Torsil Ultra – Attack of the 1 Foot Killersocks

 
  • Deutscher Titel: Torsil Ultra - Attack of the 1 Foot Killersocks
  • Original-Titel: Torsil Ultra - Attack of the 1 Foot Killersocks
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  • Regie: Ralf Burmester
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Wachmann (Gerd Richter)
    Putzfrau #1 (Andrea Münzberg)
    Putzfrau #2 (Carminia Bhrada)
    Putzmann #1 (Nikita S. Edenhofer)
    Putzmann #2 (Ingo Lee)
    Putzmann #3 (Andrew „Machine“ Clay)
    Putzmann #4 (Michael Franzen)
    Hausmeister (Dietmar Münzberg)
    Wissenschaftler #1 (Udo Burmester)
    Wissenschaftler #2 (Christoph Effing)


Vorwort

Als bekannt bekennender „Fan“ (hüstel) von deutschen Amateurfilmen, zumal wenn sie aus der Horror-/Splatterecke stammen, kommt der Doc normalerweise eher wie die Jungfrau zum Kinde, d.h. sie werden mir zwangsvorgeführt, von den hoffnungsfrohen Machern eingeschickt oder, oder, ja eigentlich sonst gar nicht. Der Doc hängt nämlich der These an, dass man die Kröten, die man nicht hat, lieber für Filme ausgeben sollte, von denen man annimmt, dass sie einen gewissen Mindeststandard an Professionalität und Unterhaltungswert aufweisen (allerdings habe ich dank dieser Theorie für Van Helsing und Alien vs. Predator teuer Kinoeintritt bezahlt und mich bei Teutokill 2 und Mondleben gut unterhalten gefühlt, also ist´s vielleicht an der Zeit, diese Theorie einer kritischen Überprüfung zu unterziehen)…

Kurz gesagt, gänzlich freiwillige Betrachtung eines deutschen Amateurstreifens kommt im badmovies.de-Hauptquartier eher selten vor und muss dann im Eintretensfall entsprechend gewürdigt werden. Im Zuge des letzten Mini-Forumstreffens am letzten Wochenende wurde vom Doc und dem in den letzten Reviews inflationär erwähnten Desty wie üblich zu solchen Anlässen das Videodrom heimgesucht (als ob ich nicht genügend Schund zuhause hätte…). Obwohl wir eine handverlesene Vorauswahl getroffen hatten (mit der wir uns tüchtig auf die Nase legten, so rein qualitativ gesehen), stromerten wir natürlich noch ein bisschen durch die Gänge und stießen zufällig auf die Torsil Ultra-DVD. Gehört hatten wir beide schon von dem Streifen und da wir erstaunlicherweise beide hauptsächlich positive Reaktionen erinnerten, durfte die Scheibe ganz spontan noch mit.

Nun sind euphorische Reaktionen auf teutonische Amateurstreifen mit Vorsicht zu genießen – bekanntlich gibt´s für jeden Rose, Taubert, Schnaas oder Ittenbach genügend Anbeter, die die Werke ihrer Gurus in den einschlägigen Internet-Foren und Fan-Publikationen über den grünen Klee loben, was in den allermeisten Fällen nur mit „galoppierendem Realitätsverlust“ erklärt werden kann. Will sagen, dass ein Amateurfilm in der Szene einen guten Ruf genießt, lässt noch lange keine Rückschlüsse über die objektive Qualität (und bekanntlich ist der Doc die Objektivität in Tüten, gelle?) zu. Mal sehen, ob sich das „jeder Rotz hat seine Fans“-Syndrom fortsetzt oder Torsil Ultra tatsächlich was taugt…


