tatsächlich mal einen Film von Lewis gesehen (meines Wissens ist auch offiziell hier nie einer der Streifen erschienen), aber DVD, das Filmmedium schlechthin (ich gebe es zu, ich bin von der Laserdisc-Front übergelaufen) macht´s möglich, jetzt für relativ wenig Geld auch solche Obskuritäten aufzutreiben, auch dank rührigen Videolabels wie das von Image vertriebene Label SOMETHING WEIRD VIDEO (das sich sogar nach einem Lewis-Film benannt hat). Okay, jetzt hab ich genug gelangweilt, ich komme nun zum Review…


Inhalt

TWO THOUSAND MANIACS! (note the exclamation point) beginnt wahrlich horribel, nämlich mit übler (aber immerhin von Meister Lewis selbst komponierter) Hillbilly-Musik („The south will rise again“). Ein der Musik angepasster Hillbilly sitzt in einem Baum, spottet ein Auto mit Nordstaaten-Kennzeichen und gibt einem seiner Kumpel ein Zeichen. Der ersetzt den Wegweiser nach Atlanta durch ein selbstgepinseltes „Detour“-Schild, und die Yankees (vier an der Zahl, zwei Männlein, zwei Weiblein) sind blöd genug, dem zu folgen. Kurze Zeit später lotst ein weiterer Roadblock die Reisenden auf einen Feldweg, der sie direkt nach Pleasant Valley führt, wo das „Centennial“ ansteht (1865-1965, for the record). Zwecks allgemeiner Streckung der Filmlaufzeit sehen wir diverse Statisten mit Südstaaten-Flaggen herumlaufen, allgemeines Cheering und die Hillbilly-Band läuft leibhaftig durchs Bild. Die Kinder haben sich Mini-Schlingen gebastelt und hängen damit Katzen auf (auch ´n Zeitvertreib, für den ich gewisses Verständnis aufbringe, wenn man ein Vieh wie Pucki, den Badmovie-Kater zuhause hat). Der Trick mit der Umleitung funktioniert auch ein zweites Mal prächtig, dieses Mal mit unseren nominellen Helden Terry Adams und dem von ihr aufgegabelten Anhalter Tom White (sein Auto hatte ´ne Panne). Den Erfolg der Umleitung feiert einer der Hillbillys mit einem spontanen Siegestanz.
Unsere Yankees werden in Pleasant Valley mit grossem Bahnhof begrüsst, und zwar vom Bürgermeister und seinen sämtlichen Untertanen persönlich. Die Yankees verstehen natürlich nada, aber der Bürgermeister verklickert ihnen, dass sie „Ehrengäste“ beim grossen „Centennial“ sind. Diverse lame jokes werden ausgetauscht und dark forebodings ziehen am Horizont auf, als der Bürgermeister Buckman den Gästen ausgesuchte „southern hospitality“ verspricht. Die sieht z.B. so aus, dass einer der Eingeborenen, namens Harper, gleich mal die blonde Bea Miller abschleppt, was deren Ehemann John nicht so tragisch nimmt, flirtet er doch gleich mal ein wenig mit Terry. Unser Umleitungs-Duo ist mittlerweile auch eingetroffen, hört auf die Namen Rufe und Lester und ist so was wie die rechte und linke Hand des Bürgermeisters, der den beiden zuflüstert, dass sechs Yankees genug sind. Genug für was? Zitter… zunächst mal für das für den Abend geplante Barbeque. Tom und Terry wollen die Gastfreundschaft wegen anderweitiger Termine ablehnen, aber so einfach kommen die Yankees nicht von der Angel. Man befördert die ganze Rasselbande ins Hotel.

Rufe und Lester überlegen, ob man, obwohl sechs die richtige Anzahl Yankees ist, nicht vielleicht noch ein paar private Gäste einlädt, aber Bürgermeister Buckman passt auf, und man entscheidet, dass der Special Guest für das Barbeque eins der Mädchen sein soll.

Wir schalten ins Hotel, wo John und Bea eine kleinere häusliche Auseinandersetzung haben, aber als das Telefon klingelt und die attraktive Eingeborene Betsy sich anerbietet, John etwas durch die Stadt zu führen, ist John gleich Feuer und Flamme, bindet Bea den Bären auf, der Bürgermeister würde ihn sehen wollen und ist ab durch die Mitte. Bea muss nicht lange warten, dann ruft Harper bei ihr an und lädt sie seinerseits zu einem Stroll through town ein. „Bin ich rechtzeitig zurück fürs Barbeque?“ ist Bea besorgt. „Aber sicher doch…“ beruhigt Harper. Okay, ich hab´s schon vor fünf Minuten begriffen, kein Grund, den Gag weiter anzutelegrafieren.

Abgesehen davon würde es jetzt doch langsam Zeit, dass IRGENDETWAS passiert, denn wir sind schon schlappe 25 Minuten im Film.

Harper und Bea verstehen sich prächtig, wandern in die Botanik und küssen sich. „Gib mir jeden Tag Landjungs,“ schwärmt Bea ob der überragenden Kusstechnik und Harper versichert glaubhaft, dass Bea „das hübscheste Mädchen, das ich je gesehen habe“ ist. Dann führt er ihr sein Messer vor und lädt sie ein, die Klinge zu berühren. Blond, wie die Blöde ist, lässt sie sich auf das Spielchen ein und prompt schneidet er sie. Ihr Gekreische hält ihn natürlich nicht davon ab, ihr gleich den ganzen Finger abzutrennen. Kreischend wird das Blondchen zum Bürgermeister geführt und der ist der Ansicht, die beste Therapie bei abgetrennten Fingern ist gleich den ganzen Arm abzuhacken. Rufe und Lester assistieren, denn verständlicherweise ist Bea von diesem Plan nicht wirklich überzeugt, aber schon gleich darf Lester die Axt schwingen, zuschlagen und dann einen wunderschön blutigen Schaufensterpuppen-Arm triumphierend hochhalten. Abgang Bea. (Bevor die neugierigen Fragen kommen: die niederträchtigen gore-intensiven Aktionen selbst sind off limits, eh, off screen, da für solche Scherze die technischen Möglichkeiten ganz offensichtlich nicht gegeben waren, wir sehen nur die ausgesprochen blutigen Resultate).

Tom und Terry (ich bin versucht, ständig Tom und Jerry zu schreiben) diskutieren. Tom kommt die ganze Sache spanisch vor, fragt er sich doch mit Recht, was hier los ist. Man feiert eine Hundertjahrfeier, und was war vor hundert Jahren? Ende des Bürgerkrieges. Nicht völlig unberechtigterweise überlegt Tom, warum offensichtlich durchaus historisch veranlagte Südstaatler Yankees als Ehrengäste für eine Feier einladen sollten. „Something is wrong,“ schlussfolgert Tom und will einen Kollegen (you see, Tom war auf dem Weg zu einer Lehrer-Versammlung in Atlanta) um Rat fragen. Doch überraschenderweise lässt sich vom Hotel aus weder ein Ferngespräch führen noch ein Telegramm aufgeben, also zählen Tom und Terry ihr Kleingeld zusammen, um eine Telefonzelle zu suchen. Tom wird fündig und führt ein „getarntes“ Telefonat unter falscher Identität, doch das Hotel in Atlanta kennt weder seinen Kollegen noch überhaupt irgendeinen Lehrer. Kein Wunder, denn nachdem Tom auflegt, schalten wir ins Büro des Bürgermeisters, wo der grinsend den Hörer auflegt. Raffiniiiiieeeeert…

BBQ-Time. Über dem Feuer röstet etwas verdächtig arm-aussehendes, das, so Bürgermeister Buckman, aber nur „symbolisch“ sei. Im übrigen gibt die Festivität Möglichkeit für weitere gar witzige Hillbilly-Musik (ich fand Bluegrass ja ganz nett, aber nach diesem Film bin ich zweifellos OD´ed). John, dem seine Bea nur marginal abgeht, lässt sich von Betsy abfüllen.

Terry und Buckman chit-chatten, Tom ist verdächtig abwesend. Buckman lässt Rufe und Lester auf Suche gehen, kaum sind die Rednecks weg, schleicht sich Tom an Terry und führt sie zu einem Gedenkstein. „Vor hundert Jahren massakrierten Nordstaaten-Soldaten die Bevölkerung der Stadt.“ Tom, für den Helden in einem B-Horrorfilm ein ausgesprochener Blitzmerker, hat sich schon an seinen zwölf Fingern ausgezählt, was Sache ist. Blutrache!

Beim Barbeque entscheidet Harper, dass Beverly und David (die weiteren, bisher in der Handlung stark unterrepräsentierten Yankees) genug haben, denn für das morgige Programm brauchen sie jede Menge Schlaf. Dz-dz. John wird rabiater geweckt, denn er ist das Unterhaltungsprogramm des Abends. „Schon mal beim Pferderennen mitgemacht?“ fragt Rufe scheinheilig. Der Haken ist nur, dass John vier Pferde zu reiten hat und alle in verschiedene Richtungen laufen… richtig, John wird gevierteilt. Der besoffene John hat nur wenig Möglichkeit des Widerstandes und auch sein Körper bietet nur beschränkt solchen, denn die Prozedur dauert ungefähr zwei Sekunden, dann traben die Gäule mit diversen blutigen Körperteilen davon. Die „Menge“ (ungefähr zehn Leute) legt eine spontane Schweigeminute ein, ehe Rufe nach Musik zur Stimmungshebung verlangt und selbige mit „I wish I was a dixie“ prompt bekommt.

Next morning. Beverly und David werden von Hillbilly-Musik (GNADE! GENUG! I CAN´T STAND IT ANY LONGER!) geweckt. David versucht, die anderen telefonisch zu erreichen, aber angeblich sind alle vier „out for a walk“, um acht Uhr morgens. Während der Bürgermeister wegen Tom latent besorgt ist, bieten sich Harper und Betsy als offizielle Eskorte für Beverly und David an. Natürlich werden die Paare schnell getrennt, Harper gibt Beverly die „scenic tour“, Betsy schleppt David zum traditionellen Fassrollen. Natürlich ist auch hier der Ehrengast eingeladen, hier in herausragender Position mitzuwirken. David verweist auf die alte Knieverletzung, aber Rufe und Lester stopfen ihn eher unsanft in das Fass. „Stillhalten, sonst könntest du dir wehtun,“ rät Buckman, bevor er mehr lange lange Nägel in das Fass klopft, als ein Igel Stacheln hat. Dann gibt´s den Tritt und Fass samt David rollt gen Tal. Ein durchlöcherter, blutverschmierter und reichlich toter David wird am Fuss des Hügels aus dem Fass gezogen. (Hmmm… ich will es sicher nicht ausprobieren, aber ob das wirklich tödlich ist? Tut sicher weh wie die Seuche, klar, aber bringt einen das wirklich um? Probier mal einer aus und berichte mir… Na gut, ich geb Lewis den „benefit of doubt“). Interessant fand ich, dass auch Davids Gesicht blutverschmiert ist, obwohl David nicht mal bis zu den Schultern im Fass steckte.

Gut, drei hin, drei im Sinn nach Redneck-Rechnung. Die Leichen deponieren die cleveren Countryboys im nahen See. Tom trägt sich mit Fluchtgedanken, doch die Tür seines Hotelzimmers wird bewacht. Also schwingt er sich übers Fenster zu Terry, die lockt den Wächter in ihr Zimmer, wo ihm Tom was auf die Rübe haut. Dann gehen sie stiften, werden aber von Harper verfolgt. Es geht durch die Felder, Terry (mittlerweile schon Toms „Honey“, obwohl sie sich noch nicht mal einen Tag kennen) stapft in ein als Treibsand verkleidetes Wasserloch, wird von Tom rausgezogen, aber Blödpfeife Harper, der die Gegend eigentlich kennen sollte, latscht rein und versinkt wenig überzeugend.

Dann wäscht sich Terry erst mal am See die Füsse (soll vermutlich eine „erotische“ Sequenz sein).

Indes ist es an der Zeit für Beverly, ihre Gastrolle bei den Centennials zu geben. Und für sie haben sich die Dörfler was ganz besonders nettes ausgedacht. Man kennt ja das beliebte Kirmesspiel, auf eine Zielscheibe zu werfen, um damit jemanden, bevorzugt ein hübsches Mädchen, in ein Wasserbecken zu befördern. Die Zielscheibe gibt´s hier auch, aber das Mädchen ist in diesem Fall ein Felsbrocken und das Wasserbecken soll Beverly geben. (Es sei mir eine technische Abschweifung erlaubt: meine „suspension of disbelief“ machte bei dieser Konstruktion, um mir eine Formulierung von, ich glaube Ken Begg auszuleihen, nicht mehr mit, gründete eine Gewerkschaft und ging in Streik – der Felsklotz soll vermutlich ne muntere Tonne wirken und von einem einfachen Klappmechanismus gehalten werden? No way! Die Konstruktion des Gerüsts hielt ja nicht mal die Felsattrappe aus, wie peinlich sichtbar wird, denn die Prop-Meister mussten den Klotz so drapieren, dass er auf einem Teil des Gerüsts selber und nicht nur auf der Klappe lag! Ganz abgesehen davon – wie bringen die Jungs einen solchen Kaventsmann AUF DAS GERÜST RAUF? Kran?).

Sei´s drum. Beverly mag nicht recht mitspielen, aber Buckman versichert ihr, sie soll nur den „Preisrichter“ spielen. Sie muss sich nur auf das Podest legen und nach jedem Wurf sagen „er ist noch nicht gefallen“. Obwohl Beverly nicht die allerhellste ist, erkennt sie einen gewissen Schwachpunkt in der Argumentation des Bürgermeisters, sie tut kurz so, als ob sie sich wehren würde, wird aber dann von der Dorfgemeinschaft auf das entsprechende Podest gefesselt. Dann wird geworfen. Die Rednecks sind allerdings lausige Werfer, denn die meisten treffen nicht mal die weitläufige Umgebung der Zielscheibe. Für seinen zweiten Wurf holt Rufe aber seinen Spezial-Softball raus, trifft, der Fels geht ab und zermatscht Beverly. „I should pitch in them major leagues,“ prahlt Rufe.

Tom und Terry sind weiter auf der Flucht. Das Auto müsste man haben, aber zum Glück weiss der kleine Katzenaufhänger Billy, wo das Vehikel steht und gegen eine versprochene Ladung Süssigkeiten führt der Kleene die Flüchtigen auch in die Garage. Dort allerdings fehlen die Schlüssel. Tom verspricht Billy, ihn auch mal fahren zu lassen, wenn er die Schlüssel organisiert. Die Abwesenheit des Pimpfs nutzen Tom und Terry zu einem intensiven Kuss, ehe der vom Bürgermeister organisierte Mob auftaucht. Billy will den Schlüssel zwar erst nicht rausrücken, aber gegen das Versprechen, auf dem Highway mit siebzig Meilen fahren zu dürfen, knickt Billy ein: „70 miles? Hot doggy!“ (Hm, „Holy Mackarel“ war zu dem Zeitpunkt wohl noch nicht erfunden…). Die Flucht beginnt, die Dörfler nehmen mit einem Laster die Verfolgung auf.

Der Bürgermeister ist relativ unbesorgt, wenn sie tatsächlich zur State Police durchkommen, who cares? Die Verfolgungs“jagd“ wird von mehr Hillbilly-Musik als eine Staffel „Dukes of Hazzard“ beinhaltet begleitet, Tom und Terry schmeissen Billy an der Abzweigung zum Highway raus und die Dörfler winken ärgerlich hinterher…

Als Tom und Terry (argh, diese Namen!) bei der Polizei von ihren Erlebnissen berichten, lässt der Trooper vom Dienst erst mal ´nen Alkoholtest machen.

In Pleasant Valley ist man zufrieden, vier von sechs möglichen ist so schlecht nicht für ein Centennial, nur Billy ist wenig begeistert und will sich ´ne Katze zwengs etwas „Fun“ suchen.

Tom, Terry & der Polizist sind derweilen unterwegs, um die Aussagen der Überlebenden zu verifizieren. Natürlich gibt es keine Spur von der Strasse nach Pleasant Valley, geschweige denn von der Ortschaft selbst. Zwar finden sich Reifenspuren, doch die führen sprichwörtlich ins Grüne. Dem Cop kommt das alles sehr sonderbar vor, denn … im Bürgerkrieg gab es einst eine Stadt namens Pleasant Valley, doch die wurde von den Nordstaatlern mit Mann und Maus niedergemacht, seitdem gab es hier keinen Ort mehr… SHOCKING! Diese Enthüllung findet in der Nähe des oben erwähnten Gedenksteins statt, der sich prompt in Luft auflöst.

Tom & Terry fahren weiter und fallen endgültig in love.

In Pleasant Valley wird die Deko abgebaut, Rufe und Lester hoffen, dass das nächste Centennial ähnlich lustig wird. „Mir gefielen diese Automobile,“ bemerkt Rufe. „Nächstes Mal haben wir Raketen,“ verspricht Lester. Jetzt aber nichts wie nach Hause, vor der Deadline. Harper wird gerufen und der erhebt sich aus dem Treibsand, dann verschwindet Pleasant Valley samt seiner Bewohner im Nebel…

W ährend sich dieses „Twist Ending“ vor mir abspielte, überlegte ich fieberhaft, ob die Entstehung von TWO THOUSAND MANIACS! sich daraus ergab, dass irgendwer mal dachte: „Eine Splatter-Version von BRIGADOON könnte lustig sein“. Für Gorehounds, die mit der FIlmgeschichte im übrigen nicht wahnsinnig vertraut sind, erklärender Hinweis: BRIGADOON war ein erfolgreiches charmantes (und nett von Vincent Minelli verfilmtes) Broadway-Musical um ein irisches Dorf, dass nur alle hundert Jahre für einen Tag sichtbar wird. Bei einem dieser Auftauchen stolpern ein paar Amis über das Nest, einer verliebt sich etc. etc. Nun, um´s kurz zu machen, TWO THOUSAND MANIACS! ergab sich TATSÄCHLICH daraus, dass Herschell Gordon Lewis und David F. Friedman eine Broadway-Vorführung von BRIGADOON sahen und zu dem Schluss kamen, dass eine Splatter-Version davon lustig sein könnte. Offenbar besteht hier doch eine gewisse Geistesverwandschaft (spricht das für oder gegen mich? Let history decide…).

Der Film selbst versprüht den Charme eines Produkts eines ambitionierten Hobbyfilmers. Die Kameraführung ist vornehm gesagt abenteuerlich, da gibt es völlig unmotivierte Kameraeinstellungen, die Hälfte der gefilmten Aktionen passiert ausserhalb des Kamerafokus etc. Damit kann man leben :-), denn man sieht, dass hier ganz offensichtlich hauptsächlich „for fun“ gearbeitet wurde.

Lewis´ Hauptproblem neben diesen (nach badmovie-Massstäben verzeihlichen) technischen Unzulänglichkeiten besteht darin, dass Autor/Director Lewis versucht, eine Geschichte zu erzählen. Und das ist nicht seine Stärke… im Klartext: der eigentlich recht dürre Plot zieht sich stellenweise wie Kaugummi, denn das, äh, dramatische Potential der Story ist recht mager, und die Damen und Herren sogenannte Schauspieler sind schlicht nicht in der Lage, dem Film über die Dialogpassagen rüberzuhelfen. Vor allem das Acting der „Rednecks“ ist so over-the-top, dass selbst einem hartgesottenen Betrachter schlechter Filme aller Art (und STAR TREK-Original-Fan) spätestens nach ner dreiviertel Stunde langsam aber sicher die Nervenbahnen entgleisen. Bei den vier letztendlich zur Strecke gebrachten Yankees ist der geneigte Zuschauer geradezu dankbar, wenn sie ihr Schicksal ereilt, so uninteressant bis unsympathisch sind ihre Charaktere. Tom und Terry werden da schon durch ein rein darwinistisches Ausleseverfahren zu unseren Helden, weil sie die einzigen sind, die halbwegs (aber gerade eben halbwegs) glaubhafte Typen sind (abgesehen davon, dass sie – vor allem Terry – null Character-Background haben und ihr Sich-verlieben selbst unter gegebenen Umständen echt SEHR schnell kommt).

Vor allen Dingen natürlich aus heutiger Sicht macht sich bemerkbar, dass sich die Geschichte eher mühselig von Gore-Sequenz zu Gore-Sequenz schleppt – schliesslich sehen wir uns heutzutage Lewis´ Filme nur aus diesem kühnen Grunde überhaupt an: seinerzeit mag das noch mächtig shocking gewesen sein, heutzutage reizt es den Vorspulknopffinger… Die Gore-Sequenzen selbst hauen natürlich niemanden, der BRAINDEAD gesehen hat, vom Hocker, bekommen allerdings natürlich eine „1“ für Bemühung. Die technischen Mittel, hier wirklich explizite Sachen zu zeigen, fehlten selbstredend, ich habe ja schon angedeutet, wie Lewis das Problem löst – überzeugend wirkt das mit Sicherheit nicht und selbst zartbesaitetere Gemüter dürften wenig schlaflose Nächte wegen dieser Effekte haben (ganz abgesehen davon, dass ich ziemlich sicher bin, dass keine der Mordmethoden so funktioneren würde, wie im Film dargestellt… gut, beim Arm abhacken bin ich gnädig, da lasse ich einen Tod durch Schock durchgehen; das mit dem Fass habe ich schon angedeutet, Vierteilen ist so einfach nicht und die Felsklotzgeschichte funktioniert ganz einfach technisch nicht, soviel Sachverstand traue ich mir dann doch zu, aber es ist zumindest die „lustigste“ Methode“). Aber auf jeden Fall gab es Lewis genügend Gelegenheit, Kunstblut zu verschleudern (oder das entsprechend zur Verfügung stehende Blutsurrogat).

Dennoch – es ist einfach ein wenig langatmig geraten, um sich das Filmchen in nüchternem Zustand guten Gewissens im Normaltempo zu Gemüte zu führen. Die nervtötende Bluegrass-Musik tut ihr übriges und die Schauspieler, wie gesagt, wären bei jeder Schüleraufführung eine reine Zumutung. Wer übrigens eine Prise Sex erwartet, wird fürchterlich enttäuscht werden (selbst wenn mit Connie Mason ein PLAYBOY-Model auf der Castliste steht) – mehr als ein wenig nackten Rücken und nackte Füsse von Connie Mason und Shelly Livingston in Unterwäsche gibt´s nicht zu sehen.

Was man sieht, ist der blanke Enthusiasmus, den Lewis, seine Akteure und die Helfer im Hintergrund an den Tag gelegt haben, so z.B. die Stadt St. Cloud, Florida, in der der Streifen entstand. Die Stadtväter und die Bewohner waren ungeheuer kooperativ (die Häflte der Einwohnerschaft spielt Statist), was dazu beiträgt, dass der Film – theoretisch – teurer aussehen könnte als das 65.000-Dollar-Budget vermuten lässt (theoretisch – Lewis müsste dafür ein besserer Regisseur sein). Funny Fact am Rand: die Stadt St. Cloud ist mittlerweile geplättet, heutzutage erstreckt sich dort – Disneyland! Ironie der Geschichte…

Die DVD aus dem Hause Something Weird bietet, wie gewohnt, vermutlich die bestmögliche Präsentation eines solchen echten Trashfilms. Die Bildqualität ist, gemessen am Quellmaterial, herausragend, der Ton kämpft mit Problemen, die allerdings auch am Ursprungsmaterial liegen dürften – zum einen ist der (manchmal reichlich fake wirkende) Südstaatenslang manchmal ziemlich schwer zu verstehen, ausserdem schenkte man sich wohl aus Kostengründen Nachsynchronisation, so dass einige, vor allem die indoor gedrehten Szenen, an schlechter Akustik kranken. Wie gesagt, das sind Mängel, für die der DVD-Anbieter nix kan. Dafür gibt´s die Something-Weird-typischen Goodies, zum einen einen launigen Commentary Track von Lewis und Friedman (den ich mir allerdings noch zu Gemüte führen muss), den Original-Trailer, gut 15 Minuten unkommentierte (und stumme, und daher zu einem Grossteil mit der schönen Bluegrass-Musik unterlegte) Outtakes (was zumindest dafür spricht, dass wir es nicht mit einem „One-Taker“ zu tun haben) und der „Gallery of Exploitation Art“, die sich hier hauptsächlich mit Presse- und Werbematerial für diverse Lewis-Filme beschäftigt. DVD-technisch also eine runde Sache, die ihren Preis wert ist, wenn man seine Bildungslücken in Sachen Splatter-Klassiker zu schliessen beabsichtigt.

Ein Gute-Laune-Film ist TWO THOUSAND MANIACS! (der ursprünglich mal FIVE THOUSAND MANIACS heissen sollte, aber in St. Cloud residierten seinerzeit gerade mal 500 Bewohner und in einem Anfall von Selbsterkenntnis änderte Lewis den Titel, um nicht allzusehr zu übertreiben) allemal. Der von mir noch nicht gesehene BLOOD FEAST könnte zwar insgesamt witziger sein, da er sich nicht übertrieben mit einer Handlung aufhält, aber besser als der dritte Teil der (inhaltlich selbstverständlich nicht zusammenhängenden) Blut-Trilogie COLOR ME BLOOD RED dürften die 2000 Wahnsinnigen alle mal sein. Eine zünftige und bierselige Horrorparty sollte der passende Rahmen für die Vorführung sein.

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


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