Trilogy of Terror

 
  • Original-Titel: Trilogy of Terror
  •  
  • Regie: Dan Curtis
  • Land: USA
  • Jahr: 1975
  • Darsteller:

    Julie/Millicent/Therese/Amelia (Karen Black)
    Chad Foster (Robert Burton)
    Thomas Ammann (John Karlen)
    Dr. Chester Ramsey (George Gaynes)
    Eddie Nells (Jim Storm)
    Arthur Moore (Gregory Harrison)
    Anne Richards (Kathryn Reynolds)
    Tracy (Tracy Curtis)
    Motel-Clerk (Orin Cannon)


Vorwort

Auch wenn man es heutzutage, wenn man sich das Gros an importierter US-Televisions-Ware ansieht (man muss allerdings fairerweise zugeben, dass wir viele wirklich gute US-TV-Shows wie West Wing oder Six Feet Under hier gar nicht erst zu sehen bekommen, ein Wunder, dass es 24 geschafft hat, demnächst bei Vox zu laufen), kaum glauben kann – damals, in der guten alten Zeit produzierten die US-Fernsehgesellschaften hin und wieder echte Qualitätsware und erlesene Fernsehfilme aus den 70er Jahren brauchten sich zumindest qualitativ kaum hinter dem verstecken, was Hollywood auf die Leinwände losliess, und, surprise, surprise, das gilt auch für das Horror-Genre. Quasi im Alleingang war dafür ein gewisser Dan Curtis zuständig, der sich seinen Namen damit machte, eine leicht makaber angehauchte Soap Opera namens Dark Shadows zu einer wahnsinnig-abgedrehten Horror-Farce zu machen (die Serie wurde zwangsläufig Kult und zog zwei Kinostreifen und eine neue TV-Serie aus den 90ern nach sich) und den Ruf als Horror-König des Fernsehens mit dem in jeder Hinsicht herausragenden modernen Vampir-Streifen The Night Stalker 1971 endgültig zu bestätigen. Nach dem obligatorischen Night-Stalker-Sequel The Night Strangler (und einer dazu passenden TV-Serie, mit der Curtis aus bis heute unerfindlichen Gründen nichts zu tun hatte) kollaborierte er 1975 nochmals mit dem Autoren des Night Stalker, dem in Genrekreisen sicher nicht unbekannten Richard Matheson (der auch den originalen The Haunting adaptierte und später mit The Legend of Hell House seine eigene Haunted-House-Variante inszenierte) und kombinierte drei dessen Stories zu einer Trilogy of Terror.

Nun sind Anthologiefilme selten richtige Bringer gewesen, aber über Trilogy of Terror, dessen offensichtlichstes Gimmick darin besteht, dass die weiblichen Hauptrollen in allen drei Segmenten von einer Actrice, nämlich Karen Black, bestritten werden, spricht der geneigte US-Horror-Fan heute noch wohlwollend (hierzulande hat sich der Film meines Wissens nach nie sehen lassen).

Meinereiner mutierte durch den Night Stalker (die erste DVD, die ich mir überhaupt gekauft hatte, Dank ans KaDeWe für´s gelegentliche Im-Repertoire-Haben von erstaunlichen US-Importen…) zum Dan-Curtis-Fan und als sich vor einiger Zeit die Gelegenheit bot (bzw. amazon.com mir die entsprechende recommendation servierte), nutzte ich mein Kreditkartenkonto und legte mir die von Anchor Bay aufgelegte DVD auf. Tja, und da ich zur Zeit ein wenig auf meine neuesten Erwerbungen aus der grossen weiten Welt des Internet warte (Postlaufzeiten can be a bitch), stöberte ich mal wieder in meinem „Backprogramm“ und dachte mir, ich schreib ein paar wenige Zeilen über Trilogy of Terror. Da müsste Ihr jetzt durch…


Inhalt

Story Nr. 1, „Julie“. Wir eröffnen auf einem Uni- oder High-School-Campus (für letzteres wären die Schüler aber VERDAMMICH alt), wo die gelangweilten Studenten Chad und Eddie rumhängen, beide Upper-Class-Kids. Als die Literaturdozentin Julie, eine langweilige graue Maus mit Dutt und unattraktiver Brille, vorbeischarwenzelt, fühlt Chad plötzlich ein nicht nachvollziehbares Verlangen zu erkunden, wie´s denn unter dem züchtigen Kleid aussieht. Dieses wird noch gesteigert, als Julie um Unterricht versehentlich ein ziemlich attraktives Bein zeigt. Chad ist angeheizt und versucht, nach Stundende mit der Lehrerin zu plaudern, aber sein Hobby Fotografie scheint sie nicht wirklich anzutörnen und sie lässt den Knaben einfach stehen.

