Tomb Raider

 
  • Deutscher Titel: Tomb Raider
  • Original-Titel: Tomb Raider
  • Alternative Titel: Lara Croft - Tomb Raider |
  • Regie: Simon West
  • Land: USA/Deutschland/Japan/Großbritannien
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Angelina Jolie (Lara Croft), Jon Voight (Lord Richard Croft), Iain Glen (Manfred Powell), Noah Taylor (Bryce), Daniel Craig (Alex West), Chris Barry (Hillary), Julian Rhind-Tutt (Mr. Pimms)


Vorwort

Justament, als eine extrem seltene Planetenkonstellation (die gute alte Perlenschnur-alle-Planeten-hintereinander-in-gerader-Linie) ihre Schatten vorauswirft, entdecken die sexy Kampfarchäologin Lara Croft und ihre Brüste in einem Geheimversteck im heimischen Herrenhaus eine geheimnisvolle Uhr, die sich wiederum als Versteck für eine noch geheimnisvollere antike Uhr rätselhaften Ursprungs und Zwecks entpuppt. Hinter der ist der Geheimbund der Illuminaten in Form seines Chef-Beschaffers Manfred Powell her, da diese Uhr der Schlüssel zum Versteck der Teile eines antiken halbierten Dreiecks ist, dass in zusammengesetzter Form dem Besitzer universelle Macht über die Zeit verleiht. Um diese Dreiecksteile zu finden, hat sich Powell mit dem profitorientierten Archäologen West, einem alten Rivalen Laras und ihrer Brüste, arrangiert. Lara und ihre Brüste ahnen, dass die Uhr etwas mit dem spurlosen Verschwinden ihres Vaters zu tun hat und machen sich auf, das Geheimnis zu lösen. Nachdem Lara und ihre Brüste den Kampf um das erste Dreiecksteil in einem kambodschanischen Tempel gewinnen und es dabei mit diversen zum Leben erweckten Statuen zu tun haben, dabei aber die Uhr an Powell und West verlieren, darüber hinaus wegen der Planetenkonstellation gewisser Zeitdruck herrscht, schlägt Powell ein Zweckbündnis vor. Lara und ihre Brüste gehen darauf ein, um in der sibirischen Tundra in einer alten Ruinenstadt zum Showdown zu schreiten…


Inhalt

Obwohl ich kein passionierter Videogamer bin (bzw. die Art Spiele, die ich gerne nächtelang vorm Rechner zocke, weniger der Action-, als vielmehr der Sport- und Managerspielschule entstammen), ist das Phänomen Lara Croft natürlich auch an mir nicht vorüber gegangen. In einer Serie bemerkenswert erfolgreicher Spiele schafften es die Spieledesinger und Marketingstrategen, so etwas wie einen ersten echten virtuellen Weltstar zu schaffen, was sicherlich nicht zuletzt an der optischen Gestaltung des Charakters (bzw. seiner hervorstechenden anatomischen Eigenschaften) gelegen haben dürfte. Anyway, Lara Croft schien die personifizierte Lizenz zum Gelddrucken zu sein und daher musste, ungeachtet der bisherigen beinahe ausnahmslos in den Sand gesetzten Videospieladaptionen (wir denken an „Super Mario Bros.“, „Double Dragon“ [den ich allerdings nicht nur wegen Alyssa Milano ganz herzig finde], „Streetfighter II“ etc. etc.), ein Film her. Und nicht nur, wie die meisten bisherigen Videospielverfilmungen, ein schnell hingerotztes B-Movie zum schnellen Kohlescheffeln, sondern ein echtes A-Listen-Projekt mit immensem Budget und einem echten Topstar in der Hauptrolle. Nun ist die Liste glaubwürdiger, gutaussehender weiblicher Actionstars mit Franchise-Potential recht überschaubar geraten und so landete die Rolle nicht bei Aktricen, die ich persönlich dafür für wesentlich geeigneter gehalten hätte (wie Tia Carrere oder Denise Richards, die ich nach ihrem Bond-Girl-Turn, wo sie schon mal probehalber in Shorts und knappem Top durch Tunnel robben durfte, für perfekt erachtet hatte), sondern bei Angelina Jolie, deren schauspielerische Qualitäten sicher auch von der eher diskutablen Sorte sind, die aber zumindest die geforderte Oberweite und den ebenso geforderten Bekanntheitsgrad aufwies. Für MOI war das Projekt damit schon gestorben, denn, tschuldigung, die Jolie ist für mich nicht Lara Croft (schon allein deswegen, weil Lara Croft sympathisch ist, und das ist wiederum ein Adjektiv, dass ich mit der Jolie nicht direkt in Verbindung bringen würde).

