Tomb Invader

 
  • Deutscher Titel: Tomb Invader
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  • Regie: James H. Thomas
  • Land: USA
  • Jahr: 2018
  • Darsteller:

    Gina Vitori (Alabama „Allie“ Channing), Andrew J. Katers (Nathan), Samantha Bowling (Helena), Evan Sloan (Tim Parker, als Evan Weinstein), Shawn McConnell (Bernie Blum), Lindsay Sawyer (Isabelle Villeneuve), Val Victa (Jian), Jordan Williams (Peter Yapp)


Vorwort

Die Archäologin Michelle Channing ist im tiefsten China unterwegs, um das „Herz des Drachen“ zu finden, ein antikes Relikt des ersten Kaisers von China. Michelle hat das Grabmal des Kaisers erfolgreich gefunden, scheitert aber an der Aufgabe, den richtigen von sieben „Schlüsseln“ zur Freigabe des „Herzens“ auszusuchen. Abgang Michelle Channing samt Expeditionspartnern.
Zwanzig Jahre später ist Michelles Tochter Alabama (umpf) Professorin für Archäologie an der Emerson-Universität und bekommt ein mehr oder minder unmoralisches Angebot. Der Multimillionär Tim würde sie gerne für seine China-Expedition anheuern, um das Herz des Drachen endlich zu bergen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Alabama zweifelt ein wenig an der Ehrlichkeit des reichen Pinkels, aber er hat ein gutes Argument – Michelle Channings Tagebuch der fatalen Expedition, eigentlich mal angedacht für Alabama. So richtig begeistert ist Alabama nicht, zumal Tim sich auch der Dienste des professionellen Schatzjägers Nathan bedient, dem’s weder um wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn noch Ausstellung von Kunstschätzen für die Öffentlchkeit geht, sondern schlicht um ein gut gefülltes Bankkonto. Aber auch weil ihre Freunde Helena (Linguistin) und Bobby (Geologe) so enthusiastisch sind, endlich mal im Feld arbeiten zu können, willigt Alabama ein, die Expedition auf der Grundlage von Mama Channings Aufzeichnungen zu führen, schließlich geht es darum, Muttchens Lebenswerk zu vervollkommnen.
Der Trek durch den chinesischen Dschungel birgt die üblichen Gefahren durch Flora, Fauna und fiese Fallensysteme. Trotzdem kommt ein Angriff auf das Camp der Expedition, bei dem Tims persönliche „Dokumentaristin“ Isabella ins Gras beißt und Nathan entführt wird, doch eher überraschend.
Die Angreifer sind so etwas wie eine selbsternannte Grab-Schutz-Truppe, die dafür Sorge trägt, dass keine linken Imperialistenhunde (also genau so was wie Tim) sich über die antiken Schätze hermachen. Isabellas Tod war ein bedauerliches Versehen, und gegen Alabama, deren Ruf ihr auch zum letzten chinesischen Bergkaff vorauseilt, haben die Grabhüter so richtig persönlich nichts einzuwenden, zumal Alabama wie einst ihre selige Mama auf dem Standpunkt steht, dass antike Schätze dem jeweiligen Volk und nicht etwa Privatsammlern oder ausländischen Museen gehören. Und da China, behauptet zumindest der Vorsteher des Wachhundclans, derzeit mal wieder vor die Hunde gehe, käme ein Symbol der Einigung und Einigkeit wie das Drachenherz grad recht…
So kann Alabama mit dem Segen der chinesischen Dorfbewohner den Grabtempel infiltrieren, aber deswegen schalten sich noch lange nicht die tödlichen Fallensysteme der alten Bruchbude ab.


Inhalt

Asylum schlägt wieder zu. Klare Sache, wenn Hollywood das „Tomb Raider“-Franchise entstaubt (nachdem die Games ja ein überraschendes Comeback hingelegt haben), dann darf der passende Mockbuster nicht fehlen. Zugegeben – „Tomb Raider“ ist für einen parodistische Aufarbeitung geradezu wie gemalt (wir erinnern uns an die Softporn-Parodie „Cara Loft – Womb Raider“), aber Asylum hatte ja „gerade erst“ einen archäologisch (hihi) angehauchten Klopper mit dem letzten „Sindbad“-Film (jüngst besprochen) rausgehauen. Ob die Jungs soviel Fantasie haben, aus dem Thema etwas Originelles herauszuquetschen?

Okay, das erwarten wir ja nicht wirklich ernsthaft. Immerhin – das Kreativteam hinter „Tomb Invader“ gehört nicht (oder jedenfalls bis jetzt nicht) zu den üblichen Nasen. Drehbuchautor Nick Zephyrin war bislang primär vor der Kamera tätig (allerdings nicht in irgendwas von Bedeutung), Regisseur James Thomas inszenierte vorab den Horrorfilm „Run Like Hell“ und schraubt augenblicklich für Asylum den Hai-Heuler „Megalodon“ mit Michael Madsen zusammen. „Tomb Invader“ verzichtet auf Stunt-Casting und/oder das Engagement eines abgetakelten Ex-Stars – Hauptdarstellerin Gina Vitori spielte zuvor in der einigermaßen wohlgelittenen Indi-Dramödie „Tryst“ und für Asylum im Frauensender-Lifetime-Drama „Nightmare Wedding“. Jetzt nicht unbedingt DIE Visitenkarte für eine Abenteuerheroine, aber whatever.

