Triple Threat

 
  • Deutscher Titel: Triple Threat
  • Original-Titel: Triple Threat
  •  
  • Regie: Jesse V. Johnson
  • Land: China/USA/Thailand
  • Jahr: 2019
  • Darsteller:

    Tony Jaa (Payu), Tiger Chen (Long Fei), Iko Uwais (Jakka), Scott Adkins (Collins), Celina Jade (Xian), Michael Jai White (Devoreux), Michael Bisping (Joey), JeeJa Yanin (Mook), Dominiquie Vandenberg (Dom), Ron Smoorenburg (Steiner), Monica Siu-Kei Mok (Su Feng)


Vorwort

Irgendwo im südostasiatischen Dschungel… ein Söldnerkommando, angeführt von einem gewissen Devoreux, greift ein black-ops-Gefangenenlager (mutmaßlich eins der Briten) an. Nachdem sie ungefähr 800000 Leute umgebracht haben, erreichen sie das Ziel ihrer Mission – den Käfig, in dem ein noch gewisserer Collins festgehalten wird. Der ist, so behauptet zumindest der Bürokrat des Lagers, ein ganz heimtückisch gefährlicher Terrorist, aber halt auch ein alter Kumpel von Devoreux. Kaum ist der in der Gefangenschaft zum mittelprächtigen Waldschrat mutierte Collins befreit, meuchelt der auch schon den Bürohengst und gibt das Signal, das Lager mit aller Restbesatzung und den übrigen Gefangenen in die Luft zu jagen. Nett ist das auch nicht.

Findet z.B. auch Jakka, der sich wenig später als offenbar einzig überlebender des Massakers wiederfindet und darob ziemlich angepisst ist. Nicht nur, weil er der Chef der angeheuerten Wachmannschaft war (die, darüber können wir uns sicherlich anhand des Augenscheinsbeweises verständigen, nichts taugte), sondern weil die Angreifer auch sein geliebtes Weib zu Klump geschossen haben. Die Sache ist für Jakka also ohne Zweifel höchst persönlich…

Indes, in der Landeshauptstadt, landet hoher Besuch. Xian Ling, Milliardenerbin aus China, trifft ein, um Gutes zu tun. Ya see, in dem unbezeichneten Land (wohl Thailand) lebt mittlerweile eine erhebliche chinesische Minderheit und hat ihre eigene Kriminalität mitgebracht. Xian will Bildungs- und Verbrechenspräventionsprogramme starten, um das die Unterwelt regierende „Syndikat“ zu Fall zu bringen. Die chinesische Regierung hat ihr extra eine Bodyguardin an die Seite gestellt.

Anderswo… Jakka ist auf Rachefeldzug. Die ersten Mitglieder des Kommandos, die er aufspürt, sind Payu und Long Fei, die sich bei illegalen MMA-Kämpfen über Wasser halten. Jakka fordert Long Fei im Ring, bekommt aber die Fresse poliert. Da die beiden Jakka erkannt haben, nehmen sie ihn mit nach Hause, um ein bis drei Dinge darzustellen – nämlich: sie waren nur als lokale Führer engagiert, wähnten sich auf einer humanitären Rettungsmission und sollten, wenn’s nach Devoreux und Collins geht, eigentlich mitsamt dem Camp atomisiert werden. Rächen würden sie sich durchaus auch gern und schlagen daher Freundschaft und Zusammenarbeit vor. Jakka schlägt ein, verpfeift die neuen Buddies aber bei nächstbester Gelegenheit an die Bullen.

Collins und sein Söldnertrupp bereiten indes ihren Auftrag vor – es ist sicher keine große Überraschung, dass der Terrortross auf Xian Ling angesetzt ist. Der Anschlag soll nach einem Fernsehinterview stattfinden, ungeachtet der Tatsache, dass Collins über das Überleben von Payu und Long Fei informiert wurde – da die im Knast sitzen, laufen die ja erst mal nicht weg. Der Anschlag findet statt, aber die Zielperson, Xian, entkommt, gedeckt von ihrer angeschossenen Leibwächterin, mit einem Tuktuk und flüchtet sich in die Polizeistation, genau in die, in der Long Fei und Payu auf ihr weiteres Schicksal warten.

Eigentlich keine schlechte Nachricht für Collins und sein Team, die sofort im Anschluss die Polizeistation überfallen, eigentlich nur, um die potentiellen Plaudertaschen auszuschalten. Dass Xian sich ausgerechnet dorthin gerettet hat, wäre also ein glücklicher Zufall, täten Payu und Long Fei nicht die Gelegenheit zur Flucht nutzen und sich Xian freundlicherweise unter den Arm klemmen.