Inhalt

1998 – in einem chemischen Forschungslabor. Zwei Weißkittel, demzufolge unschwer als Wissenschaftler zu identifizieren, mißhandeln arme, unschuldige Tennissocken, d.h. sie tauchen sie in Flüssigkeiten u.ä., aber nicht, weil eine endlich fällige wissenschaftliche Feldstudie ermitteln soll, warum Tennissocken auf Männer diesen gewissen „ich-trag-dich-gern“-Effekt haben, auf Frauen aber fulminant abtörnend wirken, sondern weil ein neues Waschmittel namens Torsil Ultra auf den Markt kommen soll, und es ja irgendwie peinlich wäre, wenn „Ilona Christiansen“ in der Werbung irgendwelchen haltlosen Tinnef über strahlendes Weiß etc. blöken würde. Obwohl die Markteinführung unmittelbar bevorsteht, machen die Forscher Feierabend. Adäquater Ersatz ist sicher die eintreffende Putzkolonne, bestehend aus zwei weiblichen und drei männlichen Putzteufeln.

Der erste, der merkt, dass im Staate Dänemark im allgemeinen und indiesem Labor im speziellen etwas nicht mehr ganz frisch riecht, ist der Hausmeister, der in einen der Laborräume stolpert, von einem digital leicht verfremdeten POV-Shot beobachtet, dann (suspense) von unbekannter Macht angegriffen und beim Versuch, kriechenderweise die ungastliche Stätte zu verlassen, kraftvoll zurück ins Verderben gezerrt wird. Drah die net um, das Monster, das geht um… Es folgen die Eröffnungstitel.

Die Putzbrigade macht sich mop- und besenbewehrt auf den Weg der glorreichen Schmutzbeseitigung. Aber einer tanzt ja immer aus der Reihe und das ist in diesem Fall einer der Männer im Team, der, den Walkman auf den Ohren und den Besen lässig neben sich, in ein unbenutztes Büro vordringt und sich dort den neuen Playboy o.ä. reinzieht. Macht ja auch mehr Spaß, als Fliesen und Ritzen die Hausstaubmilben auszutreiben, kann ich verstehen. Außerdem gibt´s noch den einen singulären Wachmann des Areals, der, wie´s Kollege Zufall so will, mit einer der Reinigungsfachkräfte verehelicht ist. Hat den Vorteil, dass sie ihm, dem Vergesslichen, den Thermos-Kaffee nachtragen kann.

Als letztes wesentliches Ensemblemitglied (die beiden weiteren Putzmänner brauchen wir nur, um sie noch effektgeladen aus dem Verkehr zu ziehen) begrüßen wir noch eine blonde Putzschlampe, die sich auf Toilette erst mal mehrere Pfund Make-up auf die Backen (im Gesicht, newa) klatscht. Ich weiß nicht, was das Mädel vor hat, aber es scheint dabei notwendig zu sein, sich so aufzutakeln, dass von dem verwendeten Rouge und Lippenstift ein halbes Dutzend Straßennutten mehrere Wochen zehren könnten. Walkman-Guy kuckt sich Tittenfotos an und hört dazu Musik in so ohrenbetäubender Lautstärke, dass die beiden auf dem Gang vorbeidefilierenden weiteren Putzmänner sich per Untertitel unterhalten müssen und es letztendlich („die Musik ist so laut“) aufgeben.

Schminktusse hat sich fertig zugekleistert, zieht die Gummihandschuhe an und reinigt eine Kloschüssel. Klarer Fall, dafür muss man sich schon Kosmetika ins Gesicht betonieren, dass die Königin von Saba nur neidisch werden könnte. Gut, langsam sollten wir mit dem Plot in die Gänge kommen, und deswegen findet die mit dem Wachmann verheiratete Putze (nicht ganz einfach für den Reviewer, dass kein Mensch in diesem Film einen Namen hat) die schöne Bescherung mit dem Hausmeister und kreischt verständlicherweise, was a) ihren Ehemann, der gleich mal seine Knarre zückt, und b) Walkman-Guy (eher gelangweilt) auf den Plan ruft. Der Grund für die Kreischerei sind natürlich die blutigen Überreste des Hausmeisters, weswegen die Putze ihrem Wach-Mann in die starken Arme sinken muss. Kuscheln allein bringt aber nix, wenn sich gerade ein gefräßiges Monster durch den Hals der Tussi beißt und auf der Vorderseite in Alien-Chestburster-Gedächtnismanier grinsend rauskuckt. Geistesgegenwärtig zerrt der Wachmann das zahnbewehrte Fußbekleidungsstück aus der Gurgel seiner Frau und schmeißt es weg, was ihr allerdings auch keine gesteigerte Lebenserwartung mehr beschert, mit dem Durchzug in der Röhre ist schwer atmen. Wachmann schickt Walkman-Guy, der dem ganzen Treiben mit einem leicht bekifft-debilen Gesichtsausdruck zugesehen hat zum Hilfe holen und verrichtet dann seine Trauerarbeit.

