Totenchor der Knochenmänner

 
  • Deutscher Titel: Totenchor der Knochenmänner
  • Original-Titel: LA ORGIA DE LOS MUERTOS
  • Alternative Titel: DIE BESTIE AUS DEM TOTENREICH | BEYOND THE LIVING DEAD | BRACULA – TERROR OF THE LIVING DEAD | DRACULA AND THE TERROR OF THE LIVING DEAD | THE HANGING WOMAN | HOUSE OF TERROR | LA ORGIA DEI MORTI | THE ORGY OF THE DEAD | TERRO | ZOMBIS ATERKOMST |
  • Regie: Jose Luis Merino
  • Land: Spanien
  • Jahr: 1972
  • Darsteller:

    Stelvio Rosi (Serge Chekov)
    Maria Pia Conte (Nadia Mihaly)
    Dyanik Zurakowska (Doris Droila)
    Paul Naschy (Igor)
    Pasquale Basile (Inspektor)
    Gérard Tichy (Professor Leon Droila)
    Aurora de Alba (Mary)
    Carlos Quiney (Ivan, der Butler)
    José Cárdenas (2ter Wächter)
    Isarco Ravaioli (Bürgermeister)
    Eleonora Vargas
    Giuliana Garavaglia
    Carla Mancini
    Alessandro Perrella


Vorwort

Heute wollen wir es uns gemütlich machen. Es stürmt draußen. Regen; es prasselt wie die Sau. Arbeiten würde heute nur ein Dummer. Die Couch hingegen, die ist warm und das Bier ist kalt. Heute bleiben wir altmodisch: Nix DVD. Ne alte Videokassette wird eingeschmissen. TOTENCHOR DER KNOCHENMÄNNER, das gute Stück. Tut nun seit fast 25 Jahren seinen Dienst und wurde zwischen drei Kontinenten herumgeschifft. Treue Seele. Ich wusste, dass ich damals keinen Fehler gemacht habe, als ich den Videohändler auf dem Flohmarkt auf „Untertischware“ und „Rabatt“ angehauen habe. Gott segne ihn dafür, dass der Zigeuner es ignoriert hat, dass ich damals erst zehn war!
TOTENCHOR DER KNOCHENMÄNNER – was stellen wir uns darunter vor? Nun, da eine spanisch-italienische Koproduktion, wird es entweder eine weitere „Nacht der Reitenden Leichen“-Kutsche oder ein viertklassiger Zombie-Verschnitt sein. Denkste. TERRORCHOR ist einer der atmosphärischsten und kompetentesten Vertreter des gothischem Horrorfilms, der aus dem Carambaland kam. Zombie gibt’s natürlich auch, aber halt nicht so wie wir sie normal kennen. Aber ich greife der Geschichte vor.
APROPOSIUS: Diese Review ist FSK 18. Ein Zeichen, das auf Unter-18-Jährige natürlich wirkt wie Knoblauch und Kruzifix auf Vampire, nicht wahr, liebe Buben und Mädel?


Inhalt

Ein kleines Dorf in Europa. Nein, wir erfahren nie wo oder in welchem Land. ‚Skopje‘ spricht das Schild an der Bahnstation. Demzufolge also im schönen Mazedonien. Andererseits sieht die Gegend aus wie Spanien im Herbst. Also einigen wir uns auf ein kleines Dorf im spanisch-mazedonischen Grenzland. Obwohl, in der englischen Fassung wird von Schottland gesprochen, aber lassen wir das spekulieren.

