Troll 2 (Manhunter)

 
  • Deutscher Titel: Troll 2
  • Original-Titel: Troll 2
  • Alternative Titel: Goblins |
  • Regie: Claudio Fragasso
  • Land: USA/Italien
  • Jahr: 1990
  • Darsteller:

    Michael Stephenson (Joshua Waits)
    George Hardy (Michael Waits)
    Margo Prey (Diana Waits)
    Connie Young (Holly Waits, als Connie McFarland)
    Robert Omsby (Opa Seth)
    Deborah Reed (Creedence Leonore Gielgud)
    Jason Wright (Elliot Cooper)
    Darren Ewing (Arnold)
    Jason Steadman (Drew)
    David McConnell (Brent)
    Gary Carlson (Sheriff Gene Freak)


Vorwort

Hinweis: Dieses Review ist Teil eines Doppel-Reviews. Den anderen Part gibt es hier: https://badmovies.de/reviews/troll-2-bentley

Uffza. Angesichts der ausführlichen, äh, Ausführungen meines Kollegen bleibt mir ja nicht mehr viel zu sagen. Ich verspreche, mich kurz zu fassen und Wiederholungen möglichst aus dem Weg zu gehen.

Dies gesagt, steige ich mit einer Zusammenfassung der Hintergrundgeschichte von „Troll 2“ ein:

Ende der 1980er wird das beschauliche Städtchen Morgan [und dann wurde es dort Abend? – D. B.], Utah von einem italienischen Regisseur/Drehbuchautor namens Claudio Fragasso heimgesucht – einem Mann, der an unzähligen Filmverbrechen wie „Die Hölle der lebenden Toten“, „Riffs III – Die Ratten von Manhattan“, „Zombi 3“ oder After Death maßgeblich beteiligt war (er wurde nie dafür zur Verantwortung gezogen und dreht bis heute für das italienische Fernsehen). Und als sei das nicht schlimm genug, handelt es sich bei seinem Produzenten um keinen geringeren als Joe D’Amato (Porno Holocaust, „Anthropophagus“, Papaya – Die Liebesgöttin der Kannibalen). (Die beiden hatten kurz zuvor „Monster Dog“ mit Alice Cooper gemacht.)[Don’t ask, just wonder – D. B.]
Wieso haben diese beiden sich ausgerechnet Morgan, Utah ausgesucht? Grundsätzlich mal, weil ein „US-Film“ höhere Einträge verspricht. Dann aber vor allem (nach Fragassos eigenen Aussagen), weil es in der amerikanischen Provinz weniger Probleme mit Gewerkschaften oder den Behörden gibt. Das stimmt schon mal drauf ein, wes Geistes Kind die italienischen Dünnbrettbohrer sind.
Nun, die Utah Film Commission lässt sich einseifen und bringen das Filmteam nach Morgan. Die Leute dort ahnen nicht, wen sie vor sich haben, und lassen sich von Fragasso bereitwillig für seinen Film „Goblin“ requirieren. Wann kommt den schon mal, hüstel, Hollywood in die amerikanische Provinz, nicht. Es macht sicher auch Sinn, dass der Regisseur kaum richtige Schauspieler, dafür einen Haufen Laien aus der Gegend besetzt, oder?

Die dreiwöchigen Dreharbeiten im Sommer 1989 sind nicht ganz so glamourös wie erwartet, nicht zuletzt aufgrund der Sprachbarriere – die amerikanischen Darsteller konnten kein Italienisch, und das italienische Drehteam konnte kaum Englisch. Das Drehbuch (von Fragasso zusammen mit seiner Lebensgefährtin Rossella Drudi mithilfe eines Wörterbuchs niedergeschrieben) ist dementsprechend in einer eher kryptischen Sprache verfasst – die Darsteller verbringen ihre Drehpausen damit, ihre Sätze zu entziffern. Wenn einer von ihnen seine Zeilen abändern möchte, um etwas alltagsnäher zu klingen, lässt Fragasso durchblicken, dass er besser wisse als die Amerikaner, wie Amerikaner sprechen. Ansonsten bschränkt der Meister seine Schauspielführung darauf, die völlig überforderten Laien anzubrüllen („Bigger! Louder!“[Das erste zu den Männern, das zweite zu den Frauen oder wie? D’Amatos Porno-Drehs lassen grüßen. – D. B.]) oder ihnen sinnlose Phrasen wie „You have good energy!“ zuzurufen. Worum es in dem Film eigentlich geht oder was der „Sinn“ der einzelnen Szenen ist, weiß sowieso kein Mensch (die wenigsten von ihnen erhalten ein vollständiges Drehbuch). Apropos Drehbuch: Mit dem, was in der ursprünglichen Fassung steht, hat das, was man dreht, nur am Rande was zu tun (in frühen Fassungen gab’s unter anderem im Finale eine Schlacht mit Maschinengewehren und Handgranaten [Dafür hätte ich Geld bezahlt – D. B.] [Aber hallo! – Gregor.] Und zu guter Letzt werden die Goblin-Kostüme von Joe-D’Amato-Muse und Pornoqueen Laura Gemser aus Kartoffelsäcken und billigen Latexmasken zusammengeschustert (eine Frau, die damit berühmt wurde, keine Kleider zu tragen, ist für die Kostüme verantwortlich? Macht Sinn). Gemser war übrigens das einzige Mitglied des Drehteams, das Englisch beherrschte – und übernahm nebenher die Aufgabe der Dolmetscherin.
Trotz aller Schwierigkeiten machen die arglosen Leutchen gute Mine zum bösen Spiel. Der komische Italiener ist Profi und weiß, was er tut, nicht? In der Nachbearbeitung wird ein richtiger Film daraus, oder? [Wieso nicht? Hat doch bei MANOS THE HANDS OF FATE mit dem „Hollywood Movie Magic“ auch geklappt. – D. B.]

1990 ist „Goblin“ dann tatsächlich fertig und wird veröffentlicht – nicht im Kino, sondern direkt auf Video. Ohne das Wissen der Darsteller. Unter dem Namen „Troll 2“, denn die amerikanischen Vertreiber versprechen sich höhere Profite davon, sich an „Troll“ von John Carl Buechler (Friday the 13th Part VII: The New Blood) dranzuhängen (nicht, dass die beiden Filme “irgendwas“ miteinander zu tun hätten). Wie dem auch sei, der Super-GAU tritt ein: Der Streifen ist derart miserabel, dass sich die ahnungslosen Schauspieler in Grund und Boden schämen, von ihren Freunden und Verwandten verlacht werden und nie wieder ein Wort darüber verlieren.

Dreizehn Jahre später: „Troll 2“ wird nach der Pleite des ursprünglichen Verleihers von MGM aufgekauft und in 2003 zusammen mit „Troll 1“ zum ersten Mal auf DVD herausgebraucht – und schlägt unter Trashfilmfans ein wie eine Bombe. Auf zahlreichen Trashfilm-Seiten in Internet wird Fragassos Machwerk als das lustigste Ding seit „Plan 9 from Outer Space“ gehandelt. Es folgen private Screenings und öffentliche Vorführungen und schließlich regelrechte Conventions in verschiedenen Städten, oftmals mit den Mitwirkenden von damals (die jetzt gefeiert werden), teils von hunderten von Fans besucht (Höhepunkt ist die „Nilbog Invasion“ 2007 in Morgan, bei der Fragasso und Drudi den Schlüssel der Stadt verliehen bekommen). Der damalige Kinderdarsteller Michael Stephenson dreht „Best Worst Movie“, eine mehrfach ausgezeichnete Doku über das Phänomen. Fragasso überlegt laut, eine Fortsetzung zu drehen (wenn er nicht grad seine ehemaligen Darsteller oder die Fans beschimpft, die sein geniales Meisterwerk als Trashfilm missverstehen). Kurz: „Troll 2“ wird zu einem der hellsten Sterne am Himmel der schlechten Filme. Alles, was jetzt noch fehlt, ist eine Verfilmung der Entstehungsgeschichte durch Tim Burton.

Angesichts dieser unglaublichen Geschichte stellt sich zwangsläufig die Frage: Kann „Troll 2“ dem Hype gerecht werden? Kollege Diamond Bentley meint: Ja. Aber natürlich kauf ich ihm das nicht einfach ab, ohne mir selbst ein Bild gemacht zu haben…


Inhalt

Der alte Opa Seth (sieht aus, als wären seine Eltern der späte Orson Welles und Santa Claus gewesen) erzählt seinem Enkel Joshua (ein wirklich, “wirklich“ hässliches Gör) eine Gutenachtgeschichte. Besagte Gutenachtgeschichte handelt von einem „mutigen Jungen“ namens Peter. Dieser ist mitten in der Nacht unterwegs (weshalb auch immer) und verirrt sich im dichten Nebel

Achdugrünekacke. Der Film ist noch keine Minute alt und schon muss ich Pause machen, um mit dem Rummäkeln nachzukommen: Der „Junge“ wird von einem erwachsenen Mann gespielt, bei der „Nacht“ handelt es sich um helllichten Tag (die englische Fassung hat wenigstens so viel Anstand, von „dawn“ zu reden) und der „dichte Nebel“ ist in Wirklichkeit dünner Rauch aus einer einzelnen Nebelmaschine. Das fängt schon mal gut an.