Ok, vergessen wir zunächst Angelina und ihre Brüste und wenden uns erst mal dem Film zu, für den mit Simon West der Regisseur von „Con Air“ und „The General’s Daughter“ verpflichtet und ein 80-Mio-Dollar-Budget aus dem Boden gestampft wurde. Leider hatte man bei aller Aufregung um Budget, Regisseur und Star vergessen, auch einen Drehbuchautor hinzuziehen, denn dass das Konzept des Games, Lara in ihren charakterischen Shorts durch irgendwelche Ruinen hüpfen und ballern zu lassen, für einen abendfüllenden Spielfilm nicht tragfähig ist, hätte eigentlich klar sein müssen. Aber irgendeine hübsche „Indiana Jones“-mäßige Story hätte man sich ja ausdenken können. Prinzipiell scheint das auch das gewesen zu sein, was die insgesamt sechs Autoren sich vorgestellt haben mögen, aber das Endresultat ist eine lachhaft-uninteressante Doofmannsstory, über die der gute alte Indy sicher nur noch traurig den Kopf geschüttelt (oder aber das Autorenteam lässig abgeknallt) hätte. Am wenigsten stört noch der (leider im Endeffekt völlig verschleuderte) Plot-Angle über die Illuminaten – der mysteriöse Geheimbund gibt ein hervorragendes Thema für einen Abenteuer-Mystery-Thriller her, wird aber hier als bloßer MacGuffin, um die Geschichte in Bewegung zu setzen mißbraucht und im Finale nebensächlicher entsorgt als ich eine Tüte nicht gefressenes Katzenfutter von Pucki zur Mülltonne trage. Statt dessen gibt’s eine debile Fantasy-Plotte, die mit „Quatsch mit Soße“ treffend umschrieben ist. Nicht, dass ich was gegen Fantasy-Elemente hätte – nö, auch die Indy-Filme waren keine Reality-Shows, aber sie nutzten als Plotaufhänger wenigstens real existierende Legenden und spannen sie intern logisch und schlüssig weiter. Bei „Tomb Raider“ hat die Hintergrundgeschichte keinerlei Sinn und Verstand und wenn im Finale dann jegliche Logik sowieso über Bord geworfen wird, weil man anstelle einer spannenden Geschichte lieber auf gar tolles visuelles eye candy setzt, hat man als Zuschauer, der älter als dreizehn ist und nicht nur ständig Angelina Jolie auf die Titten stieren will, sondern eine spannende Abenteuergeschichte sehen möchte, völlig verloren (das hat man eigentlich schon in der Sequenz im kambodschanischen Tempel mit den zum Leben erweckten Statuen). Garniert wird der Schwachsinn mit zahllosen „deus ex machina“-Lösungen (Beispiel: Lara und ihre Brüste stehen vor dem Problem, innerhalb 15 Stunden von England nach Kambodscha zu kommen. „Ich fordere einen Gefallen ein“, lächeln Lara und ihre Brüste verschmitzt, um sich in der nächsten Szene von irgendeinem Militärflugzeug in Kambodscha absetzen zu lassen. Und? War jetzt da irgendwo ein Witz oder irgend etwas, was mich als Zuschauer „aaaah“ machen lassen sollte?), stupiden faktischen Fehlern (für Lara und ihrer Brüste Vater existiert ein Gedenkstein: „Missing in the field 15. Soundso 1985“. Schön, dass man „vermisst sein“ so exakt datieren kann) und godawful Dialogen (besonders seitens Laras und ihrer Brüste Gegenspieler Powell. Dessen Lines sind teilweise so schlecht, dass sich sogar das Script darüber lustig macht. „My ignorance amuses me“. Ich BITTE Euch!). Zu den fürchterlichen Dialogen passt auch die völlige Abwesenheit funktionierenden Humors, einem integralen Bestandteil einer erfolgreichen Indiana-Jones-Nachzieher-Arbeit. Nicht nur, dass man Lara und ihren Brüsten mit dem Technik-Whizz Bryce einen derart unlustigen comic relief sidekick zur Seite gestellt hat, dass man meinen könnte, man hätte „Bruder Carl“ aus „Van Helsing“ nach ihm modelliert, auch die bestimmt als ungeheuer komisch gedachten one-liner für Jolie fallen vollkommen flach (gar nicht mehr gesondert erwähnen möchte ich eigentlich, dass „Alex West“ ein äußerst blasses Abziehbild des „für-Geld-tu-ich-alles“-Archäologen Paul Belloq aus den Indy-Filmen darstellt) – Gipfel der unlustigen Comedy ist sicher die 28453. Variante des „ich-winke-auf-ner-Auktion-nem-Bekannten-zu-und-bekomme-das-als-horrendes-Gebot-interpretiert“. Noch niiiiiiiieeeeeee dagewesen und ungefähr 1928 zum letzten Mal lustig gewesen.