Regen, Nebel; es ist ein Scheißwetter. Gruselfilmwetter eben. Und es wird eine Beerdigung gefeiert: der Graf Michajli hat den adligen Löffel abgegeben und während ein recht schwuchtelig wirkender Pfaffe den letzten Ritus runterpfeift, mampf Totengräber Igor (alias Paul Naschy) genüsslich eine Butterstulle. Ein böses Omen? Jedenfalls verzieht sich die Trauergemeinde bald. Übrig bleibt nur eine Frau die unheilsschwanger zurück zum Grab wandert. Vorbei an ein paar fiesen Ratten – die Viecher in der Gegend sind schnell! Weil man hier im schottischen Ibero-Mazedonien den Kadavern anscheinend ein bisschen Frischluft gönnt, ist das Grab noch geöffnet. Die Lady streckt die Hand gen Sarg und findet dort einen Brief. Plötzlich: Geröchel, ein Schatten. Schreck lass nach, schon greift eine Klaue nach der Trauernden und wird’s dunkel. Es geschieht ein Mord.
Kurz darauf erscheint Serge Chekov, seines Zeichens Neffen und Erbe des verblichenen Grafen. Der irrt eine Weile durch die Pampa und sucht nach seinem geerbten Schlößchen, aber: keine Sau soweit das Auge blickt. Zumindest hat die Gegend ein herrliches Ambiente: ein Friedhof in dem Jörg Buttgereit betteln würde, verscharrt zu werden. Eine Landschaft wie aus Asterix in Spanien, inklusive Tavernen aus rohen Ziegeln behauen. Atmosphäre pur! Menschen übrigens auch nicht. Bis auf eine einzige Frau. Die kann Serge bei seiner Suche aber nicht mehr weiterhelfen. Hängt sie doch mausetot an einem Strick, günstigerweise direkt an der Friedhofsmauer. Serge rennt natürlich um Hilfe plärrend von Tür zu Tür, nur helfen will ihm keiner.

Eine Tür jedoch geht auf und, sage und schreibe, bei dem Haus im Dorf handelt es sich tatsächlich um besagtes Schloss. Leider kapieren das zunächst weder Serge noch der gefährlich-kantig aussehende Butler, Ivan, der den jungen Mann wieder an die frische Luft setzten will. Es sei ihm scheißegal ob hier ein Mord geschehen sei, so Ivan. Glücklicherweise erscheint nun des Ex-Onkels Exfrau, Nadia, – logisch: hat man Schloss, hat man auch den dazugehörigen vollbusigen Vamp – und klärt die Sache auf. Serge bemerkt ein Bild an der Wand und erkennt, potzteufel, die Schöne am Strang! Es handelt sich bei der Leich um des Grafen leibliche Tochter Rachel, also der Kusine von Serge. Der Schock ist erstmal zuviel für die Gräfin und sie kippt um.
Als Bonus zu dem übel nach Testosteron stinkenden Hausdiener und der rothaarigen Sexhexe leben noch zwei weitere Bewohner im Haus, eh, „Schloss“: der kauzige Professor Droila und seine zuckerhübsche Tochter Doris, die zugleich die Putze im Haus mimt.
Weil die Kusine noch immer tot vom Baum baumelt, werden die Poly… zei doch noch gerufen. Es erscheint Inspektor Donovan und sein Assistent, der offensichtlich ein Klon von Terence Hill ist. Wie es das internationale Polizeirecht vorschreibt, sind beide ausgemachte Trottel. Und im Keller des Anwesens – wozu hat man schließlich einen schlosseigenen Doktor? – wird Kusine Rachel erst mal amtlich obduziert. Wir notieren: Splattereffekt Numero Zwei.

Während unten die Autopsy läuft und oben der Inspektor die lieben Verwandten befragt, liest schon mal ein Notar den letzten Willen des Grafen vor. Alles in einem Aufwasch, ein gründliches Volk. Hier wird nun offenbart dass – nach Rachels Abscheiden – Serge der Haupterbe ist. Das vergrätzt die Gräfin, welche leer ausgeht. Frustriert will sich die Dame ein wenig Abwechslung beschaffen und ruft nach Igor. Dieser wartet schon in einem Geheimgang hinter einer Kommando spielt den Voyeur, während sich die Gräfin entblättert. Igor hat nur ein Problem: Nicht nur ist der, wie gesagt, der Ortssonderling und Leichenschauffler ist, er kann auch mit Frauen, die noch der Atemsucht verfallen sind, nichts abgewöhnen. In anderen Worten, Igor hat eine schwache Stelle für steife Schwestern. Im Fachkreisen auch Nekrophile oder Buttergereit-Hauptdarsteller genannt. Und träumen davon nicht tausender Ehemänner: Ehefrauen und Konkubinen die mucksmäuschen still sind? Nadia versucht zwar ihn auszutricksen und hat sich als Mumie verkleidet, aber sie ist Igor immer noch zu frisch. Bevor es zum Bestattungsfick kommt, verdünnisiert sich Igor um sich seiner weniger-lebendigen Bräuten zu widmen.

