Topkapi

 
  • Deutscher Titel: Topkapi
  • Original-Titel: Topkapi
  •  
  • Regie: Jules Dassin
  • Land: USA
  • Jahr: 1964
  • Darsteller:

    Melina Mercouri (Elizabeth Lipp), Maximilian Schell (Walter Harper), Peter Ustinov (Arthur Simpson), Robert Morley (Cedric Page), Jess Hahn (Hans Fisher), Gilles Ségal (Giulio), Akim Tamiroff (Gerven), Ege Ernart (Major Tufan)


Vorwort

Zu den ungeschriebenen Gesetzen des Filmbusiness gehört es, dass jeder Film, der halbwegs originell und erfolgreich ist, eine Welle von Nachziehern, äh, nach sich zieht. Und die weitere Konsequenz ist oft genug, dass, wenn eine solche Welle erfolgreich totgeritten wurde, jemand versucht, dem schon übel riechenden Kadaver durch eine komödiantische Aufarbeitung neues Leben einzuhauchen. Relativ ungewöhnlich ist es aber, wenn niemand anderes als der Erfinder einer solchen vogue in Personalunion derjenige ist, der seine eigene Schöpfung später durch den Kakao zieht. Es fiele mir zu der Thematik vielleicht spontan Wes Craven ein, aber einige Dekaden zuvor gibt es ein anderes eindrucksvolles Beispiel.

1955 drehte Jules Dassin in Frankreich für wenig Geld den Urvater aller modernen „Heist Movies“, RIFIFI – aus dem praktisch unübersetzbaren französischen Unterweltslangwort wurde sogar eine Art Gattungsbegriff (siehe RIFIFI AM KARFREITAG). Allein schon die Entstehungsgeschichte dieses Films ist eine Abschweifung wert – obwohl man ob seines Namens Gegenteiliges vermuten könnte, war Dassin keineswegs Franzose, sondern gebürtiger Amerikaner mit nicht mal einem französischen Zwergpudel in der Ahnengalerie, vielmehr stammte seine Familie von der russischen Schwarzmeerküste; deswegen spricht man den Namen auch englisch „DESSin“ und nicht französisch „DassÖHN“ aus. Dassin galt in den späten 40ern aufgrund dreier famoser Noir-Thriller als der nächste heiße Scheiß in Hollywoodkreisen, leider Gottes war er aber auch eine linke Zecke und ehemaliges Mitglied der Kommunistischen Partei Amerikas und daher einer der ersten, der unbürokratisch durch die Hexenjagd der McCarthy-Ära abgeschossen wurde und sich auf der schwarzen Liste wiederfand. Nach einigen Dürrejahren wurde Dassin von französischen Produzenten angeheuert, den Roman „Rififi“ von Auguste Le Breton zu adaptieren – Hintergrund war, dass der Roman derbe rassistisch war (sämtliche Schurken waren Algerier und ähnliche Nordafrikaner) und die Franzosen in die langwierige militärische Auseinandersetzung mit den unabhängigkeitswilligen Algeriern verwickelt waren – es wäre also politisch sehr heikel gewesen, hätte ein Franzose sich an den Stoff gewagt (Jean-Pierre Melville war ein Kandidat, der aber wohl dankbar war, dass Dassin übernahm). Dassin war relativ überrascht, und noch mehr darüber, dass niemand auf die Idee gekommen war, die Nationalität der Charaktere einfach zu ändern… Nichtsdestotrotz fand Dassin keinen rechten Zugang zu der Geschichte, bis er auf die Idee verfiel, die im Roman gerade mal zehn Seiten lange Einbruchssequenz in den Fokus der Geschichte zu stellen – die daraus entwickelte halbstündige dialog- und musikfreie Filmsequenz zählt zu den großen Meilensteinen des modernen Kinos. Wenig begeistert davon war Le Breton, der nach Lektüre des Drehbuchs bei Dassin aufkreuzte und zu wissen verlangte, wo zum Henker denn sein Buch geblieben sei und diese freundliche Bitte durch demonstratives auf-den-Tisch-legen seines Revolvers untermauerte. Dassin brach ob der Absurdität der Situation in schallendes Gelächter aus, was Le Bretonnun wieder ebenfalls amüsierte und die Herrschaften miteinander versöhnte… RIFIFI gewann umgehend die Goldene Palme in Cannes und wurde zu einem Welterfolg (United Artists setzte sich über den politischen Druck hinweg und veröffentlichte RIFIFI mit Nennung Dassins erfolgreich in den US-Kinos, eine der ersten Instanzen, in denen das schwarze Liste ausgehebelt wurde), Kritikerdarling und anerkannten Klassiker, und Dassin blieb der Einfachheit halber gleich in Frankreich, wo er als Künstler unabhängig von seinen politischen Überzeugungen geschätzt wurde.