Julies Mitbewohnerin (oder Schwester, Kollegin, was auch immer…) Anne ist besorgt… Julie geht nie aus, hat keinen Mann, verkriecht sich in ihrer Arbeit. „Wenn du ein wenig an dir arbeitest, könntest du sehr attraktiv sein,“ versichert Anne, aber Julie ist an irgendwelchen unterhaltsamen Aktivitäten überhaupt gar nicht interessiert. Als sie sich des Nächtens dann, eh, nachtfein macht, ahnt sie nicht, dass vor dem Fenster der ungebetene Gast Chad steht und die kostenfreie Peep-Show geniesst.

Chad nimmt den Umweg über geheucheltes Interesse am Unterrichtssubjekt „amerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts“ und kommt so bei Diskussionen über Faulkner und Hemingway ins Gespräch mit der spröden Lehrerin, es gelingt ihm tatsächlich, sie zu einem gemeinsamen Autokinobesuch zu überreden – ein schwer kultureller französischer Vampirfilm (mit englischen Untertiteln) werde dort gezeigt. Julie unternimmt einen halbherzigen Ausfluchtsversuch in die „Lehrer dürfen nicht mit Schülern ausgehen“-Ecke, aber Chad insistiert und so sitzen die beiden schon bald in des Schülers Karre und betrachten The Night Stalker (hm, mucho francais, muss ich schon sagen). Julie, die ja bekanntlich nicht viel rauskommt, ist, wie man so schön sagt, scared shitless und braucht einen Beruhigungsdrink, was natürlich genau das Stichwort ist, auf das Chad gewartet hat. Für den Spottpreis von einem Dollar ersteht er zwei Root Beer (schlag nach bei Hitchhike_to_Hell für genauere Definition dieses sehr amerikanischen Softdrinks) und mischt unbeobachter- und schändlicherweise ein Schlafmittelchen in den designierten Julie-Becher. Nach zwei Strohhalmzügen der verseuchten Flüssigkeit ratzt Julie auch amtlich weg. Chad karrt die schlafende Schönheit (eh ja) zu einem Motel (wo er die Anmeldung stilecht horrorfanmässig mit „Mr. und Mrs. Jonathan Harker“ ausfüllt… naja, immerhin kreativer als „Mr. und Mrs. John Smith“), drapiert Julie in erotischer Pose auf dem Bett, lässt seinen Fotoapparat auf Selbstauslöser klicken und knöpft sich das Hemd auf…

Julie kommt justament wieder zu sich, als Chad die Driveway ihres Domizils ansteuert. Die Lehrerin entschuldigt sich vielfach für das Versauen eines schönen Abends, aber Chad winkt ab, alles nicht so schlimm. Seinem Wunsch auf baldiges Wiedersehen erteilt Julie aber eine harsche Absage: „Ich könnte gefeuert und du von der Schule verwiesen werden“. Die Erkenntnis kommt spät, aber sie kommt. Fazit: „Wir sollten uns nicht wieder sehen.“ Chad düstert ein bedeutungsschwangeres „Wir werden sehen“ und macht sich umgehend daran, in der heimischen Dunkelkammer die Fotos zu entwickeln.

Noch früh am nächsten Morgen erhält Julie einen Anruf von Chad, in der er ihr in ziemlichem Befehlston zu verstehen gibt, dass man sich unbedingt treffen müsse. Widerwillig stimmt Julie zu, wird von Julie Gott-weiss-wohin gefahren, wo er ihr einen dieser gefürchteten braunen Umschläge mit diversen Abzügen (10×15, matt) in die Hand drückt. Jaja, der böse Schlingel Chad hat eine nette Fotoserie im Motel geschossen (Kostverächter Dan Curtis zeigt uns leider keine Einzelheiten). Julie zählt 2+2 zusammen, schliesst messerscharf, dass Chad sie unter Drogen gesetzt und im Zustand der Bewusstlosigkeit vergewaltigt hat. Das wenn die Bullen mal erfahren… Sollten sie besser nicht, erklärt Chad, denn dann werde er den unschuldigen, von der studentenfressenden Lehrerin verfühlten Schüler mimen (Aussage gegen Aussage, granted, aber wer sollte Chad das anhand des von Julie vorexerzierten Images abkaufen?). Gut, auch Julie hat nun erkannt, dass es sich um eine dezente Erpressung handelt. „Was willst du?“ fragt sie den Übeltäter und der lässt ein böses Grinsen um seine Mundwinkel spielen.