Nachdem Collins bei dem Angriff auf das Bullennest zwar die halbe thailändische Polizei exekutiert, aber auch drei seiner Mitstreiter verloren hat, ist er gewillt, Jakka zu vertrauen, der sich ihm ungefragt als lokales Helferlein andient; dies, nachdem er sich bei Payu und Long Fei höflich entschuldigt hat. Die hat er nur als Lockvogel benutzt, um Collins‘ Gang aus der Reserve zu locken und sie so infiltrieren zu können. Soweit so gut, aber der Tötungsauftrag hinsichtlich Xian steht nach wie vor, die lokalen Behörden sind ersichtlich unfähig und den Weg in die rettende chinesische Botschaft blockiert Collins notfalls mit Bomben und Granaten. Payu schlägt vor, Xian zum Schein an Collins auszuliefern…


Inhalt

Wie bringt man einen modernen Martial-Arts-Fan zum Sabbern? Man kündige einen Film an, in dem Tony „Ong-Bak“ Jaa, Iko „The Raid“ Uwais, Scott „Undisputed“ Adkins, Michael Jai „Black Dynamite“ White, „Matrix“-Stuntman Tiger Chen und als Zugabe UFC-Star Michael Bisping zusammen auftreten. Kein Wunder, dass sich ein Marketing-Stratege den Werbespruch „Wie ‚Expendables‘, nur ohne Rentner“ ausdachte.

Nun, ein Ensemblecast, der eigenhändig und -füßig jede Alieninvasion zurückkloppen könnte, ist eines, ein solider Film was anderes. Was hoffnungsvoll stimmt, ist der Regisseur Jesse V. Johnson, der sich von bescheidenen Anfängen („The Last Sentinel“, „Alien Agent“) zu einem der zuverlässigsten Lieferanten zünftiger B-Randale, gerne mit Scott Adkins, entwickelt hat („Savage Dog“, „Accident Man“, „Pay Day“). Aufgepäppelt wurde die hauptsächlich thailändische Produktion mit amerikanischem und chinesischem Geld – letzterer Umstand führte dazu, dass Johnson ein paar Szenen drehen musste, um die Geldgeber zufriedenzustellen (sie sind recht klar erkennbar – ein paar kurze Segmente mit dem chinesischen Botschafter, die vermitteln sollen, dass sich die Regierung um die Sache kümmert, weil die Thai-Behörden damit überfordert sind). Johnson gab zu Protokoll, dass ihn das nicht weiter gestört hat und der Film an und für sich dadurch nicht beeinflusst wird, aber es ist schon interessant, wie das „stupid chinese money“ sich in einem eigentlich unpolitischen Film bemerkbar macht.

Die Geschichte selbst basiert auf einer Idee von Tiger Chen, das Drehbuch verfasste hauptamtlich Joey O’Bryan, der Kitamuras „Lupin the Third“-Adaption und den Sniper-Horror „Downrange“ schrieb. Natürlich tut sich da, rein storytellingmäßig, nichts sensationelles – Verrat und Rache sind die Themen, und damit schon alte Hüte gewesen, als der erste Chinese ein Schwert in die Hand nahm. Sonderlich sinnvoll ist der Plot nicht, und das aus keiner Blickrichtung. Warum Jakka einen Wile-E-Coyote-geprüften „Plan“ ausführt, um die Fiesowatze, die seine Holde auf dem Gewissen haben, zu stellen, wird er mir bei einem Tässchen Singha-Bier sicher auch nicht erklären können, unterwegs hätte er oft genug Gelegenheit gehabt, unvorbereitete Gegner zu killen. Ebenso wenig erklärbar ist Collins‘ unangebrachte Vertrauensseligkeit, was den unverhofften neuen Verbündeten angeht, und wieso hinsichtlich der guten Xian nicht einfach jemand von den Helden die Polizei anrufen kann (das ginge unzweifelhaft, weil Jakka im Showdown handyfonisch die Chinesen beanchrichtigt) oder sich eine vorherige Kontaktaufnahme mit der Botschaft, Interpol oder Jackie Chan verbietet, verstehe ich so nach dem ersten bis dritten Mal drüber nachdenken immer noch nicht.

Naja, schon klar, der Plot will ja irgendwie zur großen 3-gegen-3-Konfrontation für’s Finale kommen, und andere Wege scheinen dem Autorenkollektiv um O’Bryan nicht eingefallen zu sein. Ist ja aber auch wurscht, schließlich, fünf Euro ins Phrasenschwein, schaut kein Mensch einen Film mit diesem Cast wegen seines durchdachten Plots und der großartigen Prosa seiner Dialoge. Das Credo dieses Films lautet schlicht und ergreifend „aufs Maul“ und wer fragt, warum, kriegt gleich noch mal eine geschossen. Schließlich und endlich muss das auch so sein.