Und es geht besser weiter, denn der verirrte Peter wird plötzlich von kleinen Ungeheuern verfolgt: Es sind „grausame, missgestaltete Waldbewohner, hochmütige, niederträchtige, schamlose Kreaturen, es waren die rachsüchtigen und bösen Goblins, die Trolle der Nacht!“ Was jetzt, Goblins oder Trolle? Oder doch bloß irgendwelche Kinder und Kleinwüchsige in den beschissensten Kostümen diesseits eines Vorschulkarnevals in Nordkorea? Jedenfalls: Während der Vorspann läuft, kriegen wir einen ersten Vorgeschmack auf einen furchtbaren Synthie-Düdel-Soundtrack, wie ihn selbst die Folterknechte der CIA nicht schlimmer im Repertoire haben. Hilfe!

Es kommt, wie’s kommen muss: Peter stolpert, fällt hin und verliert das Bewusstsein (grunz). Als er aufwacht, kniet ein junges, besommersprosstes „liebliches Mädchen“ neben ihm und reicht ihm eine Schüssel mit grüner Pampe. Blind vor Liebe isst Peter davon – und beginnt grünen Saft zu schwitzen. Es ist nämlich so: Bei Blondchen handelt es sich in Wirklichkeit um die Goblins (in magischer Verkleidung). Und Goblins fressen nun mal nur eines: Menschen-Pflanzen-Hybriden. Um diese eher spezifische Diät einhalten zu können, geben sie arglosen Menschen wie Peter „chlorophyllgrüne“ Zauberbrühe zu essen. Wer diese Brühe zu sich nimmt, verwandelt sich in Gemüse. So wie Peter, der anschließend von den Goblins gefressen wird. Ein wirklich herzerwärmendes Märchen.

„Man muss wohl verrückt sein, um seinem Enkel solche eine Geschichte zu erzählen“, mag jetzt manch einer denken. Und hätte damit recht, denn Opa Seth besteht ausdrücklich darauf, dass Goblins absolut real und nicht bloß eine Erfindung irgendwelcher Märchenerzähler sind.
Und schon im nächsten Moment stellt sich heraus, dass Enkel Joshua nicht weniger durchgeknallt ist als der wahnsinnige Opa, denn die Mutter des Jungen kommt ins Zimmer und wir erfahren: Opa Seth ist schon eine Weile tot und Joshua ist bloß einem Hirngespinst aufgesessen. Schon wieder. Ein totaler Psycho, das Kind. Und unglaublich hässlich.

Mutti Diana bespricht mit Vati Michael den kaputten Sohn. Michael: „Als Junge hatte “ich“ eine imaginäre Playmate.“ (Auf Englisch: „When I was a kid, I had an imaginary playmate, too.“ Hier eine Beschwerde über unfähige Synchro-Autoren einfügen.)
Dem Vater gehen die psychischen Probleme seines Sohnes am Arsch vorbei, weil er sich auf den kommenden Urlaub freut. Unsere Vorzeigefamilie (die Waits) fahren am nächsten Tag für einen vollen Monat in das beschauliche Kaff Nilbog (Einwohnerzahl: 26). Dort partizipieren sie an einem Häusertausch: Während die Familie Presents in das Vorstadthäusschen der Waits zieht, richten sich dieselben wohnlich auf dem Bauernhof der besagten Nilboger ein. Michael freut sich heftig darauf, zu wohnen „wie vor hundert Jahren“ (weil die Leute auf dem Land praktisch noch im Mittelalter leben, gell). [“Frag das mal die Macher von „Bauer sucht Frau“ – D. B.“]
Während die beiden sich im Wohnzimmer unterhalten, klopft’s oben bei Joshua ans Fenster. Er sieht nach und erschreckt sich ob einer abscheulichen Monsterfresse direkt aus der Hölle!

Doch es ist bloß Elliott, der idiotische Freund von Joshuas Schwester Holly (nebst seinen ebenso idiotischen Freunden), der sich im Fenster geirrt hat. Ein Fenster weiter findet Elliott sie dann doch noch, wie sie nämlich in einem schlimmen 80er-Jahre-Albtraum von Teenager-Zimmer (knallige Farben, Schlümpfe-Figuren, Tom-Cruise- und Johnny-Depp-Poster) hirnzerflüssigende Musik (wenn man das „Musik“ nennen will) hört und – Gewichte stemmt, während sie einen Jane-Fonda-Aerobic-Gedächtnis-Aufzug trägt. Elliott erschreckt nun auch das trainingswilde Mädel und kriegt dafür einen (verdienten) Tritt in die Eier.

Es folgen einige lustige Neckereien mit erschütternden Dialogen:
Elliott, nachdem Holly ihm den Tritt verpasst hat: „Willst du, dass ich mich wie’n Homo fühle?“ („You tryin‘ to turn me into a homo?“ Homos und Kastraten: Dasselbe.)
„Wenn mein Vater dich hier findet, er greift sich deine Nüsse und reißt sie ab.“ („If my father discovers you’re here, he’ll cut off your little nuts and eat them.”)
„Was ist daran so schrecklich [Freunde zu haben]?“ – „Nichts. Aber so werd ich ewig Jungfrau sein!“ (Das Original macht mehr Sinn: „What’s wrong with having friends?” – „Nothing, if you want to remain a virgin for a life.“[“Dinge die man von diesem Film lernt: Schnell alle Freundschaften kündigen, sonst stirbt man jungfräulich. – D. B.“])
Die Schauspielleistungen sind nicht minder erschütternd.
Nun gut. Es läuft auf Folgendes hinaus: Holly mag Elliott, Hollys Eltern hassen Elliott, Holly hasst Elliotts Freunde. Apropos: Weil Holly Elliotts Freunde hasst, darf er zwar mit in den Urlaub kommen (obwohl Hollys Eltern ihn hassen), muss aber besagte Kumpels Zuhause lassen. Mit der Aussicht darauf, seine Unschuld zu verlieren, sagt er zu.
Um es mal gesagt zu haben: Eigentlich sind Frauen, die deine Freunde hassen und wollen, dass du sie nicht mehr siehst, es nicht wert. Aber ich geb zu: Elliotts Freunde “sind“ absolute Gehirnpansen. Elliott selbst allerdings nicht weniger

Wie auch immer: Am nächsten Tag taucht Elliott gar nicht erst auf – was Holly zutiefst betrübt. Unverrichteter Dinge brechen die Waits ohne den Kasper auf. Die Stimmung während der Autofahrt ist gedrückt. Tochter Holly und Vater Michael streiten, Mutter Diana zwingt Joshua dazu, zu singen („Row, row, row your boat …“). Gott, sind die Darsteller schlecht.
Aber wo steckt Elliott denn nun? Der Steckt hinter dem Lenkrad eines Wohnmobils, das er zu schönster Hillbilly-Mucke durch die Gegend steuert, während hinten drin seine drei Kumpels über der Straßenkarte brüten. Apropos drei Kumpel: Es handelt sich dabei um Brillenschlange Arnold, Jogging-Freak Drew und Brent, dem keine distinktiven Merkmale mitgeliefert wurden.

Derweil träumt Joshua alb, dass er zu einem Baum wird, während seine Familie sich in Goblins verwandelt und ihn lebendig verschlingen will.

Das kleine Balg wacht auf und sieht Opa Seth am Wegesrand stehen. Er bringt seine Familie dazu, anzuhalten, und rennt zu Opa. Der warnt ihn vor einer unbestimmten Gefahr: „Das ist ein so böser Platz, kleiner Mann, dass sogar ich mich fürchten muss.“
Bevor er Näheres ausführen kann, holen die Waits das kleine, hässliche Gör ein. Es stellt sich heraus, dass es sich bei Opa in Wirklichkeit um einen schmierigen Anhalter handelt. Unheim!

Michael, Diana, Holly, Joshua und Tom Waits fahren weiter und begegnen zufälligerweise Elliott und seinen Freunden, die irgendwo in der Pampa ihre Zelte aufgeschlagen haben und winkend auf sich aufmerksam machen. Holly antwortet mit einem erhobenen Zeigefingern (recht so).[War das nicht der Mittelfinger? – D. B.] Elliott kann sich nicht erklären, weshalb sie so abweisend reagiert. Meine. Fresse. Was für ein Dumpfmuff.

