Totem – Die Alptraum-Kreaturen kommen

 
  • Deutscher Titel: Totem - Die Alptraum-Kreaturen kommen
  • Original-Titel: Totem
  • Alternative Titel: Totem - Das Haus im Wald |
  • Regie: David DeCoteau (als Martin Tate)
  • Land: USA
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Paul Maglia: Jason Faunt
    Alma Groves: Marissa Tait
    Leonard McKinney: Eric W. Edwards
    Roz: Sacha Spencer
    Robert Cole: Tyler Anderson
    Tina Gray: Alicia Lagano


Vorwort

Abt. Ist schon wieder Vollmond?

Naja, ist auch schon wieder ein Weilchen her, seit ich mich einer Veröffentlichung aus Charles Bands je nach Geschmackslage kultiger oder extrem lästiger Billigfilmschmiede gewidmet habe.

Unser heutiges Opus stammt aus der besonders trüben Phase der Band’schen Firmengeschichte Ende der 90er, als die Budgets wirklich nur noch mit der Lupe meßbar waren, Charlie sich deswegen schlechterdings *gar nichts* leisten konnte, also keine halbwegs tauglichen Schauspieler, keine brauchbaren Effekte und erst recht (als ob er das je getan hätte) keine vernünftigen Drehbücher. „Totem“, der sich für ein Vollreview schon aufgrund seiner sympathisch kurzen Laufzeit (es sollte mehr Filme geben, die nur knapp über ’ne Stunde laufen, da hat man als Reviewschreiberling nicht so viel zu tun) anbot, dürfte ähnlich wie die meisten in dieser Zeit entstandenen Full-Moon-Filme (also Zeug wie „Killjoy“, „Ragdoll“ und Konsorten) sicher maximal, puh, 30.000 Dollar gekostet haben und ist vom bloßen monetären Aufwand also weniger mit anderen professionell vermarkteten Direct-to-DVD-Filmen vergleichbar als vielmehr mit ambitionierten Amateurarbeiten, die sich, wenn’s die Macher richtig ernst meinen, ja durchaus in derartigen finanzielle Regionen bewegen können.

Regie führt – wieder einmal unter Pseudonym, und in dieser Woche lautet dieses „Martin Tate“ – unser aller Freund David DeCoteau, der zumindest dafür bekannt ist, auch unter beklagenswerten Produktionsbedingungen einigermaßen solides Handwerk abliefern zu können (Ausnahmen, Regeln usw.) und, wie ich ihn kenne, sicherlich auch Gelegenheit finden wird, ein mehr oder weniger attraktives junges Mannsbild im sexy Unterhemd ablichten zu können (vielleicht auch ohne gleich einen openly gay Film wie „Talisman“ daraus zu machen). Immerhin ist mir „Totem“ noch aus einer DeCoteau-Trailerreel mit Audiokommentar erinnerlich, in dem der Regisseur nicht wirklich nette Dinge über sein Werk zu berichten wusste. Das ist doch schon mal vielversprechend…

Und es geht ja schon mal gut los, wenn man von der DVD verwirrt wird. Mein Exemplar kommt von Best Entertainment, ziert sich aber mit dem Cover der Starmedia-Auflage – auf dem Cover steht FSK 16, auf der Disc „keine Jugendfreigabe“. Das ist spannend. Womöglich aber auch spannender als der Film. Na denn…


Inhalt

Ach, wie liebe ich das Full-Moon-Logo. Schade, dass es nur relativ selten von einem guten Film gefolgt wird… Erste Punkte auf der Debilität-Skala verdient sich das CGI-Logo des Filmtitels. Sieht aus wie ein PC-Demo von 1996. Geil. Ansonsten zelebriert der Vorspann die Hohe Schule des Zeittotschlagens – 66 Minuten dauert der Spaß laut Cover und 4 Minuten, 20 Sekunden, dauert’s, bis das „Directed by Martin Tate“ an uns vorbegeflimmert ist. Nicht, dass irgendeiner der Zwischenschnitte in die diversen Cast- und Creweinblendungen eine wie auch immer geartete Bedeutung für den, äh, Plot hätte, außer… hm… es geht offensichtlich um kleine, bösartige Kreaturen in Puppenformat. Na, das ist mal ein ganz neues Konzept. Wer hat sich das nur ausgedacht? (Sollte irgendjemand sich das *wirklich* fragen… „based on an original story by Charles Band“).

Unsere erste Einstellung des film proper hielt ich unbefangen zunächst mal ob der schwankenden Kamera und der vage unwirklichen Atmosphäre für eine Traumsequenz, aber nein, das ist tatsächlich der Einstieg in die *richtige* Handlung. Ein Mädel läuft, offensichtlich nervös, ängstlich oder nur von den Regieanweisungen im Stich gelassen, durch die Landschaft (und hat’s irgendwo schon geschafft, sich die Bluse auf halb acht hängen zu lassen. Grad, dass noch alles Wesentliche bedeckt ist) und stolpert schließlich in eine wurmstichige Hütte. Wo sie zu ihrer Überraschung mehr oder weniger von fünf anderen End-Teenagern schon erwartet wird. „Sie ist die letzte, die sechste“, meint eins von zwei bereits anwesenden Girls (die hat mal die Sesamstraße gesehen und kann zählen! Woher sie allerdings weiß, dass sie nicht noch auf 376 weitere Besucher warten müssen, ehe wir mit dem Film anfangen können, bleibt ihr Geheimnis und das von Benjamin Carr, Charles Bands Leib- und Magenautor dieser Zeitspanne und, da sind wir uns einig, alles mögliche, aber kein *guter*) und einer der drei attraktiven jungen Burschen (hämhäm) in knappem T-Shirt (close, but no cigar yet) ist mitteilungsbedürftig genug, dem weiblichen Neuankömmling und dem ZvD (Zuschauer vom Dienst) klar zu machen, dass keiner des halben dreckigen Dutzends weiß, wie er hierher gekommen ist und was er hier soll. Einig sind sich unsere künftigen Protagonisten lediglich dahingehend, dass sie alle von einer unerklärlichen Macht „in ihrem Kopf“ hergeführt wurden. Abhauen ist übrigens nicht, weil sich in 30 Meter Entfernung eine unsichtbare Barriere aufgebaut hat („fühlt sich an wie durch Schlamm zu laufen, nur dass da kein Schlamm ist!“). Soweit, so schlechtes „Tanz der Teufel“-Imitat aus der Holzklasse. Aber auch ein wundervolles Beispiel für ökonomisches Filmemachen. 6 Darsteller, 1 Location = Nix Teuer Film! Nur keinen Film drehen ist billiger.

Apropos 6 Darsteller – wo wir schon jeweils drei typische 90210-Statisten in männlicher und weiblicher Form haben, wäre es schön, wenn wir die Baggage auch mit Namen anreden könnten. Freundlicherweise übernimmt der Erklärbär unter den Zwangsverhütteten die allgemeine Vorstellungsrunde. Elegantes Storytelling ist das zwar nicht, aber ich sagte ja schon, Benjamin Carr, der „subtile Exposition“ entweder für ein obskures chinesisches Gericht oder eine unanständige Sexstellung hält, ist hier der Schreibersmann. Also dann. Erklärbär ist Paul, seines Zeichens bodenständiger Mechaniker, der direkt aus der Werkstatt seines Bruders an die ungastliche Stätte gelotst wurde. Dann hätten wir den Football-Helden (und damit vermutlich nicht wegen seiner intellektuellen Leistung eingekauften) Len, der gerade dabei war, es mit einem Groupie zu treiben, Tina, das, was hier ersatzweise als „nerdy girl“ fungieren soll, weil direkt aus dem Klassenzimmer hergepilgert, Roz (die DF spricht’s konsequent „Rose“ aus), künstlerisch ambitioniert, Alma, das soeben neu eingetroffene junge Ding mit dem Final Girl-Stempel auf der Stirn und den geheimnisvoll-zurückgezogen-mysteriösen Robert, der aussieht wie jemand, der beim David Boreanaz-Lookalike-Wettbewerb in der Vorrunde ausgeschieden ist. „Und jetzt?“, fragt nicht nur der Zuschauer, sondern auch ebenjener Angel, äh, Robert, und weist auf den bedauerlichen Umstand hin, dass leider niemand der Ge- und Berufenen daran gedacht hat, auch nur eine Butterstulle mitzubringen (da fällt mir ein… ich hab Kohldampf!) und sich in der Hütte nichts eßbares befindet, „außer, man ist eine Termite.“ Man merkt’s, der Film ist 10 Jahre alt – heutzutage hätten 6 Jugendlichen ca. 11 Handys dabei und schon fünf Pizzalieferdienste beauftragt. Paul schlägt vor, man könnte wie Len vorhin die Einrichtung zertrümmern (ja, danke, Footballer, ich hab schon so kapiert, dass der Junge nicht viel im Schädel haben kann) oder wie Tina ein wenig heulen (weil nerds bekanntlich immer gleich aus’m Leim gehen). Alma hat eine bessere Idee – sie will einen Fluchtversuch unternehmen. Ist ihr doch egal, ob die anderen das schon probiert haben und außerdem, vielleicht ist die Barriere, jetzt wo alle da sind (I repeat: woher zur Hölle wissen die das?) ja nicht mehr da. Der Rest der Truppe will sich das zu erwartende Spektakel nicht entgehen lassen.