Walkman-Guy wird, ohne es zu merken, von ein paar CGI-Socken verfolgt und auch der Wachmann bekommt Gesellschaft von einer ganzen Batterie computeranimierter Fußhülsen, die dabei auch noch böse growlen. Walkman-Guy erreicht ein Telefon und versucht vergeblich, Rettung herbeizutelefonieren. Den Attentaten der ihn verfolgenden Killersocke entgeht er zufällig – einmal wischt er sie völlig unabsichtlich und unbemerkt mit dem Besen gegen die nächste Wand, der nachfolgenden Sprungattacke entzieht er sich durch sockenseits unerwartetes Bücken, alldieweil er die durchgenagte Telefonleitung bemerkt. Die Socke dengelt´s noch mal an die Wand, muss ganz schon was einstecken, das arme Ding. Die durchgeknallten Zehenwärmer scheinen allerdings ziemlich simple-minded zu sein, jedenfalls gibt dieses Exemplar nicht auf, wird aber vom hinzutretenden und einen grimmig-entschlossenen Ausdruck auf dem Gesicht tragenden Wachmann knallhart exekutiert.

Wachmann und Walkman-Guy begeben sich in den Kontrollraum, wo ersterer anhand praktischer Erfahrungen rekapituliert, dass man von Socken angegriffen werde und daran wohl das neue Waschmittel schuld sei (über was Wachmänner alles Bescheid wissen). Jetzt muss der Waffenschrank geplündert werden. Der ist ein ganz gewöhnlicher Beistellschrank mit erstaunlichem Fassungsvermögen (und ausgesprochen passend, und das ist völlig ironiefrei gemeint, steuert der Soundtrack jetzt das klassisch gitarrennagelnde „Peter Gunn Theme“ ein) – okay, drei Pistolen kann ich akzeptieren, bei der M-16 werd ich schon etwas skeptischer, die Pumpgun müsste man schon gefaltet in den Schrank gelegt haben, das lasergesteuerte Superdupergewehr (with CD-ROM drive, unnötige Arrogant-Worms-reference) gleichfalls, und von der Bazooka wollen wir mal gar nicht reden. Am Boden vor Lachen lag ich dann allerdings, als der Wachmann allen Ernstes einen zylindrischen Kolben von etwa zwanzig Zentimeter Länge aus dem Schrank zieht, einen Knopf drückt und eine bildschöne grüne Laserschwertklinge aufflammt… Aber eigentlich will der Wachmann was anderes, nämlich die Kiste mit den Nuklear-Warnungen und Biohazard-Symbolen. Was ist da drin? Der praktische Atomsprengkopf im Handtaschenformat? Nacktfotos von George W. Bush? Nein! Viel besser! Eine… Dose Jim Beam & Cola. Extreeeem vorsichtig öffnet der Wachmann die Dose und – schlürft das Gebräu. Trés cool…

Schwer bewaffnet und gefährlich (soweit es den Wachmann angeht, Walkman-Guy muss in Punkto Offensivbewaffnung mit seinem Besen vorlieb nehmen) posen unsere Helden kurz Men in Black-mäßig und konfrontieren eine Killersocke. Auf Anraten von Walkman-Guy bringt der Wachmann die Pumpgun in Anschlag (die Killersocke kann sich angesichs des großen Kalibers einen putzigen „Gulp“-Schlucker nicht verkneifen) und erlegt das gefräßige Textil.