Im Unterricht lässt Chad Julie *sehr unverdächtig* (er karrt ein Buch mit einem munter heraushängenden Zettel zum Lehrerpult) eine Nachricht zukommen, in der er sie unverdrossen auffordert, sofort nach Schulschluss sein Appartment aufzusuchen, wo er ihr einige Bekannte vorstellen wolle. Julie gerät sichtlich ausser Fassung und sagt weitere unterrichtende Aktivitäten ab.

Anne ist mal wieder besorgt, aber diesmal aus anderen Gründen. Seit nunmehr einem Monat kommt Julie spät und derangiert wirkend nach hause. „Ich kann nicht darüber reden,“ stammelt Julie.

In Chads Appartment werden wir erstmals angesichtig, was der Student so böses treibt – er hält sich die Lehrerin, die ohne Dutt und ihre Hornbrille durchaus was hermacht, als Haussklavin. Nach einem Monat fröhlichen Herumkommandierens stösst es Chad natürlich bitter auf, das Julie plötzlich den Gehorsam verweigert und verkündet, dass sie gelangweilt sei und das Spiel damit beendet. Chad protestiert pflichtgemäss, dass er ja wohl am längeren Hebel sässe, läuft aber böse auf. Julie setzt ihm auseinander, dass der ganze Reigen ihre Idee gewesen sei. „Was glaubst du wohl, warum du plötzlich das Verlangen hattest, mich ohne Kleider sehen zu wollen?“ Dann gibt sie dem armen Chad auch noch den totalen Rest: „Du bist einfallslos, dein Kleingeist wäre gar nicht imstande gewesen, die ganzen aufregegenden Situationen der letzten Wochen zu erdenken!“ Und zudem outet sie sich auch noch als Wiederholungstäterin mit den tröstenden Worten, dass früher oder später alle sie gelangweilt hätten, nur bei einem hätte sie es immerhin neun (einhalb?) Wochen ausgehalten, denn der war „kreativ“. Chad hält sich an seinem Drink fest, kann den aber schwerlich geniessen… „Du hast mich unter Drogen gesetzt,“ echauffiert er sich. „Nicht ganz,“ korrigiert Julie, ganz Lehrerin, „ich habe dich umgebracht!“ Chad verröchelt am vergifteten Whiskey und wird von Julie in die Dunkelkammer geschleift, wo sie rasch ein kleines Feuerchen legt.

Für Anne spielt Julie das um den lieben Musterschüler trauernde Huschchen, aber kaum ist die Mitbewohnerin aus dem Raum, schneidet Julie den Zeitungsartikel über Chads Ableben aus und heftet ihn säuberlich in ihr Sammelalbum, wo sich nicht wenige Ausschnitte über in tragischen Unfällen aus dem Leben geschiedene Studenten tummeln. Und das nächste Opfer klopft schon an der Tür, ein bedauernswerter Schüler, der sich nur Nachhilfestunden erhofft und vermutlich mehr bekommen wird, als ihm lieb ist…

Story Nr. 2, „Millicent und Therese“. Wer gemeint hat, man könne sich als grundsätzlich attraktive Frau nicht ärger verunstalten als mit dem Julie-Charakter, den trifft angesichts Millicent der Schlag – Karen Black verwandelt sich hier in eine ungefähr wie 50 wirkende alte Jungfer aus dem frühen 19. Jahrhundert mit einer noch hässlicheren Brille, die sich alte Super-8-Familienfilme ansieht und dabei vor sich hin grummelt.

Warum wird gegrummelt? Nun, man hat gerade ihren geliebten Daddy eingebuddelt und Milli ist schwer sauer auf ihre Schwester Therese, die sich nicht nur unmittelbar nach Vergrabung des Alten mit einem „ihrer Männer“ verdrückt hat, sondern, wenn man nach Milli geht, schlichtweg „EEEVIL“ ist.