Was die inszenatorische Seite angeht – naja, spannend ist das nicht, was Simon West da auf die Leinwand gebrezelt hat. Immerhin, die Action Set Pieces funktionieren einigermaßen (blöderweise ausgerechnet nicht der Showdown, der ist einfach nur doof) – „Tomb Raider“-Game-Puristen werden bemängeln, dass verhältnismäßig wenig Zeit im Film mit klassischer Videospiel-Action verbracht wird (und von den drei entsprechenden Sequenzen eine eine, wenngleich recht gut gemachte „Trainingssequenz“ ist). Die beste Actionszene ist zweifellos innerhalb des Überfalls der Bösen auf Laras und ihrer Brüste Behausung enthalten (Lara und ihre Brüste hängen an einer Art Bungee-Seil und bringen zahllose Schufte zur Strecke). Dennoch vermitteln auch die bleihaltigen Actionszenen nie den Eindruck echter Tension, echten Nervenkitzels – da schlägt irgendwie der Videospiel-Funke durch. Der Aufwand an exotischen Locations (besonders Kambodscha gibt ein paar sehr schöne Aufnahmen her) und Effekten stimmt, da kann man kaum meckern, auch wenn die CGIs teilweise mittlerweile (der technische Fortschritt macht halt nicht Halt) verbesserungswürdig wirken (und was das Entwerfen eines komplexen und völlig bescheuerten „antiken“ Fallen-/Auslöser-für-something-or-other-Systems angeht, hat sich das Kreativteam mit dem im kambodschanischen Tempel selbst übertroffen). Bemerkenswert positiv ist in der Tat die Kameraführung, sofern sie sich nicht darauf beschränkt, Angelinas Nippel ins rechte (PG-13-) Licht zu rücken, bemerkenswert fürchterlich ist die ohrenfolternde Musik, mit der vor allem die Actionszenen untermalt werden (bei „Mortal Kombat“ hat das mit Rave-Techno-Mucke ja noch funktioniert, aber das hier ist peinlich).