Auf zur fröhlichen Sockenjagd – während ich noch überlege, ob Socken unter Umständen kannibalische Gelüste entwickeln und man deswegen in seinem Sockenschrank grundsätzlich nach jedem Waschgang eine einzelne Socke mehr (bzw. weniger, Ihr wißt, wie ich´s meine) findet, fiedelt der Soundtrack das Akte X-Theme ein – reichlich mysteriöserweise begleitet von einigen Einstellungen, in denen der Wachmann durch Türen ballert, hinter denen sich (Dimensionsportal? Virtual Reality? Oder einfach WTF?) Wiesen & Wälder befinden (und diverse Menschen, die sich dort rumtreiben, blutig erschossen werden). Hm, das ist nun wirklich die eine Sequenz des Streifens, die ich nicht kapiere. Ist vermutlich aber auch genau die Absicht.

Der Hauptteil der Killersockenbrigade treibt sich indes noch im Labor rum und führt sich dort auf wie die Gremlins in Gremlins 2, nachdem sie Dr. Katheters Labor übernommen haben. Party pur, auch wenn es Verluste gibt – nicht alles, was in Reagenzgläser abgefüllt ist, ist für die ordinäre fangzahntragende Socke von Welt bekömmlich (niedlich: eine Socke krepiert ersichtlich an einer obskuren auf Ex geleerten Flüssigkeit und ein Kamerad tippt den „Leichnam“ sorgenvoll an, nach dem Motto „hey, du, alles ok?“). Die Socken schwärmen aus, der Soundtrack kommt uns noch mal mit „Peter Gunn“ und Walkman-Guy hätte gern eine Wumme, was ihm vom Wachmann aufgrund fortschreitenden Aufdienervengehertums abschlägig bescheidet.

Plötzlich wieder weibliche Schreie – jep, es ist unsere Make-up-Blondine, die etwas unmotiviert, so scheint´s, an einer Wand lehnt und sich die Seele aus dem Leib kreischt. Auch eine ausgeteilte Beruhigungswatsch´n führt nicht zum gewünschten Erfolg, so dass der Wachmann zur guten alten Schüttelmethode greift. Nun gut, es erklärt sich zumindest, warum Blondie schreit, wie am Spieß, wenn ob der Schüttelei drei Killersocken unter dem Rock der Dame hervorpurzeln (Sie wollen unsere Frauen! Argh!). Zu dritt geht die wilde Flucht also weiter, während die Socken rätselhafterweise ein fliegenmäßiges Summen von sich geben.

Wie´s in solchen Situationen halt immer wieder passiert – man stößt auf eine Sackgasse. Blondie zickt hysterisch und stellt sich auf den beliebten „Wir werden alle sterben“-Standpunkt und geht damit dem Wachmann energisch auf den Keks: „Kann die mal jemand ruhigstellen?“ Das vordringliche Problem ist die verschlossene Tür, die man deshalb nicht einfach aufballern kann, weil dahinter, so zumindest die Ausführungen des Wachmanns, Benzinkanister für die Lkw des Labors lagern (Hm. Ihr tankt also nicht bei Esso oder Aral, sondern zapft den Sprit irgendwo illegal ab?). Weil der Wachmann sich konzentriert mit dem Knacken des Schlosses beschäftigen muss, drückt er wider besseres Wissen die M-16 dem Walkman-Guy in die Hand. Der darf auch gleich zeigen, was er alles nicht kann, als die Socken angreifen. Walkman-Guy bestreicht die Umgebung in einem 360-Grad-Winkel (sowohl vertikal als auch horizontal) und trifft damit, rein zufällig, die Socken und das Türschloss… Tja, war wohl nix mit Benzinkanistern, grinst der angesichts der Sachlage reichlich fröhliche Walkman-Guy und wird vom Wachmann verdientermaßen mit Nichtachtung gestraft. In dem somit geöffneten Raum befindet sich ersichtlich nichts von Interesse, auch wenn der Wachmann etwas ziellos darin umhersucht. Draußen vor der Tür wird wieder mal blond geschrieen – die Socken blasen zum nächsten Angriff. Superdynamiker Wachmann wirft sich in bester John-Woo-Manier in Zeitlupe seitwärts fliegend und aus allen Rohren ballernd ins Gefecht.