Das setzt sie auch wenig später einem gewissen Mr. Ammann, einem von Thereses diversen Loverboys (und einem erstaunlich unattraktiven for that), auseinander. Milli erläutert dem verblüfften und nicht wirklich an derartigen Fakten interessierten Gast ungefragt, dass Therese im zarten Alter von 16 ihren Daddy verführt habe, und als sei das nicht EEEVIL genug, auch noch ihre Mama mit einer Überdosis Schlaftabletten ins Jenseits befördert zu haben. Ammann stellt die berechtigte Frage, wieso Milli angesichts dieser Vorgeschichte noch Tisch & Bett (im übertragenen Sinne, versteht sich) mit ihrem Schwesterherz teilt, worauf Milli erwidert, dass sie kein Geld habe und auch keine Möglichkeit, welches zu verdienen, um auszuziehen (tja, lohnt halt doch nicht, wenn man die Schule schwänzt, gelle?). Milli hat noch mehr Pfeile im Köcher und verweist auf Thereses zugegeben, äh, eigenständigen Literaturgeschmack: in der Bibliothek finden sich Bücher zu Dämonologie, Hexenkunst, Voodoo und Satanismus, was für Milli felsenfeststehen lässt, dass ihre Schwester mit dem Gottseibeiuns persönlich im Bunde ist. Ammann stellt nüchtern fest, dass Milli einen an der Waffel hat und ist am Gehen, als sie ihn überraschend mit Einzelheiten (naja, nicht wirklich, mehr mit „Ich weiss alles über die Nacht…) über kürzliche Sexkapaden mit Therese konfrontiert. „Ich weiss, dass sie es geniesst, anderen Schmerzen zuzufügen und irgendwie hat sie dich dazu gebracht, diese Perversion zu teilen,“ outet sie Therese als Domina. Ammann bricht ob dieser schockiernden Enthüllung zusammen & in Tränen aus und muss von Milli getröstet werden („Du bist gerettet. Ich habe dich vom Bösen befreit.“)

Später ruft Millicent den Familien-Doktor Ramsey an und beschwert sich wüst über das Verhalten Thereses, sie habe Millis Zimmer verwüstet und obszöne Worte benutzt. Milli fürchtet um ihr Leben. Ramsey macht einen genervten Eindruck. „Ich dachte, wir hätten uns geeinigt, dass du dich um Therese kümmerst“. (Wer jetzt die, ähem, Pointe der Story nicht glasklar auf der Hand liegen sieht, sollte sich ernsthafte Gedanken über seinen Geisteszustand machen). Ramsey lässt sich immerhin breitschlagen, am nächsten Tag mal vorbeizuschauen.

Da aber öffnet nicht Milli, sondern Therese die Tür und entpuppt sich als nuttige blonde miniberockte Schlampe, die auch noch alles weiss, was Milli dem Doc erzählt hat (na, aber JETZT doch, oder?) Mit Milli könne er nicht sprechen, denn die spreche grundsätzlich mit niemandem, solange Therese im Haus sei. Auf Ramseys Nachfrage räumt sie ein, dass sie Thereses Zimmer verwüstet hat, aber Milli habe es verdient. Ramsey fordert, dass der Geschwisterhass aufhören muss, aber Therese informiert ihn, dass der Hass auf eben sie Millis einziger Lebensinhalt wäre. Dann macht sie dem (ungefähr doppelt so alten) Arzt auch noch eindeutige Avancen, so dass sich Ramsey zum strategischen Rückzug genötigt sieht. Ist auch besser so, findet Therese und verbittet sich zukünftige weitere Einmischung in ihr Leben. Wütend trommelt sie dann an Millis Zimmertür, findet aber keinen Einlass.

Natürlich nicht, kritzelt Milli in ihr Tagebuch, da habe sie sich lieber eingeschlossen. Ausserdem ist Milli zu einer Entscheidung gekommen – damit sie selbst ein vernünftiges Leben führen kann, muss Therese sterben!

Tja, die Inspiration für entsprechende Umsetzung des Planes bietet sich bald, als Millicent vor dem Haus ein trauriges Kind auffindet, dessen Puppe kaputt ist. Tracy, so heisst die Kleine, erzählt, dass Therese die Puppe zerstört habe, weil sie zu laut gespielt habe. Milli ist empört, aber, wie gesagt, auch inspiriert. „Ich werde sie mit ihren eigenen Mitteln schlagen,“ grinst sie sich eins und zerrt ein Voodoo-Buch aus dem Regal. Die nötigen Zutaten für die Hexenküche sind auch schnell gefunden – Fingernägel, Haare und Knöpfe von der Lieblingsbluse der zu Entsorgenden.

Vor Zur-Tat-Schreitung ruft Milli nochmal den Doc an und teilt dem hochgradig besorgten Medizinmann mit, dass sie einen Weg gefunden habe, mit Therese umzugehen und seine weiteren Dienste nicht erforderlich seien.