Schauspielerisch machen Angelina Jolie und ihre Brüste in den Actionszenen eine akzeptable, wenngleich nicht herausragende Funktion, in den von ihr geforderten dramatischen Szenen ist sie entweder schnell an die Grenzen ihres Talents gestoßen oder beschloß, die Szenen nicht „seriös“ zu spielen (wer sich in den ach-so-emotionalen Szenen mit ihrem Vater nicht den Bauch vor Lachen hält, weil das ganze so niederschmetternd schlecht gespielt ist, hat noch nicht genügend GUTE Filme gesehen. Um so bedenklicher, da Croft sr. von Jolies Real-Life-Daddy Jon Voight gemimt wird. Andererseits ist bekannt, dass die beiden nicht das allerbeste innerfamiliäre Verhältnis pflegen, also wollte Jolie Papa vielleicht bewußt auflaufen lassen). Der Brite Iain Glen („Resident Evil: Apocalypse“) ist als Erzschurke eine glatte Fehlbesetzung, denn eine derart charismafreie Trantüte muss man in so einer Rolle erst mal sein (dass sein Charakter unter heftigem underwriting leidet, hilft ihm natürlich nicht weiter – z.B. pflegt Powell einen Diwan-Fimmel und hat seine private Hütte wie einen Harem eingerichtet, ohne dass der Film dafür eine Begründung liefert. („Ich bin Anwalt“, murmelt er mal. Toll. Ich bin zwar der erste, der dabei ist, den Berufsstand der Rechtsanwälte in die Pfanne zu hauen [ich darf das, ich hab lang genug für solche gearbeitet], aber das ist mir zu billig). Irgendeine Aura der Bedrohlich- oder wenigstens Durchgeknalltheit sucht man bei Glen vergeblich. Noah Taylor („Almost Famous“, „Vanilla Sky“) kämpft vergeblich mit einer humorfreien comic-relief-Rolle (und könnte problemlos aus dem Film geschrieben werden, weil er NULL zur Handlung beiträgt), Daniel Craig („Road to Perdition“) zeigt als Alex West zumindest Ansätze.

Die DVD von Concorde (mir lag die Verleihfassung vor) kann zumindest in Punkto Bild und Ton überzeugen (auch wenn mir die 5.1er-Tracks ein gutes Stück zu basslastig sind).

Fazit: „Tomb Raider“ ist selten doofes Popcorn-Kino, das für jeden denkenden Menschen, der über das „Lara Croft ist geil“-Stadium hinausgekommen ist, eine mittelschwere Beleidigung darstellt. Da die Effekte und die Photographie zumindest höherem Anspruch genügen, entwickelt sich der Film nicht in eine so totale Gesamtkatastrophe wie „Van Helsing“ es später werden sollte, wer aber gehofft hatte, aus dem Videospiel könnte eine flotte, actionorientiertere „Indiana Jones“-Variante mit weiblicher Protagonistin werden, dürfte sich in den Hintern beißen. Einzig allein Angelina Jolie und ihre Brüste (man kann darüber streiten, wer davon mehr Screentime hatte) scheinen die Existenzberechtigung für diesen Streifen zu sein, und das ist mir dann (als bekennendem Jolie-nicht-sexy-Finder) zu wenig, womit sich „Tomb Raider“ ohne weiteres in die lange Ahnenreihe mißglückter Game-Adaptionen einreiht. Wenigstens sah man das nach dem obligatorischen Sequel und dessen eher desaströsen Kritiken und Einspielergebnissen produzentenseits wohl ähnlich und zog dem Franchise den Stecker. Mit ’ner anderen Hauptdarstellerin und intelligenteren Scripts könnte man aus der Thematik sicher noch was machen, aber bei Hollywood hab ich da meine Zweifel… wobei ich durchaus auch noch die These aufstellen möchte, dass „Archäologie-Abenteuerfilme“ vielleicht doch nur in einem historischen Kontext (wie Indy und Quatermain z.B.) funktionieren und nicht in die „Gegenwart“ verlegt werden können, ohne dass das Resultat hirnlos wird.

2/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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