Und da lassen sich Johnson und seine Spießgesellen nicht lumpen, set pieces mit dem Bodycount einer mittleren Kleinstadt gibt’s zur Genüge, und gnadenlos hart ist das Prozedere ebenfalls. Dabei wechseln sich knackige shoot-outs und harte Mann-gegen-Mann-Gefechte ab. Das Tempo ist hoch, gelegentliche Pausen für überflüssige Charakterentwicklung (Tony Jaas Charakter ist ein begabter Koch? Schön, aber solang er mir keine Rezpete rüberwachsen lässt, ist mir das für einen Kloppefilm ziemlich egal) sind nicht lang genug, um den Betrieb entscheidend aufzuhalten. Kamera und Schnitt bewegen sich auf gehobenem B-Niveau, und ganz grundsätzlich muss man Johnsons Willen loben, die Actionszenen tatsächlich zu ZEIGEN. Ihr wisst ja, der moderne Actionstil mit dreitausend Schnitten pro Sekunde, nie stillstehender Kamera und ständigen Perspektivwechseln (aka The Michael Bay School of Action Filmmaking) ist einer meiner pesönlichen Feinde, und es ist immer wieder erfrischend, wenn man, wie hier, einen Film vorgesetzt bekommt, der dem Zuschauer tatsächlich erlaubt, die Action- und Kampfszenen zu verfolgen und nicht nur irgendwelche Farbkleckse über den Bildschirm flackern zu sehen. Was nützt einem schließlich die ausgefeilteste Kampfchoreographie, wenn keine Einstellung länger als eine Zehntelsekunde dauert? Johnson ist in dieser Hinsicht erfreulich old-school, nutzt längere Takes und macht es damit möglich, die Action wirklich wie in alten Zeiten als Gewaltballett genießen zu können.

Remmidemmi ist also gewährleistet, es splattert auch ganz ordentlich (inkl. eines Bazooka-Körperspreng-Kills), und wenn das Blut mal aus dem Computer kommt, fällt’s nicht großartig auf. Die FSK 18 verdient sich der Streifen jedenfalls durch Bodycount und Härte.

Die wohl wichtigste Frage des Tages aber – wie schlägt, im Wortsinn, sich der All-Star-Cast? Da darf man schon überrascht feststellen, dass der nominelle Held + Protagonist, der indonesische Emporkömmling und Martial-Arts-Flavor of the Month Iko Uwais als Jakka, vergleichsweise kurz kommt. Ja, er ist insofern wichtig, als er den Plot zusammenhält und ihn zum Showdown steuert, aber in seinen Fights bekommt er hauptsächlich den Arsch versohlt (von Chen und White). Er macht natürlich trotzdem keine schlechte Figur, der Film setzt ihn in Punkt Badassigkeit aber bestenfalls auf den fünften Platz… Der King im Ring ist, nun auch wieder nicht SO total verblüffend, this being a Thai co-production, Tony Jaa. Der bekommt die besten Kämpfe und Szenen und lässt so klarstellen, dass der Weg zum Thron des asiatischen Kampfsportkönigs nach wie vor nur über seine Leiche führt. Tiger Chen darf seinen soliden Sidekick geben, aber Jaa auch nicht überstrahlen.

Bei Bösens ist Scott Adkins klar die Nummer 1 – ich persönlich hab Adkins in zu vielen positiven Rollen zu sehen (und persönlich kennengelernt), um den Sympathiebolzen ernsthaft als obersadistischen Killerterroristen kaufen zu können. He’s the terrorist you love to like… Und als Kampfsportler macht ihm eh kaum jemand, schon gar nicht aus dem kaukasischen Sektor, was vor… Michael Jai White ist durchaus überzeugend als Adkins‘ skeptische rechte Hand und hat, wie schon angedeutet, einen guten Fight mit Iko Uwais, die kleine Überraschung für mich ist Ex-UFC-Champ Michael Bisping, dem’s natürlich nicht an der Fachkunde fehlt, hier aber zum ersten Mal für mich mehr als nur ein Satz wandelnder Hand- und Fußkanten ist, sondern auch Screenpräsenz mitbringt.

JeeJa Yanin („Chocolate“, „Return of the Warrior“) darf auch mitmischen (und hat den sichelich spektakulärsten Abgang), verstärkt wird die Fieslingsfraktion durch den belgischen Kampfsportler Dominique Vandenberg („Gangs of New York“) und seinen holländischen Kollegen Ron Smoorenburg („Jackie Chan ist Nobody“, „Largo Winch II“).

Celina Jade (Xian) kennt der geneigte Arrowverse-Fan als Shado aus „Arrow“. Dass sie eigentlich auch Action kann, muss sie hier nicht unter Beweis stellen, sie ist die attraktive damsel-in-distress und macht auch das gut.

Die Koch-Blu-Ray bietet den erwartungsgemäß ausgezeichneten 2.35:1-Transfer, eine gute Synchro und auch ordentlich druckvollen Ton. Als Extras gibt’s neben dem Trailer leider nur eine kurze „gag reel“, die einen (in Worten: 1) Gag zeigt.

„Triple Threat“ ist, abschließend gesagt, sein Geld wert – natürlich wird das Martial-Arts- und/oder Action-Genre nicht neu erfunden, aber allein der Novitätenwert, so viele der aktuellen Genrestars auf einen Haufen zu sehen, ist schon bemerkenswert, und blamieren tut sich in dem Film dann auch niemand, im Gegenteil, es ist ein in vieler Hinsicht vergleichsweise „altmodischer“ Randale- und Kloppefilm, der jedem Freund von 80er-HK-Action allemal wie Öl runter gehen sollte… Ein Hoch auf die internationale Zusammenarbeit!

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 7


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