Tja, und dann sehen wir das Mordwerkzeug – eine Voodoopuppe und die entsprechende Nadel dafür… Ramsey eilt, nachdem Telefonanrufe nichts bringen, zum Orte des Geschehens, verschafft sich durch die Hintertür Einlass und findet die tote Therese herumliegen, und daneben die durchbohrte Voodoopuppe. Bevor die herbeigerufenen Sanis die Leiche abtransportieren können, greift Ramsey zum Kleenex, wischt Therese das Make-up ab und reisst ihr die blonde Perücke vom Kopf… Grosse Überraschung (gähn): es gab nur EINE Therese Millicent, und die war der „komplexeste Fall einer dualen Persönlichkeit, den ich je gesehen habe“ (naja, die Allgemeinärzte in der amerikanischen Provinz haben sicher tausende Schizophreniefälle pro Jahr…)…

Story Nr. 3, „Amelia“. Diese Karen-Black-Inkarnation (endlich mal die gute Karen quasi als ihr eigenes Selbst, rein äusserlich) schleppt gerade eine Holzkiste in ihr trautes Appartment in einem Hochhaus und packt in den heimischen vier Wänden eine extrem hässliche Holzpuppe mit eigenem Speer aus der Box. „He who kills,“ so heisst die das Teil, ein „Zuni-Jagd-Fetisch“, wie der mitgelieferte Gebrauchsanweisungs-Scroll enthüllt. Der Holzkerl soll das Herz ihres Anthropologenboyfriends erfreuen. Zunächst aber muss Amelia noch ihre Mutter anrufen und, da das Gespräch schon nach zwei Sekunden in ein hübsches Geschreie übergeht, scheint das Verhältnis zwischen Tochter und Mama nicht das beste zu sein. In einem wahren Tour-de-Force-Monolog (da wir die Antworten der Mutter nie hören) offenbart uns Amelia notwendige Exposition – es ist Freitag, und da geht sie gewöhnlich mit ihrer Mutter aus, heute will sie jedoch nicht, weil ihr Macker Geburtstag hat und sie lieber mit ihm feiern würde. Mama ist ordnungsgemäss beleidigt, wirft der Tochter allgemeinen Undank vor (schätze, wenn wir auch die Mutter hören würden, wäre das „Dreissig-Stunden-hab-ich-in-den-Wehen-gelegen-und-Todesschmerzen-gehabt“ unvermeidlich gewesen). Amelia verteidigt sich nach Kräften, aber unüberzeugend. „Ich sehe dich dreimal in der Woche,“ stellt sie fest, um dann „ICH SCHREIE NICHT“ zu schreien. Gut, Mama hat allen Grund, sauer zu sein, denn sie weiss noch gar nichts von dem Mann in Amelias Leben (die Affäre dauert immerhin schon einen Monat) und vermutet, dass die Tochter eben deswegen daheim ausgezogen sei, was Amelia heftigst dementiert und behauptet, den Knaben erst nach Auszug kennengelernt zu haben. Amelia versucht, das Gespräch in zivilsiertere Bahnen zu lenken und erzählt der lieben Mama, was sie für ein hübsches Geschenk für ihn habe, den erwähnten Zuni-Kerl, der angeblich vom Geist eines echten Zuni-Jägers erfüllt sei. Die Gebrauchsanweisung, so Amelia, verrate, dass dieser Geist freigesetzt würde, sobald die Puppe ein um den „Bauch“ geschlungenes Goldkettchen verliere (wir wissen alle, wohin DASS nur führen kann…). Mama ist an anthropologischen Studienobjekten weniger informiert und legt auf, Amelia ist geschafft.

„Ich bekomme KEINE Kopfschmerzen,“ versucht sie als Mantra und spielt dabei mit der Puppe herum, wobei natürlich das Goldkettchen unauffällig von der Puppe separiert wird (bei Mantafahrern und/oder Zuhältern wäre das sicherlich schwieriger zu bewerkstelligen). Danach lässt sie sich frustriert ein Bad ein und sagt ihrem Schatzi das romantische Geburtstagsdine´r ab. Der hat solches schon geahnt und ist auch nicht sonderlich angetan von Amelias Vorschlag, die Feier auf den nächsten Tag zu verschieben (ja, wir Kerle schätzen es selten, nur die zweite Geige hinter der Schwiegermama zu spielen). Amelia ist nun nicht nur doppelgefrustet, sondern auch hungrig und bereitet sich ein saftiges Stück Fleisch in der Küche (jaja, wo auch sonst?) zu. Bei Rückkehr ins Wohnzimmer stellt sie – surprise – fest, dass die Goldkette zwar noch da ist, aber die Puppe weg. Sie vermutet, dass das Teil runtergefallen und unters Sofa gerollt ist und piekst sich bei Untersuchung desselben den Finger am Kampfspeer des Zuni-Kriegers blutig, von dem selbst aber jede Spur fehlt, wenn man von den hastigen Trippelschritten absieht und dem Klappergeräusch aus der Küche… Amelia kuckt nach und stellt fest, dass ihr Fleischmesser verschwunden ist. Eine kurze panische Suche nach dem Messer bringt keine Erkenntnisse, bis auf die, dass Amelia einen Schatten aus der Küche huschen sieht, und da die gute Frau kein Haustier hat, kann das doch nur…