Während die dummen Deppen dumm rumdeppen, erreichen die Waits ihr Ziel und werden schon ganz rattig bei dem Gedanken, für einen Monat Bauern zu sein (nicht, dass wir sie jemals dabei beobachten werden, irgendwas Bauernartiges zu tun). Nun, bis auf Joshua, dem es in Nilbog nicht gefällt
Die Presents nehmen unsere Vorzeigefamilie im Empfang – wirken dabei aber seltsam distanziert und unterkühlt (sehr unverdächtig). Joshua bemerkt zudem, dass die alle eigenartige Male in Kleeblattform auf der Haut haben.

Wie auch immer: Die Presents überreichen die Schlüssel zur Farm und satteln ihren Pick-up. Vatti Michael ruft ihnen noch nach: „Es wird Ihnen gefallen in unserer Stadt. Zwar gibt es Smog und ist es laut, aber unser Haus ist auf dem neusten Stand. Wir haben Mikrowelle, Farbfernseher, Video, alles vom Feinsten. Kühlschrank, Partyraum, einen elektrischen Eierschneider!“
Die Presents zeigen keine Regung und machen sich wortlos aus dem Staub; bloß der kleine Farmersjunge wirft Joshua vorher noch einen Baseball zu, auf den „Eat before we eat you!“ („Esst, bevor wir euch essen!“) draufgestickt ist. Unsere Waits entern das Bauernhaus, entdecken in der Küche einen reichlich gedeckten Tisch und setzten sich zwecks Verspachtelung hin. Nur Joshua wird abgelenkt, als der tote Opa Seth ans Fenster klopft und drängt: „Lass sie das bloß nicht essen, Josh. Um Gottes Willen, halt sie ab davon!“ Weil ihnen ansonsten dasselbe Schicksal drohe wie Peter aus der Geschichte.
Joshua muss seine Familie also davon abhalten, die Maiskolben und Brötchen (die samt und sonders mit den grünen Chlorophyll-Schmand bestrichen sind, mhm) in sich zu schaufeln – Opa Seth hält sogar die Zeit für eine halbe Minute an (soll heißen, die Waits frieren auf Jess-Franco-geprüfte Art und Weise ein), damit unser Hässlon-Gör sich was überlegen kann. Und Folgendes überlegt sich der Junge:

(Was ehrlich gesagt ziemlich beeindruckend ist, denn er muss nicht nur die gesamte Tafel tränken, sondern auch das Zeug, das seine Familie schon in den Händen hält.)

Die Waits sind verständlicherweise angefressen, vor allem Papi Michael. Der schleppt seinen missratenen Sohn auf dessen Zimmer, schreit: „Gastfreundschaft! […] Darauf pisst man nicht einfach! Das gehört sich nicht!“ („You can’t piss on hospitality! I won’t allow it!“), öffnet den Gurt und … Ach du Kacke, will er zur Strafe auf Joshua pissen? (Auge für Auge, Zahn für Zahn …) Will er ihn vergewaltigen? Will er ihm den Hintern versohlen? Nein, er zieht bloß den Gürtel demonstrativ enger, um einen Kampf-Hungerstreik zu eröffnen. (Wer zuerst stirbt, hat verloren.)

Derweil im Wohnmobil der Verblödeten Vier: Elliott und seine Kumpels gucken einen Film, in dem ein Gorilla ein leuchtendes Ei berührt, daraufhin eine Feuersäule furzt und abhebt wie eine Rakete. (Für Konnesörs italienisches Komödiengutes: Es handelt sich dabei um Grunt!, auf Deutsch „Grunz – schmatz – grunz… am Anfang war das Ei“.)

Brillenschlange Arnold hat keinen Sinn für Trashkomödien (buh!) [Out of character! – D. B.], ärgert sich über das Ausbleiben der versprochenen geilen Weiber (Kunststück, wenn du nur mit deinen enthirnten Kumpels im Wohnmobil herumhockst) und geht nach draußen, eine rauchen. Dort bemerkt er plötzlich ein blondes Mädel panisch durch den Wald rennen und nimmt die Verfolgung auf. Trotz Raucherlunge und fehlender Fitness holt er das Fräulein (welches taub sein muss, da es nicht auf seine Rufe reagiert) ein und wirft es zu Boden (Rrrrape Time!). Sie hält ihn zunächst für ein Monster, aber: „Ich bin kein David Hasselhoff, aber ein Monster
„Sie sind ein Mensch?“
„Sogar ein Mann. Wollen Sie’s sehn?“
Apropos Monster: Während die beiden im Gras liegen, tauchen ein paar Goblins auf. Arnold versucht sich mit ihnen anzulegen und kriegt dafür einen Speer in die Rippen.

Die drei Deppen vom Wohnmobil hören Arnolds panischen Schrei.
Brent: „Hey, was war das?“
Drew: „Wahrscheinlich Arnold; er entjungfert grad ein Mädchen.“
Brent: „Nein, das war nicht der Schrei einer Frau. Das klang wie Arnold!“
Elliott: „Dann war’s wohl auch Arnold, wie er von einem Mädchen entjungfert wird!“
Was für geistige Inzestkrüppel.

Zum Glück haben es die Goblins nicht eilig, so dass das blonde Mädel (wenn es nicht grad ein Grinsen unterdrückt) Arnold beim Aufstehen helfen und mit ihm in eine nahe gelegene Kirche flüchten kann. Besagte Kirche ist relativ speziell eingerichtet und wird von einer Goth-Bibliothekarin mit der miesesten Black-Metal-Schminke seit Erfindung der Pandabären bewohnt. Außerdem: Overacting. Oder besser gesagt: “’OVERACTING!!!!!!“‘

Goth-Bibliothekarin: „Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle: Ich bin Creedence Leonore Gielgud von alter, uralter Herkunft. Meine Urahnen stammen aus Stonehenge!” („Allow me to introduce myself: I am Creedence Leonore Gielgud of ancient druid origins. My ancestors came from Stonehenge!”) Tatsächlich steht in der Kirche auch ein kleines Duplikat des berühmten Steinhaufens.
Creedence fällt auf, dass Brillenschlange Arnold verletzt zu sein scheint. Selbiger verlangt nach einem Krankenhaus. Creedence: „Ein Krankenhaus gibt’s in Nilbog nicht. Wir sind es gewohnt uns völlig alleine zu helfen.” („There is no hospital in Nilbog, we are used to curing ourselves.”)
Mit diesem Satz verweist sie auf einen brodelnden Topf. Sie erklärt: „Ein Gebräu von übernatürlicher Kraft! Es enthält den Saft der Pflanzen aus den Wäldern und es ist ein Konzentrat aller vegetativen Lebewesen dieser Erde.“ („This broth is miraculous! It contains sap from the forest. It is a concentration of all the vegetal properties of the earth.”) Oh mein Gott, Creedence ist eine NATURHEILPRAKTIKERIN! Lauft, Arnold und blonde Tussi, lauft!

Arnold und blonde Tussi fliehen nicht, sondern trinken das Zeug. Böser Fehler. Blondes Mädel fängt an, grünen Saft zu schwitzen und zu erbrechen, klettert auf einen Innhaus-Balkon und verwandelt sich panisch schreiend in Gemüse. Furchtbar, grässlich, entsetzlich, der reine Horror! (Ich meine die schauspielerische Leistung.) Damit nicht genug: Goblins kommen hervor gekrochen und fressen das Gemüse-Mädel bei lebendigem Leibe! Arnold, inzwischen bewegungslos geworden, sieht dies so hilflos wie erschüttert mit an und … und … Ach, machen wir uns nichts vor: Man kann der Szene schreiberisch nicht gerecht werden. Schaut’s euch an:

Ewing hat den Oscar verdient. Mit voller Wucht an den Hinterkopf.

Unterdessen, bei den Waits: Holly hat einen epileptischen Anfall und verfällt in spastische Zuckungen. Was man sich Ende der Achtziger unter „Tanzen“ halt so vorstellt. Sie trägt übrigens ein Garfield-T-Shirt. Danach macht sie einen auf De Niro und übt mit dem Spiegel eine Unterhaltung mit Elliott („Entweder ich, oder deine Freunde.“). Damit hört sie auf, als jemand das Licht dimmt und Opa Seth im Spiegel erscheint, nach Joshua rufend. Das Mädel kreischt erschrocken nach den Eltern (mehr schlechtes Schauspielern), Vater Michael guckt sich den Spiegel an. Kein Großvater. „Rauchst du immer noch Dope, Holly?“

Holly weigert sich, in dem Zimmer zu schlafen. Joshua (übrigens einen G.I.-Joe-Pyjama tragend) meldet sich freiwillig. Kaum sind die anderen weg, spricht unser potthässlicher Kinderdarsteller in den Spiegel; Opa Seth erscheint erneut und entschuldigt sich: „Ich kenne mich hier eben noch nicht so gut aus.“
Opa sagt, Joshua und Anhang sollen sofort aus Nilbog verschwinden: „Hier ist das geheimnisvolle Reich der Goblins.“ („It is the Kingdom of the Goblins.“)
Weil die Kräfte des Bösen stark sind, muss Opa abhauen und lässt Joshua allein und verzweifelt zurück.