Weiter geht´s – man stößt auf die noch lebenden, aber extrem angenagten Überreste eines der noch fehlenden Putzmänner (und die Kamera vergißt nicht einige liebevolle Close-ups auf Gedärm und sonstiges blutiges „Ingreisch“). Die Socken sind durch die Torsil-Behandlung nicht nur gefräßig, sondern auch offenbar ziemlich intelligent geworden – eine hat den Kontrollraum besetzt und verriegelt fiese kichernd die Ausgänge. Jetzt könnte es echt eng für unsere Helden werden…

Der letzte verbliebene Putzmann hat von der Sockeninvasion noch gar nichts mitbekommen – das ändert sich genau jetzt, als er von einem Rudel der kleinen Monster angegriffen wird. Ein besonders vorwitziges Exemplar beißt sich zwischen den Beinen fest und schreitet zur Kastration in Freßabsicht. Besonders gut scheint der Lümmel aber nicht zu munden, die Socke würgt den (nicht unbedingt sehr realistisch aussehenden, but it gets the point across) Kondomständer wieder aus.

Fleiß- und Anerkenntnispunkte verdient sich einmal mehr die Soundtrackzusammenstellung, die nun den besten Song aus Shocker, Dangerous Toys´ „Demon Bell“ als perfekte Untermalung für einige Action-Sequenzen in HK-Manier bietet – Höhepunkt der Darbietungen ist sicherlich der Treppen-Backslide mit beidhändigem Pistolenfeuer, den der Wachmann uns zelebriert. Aber auch die Tatsache, dass der Wachmann sichtlich sämtliche John-Woo-Filme auswendig gelernt hat, schützt nicht vor dem Fakt, dass man schlußendlich doch vor verschlossener (Glas-) Tür steht. Aus unerfindlichen Gründen (ich schätze mal rein pragmatisch-filmtechnisch, der rechtmäßige Eigentümer der Tür hatte da was dagegen) kann man den rettenden Ausgang nicht einfach aufschießen. „Wir werden alle sterben“, wiederholt Blondie ihre zentrale Dialogzeile und fängt sich eine weitere Backpfeife ein. „Einer von uns muss in den Kontrollraum“, befindet der Wachmann, aber wer? Ist ja schließlich eine Art Himmelfahrtskommando. Walkman-Guy erlaubt sich ein böses Grinsen und den Vorschlag: „Wir könnten die Frau schicken!“ Wachmann zieht selbiges durchaus in Erwägung, aber die blonde Schnepfe ist schlichtweg zu gar nichts zu gebrauchen und schon gar nicht für eine derart wichtige Mission. Walkman-Guy meldet sich schließlich freiwillig und bekommt die notwendigen Instruktionen und die kontrollraumöffnende Codekarte. Eine Waffe mag er allerdings nicht rausrücken: „Du hast doch alles, was du brauchst!“ Wahrer Menschenfreund, unser Wachmann. Schließlich siegt aber doch der Wille zum Gelingen der Operation über gesunde Vorurteile und Walkman-Guy bekommt eine Pistole und die Pumpgun. Und die nachfolgende Szene hab ich, glaub ich, auch schon mal gesehen, in so ´ner komischen Filmtrilogie, deren erster Teil okay, die anderen beiden aber Grütze waren, Matrix, oder so, hieß die glaub ich. Jedenfalls kniet Walkman-Guy sich ehrfürchtig hin, die Wummen neben sich gelegt, streicht ich die Haare glatt und setzt sich die Nickel-Sonnenbrille auf. Neo lebt, und so´ne blaue „Mr. Clean“-Arbeitskutte gibt ´nen passablen Ersatz für den Lederkaftan ab…