Aurora del Alba – was für ein hübscher Name…

Inzwischen ist auch schon der Autopsybericht fertig. Sagte ich es doch: ein gründliches Volk, die Spanier (zumindest im Film). Rachel sei an stinknormalen Herzversagen gestorben, was ein recht hastiges Auf-den-Baum-steigen-und-sich-erhängen doch ausschließt. Dass da was im Busch liegt und, weil, eben am Friedhof geschehen, lässt man Igor den alten Grafen noch mal ausbuddeln. Das gibt den Herrn Polizisten ein wenig Zeit, um sich spontan in Igors Heim umzugucken.
Sie finden genau dass, was man im 21sten Jahrhundert auf Jedermanns Harddrive finden würde: Nacktfotos! Aber nicht etwa von besoffenen Collegestudentinen oder Igor selbst, wie er sich eine Zwiebel in den After schiebt. Nein, schon wieder steife Ladies. In allen erotischen Variationen. Wahrscheinlich damit dem Zuschauer schlecht werden soll. „Der Kerl fotografiert also“, kombiniert der Hilfssheriff und macht damit einem Sherlock Holmes Konkurrenz.

Die Kunst bringt das edelsten aus den Menschen …

Im heimischen Schloss wird die Lage zuerst einmal beim Grog remüssiert, aber dann taucht der neugierige Igor auch schon am Fenster auf. Es folgt eine wilde Verfolgungsjagd die, wie fast schon erwartet, am Friedhof endet. Igor ist verschwunden, also geht man wieder nach Hause.

Um sich in der Zwischenzeit die Zeit zu vertreiben, treibt zuhause die Nadia Nadeln durch eine Voodoo-Puppe und zeigt uns somit, dass sie durchaus der schwarzen Magie kundig ist. Ihrem Neffen Serge will sie dennoch sein wohlverdientes Nachtquartier zeigen. Das wiederum stinkt Ivan, der anscheinend auch ein Techtelmechtel mit der Gräfin hat und gleich ein Klappmesser zückt. Eines Grafen Neffen lässt sich dass vom Pöbel schon dreimal nicht gefallen, stopft den aufsässigen Buben, faltet ihn zusammen, prügelt ihm die Fresse ein und empfiehlt ihm mit den Worten: „Sie sind entlassen!“ Dann lässt er ihn noch ein bisschen tanzen – ihr wisst schon, Lucky Luke-mässig, mit Coltschüssen vor die Zehenspitzen – und jagt den Hund davon. Wieder ist man unsicher: so viel Machismo findet sich nur in Argentinien oder Ungarn. Also befinden wir uns im vereinten Kaiserreich Ungarn-Argentinien.

Eigentlich will Serge jetzt wirklich in die Heia, aber, wie es der Teufel will, steht Igor plötzlich in seinem Zimmer und fuchtelt mit einer Schaufel vor Serges Gesicht herum. Also, keine Friedhofsschaufel, sondern eher eine Blumenschaufel, aber das lag wohl am Budget. „Die Toten, die Toten töten uns alle“, philosophiert Igor und geht auch gleich in den innigen Klinch mit Serge. Der stößt sich nur den Schädel und als Gräfin Nadia ihn dann am Fußboden findet, schiebt sie das ganze als schlechten Traum ab. Jetzt ist Serge wirklich für ein wenig Zuwendung bereit und lässt sich auf einen Trunk in den Gemächern der halbnackten Tante überreden. Eine kleine Rückenmassage, ein kurzes Beispiel von schlampiger Drehbuchschreibung und schon ist alles in Butter und der Serge in seiner Tante (Gott, alleine vom tippen könnte einem übel werden. Auch wenn’s keine Blutverwandten sind).

Sind das Familienverhältnisse … *wildeskopfschüttel*

Und um dem noch einen drauf zu setzen: wahrend Serge die *würg* Tante vögelt, vergreift sich in Zwischenzeit Igor an seinen Kadavergespielinnen. Und ich schwöre bis zum Grab, dass beide Szenen in der deutschen Fassung geschnitten sind!