„Es ist nur eine Puppe,“ redet sich das Opfer-in-spe´ ein und wir wissen es natürlich besser. Der Zuni-Krieger schaltet das Licht aus und stürzt sich mit gezücktem Messer und „waggawaggawaggä-Lauten auf das Bein der Bedauernswerten. Der Kleene hackt ordentlich auf selbigem herum (einige beeindruckende POV-Shots aus der Sicht des kleinen Monsters). Amelia flüchtet sich in Schlafzimmer und ans Telefon, um Hilfe zu rufen, doch bevor sie zur Polizei (auf die Story wäre ich gespannt gewesen) durchgestellt wird, hat der Zuni die Funktionsweise eines Türgriffs ausgeklügelt und stürzt sich erneut auf sein Opfer. Amelia hechtet ins Badezimmer, Klein-Zuni ist erneut türtechnisch auf Zack, wird aber von ihr schlagfertigerweise in ein Handtuch gewickelt und ins Badewasser getaucht. Der Versuch, die Holzpuppe zu ertränken, hat vorhersehbar wenig Erfolg. Amelia flüchtet in ihren begehbaren Wandschrank und erspäht einen stabilen Koffer (vermutlich Marke Samsonite) – die rasch erdachte Falle funktioniert, der Zuni öffnet die Tür und rennt direktemang in den geöffneten Koffer und sitzt drin fest.

Naja, fast, denn während Amelia feststellen muss, dass sich rätselhafterweise weder Fenster noch Türen der Wohnung öffnen lassen, schnippelt sich der immer noch mit dem Messer bewaffnete Krieger den Weg aus dem Koffer frei. In einem bemerkenswerten Anfall von Blödheit versucht Amelia die Klinge zu fassen und erntet dafür gerechterweise blutige Finger. Erst als der Zuni schon seinen Kopf aus dem geschnitzten Koffer-Loch stecken kann, kann sie ihm das Messer entreissen und wie wild auf das arme Püppchen einstechen. Das scheint zu funktionieren, aber anstelle den Koffer mit Kerosin zu übergiessen und anzuzünden, drauf rumzutrampeln oder sonst irgendwie was halbwegs vernünftiges anzustellen, entblödet sich Amelia nicht, den Koffer vorsichtig zu öffnen und reinzuschauen. Kein Wunder, dass ihr ein ziemlich wütender Zuni entgegenspringt und sich in ihren Arm verbeisst. In der Küche gelingt es ihr, den Zwerg abzuschütteln, aber der ist hartnäckig, springt ihr ins Genick und beisst ihr in den Hals. Mit letzter Kraft reisst sie sich die Puppe ab und stopft sie in den glücklicherweise eingeschalteten Ofen. Die Hitze bekommt dem Holzkrieger nicht wirklich und schreiend und zappelnd verschmurgelt er bei 225DEG… endlich ist es ruhig im Ofen und Amelia erntet nicht wirklich weitere Intelligenzpunkte, denn natürlich vergewissert sie sich per Inaugenscheinnahme, ob ihr Quälgeist tatsächlich abgefackelt ist. Per POV-Shot aus dem Ofen sehen wir die schreiende Amelia…

…die sich dann zum Telefon bewegt, ihre Mutter anruft und sich vielmals für den vorherigen Streit entschuldigt und sie bittet, sie doch gleich in ihrer Wohnung zu besuchen… dann schnappt sie sich das grösste Fleischermesser, setzt sich in eine Zuni-Jäger-Pose und entblösst zwei spitze Zahnreihen… guess it´s payback time…

In Trilogy of Terror steckt ein Klassiker – ich bitte die Wortwahl zu beachten. Denn der Satz „…ist ein Klassiker“ wäre dann doch zuviel des Guten…

Ich glaube, Ihr könnt Euch denken, wie ich das meine. Die dritte Episode zählt sicherlich zu den erschreckendsten fünfundzwanzig Minuten TV-Horror und macht sich auch heute, über fünfundzwanzig Jahre nach ihrer Entstehung, auch im Vergleich zu Big-Screen- und Video-Horror wirklich noch gut. Das es sich dabei um den Grossvater sämtlicher Puppen-Horror-Filme wie Puppet Master, Chucky und wie die Streifen alle heissen, handelt, ist offenkundig und bedarf eigentlich keiner weiteren Erläuterung.