Nachdem ein paar Jahre später dann everyone and his stupid brother „heist movies“ gedreht hatte, die alle, mal mehr, mal weniger deutlich, Anleihen bei „Rififi“ nahmen, war es Zeit für die Komödienfassung, und Jules Dassin legte erneut Hand an – die Hauptrolle besetzte er gleich mal mit seinem neuen Gspusi, der griechischen Sängerin und Schauspielerin Melina Mercouri, die er 1966 dann nach ihrer Scheidung auch zum Standesamt schleppte und nach dem Ende der griechischen Militärdiktatur mit ihr nach Griechenland übersiedelte (wo Melina das Amt der Kulturministerin übernahm). Er drehte noch eifrig weiter Filme (aber nur noch selten in den USA – TOPKAPI firmiert zwar als US-Produktion, wurde aber ausschließlich in Griechenland, der Türkei und Frankreich gedreht) und wurde nach seinem Tod im Jahr 2000 von der griechischen Politik als „großer Freund des griechischen Volkes“ gewürdigt.

Die Komödien-Fassung des Themas wurde dann also TOPKAPI


Inhalt

Elizabeth Lipp (Melina Mercouri, SONNTAGS NIE!, VERSPRECHEN IN DER DÄMMERUNG, EINMAL IST NICHT GENUG, und spätere griechische Kulturministerin) ist eine Diebin. Und als solche keine von der Winona-Ryder-Gedächtnis-Ladendiebstahl-Schule, sondern eine, die sich für die großen Fische interessiert, insbesondere, wenn diese Fische grün schimmern. Will sagen – ihr persönliches Leib- und Magensteckenpferd sind Smaragde, die auf sie eine geradezu erotische Anziehungskraft ausüben. Kein Wunder also, dass sie ihre gierigen Stielaugen auf den legendären Dolch des Sultans gerichtet sind, der im Topkapi-Museum in Istanbul ausgestellt ist und auf dem nicht weniger als vier der edelsten Smaragde prangen, die die Welt je gesehen hat. Nun ist Miss Lipp sowohl eine diebische Elster als auch eine Nymphomanin, aber nicht blöd – dass sie an die Klunker nicht rankommt, indem sie einfach reinspaziert und treudoof fragt, ist ihr klar. Sie braucht einen Plan und sie braucht Partner.

Also erinnert sie sich an einen früheren Lover und Gelegenheitskomplizen, Walter Harper, oder, wie er richtig heißt, Walter Häberli (Maximilian Schell, noch rank und schlank, LAWINENEXPRESS, STEINER – DAS EISERNE KREUZ, DAS SCHWARZE LOCH), und seines lustigen Namens zum Trotz einer der genialsten Diebstahlsplaner der Menschheitsgeschichte. Walter lockt nicht nur die Aussicht auf das ein oder andere Schäferstündchen mit Elizabeth, sondern auch die schiere logistische Herausforderung. Er bedingt sich als Grundvoraussetzung seiner Mitarbeit allerdings aus, dass nur er allein das Team aussucht. Und dafür hat er bereits die ganz wunderliche Idee, vollkommen ohne Profis auf dem Gebiet der organsierten Eigentumsentwendung auszukommen – sein Gedanke ist nicht ohne: nach dem Diebstahl werden die Behörden sich mit Freuden auf die üblichen polizeibekannten Verdächtigen stürzen, das hat aber nur Aussicht auf Erfolg, wenn die entsprechenden Verdächtigen polizeibekannt sind. Leute mit blütenweißer Weste und ohne bisherige Verbindung zur Kriminalität würden fahndungstechnisch also durch den Rost fallen. Die Logik klingt zunächst bestechend, aber wenn wir zwei-drei Sekunden drüber nachdenken, fällt uns sicher der ein oder andere Denkfehler daran auf, nichtsdestotrotz willigt Liesbeth ein.

