Total Risk

 
  • Deutscher Titel: Total Risk
  • Original-Titel: Shu dan long wei
  • Alternative Titel: High Risk | High Risk - Stirb härter | Meltdown |
  • Regie: Wong Jing, Ah Lun
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    Jet Li (Kit Li)
    Jacky Cheung (Frankie Lone)
    Chingmy Yau (Helen)
    Kelvin Wong (Doc)
    Charlie Yeung (Joyce)
    Chung-Hsien Yang (Detective Chow Kam)
    Valerie Chow (Fai-Fai)
    Billy Chow (Bond)
    Ma Wu (Frankies Vater)
    Ben Lam (Rabbit)
    Charlie Cho (Charlie)
    Lee Lik-Chi (Nachrichtenproduzent)
    Vincent Kok (Kameramann)


Vorwort

Sparte Hongkong-Trash

Mitglied im BM-Forum zu sein, tut der Psyche nicht gut. Aber als Kompensation für die ganzen Therapiestunden kriegt man zumindest weihnachtliche Wichtelgeschenke – vergangenen Dezember z.B. haben mir die Forumshanseln TomHorn und Spaulding je eine Version von „Total Risk“ übersendet (mehr dazu beim DVD-Vergleich), wobei mir zweiterer zusätzlich das Versprechen abrang, die Schenkung pfleglichst in ein Review umzuarbeiten. Was zufällig meinem guten Vorsatz fürs neue Jahr entgegenkommt, die ganzen Heuler zu besprechen, die mir im Verlauf der Jahre von gutmeinenden (?) Menschen überlassen wurden. Tja, hier sind wir nun.

Zum Film: „Total Risk“ ist ein Mitte-90er-Hongkong-Actionstreifen und fällt damit nicht grad in mein Spezialgebiet. Immerhin, der hauptrollende Jet Li ist selbst mir ein Begriff – wobei er zu Zeiten von „Total Risk“ seinen Durchbruch im Westen (mit „Lethal Weapon 4“ und „Romeo Must Die“) noch vor sich hatte. Und Regisseur Wong Jing ist mir durch „City Hunter“ bekannt, denn auch wenn ich diesen legendären Streifen zugegebenermaßen nie gesehen hab, zumindest die hirnzellenfetzende Kampfszene mit Jackie Chan als Chun Li hat sich dank YouTube für immer in mein Gedächtnis gebrannt. Dementsprechend war ich bei Betätigung der Starttaste schon mal alarmiert – und das, wie es sich erweisen sollte, völlig zurecht …


Inhalt

Heute kommt’s gleich knüppeldick: Böse Terroristen entführen eine Fuhre Kindergärtner samt Kindergärtnerin, stecken alle in einen Bus, verkabeln diesen mit einer Bombe und fordern Lösegeld (einige der Gören haben reiche Eltern). Die Armee rückt aus und schickt Bombenentschärfer Leutnant Kit Li an die Front, der nicht nur Ehegatte der erwähnten Kindergärtnerin, sondern auch Vater eines der Hosenscheisser ist (ein ziemlich hässliches Balg). Mit zwei ihm unterstellten Soldaten nähert er sich dem Bus; einer der Untergebenen tritt dabei auf eine Mine und kawummt sich ins Leben nach dem Tod. Mit dem verbleibenden Assistenten macht sich der Leutnant am Chinaböller zu schaffen. Zunächst läuft es ganz gut; Kit entdeckt rechtzeitig einen blanken „Fallendraht“. Doch nun heißt es: Rot oder blau? Bevor unser Sprengstoffexperte sich entscheiden kann, wird er ans Teleruf gefont, während der Soldat zurückbleibt. Der Chefbösewicht ist dran: „Nennen Sie mich einfach Doc.“ (Der Doc, ein chinesischer Terrorist? Ich bin nicht im Geringsten überrascht.)
Li: „Was wollen Sie?“
Doc: „Oh, nichts besonderes, ich hab ja das Geld. Ich wollte nur hören, ob Sie noch am Leben sind; ich nehme an, Sie haben den Draht gefunden, den ich versteckt habe.“
Li: „Wir haben keine Zeit. Wenn Sie das Geld haben, dann sagen Sie mir, welcher Draht es ist!“
Doc: „Raten Sie.“ Der Unhold hat nicht vor zu verraten, ob es der blaue oder rote ist, denn „ich war auch Soldat, habe viel getan für unser Land, aber sie haben mich vergessen. Niemand hat sich je um mich gekümmert, also warum soll ich mich um diese Kinder kümmern?“ (Heul doch, Pussy. Wir werden übrigens nie erfahren, wovon er da eigentlich schwafelt.) Damit verabschiedet er sich: „C’est la vie, Verehrtester.“
Notgedrungen ruft Leutnant Li dem Soldaten einfach mal „Los, den roten!“ zu. Zur allgemeinen Erleichterung liegt er damit richtig, die Bombe ist entsch… ach ne, das Ding macht bloß ne Kunstpause und sprengt den Bus doch noch in die Luft.

Nachdem nun ein ganzer Bus mit kleinen Kindern und den Angehörigen des Protagonisten in einen Feuerball aufgegangen ist, wird es Zeit wofür? Genau, für pansigen Holzhammer-„Humor“ unterster Kajüte. Zuständig hierfür ist Jacky Cheung in der Rolle des Frankie Lone, einer hochgradig dezenten Parodie auf Jackie Chan. Bei Frankie handelt es sich folglich um einen gefeierten Martial-Arts-Star (stilecht im Bruce-Lee-Gedächtnis-Strampelanzug), der eigentlich für seinen aktuellen Film einen Sprung vom Dach eines Hochhauses absolvieren sollte, allerdings derart besoffen ist, dass er die Arschritze eines Assistenten für ein Loch in seiner Matratze hält. (Oh Gott.) Wer soll für ihn einspringen? Nun, wie wäre es mit, Trommelwirbel, Kit Li? Der ist in den beiden Jahren seit der Sache mit dem Bus aus der Armee ausgetreten und arbeitet nun als Frankies Bodyguard sowie gelegentliches Double.
Da Frankies Ruhm darauf beruht, dass er angeblich alle seine Stunts selber macht, wird für die anwesenden Fans eine kleine Schwindelei inszeniert – nachdem Kit vom Dach gesprungen und unten auf den bereitgelegten Matratzen aufgeschlagen ist, nimmt Frankie heimlich seinen Platz ein.
Während Frankie sich ungerechtfertigterweise feiern lässt, berichtet hinter den Kulissen Frankies Vater Kit von seinen Sorgen, was den missratenen Sohn anbelangt: „Frankie trinkt viel zu viel und sein Kung-Fu geht dabei den Bach runter. Er hat vergessen, was er einmal war. Er hat vergessen, was er dem Kung-Fu zu verdanken hat.“
Kit nimmt seinen Arbeitgeber in Schutz.

