Toughguy

 
  • Deutscher Titel: Toughguy
  • Original-Titel: Terrified
  • Alternative Titel: Evil Never Sleeps |
  • Regie: James Merendino
  • Land: USA
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    Heather Graham (Olive), Lisa Zane (Pearl), Paul Herman (Toughguy), Rustam Branaman (Det. Conrad), Carrie Anne Moss (Tracy), Richard Lynch (Olives Boss)


Vorwort

Olive hat’s auch nicht leicht – ihr Männe hat sie beim Fremdgehen erwischt und erst den rivalisierenden Stecher und dann sich selbst in die nächste Welt befördert. Kann einem schon einen kleinen Knacks versetzen. Ihre beste Freundin Pearl versucht zwar nach Kräften, Olive aufzubauen, aber was will man machen, wenn eines schlechten Tages ein Einbrecher in Olives Wohnung auftaucht und ihr eins auf die Nase gibt? Die Polizei jedenfalls macht nicht viel, auch nicht, als Olive bemerkt, dass der geheimnisvolle Einbrecher sie auch auf der Straße verfolgt. Detective Conrad hält Olive für ein Opfer ihrer Einbildungskraft, bis sie in ihrer Wohnung von dem unbekannten Angreifer nach Strich und Faden verdroschen wird. Die Überwachung und der persönliche Service Conrads führen aber nicht zu einer Festnahme, werden wieder abgeblasen. Doch Olive lebt weiterhin in der ständigen Panik, der „Toughguy“ könnte zurückkommen. Ist es der Bruder ihres selbstmörderischen Ehemanns? Jedenfalls landet bald eine Todesdrohung per Ziegelstein in Olives Schlafzimmer…


Inhalt

Das Reservoir an wenig bis total unbekannten Thrillern aus Hollywoods zweiter bis dritter Liga scheint unerschöpflich zu sein. Mit „Toughguy“, in früherer Videoauswertung orthographisch zweifelhaft „Angriff aus dem Dunkeln“ betitelt und im Original auf den Namen „Terrified“ hörend, legen unsere guten Freunde von Best Entertainment uns ein Werk von James Merendino ans Herz, den wir ja aufgrund des unmittelbar im Anschluß entstandenen (und kürzlich hier besprochenen) „The Real Thing“ wenn schon nicht in ebenjenes, nämlich das Herz, geschlossen haben, aber doch immerhin nicht ausschließlich als dünne Bretter bohrenden Talentlosling erkannt haben.

„Toughguy“ teilt sich ein Problem mit dem gerade in Bezug genommenen „The Real Thing“ – er hat eine nicht uninteressante Idee und wirklich packende Momente, schafft es aber nicht, über die komplette Laufzeit ein Level zu halten – nach einem vielversprechenden Auftakt mit einigen herausragenden Dialogen geht der Film im Mittelakt fast sämtlicher Thrillerspannung verlustig und spielt sich mehr wie ein Sat.1-TV-Roman-verdächtiges Selbstfindungsdrama. Zwar ist dieser Part essentiell wichtig zur Vorbereitung des entscheidenden Plotturns, aber er gestaltet sich manchmal etwas kaugummiartig, auch wenn Merendino ihn immer wieder mit vielleicht nicht hunderprozentig plotrelevanten, aber teilweise recht lustigen Episödchen auflockert. Die Story selbst ist trotz ihrer an dieser Stelle ausnahmsweise mal nicht gespoilerten Twists und Turns nicht wirklich ganz originell und Hardcore-Thrillerenthusiasten werden den letztendlich finalen Kniff sicher vorhersehen, aber, wie gesagt, recht interessant und weckt gelegentlich Remineszenzen an Polanskis Meisterwerk „Ekel“ (bevor jetzt aber die Cineasten mit Recht über mich herfallen: ein paar Handelsklassen tiefer angesiedelt) und zeichnet sich durch einige treffende Dialoge aus.

Merendinos Regie ist dabei durchaus ansehnlich – zwar schafft der streifen es nie, sich über seinen Low-Budget- und TV-Film-Look zu erheben, aber einige gelungene Kamerafahrten und Traumsequenzen sorgen für visuelle Abwechslung. Gen Ende hin wirds auch stellenweise zünftig blutig (für ’ne 16er-Videopremieren-FSK). Nach meinen Informationen läuft die US-Version zwar gut sieben Minuten länger, das dürfte sich allerdings kaum um Gewalt, sondern um ein paar semiexplizige Softcore-Szenen handeln (der Streifen nimmt in der DF öfter mal Anlauf auf eine ebensolche und lässt den geneigten Nichtkostverächter dann im Regen stehen; will sagen – ich könnte mir vorstellen, dass was fehlt, da fehlt).

