Totentanz der Hexen II

 
  • Deutscher Titel: Totentanz der Hexen II
  • Original-Titel: La casa del sortilego
  • Alternative Titel: House of Witchcraft |
  • Regie: Umberto Lenzi
  • Land: Italien
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Andy J. Forest (Luke Palmer)
    Sonia Petrovna (Martha Palmer)
    Paul Muller (Andrew Mason)
    Susanna Martinková (Elsa)
    Maria Giulia Cavalli (Sharon)
    Maria Stella Musy (Debra)
    Alberto Frasca (Steven)
    Maria Cumani Quasimodo (Hexe)


Vorwort

Abt. Gute Filme sind keine Hexerei – oder doch?

Wie ich unlängst erwähnte, hab ich altes Sparschwein neulich zugeschlagen, als es bei real (Schleichwerbung ist erlaubt, oder?) eine ganze Fuhre CCI-Releases zum Schmalhanspreis zu erwerben gab. „Die eiserne Rose“, „Karate Jack“ und „Kung-Fu Zombie vs. Tigerkralle“ wanderten unbesehen in den Einkaufskorb, bei „Totentanz der Hexen II“ musste ich mir allerdings noch gut zureden lassen. Man kann schließlich nicht alles auf Anhieb kennen…

Traf sich dann aber doch recht günstig, dass ich den Krempel mehr oder weniger auf Verdacht (und aus Komplettitätswahn) mitnahm… denn der Urheber unseres heutigen Werks ist niemand geringeres als Umberto Lenzi, und das ist so ziemlich der einzige bedeutungsvolle Italo-Schmodderant, dem ich, wenn ich das recht überblicke, noch kein einziges Review gewidmet habe. Hm, ich hätte den „Großangriff der Zombies“ nicht ständig vor mir herschieben sollen.

Okay, also zur Vorgeschichte – „Totentanz der Hexen II“ hat selbstverfreilich nix und schon gleich dreimal nix mit dem hierzulande als „Totentanz der Hexen“ bekannten „The Devonsfield Terror“, einem dem Vernehmen nach halbwegs passablem Okkult-Grusler von Ulli „Daniel der Zauberer“ Lommel, sondern entstammt der italienischen TV-Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für abgehalfterte Schweinefilmregisseure, der die Welt u.a. auch das, hüstel, wunderbare Fulci-Spätwerk „House of Clocks“ verdankt. Grundthema dieses insgesamt vierteiligen Fernsehspektakels, zu dem Fulci und Lenzi jeweils zwei Abendfüller abliefern durften, war offensichtlich „haunted house“ im weitesten Sinne (also ob die Italo-Kasper das Terrain mit ihrer Endlos-Pseudo-Serie „La Casa“ nicht schon bis zum Erbrechen durchgenudelt hätten). Gut, Originalitätspreise gewinnen die Stiefelbewohner ja sowieso selten. Blöderweise schaffen sie halt auch eher selten gute Unterhaltung (zumindest mit Absicht).

Befürchten wir also das Schlimmste (und halten uns immer wieder vor Augen – es sind nur 4 Euro, also weniger, als ich für „Van Helsing“ im Kino bezahlt habe, hehe)… Vorhang auf, Film ab.


Inhalt

Reteitalia. Na, das bürgt doch schon mal für Qualität. Nicht so sehr wie Fulvia Films oder Filmirage, zugegeben, aber auch aus diesem Hause kam schon genug erlesener Elite-Quatsch. Egal. Ort der Handlung – eine ziemlich heruntergekommene Landvilla irgendwo in der italienischen Pampa (was einerseits nicht verborgen wird, andererseits niemand in der Folge so tun wird, als spielte die Plotte irgendwo anders als in den Staaten. Those Italians…). Die Hütte sieht zwar nicht sonderlich frisch aus, dafür ist der Garten nett (und wir freuen uns dieweil an der schieren Fülle von „Stars“, von denen noch kein denkendes Wesen jemals gehört hat oder hätte hören müssen, die uns die Credits versprechen). Im nahen Wald hastet ein Typ, der irgendwie so tut, als wäre er Rupert Everett (hm, „Dellamorte Dellamore“ kam doch aber später? Naja, die Italiener hatte auch schon immer eine Vorliebe für den englischen „blasierter-Schnösel“-Typ), durchs Gewölle, im Hintergrund kläffen Köter. Wie vom Gottseibeiuns persönlich gehetzt spurtet er über einen Alleen-Feldweg (und bis jetzt ein Kompliment an den Kameraschergen. Sieht nett fotografiert aus). Er erreicht ein schweres Gittertor (vermutlich zu dem gerade gesehenen Landhaus gehörend), das sich zwar wie von Geisterhand selbst (ha, elektrische Toröffner rulen), nichtsdestotrotz hochwillkommen öffnet. Unser Schnösel durchquert eiligst den großen schönen Garten und entert ohne weiteres die offen stehende Villa (und der close-up enthüllt: der schwitzt ja, der Kerl). Sein Weg führt unseren Genossen direkt in die Küche (Motto: hungriger Hausgast, oder was? Sehr beliebt immer wieder, solche Leute). Dort brodelt auch was im Kessel von 1693. Vermutlich aber eher ein unappetitlicher Eintopf, wenn man nach der Köchin geht – der quintessentiellen alten Hexe, komplett mit Faltenface, weißen Haaren, Glubschaugen und schwarzem Zahn und Flo-Jo-Griffith-Joyner-Gedächtnis-Fingernägeln. Die alte Schachtel hält ihm fröhlich grinsend einen lächerlichen, bei Madame Tussaud vom Azubi im ersten Lehrjahr gewerkelten und vom Meister per Fußtritt vor die Tür beförderten Wachskopp, eh, selbstredend unseres Freundes abbe Rübe vor selbige und schmeißt sie dann in den Pott.

Woraufhin unser Held schweißgebadet im sicheren Bettchen aufwacht und über seinen Alptraum räsoniert. Das ist nämlich schon seit nunmehr sechs Monaten der gleiche, und langsam, aber sicher, hat Luke, so heißt unser großer Meister des Nachtmahrens, aufgrund mangelnder Abwechslung den Kanal gestrichen voll. Seine vertrauensvolle Dokteuse, Psychoanalytikerin und nebenberufliche Schwägerin (sie hat seinen Bruder geehelicht, doch dann „hat er sich töten lassen, in diesem blöden Autounfall“. Dialoge, die das Leben schreibt) Elsa verschreibt originellerweise Schlaftabletten. Auffällig ist’s, so meint sie, dass die Nachtruhe derart gestört ist, seit Luke Martha geheiratet hat. Korrekterweise vermutet sie, dass die Beziehung alles andere als intakt ist. Sexuell, führt Luke aus, ist die ganze Chose „erbärmlich“ und überhaupt wär’s wohl besser, er und Martha wären sich nie begegnet (wofür der Liebe Gott dankenswerterweise die Scheidungsanwälte erfunden hat). Das Problem aus seiner Sicht: die Olle, Martha also, ist nicht normal, sondern vielmehr besessen von der „okkulten Wissenschaft“, legt nachts Tarot-Karten und befragt das Kabbala (der hat nicht Martha geheiratet, sondern Madonna). Elsa spekuliert, dass Luke Martha der lieben Kohle wegen geheiratet habe, aber Luke verneint – er hat sie mal geliebt (kann aber nicht lange angehalten haben, die Liebe). Luke hält seine angetraute Eheschnalle für eine Hexe, was ich jetzt erst mal für übertragenen Sinn gehalten hätte, aber Elsa springt sofort auf das Okkulte an. Es seien archaische Impulse aus der Kindheit, die einen an Hexen glauben lassen würden, „unter gewissen Umständen würdest du auch mich für eine Hexe halten“, postuliert Elsa. „Oder Martha“, überlegt Luke (ächz. Waren wir an der Stelle nicht schon zwei Minuten vorher?). „Genug Unsinn geredet“, meint Elsa und hat Recht damit , schließlich seien Lukes Testergebnisse im grünen Bereich, weshalb man ihn morgen aus dem Etablissemang, dessen hospitaläre Gastfreundschaft er gerade genießt, rausschmeißen möchte.

Der nächste Morgen kommt schnell – Martha lässt sich immerhin dazu herab, ihren psychisch gestreßten Göttergatten höchstselbst abzuholen, nur Elsa sehen, das mag sie nicht – das Verhältnis zwischen den beiden Madames ist mit „gereizt“ fürnehm umschrieben. Und, hm, ja, Martha ist ziemlich creepy. Außerdem hat sie zu Lukes Verblüffung einen komplett gefüllten Satz Koffer dabei. Nicht etwa, weil sie ihn und seinen Krempel aus ihrem Leben subtrahieren und damit einen dezenten Wink mit dem Zaunpfahl geben möchte, nein, sie hält angesichts der Ehekrise einen gemeinsamen Urlaub für sinnstiftend. Luke hat darauf keinen gesteigerten Bock (kann ich ihm nicht verdenken… mit der möchte ich auch nicht länger als irgend nötig im gleichen Bundesland sein) und schiebt berufliche Gründe vor (er ist Journalist und hat dringend irgendeinen Artikel zu schreiben). Nicht mit seiner Alten – „Dein Beruf ruiniert unsere Ehe und mich“, zürnt sie, und deswegen ist nun ein letzter Versuch zur Eherettung fällig. Er ist nicht wirklich überzeugt, ob die Sache die Mühe wert ist, aber Martha schon. Ein Landhaus hat sie auch schon gemietet, wunderschön, mit Garten, und wir Schundstrategen sehen natürlich völlig klar – das kann nur die Villa aus Lukes Alptraum sein.