Bei dem Stunt waren auch die Reporterin Helen und ihr Kameramann dabei. Hinterher, im Televisions-Studio, als Helen sich zusammen mit dem Nachrichtenproduzenten (uargh, Hässwuchs!) die rekordierten Aufnahmen betrachtet (die Kamera gehört zu der Sorte, welche einen fertig geschnittenen Film aus verschiedenen Blickwinkeln liefert), fällt ihr das kleine Tauschgeschäft auf. Uh oh. Sie und der Produzent können ihr Glück kaum fassen und beschließen, Frankie medienwirksam auffliegen zu lassen. Aber vorher: „Wir folgen ihm 24 Stunden und machen darüber ne Reportage.“ Wie auch immer.

Der ahnungslose Frankie vergnügt sich am Pool mit haufenweise Bikini-Mädels, während Kit ein Auge offen hält und die Reportöse mitsamt Kameramann in einem nahegelegenen Baum lokalisiert. Der Bodyguard fordert die Herausgabe des Bandes. Als Helen sich dieses in den Ausschnitt steckt, dreht Kit sie kurzerhand auf den Kopf und schüttelt selbiges raus. Danach hetzt er den beiden Schäferhunde auf den Hals. Die folgende Flucht ist dank Hochspeeden extra lustig (klar doch).

Inzwischen erläutert Frankies Manager Charlie demselben, dass er als VIP zu einer exklusiven Party im neu eröffnenden Hotel Grandeur eingeladen sei, bei der eine „Sammlung russischer Kronjuwelen aus privater Hand“ ausgestellt werde, und zwar in drei gepanzerten High-Tech-Schaukästen mit Computerüberwachung. „Wenn jemand versucht, die Dinger ohne Geheimcode zu öffnen, klingeln die Alarmglöckchen.“ Frankie interessiert sich allerdings weniger für irgendwelchen Schmuck oder die Feinheiten computergestützter Sicherheitsvorrichtungen, als für die Anwesenheit schöner Frauen. Das klargestellt, springt er in den Pool, aus dem jemand in der Zwischenzeit das Wasser abgelassen hat – mit den erwartbar schmerzhaften Folgen. Witz, du bist umzingelt!

Anderswo: Ein muskulöser Mähnenträger trainiert freischwingend (= im Tanga) seine Kampfbewegungen, guckt nebenher Frankie-Lone-Filme und skandiert laut, dass er viel besser sei als dieser „alberne Gummizwerg“. Was hat der Mähnenträger mit dem Film zu tun? Ganz einfach: Er heißt Bond (ohne „James“) und ist die Nummer Drei eines bösen Terroristenführers, der die russischen Kronjuwelen aus dem Hotel Grandeur klauen will – und bei diesem bösen Terroristenführer handelt es sich um Doc! Whoa! Der hält eine motivierende Rede für seine Handlanger und enttarnt nebenbei einen verdeckten Ermittler. Dieser versucht sich zu retten, indem er sich Docs Nummer Zwei (eine Kampfamazone namens Fai-Fai) schnappt und ihr eine Pistole an den Kopf hält. Hätte er lieber sein lassen, denn auch wenn er es schafft, besagte Kampfamazone in die Schulter zu schießen: Sie ersticht ihn mit dem Messer.

Später im Hotel Grandeur, resp. Hotel Granedur (das Modell des Gebäudes – klar als solches erkennbar – ist hilariöserweise falsch angeschrieben): Die weiblichen Angestellten sind schon ganz aufgeregt, weil auch Frankie Lone zur Party kommen wird. Darunter: Terroristenbraut Fai-Fai in verdeckter Mission! Heieiei! Ein Polizist tritt dazu, will sich allerdings mit einer gewissen Joyce unter vier Augen unterhalten. Wir erfahren: Der Kerl (der aussieht wie Harry Potter, wäre der ein Mittzwanziger und Asiate) ist nicht nur Polizist, sondern auch Joyces Freund, und hat das Mädel auf diese Art und Weise zu einem Gespräch genötigt, weil sie alle seine Kontaktversuche gepflegt ignoriert. Lange Rede, kurzer Sinn: Joyce tritt seine Gefühle mit Fäusten und trennt sich von Henry (so heißt er nämlich), weil sie seinen Job für zu gefährlich hält und nicht plötzlich als Polizistenwitwe dastehen will. Einen Anruf auf seinen Piepser benutzt Joyce, um zusammen mit Fai-Fai abzuhauen. Draußen holt Doc Fai-Fai mit dem Auto ab; Joyce steigt spontan mit in den Wagen, um ihrem frischgebackenen Ex-Freund zu entkommen. Und lässt sich wenig später wieder absetzen, nachdem der schmierige Doc seltsam zudringlich geworden ist.
Fai-Fai: „Die Kleine hat dich ganz schön abblitzen lassen, Doc. So was lässt du dir gefallen?“
Doc: „Wart’s nur ab, ich bekomm jede Frau, die ich will.“
Fai-Fai sorgt sich indes, weil auch Frankie zur Party kommen wird; Doc hält den aber für eine „Witzfigur“, der nur so tut, als sei er so stark, blabla. „Bond wird ihn erledigen.“

Frankie dreht inzwischen mit einer Gruppe Komparsen und muss im Studio eine Szene nachsynchronisieren. Cheung chargiert, dass Vögel tot vom Himmel fallen. Anschließend geht er pissWAS ZUM TEUFEL! WIESO ZEIGT MIR JING WONG DEN PIMMEL EINES KLEINEN JUNGEN! IN NAHAUFNAHME! DIE PÄDO-SAU! GEHT’S NOCH!

Ähem. Noch mal: Unser Filmheld sucht eine Dillerbude auf und liefert sich ein Pinkelduell. mit einem kleinen Jungen, welcher Reißaus nimmt, als Frankie ihn anknurrt. Dafür stellt sich Mähnenträger Bond neben ihn! Mit dessen überlegenem Urinstrahl kann Frankie nicht mithalten. Bond überlegt sich, solchermaßen ermuntert, den Gummizwerg gleich an Ort und Stelle wegzumetzeln, aber in dem Moment kommt Kit hinzu. Der Missetäter gibt aber nicht einfach auf, sondern platziert eine Mine vorm Toiletteneingang. Frankie tritt prompt drauf, doch bevor er den Fuß heben (und damit die Bombe auslösen) kann, greift Kit ein und macht die Mine unschädlich (zumindest jagt sie bloß ein Auto in die Luft, keinen Filmstar).
Hernach nimmt Kit die Verfolgung Bonds auf, verliert den aber, als dieser in einen Doppeldeckerbus einsteigt.

