Troma’s War

 
  • Deutscher Titel: Troma's War
  • Original-Titel: Troma's War
  • Alternative Titel: Club War |
  • Regie: Michael Herz, Lloyd Kaufman
  • Land: USA
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Lydia (Carolyn Beauchamp)
    Taylor (Sean Bowen)
    Parker (Rick Washburn)
    Kirkland (Patrick Weathers)
    Dottie (Jessica Dublin)
    Marshall (Steven Crossley)
    Maria (Lorayn Lane Deluca)
    Hardwick (Charles Kay-Hune)
    Cooney (Ara Romanoff)
    Baby (Lisbeth Kaufman)
    Jennifer (Lisa Petruno)
    Sean (Alex Cserhart)
    Nancy (Aleida Harris)
    Laurie (Mary Yorio)
    Susan (Susan Bachli)
    Rev. Brown (Dan Snow)
    Shelly (Nora Hummel)
    Samson (James Galvin)
    Sal Longo (David Louden)
    Col. Jennings (Rick Collins)
    Capt. Schweinhart (Tod Johnson)
    Maj. Asyolsky (Zelon Zelenich)
    Maj. Ramierz (Alexis Gray)
    Siamesischer Zwilling (Burt Wright)
    Siamesischer Zwilling (Michael Locasio)
    Senor Sida (Paolo Frassanito)


Vorwort

Every now and then muss der geneigte Badmovie-Aspirant tief in die Vorhölle hinabsteigen. Die Vorhölle befindet sich ungefähr in New Jersey, nämlich da, wo Troma seinen Firmenseitz hat. Troma, für Uneingeweihte sei es erklärt, ist so ziemlich das amerikanische Nonplusultra, wenn es um schlechten Geschmack und politische Unkorrektheit geht. Garniert man das mit schwarzem Humor, viel Blut und jeder Menge Gore macht das mit ziemlicher Sicherheit KULT. Okay, aus den Troma-Studios kam schon jede Menge selbst für Badmovie-Fans unansehnliches Materials wie SPLATTER UNIVERSITY oder ZOMBIE ISLAND MASSACRE (bei Troma ist man nämlich auch der Ansicht, dass – in getreuer B-Movie-Tradition – ein fetziger Titel schon mal die halbe Miete ist), aber neben CLASS OF NUKE ´EM HIGH oder SGT. KABUKIMAN, N.Y.P.D. begründet sich der wohlverdiente Ruhm der unentwegten Mini-Budget-Filmer vor allem auf die legendäre TOXIC-AVENGER-Trilogie (hierzulande firmiert „Toxie“ unter dem dümmlicheren Pseudonym ATOMIC HERO). Toxie allein könnte Troma durch Merchandising vermutlich bedenkenlos auf Jahre hinaus finanzieren, aber Herz und Kaufman, die beiden Chefs der Firma, produzieren weiter nach Gutdünken Schotter-Movies aller Kategorien oder lizenzieren auswärtige Perlen des Genres für den US-Markt (so darf sich z.B. die unlustige Ralf-König-Verfilmung KONDOM DES GRAUENS in den USA unter dem Titel KILLER CONDOM eine „Troma-Präsentation“ schimpfen. Nicht die schlechteste, und nicht mal die unpassendste Gesellschaft). Meine Wenigkeit kam erstmals so 1989 rum mit Troma in Berührung, als ich in der damaligen Videothek meines Vertrauens (R.I.P. Video Palast, Erlangen), auf CLUB WAR stiess, die deutsche Videofassung von TROMA´S WAR, dem grossen Epic des Studios. Obwohl heftigst gekürzt (Grundlage war die US-R-Fassung) und daher teilweise vollkommen konfus, bemerkte El Doc dass es sich bei diesem Film um etwas besonderes handelte und als sich nun, keine dreizehn Jahre später, die günstige Gelegeheit bot, den Director´s Cut dieses Dramas auf DVD zu erwerben, war die Phase der Überlegung recht kurz. Vorausgeschickt – der Film ist, Troma-gemäss, auf den Lacher gespielt und realisiert, daher halte ich mich mit eigenen Witzen zurück. You gotta see it to believe…


Inhalt

Wir eröffnen mit den Title Cards auf schwarzem Hintergrund und bekommen herzzerreissenden Dialog zu hören. Die Piloten einer Maschine der Troma Airlines stellen fest, dass ihr Liner leider abstürzt und sind PANISCH. Der Captain informiert die Passagiere. „Wir bedauern die Unannehmlichkeiten. Unser Bordpersonal reicht ihnen einen Gratis-Cocktail.“ BUMM!