Wie im richtigen Leben halt auch, hat der Kerl nix zu sagen, wenn das Weib sich was in den Kopf gesetzt hat und schon wird mit dem 5er BMW betont sportlich über kurvige Mittelgebirgsstraßen gekachelt. Beifahrer Luke ist schon leicht grünlich und die Handschuhfachlektüre seiner Angetrauten, ein Schmöker namens „Über die Schwelle des Jenseits“ trägt nicht entscheidend zu seiner Beruhigung bei. Es naht Gegenverkehr in Form eines von zwei jungschen Deppen bevölkerten R5, die aus eher unerfindlichen Gründen bedingt durch heftiges Schlangenlinienfahren die komplette Straßenbreite benötigen und deswegen auch der unaufmerksamen Martha direkt vor’m Kühler erscheinen. Das spontane Ausweichmanöver gelingt, aber der R5 schraubt sich in einen semispektakulären Überschlag. Entsetzt verlangt Luke sofortigen Anhalt, aber Martha gibt nur emotionslos ihre Diagnose zum Besten, wonach das sinnlos sei, da die beiden R5-Bruchpiloten bereits exitus seien. Hm, man könnte in einersolchen Situation geringfügig emotionaler reagieren, stell‘ ich mir vor. Stellt sich auch Luke vor, insistiert, jetzt sofort anhalten zu wollen und endlich gehorcht Martha brav. Und völlig unnötigerweis, denn die beiden Knaben sind tatsächlich toter als tot (womit bewiesen wäre, dass entweder R5s nix taugen oder italienische Knallchargen nix aushalten, denn per se tödlich wäre dieser Unfall meines Erachtens nicht). „Lass uns verschwinden, bevor die Polizei kommt“, empfiehlt Martha. Luke würde lieber warten, schießlich war der Unfall nicht ihr Fehler (was zwar richtig ist, im Zweifelsfalle aber noch zu beweisen wäre), und überhaupt, woher konnte sie wissen, dass die Heinis kieloben sind? Martha verweigert die Aussage, sondern drängt zum Aufbruch. Womit der Vorfall denn auch vergessen wäre, aber mei, vielleicht wollte der Requisiteur seine Karre loswerden (wenn’s denn ein Fiat gewesen wäre, könnt‘ ich’s ja verstehen). Also geht die Reise weiter, und, als hätten wir’s geahnt, tatsächlich kommen Weg, Eingangstor, Garten und Villa uns verdächtig bekannt vor. Und nicht nur uns, sondern sogar Luke, der sich geplättet gibt, wenngleich nicht aus den Gründen, die seine Olle meint (allgemeine Schönheit der Landschaft usw.).

Luke checkt sofort die Bude aus, wenig überraschend führt ihn sein Weg in die Küche. Sieht auch ziemlich genau so aus wie in seinem Traum, abzüglich nicht vorhandenen Kessels auf’m Feuer und alter Hexe mit Wachskopp. Dafür aber zelebriert ein aufdringlicher POV-Shot (der auch aus anderen Gründen ziemlich lächerlich ist, wie wir gleich noch aufdrösel werden) den wohl krampfhaftesten „Hand-auf-die-Schulter-leg“-Scare seit Erfindung der Gruselgeschichte. Hinter Luke steht ein alter Kerl mit mindestens einem Glasauge plus Blindenhund. „Sie zittern ja“, wundert sich der Peter-Falk-für-Arme, weil Luke sich beinahe ins Hemd gemacht hat. „Weil sie von hinten gekommen sind“, erläutert Luke zweideutig. „Es kommt mir so vor, als ob sie schon mal hier waren“, glaubt der Alte, was Luke allerdings entschieden verneint. Der Blindenhund, auf den Namen Adam getauft, kläfft, was der Knacker zum Anlass nimmt, sich als Mr. Mason, erblindeter Ex-Pianist (was den POV-Shot von eben nachträglich so herrlich doof wirken lässt) und seines Zeichens Eigentümer der Hütte vorzustellen. Bei selbiger handele es sich um alten Familienbesitz (alt glaub ich unbesehen), er lebt schon seit 20 Jahren hier yadayada und schätzt vor allem die Einsamkeit und den Zauber, den das Haus ausstrahlt und jeden, der es bewohnt, gefangen nimmt (so drückt er sich tatsächlich aus). „Zauber?“, entsetzt sich der in dieser Hinsicht sensibilisierte Luke, aber Mason will das freilich nur als bloße Redensart verstanden wissen. Und abgesehen davon stört es seine Logiergäste doch nicht, dass seine Nichte morgen anzureisen gedenkt? Nicht doch, meint Martha, schließlich steht ja auch im Mietvertrag, dass Mason großzügigerweise ein Appartment plus ein Gästezimmer weiterhin bewohnen darf. „Da bin ich aber froh“, seufzt Mason, aber ich denke, das wird er sich im Filmverlauf noch anders überlegen.

Die Kamera zoomt ominös und formatfüllend auf ein Gemälde, das Martha nicht völlig unähnlich sieht. Luke wundert sich und fragt, wen das Portrait darstellt, worauf Mason ihn dezent hinweist, dass er ja nichts sehen kann und demzufolge für derartige Auskünfte der falsche Adressat sei. Später pafft Luke in seinem Schlafgemach eine Zigarette (getrennte Schlafzimmer, ideale Voraussetzung, um eine zerrüttete Ehe zu kitten, gelle?) und wird beim schönen Schmauchen von althexlichem (äh) Gelächter alarmiert. Er eilt zum Fenster und kann so noch eigenäugig mitansehen, wie die alte Hex aus seinem Alptraum einen Pfaffen zu Tode prügelt. Pfaffenkloppen – ein Volkssport für alle Altersgruppen. Verstört rast Luke in den Garten, wo, haha, surprisesurprise undsoweiterundsofort, natürlich weder eine alte Hexe noch’n toter Pfarrer, geschweige denn Kampfspuren zu finden sind (mittlerweile wäre es echt mal ein Schock, wenn jemand in einer solchen Szene tatsächlich Täter und Opfer in flagranti ertappen würde…). Luke zweifelt an seinem überschaubaren Restverstand und möchte mit der Mär vom brutalen Priestermord gern bei Martha hausieren gehen, doch die hat Ausgang – jedenfalls ist ihr Schlafzimmer leer, bis auf eine… schwarze Katze mit blutig-verletzter linker Vorderpfote!!! Gasp! (Solang sich das Ding nicht zu einem Remake von „Sieben Tote in den Augen der Katze“ entwickelt, bin ich zufrieden. Mir sind nämlich schon im dortigen Review die gar lustigen Wortumstellungen des Titels ausgegangen).

Luke eilt wieder nach draußen und trifft unerwarteterweise auf ein attraktives blondes Gerät. „Wer sind sie?“, fragt er, ganz der Unhof, doch das Mädel revanchiert sich mit entsprechender Gegenfrage und hat Recht damit, handelt es sich doch um Masons avisierte Nichte Sharon, die per Autostop schon etwas früher als erwartet eingetroffen ist. Luke stellt sich vor und da strollt auch schon Martha vorbei, nur im Nachthemd und schlafwandelnd. Nur durch heftiges Schütteln ist sie aus ihrer Trance zu wecken und kaum wach giftet sie den Gatten schon wutig an: „Hör auf mich anzustarren, als wäre ich verrückt. Ich bin nicht verrückt! KREISCH!“ (Hm, eigentlich wäre das doch eher Lukes Text, oder?). Gut, Luke hat einen Grund zum Starren, denn Marthas linke Patschhand weist eine blutige Verletzung auf – genau wie die Katze! Sharon entschärft die Situation durch den sachdienlichen Vorschlag, sich erst mal um Marthas Verwundung zu kümmern.

Ein neuer Tag, ein neues Glück. Mason führt seinen Blindenhund Gassi und Luke streift noch mal auf der Suche nach Beweismaterial durch den Garten. Zu seiner Freude findet sich in einem Pflanzkübel tatsächlich eine Bibel (und ich dachte immer, die wachsen auf Bäumen), signiert 1977 von einem gewissen Dr. Cabet. Ob das wohl dem gemeuchelten Gottesmann gehört haben könnte? Martha beobachtet ihn mürrisch vom Fenster aus. Luke hat eine Granatenidee und lädt Elsa samt deren Tochter Debra für’s anstehende Wochenende ein. Elsa hat eigentlich keinen Bock, aber Luke besteht darauf, dass die Sache wichtig, dringend und überhaupt sei. „Wieder Alpträume?“, vermutet die Psychotante. „Alpträume sind nicht das Problem“, druckst Luke herum und schafft es mit dieser äußerst lauen Ausrede wirklich, Elsa zu analytischer Besuchsmaßnahme zu überreden.