„Amelia“,, von Richard Matheson nach seiner eigenen Kurzgeschichte „Prey“ gescripted, ist perfektes Horror-Entertainment. Obwohl die eingesetzten Stilmittel schlicht, um nicht zu sagen primitiv sind (Karen Black enthüllt in einem der DVD beigelegten Interview, dass die eindrucksvollen Effekte, mit denen sich die Zuni-Puppe auf sie stürzt, einfach so bewerkstelligt wurden, dass das Filmteam die Puppe einfach warf, und ansonsten die Dreharbeiten mit dem ständig auseinanderfallenden Puppen-Prop ein reine Qual waren), sind sie überzeugend, was vor allem einem schnellen Schnitt und guter Kameraführung zu verdanken ist. Die Attacken der Puppe sind dabei für TV-Verhältnisse auch recht blutig ausgefallen… „Ameliä ist auch das hervorragende Beispiel dafür, dass man selbst in einem 25-Minuten-Kurzfilm durchaus Zeit für ausgefeilte Charakterisierung haben kann – natürlich hilft die Tatsache, dass es sich um ein Ein-Personen-Stück handelt, aber dennoch ist bemerkenswert, wie mit knapp sechs-sieben Minuten Dia-, äh, Monolog eine komplette Lebensgeschichte einer unsicheren, von einer dominanten Mutter geplagten Frau ausgebreitet werden kann, ohne dabei Langeweile zu verbreiten. Karen Black ist auch in der Lage, dies umzusetzen – ihr Telefon-Monolog mit „Mutter“ ist ein grandioses Stück Schauspielerkino. Auch im finalen Kampf mit dem Monster ist Karen Black überzeugend, wenngleich ihr Charakter in der Tradition aller Horror-Helden- und Heldinnen seit Erfindung des Genres ein paar dümmliche Dinge tut. Da die Rasanz dieses Finales dem Zuschauer aber kaum Zeit zum Atemholen lässt, fallen einem diese erst beim zweiten Ansehen oder beim anschliessenden Reflektieren über das zuvor Gesehene auf.

„Amelia“ ist also, wie man leichthin sagt, das perfekte TV-Horror-Erlebnis und schlägt mühelos auch die hochkarätigsten Episoden aus Kino-Horroranthologien aus dem Feld (abgesehen vielleicht von „Lover´s Vow“ aus Tales from the Darkside. Dumm nur, dass die beiden vorangehenden Episoden von diesem Niveau weit entfernt sind…

Was nicht an Karen Black liegt, die auch in den anderen Geschichten eine sehr gute Vorstellung bietet. Ich denke, das Hauptproblem von „Julie“ und „Millicent and Theresa“ liegt darin, dass zwar beide Stories auch aus der Feder von Matheson stammen, aber nicht von ihm selbst adaptiert wurden (ich denke aber auch nicht, dass die Original-Stories zu den absoluten Ruhmestaten von Matheson zu rechnen sind).

„Julie“ braucht einfach zu lange, um zu Potte zu kommen. Und selbst wenn die Story einmal in Fahrt gekommen ist, ist das ganze einfach viel zu sehr ein reichlich konventioneller Psycho-Thriller , dem der kleine übernatürliche Twist, dass Julie eine Hexe sein könnte, nicht mehr wirklich hilft. Das Pseudo-Schock-Ende ist dann auch noch dermassen antelegrafiert, dass es keine wahre Freude ist. Das beste an der Episode ist dann noch, dass Chad von Blacks damaligem Ehemann Robert Burton gemimt wird und nur aufgrund der Tatsache, dass Burton für diese Rolle gecasted wurde, liess sich Black überhaupt zum Drehen des Films breitschlagen.