Der erste Kandidat ist der exzentrische britische Elektroniktüftler Cedric Page (Robert Morley, AFRICAN QUEEN, DIE SCHLEMMERORGIE, THE WIND), der sich primär darum kümmern soll, wie man die state-of-the-art-Alarmanlage des Museums mit ihren höchst druckempfindlichen Fußbodensensoren überwinden kann. Für die eher praktischen Erwägungen des Raubzuges denkt Walter an Zirkusartisten – den Kraftmenschen Hans Fisher (Jess Hahn, HÖLLENJAGD AUF HEISSE WARE, DER LORD MIT DER MP) und den stummen Akrobaten Giulio, die menschliche Fliege (Gilles Ségal, DAS GESTÄNDNIS, FLUCHT IM KREIS, NEUN IM FADENKREUZ). Jetzt braucht man nur noch einen nützlichen Idioten, der die Spezialausrüstung über die türkische Grenze schmuggelt, denn Walter braucht ein Gewehr (zum Scheinwerfer-Ausschießen) und Rauchgranaten (um die Wachen zu beschäftigen), und deren Einfuhr wird von den Behörden gemeinhin eher skeptisch gesehen. Walter glaubt den richtigen Mann in Arthur Simpson (Peter Ustinov, TOD AUF DEM NIL, KÄPT’N BLACKBEARDS SPUK-KASCHEMME) gefunden zu haben – eine verkrachte Existenz, die versucht, sich mit kleinen Gaunereien wie dem Verticken gefälschter Antiquitäten an Touristen auf der griechischen Seite des Bosporus über Wasser zu halten. Walter rechnet sich mit Recht aus, dass Simpson ein Angebot, für 100 Dollar einen Mietwagen über die Grenze zu tuckern, annehmen wird, ohne große Fragen zu stellen. Kommt er über die Grenze, ist gut, wird er erwischt, naja, er ist „expendable“ und weiß ja nichts vom Plan…

Natürlich WIRD Simpson beim Grenzübertritt erwischt und natürlich staunt er Bauklötze, als die Grenzer ihm die in der Türverkleidung versteckten Waffen präsentieren. Und natürlich ist der türkische Geheimdienst in Person von Major Tufan (Ege Ernart, THLIKELI ADIMLAR, FAKIR VE MAGRUR) ausgesprochen daran interessiert, welch garstigem Zweck das Arsenal dienen soll, zumal die große Militärparade zum Nationalfeiertag mit allen möglichen Würdenträgern aus aller Welt demnächst stattfindet und ein erstklassiges Ziel für einen zünftigen Terroranschlag bietet. Simpson ist beim Verhör ein solches Häufchen Elend, dass Tufan geneigt ist, ihm seine totale Unwissenheit abzukaufen. Aber natürlich muss Simpson ja einen Kontakt in Istanbul haben, und der dürfte mehr wissen. Simpson wird kurzerhand vom Geheimdienst als Informant zwangsverpflichtet – er wird ständig beschattet und hat seinen Aufpassern via Notizen in leeren Zigarettenpackungen Bericht zu erstatten.

Pflichtschuldigst liefert Simpson den Wagen (mit den wieder darin versteckten Waffen) bei Cedric Page ab und hofft, dass damit die Sache erledigt ist. Nicht mit dem Geheimdienst… es ist nur ein kleiner, aber feiner Trick, der unsere Diebe dazu zwingt, Simpson permanent in ihre Mannschaft aufzunehmen; man macht ihnen weis, dass das Auto nur vom in den Papieren eingetragenen Besitzer (einer selbstredend nicht existenten Mrs. Plimpton) oder demjenigen, der das Auto in die Türkei eingeführt hat, mithin also Simpson, gefahren werden darf. Und so hat Simpson also einen neuen Job als Chauffeur.