Für den Fall, dass wir ein besonders aufmerksamkeitsschwaches Publikum sind (was bei Italo-Schmodderantenfilmen vermutlich nicht die schlechteste Hypothese ist), flashbackt Luke serviceorientiert an dieser Stelle die bis dahin relevanten Geschehnisse und durchwühlt anschließend diskret Marthas Schränke und Schubladen. Neben allerhand okkulten Firlefanzschriften (inklusive sicherlich fundierter Werke über Freimaurerei u.ä.) bringt seine vertrauensvolle Aktion ein mysteriöses Amulett mit Katze drauf ans Licht. Ehe er aber diesen Fund noch ausgiebig examinieren kann, geht dämonischerweise das Fenster wie von selbst auf und ein vermutlich direkt aus der Hölle geschickter Wind pustet aus einem aufgerissenen Kopfkissen garstig Federn auf den gestressten Helden. Luke, Weichei vor dem Herrn, geht in Deckung, dieweil Spiegel von der Wand fallen, Vasen zerplatzen und alles Mögliche und Unmögliche zu Poden poltert. So plötzlich der unheimliche Spuk, der uns alle sicherlich schwer ins Bockshorn gejagt hat, begonnen hat, so schnell ist er auch wieder vorbei. Mightily spooky. Aber effektiv – denn das Amulett ist weg!!!elf Hier ist doch jemand mit dem Luzifer im Bund (oder zumindest mit einer guten Windmaschine).

Und schon droht neues Ungemach, diesmal weltlicher Natur. Vor der Tür gibt’s nämlich ein wildes Hupkonzert. Martha möchte mit ihrem Bayrischen Mistwagen nämlich von Hof brausen (wohin, warum? Niemand wird’s uns je erklären), wird aber von Blindentöle Adam angebellt und blockiert. Martha macht ernstliche Anstalten, den Schäferwuff ins nicht vorhandene (da Kiesweg) Straßenpflaster zu planieren, doch in letzter Sekunde weicht das schlaue Vieh aus. Offensichtlich aufgrund des verpassten Kills schwer frustriert, schickt Martha sich an, ersatzweise die intelligent in der Gegend rumstehende Sharon zu überfahren, was aber ebenfalls scheitert. Martha braust off und Mason fragt, was los ist. Sharon erklärt unbegreiflicherweise, dass alles in Ordnung sei (ich würde ihm vielmehr erzählen, dass er seine geisteskranken Logiergäste schleunigst vor die Tür setzen sollte). Auch Luke erkundigt sich besorgt nach Sharons Wohlbefinden. Alles in Ordnung, wiederholt sie, „aber das liegt nicht an deiner Frau!“ (Übrigens so ziemlich das einzige Mal im Film, in dem Sharon ins vertrauliche „Du“ verfällt). Luke gibt zu Protokoll, dass er seine Eheschnucki so gar nicht kennt, und Sharon schlägt vor, ’ne Tram drüber fahren zu lassen – „Vergessen wir’s!“ (Okeeeeeeh…).

Also suchen die beiden angehenden Turteltauben Mason in seinem Gewächshaus auf, wo der Blindfisch Blumen hegt und pflegt, Orchideen und ähnliches exotische Gepflänze. „Das haben sie von einem Blinden nicht erwartet,“ grient Sharon und der geplättete Luke räumt diesen Umstand gerne ein (auch wenn sich mir auch nicht unbedingt erschließt, warum ein Blinder bunte Blumen züchten sollte). Sharon weist auf eine spezielle Orchideenart hin, deren Duft verrückt machen soll, aber das ist ein hingeworfener red herring, auf den niemand wieder eingehen wird. Mason verweist darauf, dass Pflanzen auf menschliche Emotionen reagieren, ergo „Gewalt in der Luft“ Pflanzen umbringen könne (das erinnert mich an einen alten Hägar-Strip. Verwelkter Blumenstock hängt traurig in seinem Topf. Helga: „Man sagt, es hilft, mit Blumen zu sprechen.“ Hägar: „Aha. Halt dich gerade, du $§%§-Krüppel!!“ Blumenstock richtet sich pflichtschuldigst kerzengrade auf. Helga: „Funktioniert!“). Luke lenkt das Gespräch auf die vorabends gesichtete schwarze Katz, aber Mason streitet mit Hand und Fuß sowie dem glaubhaften Argument, Adam würde aus jedem Stubentiger binnen 10 Minuten Geschnetzeltes machen, feline Anwesenheit ab. Also geht Luke zu Plan B über und erkundigt sich nach eventuellen historischen Gemetzeln und ähnlichen Bluttaten in der Örtlichkeit. Sharon erinnert sich tatsächlich an einen Vorfall vor langer, langer Zeit und Mason pflichtet bei. Das sei aber schon 25 Jahre her (was meiner Defintion von „langer Zeit“ ja nicht unbedingt entspricht). Im Zuge einer Renovierung habe man seinerzeit das Skelett einer seit Jahrhunderten toten jungen Frau entdeckt. Seiner bescheidenen Theorie nach könnte es sich um eine Hexe, bzw. das Opfer einer grausamen intoleranten Zeit (ich bin schon ganz betroffen) gehandelt haben. Sharon lenkt ab und verkündet, einkaufen fahren zu wollen. Luke fällt ein, dass er ebenfalls dringend Besorgungen erlegen muss und erschleicht sich so eine Gratis-Mitfahrt in die nächste Ortschaft.

Natürlich will Schlaufuchs Luke aber nicht wirklich Geld ausgeben, sondern vielmehr in der lokalen Kirche mal mit dem diensthabenden Pfaffen quatschen. Sharon kommt die Planänderung nicht gelegen („Sonst noch Wünsche?“, erkundigt sie sich pikiert), aber Luke verspricht, dass das Interview nicht lang dauern wird. Tut’s auch nicht, denn in der Kirch‘ ist grad eine Trauerfeierlichkeit zu Gange. Hauptperson: der Paster. Und zwar genau der, den Luke letzte Nacht im Garten gesehen hat. Eine auskunftsfreudige Einheimische gibt zu Protokoll, dass der Pfaffe, Pfarrer Cabet, angeblich bei einem Motorradunfall ins Gras gebissen habe. Tja… Sharon erkundigt sich nach dem Ergebnis des Gesprächs, aber Luke meint, „sie würden mir nicht glauben“, erzählt ihr aber trotzdem die ganze Story über seine Alpträume, was sie zunächst amüsiert, bis er klarstellt, dass er tatsächlich von DIESEM Haus geträumt hat. Die Mord- und Totschlaggeschichte will sie trotzdem nicht glauben. „Gehen sie rein, da liegt er im Sarg“, knurrt Luke gereizt und verweist auf sein Prunk-Beweisstück, die blutverschmierte Bibel.

Zurück in der Villa möchte er die auch gern in voller Lebensgröße vorführen, doch, haha, höhö, welch grandiose Überraschung, in der Schatulle, in der er den Wälzer geparkt hat, ist der nicht mehr drin. Dafür aber die Tarotkarten „Tod“ und „König“. „Jemand nahm das Buch raus und legte die Tarotkarten rein“, kombiniert Sherlock Luke und hat sich auch flott einen Hauptverdächtigen gebacken: „Die Karten gehören meiner Frau!“ Wenn man vom Teufel spricht, kommt sie grad zurück (woher, warum… ach, das hatten wir schon).

Das Dinner findet in eher frostiger Atmosphäre statt. Elsa und Debra (letztere komischerweise mit einer Synchronstimme ausgesatttet, die erheblich älter klingt als die ihrer Filmmutter) sind inzwischen, zu Marthas unverholenem Angekotztsein, eingetroffen. Martha entschuldigt sich aufgrund vorgeschobener Erkältung von der Tafel. Vielleicht ganz gut so, denn so kann man wichtige Dinge besprechen. Mason eröffnet die Runde mit einer dezenten Frage, ob Martha möglicherweise schlafwandelt oder „andere Störungen des zentralen Nervensystems“ aufweise. Grund der Anfrage: Adam kann Martha nicht leiden, weil Hunde grundsätzlich Leute mit Störungen des zentralen Nervensystems nicht ausstehen könnten (Kann das irgendjemand verifizieren? Und außerdem macht mich das wohl zum Hund, ich kann Martha auch nicht leiden…). Mason hat das nämlich schon empirisch ermittelt, vor Jahren habe ein polnisches Hausmädchen ihren Sohn gekillt, ohne es jemals richtig erfasst zu haben. „Ist vermutlich im Irrenhaus gestorben“, achselzuckt der Blinde einfühlsam. Dies ist nunmehr der dramaturgisch perfekte Moment für einen amtlichen Stromausfall. Sharon ist gut vorbereitet und zündet rasch die Kerzen an. Luke bietet sich heldenmütig an, seine Taschenlampe aus dem Auto zu holen (wow. Welch Akt maskulinen Heroismus! Baut dem Mann ein Denkmal), was wider Erwarten ohne filmreife Ereignisse gelingt. Debra ist über die rückständige Land-Elektrizität entsetzt – so ganz mit ohne Lampe, wie soll man denn da lesen? Unter diesen Voraussetzungen vertagt sich die Runde auf morgen und marschiert in die respektiven Betten.