Nachdem Doris Serge beim posti-coitalem Schlaf ertappt hat, bittet der Professor, Serge möge ihm im Haus wohnen lassen und führt ihn in sein Gruselkabinett, dem Labor im Keller. Hat doch der alte Graf seine Experimente – nämlich, die Toten von den Toten auferstehen zu lassen – immer unterstüzt. Er demonstriert das gleich an einem verblichenen Frosch (klar, die alte Stromkabel-in-die-Froschschenkel-Nummer; immer wieder gerne gesehen). Da ist Serge natürlich gleich Feuer und Flamme und erlaubt dem Alten, in seinem Keller weiter experimentieren zu lassen. Heißt, dass die Putze Doris auch nicht umziehen muss, und logischerweise wird auch der steilen Tante Wohnrecht eingeräumt – stellt sie doch ihren Nutzen als Bettwärmer unter Beweis.
Aber das Luder Nadia lauscht schon wieder. Sie will Kohle sehen und folglich, dass Serge das Schloss verscherbelt und den Profit mit ihr teilt. Jetzt zeigt sie sich von ihrer giftigen Seite und sieht plötzlich nicht mehr so hübsch aus. Verzerrt die rechte Gesichtshälfte und es fällt auf, dass die Zähne ziemlich kaputt (und das sind keine Spezial-Effekts!).

Dass ihr Daddy das Wohnrecht schon in der Tasche hat, davon weiß Doris nix. Also bittet sie Serge zum Tête-à-tête ins Dachgeschoss und bietet sich als Gegenstück für besagtes Bleiberecht an. „Schön“, sagt Serge, aber er wolle doch nicht die „Katze im Sack kaufen“. Also streckt er sich auf dem Bettchen aus, schmaucht sich eine Zigarillo und bittet die jungfräuliche Schöne zu einem Strip. Den schafft sie bis zum doppelten Unterhöschen, um dann zu erröten, wahrend Serge über ihr geiert. Dann heißt es plötzlich, sie möge sich wieder anziehen. Alles sei nur ein Test gewesen, um zu sehen wie weit sie aus Liebe zu ihrem Vater gehen würde. Also anziehen, bevor er (also Serge) sich „wie ein Schweinehund“ fühle. Keine Angst. Das bist du und wirst es von nun an auch bleiben. Bedanke dich beim Drehbuchautor.

Das ganze lässt Doris sichtlich zu Serge in Liebe entbrennen – Frauen haben schließlich ein Niveau – und sie zeigt Serge Rachels geheimes Tagebuch. Ist aber leider in Russisch geschrieben. Erneut wird dem Fantasiestaat „Totenchor“ ein neues Stammland zugesagt. Des Rätsels Lösung finde sich im Grab. Serge ist genauso clever wie wir und vermutet den Brief – den er nie gesehen hat – bzw. das Geheimnis Lösung in des Grafen Grab (Mann, geht mir dieser Erzählerstil auf den Keks!).

Die Bul… izei will von alldem nix wissen, stellt aber am Friedhof trotzdem zwei Wächter auf, in der Hoffnung, dass Igor da doch noch mal aufkreuzt. Der will aber nicht aufkreuzen. Was bleibt also den Mannen, außer sich zu besaufen? Besonderst Pedro schwebt schon in anderen Sphären, mit der Pulle in einer Hand und den Revolver in der anderen. Da liegt es nahe, Doris als Köder vorzuschicken, die Verwirrten noch etwas mehr zu verwirren. Sie schickt also den vernebelten Pedro aus, ihr ein paar Blumen zu pflücken, während Serge zum x-sten mal ins Grabmal einsteigt.

Siehe da, Rachels Leichnam ist verschwunden. Draußen säuft Pedro wie ein Pferd. „Wir wissen, dass Rachel aufhängt wurde obwohl sie tot war“, remüssiert Serge aber Doris erkennt nicht ganz wo das Problem liegt.

„Kein Problem“, meint Gräfin Nadia. Man kenne sich schließlich in der schwarzen Magie aus, man wisse, wo der schwarzmagische Löffel hänge und sei durchaus im Stande, das Ganze in einer Seance zu klären. Und während sich jedes Händepaare auf dem Seancetisch vereinen, stiert Igor wieder durch eine Wandritz. Die tote Kusine will zwar nicht erscheinen, dafür aber der nicht minder tote Graf Michajli. Ist es Eifersucht oder die handelsübliche Mordlust der Untoten, jedenfalls gurgelt er seine Ex ab. Die anderen drei gucken fasziniert zu. Als man sich doch entschließt, der Frau zu Hilfe zu kommen, ist es dann schon zu spät. Tot ist die Rote und fort der tote Ehemann.

Freileich sieht sich Serge genötigt wieder zum – ihr hab’s erraten – Friedhof zu marschieren. Er trifft dort auf Wachtmann Pedro, der inzwischen blau wie eine Haubitze ist und schnarchend vorm Friedhofstor liegt. Kaum wachgerüttelt, greift Pedro gleich wieder zur Buddel. Kaum zu glauben: für selbiges hat Nicholas Cage 20 Jahre später den Oskar gewonnen.

Im Grab kriegt Serge von unbekannter Hand was auf die Rübe und Igor wird offscreen von unbekannter Mörderhand in einem Grab zerquetscht. Verdammte Zensur. Als Serge erwacht, ist schon die Bull… erei hin und entschließen sich doch, im Grab des verstorbenen Graf Michajli nach dem Rechten zu sehen. Herr Graf seien auch Zuhause und schimmelt schon mächtig. Serge spekuliert wohl, dass der Kadaver an Narkolepsie leidet könne oder gar unter Hypnose stünde. Aber die einsetzende Verwesung lässt keinen anderen Schluss zu, als dass Herr Graf geruhen, tot zu sein.

Wärend Serge noch überlegt, was hier vor sich geht, lehnt er sich gegen die Wand und findet plötzlich Blut am Ärmel. Schnell wird die Grabkammer aufgebrochen und drinnen liegt Igor, so mausetot wie der Punkrock. Kurz vor Exitus hat er sich noch seiner künstlicherischen Ader Platz verschafft – von der Photography bis zur Maler- und Bildhauerei ist es nur ein kurzer Schritt – und eine ominöse Botschaft mit seinem eigenen Blut an die Decke geschmiert: „No37“.

Arthur, was war noch gleich die Antwort auf die Fragenach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest? 42? Okay, dann hat Igor das also nicht gemeint.

Das ganze ist alles suspekt und darum stellen die Polizisten Serge erst mal unter Hausarrest. Traurig, traurig. Da kann auch ein Techtelmechtel mit der schönen Doris wenig aufheitern, besonders da Papa dazwischenfunkt und Papas Liebling ins Bettchen kommandiert. Da sitzt unser Held und starrt duster ins Kaminfeuer.

DA! Eine Gestalt hinter ihm! Läuft durchs Haus als ob es ihr gutes Recht wäre. Trägt Dorises Rotkäppchen-Cape und rennt schamlos die Treppe empor. Serge kombiniert rasierklingenscharf. Rennt in den Keller, guckt … und wahrlich: Nadias Leiche ist weg. Da liegt die Kombination nahe: „Nadia ist gar nicht tot! Sie hat uns alle hypnotisiert“, raunt Serge.
„Und Igor? Lebt er auch noch?“, fragt Doris und zeigt auf den stocksteifen Paul Naschy.
Lässt sich leicht rausfinden: PLOK! Schon hat Serge ein Brotmesser in Igors Brustkasten implantiert. Der atmet heute nicht mehr, so viel ist sicher!

Serge findet seinen Weg zurück zum Kamin und will dort melancholisieren. Aber das Feuer ist aus und, hastenichtgesehen, hinter dem Kamin befindet sich ein Gang. Ein Katakombengang der uns in die schönsten Katakomben Spaniens führt. Am anderen Ende – in der freien Natur – taucht Nadia plötzlich wieder auf. Nur ein bisschen grau – ungefähr wie der Hulk Anno 1991 – und ein bisschen schimmlig. Auch Ivan, der Butler, findet sich ein. Genauso grau und immer noch mit Stiletto in Hand. Ballern und Pistolenknall helfen nix also schiebt Serge die beiden in den Höhleneingang und schmeißt ihnen eine Kerosinlampe hinterher. Feuer marsch. Leider, leider, fürchtet sich die kleine Doris (die Serge natürlich gefolgt ist) vor dem Feuer, so dass sie ihr Heil in der Flucht sucht und zurück in die Katakomben kriecht.

Ivan hat auch schon frischere Tage gesehen …

Draußen warten die Bullies schon auf Serge und knallen ihm den Püsterich aus den Händen. Zu schade. Drei Sekunden früher und sie hätten die Untoten mit eigenen Augen gesehen. Festgenommen. In den Katakomben kriecht Doris noch immer umher und trifft dort – Zombies! Ewig-steife Brüder! Zombies-massig. Na ja, eigentlich sind’s nur zwei. Und die scheinen noch dazu blind zu sein. Das merkt selbst Doris. Und weil man in der Ruhe keinen Mucks macht, lehnt sie sich an einen Eckpfeiler und pennt eine Runde.

Nun steht Serge unter Generalverdacht (warum eigentlich?) und wird im Schloss wird Serge erst mal unter Verschluss gestellt, beziehungsweise mit Handschellen an sein Bett gekettet.Dort muss er rumhängen und über das nachdenken, was Igor uns noch zuletzt sagen wollte. Er tut das Offensichtliche: aus seiner Wunde pumpt er ein wenig Blut und kritzelt damit die Zeichnung auf dem Marmornachttisch nach. Da der menschlichen Phantasie Grenzen gesetzt sind, dreht er die Marmorplatte umständlich rum. Und wenn ihr so schlau wie der gute Serge seid und dem Geheimnis alleine auf die Spur kommen wollt, dann lest ihr hier nicht weiter sondern tippt flucks „NO37“. Dann habt ihr die Alternative, euch entweder auf den Kopf zu stellen oder aber den Monitor um 180 Grad in die Vertikale zu drehen. Und ihr werdet sehen …

… trommelwirbel …

… da steht nicht „No37“, sondern „LeoN“! Leon? Was für’n Leon? Leon Schuster, der südafrikanische Humorist? Leon von Belgien? Eollte uns Igor mitteilen, dass Leon der Profi ihn umgenietet hat? Nein“ Es ist der Vorname des verrückten Professors. Wäre natürlich vorteilhafter, wenn wir das davor schon gewusst hätten, aber zumindest weis es anscheinend Serge.

Und der Alte steht bereits auf Abruf in der Tür. Guckt gar nicht mehr so freundlich aus. Nein, richtig fies tut er jetzt und grinst als ob er ’ne Tafel Scheiße gefressen hätte, ohne dass man ihn dabei erwischt hätte. Jetzt gibt es natürlich keinen Grund mehr für Geheimnisse und schon erzählt der Professor frei von der Leber weg Plotte und Plan. Der alte Fuchs hat den Kadavern nämlich „Kapseln“ in den Schädel implantiert, mittels denen sie seinen geistigen Befehlen gehorsam leisten müssen, und keine andere Wahl haben, als aus den Gräbern zu steigen und zu morden. Zwar seien sie so blind wie die meisten Toten auch – haben aber einen vorzügliches Gehör. Das macht natürlich alles viel Sinn.

Um das alles zu beweisen, hat der Professor einen alten Freund mitgebracht: Niemand geringerer als Igor. Der ist wohl noch immer mausetot, hat noch immer das Brotmesser im Leib stecken, aber offentsichtlich ist er mobil und hörig genug um auf des Professors Befehl hin Serge an den Kragen zu gehen. Mann von Welt weiß sich zu wehren, schnappt sich eine herumliegende Machete und hobelt des Igors unrasierten Kopf vom Rumpf. Hält dann der coolste Zombie nicht aus.

So, Igor, jetzt legst du den lästigen Kerl um und dann
schmierst du mir eine Stulle.

Nun ist der Alte mit Schlottern an der Reihe als Serge ihm den Säbel unter die Kinnlade hält. Serge erklärt großkotzig, dass der Alte die Kontrolle über den wandernden Dünger verloren habe und dass nun alle Butzemänner des Professors geistigem Aufruf zu Mord folgen würden. Schlimmer noch: Tochter Doris sei noch immer mit den Jungs in den Katakomben, was Serge ja wissen muss, schließlich hat er hat den Brand ja selbst gelegt). Also schnell hinterher bevor’s intim wird.

Doris hat nun ihren Schönheitsschlaf beendet und hat sich im Grabmal derer von Michajli verschanzt, macht aber trotzdem noch viel zu viel Krawall. Ein Fehler, denn nun wissen die blinden Zombies wo sie ist. Sie schafft es elegant, einem blinden Totenmann im Mausoleum auszuweichen, aber mit zwei Butzemännern, da wird’s schon schwieriger. Die Butzemänner kriegen sie also an den Kragen aber in letzter Sekunde erscheint unser strahlend blonder Held. Während der irre Leon von seinen eigenen Kreaturen erdrosselt wird, zündet Serge das verschlossene Mausoleum an, in der Hoffnung, die Zombies mögen vergehen und jemand möge sie zur rechten Zeit aus der Grube holen. Tut ja auch jemand, weil das Skript es so verlangt. Die vertrottelte Polizei und die versoffenen Wächter retten unser Liebespärchen vor Feuertod und Zombieschlachtung.

Schnauze oder du fängst eine …

Das Mysterium ist gelöst, das Geheimnis entschlüsselt, praktisch ist der Film aus. Serge schüttelt die Hand von Bud Spencer … nein, dem Dorfpolizisten Donovan, erklärt, dass er das Gebäude endgültig auf den Immobilienmarkt bringen will, um danach ein unbeschwertes Leben mit Doris führen zu können. Die müsse sich in der Zwischenzeit um die Beerdigung des werten Vaters kümmern und diesen, da ihn die Örtlichkeit nicht auf dem örtlichen Leichenacker sehen will, in die Kreisstadt zu überführen. Danach sei alles okay, alles locker, alles easy…. DOCH HALT!!!! Wie sieht denn der Kutcher aus?! Neeein?! Schreck über Schrecken, der wird doch nicht…. KREISCH!!!!!!!

Man muss es Regisseur Merino zugestehen: den Streifen hat er ordentlich hinbekommen, obwohl er– mit Ausnahme von DAS GEHEIMNIS VON SCHLOSS MONTE CHRISTO – doch eher im Bereich Western, Historienschinken und Mantel & Degen zu Hause war. Und ja: es war in der Tat Merino, der auf dem Regiestuhl saß und nicht etwa Klimovsky, wie uns die Stümper vom Dienst, Hahn und Jansen, in ihrem « Lexikon des Horrorfilms » weißmachen wollten. Zwar ist der Film ganz klar Ibero-Trash, hat aber ein weit höheres Niveau als das meiste, was Klimovsky und Konsorte zusammengestümpert haben. Die Atmosphäre ist dicht, der Grusel angenehm und das Ganze erinnert mehr an die besseren Edgar Wallace Filme statt an Zombie-Gemetzel a l’Italia. Vor allem wenn von Naschys Kollaborateur Klimovsky die Rede ist: so wie Merino hätte er die astreine Atmosphäre nie und nimmer hinbekommen.

Was können wir über die Schauspieler sprechen? Generell nur Gutes: Jede Hand ein gestandener Mann bzw. Frau im Italo-Ibero Western-, Thriller-, Horror-, Abenteuer- und Sandalenfilmmettier. Veteranen allesamt. Für Stelvio Rossi (oder Stan Cooper, wie er uns weismachen will) war die Karriere als Filmstar nach Drehschluss vorbei. Über Jahre blieb der Schauspieler spurlos verschwunden, was natürlich der Munkelei Tür und Toren öffnete – später stellte es sich heraus, dass sich der Gute nach Brasilien importiert und dort eine Videoverleihfirma gegründet hatte. Nicht, dass die Filmwelt dadurch einen großen Verlust erlitten hätte. Rossi war Zeit seiner Karriere eher für sein Aussehen als für seine schauspielerische Ausdruckskraft bekannt. Außerdem fällt es dem Zuschauer oft schwer, in ihm den strahlenden Helden zu sehen – nicht mit diesem Schnurbart, den man in gewissen Branchen als „Porno-Balken“ und, pardon, „Fotzenhobel“ kennt.

Der wohl professionellste der Crew dürfte der deutschstämmige Gerard Tichy gewesen sein, der schon Auftritte in Filme wie DOKTOR SCHIWAGO und EL CID hatte. Leider ging Tichys Stern nach den 1960er Jahren auf Sinkflug, bis er, nun ja, hier bei uns landete. Stichwort: DAS GEHEIMNIS DER MONSTERINSEL, DAS ROTE PHANTOM SCHLÄGT ZU und eben TOTENCHOR DER KNOCHENMÄNNER. Trotzdem spielte Tichy, wie auch hier, souverän und überzeugend, sei es als medizinischer Schmierlappen in der ersten Hälfte oder als durchgeknallter Behelfs-Frankenstein im Finale.

Zwar sagt man oft „Ladies First“, aber das hat eher etwas mit Türen-aufhalten und Rettungsbooten zu tun, und hat folglich in der Filmindustrie und der Politik nichts zu suchen. Wie gesagt: nichts auszusetzen gibt es bei den Senoritas Conte, de Alba und Zurakowska, alle drei Veteraninnen des Ibero-Trash-Horror (DIE VAMPIRE DES DR. DRACULA, DIE REBELLION DER LEBENDEN LEICHEN, BLUTRAUSCH DER ZOMBIES), obwohl ich doch der letztgenannten Dame mit den slawischen Zügen den Vorzug geben muss. Sicher, das Internet ist ein Ort zum diskutieren und streiten, aber nur weil sie von den dreien die kleinsten Brüste hat, muss das nicht viel heißen. Herrschaften, es kommt doch nicht immer nur auf das Volumen an, sondern auch auf Form und Textur des in Frage stehenden Objekts.

Und müssen wir Eulen nach Athen tragen und noch viele Worte über unser-aller Paul Naschy verlieren? Zwar war es hier eher ein Kurzauftritt, aber wie (fast) immer stiehlt Ibero-Paule die Schau. Seien wir uns ehrlich: den Oscar hätte er so oder so nie gewonnen, aber sein Igor ist wieder ein Paradebeispiel dafür, dass Naschy vor allem in Rollen glänzte, in denen er entweder Irre, Erzschurken oder tragische Außenseiter spielt. Hier ist er praktisch alles in einem, da konnte nicht viel schief gehen.
Wie es bei Ibero-Trash Tradition hat, kennt die Welt den Film unter x-verschiedenen Namen. Nach TOTENCHOR ist wohl die BESTIE AUS DEM TOTENREICH der in Deutschland gängigste Titel. Ad absurdum hat man’s für den englischsprachigen Markt geführt. Dort wird er als BEYOND THE LIVING DEAD, THE ORGY OF THE DEAD, DRACULA AND THE TERROR OF THE LIVING DEAD, HOUSE OF TERROR, BRACULA – THE TERROR OF THE LIVING DEAD und, am verbreitetsten, als THE HANGING WOMAN geführt.

Für die ganz harten Sammler – wer hat sie alle?

Ein Moment der Ungewissheit noch: während meine Videofassung von 90 Minuten Laufzeit spricht, behaupten die Spanier, sie täten ganze 99 Minuten besitzen. Ich will nix gesagt haben, aber ich habe das Gefühl, dass uns die Freiwillige Selbstkontrolle mal wieder um 10 Minuten beschissen hat.

Und freut euch: vor zwei Jahren hat Vater Staat den Film von der Indexliste genommen. Was heißt: ihr müsst nicht länger durch die Pornoabteilung der Videothek latschen, um den Film ausleihen zu können, sondern könnt in dort holen, wo auch die normalen Menschen ihre DVDs leihen. Es wird noch der Tag kommen, an dem die CHEECH & CHONG-Filme nicht mehr als öffentliche Gefahr eingestuft werden. Danke, Vater Staat – ergebenster-leibeigener Diener & Bürger (in den USA ein Synonym für „Idiot“).


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


mm
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