„Millicent und Therese“ dagegen ist einfach langweilig – praktisch die gesamte Story wird durch Dialoge erzählt – man könnte sich diese zwanzig Minuten auch als Hörspiel zu Gemüte führen und würde quasi nichts verpassen. Und, wie gesagt, wer nicht spätestens nach fünf Minuten auf den Trichter gekommen ist, dass Millicent und Therese identisch sind, hat vermutlich noch niemals einen Fernseher ausserhalb der „Sportschaü eingeschaltet. Auch hier hilft der Story ihr übernatürliches Voodoo-Brimborium wenig und so dient diese Geschichte eigentlich auch nur dem Showcasen von Karen Blacks Wandlungsfähigkeit (wenngleich ihre Therese einen Touch zu übertrieben ist). Trilogy of Terror fusst insgesamt, und das schliesst auch die famose Schlussepisode ein, nahezu ausschliesslich auf der Schauspielkunst von Karen Black, die auch über die lascheren Auftaktgeschichten hinweghilft. Die Genreveteranin, die dem Horrorfreund auch aus Curtis´ Kinospukhausgeschichte Burnt Offerings, dem Italo-Rip-off Killer Fish, It´s Alive III oder Invaders from Mars bekannt ist und darüber hinaus noch in Hitchcocks Spätwerk Family Plot, Nashville, Capricorn One und natürlich Easy Rider Eindruck machen konnte, äussert sich im bereits erwähnten Interview etwas verärgert über ihre Horror-Vergangenheit. Sie selbst kann dem Genre nicht viel abgewinnen (sie mag SF mehr), wurde aber zu ihrem Leidwesen auf Horror festgelegt. Nachdem sie sich in den 80er Jahren in die absoluten Niederungen der B-Movies zurückziehen musste und neben dem obligatorischen Frauenknastschinken Caged Fear bei Deodatos Cut and Run, Children of the Corn IV und sogar in dem Heuler Plan 10 from Outer Space verdingen musste, scheint sie in den letzten Jahren die Kurve mit einigen selbstproduzierten und geschriebenen Filmen in Richtung anspruchsvolleres Metier geschafft zu haben. Vielleicht sollte man noch sagen, dass Black der Church of Scientology angehört (oder angehört hat).

Prominentester Co-Star ist George Gaynes (Dr. Ramsey), der in allen sieben Police Academy-Auflagen den liebenswert-debilen Commandant Lassard mimte. Seine Rolle in Trilogy of Terror ist alles andere als erinnerungswürdig und Gaynes wirkt auch nicht wirklich überzeugend.

Vom Cast her erwähnenswert wäre vielleicht noch der mit einer Mini-Rolle gesegnete Gregory Harrison (das nächste Opfer von „Julie“), der in der Folge zum vielbeschäftigten TV-Akteur wurde (u.a. Falcon Crest und kinematisch u.a. in Mulcahys Razorback in Erscheinung trat.

Übrigens setzte Dan Curtis 20 Jahre später ein Sequel in Szene, wenig originell Trilogy in Terror 2 benannt… mit etwas weniger talentierten Akteuren soll dieses, wie man hört, exakt auf der Linie des Vorgängers liegen – zwei recht lasche Auftaktgeschichten und dann, zwengs der allgemeinen Originalität, noch mal praktisch die identische Killerpuppen-Geschichte. Pure Kreativität, schätze ich…

Zur Technik: Die (nicht gerade billige) DVD von Anchor Bay überzeugt zwar durch angemessene Bild- und Tonqualität, wobei ob der TV-Herkunft kein opulenter Widescreen-Transfer zu erwarten ist, dafür aber nicht gerade durch umwerfende Ausstattung. An Extras gibt es sprichwörtlich nüscht (nicht mal, wie bei der Night Strangler-DVD-Fassung eine etwas ausführlichere Schnittfassung – Karen Black deutet im Interview an, dass einige „zu furchteinflössende“ Szenen aus der „Amelia“-Episode nicht das Licht der Fernsehschirme erblickten), einzig das mehrfach angesprochene Interview im DVD-Booklet gibt (allerdings interessante) Hintergrundinformationen. Ein wenig wenig „value for money“, wenn man bedenkt, dass der Streifen gerade mal über 70 Minuten läuft.

Okay, insgesamt gesehen kann man Trilogy of Terror Durchschnittsniveau bescheinigen. Müsste man nicht unbedingt in seiner Horror-Sammlung haben, wenn da nicht eben die vermaledeite letzte Episode wäre – und die ist so verdammt gut, die ersetzt glatt sämtliche vier Chucky-Folgen mit links. Fans von Killerpuppen können also gar nicht anders, als irgendwie in den Besitz dieser Silberscheibe zu kommen (dezenter Hinweis: Einkaufslink folgt :-)). Ansonsten sollten natürlich auch alle Die-Hard-Fans von Karen Black zuschlagen, denn schauspielerisch bietet sie hier eine wahre Tour de force.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 6


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