D.h. fast alle – Luke setzt Elsa noch schnell über die neuen Entwicklungen in Kenntnis. Elsa ist beunruhigt, wähnt aber eine logische Erklärung für möglich (Dachschaden Luke?). Luke bringt den Film „Die Vision des Sabbat“ (?? Vielleicht meinen die ja den unerträglichen Schmarrn „Sabba die Hexe“, das würde zumindest halbwegs passen) ins Spiel, den Elsa tatsächlich gesehen hat – darin geht’s um eine Hexe, die ständig wiedergeboren wird. „Aber das ist nur eine Geschichte“, meint Elsa. „Und wie erklärst du dir die Sache mit dem Hund?“, bohrt Luke nach (mich würde jetzt der Zusammenhang zwischen Hund und Film interessieren…), der spürt nämlich „eine diabolische Aura!“ (Er spürt maximal eine „Störung des zentralen Nervensystems“, aber vielleicht ist Hexentum ja einfach ’ne Krankheit). Das ist in der Tat sehr sehr sesam, befindet Elsa, weswegen sie Luke rät, sich schleunigst von dieser gastlichen Stätte zu subtrahieren. Sinnlos, meint er und sieht sich schon in der Klapsmühle (ich ihn auch). Elsa verabreicht ihm mal wieder ein Schlafmittel und schlägt vor, sich morgen weiter zu unterhalten. Und überhaupt, fragt sie ganz unschuldig, „verliebst du dich gerade in Sharon?“ „Ähh, nein“, stammelt Luke überfahren. „Dann schlaf gut“, grinst Elsa schelmisch…

Dieweil kündigt sich weiterer Besuch an. Ein Brillenschlumpf mit Rucksack, eh, Debras kanadischer Boyfriend Steven, schleicht durch den Garten und wird von der wieder fröhlich schlafwandelnden Martha erschreckt. Durch geschicktes Verstecken hinter einer Statue entgeht er dem Fluch der vermeintlichen Hexe und wird von Debra, die ihn heimlich eingeladen hat, eingelassen. Nachdem wir kurz etablieren, dass Steven per Motorrad angereist ist, selbiges versteckt hat und um Himmels Willen keinen Lärm machen darf, weil „meine Mutter mich sonst umbringt“, ist es Zeit für ein paar launige pop culture-references. Steven gibt zu Protokoll, in Zukunft, nach seinem anzunehmenden baldigen Ableben, nicht vermisst zu werden, weil er offiziell für unbestimmte Zeit zu einem Pink-Floyd-Konzert gefahren sei (ja, ich weiß, die dauern manchmal länger, aber Tage, Wochen, Monate??) und vermisst Madonna-Poster an den Wänden von Debras Gästezimmer.

Dem Morgen graut und Mason wird von Adams Knurren geweckt, dieweil Steven nach vermutlich sehr intimer Nachtbeschäftigung heimlich wieder aus dem Haus schleicht, nicht ohne anzudrohen, an Abend wiederzukommen. Im Garten läuft ihm die immer noch schlafwandelnde Martha erneut über den Weg. „Hört die denn niemals auf hier rumzulaufen?“, nölt er und verzieht sich in die Büsche, wo er aber von diabolischem Gelächter irritiert wird und das ganz bestimmt „nicht witzig“ findet. Der nervenschwache Steven wird von all kinds of stuff heftigst erschreckt, ganz besonders von einer Eule. Er verfällt auf die in Horrorfilmen immer wieder gern gesehene und lebenserwartungsverkürzende Granatenidee, rückwärts weiterzustolpern, latscht so ahnungslos in die höchst körperlich präsente alte Hex und wird von ihr mit der Heckenschere (traditionelle Hexenwaffe, I suppose. Hexe und Hecke ist ja auch fast das selbe) nicht unblutig um die Ecke gebracht. Dabei geht seine Brille a) zu Bruch und b) zu Boden (damit sie demnächst von irgendeinem Charakter gefunden werden kann), er selbst wird von der Hexe in einem günstig gebuddelten Brunnenschacht entsorgt.

Am nächsten Morgen schlägt Sharon Alarm. Nicht etwa wg. Steven, von dessen kurzfristiger Anwesenheit außer Debra und möglicherweise Martha niemand etwas ahnt, sondern wegen Mason, der in den frühen Morgenstunden am Löffelsuchen, für’s baldige Werfen, war. Zum Glück ist ja Dr. Elsa da und in treuer Tradition sämtlicher Filmweißkittel ist sie selbstredend Universal-Doktorin und kann Mason per Blutdruckspritze von seinem Herzrasen erlösen. Mason rapportiert die Umstände seines Herzkaschpers und erwähnt dabei Schreie, und noch dazu solche eines Mannes. Luke vermutet eine Verbindung mit dem von ihm beobachteten Mord an Cabet, doch Mason ist vielleicht blind, aber nicht blöd, und kann „heute morgen“ noch ganz gut von „vorgestern nacht“ unterscheiden. Elsa fällt auf, dass Martha fehlt. Sharon meint, sie vor kurzem erstens im Garten und zweitens im Pyjama gesehen zu haben. Luke kommt auf die Idee, seinen Besen mal kurz suchen zu gehen. Debra latscht schon durch den Garten und findet programmgemäß Stevens puttgemachtes Nasenfahrrad. Sharon überrascht sie und warnt: Schön aufpassen, hier ist nämlich ein nur notdürftig abgedeckter Brunnenschacht versteckt, und da geht’s 40 Meter abwärts. Debra versteckt geistesgegenwärtig die Augengläser hinter ihrem Rücken (raffiniert) und gelobt Obachtgebung.
Elsa und Luke spüren im Gewächshaus nach Martha. Dort bietet sich ein schröcklicher Anblick – alle Blumen sind über Nacht verwelkt und dampfen teilweise vermutlich ungesunde Ausdünstungen aus. Mittendrin – Martha, bewusstlos, und, wie Elsa schnell diagnostiziert, zwar mit normalem Puls gesegnet, aber „in eine Art Trance gefallen“. Sharon, die dazugestossen ist, lenkt die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf einen seltsamen Geruch. „Schwefel?“, vermutet Dipl.-Chem. Luke. „Nein, das ist der Geruch von verwesenden Körpern“, schwadroniert Sharon, „es riecht nach Mord!“ (Öha. Luke, deine neue Braut ist auch nicht ganz frisch im Oberstübchen). Luke befiehlt, dass Martha in ihr Zimmer getragen wird. Elsa packt vorurteilsfrei mit an, und so entgeht leider allen Beteiligten der schockierende Umstand, dass die wenigen verbliebenen Orchideen unheimlich vor sich hin bluten (jetzt ziehen wir aber alle Register!).

Elsa untersucht Martha. Lukes Vorschlag, seine Holde in ein Hospital zu schaffen, wird mit schierer medizinischer Expertise abgeblockt – weil Martha organisch nix fehlt, kann ihr höchstens einer helfen: ein Exorzist! (Von der professionellen Skeptik bis zur blanken okkulten Hysterie ist’s scheinbar nur ein kurzer Weg). Elsa ist mittlerweile völlig von Lukes Hexenthesen überzeugt: „Man kann das Böse spüren, wenn man eintritt“. Aber ganz sicher ist sich Elsibelsi dann doch nicht: „Bist du sicher, dass wir keinen Fehler machen?“ „Nein, wir tun das richtige“, ist Luke überzeugt. Wenn mir jetzt noch jemand sagen würde, WAS genau sie tun, wäre ich recht angetan, denn momentan beschränkt sich die Aktivität der Heldenfraktion auf Martha-in-ihrem-Bett-liegen-lassen. Kaum sind die Beiden aus dem Zimmer, wacht Martha auf, starrt stieren Auges auf das Katzenamulett (das weitgehend, d.h. von den Protagonisten, unbeachtet wieder aufgetaucht ist und nicht wirklich unauffällig in Marthas Zimmer hängt), das sofort pflichtschuldigst unheimlich zu glühen beginnt.

Mason fummelt indes an seinem Plattenspieler rum, als Sharon ihn besucht. Mason, als Blinder gemeinhin für solche Dinge sensibilisiert, schnallt durchaus, dass Sharon ihm nicht alles über die aktuellen Ereignisse erzählt hat. Sharon verweigert weiterhin die Aussage aufgrund Sorgen um den siechen Onkel. „Sorge dich nicht (lebe?) um mich, sondern um die Anderen“, schwarzmalt Mason, denn „ich kann das Parfüm des Todes in der Luft riechen!“ (Vielleicht sind’s auch nur stinkige Socken). Angesichts der dramatischen Entwicklungen ist der liebe Onkel der Ansicht, es wäre nun an der Zeit, Sharon die ganze traurige Wahrheit über die finstere Familiengeschichte an die Backe zu klatschen: „Unsere Familie ist verflucht!“ WAAH! Gut, dass Sharons Mum während ihrer (also Sharons, newa) Geburt das Zeitliche gesegnet hat, ist familiäres Allgemeinwissen, aber was mit ihrer Oma passiert ist, das hat Mason bislang für sich behalten. Die sei nämlich vor schlappen 30 Jahre bei einem Feuer ausgerechnet am Heiligabend um’s Leben gekommen. „Darum finden wir hier keinen Frieden“, düstert Mason. Streng genommen erklärt das zwar wenig bis gar nichts, aber meinetwegen.