Am Abend der Party. Reporterin Helen und ihr hässlicher Nachrichtenproduzent warten schon, als Frankie vorfährt. Kit warnt ihn noch vor der Reporterin, sie revanchiert sich, indem sie ihm hinter Frankies Rücken eine lange Nase dreht. Während der junge und der alte Lone nebst Manager Charlie die Party entern, fährt Kit den Wagen parken. Unterwegs hört er, vor einer Ampel haltend, ein Handygespräch mit – und spitzt sofort die Ohren, denn die Stimme des Kerls im anderen Wagen kommt ihm seltsam bekannt vor. Kein Wunder: Es ist Doc! Als der Kerl das Gespräch mit „C’est la vie, Verehrtester“ beendet, leuchtet bei Kit ein ganzer Christbaum auf; er macht auf der Stelle kehrt und fährt zurück zum Hotel. Während aber Doc mit seiner gefälschten Einladung eingelassen wird (und zunächst einmal Joyce belästigt), muss Kit draußen bleiben; das mit der Stimme glaubt ihm keiner. Kit: „Dann ruf ich die Polizei!“ Und ab.

Auf der Party schmeißt sich Frankie an Fai-Fai ran, während die Reporterin und ihr Produzent eine Kamera einschmuggeln, um damit den tintenfischgleich um sich grabbelnden Star in der Linse zu behalten.
Da werden die Kronjuwelen (des Zaren Nikolas II., wie wir hören) mit viel Pomp präsentiert. Allgemeines „Oh!“ und „Ah!“.

Draußen tauchen Docs Lakaien in trojanischer Verkleidung auf und wüten killenderweise unter den Wachen des Hotels. Ein Sicherheitsbeamter, der dies über die Überwachungsanlage beobachtet, wird von der sich eingeschlichen habenden Fai-Fai mit der Machete kurzerhand, äh, um eine Hand kürzer gemacht. Aua. Jedenfalls haben die kriminellen Elemente nun das Gebäude erfolgreich infiltriert.
Oben macht sich Doc, nachdem Joyce ihn hat abblitzen lassen, an die Reporterin ran (der notgeile Honk), wird aber vom Nachrichtenproduzenten dumm angearschlocht. Das wird der noch bereuen.
Die Gangster annektieren unter der Führung von Rabbit (Docs Nummer Eins) und Bond die Lobby. Frankie, grad auf der Suche nach einer Toilette, wird Zeuge dessen und versucht, sich unbemerkt aus dem Staub zu machen, ein sterbender Hotelangestellter hält ihn aber durch einen Türspalt hindurch fest – im Schritt. Rabbit erschießt den Kerl, was dessen Griff um Frankies Eier ruckartig verstärkt. (Lost, lacht schon!) Schließlich entkommt unser Filmstar doch noch, steht nun aber in (langen) Unterhosen da (hahahaha) und wird von Mähnenträger Bond verfolgt. Auf der Flucht sucht er im Überwachungsraum Unterschlupf und stößt dort auf Fai-Fai, ohne zu ahnen, dass sie zu den Bösen gehört. Sie spielt das Spiel vorerst mit und versucht, ihn hinterrücks mit der Machete abzumetzeln, wird aber „lustigerweise“ immer wieder davon abgehalten. Die Sache endet damit, dass Bond Fai-Fai als „Geisel“ nimmt, um Frankie dazu zu zwingen, sich ihm auszuliefern. Der Filmstar entscheidet sich allerdings dafür, das hilflose „Opfer“ dem Bösewicht zu überlassen, und sucht das Weite. „Das ist ja ein Mordskerl. Mein Held!“, bemerkt Fai-Fai gallig.

Kit palimpalimt inzwischen beim Polizeipräsidium vorbei und verbreitet erneut seine Geschichte (das mit der Stimme und so) – unser Jungbulle und Joyce-Ex-Freund Henry glaubt ihm und fährt mit ihm zum Grandeur.

Dort stürmen die Übeltäter grad die Party und halten die Gäste mit Waffengewalt in Schach; Reportöse Helen filmt heimlich mit. Zunächst wird der Chef des Sicherheitsdienstes aus der Menge gepickt, wegen des Geheimcodes für die computergesicherten Schaukästen nämlich. Doch: „Der Code wurde heute morgen von unserem Sicherheitsexperten installiert, mir ist er nicht bekannt.“
Falsche Antwort. PENG!
Muss halt der terroristische IT-Experte ran – natürlich ein Inder.

Bond spürt inzwischen Frankie auf. „Mein Name ist Bond. [Ächz.] Ich wollte schon immer mal gegen dich kämpfen, um zu sehen, ob du wirklich so gut bist.“
Frankie leistet aber herzlich wenig Gegenwehr und verlegt sich stattdessen auf feiges Geflenne. Was für eine Enttäuschung für den verhinderten Prügelknaben.

Kit und Joyces Ex-Freund Henry bremsen vor dem Hotel (im herzigen Kleinwagen des Jungbullen). Die verkleideten Terroristen versuchen, die beiden abzuwimmeln; als das nicht gelingt, holen sie ihre dicken Kanonen hervor und zerschießen das halbe Erdgeschoss in einem infernalischen Ejakulationssturm blauer Bohnen. Während Henry sich hinter einem überraschend widerstandsfähigen Sofa in Sicherheit bringt, hopst Kit in dessen Auto, brettert damit in die Lobby und fährt ein paar Schaufensterpuppen, äh, Gangster um. Nachdem er Henry aufgeladen hat, fährt er rückwärts in den … Aufzug. Mit einem Humvee ginge das nicht.
Während die beiden solchermaßen rauf zum obersten Stock gondeln (der Lift weiß augenscheinlich ganz von selbst, wo’s hingeht), gibt Henry Kit sein … Minilaptop? Ich hab keine Ahnung. Jedenfalls ist das so ein aufklappbares Elektrodingens mit Tastatur. Dazu Henry: „Würden Sie das aufbewahren? Von meiner Freundin, ein Geschenk. Sie hat auch so ein Teil. In einer gewissen Reichweite können wir uns damit Nachrichten schicken. Wenn ich hier draufgehen, bitte geben Sie es ihr zurück.“(Hm, ich frage mich, ob besagtes Teil noch eine Rolle spielen wird, grübel, grübel.)
Im Partysaal schubst Mähnenträger Bond Frankie zu den anderen Geiseln, da krachen auch schon Kit und Henry mit dem Kleinwagen aus der Liftkabine und verbreiten nach Kräften Chaos. Die Fahrkünste des Ex-Leutnants verhindern nicht, dass die Kalesche durch die Fensterfront donnert und unten auf einem Polizeigefährt landet (unsere Helden sind vorher abgesprungen).

Frankie, sein Daddy und Manager Charlie nutzen den Tumult, um ihrerseits den Computer-Fritzen als Geisel zu nehmen. Doc seinerseits tut so, als würde er zu den Guten gehören, und bedroht seine rechte Hand Rabbit mit einer angebrochenen Flasche. Die Gangster geben zum Schein auf und legen ihre Waffen nieder. Nun, ich weiß nicht, was Docs Plan gewesen wäre, aber es passiert Folgendes: Joyce bedankt sich bei Doc: „Ohne Sie wären wir verloren.“
Darauf der Übeltäter: „C’est la vie, Verehrteste.“
Kit hört das, flippt aus und feuert mit einer Uzi blindlings auf den Doc. Dies zieht eine allgemeine Schiesserei nach sich, in deren Verlauf die Bösen die Oberhand zurückgewinnen, mehrere unschuldige Partygäste das Zeitliche segnen und Henry angeschossen wird. Bravo Kit, sehr gut gemacht! Klatsch, klatsch!
Immerhin: Frankie nebst Daddy und Manager entkommen, fernerhin die Reporterin und eben Kit. Der Doc indes: „Ab sofort läuft Plan B!“
Draußen postieren sich derweil die Polizeikräfte von halb Hongkong. Ein Spezialteam probiert eine Offensive auf die Lobby, wird aber von einer Bombe weggefegt. Hoppla.
Sie hält sich immerhin besser als eine gewisse archäologische Heulsuse.