Frisur und Brille scheinen sich positiv auf Walkman-Guys schußwaffentechnische Fertigkeiten auszuwirken, denn keine Socke zwischen hier und Zion, äh, sorry, dem Kontrollraum, bleibt bleimäßig unversorgt. Die Soundtrack-Spur bleibt bei Shocker, wechselt aber den Film und lässt Megadeth „No More Mr. Nice Guy“ prügeln, Walkman-Guy erreicht den Kontrollraum und plättet mit einem coolen Lächeln nicht nur die dort aufsichtshabende Socke, sondern, weil mit Pumpgun geschossen, auch noch gleich die ganze Konsole (hm, ich fürchte, das wird dem Türöffnungsunterfangen einen gewissen, hüstel, Kalauer ahead, Riegel vorschieben). Dumm gelaufen, und noch dümmer, dass die anderen Socken den Tod ihres Kameraden nicht lustig finden und Walkman-Guy ins Bein beißen (per CGI-Bluteffekt).

Für den Wachmann und Blondie ist die Lage daher hoffnungslos, aber nicht ernst. Eine Armee von bösartigen (dafür aber wenigstens frischgewaschenen, ist ja auch was Wert) Socken marschiert auf und obwohl der Wachmann sein bestes beim fröhlichen Kirmesschießen tut, ist die zahlenmäßige Überlegenheit des Feindes erdrückend… eine Socke schießt auf die Kamera zu, Schwarzblende, RÜÜÜLPS und Nachspann…

Es wäre so schön, wenn alle deutschen Amateurfilme (oder wenigstens mehr) das Niveau von Torsil Ultra hätten. Ich will keinem (mehr oder weniger) ambitionierten Amateurfilmer absprechen, dass er und sein jeweiliges Team beim Dreh nicht die Zeit ihres Lebens hatten, aber, getreu der alten „90 % von allem ist Müll“-These (das badmovies.de-Mantra, mit dem Unterschied, dass die Quote im Amateurbereich wohl noch übler ausfällt), für die meisten Amateurwerke gibt es nur einen Verwendungszweck (zwei, wenn man wegwerfen mit einrechnet) – um sie als Macher stolz (oder auch nicht) seinen Freunden vorzuführen; ein breites Publikum sollte aber davon verschont bleiben. Dummerweise (aus meiner Sicht) findet billigstes Gore-Gesudel aber unter anspruchslsoen Spläddakiddiekreisen immer wieder seine Abnehmerschaft, anders ist auch nicht zu erklären, dass gewisse Kreise Leute wie Ittenbach, Schnaas, Taubert & Co. zum Kult erheben, dabei werden diese Herrschaften trotz gesteigerter technischer und monetärer Mittel nie etwas anderes bleiben als mit Goreeffekten um sich werfende Amateure (oder will hier ernsthaft jemand die These aufstellen, einer der Genannten könnte irgendwann mal eine Karriere machen, die der von Sam Raimi oder Peter Jackson ähnelt?).