Nachts, wenn alle Katzen grau sind, kuckt Debra nach ihrem Loverboy. Die Mieze beobachtet Debra argwöhnisch und erschreckt sie kurz. Es ist Mitternacht, kein Steven weit und breit, dafür aber wieder die geistesabwesende Martha im Garten. Debra rennt zurück ins Haus und in den ersten Stock, doch auf einmal steht Steven im Erdgeschoss und hat eine heile Brille auf der Nase (wohl schnell bei Fielmann gewesen). Das freut Debra, aber nur solange, bis das Licht zu flackern beginnt. Die Glühbirnen brennen durch, explodieren und überschütten Debra mit einem unwillkommenen Funkenregen. Bis Debra sich von diesem garstigen Schock erholt hat, ist Steven naturellement wieder spurlos verschwunden. Weil ihr ein Schreckerlebenis für ’nen gelungenen Abend offensichtlich nicht reicht, entdeckt Debra unerwarterweise eine Kellertür und schlumpft ins Souterrain. Dort ist’s immerhin elektrifiziert beleuchtet, aber dafür auch spinnverwoben und allgemein eher staubig. Debra glaubt an ein gar unlustiges Hide-and-seek-Spielchen seitens Steven. Da ist er auch, der Bursch, wenngleich ein wenig auf Zombie getrimmt und mit einem wahnsinnigen Grinser ausgestattet. Da sich zum dramaturgisch perfekten Zeitpunkt ein Gewitter mit den dafür notwendigen Zutaten Blitz & Donner einstellt, wird Debras Nervenkostüm ausgesprochen strapaziert. Steven verschwindet erneut into thin air, Türen schließen sich selbsttätig, Züge fahren an, äh, Panik bricht aus. Ein Totenschädel wird nach Debra geschwungen. Jetzt wäre dem Teenager die liebe Mama recht. Es blitzt und donnert weiter, auch Debra schließt sich dem „ich-stolpere-langsam-rückwärts-in-mein-Verderben“-Club an und schließt Bekanntschaft mit einem madenumwuselten Skelett. Auf der Flucht vor selbigem öffnet sie eine weitere geheimnisvolle Tür, dahinter befindet sich aber weder Hauptgewinn noch Trostpreis, sondern der Zonk in Form der Hexe, die sich mit einem Fleischermesser (eine weitere bislang historisch sträflich vernachlässigte traditionelle Hexenwaffe) ausgerüstet hat und selbiges zweimal in Debras Brustkasten rammt. Schplot.

Es ist kurz nach vier am Morgen und Luke wacht nervös aus unruhigem Schlaf auf. Er unternimmt einen Erkundungsgang, entdeckt die schwarze Katze, frisches Blut und das entsprechend besudelte Fleischermesser. Was macht also ein eh schon tüchtig ausgefreakter Überall-Hexen-Seher wie Luke? Er nimmt das Messer, starrt’s ’ne Weile doof an und legt es schließlich in ein Regal. Ordnung muss schließlich sein (??? HERRGOTT, MEISTER, MUSS MAN DIR ALLES BUCHSTABIEREN? BLUTIGES MESSER, BLUTSPUREN, HEXEN? Da hat sich nicht nur jemand in den Finger ‚mit geschnitten!). Immerhin fällt ihm ein, dass er mal nach Martha sehen könnte. Die bekuckt sich gerade im Spiegel und nimmt Lukes Besuch eher negativ auf. „Geh weg. Ich hasse dich. Ich habe dich schon immer gehasst (ich hab schon immer vermutet, Frauen heiraten nur Kerle, die sie auf den Tod nicht ausstehen können, um ihnen das Leben zu versauen). Du bist der Imperator (?), das abscheulichste Wesen der Welt. Du willst mich umbringen, mich zerstören. Ich werde es nicht zulassen. Du wirst nicht gewinnen!“ Luke versteht begreiflicherweise nur Railroad Station, dito, als Martha ihn katzenartig anfaucht und sich dann in konkulvischen Zuckungen auf ihre Bettstatt wirft. „Du machst mich krank,“ verkündet er als abschließendes Ergebnis seiner kurzen Überlegungen und macht’n Abgang. Ich hab so den Dumpfen, dass diese Ehe keine große Zukunft hat.

Vor der Tür steht abe auch schon Elsa, die verzweifelt Debra sucht (stellt sich zwar die Frage, wieso Elsa nachts um vier auf die Idee kommt, mal zu kucken, ob ihre ausgewachsene Tochter noch brav in der Heia liegt, aber man kennt das ja. Mütter). Eine kurze Prüfung ihres Zimmers ergibt, dass Debras Klamotten wie sie selbst abgängig sind. „Ob sie wohl?“, fragt Elsa. „Natürlich nicht“, antwortet Luke weise. Zwecks besserem Suchen wecken die Beiden Sharon auf, die seltsamerweise, aber von Luke und Elsa unbeachtet, um 4.15 Uhr am Morgen vollständig bekleidet ist. Da Sharon die Villa als eher unübersichtlich und mit vielen ungeöffneten (eher „unbenutzten“, möchte ich vermuten) Zimmern gesegnet kennt, schlägt sie vor, getrennt zu marschieren (Heureka, endlich splitten sich die Helden auf, es darf gemetzelt werden!). Luke soll den Dachboden untersuchen, Sharon, offenbar zu faul zum Treppensteigen, will die erste Etage übernehmen, Elsa soll sich parterre umtun. Der Dachboden ist, wie Luke schon bald hrausfindet, in der Tat eine chaotische Veranstaltung und überdies mit schwarzen Katzen (d.h. einer) verseucht. Weil Luke mittlerweile zu dem Schluss gekommen ist, den Stubentiger für chronisch suspekt zu halten, wirft er einen günstig herumliegenden Toaster von 1793 (o.ä.) nach dem Vieh, verfehlt aber. Dafür explodiert der Toaster! Luke ist vollkommen überwältigt (jedenfalls mehr als nach dem Fund eines blutigen Messers). Wie kann der Toaster explodieren, ganz ohne Strom, ja sogar ohne Steckdose??? (Ich kenne nicht mal Toaster, die MIT Strom explodieren, wenn man sie wirft). Sharon, die den ersten Stock offenbar nach der „Manos“-Methode durchsucht hat, stimmt zu, das sei seltsam (in der Tat).

Elsa treibt sich währenddessen in der Küche rum. Dort brodelt über’m offenen Feuer ein Hexenkessel und in dem schwimmt ein weiteres lächerliches Wachsprodukt, eh, will natürlich sagen, Debras entleibte Rübe. KRA-HEIIISCH! Das weckt sogar Mason auf, der sicherheitshalber gleich mal ’ne Runde Stoßgebete an den lieben Herrgott schickt. Sharon und Luke rasen ins Erdgeschoss, wo sie die hysterische Elsa schon erwartet und in Richtung Kitchen deutet. Dort ist zwar noch der Topf auf der Feuerstelle, aber selbstverdingens kein Kopf mehr in ebenjenem. Sharon diagnostiziert einen Schock und Luke plädiert auf einen Alptraum, dafür ist er ja Experte. Elsa heult rum, sich doch verhältnismäßig sicher zu sein, eigenäugig die grimmige Realität beobachtet zu haben. Luke, ganz ruhiger Herr der Lage, meint, dass Elsa in seinem Zimmer sicher wäre (so, jetzt auf einmal überschlagen sich die okkulten Ereignisse, und Hörr Luke will von seinem Hexensabbatgedöns nix mehr wissen. Was’n Depp). Diabolisches Gelächter erklingt, dem Luke und Sharon sofort auf den Grund gehen. Was sie finden, ist Martha, entmenscht kuckend und eine blutige Tarot-Karte (den Tod) in der Patschhand haltend. Luke rüttelt ein wenig an seiner Alten rum, bekommt sie aber nicht aus ihrer Trance, schubst sie daher zurück in ihr Zimmer und schließt die Türe ab. „Wenn sie das ist, was sie denken, wird sie eine verschlossene Tür nicht aufhalten“, gibt Sharon zu bedenken. Luke verdonnert sie dazu, Elsa zu bewachen und fühlt Mason auf den Zahn, der sich klassische Pianokonzerte zu Gemüte führt und den Schnösel mit der überraschenden Fangfrage, ob man denn Debra gefunden habe, entwaffnend begrüßt. Nö, stammelt Luke, und woher weiß Mason überhaupt usw.? Als Blinder, doziert Mason, sei er halt entsprechend sensitiv, und schlägt vor, mal im Garten nachzukucken.

Draußen ist’s neblig – was Luke vor die Taschenlampe läuft, ist nicht Debra, sondern Sharon. Luke faltet sie zusammen, weil sie nicht wie befohlen bei Elsa ist, aber Sharon entgegnet, die Hysterische per Beruhigungsmittel schlafen gelegt zu haben (schön, dass auch Sharon medizinisch gebildet ist); das führt zwar m.E. nicht unbedingt dazu, dass Elsa jetzt „sicher“ ist (schließlich gehen ja alle Beteiligten mehr oder weniger unwidersprochen davon aus, dass irgendetwas in der Villa nicht mit rechten Dingen zugeht), aber Luke kauft die Erklärung für 200 Lire und steht Sharons Vorschlag, doch lieber nach Debra zu suchen, aufgeschlossen gegenüber. Schließlich könnte Debra je etwas zugestoßen sein! (Nein, nicht doch). So wie dem Priester, argwöhnt Luke. Sharon ist bereit, zuzugeben, dass „etwas“ hier vorgeht, die Sache mit den Pflanzen sei eine Warnung gewesen. Luke kommt wider Erwarten doch noch auf Masons „Pflanzen-haben-Gefühle“-Salbaderei zurück und schlussfolgert, dass Marthas dämonische (oder vielleicht doch nur dämliche?) Anwesenheit das Grünzeug gekillt habe. Weswegen er jetzt auch das Gewächshaus noch mal unter die Lupe nehmen werde, Sharon soll sich zurück ins Haus beamen.
Elsa, in Lukes Zimmer geparkt, wird vom Gewitter (das sich komischerweise nur indoors zu äußern scheint) heftigst erschrocken (so viel zu „Beruhigungsmittel“), klinkt wieder hysterisch aus und macht sich auf, die unterbrochene Suche nach Debra wieder aufzunehmen. Während sie also durchs Haus schleicht, wird Luke im Gewächshaus von einer Schlange (?) terrifiziert. Elsa trabt stupiderweise in den Keller – dort ist inzwischen der hochalpine Winter ausgebrochen. Es schneit (!!), ein freundlicher Wintersportler hat sogar schon einen Schlitten ausgepackt (damit die Hexe mit Elsa damit fahren kann?) und eine Spitzaxt für baldige mörderische Verwendung liegt auch schon rum. Debra ist auch da – sie hat ’nen Schneemann gebaut (und ihn hoffentlich Beowulf oder wenigstens Shannon Wilson Bell getauft). Sehr süß, doch leider ist sie darüber hinaus noch ein Zombie und schickt sich an, ihre Mutter undankbarerweise zu erwürgen. Auch das Katzenvieh ist anwesend, verwandelt sich in die alte Hex, greift die Axt und hackt damit mal zwischen Elsa Möppe. R.I.P., du hast es nicht besser verdient.