Im Wohnmobil: Drew stellt fest, dass der Kühlschrank leer ist. Elliott, der zusammen mit Brent nackt im Bett liegt, befiehlt ihm, ins Dorf einkaufen zu gehen. Drew tut, wie ihm geheißen, und rennt in einem knappen Jogger-Outfit gen Nilbog.

Inzwischen stellen auch die Waits fest, dass im gesamten Haus nicht mehr als saure Milch zu finden ist. Da man schon seit zwei Tagen fastet (!), hat Vati Michael ein Einsehen und fährt mit Joshua ins Dorf.

Dort ist Drew bereits angekommen, nachdem Sheriff Gene Freak (wut?) ihn mitgenommen und beim Dorfladen abgesetzt hat. Besagter Sheriff hat ihm auch ein eigentümliches Sandwich mit einem komischen grünen Belag überlassen. Uh oh. Beäugt von der halben männlichen Bevölkerung (vöööllig unverdächtig), geht Drew in den Gemischtwarenladen, wo ihn der Ladenbesitzer erwartet.

Es gibt weder Kaffee, noch Eier, noch Speck, aber vitaminreiche Milch. Schwankend macht sich Drew vom Acker.
Draußen fängt ihn einer der Einwohner ab und sagt ihm, Arnold ließe ihm ausrichten, er solle ihn in dem „Haus, das aussieht wie ne Kirche“, treffen.

Inzwischen, in dem Haus, das wie eine Kirche aussieht: Druiden-Braut Creedence wässert Arnold, der zu einem Baum mutiert ist und eingetopft wurde. Ihr Overacting bringt mich noch um. Fernerhin zeigt sie ihm einen selbstgemachten Pudding mit „organischen“ Zutaten, der „die Menschen von innen reinigt“ und den sie den Waits vorbeibringen will.

Was Michael und Joshua Waits anbelangt: Dieselben haben den Gemischtwarenladen von vorhin gefunden, doch derselbe ist im Moment verwaist und geschlossen: „Will re-open in 20 minutes. After the sermon.“ („Wir machen in 20 Minuten wieder auf. Nach der Predigt.“)
Während sich Vati die Zeit damit vertreibt, ein zufällig herumliegendes vegetarisches Kochbuch zu studieren, guckt Joshua zwecks Opa-Anrufung in einen Autospiegel und sieht in diesem die Ortstafel – es geht unserem Gör auf die die Sonne am Morgen, dass „Nilbog“ rückwärts „Goblin“ heißt.

Creedence erstattet Mutti Waits den angedrohten Besuch (mit dem Willkommenspudding). Tochter Holly meldet sich für einen Spaziergang ab. Creedences Kommentar: „Sie ist sehr… appetitlich.“ Mutti Waits macht einen angemessen entsetzten Eindruck. (Überall Homosex, selbst auf dem Land.)[Es tanzen halt einfach alle den Homo-Dance, frag nach bei Alexander Marcus – D. B.]
Egal: Creedence überreicht ihr ihren turbogeilen Pudding und guckt ominös in die Ferne.

Derweil hat sich Joshua mit dem Rollbrett, aus welchen Gründen auch immer, davongeschlichen (sein Vater ist bei der Lektüre des Kochbuchs eingeschlafen) und entdeckt ein verfallenes altes Lagerhaus, das er sich, auch welchen Gründen auch immer, neugierig ansieht. Darin entdeckt er die gesamte Bevölkerung Nilbogs, die aufmerksam einem Priester lauscht, der nicht nur wie George Eastmans Zwillingsbruder aussieht, sondern auch über die Menschen und deren abscheuliche Essgewohnheiten herzieht: „Alle Menschen, besonders die Städter, ergeben sich dem Laster des Fleischessens! Fleisch, der Bestandteil eines jeden Körpers, der verfallen wird! […] Fleisch, das heißt Vergänglichkeit! […] Symbol für die Erbsünde!“

Es gibt alle möglichen Spielarten der Sünde:
„Hamburger!“
„Oh!“
„Steakes!“
„Igitt!“
„Currywurst!“
„Wäh! Ekelhaft!“
„Oder Jägerschnitzel aus dem Schnellimbiss!“
„Öhw! Widerlich!“
„Der Gestank gebratener Hähnchenkeulen!“
„Oh nein! Wäh!“
Na toll, jetzt hab ich Hunger.
Weiter im Text: „In den Städten ernähren sich Menschen von diesen Dingen und vergewaltigen ihren Körper, sie infizieren sich und bekommen unheilbare Leiden: Nässenden Ausschlag! Eitrige Blasen … Ganze Trauben von Hämorrhoiden! Dickflüssige, stinkende Exkremente!“
Na toll, jetzt ist mir der Appetit wieder vergangen.
Während der Priester also Gemmen der Art ablässt, wie man sie noch heute im durchschnittlichen Vegetarierforum findet, beobachtet Joshua das Ganze durch eine Lücke in der kaputten Decke und entdeckt unter den „Gläubigen“ auch die Presents (ihr erinnert euch, die andere Häusertausch-Familie). Da fällt sein Skateboard runter und wird er von den Nilbogern gefasst.

Holly schlägt sich einstweilen zum Wohnmobil ihres pansigen Freundes durch, um ihn vor die Wahl zu stellen: „Entweder ich, oder deine Freunde.“ Er kapiert nicht ganz, was sie von ihm will (ächz), also verpasst sie ihm einen Fausthieb in die blöde Fresse. Go, Holly, go!

Die Nilboger halten Joshua fest und wollen ihm eine wunderbare Schüssel Eiscreme aufzw… Ach, scheiß drauf: Das ist doch ganz offensichtlich ein Kessel voll Goblin-Sperma. [Pfui Deibel! – D. B.]

Bevor’s zum Nilbog-Gokkun [Nilbog-Bukkake??? – D. B.] [Pffzz, kennt nichtmal den Unterschied zwischen Bukkake und Gokkun. Frag Dr. Gorgo! – Gregor] kommt, schreitet Vati Michael ein. Joshuas wilde Anschuldigungen tut der Priester als die Fantasie eines aufgeweckten Jungen ab. Das mit den Kleeblatt-Malen, die alle Einwohner haben, macht Michael dann aber doch argwöhnisch. Zudem entdeckt auch er die Presents; die reden sich mit einer Autopanne heraus.
Leicht irritiert, aber nicht wirklich irgendwelche Konsequenzen ziehend (seht es ihm nach, er hat einen IQ von 10), tritt er zusammen mit Joshua den Rückweg an. Unterwegs gabelt er Holly auf, die sich noch immer mit Elliott streitet. Auch Elliott darf mit, weil er sich endgültig für Holly entscheidet und seinen Freunden abschwört. Brent darf das Wohnmobil behalten.

Im Haus, das wie eine Kirche aussieht: Jogger Drew hat es tatsächlich geschafft, eben jenes Gebäude zu finden. Finden tut er zudem den eingetopften Arnold: „Hol mich hier raus, Drew, bitte, hol mich hier raus.”
Leichter gesagt als getan, denn als Baum ist Arnold zum einen bewegungsunfähig und zum anderen ziemlich schwer. Ist aber auch egal, denn Stonehenge-Tussi Creedence taucht auf und schlägt Drew bewusstlos. Danach zerteilt sie Arnold mit der Kettensäge und macht aus ihm grüne Zauberbrühe für Drew. Aaahhh!

Als Vati Waits mit seinen beiden Kindern und Idiot Elliott auf den Hof des Bauernhauses vorfährt, werden sie nicht nur von Mutti Waits, sondern auch von den Einwohnern Nilbogs erwartet. Nachbarschafts-Party! Seid bloß froh, dass ich die Volkstum-Mucke nicht hören müsst.

Der Priester schüttelt Vati Waits’ Hände und will sich für das „Missverständnis“ vorhin entschuldigt. Joshua warnt erneut davor, die Lebensmittel der Nilboger zu essen, und wird dafür aufs Zimmer geschickt. Dort angekommen, ruft Joshua erneut in den Spiegel, doch anstelle von Opa Seth erscheint Creedence, bricht in ihrer Goblin-Form durch das Glas und versucht Joshua zu packen. “Jetzt“ folgt Geister-Opa endlich den Rufen seines Enkels und hackt der Goblin-Königin mit einer Axt die Hand ab. Die Königin springt zurück durch den Spiegel in ihr Reich, geht in den Overacting-Overdrive und hält den Armstumpf in das Stonehenge-Duplikat – die abgehackte Extremität wächst wieder nach.