Bei Diebens verursacht das keine große Sorgen – Simpson weiß ja nichts und soll auch nichts erfahren, wem sollte er also was verraten können? Er darf sogar mit in der gemieteten Villa wohnen und wird beim versoffenen Koch Gerven (Akim Tamiroff, LEMMY CAUTION GEGEN ALPHA 60, EIN SONDERBARER HEILIGER, L – DER LAUTLOSE) einquartiert. Das ist nicht die allerbeste Idee der Ganoven, denn Gerven kann die von ihm zu versorgenden Mieter auf den Tod nicht ausstehen und bindet Simpson bei einem Glas Selbstgebrannten oder vier ans Knie, dass es sich bei den Typen um russische Spione handle. Simpson, ganz der treue Informant, gibt diese Erkenntnis an den Geheimdienst weiter. Tufan hält das zwar für nicht wahnsinnig glaubwürdig, aber immerhin eine Spur, der nachzugehen ist – und er gibt Simpson ein Ultimatum mit auf den Weg. Sollte sich binnen drei Tagen nichts klären, wird er die ganze Baggage verhaften und Simpson wird dann mitgefangen und –gehangen, als Terrorist und mit denen machen die Türken terminalen Prozess.

Als könnte nicht alles noch schlimmer kommen… als Hans mal wieder einen Streit mit Gerven ausficht, macht sich der trottelige Kraftmeier beide Patschhände kaputt. Das ist schlecht, weil selbige einen essentiellen Bestandteil des Plans ausmachen. In der Not frisst der Teufel fliegen und müssen Walter und Elizabeth Simpson vom Fahrer zum Komplizen befördern. Nachdem Simpson unter Beweis gestellt hat, dass sich unter seiner Plauze zumindest genug Kraft befindet, um anderthalb Zentner mit purer Bizeps-Power zu bewegen, eröffnet Walter ihm die Sachlage und weiht ihn in dein Diebstahlsplan ein. Immerhin 10.000 Dollar sollen für Simpson rausspringen, und, cheapass, der Simpson ist, sind das genug Argumente für den Kleingauner, sein temporäres Arbeitsverhältnis mit dem türkischen Geheimdienst fristlos zu kündigen. Was aber im Umkehrschluss natürlich noch lange nicht bedeutet, dass die Geheimagenten ihn nicht weiterhin beschatten – jetzt, wo Walter aber weiß, dass sie unter Beobachtung stehen, kann er damit arbeiten.

Am Tag der Tage ziehen unsere Diebe also ins Nationalstadion, wo ein großer Ringerwettbewerb mit angeschlossenem Volksfest stattfindet. Die abgestellten Beschatter werden dadurch genervt, dass alle fünf Minuten einer der Gauner die Tribüne verlässt, um irgendetwas belangloses zu tun (einen Snack kaufen, einer Bauchtanzdarbietung beiwohnen), bis die Geheimdienstler, als aufrechte Türken natürlich auch am Ausgang des Ringkampfs hochgradig interessiert, den Überblick verlieren und dumm aus der Wäsche kucken, als plötzlich keines ihrer Beschattungsobjekte noch im Stadion ist…

Während Page und Elizabeth zum Leuchtturm fahren, dessen Scheinwerfer eine echte Entdeckungsgefahr darstellt, um den dortigen Leuchtturmwärter durch einige Partien Tavla abzulenken, lassen sich Walter, Giulio und Simpson im Museum einsperren, um über das Dach zur Schatzkammer zu gelangen…

Und wie in Dassins eigenem Vorbild nimmt dann der eigentliche Einbruch den kompletten dritten Akt des Films in Anspruch – im Gegensatz zu RIFIFI nicht gänzlich ohne Musik und Dialog, aber dennoch, trotz des leichtgewichtigen Tons, den der Film auch in dieser Phase beibehält, stellenweise atemberaubend spannend.

Aber auch der Weg bis dahin ist hochunterhaltsam – nach einem beinahe psychedelisch anmutenden Vorspann bricht Melina Mercouri gleich mal die vierte Wand und redet den Zuschauer direkt an (was mit der hochgradig stilisierten Schlussszene hübsch artifizielle Bookends darstellt und auch vermittelt, dass wir mutmaßlich auch das, was sich zwischen diesen Rahmensequenzen abspielt, nicht zwingend für bare Münze nehmen müssen/sollen/dürfen), ehe der Film mit Elizabeths Treffen mit Walter in Paris in die „konventionelle“ Handlung einsteigt.