Elsa ist wenigstens nicht geräuschlos über den Jordan gepaddelt – der Todesschrei hat seinen Weg sogar in die Lauschlappen von Luke und Sharon gefunden. Das dynamische Duo eilt in den Keller, wo Elsa tot mit dem unschönen Accessoire Picke in der Brust rumliegt. Luke schreitet zur Untersuchung und stellt fest, dass „ihr Blut noch warm“ ist (Kunststück, die ist seit ungefähr 30 Sekunden tot. Was hat er erwartet, Mumifizierung?). Unser Heros spekuliert auf unfaires Eingreifen der Miezekatze und in der Tat finden sich blutige Pfotenprints am Tatort ein. Man folgt der Spur bis zur bewussten Türe und dahinter hängt Debra, ebenfalls gemeuchelt, mit dem Messer in der Brust (?? Das hatte Luke doch schon, ohne sich was ‚bei zu denken, bereits gefunden und aufgeräumt?). Entsetzen bricht aus, vor allem bei Luke, der vor lauter Trauer sogar sein Hirn über Bord schmeißt: „Warum? Sie war doch noch ein Baby!“ (Eh. Öh. Klar.). In der Hand hält die tote Debra die Tod-Tarotkarte, und das ist für Luke der endgültige Beweis. „Martha! Vor kurzem hatte sie noch diese Karte in der Hand!“ Und Blut war da ja auch noch dran. Sie war’s also, nach seiner unumstößlichen Meinung (naja, ich halte das jetzt nicht für zwingend logisch). Sharon auch nicht, aber Luke ist sich sicher, seine gewagte Theorie beweisen zu können. Beweisstück A, wenngleich nicht körperlich präsent, die Katze. Die war nämlich früher nicht im Haus, jedes Mal, wenn sie auftaucht, ist Martha weg, woraus folgt – Martha verwandelt sich nach Lust und Laune in das böse Kätzchen. Sharon überlegt, dass Luke Martha ja eingesperrt hat: „Wenn ihre Macht wirklich so groß ist, müsste sie sich bald selbst befreien!“ „Genau“, stimmt Luke enthusiastisch zu, „das beweist alles!“ (Das beweist zwar maximal, dass manche Leute keine Drehbücher schreiben sollten, denn, um Elsa killen zu können, muss sich Martha ja schon JETZT befreit haben, aber ich nehme alles an Plot, was sich mir vorstellt). Man checkt also die Lage in Marthas Kemenate – die ist tatsächlich verdächtig abwesend, dafür aber die schwarze Miez vor Ort, ärgerlich miauend. Luke befiehlt Sharon auf ihr Zimmer und verriegelt die Tür (was ja schon Elsa enorm geholfen hat). Sein Martha-Vernichtungsplan ist nämlich so grausam, dass er ihn den zarten Gehörgängen der Jungblonden nicht zumuten mag.

Luke wendet sich vertrauenslos an Mason, den er aber erst mal davon überzeugen muss, dass Sharon noch unter den Lebenden weilt, ehe er sich bei Masons Rent-a-Dog Köter Adam ausleiht. Tja, nicht nur, dass Hunde Schlafwandler erkennen, sie haben ja noch den natürlichen Vorteil, sich nicht unbedingt blendend mit Katzen zu verstehen. Mason hält, obwohl er eigentlich nicht wirklich wissen kann, was Luke vorhat, das Vorhaben für schlichten Wahnsinn, kann aber die Ausführung des Plans nicht verhindern. Adam kläfft in der Tat vor Marthas Stubentüre – Luke lässt den Wauwau mit einem freundlichen „los, fass!“ rein, schließt die Türe wieder und wir dürfen uns anhand der tierischen Kampf-, Beiß- und Zerreiß-Geräusche bildlich ausmalen, wie Hund & Katz es sich geben (wenn an der ganzen Hexentheorie was dran wäre, würde ja streng genommen Martha nichts daran hindern, sich wieder in einen Menschen zurückzuverwandeln und dem Hund die Tracht Prügel seines Lebens zu verpassen, aber dann wäre auch der Film im Eimer). Als wieder Ruhe einkehrt, öffnet Luke die Tür und kann die zerbissene und zerkratzte Leiche Marthas (schönstes Attribut die aufgerissene Gurgel) bewundern, die sich im Tod zurück in menschliche Gestalt transformiert hat. Ding-dong, die Hex‘ ist tot. Damit wäre aus Lukes Sicht alles erledigt, aber ich fürchte, wir haben noch knapp 17 Minuten Spielzeit (schließlich halten sich italienische TV-Filme nicht mit 10-Minuten-Abspännen auf).

Sharon taucht auf und erkundigt sich, ob’s denn keinen anderen Weg zur Lösung der Problematik gegeben hätte, aber Luke schüttelt traurig seine Birne. Doch da! PENG! Unsere Helden sind verblüfft. Was ist geschehen? Mason hat sich einfach aus Lust und Laune den grauen Schmodder aus der Rübe geschossen. Einen Abschiedsbrief hat er hinterlassen, doch den ignorieren heulendes Elend Sharon und der eher überraschte als entsetzte Luke (Kommentar: „Das ist eine schlimme Sache!“ Könnte man so sehen) geflissentlich (der könnte ja möglicherweise klären, WARUM Mason sich erschossen hat).

Egal. Am nächsten Tag haben Polizei und Leichenbeschauer jede Menge Arbeit mit dem Heraustragen von Kadavern. Nur Steven bleibt leider unentdeckt und kann am Boden des Brunnens vor sich hin verrotten („lustigerweise“ unterhalten sich zwei Cops noch darüber, dass man wg. des Brunnenschachts tierisch aufpassen muss, wo man hintritt). Sein Moped wurde zwar gefunden, aber das verbuchen die Gesetzeshüter unter „von Kids geklaut“. Immerhin – El Commissario und seine Schergen haben Masons letzte Worte gelesen. In seinem Brief hat der alte Blindfisch alle Morde gestanden, Motivlage „alter Streit“ (mit Leuten, die er noch nie vorher gesehen – ok, das klingt falsch – die er nicht kannte? Sowas sollte sich eigentlich rekonstruieren lassen). Die Tatsache, dass ein Blinder zwei (jo, zwei) Leute umbringt, die allesamt auch etwas jünger und fitter waren als er, wird von den Bullen akzeptiert. Wer 20 Jahre in der Bude lebt, probably knows his way around usw. usf. (trotzdem müssten die Opfer da schon kräftig mithelfen, würde ich als Nicht-Bulle vermuten). Martha, reimen sich die Schmalspurplattfüsse zusammen, wollte wohl einen Mord verhindern und wurde dabei wohl von Adam gerissen (schön, wenn sich alles so für einen schnell hingetippten Bericht zusammefügt. Naja, Mordkommissare müssen ja keine 15-Seiten-Reviews schreiben). Alles in allem – „ein typischer Selbstmord!“ (!)

Sharon und Luke verlassen die Villa im festen Willen, nie mehr zurückzukehren. Sharon fragt, warum Luke den Cops nicht die Wahrheit erzählt habe (öh. Weil er keine Lust auf Elektroschocks und Zwangsjacken hat?). Luke führt aus, dass angesichts des vorliegenden schriftlichen Geständnisses eh keiner geglaubt hätte, wenn sie von ’ner killenden Hexe erzählt hätten. „Auch wieder richtig“, seufzt Sharon. Man fährt ins nächste Hotel, um das blutige Wochenende mit heißem, leidenschaftlichen Sex zu verdrängen (das macht man wohl so, wenn man wie sie einen geliebten Onkel und wie er ungeliebte Ehefrau, aber dafür auch Schwägerin samt Tochter verloren hat). Luke führt sogar verbal aus, dass er sich die ganzen bösen Erinnerungen wegficken lassen will (albeit not in these words). „Ich werde dir helfen“, verspricht Sharon, dieweil sie dem Publikum auch hilft und herzeigt, was sie bislang unter ihrer Bluse verbarg, aber dabei irgendwie … abwesend kuckt.