Reporterin Helen (aus irgendeinem Grund von den anderen Flüchtlingen getrennt) versteckt das Videoband unter einer Vitrine und verbirgt sich vor Vize-Obergangster Rabbit, indem sie sich auf der Herrentoilette als Teil des Wandbildes tarnt (ich versichere, das liest sich nicht halb so bescheuert, wie es im Film aussieht). Rabbit durchschaut allerdings die „schlaue“ List, kippt ein paar Kübel Schlangen in die Toilette (?) und lässt die Tür zunageln: „Geben Sie mir das Video und ich höre auf damit!“
Die panische Reporterin bringt sich vor dem giftigen Schleichzeugs auf einer WC-Schüssel in Sicherheit und hat das Glück, dass Kit zusammen mit Frankie und dessen Vater in die Lüftungsschächte gekraxelt ist – über ein offenes Gitter entkommt sie dem tödlichen Örtchen, grad rechtzeitig, bevor ein bösartiger Leguan (!) seine Zähne in sie schlägt. Endlich in Sicherheit lässt sie sich von Kit trösten, was Frankies Eifersucht weckt – er versucht, es seinem Bodyguard gleich zu tun und begrapscht Helen, kriegt allerdings von der Reporterin einen Stoss verpasst und kracht durchs offene Gitter. Eine Hundertstelsekunde, bevor er im Schlangenhaufen unten landet, kriegen ihn die anderen an den Hammelbeinen zu packen und holen ihn wieder rauf – vorher setzt der Leguan allerdings erfolgreich zum Sprung an und beißt Frankie in den Hintern (!).

Unsere Helden klettern aus den Schächten und machen in einem Hotelzimmer Zwischenhalt. Während Frankie wegen seines harmlosen Leguanbisses weibisch rumjammert, bricht die Reporterin still zusammen – eine Schlange hat sie erwischt. Kit schneidet mit seinem Messer die Bisswunde auf und saugt das Gift ab. Frankie requestiert, dass sein Vater das Gleiche auch für ihn tut. Vater: „Ich soll an deinem Hintern nuckeln?“
Frankie: „Wenn du nicht nuckelst, werde ich sterben.“
Vati geht das Risiko ein.
Egal. Daddy Lone ist dafür, sich vom Acker zu machen und die sterbende Reporterin zurückzulassen, was sein Sohnemann sofort sekundiert. Philanthrop Kit freilich bleibt zurück, um schnellstmöglich ein Gegengift für Helen zu finden. Da fällt ihm Henrys aufklappbarer elektrischer Nachrichtenversender aus der Tasche …

Im Partysaal manipuliert immer noch der indische Bös-Informatiker an den Schaukästen rum. (Zwischenfrage: Soweit ich verstehe, machten sich die Bösen die Mühe, um den Alarm nicht auszulösen. Aber nachdem sie eh von der grünen Minna umzingelt sind: Wofür die Umstandkrämerei?)
Joyce kümmert sich um ihren angeschossenen Ex-Freund Henry, während Doc sich Helens Produzenten greift und droht, denselben aus dem Fenster zu werfen (er hat ihn vorhin bekanntlich blöd von der Seite angefotzt). Grad in dieser Sekunde kriegt Joyce eine SMS von Kit auf ihr Aufklapp-SMS-Dingens; er fragt, ob es im Hotel ein Krankenzimmer gäbe. Joyce dirigiert ihn zum vierten Stock.
Kommissar Ling, örtlicher (und dicklicher) Befehlshaber der Polizei, funkt Doc an: „Was sind Ihre Forderungen?“
Doc: „Sie hauen hier sofort ab. Und wir brauchen einen Helikopter, der uns auf dem Dach aufnimmt.“
Um seine Entschlossenheit zu beweisen, schmeißt er eine Leiche aus dem Fenster. „Als nächstes ist der Nachrichtenproduzent dran!“

Frankie und sein Vater liefern sich auf der Suche nach dem Ausgang ein kleines Katz-und-Maus-Spiel mit den Gangstern und sehen aus einem Versteck heraus mit an, wie sich Bond und Fai-Fai im Rahmen einer kleinen Rivalität unter Gangstern die jeweilige Scheiße aus dem Leib prügeln (unter Docs Lakaien herrscht ein leichtes Disziplinproblem, scheint mir) – Bond ist ganz der emanzipierte moderne Mann und hält sich gegenüber Fai-Fai keineswegs zurück, bloß weil sie eine Frau ist (Cunt Punch!). Der Furie kommt schließlich gelegen, dass Frankie und Daddy Lone die Situation falsch einschätzen, sie immer noch für einen Partygast, bzw. ein unschuldiges (wenngleich wehrhaftes) Opfer halten und Bond übermannen. Kaum ist der Brutalo verschnürt, zeigt Fai-Fai ihr wahres Gesicht und bedroht ihre „Retter“ mit der Waffe. Frankie ist etwas begriffsstutzig, aber sein Vater blickt durch: „Sie gehört zu dem Kerl hier!“
Die beiden versuchen, das Blatt mit kampftechnischem Einsatz nochmals zu wenden, aber sind zu inkompetent dafür. Bond befreit sich wieder und hält Frankie einen der erwähnten gelb-schwarzen Strampelanzüge hin, den er sich extra hierfür besorgt hat: „Du wirst es anziehen und wir werden kämpfen.“ Frankie zieht erneut das Rumheulen vor.

Während ein Spielzeughubschrauber beim Puppenhaus-Hotel landet, hat Kit Helen ins Krankenzimmer verfrachtet und nicht nur das richtige Gegengift gefunden, sondern selbiges auch mit sicherer Hand in ihre Venen gespritzt. Sie gesundet innerhalb von Sekunden. Der Bodyguard missbraucht ihren geschwächten Zustand, um ihr seine Lebensgeschichte zu erzählen (schnarch), und fragt hinterher nach dem Versteck des Videobandes, um es sich zu holen. Ich weiß nicht genau, weshalb das Ding so wichtig ist (ist nicht so, als bräuchte die Polizei noch Beweise oder bestünde die Gefahr, dass die Verbrecher das Band finden), aber was soll’s: Ein MacGuffin ist so gut wie der andere.