Okay, tschulligung, Rant beendet, zurück zum Film. Torsil Ultra ist eine dieser löblichen Ausnahmen, bei der sich der Spaß, den die Macher hatten, auf den Zuschauer überträgt – das fängt bei der herrlich abstrusen Grundidee der mutierten Killersocken an. Eine bewußt auf lustig getrimmte Horrorgroteske könnte, das durchschnittliche Humorverständnis einheimischer Amateurfilmer vorausgesetzt, die im Zweifelsfall irgendeinen kruden Bluteffekt lustig finden, extrem peinlich werden, aber Ralf Burmester und Gerd Richter wissen, wie sie mit dem Stoff umgehen müssen – in 26 Minuten Laufzeit lässt sich schwerlich eine wirklich epische Geschichte erzählen noch eine sinnvolle klassische Drei-Akt-Dramaturgie aufbauen, also wird das gar nicht erst versucht. Es wird kurz ein Set-up geschaffen, die Charaktere reingeworfen und der Rest ist quasi Showdown. Da braucht man dann keine drehbuchtechnischen Eskapaden einbauen, für die man eh kein Geld und keine Zeit hat, sondern kann sich auf das wesentliche Anliegen konzentrieren, und das ist in dem Fall parodieren, bis die Schwarte kracht (man kann´s auch Hommage nennen, aber der Streifen ist einwandfrei parodistisch angelegt). Der grundlegende Gedanke ist schlicht, aber wirkungsvoll – Action im Hongkong-Style kombiniert mit klassischem Alien-on-the-loose-Horror, was zwangsläufig darauf hinausläuft, dass die Protagonisten oft und gern durch lange Korridore rennen und um sich ballern. Nicht gerade hochgradig originell, aber die charmant kurze Laufzeit komprimiert ideales Vehikel für ein Füllhorn an guten Gag-Ideen. Und das erfreulichste daran ist, dass die allermeisten Ideen wirklich witzig sind und funktionieren (das, was meines Erachtens nicht funktioniert bzw., „nicht funktionieren“ ist der falsche Ausdruck, ein wenig unpassend wirkt, werde ich gleich noch ansprechen). Richter und Burmester wildern eifrig und erfolgreich im Zitatenschatz der Genre-Kino-Geschichte, John Woo, Matrix, Men in Black, Alien, um die offenkundigesten Einflüsse zu nennen. Selbstredend ist Torsil Ultra kein Gag-Feuerwerk im Raketentempo einer ZAZ-Produktion, aber es gibt genügend zu lachen, die Gags sitzen und einige davon sind wirklich hysterisch komisch (die Waffenschrank-Szene z.B. Unfuckinbelievable).

Ironischerweise sind es gerade die Konzessionen an die oben erwähnte Splattercrowd, die ich persönlich unglücklich finde – die drei derben Gore-/Splatterszenen, die das „good old friendly violent fun“-Feeling des Streifens untergraben. Technisch sind die zwar für Amateurlevel auf ansprechendem Niveau (der abgerissene Penis sieht sicher nicht wirklich überzeugend aus, aber, hey, vielleicht ist das ja auch Selbstzensur gewesen…), aber sie stören die Stimmung des Films, sind sozusagen echte Spaßbremsen. Klar, ich kann mir vorstellen, warum sie eingebaut wurden, eben um die Goreanbeter bei Laune zu halten, aber für mich wäre der Streifen mit weniger drastischen Goreschüben runder und lustiger.

Handwerklich kann der Film durchaus überzeugen – Kameraführung und Schnitt genügen gehobenen Ansprüchen (im Kontext von in Eigenregie hergestellten Microbudgetfilmen), das Tempo ist, aufgrund der kurzen Laufzeit, naturgemäß hoch, die digitalen Verfremdungseffekte bei den Socken-POVs sind schön gelöst. Die Socken selbst werden in Nahaufnahmen von Handpuppen gemimt, simpel, aber effektiv (das Creature Design wird sicher niemand vom Hocker fetzen, aber, gebt zu, bei einer Socke ist man, was das angeht, doch eher eingeschränkt in seinen diesbezüglichen Möglichkeiten), die CGIs wird sicher niemand mit einer George-Lucas-Produktion verwechseln, aber sie erfüllen ihren Zweck – im Rahmen einer Amateurproduktion bemerkenswert genug.