Zur gesteigerten Verblüffung des Auditoriums überwindet Alma die angeblich magische 100-Fuß-Marke problemlos und latscht weiter in den Wald hinaus. Die von der Entwicklung der Ereignisse förmlich überrollte weitere Belegschaft folgt auffällig. Die Wandergruppe ist lange genug unterwegs, um einen Umschnitt weiter in stockfinsterer Nacht und von einem ominösen Trockengewitter (TM) begleitet einen Friedhof Marke Ed Wood (mit hastig gezimmerten Holzkreuzen) zu erreichen, oder, wie Len sich auszudrücken beliebt: „Jesus, more weird shit.“ Überragt wird die letzte Ruhestätte von einem granitenen Totempfahl, der drei ganz besonders hässliche Kreaturen beinhaltet. Der nicht ganz von der Hand zu weisende Hinweis, dass die Winnetous und Chingachcooks der Westerngeschichte ihre Totempfähle im Allgemeinen eher aus Holz geschnitzt und weniger aus Felsblöcken mundgemeißelt haben, wird von Intellenzbeule Alma dahingehend weggewischt, dass es sich nach ihrer sachkundigen Expertise um ein im wahrsten Wortsinne steinaltes Teil handle und möglicherweise um DEN originalen Totem-Pfahl, den die Indianer mit ihren Holzhack-, äh, -schnitzereien erst imitiert hätten. Len tut das, was jeder ordentliche Highschool-Footballer in dieser Situation tun würde, greift sich eine günstig herumliegende Schaufel und schickt sich an, den Pfahl aufgrund akuter Langeweile o.ä. kaputtzumachen. „Du willst etwas zerstören, das vielleicht so alt ist wie Stonehenge?“, keift Kulturprotektorin Alma. „Sehe ich so aus, als würde mich das ’nen Scheiß interessieren?“, rückfragt Kulturbanause Len (der höchstwahrscheinlich eh nicht weiß, wer oder was dieses „Stonehenge“ ist und in welcher Ausgabe des MAD-Magazins es vorkam). Den tatsächlichen Zerstörungspart kann er aber leider nicht durchführen, weil er von unbekannter Macht daran gehindert und zu Boden gestoßen wird.

Da dies alles ausgesprochen rätselhaft, mysteriös und Zeuch ist, erinnert sich Paul daran, dass – Zufälle gibt’s – Robert ja Indianer sei (woher er das weiß? Robert läuft nicht gerade in Apachen-Tracht mit Federschmuck rum…) und demzufolge ein wahres Füllhorn an Informationen über Totempfähle, indianische Flüche und allgemeinen Native American Mumbo Jumbo sein müsste. Robert ist jedoch kein Freund von ethnischen Stereotypen und kunftet aus, zwar tatsächlich indianischer Herkunft zu sein, seine Familie lebe aber schon sei Generationen nicht mehr in einem Reservat, habe von Stammesriten und -bräuchen keinerlei Dunst und wäre überdies aus einem Stamm, der in den Ebenen des Mittelwestens ansässig gewesen sei und mangels zu Totempfählen verarbeitbarem Material eben keine solchen aufgestellt habe. „Da gab’s nur Büffelscheiße, wenn ihr also etwas sehr, was aus Scheiße geschnitzt wurdet, könnt ihr mich wieder fragen.“

Alma, die sich wider Erwarten und vermutlich auch widerrechtlich von Tina die Rolle der apostrophierten IQ-Bestie geklaut hat, hat überdies wissenschaftlich ermittelt (wie auch immer), dass die unsichtbare Barriere, die ihre torfköpfigen Leidensgefährten als kreisförmig um die Hütte ausgerichtet ausgemacht haben, vielmehr kreisförmig um den Friedhof verläuft (ich reite ungern drauf rum, aber – wie zur Hölle kommt sie da drauf? Offensichtlich kann die Barriere ja durchaus „wandern“). Robert, der – schließlich haben wir nur eine knappe Stunde Zeit und daher keine zu verlieren – die gesetzlich vorgeschriebenen Avancen macht, versucht einen doofen Anmachspruch („bist du öfter hier?“), auf den Alma erstaunlicherweise (Weiber… seufz) einsteigt.

Während unsere herzlich dämliche Heldentruppe aufgrund fehlender sich anbietender Alternativen sich zurück in die Hütte trollt, werden die Totem-Kreaturen von ein paar schlechten visual effects (aber aus dem Kommpjuta!) umzuckt. Meinetwegen. Vermutlich kommen wir ja eh zu nix Filmreifen, bis diese Viecher mal zum Leben erwachen.

In der Hütte hat Praktiker Paul ein Feuerchen im Kamin entzündet und Doofblinse Tina, blasenschwach, muss mal austreten. Da die Hütte ersichtlich keine Innentoilette aufweist, muss daher das feindselige Äußere aufgesucht werden und Paul drängt sich als offizieller Beschützer und Begleiter auf. „Was könnte mir schon zustoßen, dass mir nicht zustoßen kann, wenn du dabei bist?“, fragt Tina dämlich (mir würden da auf Anhieb so ungefähr 3769 Dinge einfallen, aber ich hab ja auch mal ein bis zwei Horrorfilme gesehen) und verzupft sich gen Open-Air-Lokus. Roz apportiert eine Öllampe und veranlasst Len dazu, sich weiter als hirnmäßig eher benachteiligt zu outen, weil er nicht weiß, dass es schon im 19. Jahrhundert (und als so lange verlassen wird die Hütte vom Intelligenzteam allgemein angesehen) Blechdosen (in dem Fall mit Öl drin) gab.

Dieweil die Totem-Monster noch immer allgemein diabolisch an ihrem Totempfahl rumhängen und Tina weiterhin die Latrine sucht, zeigt Roz den verbleibenden Protagonisten eine grauslige Entdeckung, die sie im Nebenraum gemacht hat. Menschliches Blut, das an den Wänden klebt! Die Frage, woher Roz weiß, dass es sich um humanen Lebenssaft handelt, wird immerhin tatsächlich gestellt und beantwortet – der Verdacht liegt nahe, weil nicht weit von den Blutspritzern an der Wand eine (verschrumpelt-mumifizierte) abgetrennte Hand nebst entsprechender Axt rumliegt. Was so ein ein tapferer amerikanischer High-School-Besucher ist, ist Schlimmeres gewöhnt und daher nicht sonderlich ausgefreaked – schon eher über die herumstehenden alten Bücher aus dem letzten Jahrhundert, u.a. „Les Miserables“ (was Paul dazu veranlasst, das Musical zu empfehlen. Womit klar wäre, dass dieser Film in einem Paralleluniversum spielen muss). Ebenfalls gefunden wird eine Familienbibel mit Eintragungen aus dem Jahr 1899. „Der Friedhof wirkt älter“, bemerkt Alma, und außerdem (in einem Anfall von Übertreibung), sekundiert Paul, gäbe es dort mehr Gräber als Familienmitglieder auf dem als Lesezeichen eingelegten Familienfoto. „Hier ist ’ne große Scheiße passiert“, meint Glen beisteuern zu müssen. „Sie sind gestorben“, schwarzmalt Roz auf der Diskussionsgrundlage von sheer nothing (außer der zarten Vermutung, dass Friedhof + Familienfoto irgendwie miteinander verbunden sein könnten). Plötzlich fällt Alma ein, dass Tina noch nicht vom Strullern zurück ist. Paul beschließt, das verlustig gegangene Weibsstück zu suchen und bewaffnet sich sicherheitshalber mit der Axt. Seine Frage, ob ihn jemand anstandshalber begleiten möchte, wird allgemein eher gelangweilt mit „ach, nee, lass mal“ beantwortet. Paule zuckt mit den Schultern, klemmt sich die Axt unter’n Arm und hoppelt von hinnen.