Der IT-Fritze hat den ersten Schaukasten aufgekriegt. Doc packt sich das betreffende Collier und will es Joyce schenken, die schlägt es ihm aus der Hand. Dafür schnappt sich der Fiesling Henry. Als er sich gerade überlegt, wie er mit dem Jungbullen am besten verfährt, bringen Bond und Fai-Fai Frankie nebst Daddy zurück. So weit, so gut. Aber Doc ist unzufrieden, weil Kit immer noch auf freiem Fuß ist.

Apropos Kit: Der Bodyguard versucht, sich das Videoband zu schnappen, und steckt hastenichtgesehen mitten in einer ausgewachsenen Schiesserei. Wieder mal. Schließlich läuft alles auf einen mörderischen Zweikampf zwischen Kit und Vize-Oberübeltäter Rabbit heraus; die Kampfkunstdarbietung würde freilich mehr Eindruck machen, wäre das Duell nicht größtenteils hochgespeedet. Egal: Kit bringt es fertig, Rabbit mit einer Lichtschiene aufzuspießen und elektrisch zu rösten. Hasenbraten am Spieß.
Im nächsten Moment steht unser Held Mähnenträger Bond gegenüber, der mit Handgranaten schmeißt. Kit weiß sich nur zu helfen, indem er aus dem Fenster hüpft – zum Glück steht unten die Feuerwehr mit einem Sprungtuch bereit.
Kit wird zu Kommissar Ling verfrachtet, macht ne kurze Zeugenaussage und erzählt schon wieder sein Geschichtchen von Doc. Und: „Soviel ich weiß, sind die Geiseln alle im obersten Stockwerk.“
Ling: „Ich weiß. Er hat einen Helikopter verlangt, um damit zu fliehen.“
Kit: „Sie werden doch wohl nicht darauf eingehen!“
Ling: „Unter den Geiseln befindet sich auch ein Botschafter, wir haben keine Wahl.“
Um den Kommissar davon abzuhalten und gleichzeitig davon zu überzeugen, ihn zurückzuschicken, um die Terroristen eigenhändig zur Strecke zu bringen (und wieso sollte Ling nicht darauf eingehen …), händigt ihm Kit das Videoband aus. (Wieso selbiges den Chefbullen umstimmen soll, weiß ich auch nicht, aber kack drauf.)

Doc nimmt die Nachricht von Rabbits Tod nicht sonderlich gefasst auf – denn der Verblichene war sein Bruder! Schockomatron! Der Chefterrorist kriegt also nen Wutdurchfall und will aus Gründen der Vergeltung Frankie erschießen. Manager Charlie mischt sich ein und versucht schwätzenderweise, Doc von diesem Vorhaben abzubringen. Der lässt ihn dafür aus dem Fenster werfen. Rabiat. Hernach funkt Doc dem Kommissar: „Ich erwarte den Helikopter in fünf Minuten auf dem Dach. Außerdem möchte ich Kit Li, den ihre Männer vorhin aufgefangen haben. Und machen Sie keine Dummheiten, sonst müssen der Botschafter und seine Frau sterben!“

Inzwischen wird Reporterin Helen (ja, die ist auch noch da) im Krankenzimmer von einem der Gangster aufgestöbert. Tatkräftig haut sie ihn mit einer Sauerstoffflasche K.O., schnappt sich seine Waffe und schleicht sich zum Partysaal, ohne bemerkt zu werden. Die Terroristen bereiten sich grad darauf vor, abzuhauen (hm, spätestens jetzt müsste Docs Entourage aufgehen, dass ein einzelner Helikopter kaum sie alle in Freiheit wird fliegen können). Kampfamazone Fai-Fai entdeckt Joyces kleines Nachrichtenübermittlungsgerät und schmeißt das Ding wütend weg – es schlittert durch die Macht des Zufalls direkt vor Helens Füße.

Währenddessen zieht Kit einen Flunsch: Gegen seinen Rat und obwohl er den Bullen das Video gezeigt hat (mir ist immer noch nicht klar, was genau selbiges nach seiner Ansicht hätte bewirken sollen), wollen selbige auf die Forderungen von Doc eingehen. Und er darf auch nicht mehr zurück ins Gebäude (dass der Chefgangster vorhin seine Auslieferung verlangt hat, fällt irgendwie unter den Tisch). Also greift sich unser Held eine Waffe und hält sie dem Kommissar an den Kopf (hatten wir auch schon eine Weile nicht mehr); solcherart beschafft er sich Gewalt über den Hubschrauber und hebt ab (ja, einen Pilotenschein hat er ebenfalls).
In dem Moment simst ihm Reporterin Helen über das Aufklapp-Handy-Dingens eine ausdrückliche Warnung zu, auf dem Dach zu landen, denn „die warten dort schon, um Sie umzubringen!“ Was tun? Kit steuert seinen fliegbaren Untersatz zum obersten Stock und feuert mit seiner popeligen Pistole auf die Terroristen, während die mit Maschinengewehren zurückschießen. Der Helikopter gerät ins Trudeln und stürzt, nachdem Kit abgesprungen ist, durch die Fensterfront, legt das ganze Stockwerk in Schutt und Asche, schneidet mindestens einen Terroristen in der Mitte durch (woohoo!) und vergeht in einer gewaltigen Explosion, die nicht nur die meisten Terroristen, sondern auch die restlichen Kronjuwelen und mutmaßlich die eine oder andere unschuldige Geisel erwischt. Bravo Kit, sehr gut gemacht! Klatsch, klatsch!

Zumindest bleibt er an Doc dran, stellt aber fest, dass der Spitzbube Helen gefasst und mit einer explosiven Weste eingekleidet hat: „Das ist genau die gleiche Bombe wie vor zwei Jahren!“
Kit schmeißt sein Messer und verletzt den Bösewicht, der entkommt gleichwohl (mitsamt den geklauten Kronjuwelen): „Holen Sie mich doch – dann werden Sie aber keine Zeit mehr haben, um die Bombe zu entschärfen! Hehehehe!“
Gutmensch, der er immer noch ist, entscheidet sich Kit für den Knallfrosch.

In der Lobby werden Frankie, Daddy Lone, Henry und Joyce von Fai-Fai sowie Bond aufgehalten. Hotelmaid Joyce überwältigt die Terroristenbraut, als die grad Henry erschießen will – stattdessen schnappt sich der Jungbulle ihre Waffe und verpasst ihr damit ein paar saftige Kopfschüsse, splotsch! Bond aber kickt Henry gegen ein Klavier und haut Frankies Vater kräftig eins vor den Latz – was den feigen Filmstar derart in Rage versetzt, dass er sich endlich in den Kampf mit dem aggressionsorientierten Halunken stürzt. Nachdem Bruce Lee mannigfach Gelegenheit erhalten hat, sich im Grab umzudrehen, und der Zeitraffer erneut ausführlichst zum Einsatz gekommen ist, killt Frankie den Terroristen mit einem geschickten Wrestlingmove.

Die Polizei hat sich zu guter Letzt Zugang zum Hotel verschafft, ohne dabei weggesprengt zu werden. Doc mischt sich als angebliches Opfer unter die Geiseln und verschwindet unter dem Radar.