Opa Seth und Joshua haben sich mit einem Feuerlöscher, bzw. mit einem Molotow-Cocktail (!) bewaffnet und wollen die Nachbarschaftsparty auffliegen lassen. Doch der Priester nimmt ihnen den Molly ab und exorziert den Geister-Opa vom Antlitz der Erde. Bevor sich dieser jedoch auflöst, tut er noch eine magische Handbewegung und bringt damit die Brandflasche in der Hand des Bösewichts zur Explosion. Der Goblin-Priester verbrennt bei lebendigem Leibe und verreckt elendiglich.
Die Waits nebst den Nilbogern sehen das entsetzt mit an. Vati Michael schnappt sich den Feuerlöscher, kommt aber zu spät, um den Priester zu retten. Immerhin: Die verkohlte Leiche ist sichtlich nicht die eines Menschen – sondern die eines Goblins! Damit fällt es nun auch endlich den Waits und Elliott wie Schuppen von den Augen.
Unter den wütenden Blicken der (ansonsten völlig untätigen) Dorfbewohner ziehen sich unsere Protagonisten in das Bauernhaus zurück und verbarrikadieren sich.

Goblin-Königin Creedence beschwört den „Herrn des magischen Steins von Stonehenge“ und lässt es vorzeitig einnachten. Zudem zaubert sie (endlich!) ihre Schminke weg und trägt plötzlich ein Kleid mit tiefem Ausschnitt, der einen Blick auf ihr nicht ganz unprächtiges Dekolleté bietet. Viel besser als vorher. Ähem.
Brent liegt derweil im Wohnmobil und guckt den Film von vorhin weiter, in dem grad Höhlenmenschen in eine Tanznummer ausbrechen. Das ist offenbar zu viel für den Fernseher, das Bild fällt aus. Als es wiederkommt, zeigt es Creedence (in ihrer neuen Heißer-Feger-Inkarnation), die zu einer instrumentalen Synthie-Cover-Version von Joe Cockers „You can leave your hat on“ einen Strip hinlegt, während sie verführerisch mit einem Maiskolben herumspielt. Und wenn ich „instrumentale Synthie-Cover-Version“ schreibe, dann meine ich „eine entsetzliche und widerliche, nekropädophile Schändung, die gegen alles geht, was gut und heilig ist“.
Als das „Programm“ Brent sagt, er solle nach draußen kommen, tut er genau das und findet dort die wirklich echte, lebende Creedence vor (Pornostrümpfe! Geil! Chrchrchr…). Creedence: „Willst du mich nicht reinbringen?“ („Won’t you invite me in?“) Schweren Herzens (hüstel) tut Brent eben dieses und verschwindet zusammen mit der MILF im Wohnmobil. Und ja, Goblins sind dem Anschein nach auch Vampire.
Ob Goblin oder Vampir, Creedence fingert an Brent rum, schubst ihn aufs Bett und nimmt den Maiskolben wieder hervor. Will sie sich den reinstecken? Will sie ihn “Brent“ reinstecken? Uffza, Entwarnung: Sie stopft ihren Kolben bloß in Brents Mund (was hab ich da grad geschrieben?) und „küsst“ ihn, so dass die beiden gleichzeitig darauf herumkauen, während sie rummachen. Das Feuer ihrer Leidenschaft lodert hoch, so dass der Mais zu Popcorn wird. (Soll heißen: Die beiden wälzen sich mit dem Maiskolben im Mund auf dem Bett herum, während jemand von außerhalb des Bildes Popcorn auf sie schaufelt.)

Zurück bei den Waits und Elliott: Man hat beschlossen, Opa Seth mittels einer Seance zur Hilfestellung herbeizubeschwören, und setzt sich dafür an einen runden Tisch, auf dem ganz viele Kerzen aufgestellt sind. Aber Opa Seth gibt kein Zeichen von sich. Joshua: „Konzentriert euch!“ („Concentrate harder!“)
Das geht eine Weile so, dann blitzt und windet es plötzlich, die Lichter flackern und Opa Seth echot herum, während pulsierendes UFO-Licht den Raum erhellt. Opa: „Uns bleiben nur noch fünf Minuten. Wenn die Uhr sechs schlägt, muss ich gehn. Und dann für immer!“ („You have only ten minutes. When that clock starts striking six, I’ll disappear. And now it is forever!“)

Ist ja schon gut, Opa. Was ist jetzt mit den Goblins? „Gemeinsam können wir den magischen Stein zerstören, der den Trollen ihre Kraft gibt. Konzentrier dich, Joshua! Konzentrier dich!“ („Together we can destroy the magic stone that gives the goblins their power. Concentrate, Joshua! Concentrate!”)
Joshua konzentriert sich und verwandelt sich urplötzlich in einen Goblin, der die anderen anfällt. Die restlichen Monster brechen ins Haus ein, die verbliebenen Waits und Elliott bringen sich im ersten Stock in Sicherheit. Aber auch dort hocken überall die Ungeheuer rum und warten darauf, im jeweils dramaturgisch günstigen Moment hervorgehüpft zu kommen…

Ist Joshua wirklich zum Goblin geworden? Nein, er hat bloß magischerweise mit einem von denen den Platz getauscht und findet sich in Creedences Goblin-Hauptquartier wieder. Nebst einem Goblin, der sich würgenderweise auf ihn stürzt. Doch Opa Seth eilt zur Rettung! Nachdem er dem Goblin einen Fausthieb verpasst hat, überreicht der alte Sack seinem Enkel einen Rucksack mit irgendeiner Geheimwaffe – die Joshua erst einsetzen solle, wenn es absolt notwendig sei. (Aha.)
Was jetzt? Opa: „Das ist er, jener Stein von magischer Kraft: Er gibt den Wesen ihre Macht.“(„Here it is: The Stonehenge magic stone. The goblins‘ magic power.”)
Das Stonehenge-Duplikat leuchtet und dampft pulsierend vor sich hin.
Joshua: „Was müssen wir jetzt tun, Opa?“
Opa: „Ihn berühren. Wir müssen ihn nur berühren.“
Joshua: „Und das funktioniert?”
Opa: „Ich hoffe es.“

Während Opa Seth und Joshua Mini-Stonehenge betatschen, kommt Brent unter einem Berg von Popcorn zu sich. Creedence ihrerseits hat sich wieder nach draußen geschlichen, stellt mit einem Blick in den Seitenspiegel fest, dass sie sich zurück in die Goth-Bibliothekarin mit Black-Metal-Schminke verwandelt hat, und ruft einen langen, lauten Schrei aus.
Das trifft sich gut, jedenfalls für die Waits und Elliott, die in die Ecke gedrängt wurden und sich gerade der ganzen Goblin-Horde gegenübersehen. Die Monster vernehmen den Hilferuf ihrer Königin und lösen sich samt und sonders in Luft auf.

Weshalb hat die Königin gerufen? Nun, sie hat gespürt, dass irgendwas mit ihrem Stonehenge-Duplikat nicht stimmt, und eilt zusammen mir ihrer Brut zurück in das Haus, das wie eine Kirche aussieht, um Opa Seth und Joshua von ihrem Treiben abzuhalten. Blöd für Joshua, dass es gerade sechs schlägt und Opa für immer verschwindet. Allein hat er den Goblins nichts entgegenzusetzen – außer … Der Junge erinnert sich an den Rucksack, den Großvater ihm vorhin gegeben hat, und holt daraus ein … „Doppeldecker-Blutwurst-Brötchen“ hervor! (Im Original eigentlich ein „double-decker baloney sandwich“, also ein doppelter Mortadella-Burger.)

Aus tödlicher Angst vor Cholesterin, Konservierungsstoffen und anderen ungesunden Substanzen trauen sich die Goblins nicht, Joshua gegenüber handgreiflich zu werden, und wenden sich angeekelt ab, als er in den Burger beißt.
Während er die Goblins solchermaßen in Schach hält und die Betatschung des Stonehenge-Duplikats wiederaufnimmt, betreten seine Familie und Elliott die Szene.
Joshua: „Tut eure Hände auf den Stein und konzentriert euch!“
Mutti Waits: „Was?“
Joshua: „Wisst ihr es nicht? Nur die Kraft des Guten tötet diese Monster!“

Mit diesen klaren Anweisungen legen sie alle die Hände auf den Stein und „konzentrieren sich“. Es blitzt und donnert und raucht, Creedence bricht sämtliche bisher aufgestellten Overacting-Rekorde und die Goblins kotzen grünen Saft. Igitt. Irgendwann sind dann alle Ungeheuer krepiert und ist die Sache ausgestanden.