Tina, being a stupid cunt (pardon), hat freilich an die Blasenentleerung noch eine kleine Friedhofsexkursion angeschlossen und kann dort einem der lahmsten Hand-auf-Schulter-legen-scares seit Erfindung der Materie unterfallen. Paulchen und Tina stellen erschüttert fest, dass die Grabkreuze IHRE (und die ihrer Genossen) Namen inklusive korrekter Geburtsdaten tragen – und das Todesdatum ist… der heutige Tag! Shudder! Shiver! Gosh! Gee! Argh!

Alma studiert indes noch die Familienbibel der dahingeschiedenen Hüttenvorbesitzer Morgan und hofft auf wertvolle Hinweise, Len weist für seine Verhältnisse geradezu eloquent darauf hin, dass unsere lustige Rasselbande streng genommen immer noch rein überhaupt nichts weiß, weder über die aktuelle Sach- und Rechtslage noch über das, was eventuell oder auch nicht vor hundert Jahren den Morgans zugestoßen ist. Und dabei sind schon 20 Minuten Laufzeit rum… In dieser brenzligen Situation fällt es Roz erstens wie Schuppen aus dem Hauphaar und kommt es ihr zweitens komisch vor, dass Paul ohne weiteres allein auf die Tina-Suche geschickt wurde, was ja angesichts der unklaren Lage ziemlich blöd gewesen sei. Alma spekuliert, dass die unheimliche Macht, die sie an diesen Ort geführt hat, auch insoweit ihren Willen gesteuert und Paul in sein potentielles Verderben hat rennen lassen.

Justament now klopft’s an der Tür – der Paulemann ist’s und er schleppt Tina auf seinen starken Armen an. Ich hielt das Mädel zunächst mal für schlicht bewusstlos, aber da natürlich nicht nur wir als gestrafte Zuschauer, sondern auch Pauls Freunde wissen mögen, was zum Geier jetzt schon wieder passiert ist, ohne dass ’ne Kamera hingekuckt hat, verklickert Paul uns, zum Hergang der Ereignisse nichts genaueres beisteuern zu können, weil er da grade nicht hingekuckt habe, aber Tina unzweifelhaft in die ewigen Jagdgründe aufgefahren ist, und das muss seiner bescheidenen Expertise nach ein Werk der Kreaturen des Totempfahls gewesen sein, alldieweil er das Scharren und Schaben von Klauen gehört habe (die Story kaufe ja noch nicht mal ich für ’nen Fünfer, und ich bin gewillt, einen Ben-Carr-Full-Moon-Script ziemlich unbürokratisch alles zu glauben, was der Sache dienlich sein könnte. Apropos wäre es dann für einen Horrorfilm, und das will „Totem“ ja wohl sein, vielleicht ganz clever, uns einen Blick auf die Leiche werfen zu lassen). Robert, Rose, Len und Alma sind von Pauls Geschichte jedenfalls auch nicht gänzlich überzeugt, räumen ihm aber auf Almas Anraten hin immerhin den benefit-of-doubt ein, dass die unbekannte böse Macht Paul entsprechend hypnogesaftet o.ä. hat. Tiefgründigere Beratungen zu diesem Thema müssen aufgrund verdächtiger Lauf- und Kratzgeräusche vom Dach und von draußen-vor-der-Tür vertagt werden. Len verdient sich eine erste badmovies.de-„stuff I’d do, too“-Verdienstmedaille für seinen Vorschlag: „Ich bin dafür, *nicht* nachzuschauen!“ Unpraktischerweise ist’s drinnen wohl nicht wesentlich sicherer, denn die tote Tina beginnt plötzlich in einer unbekannten und eher unsympathisch-kehligen Sprache vor sich hin zu rhabarbern. „Wasiwasawasawisa“, murmelt die Leiche, was niemandem sonderlich weiterhelfen würde, täte sich nicht Robert zum Simultandolmetscher erklären (erfreulicherweise erinnern sich die Anderen daran, dass Robert ja eigentlich zu Protokoll gegeben hat, von seiner indianischen Vergangenheit und Schamanen-Gebrabbel nichts zu verstehen, und jetzt hier fremde Zungen übersetzt. Robert ist verblüfft: „Versteht ihr es etwa nicht?“ Das ist zwar für Ben Carr ein schon regelrecht pfiffiger Plotpunkt, täte er denn erstens irgendwohin führen und wäre er zweitens nicht völlig sinnlos, denn wenn Robert davon ausgeht, dass die Anderen das Gebrabbel ebenfalls verstehen, wieso spricht er es dann auf Englisch mit?).

Langer Rede kurzer Sinn, ich fasse zusammen: „Die Zeit des Blutvergießens“ ist wieder nahe, ein Zeitalter von Feuer und Blut wird anbrechen, sobald das letzte von drei Opfern, äh, geopfert ist, drei Meister des Blutes werden dann zurückkehren, gepriesen seien die Mörder, die Opfer, die Meister und überhaupt so ziemlich jeder, der nicht rechtzeitig das Weite sucht. ist zwar jetzt irgendwie mächtig expositionell, hilft aber zum Verständnis der ganzen Angelegenheit auch noch nicht wirklich weiter. Jedenfalls sind sich unsere Freunde recht schnell einige, dass die drei Meister des Finsternis zwangsläufig mit den hässlichen Gnomen des Totempfahls identisch sein müssen. Vielleicht, überlegt Robert, wäre es daher ganz spannend, sich den Pfahl noch mal anzukucken. Das will er selbst übernehmen. Len hingegen hält die Vorsicht weiterhin diejenige, der die Porzellankiste zum Muttertag Blumen schenkt, und diesen Plan für doof. Alma nicht, sie begleitet Robert. Wie nicht anders zu erwarten, besteht der Totempfahl nur noch aus zwei hässlichen Gartenzwergen. „Denkst du, es ist wahr?“, stellt Robert eine blöde Frage für 100 (immerhin kucken die Herrschaften mehr oder weniger direkt auf wenn schon nicht den direkten Beweis, dann zumindest ein absolut brauchbares Indiz für’s Zutreffen der VON IHRER GOTTVERDAMMTEN TOTEN FREUNDIN aufgesagten Weissagung). Alma denkt, hat aber noch eine Verständnisfrage – wenn 3 Opfer gebraucht werden, wozu hat die fiese Macht dann sechs Leute hier versammelt? Robert hat sich das aber schon an seinen zwölf Fingern ausgerechnet – drei Opfer, drei Mörder, das geht auf und ist magisch, mythologisch und überhaupt.