Sonderpunkte verdient sich der Streifen für die gelungene Musikauswahl – die Song- und Themeauswahl allein schon sorgt für gute Laune. Einziges technisches Manko ist einee alte Amateurseuche, der verbesserungsfähige Dialogton – eine professionelle Nachsynchronisation hätte nicht geschadet, die ein oder andere Line versinkt doch in den Untiefen unverständlichen Gebrabbels, aber Torsil Ultra ist kein Film, der von seinen Dialogen lebt – den hätte man auch stumm drehen können und praktisch genauso unterhaltsam ´rauskommen können.

Die darstellerischen Leistungen sind durchaus okay – klar, der Film verlangt keine oscarreifen Shakespeare-Monologe, aber oft genug nerven Amateurschauspieler in Amateurfilmen durch schiere Präsenz, was hier nicht der Fall ist. Im Gegentum, die Darsteller passen gut zu den von ihnen verkörperten Charakteren, wobei ich Gerd Richter als Wachmann noch mal ganz explizit hervorheben möchte – der Bursche spielt das echt gut.

Auf der DVD befindet sich übrigens noch eine zweite, frühere Schnittfassung. Der Streifen entstand nämlich bereits 1998 – Ralf Burmester war sich damals nach Fertigstellung darüber im klaren, dass der Film ohne angemessene CGI nicht funktionieren würde, andererseits gab´s einen fixen Vorführtermin, so dass aus dem vorhandenen Material eine 14-Minuten-Version geschnitten wurde, die interessanterweise auch inhaltlich von der erst 2003 beendeten Langfassung stark abweicht. Unter dem Titel Attack of the 1 Foot Killersocks spielt sich die Plotte nämlich todernst – hier ist nicht das Herumgepfusche mit einem Waschmittel für die Sockeninvasion verantwortlich, die beginnt hier schon vorher (in einer Art Dawn of the Dead-Szenario) und die Wissenschaftler im Institut forschen an einem Mittel gegen die Socken. Auch sonst kommt diese Fassung weitgehend ohne die Gags der langen Version aus, montiert einige Szenen anders und, Überraschung, verzichtet auf die drastischten Gore-Effekte (obwohl sie in dieser Fassung passender wären). Trotz eines launigen Nachspanns gefällt mir diese Version wesentlich weniger gut als die „neue“ Version.

Weiteres Bonusmaterial auf der schön aufgemachten Scheibe: ein Interview mit Ralf Burmester, in dem der einige Props des Films vorführt, spaßige Verarschungs-Interviews mit den „Stars“ (Beispiel: „Wie sind sie zu der Produktion gekommen?“ – „Mit dem Bus, glaub ich.“) und drei Bonus-Kurzfilme. „Onkel“ von Gerd Richter (wenn ich mich recht erinnere) ist eine ca. 9-minütige „Psychostudie“ eines Kinderschänders (hehres Anliegen, dennoch etwas dröge), „Mission Omega“ von Dirk Woiciech eine SF-Parodie mit ansehnlichen Modell-Effekten, aber etwas ermüdend, weil die 18 Minuten Laufzeit auf eine nicht mal sonderlich clevere Schlußpointe hinlaufen und dem ganzen den Touch eines „gespielten Witz“ verleihen, und „Evil Love“, eine 18-minütige Horrorstory, ebenfalls von Dirk Woiciech), die 2/3 ihrer Laufzeit mit langatmigen Erklärungen und Set-up verplempert und dann in drei-vier hektischen Minuten ein paar Goreeffekte auffährt – auch nicht gerade meins, aber handwerklich auf gepflegt-ordentlichem Niveau.

Hier geht´s aber schlußworttechnisch um Torsil Ultra – und hier kann das Urteil nur lauten: Schuldig im Sinne der Anklage, die da lautete „perfekter Partyfilm“. Der Streifen kann technisch und darstellerisch durchaus überzeugen, strotzt vor Einfallsreichtum und macht schlicht und ergreifend jede Menge (sicher anspruchslosen, but who cares) Spaß! Seht Ihr, deutsche Amateure, es geht doch, man muss sich nur Mühe geben!

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 8


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