Die Besetzung ist auch nominell nicht ohne – in der Hauptrolle sehen wir Heather Graham (bekannt aus so Filmen wie „Even Cowgirls get the Blues“, „Swingers“, „Bowfinger“, „Austin Powers“…), die aber die psychologische Bandbreite ihrer Figur nie wirklich überzeugend darstellen kann. Jup, she’s easy on the eye, keine Frage, aber die drehbuchgemäße Tiefgründigkeit ihres Charakters scheint sie doch zu überfordern. Als ihre beste Freundin Pearl begrüssen wir Lisa Zane („Freddy’s Finale“, „Blindkill“, „Conor der Kelte“), die in einigen Szenen den Verve ausstrahlt, den die Hauptrolle gut hätte brauchen können. Rustam Branaman („Headless Body in a Topless Bar“, „The Girl Gets Moe“) spielt den Detective Conrad mit einem leider zu deutlichen Hang zur Übertreibung. Prominenz tummelt sich in einigen winzigen Nebenrollen – B-Film-Erzschuft Richard Lynch („Trancers II“, „Die Barbaren“) schaut für zwei Szenen als Olives sexistischer Boss vorbei und bekommt zumindest sehenswert eins auf die Fresse, Millionenerbe und Gelegenheitsschauspieler Balthazar Getty („Lost Highway“) hab ich gar nicht erkannt, so klein muss seine Rolle sein, und das spätere „Matrix“-Leder/Latex-Model Carrie Anne Moss sagt zwei-drei Zeilen als Partygast auf (Grund genug für Best, eine Carrie-Anne-Moss-Biographie als „Extra“ auf die DVD zu packen).

Bildqualität: Wie meist, wenn Best Entertainment sich einer Screen-Power-Lizenz bedient, ist das Ergebnis relativ ansehnlich. Wir bekommen einen ordentlichen Vollbildtransfer mit durchschnittlicher Detail- und Kantenschärfe, angemessenem Kontrast und recht souveräner Farbdarstellung geboten. Die Kompression könnte wie so oft bei Best deutlich besser sein, aber ich hab vom Label insgesamt schon wesentlich üblere Bildpräsentationen gesehen. Leider gibt’s überdurchschnittlich viele Störungen, die den ansonsten annehmbaren Eindruck wieder eintrüben.

Tonqualität: Deutscher Ton in Dolby-5.1-Qualität ist das übliche, was Best uns beschert, so auch hier (und wie bei fast jeder Best-VÖ möchte ich meine Schwiegermutter, wenn ich denn eine hätte, drauf verwetten, dass dieser Film alles, nur keine 6-Kanal-Surround-Tonspur hat). Die Sprachqualität ist gut, der Audiotrack rausch- und störungsfrei, Musik und Nebengeräusche könnten insgesamt eine Spur kräftiger sein. Resümee: Okay…

Extras: Neben der Best-üblichen Trailershow (diesmal u.a. mit „Top Dog“ und „Dream of a Warrior“. Ach, die kanntet ihr schon?) gibt’s Filmographien für Heather Graham und, wie schon erwähnt, Carrie Anne Moss auf jeweils einer Tafel.

Fazit: „Toughguy“ hat durchaus die Ingredenzien für einen nicht gerade klassikerverdächtigen, aber soliden Psychothriller. Die Story ist nicht uninteressant, die entscheidende Wendung zwar mit ein wenig Genre-Übung nicht sensationell überraschend, aber zumindest nicht klischeehaft, Merendinos Inszenierung bemüht, der Geschichte über ein-zwei Längen im Mittelteil zu helfen. Leider fehlt der Geschichte der letzte Kick, was auch an den beschränkten Darstellkünsten von Hauptdarstellerin Heather Graham liegt, ihr fehlt die dramatische Breite, um ihren Charakter vollauf glaubwürdig zu verkörpern und so versanden einige potentielle Thrills. Dennoch hat der Streifen seine Momente – weswegen Psychothrillerfans, die auch mal einen etwas kleineren, preiswert produzierten und nicht immer überwältigend gespielten B-Film goutieren können, den Streifen mal antesten können. Es gibt erheblich armseligere Thriller („Dead on Sight“ fällt mir da spontan ein) – und auch armseligere Best-DVDs…

2/5
(c) 2003 Dr. Acula


mm
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