Zurück in der Hütte berichtet Robert die neuen Erkenntnisse, zu denen auch gehört, dass eine der Totem-Kreaturen jetzt draußen im Wald rumhüpft und darauf wartet, „dass wir seine Kumpel aufwecken“. Erst nach Ende seiner Rede fällt ihm und Alma auf, dass Paul inzwischen nicht untätig war und Tina an einen Tisch gekettet hat (im Übrigen wirken Rob und Alma, die die 3+3-Gleichung ja eigentlich schon ausgeknobelt haben, momentan recht dämlich, denn sie müssten ja mindestens *vermuten*, wer Tina auf dem Gewissen hat), was Paul mit dem Hinweis darauf, dass ja schon mehrere Fälle von „Fremdsteuerung“ zu verzeichnen gewesen wären und man daher kein Risiko eingehen sollte. Zombies ist bekanntlich auch nicht zu trauen. Roz ist indes ein Argumentationsfehler aufgefallen – offensichtlich ist vor 100 Jahren, als die Morgans krepierten, kein Zeitalter des Feuers und des Bluts ausgebrochen (naja, zwei Weltkriege, etliche hundert Millionen Tote, man KÖNNTE drüber reden, gelle?), also ist das Ritual seinerzeit nicht gänzlich vollzogen worden. Woraus zwanglos zu schließen ist, dass man aus der Sache irgendwie heil rauskommen könnte, wenn man denn nur wüsste, wie. Wie üblich, kurz bevor der Drehbuchautor sich ernstlich etwas überlegen müsste, dass der Plotte eine gewisse innere Logik verleiht, stört das fiese Totem-Monster, bollert sich durch’s Fenster und zeigt sich… in… seiner… (oh mein Gott) ganzen… (seufz) Glorie – eine miserable, nicht sonderlich bewegliche, einfarbige dunkelblau-graue geflügelte Marionette, die schätzungsweise in der Augsburger Puppenkiste nicht mitspielen dürfte (der Fairness halber sei angemerkt, dass DeCoteau das offensichtlich ähnlich sieht und sich arge Mühe gibt, über hektisch-zappelige Kameraführung und Schnitt zu tarnen, dass dieses Viech nu‘ wirklich gar nix kann). Wenn’s uns nicht in Mission Debriefing eine Minute später die Charaktere versichern würden, wir würden nicht ahnen, dass dieses grauenvolle Monster alle Helden – außer Paul – paralysiert. Paul versucht, das Viech in eine Art Kampf zu verwickeln, aber da die Puppenspieler sich ebenso darüber im Klaren sind, dass ihre Puppe Schrott ist, verzieht sich das Monster lieber ohne Feindberührung. That was … not so impressive.

Nachdem Len, Roz, Alma und Robert sich wieder sortiert haben und sich fragen, warum zum Geier Paul von der Lähmung nicht betroffen war, löst Alma endlich die Rechenaufgabe und stellt, für Len langsam zum Mitmeißeln klar, dass das Totem-Viech Tina nicht gekillt haben kann, weil es erst DURCH ihren Tod zum Leben erweckt wurde, womit durch simples Ausschlussverfahren nur noch Paule als Mörder übrigbleibt. Der streitet natürlich alles ab, aber Robert fallen ein bis zwei Dinge auf – nämlich, dass die von Paul seinerzeit mitgenommene Axt weg ist, dafür aber, wie ein kurzer Blick unter die Bluse Tinas ergibt, deren Brust durch einen hübschen Axthieb ordnungsgemäß gespaltet wurde. Das sieht für Paul nicht wirklich gut aus, auch wenn Alma das entlastende Argument anführt, dass er durchaus unter der mentalen Fuchtel der bösen Meister gestanden haben dürfte und daher nicht Herr seiner Sinne war. Paul rekapituliert ungeachtet dieser Beweisführung nochmals seine „ich-weiß-von-nix-und-hab-nix-gesehen“-Sicht der Dinge und redet sich anschließend ein, dass er, wenn die bösen Meister ihn nicht lähmen können, er nun auch gegen die Barriere immun sein sollte (was eine ausgesprochen gewagte Schlussfolgerung ist) und er deswegen nun beabsichtigt, stiften zu gehen. Doch er hat die Tür noch nicht mal richtig geöffnet, da zerrt ihn sein Totem-Meister schon unlustig nach draußen…

Da waren’s dann nur noch vier mit der Option auf baldige Reduktion, denn Roz plagt sich nun auch mit unbegründeten Fluchtgedanken. Spricht’s und marschiert ab. Len (der’s mittlerweile geschafft hat, sein Holzfällerhemd abzulegen und nun im ärmellosen Unterhemd herumzulaufen. Na, hab ich’s gewusst oder wie?) springt beinahe der Draht aus der Mütze, man muss sie aufhalten usw. usf. Alma und Robert versuchen, ihrem minderbemittelten Freund noch mal die Mythologie zu erklären – wenn eben NIEMAND Roz nachgeht, ist sie völlig sicher, weil der Mörder ja nach der, äh, Logik des Films entweder Alma, Robert oder Len heißen muss. Len verweist auf Paul, den’s auch noch geben könnte und der ja eh schon ein Killer ist, aber Alma ist sich sicher, wenn die bösen Mächte den selben Killer mehrfach benutzen könnten, hätten sie nicht sechs Personen, ergo die 3+3-Aufteilung, arrangiert. Das ist für die Verhältnisse eines Carr-Scripts tatsächlich schlüssig, so dass sich Len schon als erstaunlich merkbefreites Arschloch präsentiert, indem er die Faktenlage ignoriert und hinter Roz herstapft. Alma und Robert könnten für meine Begriffe natürlich auch spaßeshalber versuchen, ihn aufzuhalten (zwei gegen einen sollte klappen, auch wenn Len angeblich Footballer ist. Sieht nicht so aus, als könnte Robert ihm nicht was auf’s Maul hauen), aber täten sie es, wäre der Film im Eimer.

Len macht sich also auf die Roz-Verfolgung, aber es kommt anders, als wir denken – nicht Len tiltet in geistiger Umnachtung Roz, sondern die plättet Len mit ein paar gezielten Schaufelhieben! Das hält sie für eine ganz ausgezeichnete Idee und nagelt selbige auch Alma und Robert vor’s Knie. Die Len-Keulung hat sie nämlich in purer ritualdurchbrechender Absicht geplant, denn, so ihre nicht ganz von der Hand zu weisende Logik, wenn der ausgekuckte Mörder zuerst ermordet wird, kann er schlecht morden und damit müsste der Zyklus durchbrochen sein. Das Problem daran, und das fällt sogar Robert auf, ist, dass niemand wissen konnte, DASS Len der ausgekuckte Killer war – momentan spricht mehr dafür, dass er das zweite Opfer war. Roz‘ Verteidigungsargument ist durchschlagend: „Du hast sie nicht alle.“ Hat er aber doch, denn auf dem Friedhof wird Meister Nummer 2 mittels schäbiger Effekte lebendig und der tote Len freut sich, dass „der zweite Mörder getötet“, „das zweite Opfer Blut gespendet“ habe und der zweite Meister, dem seine Mama den Namen „Terror“ mit auf den Lebensweg gegeben hat (ist allerdings der einzige Totemzwerg, der einen Namen bekommt. Charlie lässt nach), erwacht sei.

Ominöse Geräusche lenken die verbliebenen drei Nicht-Untoten ab und ihre Aufmerksamkeit ans Fenster, wo Meister #1 huckepack auf dem nicht mehr ganz gesund wirkenden Paul sitzt und, wäre er eine bessere Animatronik, vermutlich doofe Grimassen schneiden würde. So ist’s einfach ein etwas seltsamer Möchtegern-Spooky-Auftritt, der uns hauptsächlich daran erinnern soll, dass wir uns in einem Monster-Horrorfilm befinden, obwohl sich die ganze Chose bislang eher wie ein ausgesprochen geschwätziges Hörspiel abspult.