Obwohl die fünf Minuten nach allen Regeln der Logik längst vorbei sein müssten, versucht Kit immer noch, den Böller zu entschärfen. Plötzlich klingelt das Handy, welches Doc vorhin liegenlassen hat. Der Lump selbst hängt am Apparat (er ruft von einer Telefonzelle aus an): „Ich wollt nur wissen, ob rot oder blau. Die Zeit rennt ihnen davon, mein Freund. Muahahaha!“
Doch Kit durchschaut die vertrackte Teufelei seines Widersachers: Es ist weder der rote noch der blaue Draht! „Den blanken Draht, nur den muss ich durchschneiden! Ich hab’s gelöst!“
Und in der Tat, Helen ist gerettet! Jubel! Freu! Der Kandidat gewinnt einen Kühlschrank!
Doc: „Da hatten Sie mal richtig Glück. […] Aber wir werden uns sicher wiedersehen und dann werden Sie mir nicht so leicht davonkommen, haben Sie gehört?“
Jäh setzt Kit sein Trollgesicht auf: „Fühlen Sie sich ein bisschen schwindlig? Ist Ihnen vielleicht kalt? Vielleicht haben Sie auch Nasenbluten … [Hat Doc in der Tat.] Mein Messer war vergiftet!“ (Ihr erinnert euch: Die Schlangen, Helens Bisswunde, etc.)
Doc bricht vor der Telefonzelle zusammen und verreckt elendiglich, während ein paar jugendliche Delinquenten seine Taschen ausräumen. (Zur Rekapitulation: Die russischen Kronjuwelen, die nicht zerstört wurden, befinden sich damit im Besitz irgendwelcher pickelfressiger Hosenscheisser. Bravo Kit, sehr gut gemacht! Klatsch, klatsch!)

Im Grandeur lässt sich Frankie von der Presse als Held des Tages feiern. Kit, in Begleitung von Helen, hält sich bewusst im Hintergrund. Draußen blödfragt die Reportöse: „Worüber denken Sie nach?“
Kit: „Ich hab das Gefühl, dass ich ab heute wieder schlafen kann. Die Albträume sind vorbei.“
Der dicke Kommissar will allerdings noch die Aussage der beiden aufnehmen.
Kit: „Von wegen schlafen.“
Helen: „Nur keine Sorge, es kommen auch bessere Zeiten. Mein Bett ist wirklich sehr bequem, ich warte auf Sie.“
Happy End und so.

Gute Güte, die Feinheiten Hongkong’schen Humors können den unbedarften Europäer ganz schön auf kaltem Fuß erwischen – insbesondere, wenn wie im vorliegenden Fall Holzhammer-Gepanse auf ernsthaftes Drama und brutale Gewalt treffen. Wenn dann im einen Moment zig kleine Kinder rücksichtslos ermordet werden und schon im nächsten Jacky Cheung als nerviger Pausenclown herumhampelt, ergibt das nicht nur einen milde irritierenden Kontrast, sondern wirkt das auch irgendwie … herzlos. Fast wie eine schwarze Komödie (mit Action), aber dafür ist zum einen der Humor arg platt (ach ne), zum anderen laufen der komödiantische und der dramatische Part mehrheitlich aneinander vorbei, ohne zusammen ein sinnvolles (hihi) Ganzes zu ergeben (Kits, der sein Trauma überwinden muss, und Frankie, der sich selber überwinden muss, verkörpern quasi zwei Handlungsfäden mit unterschiedlicher Tonart, die sich weitgehend parallel und ohne Berührungspunkte abwickeln).

Apropos „arg platt“: Das Humorverständnis von Wong, Cheung und Co. ist wirklich erschütternd: Hemmungsloses Herumgekaspere auf Kindergartenniveau in Verbindung mit exzessiv eingesetztem Zeitraffer und strunzdämlichen Witzen ergibt eine Mischung, die fatal an deutsches Komödiengut à la Rudi Carrell erinnert. Und Possen wie die mit der Arschritze oder dem Kinderpimmel sind wahrlich nicht mehr weit entfernt vom Level einer durchschnittlichen Jochen-Taubert-Videobandverschleuderung.
Ein großer Unterschied besteht jedoch: Ist betont harmloser Mongo-Schrott wie Wenn die tollen Tanten kommen einfach nur zum Gähnen, so erreicht „Total Risk“ mit der Hongkong-typisch durchgeknallt-nervösen Inszenierung (insbesondere die Kameraführung ist furios), dem Hang zu zynischer Bösartigkeit und dem erwähnten beißenden Kontrast zwischen Albernheit und Drama/Gewalt einen gar formidablen WTF-Faktor. Mit anderen Worten: Ich saß mit heruntergestürzter Kinnlade vor dem Bildschirm und hab mich nicht mehr eingekriegt. Ganz großes Kino. (Aber irgendwie hab ich als Langnase jetzt Angst vor einer Bevölkerung, für die so was angeblich ganz normale Unterhaltung ist.)

Es ist zudem hilfreich, dass „Total Risk“ eine Parodie auf die „Stirb langsam“-Teile ist (vor allem auf den ersten; selbst der Originaltitel des Heulers ist eine Anspielung auf den Hongkong-Titel des Bruce-Willis-Vehikels) und der durchgeknallte Humor passenderweise mit Actionszenen ergänzt wird, für die der Ausdruck over the top geradezu erfunden wurde – ob mit einem Kleinwagen ganze Stockwerke verwüstet oder mit dem Hubschrauber 9/11 nachspielt werden, für Hochstimmung beim Publikum ist gesorgt (trotz oder gerade wegen der immer wieder sichtbaren Budgetbeschränkung, welche die Filmer mitunter dazu zwingt, auf gar herzige Modelleffekte auszuweichen). Das Gleiche gilt für die Splattereffekte: Abgehackte Hände, Leute, die aus dem obersten Stockwerk geschmissen werden, explosive Durchschüsse, Terroristen, die von Rotorblättern zweigeteilt werden – da weint sich der Fan vor Freude ein bisschen in die Hose (selbst wenn immer wieder die Puppen als solche erkennbar sind).
Vom Feinsten sind auch die Kampfszenen und Schiessereien, choreographiert von Regisseur/Schauspieler und Jet-Li-Kumpel Corey Yuen („The Bodyguard from Beijing“, „My Father Is a Hero“), obschon der Einsatz von Zeitraffer die Wirkung öfters etwas dämpft.
Hauptverantwortlich für die Inszenierung ist aber Jing Wong, seit Jahrzehnten einer von Hongkongs finanziell erfolgreichsten (aber kritikerseits nicht gerade beliebtesten) Regisseuren, Produzenten und Drehbuchautoren. Anfänglich fürs Fernsehen sowie die Shaw Brothers, bald für eigene Produktionsfirmen, schuf er seine legendären Werke (wie „God of Gamblers“, „Naked Killer“, der erwähnte „City Hunter“ oder „Raped by an Angel 4: The Raper’s Union“) mehr oder weniger am Fliessband und weitgehend ohne künstlerischen Anspruch, dafür mit gnadenlosem Rückgriff auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. „Total Risk“ ist da nicht anders. (Dass Wongs Story ein wenig originelles Konglomerat aus allen greifbaren Actionfilm-Klischees ist, versteht sich schon aus Gründen der Parodie.)