Zurück Zuhause: Vati Michael geht ins Büro, Holly geht zu Elliott. Mutti Diana holt ein paar Äpfel aus dem Kühlschrank, während sich Joshua in sein Zimmer begibt, um sich auszuruhen. Plötzlich melden sich seltsame Stimmen. Unser Gör geht nachschauen, entdeckt einen Baseball, auf den „Prima! Mom ist so lecker!“ („Yummy! Mom is so good!“) gestickt ist, sowie eine Dusche voll mit grünem Glibber. Der ganz große Schock wartet aber in der Küche: Die Äpfel vorhin, die Mutti Waits gefressen hat, waren von den Goblins behandelt. Die Folge: Joshuas Mutter hat sich in Gemüse verwandelt und wird grad von den Monstern aufgefressen. Einer der Goblins blickt zu Joshua auf und fragt: „Willst du auch was, Joshua?“
Und Ende. (Whoa, ganz schön kaltschnäuzig.)

Naja, das war’s jedenfalls. Wo zum Teufel sind jetzt eigentlich Drew und Brent abgeblieben?

Analyse

Ach du grüne Neune. Wo die italienischen Regie-Verbrecher hinlangen, wächst kein Gras mehr. Mein Hirn ist Gemüse. Ich vegetiere nur noch vor mich hin. Da wird doch der Salat in der Schüssel verrückt. Ich glaub, mein Spargel pfeift!

Ähem. Wenn Fragasso oder D’Amato sich an „richtigen“ Horrorfilmen versuchen, ist das Resultat meist schon erschütternd genug. Aber „Troll 2“ soll ja eine Horror“komödie“ sein. Und wenn Nullblicker-Filmer versuchen lustig zu sein, treibt das den Kackefaktor gemeinhin erst recht durchs Dach. Bestes Beispiel: Jochen Tauberts Lebenswerk.
Freilich müssen sich Fragasso und Rosella Drudi nicht mit deutschen Amateurkrüppeln vergleichen lassen: Man “kann“ über „Troll 2“ lachen – wenn auch nicht durchgehend auf die intendierte Art und Weise. Will sagen: Es gibt Gags, die als solche funktionieren, und es gibt Gags, die derart schlecht und bescheuert sind, dass man trotzdem drüber lachen muss („You tryin‘ to turn me into a homo?“, die Popcorn-Szene). Jedenfalls kann ich Fragasso und Drudi nicht “durchgehend“ humoristische Inkompetenz vorwerfen: Ist es nicht Absicht, dass der „Junge“ in der Geschichte zum Anfang von einem erwachsenen Mann gespielt wird? Soll die hysterisch schlecht-komische Joe-Cocker-Schändung nicht genau das sein, nämlich eine hysterisch schlecht-komische Joe-Cocker-Schändung? Ist der Ausruf: „And you can’t piss on hospitality! I won’t allow it!” nicht genau so lachhaft gemeint, wie er rüberkommt?
Also: Man lacht nicht nur “über“ den Film, sondern mitunter auch “mit“ dem Film; der Witz von „Troll 2“ oszilliert zwischen den beiden Polen von So-blöd-dass-es-schon-wieder-lustig-ist und “richtiger“ Komik, ohne dass ein Auseinanderhalten immer eindeutig möglich wäre. (Oder wie es Fragasso selbst mal ausgedrückt hat: „They don’t only laugh at what was made to be laughed at; they also laugh at things that weren’t made to be laughed at!”)
Kommt hinzu, dass der Film gar nicht mal sooo blöd ist, wenn man ihn sich etwas genauer anschaut…

Tod den Gesundheitsaposteln
Dass „Troll 2“ eine Satire auf den Vegetarismus ist, scheint auf der Hand zu liegen: Rosella Drudi sagt selbst, die Idee zum Drehbuch sei ihr gekommen, als mehrere ihrer Freunde „konvertiert“ seien, und der Film handelt schließlich von vegetarischen Goblins, die Menschen in Gemüse verwandeln, um sie zu verspeisen. Manch ein Reviewer sieht aber genau darin eine Inkongruenz: Wieso sind die Goblins auf der einen Seite Vegetarier, töten aber auf der anderen Seite Menschen? Nun, das kommt von daher, dass die Goblins in „Troll 2“ keinem “ethischen“ Vegetarismus, sondern einem “gesundheitlichen“ Vegetarismus anhängen: Sie fressen nicht Gemüse, weil sie Tiere (oder Menschen) schonen, sondern weil sie sich gesund ernähren wollen. Und sie haben einen Horror vor Fleisch, weil dieses so ungesund ist. [Na ja, das mit „Symbol für die Erbsünde“ könnte man schon als ethisch motiviert verstehen. – D. B.] [Meiner Meinung nach soll die Predigt allgemein bloß den gesundheitsideologischen Fanatismus der Goblins verdeutlichen – aber dazu mehr im nächsten Absatz – Gregor.]
Denkt man zudem an die alternative Naturheilmedizin der Goblin-Königin, an das „Teufelszeug“ Kaffee, an die vitaminreiche Nilbog-Milch oder an den Pudding, der Menschen „von innen“ reinigt, so zeigt sich: Fragasso und Drudi nehmen weniger den Vegetarismus, als den (amerikanisch beursprungten) Gesundheitsfimmel auf die Schippe.
„Amerikanisch beursprungt“ deswegen, weil auch die Waits als klassisch amerikanische Kleinfamilie (wo die Kinder Garfield-T-Shirts oder G.I.-Joe-Pyjamas tragen) besagtem Gesundheitsfimmel anhängen, ob jetzt Holly ihre Aerobic-Obsession verfolgt oder Vati Michael vom gesunden Landleben träumt. Mutti Diana wird die Ideologie schließlich zum Verhängnis: Hätte sie nach der Rückkehr nicht die „gesunden“ Äpfel aus dem Kühlschrank gegessen, hätte sie überlebt. Ihr Sohn Joshua hingegen hatte in das Doppeldecker-Blutwurst-Brötchen gebissen und war damit gerettet.

Apropos Ideologie: Es ist kein Zufall, dass die Goblins in der Szene im alten Lagerhaus mit christlichen Fanatikern gleichgestellt werden. Der Fimmel der Gesundheitsapostel wird hier als eine fanatische Ideologie mit religiösen Zügen dargestellt, die (anderen) Menschen wortwörtlich aufgezwungen wird (indem man sie gegen ihren Willen in Gemüse verwandelt, gell).

Fragasso und Drudi veralbern hier also ein Gesundheitsbewusstsein zwischen körperlicher Ertüchtigung sowie kulinarischer Enthaltsamkeit und propagieren stattdessen Fleischessen sowie Fastfood. Rosella Drudi hat nach eigenen Aussagen zudem den Unterschied zwischen amerikanischen sowie italienischen Essgewohnheiten beschreiben und ihre Magersucht als Jugendliche verarbeiten wollen – „Troll 2“ als Kritik an einer übertrieben gesundheitsbewussten Ernährungs-Ideologie, die ihren Anhängern auf lange Sicht schadet, soll heißen, zu Ernährungsstörungen führt? [Letzteres ist beim Dauerverzehr von Fast Food ja zum Glück VÖLLIG ausgeschlossen. – D. B.] [Also, ich ernähre mich seit zehn Jahren ausschließlich von Fastfood und hatte erst acht Herzinfarkte. Dass McDoof und Co. gesundheitsschädlich wären, ist damit widerlegt – Gregor.]

Das hört sich jetzt gefährlich danach an, als würd ich Fragasso und Drudi unterstellen, tatsächlich eine Ahnung davon zu haben, was sie machen, aber bei allen halbwegs durchdachten Ideen, die sich in „Troll 2“ finden: Der Streifen ist viel zu krude zusammengestümpert, als dass er als ernstzunehmende Satire auf “irgendwas“ taugen würde. Der Plot zum Beispiel wirft Frage um Frage auf, weil zum einen Storyelemente eingeführt, aber nicht ausgeführt (oder durchdacht) werden, und zum anderen Plotlogik dem Irgendwie-muss-die-Story-Weitergehen untergeordnet ist:
*Was um alles in der Welt haben jetzt eigentlich Goblins mit Druiden zu schaffen? Was soll das Mini-Stonehenge?
*Wieso verbleiben die Goblins in ihrer menschlichen Form, auch wenn sie unter sich oder längst enttarnt sind? (Ist schon klar, Goblin-Kostüme sind aufwändig…)
*Wieso lässt Joshua seinen Vater schlafend auf der Sitzbank zurück und wohin will er? *Wieso untersucht dieses alte Lagerhaus?
*Wie findet ihn später sein Vater?
*Woher weiß Vater Waits, wo der Feuerlöscher auf der Veranda steht?
*„Tut eure Hände auf den Stein und konzentriert euch!“ WORAUF!?
*Etc.