Nur eins lässt sich nicht verleugnen – als Anti-Alptraum-Therapie war die ganze Chose ein Schuss in den Ofen, denn Luke träumt seinen Kopf-im-Kessel-Traum erneut, und sogar verbessert mit Schlusssequenz in bewährter Distort-O-Vision! Da kann man nur schweißgebadet aufwachen, auf moralischen Zuspruch seitens der Geliebten hoffen und feststellen, dass selbige allenfalls eine Kuhle in der Matratze hinterlassen hat. Weg ist Sharon, und das mitten am Nachmittag. Ein Hotelangestellter teilt auf Anfrage mit, dass Sharon die Hütte vor einiger Zeit in Eile und Richtung Autobahn verlassen habe.

Luke ahnt, wohin Sharon der Weg führt, schmeißt sich in seinen BMW und düst in seiner totgebissenen Ex-Frau ähnlicher Fahrweise (jedoch ohne selbstmörderischen Gegenverkehr) zurück Richtung Villa, wozu er Audio-Flashbacks von Sharons wichtigsten Dialogen vor seinem geistigen Ohr Paroli laufen lässt (die aber komischerweise zumindest in einem Punkt neu synchronisiert wurden. Nun auf einmal war der Tod der Pflanzen keine Warnung mehr, sondern eine „Drohung“). Das alles macht ihn ziemlich fertig, und nicht nur ihn, sondern auch den Wagen. Dem kocht nämlich auf den letzten Metern der Kühler über. Eine Jagdgesellschaft, komplett mit Hunden unterschiedlichster Bauart, erweist sich als absolut unhilfreich, da seine Notlage ignorierend, weswegen Luke seinen Weg per pedes fortsetzen muss und, hahaa, sich juxigerweise EXAKT in der Ausgangssituation seines Lieblingsalptraums wiederfindet (das Hundegebell wird durch die Jagdköter geliefert). Alles läuft wie geträumt, nur, dass Luke das Gartentor selbst aufmachen muss. In der Küche steht denn auch grinsend die alte Hexe und verwandelt sich, während hinter Luke die Küchentür selbstätig schließt in… Sharon! It was her all along! Sharon ist so freundlich, mit der nackten Wahrheit herauszurücken: „Ich bin eine Hexe, wie meine Mutter, die mich mit einer Schlange geboren hat!“ (? Mit einer Schlange gezeugt, das könnte ich, äh, verstehen…). Und auch wie Oma, die Weihnachtsfackel. Onkel Mason habe es geahnt (sah nicht so aus), aber den Geständnisbrief, den hat er nicht geschrieben (wahrscheinlich nocht nicht mal diktiert). Luke fällt’s wie Schuppen aus den aufgegelten Haaren, dass er damit möglicherweise Martha zu Unrecht hat zu Chappi verarbeiten lassen. Sharon nickt amüsiert – Marthas einziges psychisches Problem war ein ungesunder Hang zum Schlafwandeln, in eine Katze verwandelt hat sie Sharon mit ihren Hexenpowers. „Ich hab mich darüber fast totgelacht“, freut sich Sharon beinahe wesentliche Bestandteile ihrer Anatomie ab, „aber über dich werde ich noch lauter lachen!“ Das kann sie auch, weil hinter Luke mittlerweile der Sensenmann persönlich steht (wenn auch mit einer eher einem Karnevalskostüm entlehnten Schädelmaske, der die paar lebendigen Maden auch nicht entscheidend weiterhelfen) und dem wie paralyisert rumstehenden Doofbratz mit geübtem Schwung den Eierkopf absäbelt. Der landet dann auch prompt im Suppentopf – wir wünschen guten Appetit und einen schönen Feierabend…

Ich gebe zu – das alles hat sich jetzt sicherlich so angehört, als wäre „Totentanz der Hexen II“ (ich bleibe mal beim deutschen Titel) ein dümmlicher Schwachsinnsfilm, der in treuer Italo-Tradition das Filmmaterial nicht wert ist, auf dem er gedreht wurde, und ich kann nicht völlig widersprechen. „Totentanz der Hexen II“ IST bei Licht betrachtet ein dümmlicher Schwachsinnsfilm, aber man muss ihm mindestens zwei Dinge zugute halten – er ist unterhaltsam und für eine italienische TV-Produktion, an die man vermutlich nicht sonderlich viele Lire verschwendet hat, so überraschend sorgsam gewerkelt, dass man die ganze Chose beinahe für einen echten, ernstzunehmenden Horrorfilm halten könnte. Oder anders ausgedrückt – bis ich mir meine eigenen Notizen für’s Review noch mal durchlas, war ich sogar der Überzeugung, dem Film relativ bedenkenlos das Prädikat „recht gut“ mit auf den weiteren Lebensweg geben zu können.

Ganz so Eitel Freude Sonnenschein ist es dann, rosarote Brille abgelegt und Hirn eingeschaltet, dann doch nicht, und das liegt, das zumindest ist treue Italo-Tradition, hauptsächlich an der Plotte, die Meister Lenzi höchst selbst nach einer Storyvorlage des gefürchteten Duos Gianfranco Clerici („Cannibal Holocaust“, „Ultimo Mondo Cannibale“, „New York Ripper“, „Murder Rock“, „Miami Golem“) und Daniele Stroppa („La Casa 4“, „Killing Birds“) zu Papier brachte. Der fehlt es nämlich, trotz allem okkulten Hexenmumpitz, an einer essentiellen Zutat zu einem erfolgreichen, sprich funktionierenden Drehbuch – einer Motivation des Bösewichts, in dem Falle der Hexe. Selbst als die Hexe im (von CCI als „völlig überraschend“ angekündigten, aber ungefähr zwanzig Meilen gegen den Wind zu riechenden) Finale Butter bei de Fische gibt und die „Wahrheit“ proklamiert, erklärt sie damit gerade mal DASS, nicht aber WARUM sie die Mordtaten begangen hat – weder besteht eine Verbindung ihrerseits zu ihren Opfern (die eine gesunde Rache motivieren könnten) noch scheint mir ein wie auch immer gearteter Masterplan hinter ihren Taten zu stehen, ein Ziel, dass sie anstrebt. Himmel, schlussendlich hätte mir als Erklärung gereicht, dass sie für ihren Eintopf nach Omas altem Hausrezept den Kopf eines doofen Journalisten braucht.

Auch über die zentrale Motivation des Schufts hinaus macht das Script natürlich nicht wirklich Sinn – wieso Luke von der Hexe alpträumt, obwohl er keine Verbindung zu ihr hat (nicht mal über Red Herring Martha), spielt zwar auch in die gleiche Kritik-Ecke hinein, stört aber auch für sich alleine; die Charaktere handeln selten bis nie so, wie es sich für denkende Menschen gehört (wieso zieht eigentlich niemand ernstlich in Betracht, die Villa zu verlassen? Ist ja nicht so, dass wie im klassischen Szenario keine Fluchtmöglichkeit bestehen würde), die Dialoge (wobei nicht gänzlich auszuschließen ist, dass ab und zu die deutsche Synchro ’nen Bock schießt) haben einige drollige Gemmen der Dummnasigkeit zu bieten und so mancher angerissene Handlungsstrang wird nie aufgeklärt (z.B. wieso Martha der Tod der Crash-Fahrer so kalt lässt, wohin sie fährt, nachdem sie beinahe Sharon überfahren hat). Mir ist auch nicht ganz klar, warum sich Hexen eher slasher-typischer Offensivbewaffnung wie Fleischermesser und Heckenschere bedienen, wo sie doch eigentlich okkultere Methoden zur Verfügung haben müsste, aber vermutlich MUSSTE man in den 80ern halt auch noch das Slasher-Motiv mitnehmen. Die Auflösung der Plotte ist nicht so überraschend, wie der Publisher sich das wohl wünscht, wobei ich zugegeben mir zugegeben relativ lange die Möglichkeit offen ließ, da Martha aus offensichtlichen Red-Herring-Gründen nicht für die Hexenposition in Frage kam, Luke könnte der Mörder sein und eine gepflegte schizophrene Psychose ausleben (dass man sich letztendlich für die offensichtlichere Alternative entschied, wundert mich nicht, trotzdem würde ich „meine“ Variante für besser halten, hehe).

Die Charaktere selbst stammen aus dem Genre-Filmbaukasten, sind also erprobt (wenn auch nicht unbedingt für gut befunden) und Lenzi versucht durchaus, den Streifen in ein charakter-orientiertes Fahrwasser zu lotsen, aber da letztendlich jeder so ziemlich genau das ist, als was er uns in der ersten Sekunde vorgestellt ist, greift das letztlich nicht.