TOPKAPI lebt dabei in erster Linie vom Zusammenspiel seiner schrägen Charaktere – der nymphomanischen Elizabeth, dem planerischen Genius von Walter, der britischen Exzentrik von Cedric, der kurzen Zündschnur von Hans, den eigenwilligen Mannerismen des stummen Giulio und der hektischen Nervosität von Arthur Simpson, der (un-)heimlichen Hauptfigur, für dessen Darbietung Peter Ustinov mit Fug und Recht mit einem Oscar bedacht wurde. TOPKAPI braucht dabei keine Mördergags mit Zwerchfellriss-Garantie, sondern zieht seinen Humor aus der Situationskomik, der Schrulligkeit seiner Figuren und der schönen Regelmäßigkeit, in der das Script Walters ausgefuchstem Plan neue Hindernisse, meist in der fülligen Form von Simpson, in den Weg stellt. Das Darstellerensemble ist mit dem glänzend aufgelegten Ustinov, dem nicht minder motivierten Maximilian Schell und dem großartigen Charakterkopf Robert Morley perfekt aufeinander abgestimmt, lediglich Melina Mercouri überzeugt mich nicht völlig – nicht, dass sie die Rolle nicht mit allem Einsatz spielt, ich, Chauvinist alter Schule, muss nur feststellen, dass sie mit ihren 43 Lenzen (die man ihr auch durchaus ansieht), nicht mehr ganz die männerfressende Sexbombe abgibt, die sie offensichtlich sein soll (es sei denn, es ist eine weitere Metaebene des Films, dass Elizabeth bewusst als Frau dargestellt wird, die den Zenit ihrer erotischen Anziehungskraft bereits überschritten hat, sich das aber nicht eingestehen will und darum erst recht in die Arme jedes aufnahmebereiten Kerls sinkt. Yeah, that could be).

So sind die Eskapaden der liebenswerten Ganoven – es besteht kein Zweifel , dass wir mit ihnen sympathisieren sollen – bis zum eigentlichen Bruch schon hochunterhaltsam, wobei die schönen Bilder aus Griechenland und Istanbul ihren Beitrag zum Unterhaltungswert ebenso leisten, ehe die Spannungssequenz des Einbruchs uns daran erinnert, dass wir nicht NUR eine Komödie, sondern auch einen Krimi sehen, der einen durchdachten Plan und seine präzise Durchführung beinhaltet. Man kann in der Hinsicht etwas kritteln, dass Walters Plan den ziemlich stümperhaften Anfängerfehler aufweist, Simpson nicht genauer durchleuchtet zu haben (wüsste er über Simpson mehr, z.B. dass er nicht mal einen gültigen Pass besitzt, er hätte sicher einen anderen Kandidaten für den Schmuggeljob ausgekuckt), und, da selbst ein Film, der sichtbar auf Seiten seiner Gauner steht, diese nicht erfolgreich davonkommen lassen kann, der „downfall“ der Gang eine letzte Frechheit zu viel ist (aber dennoch entlässt der Film seine Figuren in eine Art „happy end“ und die Aussicht auf den nächsten gemeinsamen Coup, der noch viel größer und schwieriger sein wird).

TOPKAPI besticht neben der angemessen lokalkoloritisch angehauchten Musik von Manos Hatzidakis (INFERNO AM FLUSS, MELODIEN, DIE DIE WELT EROBERTEN, DER LÖWE VON SPARTA) durch glänzende Ausstattung und wunderbare Kostüme. Seine zwei Stunden Laufzeit wirken zunächst nach einer Menge Holz für eine Komödie, aber Dassin macht guten Gebrauch von seiner Zeit, das set-up, das Spiel der und mit den Charaktere/n und natürlich dem zentralen Einbruch.

Das Ensemble ist, wie gesagt, bestens aufgelegt, harmoniert erstklassig miteinander und hat auch das richtige Gespür für das komödiantische Timing.

Auf Blu-Ray (beinahe möchte ich sagen „natürlich“ von Koch Media) sieht TOPKAPI dann auch noch blendend aus, auch der Ton kann überzeugen, an Bonusmaterial gibt’s aber nur den Trailer.

TOPKAPI garantiert jedenfalls auch nach über 50 Jahren noch zwei Stunden gute Laune dank exzellenter Schauspieler, dem feinsinnigen Humor, dem spannenden Schlussakt und der ausgezeichneten Location-Arbeit. Wenn jede „Komödianisierung“ eines Genreklassikers so gut ausfallen würde, hätten wir erheblich mehr zu lachen…

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 2

BIER-Skala: 7


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