Und dann die handwerklichen Schludrigkeiten. Meine Güte. Als da wären:
*Die unterirdisch miesen Goblin-Kostüme und –Masken, die jedem Kinderkarneval Schande machen
*Der erbärmliche Versuch der Atmosphären-Entwicklung per Nebelmaschine an helllichtem Tag
*Das grotesk schlechte Synthie-Gedudel von Carlo Maria Cordio (Ator – Herr des Feuers)
*Das „Einfrieren“ der Waits in der Ess-Szene
*Die stümperhaften Dialoge
*Die nicht minder stümperhaften Leistungen der Laiendarsteller
*Etc.

Argloses Kanonenfutter
Apropos Laiendarsteller: Oje. Fragasso wollte also an der Gage sparen und Problemen mit Schauspiel-Gewerkschaften aus dem Weg gehen [Der alte Monopolist! – D. B.]. Das macht auf den ersten Blick Sinn, in ungefähr so, als würde man auf den Elektriker pfeifen und die Stromkabel im Haus selber neu verlegen. Spätestens dann, wenn man als kokelnder schwarzer Fleck an der Wand klebt, bereut man es.
Anmerkung: Natürlich kann ein guter Regisseur auch aus Laien gute Leistungen herausholen. Aber Fragasso … nun, bei einem Regisseur wie ihm kommt am Ende das hier raus:
*Michael Stephenson als Joshua Waits: Ungelogen das hässlichste Gör, das mir jemals untergekommen ist, und von einem unfassbar hohen Nervfaktor (mindestens 500 Culkins). Ursprünglich strebte Stephenson eine Schauspielkarriere an, ist aber nicht über vereinzelte Auftritte als Kinderdarsteller (zum Beispiel in Fragassos „Horror House II“) hinaus gekommen und landete in der Werbefilmerei. Bis er eben mit „Best Worst Movie“ seine traumatischen Kindheitserinnerungen verarbeitete und dafür nicht wenig Beachtung erhielt.
*Deborah Reed als Goblin-Königin: Overacting des unaussprechlichen Grauens, schlägt wirklich alles. ALLES! Ihr scheint klar gewesen zu sein, in was für einer Art Film sie da mitspielt, und sie nutzte dies, um vom Leder zu ziehen, dass einem die Spucke wegbleibt. Immerhin: Ohne das furchtbare Make-up und in Netzstrümpfen ist Reed kein schlechter Anblick. Sabber. [Besser als deine Nachbarin? – D. B.] [Et tu, Brute? – Gregor.] Sie ist inzwischen als Innenarchitektin sowie Werbefilmerin beschäftigt und hat einen eigenen YouTube-Kanal (http://www.youtube.com/user/troll2queen). [Warum erfahre ich das erst jetzt??? – D. B.]
*George Hardy als Michael Waits: „The rich man’s Craig T. Nelson.“ Eigentlich Zahnarzt und dem Anschein nach ein Muskelberg (Fragasso ließ aber die Gelegenheit, Hardy das Hemd ausziehen zu lassen, ungenutzt). Sympathisch, aber ohne schauspielerisches Talent. Dafür mit einem dicken Südstaatenakzent.
*Margo Prey als Diana Waits: Wirkt leicht durch den Wind. Und die Frisur … Oh Gott, die Frisur.
*Connie McFarland (heute Connie Young) als Holly Waits: Noch mehr 80er-Jahre-Frisuren-Wahnsinn und noch weniger Darstellungstalent, obwohl sie tatsächlich so was Ähnliches wie eine Schauspielkarriere hat.
*Robert Ormsby als Opa Seth: Dafür, dass er wie Santa Claus aussieht, rockt der alte Sack recht derb: Von den Toten zurückkehren, die Zeit anhalten, Blitze werfen, Goblins ohrfeigen, Goblins mit der Axt die Hand abhacken, Molotow-Cocktails basteln: Ein Multitalent. Etwas irritierend ist allerdings sein gruseliges Kinderschänder-Grinsen.
*Darren Ewing als Arnold: Zuständig für das legendärste [http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/BigOMG Big OMG] der Filmgeschichte.
*Mike Hamill (nicht verwandt oder zu verwechseln mit Mark Hamill) als „Pfarrer“ Bells: Kein D’Amato-Film ohne George Eastman, und sei es bloß ein Double. Immerhin agiert Hamill mit viel Spielfreude. Und er brennt ganz gut. Hamill ist eigentlich ein Bodybuilding-Poet (kein Witz), aber gelegentlich auch Schauspieler sowie Regisseur.
*Don Packard als Ladenbesitzer: Zieht in Wirklichkeit nicht Leuten die Haut ab, war aber Psychatrie-Patient auf Freigang, als er für „Troll 2“ verpflichtet wurde. War nach eigenen Aussagen ständig zugekifft und hat kaum mitgekriegt, was um ihn herum vorging. Hat Stephenson und Hardy gehasst. Hat früher mal seinem Bruder bei der Produktion von Pornofilmen geholfen (für die besagter Bruder eingeknastet wurde).

Die DVD
Da mir dieselbe Silberscheibe wie Diamond Bentley vorlag, erübrigt sich, dass ich mich breit darüber auslasse. Nur ein paar Worte zur deutschen Synchro: Dem Film wird oft vorgeworfen, dass er zwar „Troll 2“ heißt, es darin aber bloß um Goblins geht. Nun, die deutsche Fassung umgeht diesen Fauxpas, indem sie die beiden Begriffe mehr oder weniger synonym durcheinander wirft. Dafür verschlimmbessert sie anderes („playmate“ heißt in diesem Zusammenhang bloß „Spielkamerad“, verdammt! [Und ich lebe besser mit dem Glauben, dass Fragasso das GENAU SO UND NICHT ANDERS gemeint hat *schmoll* – D. B.]). Ehrlich gesagt mag ich die Originalfassung lieber, weil die englischen Dialoge lebendiger wirken und man zudem die, äh, „Schauspielkunst“ ungetrübt genießen kann.

Best Worst Movie
USA 2009, 93 min, Regie/Produktion: Michael Stephenson

Diese mehrfach preisgekrönte Dokumentation des ehemaligen Joshua-Darstellers ist “die“ Fundgrube für alles, was mit den Hintergründen zu „Troll 2“ zu tun hat. 20 Jahre nach den Dreharbeiten zu dem Streifen untersucht der ehemalige Kinderdarsteller Stephenson zum einen das Kultphänomen, das sich aus dem Film entwickelt hat, zum anderen lässt er die Beteiligten von ihrer Sicht auf die Dinge erzählen (ab und zu gibt’s dann noch ein altes Foto von den Dreharbeiten).

Die „Hauptrolle“ spielt George Hardy (Michael Waits), der heute in Alabama als Zahnarzt arbeitet. Der hatte seine Filmerfahrungen von damals mehr oder weniger verdrängt, bis ihn Jahre später Patienten in seiner Praxis auf „Troll 2“ ansprach – er lieh sich das Videoband aus und war erschüttert. Zusammen mit Stephenson geht er nun aber an diverse Screenings und „Troll 2“-Partys und stellt fest, dass ihm eine Welle der Verehrung von hunderten von begeisterten Fans entgegen schlägt. Etwas, womit er nie gerechnet hätte.
Auch die anderen Schauspieler von damals kommen zu Wort und Stephenson düst sogar nach Italien, um Fragasso und dessen Team aufzuspüren. Fragasso und Drudi nimmt er gleich mit in die Staaten. Zusammen lässt man sich von den erwähnten Fans feiern oder spielt Szenen an den Originalschauplätzen nach.