Wong nimmt also keinerlei Rücksicht auf Verluste oder Niveau, was Humor oder Action anbelangt, und selbst bei der personalen Ausstaffierung seiner Story übertreibt er’s deftig. Will sagen, in „Total Risk“ balgen sich mindestens zehn ungefähr gleich gewichtete Protagonisten in wechselnden Konstellationen um die Gunst des Zuschauers – die Folge dieses Gewusels ist, dass mitunter wichtige Personen für eine ganze Weile von der Bildfläche verschwinden (selbst Kit, der keine Hauptfigur im eigentlichen Sinne darstellt) oder unvermittelt zu Stichwortgebern reduziert werden (Joyce und Henry tragen über das letzte Drittel der Laufzeit hinweg kaum noch was zur Handlung bei). Es hat auch zur Folge, dass der Hintergrund des Bösewichts nach den anfänglichen Andeutungen („Ich war auch Soldat“) komplett im Dunklen bleibt, Kits Trauma mehrheitlich aufgesetzt wirkt oder Frankies Wandlung vom Säufer-Saulus zum Kung-Fu-Paulus nur rudimentär durch die Handlung developiert wird. Die Charaktere bleiben oberflächliche Pappkameraden, schlichte Trägerelemente für Gags und Action – was bei einem Film dieser Art nur konsequent ist.

Wenn wir schon dabei sind, geh ich gleich zur Schauspielerschelte über: Jet Li hat hier die Hauptrolle dem Vernehmen nach nur deshalb übernehmen können, weil sich Regisseur Jing Wong bei den Dreharbeiten zum inzwischen inflationär erwähnten „City Hunter“ mit Jackie Chan verkrachte. Von daher scheint auch zu rühren, dass Jacky Cheungs Rolle als nicht-so-subtiler Seitenhieb auf Chan angelegt ist. Der solchermaßen respektlos Portraitierte hat das den Verantwortlichen übrigens sehr übel genommen (bloß, weil Wong mit dem Film quasi behauptet, dass Chan ein dauerbesoffener Weiberheld ist, der seine Stunts gar nicht selber macht? Pfzzz …), was wiederum Jet Li dazu veranlasst hat, sich persönlich bei ihm für seine Mitwirkung am Film zu entschuldigen.
Davon mal abgesehen: Jet Li überzeugt nicht grad als großer Charakterdarsteller, bringt aber das Charisma und die athletischen Fähigkeiten mit, um den Film eigentlich auch alleine getragen haben zu können (äh). Nur, Wong macht ihn halt zu einer Figur unter vielen.
Cheung wiederum … Nun, ein kampftechnisches Talent ist ihm nicht abzusprechen (weswegen er gar nicht schlecht fährt, wenn er einen auf Bruce Lee macht), aber was die klamaukige Seite seiner Performance anbelangt, oh Gott. Ich sag’s mal so: Dass Jackie Chan sich verarscht fühlte, kann ich gut verstehen (spricht das jetzt für oder gegen Cheungs Können?). Diplomatischer formuliert: Ob man ihn lustig findet oder nicht, ist Geschmackssache. Im echten Leben ist Cheung übrigens nicht nur ein erfolgreicher Schauspieler („Swordsman“, „Bullet in the Head“), sondern mehr noch einer der berühmtesten Popsänger nicht nur in Hongkong, sondern ganz Asien, mit über 60 Millionen verkauften Tonträgern (singen tut er in „Total Risk“ aber nicht).

Mit Kelvin Wong wurde für die Rolle Docs ein erfahrener Fieslingsdarsteller besetzt (Das Todesschwert der Ninja, „Police Story 3“, „Moon Warriors“), der dann auch entsprechend gut fährt (obwohl er nicht ganz an Alan Rickman rankommt, gell).
Etwas mehr im komischen Sektor bewegen sich Billy Chow („Robotrix“, „The Romance of the Vampire“, „Roller Blade Killer“) als Bond und Ben Lam („Police Story“, Roboforce, Holy Virgin vs. the Evil Dead) als Rabbit.
Kampfamazone Valerie Chow („Twenty Something“, der Wong-Kar-Wai-Streifen „Chungking Express“, „The Blade“; in „Phantoms“ übernahm sie die Minirolle einer japanischen Wissenschaftlerin) fällt vor allem durch ihre starken Kieferknochen auf (inzwischen hat sie das Schauspielern aufgegeben und dafür in Hongkong ein Geschäft für Kindermode eröffnet).

In der Rolle von Frankies Vater erleben wir die Martial-Arts-Schauspiellegende Wu Ma (seine beste/bekannteste Rolle ist wohl die des Geisterjägers in „A Chinese Ghost Story“; fernerhin trat er in Streifen wie „König der Shaolin“, „Hard Boiled 2“, dem Cynthia-Rothrock-Vehikel „Born to Fight“ oder „Once Upon a Time in China“ auf), freilich ohne sich kämpferisch großartig zu betätigen oder als Comic Relief sonderlich zu gefallen. Wa befleißigte sich übrigens auch ausgiebig der Regieführung („Gelbe Faust und blaues Auge“, „Mr. Boo meets Pom Pom“, „Chinese Ghostbuster“).
Ziemlich farblos bleiben Aushilfs-Zauberlehrling Chung-Hsien Yang als Henry (Yang hat keine erwähnenswerte Filmographie vorzuweisen) und die populäre Sängerin/Schauspielerin Charlie Yeung (bekannt aus den Wong-Kar-Wai-Hobeln „Ashes of Time“ und „Fallen Angels“; letzthin hatte sie eine größere Rolle im Nicolas-Cage-Streifen „Bangkok Dangerous“) als Joyce.
Gewinnt Jacky Cheung die Goldmedaille in Nervigkeit, so nimmt Darsteller/Regisseur/Drehbuchautor Lee Lik-Chi („Liebesgrüße aus Peking“, „Devil 666“, „Shaolin Kickers“) mit seiner Rolle des Nachrichtenproduzenten Silber mit nach Hause. Etwas erträglicher ist Charlie Cho („Mad Mission 2“, „Police Story“, „Devil of Rape“) als Frankies Manager (aber die Hemden, die Hemden!).

Bei all der Durchgeknalltheit überrascht es, dass die Filmmusik von Jussi Tegelman (inzwischen weniger als Komponist unterwegs denn als Soundtechniker für Filme wie „The Scorpion King“, Spider-Man 2, „The Day the Earth Stood Still“ oder „Drag me to Hell“) und Richard Yuen („Karate Tiger 3“, „American Shaolin“, „Once Upon a Time in China II“) durchgehend aus banalstem Synthie-Gedudel besteht. Immerhin wird auch Beethovens Fünfte angespielt (!).