Deswegen geht auch niemand sonderlich auf die Paul-und-Monster-Show ein. Alma und Robert haben nämlich ganz andere Sorgen – ihnen ist aufgegangen, dass zur Erfüllung des Rituals einer von ihnen den anderen umbringen muss, was begreiflicherweise keinem der beiden weder aus globaler noch aus persönlicher Sicht wirklich behagt. Robert spekuliert auf Almas Frage, warum sich die Meister mit dem dritten Akt des Dramas so lange Zeit lassen, dass noch irgendein anderer Umstand eintreffen muss (ja, der Film muss wenigstens die 45-Minuten-Marke ankratzen, ehe er zum Showdown schreiten kann), worauf Alma vorschlägt, dass man sich, um zumindest das finster blutige Zeitalter des Feuers usw. zu verhindern, spaßeshalber selbstmördern könnte. Die Idee, meint Rob, ist so offensichtlich, dass auch die Meister dran gedacht und dem einen Riegel vorgeschoben haben müssten, nichtsdestoweniger zückt er sein Indianermesser und probiert, sich selbst die Gurgel durchzuschneiden. Klappt nicht, dank einer unsichtbaren Barriere im Westentaschenformat um seinen Indianerhals. Ungeachtet der Tatsache, dass des mit der freiwilligen Dahinscheiderei eh schlecht aussieht, ringt Alma Rob das Versprechen ab, sich nicht selbst zu töten, ehe wir wieder auf den Umstand zurückkommen, dass beim letzten Ritual-Versuch vor hundert Jahren den Mächten der Finsternis irgendwas im Wege gestanden sein muss, weil, wir erinnern uns, das Zeitalter von Feuer und Blut ja angeblich nicht angebrochen wäre. Auf Robs eher halbherzig dahingemurmeltes „vielleicht haben sie gebetet“ entscheidet sich Alma zu einer genaueren Untersuchung der Familienbibel, und siehe da, eine Lesezeichen markiert eine Stelle aus dem Buch Jesaja (ich hab jetzt *wirklich* nicht überprüft, ob das authentisch ist), in der davon die Rede ist, dass „Flammen die Spreu vom Weizen trennen“. Gepaart mit einer handschriftlichen Anmerkung nach dem Gusto „wir werden die Teufel durch Feuer vertreiben“ leuchtet unseren Helden ein, dass man die Meister offensichtlich ankokeln muss. Alma hat aber einen Pferdefuß gefunden – wenn die Meister vor hundert Jahren vernichtet wurden, wieso sind sie dann wieder da? (Weil Charles Band Geld verdienen will?) „Magie“, schulterzuckt Rob, dem Gründe eindeutig zu vulgär sind. Mitten in die schönste wie-bringen-wir-die-Meister-um-Stimmung platzt Roz mit unangemeldetem Gesprächsbedarf Richtung Alma. Ein Talk unter Frauen soll’s sein, und – schließlich ist es üüüüüberhaupt nicht verdächtig, wenn eine von denen, die schon zum Mörder geworden sind, eine von denen, die möglicherweise noch umgebracht werden muss, und vermutlich eine Verbindung mit den bösen Kräften hat, ein Vier-Augen-Gespräch einberuft – Rob hat nix dagegen.

Im Nebenraum/Keller hält Roz der verblüfften Alma einen längeren Vortrag über die allgemeine Sinnlosigkeit von Moral und Anstand, darüber, dass sie am Vortag noch nicht geglaubt hätte, einen Menschen umbringen zu können, der Mensch im Zweifelsfall ein Tier sei und es sinnlos sei, gegen die bösen Mächte anzukämpfen, oder kurz gesagt, dass Alma es ihr nicht weiter krumm nehmen soll, wenn sie jetzt von Roz erwürgt wird. Überraschenderweise sieht Alma nicht ganz die zwingende Logik in dieser Argumentationskette und wehrt sich nach Kräften, wenn auch aufgrund abgedrückter Gurgel geräuschlos, so dass Robert ein Zimmer weiter ein Weilchen braucht, bis ihm das Gerumpel nebenan spanisch vorkommt. Aber er muss gar nicht erst eingreifen, denn Meister Nr. 2, ein lächerlicher, vielleicht einen Meter hoher, auch nicht besser animierter Puppenzwerg mit peinlichem Horn auf der Rübe, will sich den Spaß nicht verderben lassen, erscheint auf der Bildfläche und greift Roz an. Die bewährte Rückwärts-Wegkrabbel-Taktik nützt Roz genausowenig wie jedem anderen weiblichen Opfer der Horrorfilmgeschichte (wobei ich mich schon frage, ob man so einen „Meister“ nicht mit einem gezielten Fußtritt zwanzig Meter wegschießen kann. Sind ja nicht groß, die Burschen), weswegen sie trotz aller Gegenwehr vom Meister einem latent unerquicklichen Schicksal entgegengezerrt wird. Alma kuckt dämlich hinterher.

Bis hierher muss und kann man das ganze Treiben nicht sonderlich gut oder spannend finden, aber es ist noch viertelwegs im Rahmen für einen dümmlichen „Tanz der Teufel“-Nachäffer. This being a late Full Moon movie AND a late Full Moon movie written by Benjamin Carr kann das ja noch nich das Ende der Schwachsinnsfahnenstange gewesen sein, und nein, Benni enttäuscht mich auch heute nicht. Unvermittelt werden wir nämlich nunmehr von einem uns bislang unbekannten männlichen Erzähler zugetextet, der ergreifenden Nonsens daherbrabbelt, der vermutlich die hochgradig interessante Backstory der „Meister“ erklären soll, die vor ewigen Zeiten erschaffen wurden (von wem? Warum?) und seitdem versuchen, ihr grausliges Terrorregime zu errichten, in dem sie die Toten zum Leben erwecken und mit dieser Armee die Menschen vernichten wollen, bis einer Handvoll Aufrechter auf den Trichter kam, der Höllenbrut mit Feuer zu Leibe zu rücken. Das wäre ja noch nicht SO schlimm (well, actually – it would), wenn wir als visuelle Untermalung des Ganzen nicht in grausamer Qualität abgenudelte Footage aus alten Wikinger- und Mittelalter-Ritterfilmen serviert bekämen, auf die man lächerliche „Flammen“ kopiert hat. Ich bin von Full Moon einiges gewohnt, aber minutenlange Stock-Footage-Blöcke nun doch nicht… aber was tut man nicht alles, um die Protagonisten irgendwie auf Spur zu bringen, denn der ganze Schmarrn entpuppt sich als Almas Traum (! Traum mit Erzähler! Cool!) bzw. eine übersinnlich in ihr Hirn gepflanztes Grußwort der Mächte des Guten (schätze ich zumindest – nicht, dass uns der Film glaubhaft versichern würde, Alma wäre „psychic“, auch wenn manche Unglückseligen, die diesen Film gesehen haben, sich einzureden versuchen, dass alle sechs Charaktere übersinnlich wären, weil die Plotte ansonsten ja nicht wirklich ’nen Sinn ergeben würde).

In Roberts starken Armen kommt Alma wieder zu sich. Ein paar Stunden war sie weggetreten, Tina, die Untote, ist momentan verhältnismäßig ruhig, was unsere Leuchten dahingehend deuten, dass die Meister nach einer Attacke geschwächt sind und eine Ruheperiode brauchen (mehrere Stunden? Vorhin hat’s nicht so lang gedauert). Dann könnte ja auch die Barriere weg sein, meint Alma, aber das hat Robert schon ausprobiert – Fehlanzeige. Alma ist empört – versuchte Fahnenflucht ohne sie mitzunehmen? Robert beruhigt, selbstverständlich hat er sie dabei heldenhaft getragen („ganz schön schwer“, vergisst er, alter Charmeur, nicht anzufügen). Alma berichtet von ihrem mysteriösen Expositions-Traum und verdeutlicht, dass es sich dabei um ein „Wikinger-Begräbnis“ (entweder von Torfrock oder von Mel Brooks, schätze ich) gehandelt haben soll (ach?). Robert schnallt ihr sein Überlebensmesser um – ihm ist nämlich klar geworden, dass er entweder Pazifist oder Feigling ist und nicht mal ener gemeinen Stubenfliege ein Bein ausreißen könnte, geschweige denn einen Menschen umbringen (ich schätze stark, im Zweifelsfalle würden ihm die Meister diese Mätzchen schon austreiben). „Du bist kein Feigling“, versichert ihm Alma, was unzweifelhaft nur in einem Kuss enden kann (da hat DeCoteau dann sicher die Augen zugedrückt, bis es vorbei war).

So ein inniger Schmatzer scheint die grauen Zellen anzuregen, jedenfalls hat Alma eine Erleuchtung – die tiefere Bedeutung der kryptisch-übersinnlichen Wikinger-Botschaft wird ihr klar. Nicht die Meister soll man verbrennen, sondern… die Leichen der Opfer! Denn die werden von den Meistern für die Vervollkommnung des Rituals benötigt (warum auch immer). Len haben sie sich schon gegriffen (in einem von der Kamera unbeobachten Moment, oder mich überwältigte da gerade der Sekundenschlaf), aber zumindest Tina könnte man ja noch grillen. Was halten eigentlich die Ninjas von diesem Plan?

Dachte ich mir schon.

Kaum haben Robert und Alma sich entschlossen, Petroleum und Holz zu sammeln, greifen die Meister ein – Hornmeister stürzt sich auf Alma (und es allerliebst, wie die brutal zu Boden geschleuderte Alma in bester Ed-Wood-Manier schon selbst dafür sorgen muss, dass die hässliche Puppe sie würgt), Flügelmeister hängt sich aufdringlich an Robert und, im Zuge der bewusst hektisch geschnittenen, mit zahlreichen close-ups der hässlichen Monsterfratzen (hässlich nicht im Sinne von „buaaah, ich hab Angst“ sondern „bruhaahaa, sind die doof!“) versetzten Kampfszene gelingt es Robert, sich vom Geflügel am Hals beißen oder kratzen zu lassen, was ausgesprochen schlecht ist, denn nun steht er unter der mentalen Fuchtel der Meister (?), stapft schnurstracks zur Tür hinaus zum Totempfahl und blutet demonstrativ auf den dritten Wichtel, der prompt zum Leben erwacht (hm, widersprechen wir gerade herzig der mühselig aufgebauten Mythologie?). Alma kann dies leider nicht verhindern, weil ihr Zombie-Len an die Wäsche geht…

Einen Umschnitt weiter finden sich Alma sowie die vorher von den Meistern offenkundig in einem Koffer verstauten Roz und Paul an einen Baum gefesselt wieder, dieweil Robert, inzwischen voll im Dienste der bösen Sache, die Bergpredigt rezitiert. Naja, fast. „Gepriesen seien die Meister, gepriesen seien die drei Opfer, gesegnet seien die drei Mörder“ (und die Siechen! Haben die auch endlich was zu tun, die alten Siechen!), blablasülzblalblasülz. Hinter Robert stehen Zombie-Tina und Zombie-Len, und irgendwo in der Gegend hat der Requisiteur auch die drei doofen Meister aufgestellt, die dem schauderhaften Treiben mit unbewegter Miene, dafür aber von ein paar lachhaften CGI-„Blitzen“ umtost, zukucken. Roz lacht sich scheckig („hör auf, so blöd zu lachen“, verlangt der humorlose Paul) und Alma appelliert an Roberts sicher noch vorhandene Restmenschlichkeit. „Robert ist TOT!“, versichert Paul (von so einem kleinen Kratzer am Hals stirbt man nicht, und überhaupt müsste doch nach Filmlogik, wenn überhaupt, Alma ihn umbringen, damit die Sache aufgeht). Ist er aber nicht, denn Almas herzergreifende Ansprache rührt natürlich des Indianers weiches Herz, weswegen er mit dem Alma verehrten Messer (das sie in einem schicken Arm-Halfter trägt, auch das hat ihr Robert geschenkt) losbindet, dito Paul und Roz. Len und Tina sind nicht begeistert. Speziell Len hat mit Roz noch eine persönliche Rechnung offen und macht es sich daher zur würdevollen Aufgabe, ihr genüsslich mit einer Schaufel den Schädel einzuschlagen. Da Robert vor der Befreiungsaktion dummerweise noch die meisterliche Totenbeschwörungsformel fertig aufgesagt hat, steigen nun die Zombies aus ihren Gräbern (zwei, immerhin. Die sehen zwar mehr aus wie Swamp Thing nach einer Düngerpackung, aber wir nehmen, was wir kriegen). Einer der Untoten (ich glaube sogar, eine) stürzt sich auf Paul, der andere auf Alma. Paul gelingt es irgendwie, sich von seinem privaten Untoten zu befreien, hat aber nicht viel davon, weil Tina ihn mit sichtlicher Begeisterung verhackstückt (das alles natürlich spektakulär ungraphisch). Robert, der zunächst mal den far-out-man gespielt hat, befreit Alma von ihrem untoten Bespringer, womit die Liebe das Böse besiegt hätte, Tina und Len sich einfach in Luft auflösen (?), dito die Meister und der Film nach 59 Minuten (also netto knapp 55 Minuten) vorbei wäre. Okay…

6 Minuten Abspann (mit Charakter-Vignetten und angedeuteten Outtakes) hieven den Film dann mühevoll über die 1-Stunden-Marke.

Soll ich wirklich? Oder besser, MUSS ich wirklich? Ich meine, es ist uns doch allen klar, dass man in knapp 55 Minuten keine vernünftige FILM-Geschichte erzählen kann… Okay, wir wissen auch alle, dass Full Moon bzw. Charles Band zum Thema „abendfüllender Film“ eine etwas andere Vorstellung hat als die meisten anderen Produzenten (schließlich verkaufte Charlie auch „Dollman vs. Demonic Toys“ mit einer Brutto-Laufzeit von 59 Minuten als Feature Presentation und nicht, wie’s ehrlicher gewesen wäer, als doofe Gülle in Cassettenform). „Dollman vs. Demonic Toys“ hatte aber zumindest einen Vorteil – der Kram musste sich nicht erst eine eigene Mythologie entwerfen, der konnte auf den Fundus von drei Vorgängerfilmen zurückgreifen und mit einiger Berechtigung davon ausgehen, dass der typische Full-Moon-Konsument die auch alle gesehen hatte (Film Nr. 3 ist natürlich „Bad Channels“). D.h. Charakterisierungen konnte man sich sparen, jeder wusste, worum’s geht, bei „Totem“ hingegen… naja… wie will ich sagen?

Bei aller Häme, die ich über Benjamin Carr, Schreiber so großartiger Werke wie „Kraa! The Sea Monster“ und „Zarkorr! The Invader“ (Bands berüchtigte kaiju-Versuche, die so entstanden, dass er einfach mal auf Verdacht 10-15 Minuten Miniatur-Monster-Footage drehen ließ und Carr dann die undankbare Aufgabe zufiel, mehr oder weniger passende Geschichten drumrumzustricken), ausgeschüttet habe (und sicher nicht zu Unrecht), war ihm eins wohl völlig klar, als Charlie ihm den Auftrag „mach ma was mit Totemfiguren“ zuschanzte – unter den Bedingungen, die bei Full Moon damals herrschten (d.h. ein paar Tage Drehzeit, keine Kohle für vernünftige Darsteller und erst recht nicht für Effekte) würde sich die Mühe, ein vernünftiges Script zu schreiben, nicht lohnen, daher versuchte er es erst gar nicht. Was er ersatzweise dafür als „Idee“ hernahm, würde mit Müh und Not für ein Segment eines unterbelichteten Episodenfilms (think sowas wie „Tales from the Darkside“ in schlecht oder Tomb of Terror mit Originalgeschichten) reichen, aber selbst ein sich gerade mal über eine Stunde schleppender Spielfilm ist damit natürlich nicht zu füllen.

Carr belässt es dabei, irgendwie (im wahrsten Sinne des Wortes, denn „wie“ die übersinnliche Hinführung der Protagonisten zur Hütte funktioniert und nach welcher Maßgabe diese ausgewählt wurden, bleibt völlig offen) ein „Tanz der Teufel“-Szenario hinzubiegen (also: ein paar Idioten in einer isolierten Hütte) und da krampfhaft die von Band verlangten Killerpuppen, äh, teuflisch-blutigen Totem-Meister, reinzupfriemeln. Wie das Storytelling aussieht, erschließt sich schon aus der Tatsache, dass die sechs Charaktere en bloc per Dialog vorgestellt werden und in gleicher Weise ihre Charakterisierung erhalten (exemplarisch: Len=Sportler=nicht sonderlich helle, Roz=Künstlerin=Kreativ=durchgeknallt); lediglich Roberts indianischer Background wird anders (aber auch nicht eleganter… angesichts des Totempfahls eine Figur ausrufen zu lassen „Hey, du bist doch Indianer. Wasndas?“ ist nicht gerade der Gipfel der feinen Schreiberklinge) eingeführt. Anstelle des ansonsten gesetzlich vorgeschriebenen alten Buches (TM) lässt Carr die nicht zu vermeidende Mythologie per Zombie-Gebrabbel ins Script träufeln (ohne auch nur ansatzweise zu erklären, warum nur Robert die seltsame Sprache der Toten versteht), widerspricht ihr im Showdown dann munter (Robert wird nicht nur gar nicht, sondern erst recht nicht von Alma getötet, wie es das Ritual, so wie Tinas Ansprache es definiert, verlangt; der dritte Meister wird durch schlichtes Mit-Blut-Beträufeln erweckt), verwendet einen sicherlich dreiminütigen stock-footage-untermalten Expositionsblock darauf, Alma auf den Trichter zu bringen, dass die Leichen der Opfer verbrannt werden müssen, um den Fluch zu brechen, nur um das zwei Minuten später (sobald der Showdown beginnt) zu vergessen und diesen ganzen mühselig etablierten Punkt gar nicht ins Spiel kommen zu lassen. Drollig ist es auch, dass eben im Finale eine kurze, schwer emotionale Ansprache Almas reicht, um Robert von der dämonischen Besessenheit zu kurieren und die Macht der bösen Meister (die dann wohl so dolle nicht sein kann… tsk, die alten Wikinger waren echte Umstandskrämer. Oder sie kannten halt die Liebe nicht…) zu brechen. Jessas (zumal sich der Film um die sich aufdrängende Pointe drückt, wonach Robert, wenn ich den Ereignissen eine gewisse Schlüssigkeit zubilligen will, eigentlich tot bzw. untot sein müsste, was für das junge Paar doch ein Problem darstellen sollte). Die einzig, ich will nicht so weit gehen, sie „gut“ zu nennen, „halbwegs brauchbare“ Idee Carrs, aus Roz so etwas wie eine greifbare Antagonistin zu machen, die mit ihren unkonventionellen Versuchen, potentielle Mörder umzubringen, bevor sie zuschlagen können, das Ritual unterbrechen will, hilft dem Script nicht weiter (speziell, weil ihr zweiter Versuch, also der Anschlag auf Alma, ihr potentielles Opfer und auch Robert ausgesprochen dämlich wirken lässt).

Dass dem Script keine auch nur unlogische Erklärung dafür einfällt, wieso auf dem Friedhof die Grabkreuze unserer Protagonisten stehen (und, wie eine der Figuren ausführt, diese „verwittert“ aussehen), wundert mich unter diesen Umständen auch nicht. War halt wieder mal eine „Idee“, mit der man zwei Minuten füllen kann und hoffte, einen spooky moment hinzukriegen.

Abgesehen davon beherzigt Carr die goldene Regel für Schreiberlinge, die wissen, dass für die Produktion keine nennenswerte Kohle zur Verfügung steht – nichts ist billiger zu filmen als Dialogsequenzen, und daher schwatzen und brabbeln, rhabarbern und quatschen die Charaktere, als ob ihr Leben davon abhinge – „Totem“ ist in der Tat ein Film, der, denke ich, 1:1 als Hörspiel umsetzbar wäre (und vermutlich dabei noch besser wäre, alldieweil man sich dann die guten Effekte denken könnte). Die Dialoge sind, weil Carr halt ein mieser Autor ist, erbärmlich. Womit ich Carr entlassen will, weil ich über einen 60-Minuten-Film nicht so viel schreiben will, um das Lesen des Reviews länger werden zu lassen als das Anschauen des Films (das deucht mir maximal bei Turkish Star Wars sinnvoll).

Wenden wir uns also den sonstigen, hihi, „Werten“ des Films zu. Gedreht wurde hauptsächlich in Bands rumänischer Enklave, wobei ich mich ehrlich frage – warum? Wenn meine einzige Location eine x-beliebige Hütte (und ein selbstgebastelter Friedhof) ist, kann es nicht wesentlich billiger gewesen sein, Cast und Crew, soweit amerikanisch, selbst mit Never-Come-Back-Airlines-Gepäckfachklasse nach Rumänien zu schaffen als den Kram an zwei Wochenenden irgendwo am Lake Tahoe im Wald zu drehen, wo die Chargen dann nicht mal im Hotel (oder gemieteten Wohnmobil) hätten absteigen müssen, sondern nach allabendlichem Drehschluß heimfahren hätten können (aber Charlie traue ich zu, dass die Darsteller ihre Flugtickets noch selbst bezahlen mussten).

David DeCoteau ist nicht zu beneiden – ich billige, wie gesagt, dem guten David durchaus zu, dass er unter Bedingungen, bei denen jeder C-Film-Regisseur aus der 50.000-Dollar-Klasse abwinken würde, noch Resultate zaubert, die man mit anderthalb zugekniffenen Hühneraugen, viel gutem Willen und einer Prise Gottvertrauen als „Film“ bezeichnen kann, ohne dabei die Finger hinter’m Rücken kreuzen zu müssen, aber bei „Totem“ war er aufgeschmissen. Er gibt sich Mühe, versucht, den Kram (völlig vergeblich) atmosphärisch wirken zu lassen, übertreibt’s dabei aber (vermutlich aus schierer Verzweiflung) mit den primitivsten Mitteln der Atmosphäreerzeugung – inflationärem Blitz-und-Donner-Getöse, Dunkelheit, Kerzenbeleuchtung, das komplette Programm aus der „atmospheric filmmaking for dummies“-Kiste, was halt offensichtlich die einzige Kiste war, die dem guten Mann aus schlichter monetärer Not zur Verfügung stand – und mit der stock-footage-Sequenz aus alten Wikinger-Filmen liefert der gute David, ich gehe mal von „unfreiwillig“ aus, seinen Offenbarungseid ab.
Kameramann Howard Wexler (früher mal Stamm-DOP von Chicks-with-Guns-Filmer Andy Sidaris und mittlerweile DeCoteaus Stamm-Linsenschwinger) gelingt es phasenweise durch sanft schwankende Einstellungen eine traumwandlerische Stimmung zu erzeugen, allerdings… er hätte das nicht über die KOMPLETTE Laufzeit durchziehen müssen… die gesamten 55 Minuten schaukelt das Bild gleichmäßig hin und her, wie ein Ruderboot auf einem ruhigen See. It kinda sucks after a while…
In den (wenigen) Action-Szenen sind Wexler und Editor Steve Nielson (der schon Microwave Massacre schnitt, vorübergehend für Fred Olen Ray tätig war und dann in den Full-Moon-Stable wechselte) damit beschäftigt, die Inkompetenz der FX-Abteilung zu überspielen – wie oben schon angedeutet, muss die Unbeweglichkeit der Puppen dadurch kompensiert werden, dass extrem schnelle Schnitte und hauptsächlich close-ups der Monster und der Darsteller verwendet werden.

Womit wir nahtlos bei den FX angekommen wären – die Puppen… also wirklich… ich weiß ja, dass Charlie sich auf Killerpuppen aller Art mächtig was abrubbelt (ich persönlich hab den appeal nie verstanden, spätestens nach dem dritten „Puppet Master“ war das Thema eigentlich durch), wohl auch oder hauptsächlich in der Hoffnung, entsprechendes Spielzeug verscherbeln zu können (wenn er eine Toyline „Robotjox“ rausgebracht hätte, ich wär‘ sein bester Kunde) und normalerweise daher zumindest ein bisschen Wert darauf legt, dass die Dinger on-screen zumindest… naja… akzeptabel aussehen, aber die Totemfiguren sind die wohl in jeder Hinsicht blödesten Monster, die Full Moon jemals herausgebracht hat („Gingerdead Man“ und „Evil Bong“ eingeschlossen). Nicht nur sind die Totem-Kreaturen von derart grottenhässlichem Design, dass nicht mal Hardcore-Replika-Sammler darüber nachdenken dürften, ob sie sich sowas ins Regal stellen (okay, Marvin aus „Decadent Evil“, der mich als 1:1-Figur gerade kritisch anblickt, ist auch nicht hübsch, aber zumindest *hübscher*), sie sind, wie gesagt, völlig unbeweglich (das Flügelwesen kann ein bisschen mit seinen Fledermausflügeln schlagen, aber das ist auch alles; die Horn-Kreatur ist, ich hab mich gerade noch mal vergewissert, in einer Szene für ungefähr 3 Sekunden animiert), es ist also den Darstellern überlassen, es im Kampf so aussehen zu lassen, als würden die Biester ihnen ernstlich zu Leibe rücken (speziell Almas „Kampf“ mit der Hornkreatur ist dafür ein wunderbares Beispiel). 1973 mochte es ja noch angehen, dass – wie in Trilogy of Terror – ein Requisiteur die Killerpuppe in Richtung des Darstellers warf, damit der sich damit balgen konnte, aber 1999 ist das auch in einem 15.000-Dollar-Full-Moon-Film schlicht und ergreifend nicht mehr tragbar. Dass sich für die armseligen grünen CGI-Blitze, mit denen die Monster sich gerne umgeben, tatsächlich jemand kreditieren ließ, spricht für gesundes Selbstbewusstsein des entsprechenden Tüftlers (ich schätze, einfach mit einem Stift auf’s Negativ zu malen, wäre eindrucksvoller gewesen). Über das Zombie-Design schweige ich aus Höflichkeitsgründen.

Also könnte die ganze Operation nur noch durch die üblichen Schauwerte des Horrorfilms, frankly spoken Blut & Titten, gerettet werden. Pfrzmuwaaa-haa-haaa… der Streifen ist lästig zugeknöpft (im Zweifelsfalle haben sogar die Frauen bzw. Schwulen mehr zu kucken, weil Len und Paul zumindest ansatzweise ihre, hihi, Muckis zeigen), und in Sachen Gore & Splatter gibt’s grad mal nix zu sehen. Naja, okay, eine himmlisch schlechte „Axtwunde“ und ein bissl Kunstblutspritzerei, wenn Robert angeknabbert und das Len/Roz-Doppel sich wechselseitig mit der Schaufel beharkt. Weswegen man hier eine KJ verteilen müsste, erschließt sich mir nicht (ich hätte ja auf einen bösen Trailer spekuliert, aber die 16er-Best-Edition ist völlig identisch mit der KJ-Starmedia-Fassung – die DVD meldet sich sogar mit dem Starmedia-Logo, was also nur noch den Schluss zuließe, dass Best das blaue Papperl widerrechtlich auf sein Cover hat kleben lassen).

Summa summarum – blödes Script, keine brauchbaren FX, kein Gore, kein Splatter, keine nackten Tatsachen = langweiliger Film, der sich geschwätzig im Schritttempo über seine müden 60 Minuten Laufzeit schleppt, ohne Spannung oder Tempo entwickeln zu können. Dass der Score von Richard Kosinski („Subspecies“-Serie) aus einem abgezählten Theme zu bestehen scheint (und das, wie der sechs Minuten lange Nachspann schmerzlich vermittelt, ungefähr 5 Sekunden lang ist und endlos geloopt wird), passt dazu ja irgendwie wie die Faust aufs Auge.

Keine Frage, dass sich das requirierte Darstellerensemble dieser Umgebung nahtlos anpasst. Ein halbes Dutzend langweiliger 08/15-Gesichter, die keinen Werbespot für Haarspray oder Margarine bekommen würden, ergo das sind, was Full Moon sich für ’ne vermutete Gage von 1000 Dollar pro Nase leisten kann.
Jason Faunt, den DeCoteau höchstselbst für „Witchouse“ entdeckte, ergatterte im Anschluss immerhin die Rolle des roten Rangers „Power Rangers Time Force“ und spielte Alexander den Großen – in einer amerikanischen Doku-Serie namens „Battleground: The Art of War“, die mit Live Action und CGI berühmte historische Schlachten nachstellt. Auch ’n Resumée.
Marissa Tait (auch in „Witchouse“ am Start, was mich jetzt auf den Gedanken bringt, dass „Totem“ möglicherweise schnell mal nebenher während des „Witchouse“-Drehs in Rumänien mitruntergekurbelt wurde), war später kurzzeitig in „Reich & Schön“ tätig.
Eric W. Edwards hat sich sicherheitshalber einen anderen career path als die Schauspielerei gesucht und keine weiteren schauspielerischen Aktivitäten zu verzeichnen, Sacha Spencer tauchte im Band-Kidflick Spy High – Teen Task Force wieder auf.
Tyler Anderson, wie erwähnt ein fünftklassiger David-Boreanaz-Abklatsch, tauchte in einem anderen Band-Kinderfilm namens „Microscopic Boy“ wieder auf, wo er auch über Alicia Lagano gestolpert sein könnte, die, obwohl sie das hier nicht wirklich andeutet, als einziges Ensemblemitglied eine einigermaßen erträgliche Karriere starten konnte und mittlerweile in richtigen TV-Serien wie „E.R.“, „Without a Trace“ und „Prison Break“ Gastrollen spielt. Hm, dabei hätte ich nach Ansicht dieses Bewerbungsvideos allenfalls gedacht, aus Sacha Spencer, die zumindest recht lebhaft agiert, könnte mal was werden…

Die DVD, egal welche Auflage man erwischt, kommt in 4:3-Letterbox (vom „Widescreen“ auf dem Cover sollte man sich also nicht irritieren lassen), die Bildqualität ist unterdurchschnittlich, sehr grieselig, bestenfalls mittelmäßig scharf und mit verbesserungswürdigem Kontrast gesegnet. Die Kompression ist erträglich, sollte sie bei 66 Minuten Film auf einer DVD-5 aber auch sein.

In Sachen Ton gibt’s deutschen und englischen O-Ton, jeweils in Dolby 5.1. Die deutsche Synchro ist passabel, auch wenn die Stimmen durch die Bank zu alt für die Schauspieler klingen. Auch der O-Ton ist wider Erwarten brauchbar und gut verständlich, beide Spuren sind relativ rauschfrei.

Als Extras gibt’s eine Bildergalerie (wobei sich der Praktikant, der die angefertigt hat, nicht mal die Mühe gemacht hat, „scharfe“ Screencaps anzufertigen, d.h. der verwandete weniger Zeit drauf als ich für meine Screenies), den Trailer auf Deutsch und Englisch sowie zwei weitere Trailer.

„Totem“ ist, um zum Ende zu kommen, der ideale Full-Moon-Film zum Abgewöhnen. Charles Bands „original story idea“ ist so ausgelutscht wie ein schon von zwölf Drittklässlern vorbehandeltes Nimm 2 (ICH-WILL-KEINE-KILLERPUPPEN-MEHR-SEHEN, MR. BAND!!), Carrs Script eine Katastrophe, die darstellerischen Leistungen dröge, die Effektarbeit eine Schande für die Zunft, es wird an dem gegeizt, was einen schlechten Film noch aufwerten könnte, nämlich Splatter und Nudity, da können David DeCoteau und Howard Wexler werkeln, bis ihnen die Arme abfallen, da wird nichts draus. Dieser Streifen ist ein weiterer Beleg dafür, dass so von 1998-2002 Full Moon kreativ tot war – gut, das sieht heute nicht wesentlich besser aus, weil Band immer noch nichts anderes macht als seine verfickten Killer-Doll-Puppet-Gingerdead-Filmchen, aber auch wenn DeCoteau alles menschenmögliche tut, um „Totem“ nicht vergessenswürdig zu machen, sind die Begleitumstände einfach ein sicheres Anzeichen für eine gepflegte „don’t-give-a-shit“-Attitüde des Produzenten, der nur um’s Verrecken noch einen Film raushauen wollte, und dem’s dabei völlig wurscht war, ob das Endresultat etwas ist, was ein einigermaßen normaler Mensch sich ansehen kann, ohne sich das Gehirn rauszureißen. Ich spendiere großmütig zwei Bier für DeCoteaus erkennbaren Willen, gebe aber trotzdem zu bedenken, dass selbst für einen Horrorfilmfan zwei Folgen GZSZ spannender sind (ich plädiere allerdings für einen DVD-Release mit DeCoteau-Audiokommentar. Könnte spaßig sein).

(c) 2009 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 2


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