Da Troma niemals in Geld schwamm (eigentlich verwunderlich, den Toxie müsste ihnen $$$ eingebracht haben), kann man uns leider nicht mal Stock Footage eines Flugzeugs bzw. Absturz eines selbens zeigen, sondern nur die Reste. Verstreute Gepäckstücke, Leichen, vereinzelte Flugzeugteile am Strand einer paradisischen Insel. Eine hysterische Fraut hat Recollections der unmittelbaren Absturzfolgen (gibt den Stuntleuten Gelegenheit, armwedelnd und brennend durch die Nacht zu laufen). Die Überlebenden, etwas mehr als ein Dutzend, versammeln sich. Wir haben unser übliches Defilee. Die hysterische Frau, eine junge Frau, die erblindet ist, eine Schwangere mit Baby, einen schwarzen Priester, einen unfähigen Flight Attendent, einen schmierigen Anwalt, einen fetten Typen, eine Rockband (Sänger + 3 Chicks), noch irgendeinen Kerl, einen Gebrauchtwagenhändler, einen englischen Geheimagenten (der verdächtig wie Michael Caine aussieht), eine ältere Dame mit deutschen Vorfahren und Akzent sowie eine Latina mittleren Alters, und einen Halbtoten, der von der deutschen Oma erst mal genäht wird (was dem Special Makeup-FX-Team erste Gelegenheit gibt, seine nicht unbedingt überzeugenden Fähigkeiten zu profilieren). Ach ja, und unsere nominellen Helden, Taylor und Lydia.

Taylor stellt bei einem Stroll in den Wald fest, dass man nicht allein auf der Insel ist, Soldaten treiben sich herum, und sie tragen Kalaschnikovs, können also schlecht die Rescue Party sein. Man beschliesst, sich zunächst im Wald zu verstecken, was keine allzuschlechte Idee ist, denn ein Haufen dieser Soldaten patroulliert am Strand entlang. Nur die hysterische Ziege vom Anfang will nicht. Der Priester und der Bordsteward versuchen, sie ebenfalls zur Flucht zu überreden, aber die Hysterikerin lehnt dankend ab und läuft ins Feuer der Soldaten. Priester und Steward werden gefangengenommen.

Die restlichen Überlebenden beobachten das Treiben und wissen natürlich nun, dass sie nicht im Club Med gelandet sind (hence der deutsche Verleihtitel, der gar nicht so blöde ist, wie er sich zunächst anhört). Zum Glück hat Marshall, der britische Secret-Service-Mann (nicht, dass das erwähnt wurde, we figured that out by ourselves) sein High-Tech-Blasrohr mit Curare-Cyanid-Pfeilen dabei. Schnell ein herumstreunender Bösling damit geplättet und unsere Freunde hätten ihre erste echte Waffe, zur Freude des Gebrauchtwagenhändlers Parker, der natürlich Vietnam-Veteran ist („AIRBORNE!“). Die Gruppe verkleinert sich weiter, als der Halbtote den Job beendet und ganz tot ist und Schwangere & Baby sich als Last empfindend ein ruhiges Plätzchen suchen.

Es kommt zu einem ersten grösseren Shoot-Out, sprich Gemetzel, bei dem unsere spärlich bewaffneten Urlauber ca. 10 Gazillionen Fieslinge niedermähen.

Gleichzeitig, oder früher oder später, ich schreibe dieses Review zur Abwechslung ohne Notizen aus dem Gedächtnis, haben uns die Fieslinge etwas Exposition geliefert. Sie betreiben hier ein Infiltration Camp, in dem Terroristen für spätere Einsätze in die USA geschult werden. Die Bösen providen uns hier auch mit Comedy-Relief, den Col. Jennings, einer des Triumvirats, hat nicht nur eine Schweinenase, sondern auch einen ordentlichen Grunzer drauf, und sein Kumpan heisst Major Asyolski (sprecht das aus, und ihr seid im Bild). Priester und Steward werden derweil in eben jenem Camp von Captain Schweinhart (Deutscher und demzufolge selbstverständlich ein NAZI, er verdächtigt den schwarzen Pfaffen permanent, Jude zu sein) gefoltert und verhört. Man hält die Eindringlinge für gedungene US-Söldner.

Diverse weitere Angehörige unserer Abstürzler schaffen es, sich gefangennehmen zu lassen, namentlich alle Aktiven ausser Parker, Taylor, Marshall und dem Anwalt Hardwick. Steward und Priester beissen ins Gras (letzterer muss sich zuvor noch von Schweinhart in Handbedienung die Zunge raussreissen lassen!). Schweinhart zieht alle seine Register und stellt Senor Sida vor. Sidas Trupp soll einen gewissen Virus in den USA verbreiten und er darf sich eine der Frauen als weiteres Opfer aussuchen. Er entscheidet sich für eine der Rock-Sängerinnen. Eine andere, Nancy, aus der Band wird den Siamesischen Zwillingen zugeführt.

Nancy erfährt von diesen Zwillingen, dass das Terroristenlager von hohen Kreisen in den USA unterstützt wird.

Bevor´s zu langweilig wird, greifen die restlichen Männer (minus Hardwick, als Anwalt selbstverständlich feige Socke) an und rücken zur Befreiung an. Es gibt minutenlange Schusswechsel, tausende Terroristen sterben, aber auch unter den Helden gibt es Opfer. Am Ende liegt jedenfalls das Lager in Trümmern, Schweinhart, Sida und die Zwillinge haben auf diverse bösartige Weisen das Lebenslicht ausgepustet bekommen und unsere Freunde sind sich einig (naja, bis auf Hardwick), dass man den teuflischen Plan stoppen muss, denn es sind schon jede Menge Terroristen ausgebildet, und die sollen am nächsten Tag in die USA gebracht werden. Also muss man das Hauptquartier niedermachen.

Die Nacht wird aber zunächst für diverse romantische Encounter verwendet. Taylor macht endlich mit Lydia Nägel mit Köpfen, die blinde Jennifer verknallt sich in den fetten Cunny etc. etc. Die Nacht ist vorbei, der Tag bricht an, die Männer wollen angreifen, die Frauen, obschon sie sich für den Kriegseinsatz fit machen, sollen sich bedeckt halten, zu deren Unwillen. Hardwick, Anwalt, der er ist, setzt sich ab, um mit dem Feind einen Deal zu machen. Tatsächlich werden Taylor & Co. von einer Lautsprecheransage von Jennings begrüsst, der die „Missverständnisse“ bedauert. No avail, der Krieg ist im Gange. Kirkland (einer der Kerle, der, den ich oben als „noch irgendeinen Kerl“ bezeichnet habe) und der schon seiner gesamten Familie verlustig gegangen ist, volunteered für eine Selbstmordmission. Er will einen Truck voller Sprengstoff gegen das Boot lenken, auf dem die Terroristen transportiert werden sollen. Taylor, Parker und die anderen wollen das Ablenkungsmanöver liefern. Der Plan scheint zu gelingen, man macht jede Menge Havoc und killt + killt + killt, leider schafft es Kirkland, sich erschiessen zu lassen, bevor er den Truck starten kann. Für unsere Helden sieht es schlecht aus, denn obwohl sie nie nachladen müssen, werden sie langsam aber sicher durch die Übermacht eingekesselt. Doch da kommt die Kavallerie, in Form der Frauen. Das Blättchen wendet sich, wenngleich „Airborne“ Parker heftigst erschossen wird.

Zwar sind die Amerikaner nun auf der Siegerstrasse, doch das Boot droht abzulegen. Da macht sich Cunny auf, Kirklands Mission zu vollenden. Voila, es gelingt, alle Fieslinge werden gekillt, der verräterische Hardwick bekommt auch sein Fett weg. Und damit wir ein schönes Happy End haben, hat sich sogar Cunny vor der Explosion aus dem Truck geworfen, damit er Jennifer in die Arme schliessen kann.

Schon bemerkt, Leute? Das war ein „condensed Review“. Gedächtnis ist nicht mehr das, was es mal war, und ich hab den Streifen immerhin schon gestern gesehen… Anyway, was ich damit sagen will ist, dass obige Angaben den Streifen nur im groben wiedergeben und ich einiges an Subplots weggelassen habe. Soll unserem Spass aber keinen Abbruch tun. Denn Spass macht TROMA´S WAR ohne Ende.

Klar, der Streifen ist geschmacklos, aber hey, es ist ein Troma-Film. Klar, der Film ist politically incorrect, aber hey, es ist ein Troma-Film. Klar hat der Film kein Budget, keine vernünftigen Schauspieler, keine grossartige Handlung, aber hey… eh, ich denke, ihr wisst schon…

TROMA´S WAR dürfte den höchsten Bodycount der Filmgeschichte haben (ich hab nicht nachgezählt, aber Tausende dürfte hinkommen – in manchen Szenen nimmt der Film spätere Spoofs wie HOT SHOTS 2 vorweg, wo die Bösen gleich reihenweise von selbst umfallen) und ist dabei auch ordentlich hart (im Zusatzmaterial philosophiert Kaufman darüber, ob TROMA´S WAR der Film ist, der die meisten „Squibs“, d.h. Kunstblutpakete, für Einschusswunden etc., verwendet). Dabei gibt es auch Szenen, die nicht für die Verweichlichten sind (und damit meine ich dann eher Szenen für Splatterfreunde, die ja nicht unbedingt eine identische Menge zu Freunden von Bloodshed-Action-Movies a la RAMBO II sind), das Zungenausreissen, Frauen, denen in die Brüste geschossen wird (mit Soundeffekten entweichender Luft), ein bisserle Eingeweide, „Trennung“ der siamischen Zwillinge, ein Harakiri etc. Diese Effekte sind, troma-typisch, technisch nicht gerade perfekt zu nennen, aber für den Zweck vollkommen ausreichend, und, soweit man dieser Art von Humor etwas abgewinnen kann (wenn Ihr das hier lest, besteht eine ganz gute Chance, dass Ihr in diese Zielgruppe hineinpasst), oft schlicht und ergreifend witzig serviert…

Überhaupt lohnt es sich, auf Details zu achten, z.B. im grossen Schlussfight, bei dem völlig unvermutet unter der Terroristentruppe ein Original-Ninja mit Schwert für eine Sekunde im Bild ist. Solche netten kleinen Gags sieht man doch immer wieder gerne.

Für die Verhältnisse der Tromainer ist TROMA´S WAR handwerklich routiniert heruntergekurbelt, gut geschnitten und stets temporeich in Szene gesetzt. Drehbuchmässig darf man natürlich keinen Shakespeare erwarten, aber es gibt den ein oder anderen witzigen Dialog, die unterschiedlichen Charaktere sind nett gearbeitet (leider ist offenbar auch der Director´s Cut nicht ganz komplett, denn erst im Zusatzmaterial, in einem Interview, erfahren wir z.B., dass „Mariä die Frau eines südamerikanischen Diktators sein soll, funny fact am Rande) und haben eigentlich alle mindestens eine Klatsche. Irgendwie süss wirkt auch der gelegentlich aufgesetzte Hurra-Patriotismus, den man bei den subversiven Brüdern von Troma ja so gar nicht erwarten will und der dann wohl auch eher satirisch gemeint ist (die Tatsache, dass die Hintermänner der üblen Verschwörung in Washington selbst sitzen und dort eher der rechten politischen Ecke angehören, passt da schon eher in die Firmenphilosophie; nicht umsonst forderte die MPAA Schnittauflagen in Gesamtlänge von 16 Minuten, und das dürfte nicht nur Gore oder Härte gewesen sein).

Schauspielerisch werden, ebenso klar, keine Ruhmestaten erbracht, aber die Beteiligten ziehen sich angemessen aus der Affäre, wobei besonders Rick Washburn als durchgeknallter, ohrensammelnder Vietnam-Veteran Parker offensichtlich eine gute Zeit hatte (Washburn ist übrigens ein renommierter Waffen-Bauer für Film und Fernsehen, wo er z.B. für MIAMI VICE einige Waffen entworfen hatte, die natürlich auch hier recycled wurden). Spassig auch Jessica Dublin als Rambo-Oma oder Steven Crossley als Michael-Caine-Imitator.

Erwähnenswert bleibt darüber hinaus noch der eklig-nette 80er-Jahre-Pop-Soundtrack, der u.a. zwei echte Ohrwürmer von Chris DeMarco zu bieten hat.

TROMA´S WAR ist sicherlich kein Film für jeden Geschmack, denn neben der natürlich vorhandenen Nudity (in ausreichender Menge) haben wir hier jede Mengedie Gewalt, auch wenn sie comichaft dargestellt wird (sowohl die Charaktere als auch ihre Handlungen), aber sie ist natürlich vorhanden und nicht von schlechten Eltern, aber wer an Filmen dieser Art Gefallen findet, hat hier sicher eine ganze Menge Spass. Der Film ist schnell, laut, heftig & lustig und für den Trashfilmfreund ein wahres Vergnügen. Nicht umsonst druckt Troma voller Stolz das Kritiker-Lob „lässt RAMBO III aussehen wie LASSIE KEHRT ZURÜCK“ auf die DVD-Box. Da ist was dran. Von meiner Seite jedenfalls gibt´s ´ne uneingeschränkte Empfehlung.

TROMA´S WAR ist im Rahmen der TROMA COLLECTORS EDITION mit umfangreichem Bonusmaterial auf DVD erschienen und dürfte bei den einschlägigen Mail-Order-Versendern zu haben sein. Neben Kommentar der Regisseure gibt´s Interviews mit diversen Darstellern oder sonstig Beteiligten, nach denen man schliessen müsste, dass die Dreharbeiten zum Film (übrigens im Staate New York in einem Trainingscenter der Nationalgarde) eine einzige Sexorgie waren. Low Budget Moviemaking is more fun, I guess, dazu eine Troma-Trailershow. Insgesamt ca. 30 Minuten Zusatzmaterial.

(c) 2001 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 9


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