DVD-Vergleich

Wie in der Einleitung erwähnt, hab ich zwei verschiedene Silberscheiben-Versionen vorliegen: Zum einen die Eastern Edition von Laser Paradise, zum anderen die 2 DVD Uncut Widescreen Edition (resp. Special Edition) von Laser Paradise/Evolution. Ankatt ist weder die eine noch die andere (natürlich), trotzdem sind beide indiziert (hmpf). Wenn man übrigens Schnittberichte.com glauben mag, so „sind sämtliche in der Special Edition fehlenden Szenen in der Eastern Edition vorhanden und umgekehrt“. Gngngng.
So wie ich das sehe, basiert die Eastern Edition auf der originalen Hongkong-Fassung, die Special Edition hingegen auf der amerikanischen Variante („Meltdown“). Was sind die Unterschiede? Die Eastern Edition wurde um fast sämtliche Splattereinlagen und einzelne Dialogstellen erleichtert, die geschnittenen Szenen wurden allerdings samt und sonders ins Bonusmaterial gepackt (zu finden unter, hüstel, „geschnittene Szenen“).
Für „Meltdown“ hingegen haben die Amerikaner einzelne Gagszenen gekürzt (unter anderem ist diese Version schniepelfrei), dem Film einen neuen Vorspann verpasst und die ursprüngliche Musik gegen einen etwas martialischeren, metalhaltigeren Sound sowie Hip Hop ausgetauscht. Die Special Edition enthält allerdings die originale deutsche Synchro mitsamt der Hongkong-Mucke (die Ausnahme sind der Vor- und Abspann). Diese Version hat sämtliche Gewalt- und Dialogszenen drin, welche der Eastern Edition abgehen – lustigerweise hat man diese neu synchronisiert, obwohl es auch für diese Stellen einstmal eine deutsche Synchro gab (wie man bei den „Geschnittenen Szenen“ im Bonusmaterial der Eastern Edition nachprüfen kann). Weil sich die Neuvertonung dieser Szenen blind an die amerikanische Fassung hält, widersprechen sich die Dialoge mindestens an einer Stelle (als Doc nach einem Helikopter verlangt, ist plötzlich von irgendeinem Häftling die Rede). Notabel ist zudem, dass die Amis ihre Texte entschärft haben: Versucht Reporterin Helen in der ursprünglichen Fassung, den Gangster im Krankenzimmer mit einem Handjob zu bestechen („Das reicht Ihnen nicht … Dann nehme ich die Zunge zu Hilfe, darin bin ich eine Expertin!“), wird daraus in „Meltdown“ und folglich deutschen Neusynchro ein Exklusivinterview. Da kreist der Brägen.
Jenseits der Abmilderungen ist die US-Synchro übrigens gar nicht so schlecht – die Sprecher sind besser als die deutschen und der Soundtrack ist (bis auf den Hip-Hop-Teil) funkiger als die dröge Hongkong-Beschallung.
Eine gänzlich ungeschnittene Fassung des Filmes (mit Pimmel und Gewalt) soll sich gerüchteweise auf der (wenig überraschend) ebenfalls indizierten Jet Li Edition (zusammen mit „Once Upon a Time in China“) von, na wem wohl, Laser Paradise befinden (die scheinen sich das Ziel gesetzt zu haben, so viele Varianten wie nur möglich auf den Markt zu werfen).

Noch ein paar Worte zur Ausstattung: Die Eastern Edition enthält neben der deutschen Spur auch den kantonesischen Originalton (mit Untertiteln); die (bild- und tonqualitativ etwas hochwertigere) Special Edition hingegen bietet den deutschen (teilweise, wie gesagt, nachsychronisierten) Ton sowie die englische Sprachfassung. Die Eastern Edition fährt als Bonusmaterial außer den erwähnten geschnittenen Szenen ein Feature „Kampfszenen“ auf, welches aus, na, Kampfszenen aus dem Film besteht (allerdings sind diese weder vollzählig noch –ständig); sinnlos. Dazu gibt’s diverse Filmographien und Trailer zu „Mad Mission“, „Iron Angels 1 & 2“ sowie „Ultra Force 1 & 2“ (die Trailer ergeben zusammen eine infernalische Aneinanderreihung von vollständig kontextbefreiten Martial-Arts-Einlagen und Explosionen; das ist würdig und recht).
Die Special Edition hingegen bietet unter „Total Jet Li“ eine ebenfalls nicht sonderlich notwendige Montage von Jet Lis Kampfszenen. Zu den russischen Kronjuwelen gibt’s allen Ernstes ein paar erläuternde Bildtafeln, dazu eine Handvoll Filmographien und einen englischen Trailer zum Film (welcher schamhaft verschweigt, dass „Meltdown“ nebenher auch eine Komödie ist) sowie einen zum Jet-Li-Historienschinken „Once Upon a Time in China“. Auf einer Bonus-DVD wird der deutsche Kurzfilm „Blue Hope“ (2002, 22 min.) vertickt. Der handelt von Diamentendieben, enthüllt, dass die Macher dem Anschein nach zuviel Tarantino oder Guy Ritchie gesehen haben, und ist gleichermaßen nervig wie dröge (freilich ist’s nicht so schlimm wie bei Timo Rose und ein Känguru spielt mit). Der Bonusfilm bringt eigenes Zusatzmaterial mit: Bildergalerien und ein paar Trailer.

Soweit mitgekommen? Hier noch mal das Ganze in der Übersicht:
Eastern Edition Special Edition
Cut: Splatter, Dialoge Gags, Pimmel, neuer Vor-/Abspann
Ton: Deutsch, Kantonesisch Deutsch (teilw. Nachsynchro & neuer Score),
Englisch (entschärft, neuer Score)
Bonus: „Geschnittene Szenen“, “Kampfszenen“,
Filmographien, Trailer „Total Jet Li“, „Die russ. Kronjuwelen“,
Filmographien, Trailer, „Blue Hope“
Laufzeit: 94:25 (93:30) 96:57 (95:25)
Freigabe: SPIO/JK: strafrechtlich unbedenklich
(indiziert) ungeprüft
(indiziert)

Fazit & Bewertung

Versierte Hongkong-Kino-Kenner mögen sich über ein Greenhorn wie mich lustig machen, aber mir ist grad erstmals so richtig aufgegangen, was ich bisher verpasst habe. Da hat sich für mich eine Welt aufgetan, der ich gar nicht so abgeneigt bin: Durchgeknallte Action, furiose Splattereinlagen und ganz, ganz viel Holzhammer-Humor – das ist eine nicht sonderlich niveauvolle, aber unterhaltsame Mixtur. Nun erhol ich mich jedoch beim subtilen Schabernack eines etwas feingeistigeren Komikers. *Kollege Ascalons Asmussen-Sendung anhör*

© 2011 Gregor Schenker (Manhunter)


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 7


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