„Best Worst Movie“ macht eine Menge Spaß, solang enthusiastische Fans (sogar einer aus Österreich) und Experten (Filmkritiker und ähnliches Geschmeiß) interviewt werden oder die Beteiligten einen (selbst-)ironischen Rückblick halten.
Aber nicht alles ist Friede, Freude, Eierkuchen: Margo Prey (Diana Waits) lebt inzwischen ziemlich zurückgezogen und kümmert sich um ihre alte Mutter, Don Packard (Ladenbesitzer) muss mit den Vorurteilen gegenüber ehemaligen Psychiatrie-Patienten leben, und Robert Ormsby (Opa Seth) sagt geradeheraus in die Kamera, dass sein kinderloses und einsames Leben verschwendet sei. (Ja, es wird teils etwas melodramatisch.)
Abgesehen davon war „Troll 2“ für die meisten Schauspieler eh eine schwierige Erfahrung, zum Teil mit Spätfolgen – für die aufstrebende Schauspielerin Connie Young (Holly Waits) zum Beispiel war „Troll 2“ weitgehend eine Karrierebehinderung, die sie bis heute nicht in ihrem Lebenslauf anführt. Stephenson wiederum, der damals ein hoffnungsvoller Kinderdarsteller war und mit „Troll 2“ auf seinen Durchbruch hoffte, war am Boden zerstört, nachdem er den fertigen Film sah.
Auch George Hardy hatte immer Schauspieler werden wollen, sich letztlich aber nicht getraut – der „Troll 2“-Dreh dürfte ihn nicht grad motiviert haben. Als er zwanzig Jahre später sieht, was für ein Kultphänomen der Film ist und wie sehr er von den Fans angehimmelt wird, überlegt er sich tatsächlich, es vielleicht doch noch mit der Darstellerei zu versuchen. Aber die Wirklichkeit holt ihn schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: Sein Auftritt an einer Memorabilia-Show in England und auf einer Horror-Convention in Texas werden zum Desaster, denn dort interessiert sich keine Sau für irgendeinen alten amerikanisch/italienischen Strunzfilm. Hardy stellt fest, dass Filme wie „Troll 2“ eine spezielle und eher kleine Zielgruppe haben und wenig darüber hinaus wirken (jeder Trashfilm-Fan mit „normalen“ Bekannten und Verwandten weiß, wovon er spricht). Zudem sind ihm die Stars aus den diversen „A Nightmare on Elm Street“-Teilen, denen er auf der Horror-Convention begegnet, ein mahnendes Beispiel: Sein Leben lang von einem einzelnen Film zu zehren und auf irgendwelchen Treffen ständig die gleichen Catchphrasen von sich zu geben, ist nichts, worauf man stolz sein kann. Dann lieber in Alabama als Zahnarzt arbeiten. (Trotzdem: Als Stephenson ihn fragt, ob er bei einer Fortsetzung mitmachen würde, ist seine Antwort ein eindeutiges „Ja!“)

Auf der anderen Seite steht der zweifelsfreie Bösewicht dieser Dokumentation: Claudio Fragasso. Der zeigt sich in Rom überzeugt davon, ein großes Werk mit wichtigen Themen gedreht zu haben (das gilt auch für seine Frau Rossella Drudi, die der Meinung ist, sie habe die Amerikaner ganz genau studiert, oder für den Cutter Vanio Amici, der „Troll 2“ als einen Wegbereiter für die „Harry Potter“-Reihe sieht [“Lasst uns für sie beten. – D. B.“]). Als Fragasso dann mit nach Amerika geht und dort feststellt, dass der Film vom Publikum als Trash rezeptioniert wird, während seine ehemaligen Schauspieler von ihren schlimmen Erfahrungen berichten, reagiert er leicht angefressen. Dann beschimpft er schon mal einen Fan als ahnungslos oder die Schauspieler als „Hunde“ und ruft bei Fragestunden dazwischen.
Dabei muss man sich mal vor Augen halten, was er diesen Leuten damals angetan hat: Völlige Laien oder hoffnungsvolle Schauspiel-Anfänger hat er angebrüllt, wenn sie nicht das taten, was er von ihnen wollte. Er hat Darren Ewing (Arnold) für vierzehn Stunden in seinem Blumentopf stehen lassen und ihm, als er sich beklagte, einfach den Mund verkleben lassen. [Dann hätte ich mich an seiner Stelle auch in Troll-Glibber verwandeln lassen. – D. B.] Als die Italiener das gelbe T-Shirt von Jason Steadman (Drew) verloren hatten, musste der sich selber ein neues kaufen gehen. Wenn die Schauspieler die Logik oder die Sprache des Skripts in Frage stellten, hat Fragasso sich auf den Standpunkt gestellt, dass er besser weiß als sie, wie sich Amerikaner verhalten, bzw. wie Amerikaner reden. Um beim Catering zu sparen, hat er die Speisekammer der Bauernhaus-Vermieterin geräumt. Und die Rekapitulation der Dreharbeiten zwanzig Jahre später (während der er die Leute ständig anbrüllt, dass sie nicht lachen sollen) zeigt, dass er in Sachen Schauspielführung (erst recht mit Laiendarstellern) kein Fitzelchen Talent, aber an Selbstverliebtheit umso mehr hat.
Zum Schluss gewinnt er zwar eine halbwegs versöhnliche Perspektive auf das Ganze, aber man wird den Eindruck eines realitätsfremden, sich selbst hemmungslos überschätzenden, dafür andere skrupellos ausnutzenden Tyrannen nicht los. Eine zwielichtige Figur. (Nicht, dass das unter B-Film- oder Independent-Regisseure eine Seltenheit wäre.)

Nebenbei geht’s dann auch um „Troll 2“ selber, darüber, was einen Trashfilm ausmacht, und über ein „Rocky Horror Picture Show“-Phänomen in den Zeiten des Internets. In dieser Hinsicht liefert „Best Worst Movie“ keinen sonderlich tiefsinnigen Einsichten, aber man spürt den durchdringenden Enthusiasmus der Filmfans und lässt sich leicht davon anstecken (grad wenn man selbst ein Trashfilmfan ist, wirkt das sehr herzerwärmend).

Alles in allem ist „Best Worst Movie“ weniger eine Doku über einen schlechten Film und dessen Anhängerschaft, als eine Doku über die Beteiligten und was die anbelangt, eine Doku über die Kollision von Anspruch und Realität: Auf der einen Seite die Hoffnungen und Träume der Schauspieler sowie die äußerst positive Selbsteinschätzung des Drehteams um Fragasso. Auf der anderen Seite die harten Tatsachen der Realität. „Best Worst Movie“ ist ein Film über Enttäuschungen und die Art und Weise, wie man damit umgeht. Schaut man selbstironisch zurück und optimistisch nach vorne? Trauert man vertanen Möglichkeiten nach? Oder fühlt man sich missverstanden und spielt die beleidigte Leberwurst auf zwei Beinen? So oder so, „Best Worst Movie“ ist eine Doku, die nicht nur lachen macht, sondern auch berührt. Unbedingt zu empfehlen.

Die DVD von docuramafilms (Code 0) wartet nicht nur mit einem grandiosen Cover-Artwork, sondern auch mit jeder Menge Bonusmaterial auf. Interessant sind die Outtakes, also Interviews, die es nicht (oder nicht vollständig) in den Film geschafft haben. Man erfährt nicht bloß mehr von Hardy oder Fragasso, sondern hört auch Interviews mit Deborah Reed (Creedence) oder Mike Hamill (Priester), die es nicht in die fertige Doku geschafft haben. (Funny Fact: Der Sohn der Presents ist in Realität der Sohn von Deborah Reed. Schönste Szene: Fragasso ist völlig entsetzt darüber, dass man im Kaufhaus keinen Alkohol kriegt – wer würde denn auch ausgerechnet in Utah mit so was rechnen? [Natürlich nur jemand, der sich so gut mit dem American Way of Life auskennt wie Mastermind Fragasso. – D. B.])
Daneben gibt’s diversen Kleinkram wie Trailer, Musikvideos oder Amateurfilmchen von Leuten, die Szenen aus „Troll 2“ nachstellen. (Vom Trailer abgesehen kann man sich den Krempel sparen.)
Untertitel wären noch ganz schön gewesen (dicke Südstaatenakzente für alle!), dennoch eine mehr als zufrieden stellende DVD zu einem tollen Dokumentarfilm.

Fazit: Die langweiligsten Doppelreviews sind immer die, bei denen sich die Reviewer völlig einig sind. Deshalb bin ich froh sagen zu können, dass ich Diamond Bentley in Sachen „unintentionally funny movie“ nicht vollständig zustimmen kann [Gaaaanz so hab ich das auch nicht gemeint – D. B.] [Das sagst du “jetzt“! – Gregor] [Ja, jetzt. Wann denn sonst? – D. B.] – dafür ist der Streifen als Komödie zu ernst zu nehmen (äh).
Dennoch versteht sich, dass „Troll 2“ in keinster Weise ein guter Film ist: Die miserablen Darsteller, die furchtbaren Dialoge, die hingerotzten Monsterkostüme, die erschütternden Spezialeffekte, die löchrige Logik der Story, die plumpe Anti-Gesundheitsapostel-Propaganda und der halt doch meist pansige Humor: „Troll 2“ ist eine durchdringende Katastrophe.

Aber eben eine der spaßigsten Katastrophen der Filmgeschichte. In dem Sinne: Besorgt euch die Scheibe und guckt den Film zusammen mit allen zur Verfügung stehenden Kumpels (am besten mit viel Bier und Brathähnchen [oder Jägerschnitzel aus dem Schnellimbiss – D. B.]). Viel Spaß!

© 2011 Gregor Schenker (manhunter)


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 10


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