Dass „Totentanz der Hexen II“, wenigstens für den guten alten Doc, trotz des inhaltlichen Schwurbels bis auf das lächerliche „Twist“-Ende ziemlich gut funktioniert (jedenfalls für einen italienischen Fernsehfilm, den Umberto Lenzi inszenierte), dürfte schwergewichtig daran liegen, dass ich selten einen Italo-Film (und wenn ich „Italo“ sage, dann meine ich, um mitlesende Cineasten zu beruhigen, das Feld der Italo-Horrorgurken) gesehen habe, der handwerklich und mit Abstrichen in der Make-up-Abteilung technisch so sorgfältig gearbeitet ist wie diesen. Ohne es mir mit den Lenzi-Fans verscherzen zu wollen, glaube ich, dass Kameramann Giancarlo Ferrando daran großen Anteil hat. Obwohl Ferrando auch einiges an Schmodderschmarrn aus Cinecittas Güllefabriken fotografieren musste („2019: After the Fall of New York“, „Das Schwert des Barbaren“, Lamberto Bavas peinlichen „Monster Shark“ oder Martinos dreisten „Return of the Terminator“), findet sich in seinem Ouevre auch visuell hochwertigeres – Sergio Martinos „Insel der neuen Monster“, einer der charmanteren Horrorheuler aus den 70ern, der einzig brauchbare Kannibalen-Film „Slave of the Cannibal God“ oder in jüngerer Zeit international co-produzierte TV-Ware wie die Miniserien „Flammen der Liebe“ und „Die Rückkehr des Sandokan“ oder Stand-alone-TV-Movies wie „Michael Strogoff, Kurier des Zaren“. Ferrando gelingen jedenfalls stimmige Bilder, die es nicht immer schaffen, unfreiwilligen camp wie die lächerliche Klischee-Hexe oder die eher lachhaften Make-ups zu kaschieren, dem Film aber doch ein „Gesicht“ geben, das über run-of-the-mill-TV-Niveau liegt; kurz gesagt – schlicht schön fotografiert. Dramaturgisch macht Lenzi unter den Einschränkungen des doofen Scripts auch mehr richtig als falsch; er lässt sich mit dem eigentlichen Horror Zeit bis zum dritten Akt (vorher haben wir nur Lukes wiederholte Alpträume und den unblutig dargebotenen Priestermord) und versucht, die Charaktere aufzubauen (zwar ist das nicht wirklich der Mühe wert, weil’s halt doch wieder die üblichen Schablonen sind, aber wir anerkennen das Bemühen). So stellt sich trotz der Abseitigkeiten des Scripts ein meßbarer Spannungsaufbau ein und für die Frechheit, die vermeintliche Klimax (das traurige Ende Marthas) off-screen zu gestalten, gibt’s schon wieder fast einen Bonuspunkt (den nehme ich dann auch wegen des „Twists“ – ich weigere mich in diesem Fall mit voller Absicht, „Twist“ ohne Anführungszeichen zu schreiben – fast wieder weg).

Härtetechnisch ging im italienischen TV ja schon immer ein wenig mehr, weswegen nicht verwundert, dass die Mordtaten zwar nicht aufregend für den Viel- bis Allesseher sind, aber auch nicht gerade unblutig (Steven, dem multipel durch die Heckenschere zur Strecke Gebrachten, geht’s dabei am „besten“, Debra wird dann nur noch zweimal abgestochen, Elsa ist mit einem Schlag perdü). FSK 16 geht da schon in Ordnung. Minuspunkte gibt’s, wie schon mehrfach erwähnt, für die wenig aufregenden Make-ups und die peinlichen Kopf-ab-Props, die in keiner Sekunde anders aussehen als Wachsfiguren.

Den Score besorgt mit Claudio Simonetti einer der Goblins persönlich. Da ich mich aber, drei-vier Tage nach Filmkucken, nicht mehr wirklich an den Soundtrack erinnern kann, scheint er mich nicht, wie einige der Goblin-Scores exzessiv genervt zu haben.

Schauspielerkino braucht man freilich nicht zu erwarten – das Ensemble schlägt sich aber im direkten Vergleich mit so manchem anderen Italo-Dummfug recht wacker. Wenn man mal vom leading man absieht… der Amerikaner Andy J. Forest, der zwischen 1985 und 1991 in einem knappen Dutzend Schmalspur-Werke aus der Spaghettiküche reüssierte („Highlight“ dürfte seine Hauptrolle im italienischen Cash-in zum kurzzeitigen Lambada-Wahn, originellerweise „Lambada“ genannt, gewesen sein), gibt den typischen Kleiderständer, wie er im mediterranen Kino seit den 60er Jahren immer wieder gern gebucht wurde – keinen Funken Talent, aber halbwegs „handsome“, das reichte schon immer für eine Filmkarriere in Italien oder Spanien, besonders, wenn man noch nordamerikanischer Abstammung war und sich für die internationale Karriere noch nicht mal ein fesches anglizistisches Pseudonym ausdenken musste. Forest ist eine völlige Non-Präsenz im Film, schon fast ein schwarzes Charisma-Loch, so frei von Ausstrahlung holzt er sich durch den Film. Die Damen sind da schon routinierter – Sonia Petrovna agierte 1972 immerhin in Viscontis opulentem Märchenkönig-Drama „Ludwig“ und hielt sich weitgehend erfolgreich aus den Niederungen des Exploitationfilms heraus. Als Martha gelingt ihr eine überraschend gute Performance (außer, wenn das Script sie im Walle-Gewand auf Schlafwandeltour schickt, aber das könnte vermutlich nicht mal Helen Mirren würdevoll spielen) und ihre Wutausbrüche (verbal und nonverbal) sind schon eine Schau. Auch Susanna Martinkova (Elsa) ist eine routinierte Darstellerin, wenngleich ohne high-profile-Rollen wie in Visconti-Filmen (eher im Gegenteil: ihr letzter Filmographie-Eintrag ist der hirnlose deutsche Amateurschmodder „Kettensägen-Zombies“. Wie zur Hölle???). Sie laboriert an einem etwas unausgegorenen Charakter, aber die hysterische Kuh im Schlussakt bekommt sie gut hin. Marina Guilia Cavalli (Sharon), die sich für den später 1989 folgenden Anthony-M.-Dawson-Heuler (und ewigen Doc-Favoriten) „Alien degli Abissi“ (aka „Alien from the Deep“) den schicken englischen Namen Julia McKay zulegte, ist hübsch anzuschauen (und zeigt, was sie hat) und spielt ihren Part, bis auf den Schluss natürlich, vergleichsweise straight und mit no-nonsense-Attitüde. Heutzutage hat sie ein geregeltes Auskommen in einer offenbar recht beliebten, da schon sechs Jahre laufenden RAI-Seifenoper mit dem schönen Titel „Ein Platz an der Sonne“.

Mit Paul Muller gibt sich als blinder Pianist Mason ein echter Trash-Veteran die Ehre. Er debütierte 1948 als fieser Landvogt Gessler in einer italienischen Wilhelm-Tell-Verfilmung, spielte sich dann durch sprichwörtlich Dutzende Gladiatorenfilme, Spaghettiwestern, Abenteuer- und Kriegsfilme, gab bei „Don Camillo“ nichts weniger als den Papst himself und machte Ende der 60er unglückseligerweise die Bekanntschaft von Jess Franco, der ihn fortan regelmäßig in seinen Machwerken beschäftigte (u.a. in „Eugenie“, „Vampyros Lesbos“, „Nachts, wenn Dracula erwacht“ usw.). 1974 war er in Cormans „The Arena“ mit von der Partie, war 1975 noch mal für Jess Franco im „Frauengefängnis“ und auch in der Folgezeit immer gut gebucht. Mit Lenzi drehte er 1989 dessen „Gates of Hell“ (nicht mit Fulcis Opus zu verwechseln), mit Fulci selbst war er 1990 in „Nightmare Concert“ zu Gange. Ein Veteran seines Schlages spult die Blindenrolle vermutlich im Schlaf ab und ungefähr so sieht das dann auch aus. Von „Debra“ Maria Stella Musy und „Steven“ Alberto Frasca überliefern die einschlägigen Datenbanken keine weiteren filmischen Großtaten, Maria Cumani Quasimodo (welch Schachzug, die Hexe mit einer Schauspielerin dieses Namens zu besetzen) war u.a. auch in „Femina Ridens“ (hier besprochen) und „Nosferatu a Venezia“ zu sehen.

Die DVD von CCI kommt erfreulicherweise mit einem sehr schönen anamorphen 1.85:1-Bildtransfer her, der die gelungene Kameraführung des Streifens gut zur Geltung kommen lässt. Das von „Die eiserne Rose“ bekannte Flimmern und leichte Pumpen ist hier nicht zu bemerken, das Bild ist ruhig, gestochen scharf und kann auch von Farben und Kontrast her überzeugen. In Punkto Ton gibt’s nur die deutsche Synchronfassung (das dürfte Dolby 2.0 sein), der rauschfrei und absolut zweckmäßig daherkommt. Extras gibt’s nur in Form eines deutschen Trailers und einer angeblichen „Drehfoto“-Galerie, die m.E. aber herkömmliche Screenshots beinhaltet. Da ich für die Scheibe keine vier Euronen geblecht habe, bin ich absolut zufrieden damit.

Summa summarum – ich habe mich mit „Totentanz der Hexen II“ besser (und nicht nur aufgrund von Trashwerten) unterhalten, als ich es für möglich gehalten hätte. Mit besserem Script (und einem adäquateren leading man) hätte Lenzi hier sogar so etwas wie ein passabler Gruselfilm mit einigen Gewalteskapaden gelingen können, da die handwerklichen Voraussetzungen ausnahmsweise mal stimmen. Leider ist das Script nun aber Grütze, auch wenn man während des Films – zumindest bis zum Finale – da etwas „vergebender“ ist als danach, so dass ich nicht mit Lobeshymnen um mich werfen kann, sondern nur eine dezente Empfehlung ausspreche. Da „Hexenhorror“ nun mal kein Subgenre ist, das vor qualitativ hochwertigen Beiträgen trieft, ist Reinschauen erlaubt. ’nen soliden Kanten Spaß macht’s so oder so, so dass unsereins zu dem Resümee kommt: eine unterhaltsame Mixtur aus blankem Trash (Script) und gut anzusehendem Okkult-Grusel. Das ist für Italo-Schmodder ja nun doch wieder fast ’ne Heiligsprechung…

(c) 2007 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 7


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments