Tuesday Never Comes

 
  • Original-Titel: Tuesday Never Comes
  •  
  • Regie: Jason Holt
  • Land: USA
  • Jahr: 1992
  • Darsteller:

    Darsteller: Jason Holt (Zack), Erik Estrada (Micelli), Denise Ezell (Rebecca), Karen Black (Michelle), Lawrence Hilton-Jacobs (Druillet), Ken Davitian (Greenberg), Don Scribner (Agent Anderson), Gail Herman (Debra), David Risotto (Tony), Laurie Cantwell (Sylvia)


Vorwort

Zach, ein irischer Ex-Priester der leicht geistig derangierten Art, verdingt sich aktuell als Auftragsscherge für den Mafiaboss Micelli – so arrangiert er z.B. gefakete Drogendeals, bei denen die willigen Käufer abgemurkst werden und Micelli deren Kohle ohne rauschgiftförmige Gegenleistung einstreichen kann. Allerdings hat Micelli die unangenehme Eigenschaft, Zachs ehrlich verdiente Bezahlung zeitnah bzw. überhaupt auszuzahlen, und das geht Zach schon deswegen auf den Keks, weil er den Zaster nicht für sich und seine Villa braucht, sondern damit eine in den Staaten operierende IRA-Zelle finanzieren will, die das Ziel hat, die irischen Expats für den Kampf gegen die britischen Besatzer zu mobilisieren (das alles erklärt auch den Titel: Auf die Frage nach der Penunze antwortet Micelli stets, dass er am Dienstag bezahlen wird, aber Zack weiß: Der Dienstag kommt nie).

Micelli hat aber, noch ohne es zu wissen, ganz andere Sorgen, denn das FBI bereitet eine Großoperation gegen ihn vor – allerdings weiß Agent Druillet, das Micelli zwar durchaus ein Psychopath, aber nicht blöd ist, der Bust muss also absolut wasserfest-idiotensicher gelingen. Druillet hat einen Insider, Greenberg, auf der Lohnliste – auch Zachs bevorzugter Partner bei den oben genannten Operationen -, und hofft, dass der einen Deal mit Druillets Undercover-Agenten Anderson und More einfädeln kann. Die Sache wird nicht dadurch erleichtert, dass Micelli von seiner Geliebten, der Nachtclubsängerin-släsch-schlampe Michelle dazu animiert worden ist, selbst Crack zu rauchen und in Windeseile in eine tüchtige Abhängigkeit, die seine ohnehin fraglie Ratio weiter anknabbert, abstürzt.

Zach hat mittlerweile lang genug gewartet und stellt Micelli hinsichtlich der ausbleibenden Vergütung zur Rede. Micelli reagiert ungehalten und befiehlt seinen Underlings, den Iren auf Micellis Spezialweise zu beseitigen. Weil selbst ein wenig klaustrophobisch veranlagt, lässt der fiese Wicht seine Gegner gern lebendig begraben. Und so landet Zach in einem Sarg sechs Fuß tief unter der Erde und kann dort Höllenvisionen erleiden, ehe sein IRA-Gspusi Rebecca ihn ausbuddelt. Zach ist begreiflicherweise nun ein klein wenig angesäuert und plant finstere Rache. Erster Schritt ist ein Einbruch in Micellis Hauptquartier. Der Boss ist nicht da, dafür aber Michelle. Unter einer „wir nehmen, was man kriegt“-Mentalität packt Zach Michelle als Geisel ein, doch verfällt er ihr praktisch umgehend sexuell und wird von ihr auch in die Freuden des Crackrauchens eingeführt. Aus mir nicht ganz auf Anhieb ersichtlichen Gründen finden Zachs Pläne Michelles Wohlgefallen und Unterstützung – wenn’s nach ihr geht, soll er Micelli und seine ganze Saubande massakrieren.

Indes machen Druillets Undercover-Agenten Fortschritte. Dem von ihnen unterbreiteten Angebot, feinstes Marihuana deutlich unter Marktpreis erwerben zu können, damit er’s auf dem US-Markt verhökert, kann sich Micelli nicht entziehen. Der Deal soll auf Micellis Avocado-Farm südlich der Grenze finalisiert werden, wo der Gangsterknilch eine große Koks-Blackjack-und-Nutten-Party veranstaltet. Druillet ist sich sicher – das ist der ideale Zeitpunkt, um zuzuschlagen. Da gibt’s aber ein großes Problem – auf der Suche nach mehr Crack sind Zach und Michelle an die falschen Dealer geraten und in Folge des sich abspielenden Shoot-outs hat sich Michelle eine tödliche Kugel eingefangen. Zach ist jetzt noch persönlicher angepisst und hat sich nun genau diese jene Party ausgesucht, um mit seinen IRA-Kumpels die unberichtigt aushaftenden Rechnungen endgültig zu begleichen…


Inhalt

Man findet schon seltsamen Krempel in der großen weiten Welt der Online-Versandhäuser. Neulich stöberte ich bei Oldies.com, der Website des Public-Domain-Kram-Publishers Alpha Video, und stieß dort auf eine große Sonderangebotsaktion, in der u.a. verschiedene von Troma vertriebene Titel für satte 98 US-Cent pro Stück verschleudert wurden. Schreiber dieser Zeilen erstand pflichtschuldigst ein Quartett dieser Werke auf der üblichen Auswahlbasis Titel/Cover/Inhaltsblurb, ohne von den Filmen gesteigerte Ahnung zu haben. „Tuesday Never Comes“ sah dabei mit einer Besetzung Erik Estrada/Karen Black/Lawrence Hilton-Jacobs beinahe wie eine PM-Produktion aus, die irgendwie irrtümlich in Tromas Lizenzfundus geraten war und schien zumindest amüsant-generische Actiongülle zu versprechen. Little did I know…

„Tuesday Never Comes“ ist das Geisteskind von Writer/Director/Actor Jason Holt, der in den 90er Jahren eine kleine Serie heute weitgehend vergessener Vanity-Projekte realisierte, dafür aber ab und zu recht namhafte Co-Stars verpflichten konnte (neben den in diesem Film tätigen Leuten engagierte er u.a. Nick Cassavetes für seinen Debütfilm „Desperation Rising“). Wie das bei Vanity-Projekten so üblich ist, insbesondere, wenn der Ausführende unter einer enormen Wahrnehmungsdiskrepanz zwischen vermutetem und tatsächlichen Talent leidet, wird das schon mal sehr unterhaltsam, wenngleich aus völlig anderen Gründen als ursprünglich gedacht (man erkundige sich bei Tommy Wiseau wieso).

Und ja, verdammt, der Claim „Tuesday Never Comes“ ist der „The Room“ des B-Actionfilms kommt der Wahrheit schon verdammt nah. Auch hier haben wir als Hauptfigur einen zutiefst unmögbaren Charakter, verkörpert von einem talentfreien Nixblicker, der sich selbst zum Star schreiben und inszenieren will (und sich auch mehrere Sexszenen auf den nicht gerade sehr attraktiven Leib schreibt). „Tuesday Never Comes“ ist rätselhaft geschnitten, punktet mit völlig aus dem freien Raum kommenden Alptraum- und Traumsequenzen, die nur damit erklärt werden können, dass in den Crackpfeifen-Props der Produktion echter Stoff war, verliert zwischendurch völlig den Faden, welche Geschichte er nun eigentlich erzählen will und ergibt sich in seiner letzten halben Stunde dann dem kompletten bleihaltigen Nonsens – da erschießt dann eigentlich jeder jeden, keiner weiß wen, keiner weiß warum, aber es ist knackig blutig und fährt in der Tat ein paar Stunts auf, die man so in der Form noch nicht gesehen hat. Man kann und sollte Holt jede Menge vorwerfen, was mit dieser Produktion zu tun hat, aber dass er nicht sein Herzblut dran vergossen hat und auch sein Team vor und hinter der Kamera zu großem Enthusiasmus angetrieben hat, das auf keinen Fall. Auch und gerade die großen action set pieces und Stunts ergeben nur im allerweitesten Kontext „Sinn“, aber verflucht, beim letzten großen „Feuer“-Stunt frage nicht nur ich, sondern laut Intro auch Debbie Rochon, wie Holt und seine Leute das gemacht haben (zwei Charaktere kämpfen brennend miteinander, und es sieht verdammt danach aus, als wären es die echten Schauspieler und keine Stuntmen in Asbestklamotten).

Das Pacing des Films ist völlig für den Eimer – durch manche Sequenzen fliegt er, andere werden ausgewalzt bis zum Gehtnichtmehr. Die Musik ist schauerlich, insbesondere auch die vorgeblich von Karen Black geträllerte Nachtclub-Ballade, die sich kein besoffener Japaner beim Karaokeabend knödeln trauen würde, dafür wird nicht an blutigen Einschüssen und Pyrotechnik gespart (wobei der Film von der von mir prinzipiell unleidlich aufgenommenen Sorte ist, die ihren Vorspann mit Highlights aus dem Showdown aufpeppt).

Jason Holt ist irgendwie schon die treffende Besetzung für einen widerlichen Möchtegern-Terroristen mit Drogenproblem, nur soll er ja, vermute ich, der Held und nicht der Antagonist sein. Was einem aber wirklich den Abend verleiden kann, ist seine krächzende Leprechaun-Stimme, die in Verbindung mit der eh schon nicht sonderlich guten Tonqualität des Streifens und seinem irischen Akzent dazu führt, dass man quasi nichts von seinen Dialogen versteht. Aber wozu auch, er sagt ja eh nichts wirklich wichtiges, was man sich nicht aus der, hihi, stringenten Erzählung des Films erschließen könnte. Außerdem gleicht Erik Estrada das mit himmlischen Overacting, das glatt für drei reicht, aus – die völlig entmenschte Wahnsinnsperformance des süchtigen Gangsterbosses MUSS man gesehen haben, und wenn man sie gesehen hat, fragt man sich, warum Erik Estrada nicht sämtliche Oscars der Welt gewonnen hat – Al Pacinos Scarface ist dagegen eine zurückgenommene Ingmar-Bergman-Vorstellung. Karen Black steht ihm in nicht viel nach, wobei Karen Blacks Ouevre ja durchaus reich an launebringenden Übertreibungen ist. Schon überraschend hingegen ist, dass Karen im zarten Alter von 53 Jahren die Bluse aufmacht und ihre Möpse präsentiert (ich hab nicht viel dagegen, weil Karen Black auch in dem Alter durchaus noch auf eine creepy Art und Weise sexy war. Man staunt jedoch, dass es ausrechnet so ’ne filmische Nullnummer wie Jason Holt ist, der sie dazu bewegen konnte). Lawrence Hilton-Jacobs („Welcome back, Kotter“, „L.A. Heat“) hat als FBi-Agent nicht viel zu tun außer sein „Jonathan Chance“-Image spazieren zu tragen und weitgehend nonsensical dialogue zu murmeln, völlig unerkennbar ist Don Scribner (Madman Zed aus „Jäger der verschollenen Galaxie“) als FBI-Agent Anderson mit Schnauzbart und Vokuhila.

Die Troma-DVD ist technisch nicht der Rede wert – der Ton ist, wie gesagt, gar nicht mal so gut und das Bild jetzt auch nicht das, wo ich stolz „remastered“ draufschreiben würde. Wie gewohnt wird der Film von Lloyd Kaufman und Debbie Rochon vorgestellt (der shtick, dass beide keine Ahnung haben, was sie da grad ansagen, ist allerdings immer noch so unkomisch wie beim ersten Mal), als Extras gibt’s Troma-Trailer, einen dussligen Kurzfilm mit Karen Black, Lloyd Kaufman, Sgt. Kabukiman und Toxie, Werbung für Troma-Merch, Website und Lloyds „School of Filmmaking“.

„Tuesday Never Comes“ ist schon ein ziemlicher Hammer – nicht durchgehend irre, es gibt ein paar Passagen, in denen dem Film etwas die Puste ausgeht, was bei dem ansonsten verbreiteten Wahnsinn allerdings nicht wunder nimmt. Wer ein Herz für skurrile, völlig daneben gegangene und deswegen saukomische Ego-Projekte wie „The Room“ hat, sollte „Tuesday Never Comes“ dringend antesten – gegenüber „The Room“ hat dieser Film ja sogar noch den Vorteil, dass sich Echte Schauspieler (TM) für einen durchgeknallten Egomanen zum Affen machen…

3,5/5

(c) 2017 Dr. Acula


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