Zephyrin spielt die Geschichte straight, by the numbers, ohne größere ausgeflippte Ideen. Es gibt einen klaren Quest (das Auffinden des „Herz des Drachen“), einen überschaubaren Cast mit der Heldin und zwei Sidekicks für den Comedy-Value, einer potentiellen love interest und einem Schurken, der sich erst im Laufe des Films als solcher herauskristallisiert (obwohl wir natürlich als clevere Zuschauer wissen, dass der Bursche nicht koscher ist und seine Motive weit weniger altruistisch sind als behauptet). Der Quest ist, und dafür ist man bei der Megalomanie, die ja mittlerweile jeden Z-Film befallen hat, vergleichsweise „low stakes“ und relativ abstrakt, da das „Herz des Drachen“, im Gegensatz zur Vermutung des Schurkens, weniger eine Quelle tatsächlich benutzbarer Macht ist, sondern seine Bedeutung primär symbolisch als Objektifizierung der chinesischen Einheit hat. Bei der Gelegenheit – ja, offenbar schielt auch The Asylum mittlerweile auf den umsatzstarken chinesischen Markt und bedient sanft den chinesischen Nationalismus, der ja die dortige Filmindustrie durchdrängt. Man weiß halt, wo die Brötchen in der Zukunft gebuttert werden…

Wie gesagt, die Geschichte wird recht schnörkellos erzählt, beinhaltet natürlich viel Rennerei durch chinesische Wälder (die von einem kalifornischen botanischen Garten gemimt werden. Was man auch daran merkt, dass die Hinweisschilder und Wegweiser manchmal prominent im Bild sind), ein paar für Asylum solide gewerkelte Actionszenen und bringt tatsächlich ein gewisses Tomb-Raider-Feeling (nicht nur, weil lt. Drehbuch nun im Wortsinne eine Tomb geraidet wird, sondern weil’s tatsächlich Sequenzen gibt, die man sich so oder ähnlich in einem Game aus der Serie vorstellen könnte). Asylum verzichtet erfreulicherweise weitgehend auf CGI-Albernheiten wie Monster (einen untoten Grabwächter im Monster-Look gibt’s) und Zeuch – Kollege Computer hilft beim Animieren der Fallen, was nicht super aussieht, aber zumindest auch keine Hirnigkeiten wie in „Sindbad“ oder „Almighty Thor“ notwendig macht. Über ein paar Sachen kann man sich freilich trotzdem beömmeln – über Michelle Channings Bewerbung für den Preis „Most Stupid Idiot EVER“, die zu ihrem Ableben führt, oder den Umstand, dass der bei Michelles Expedition eingestürzte Tempel 20 Jahre später wieder aufgeräumt und aufgebaut erscheint (gut, die Chinesen haben 1,5 Milliarden Leute, die nichts besseres zu tun haben, ne?).

Bei den Charakteren hat man sich nicht überschlagen – Bernie ist der typische Nerd-Sidekick, der wirklich in JEDER Situation mindestens mit einem Buch um sich wedelt, Helena ist lesbisch for no other reason als dass man sich damit bei LGBTQ+-Gruppen zu beliebt machen versucht, Nathan ist ersichtlich nur dabei, weil’s irgendeinen Typen geben muss, der an Laras, äh, Allies Seite kämpft. Für Asylum-Verhältnisse einigermaßen clever ist, wie sich Alabama selbst im Filmverlauf von der semi-seriösen Professorin auch optisch subtil über mehrere Schritte in ein Lara-Croft-Double verwandelt.

Mit knapp über 80 Minuten Laufzeit spielt sich „Tomb Invader“ flott genug, wenn auch ohne wirkliche große Höhepunkte (selbst die ausgekuckten set pieces sind nicht übermäßig spektakulär), aber es passiert immerhin immer genug, um nicht zu langweilen (wobei der wie üblich unangemessen auf die Kacke hauende Ridenhour-/Cano-Score permanent düdelt, nur selten zum Gezeigten passt und auf die Dauer reichlich nervt).

Gina Vitari ist als Allie kein Ausbund des Charismas, aber „she looks the part“ und ist in den physischeren Momenten ihrer Rolle durchaus präsent. Andrew Katers („Earthtastrophe“) bleibt recht blass als Nathan, Samantha Bowling bringt als Helena zumindest die Eigenschaft mit, sich notfalls mit bloßer Willenskraft in den Vordergrund spielen zu wollen, Evan Sloan (der sich für 2018 taktisch etwas unklug Evan Weinstein nennt), müsste als Schurke Tim für meinen Geschmack mehr aufdrehen. Shawn McConnell ist als Bernie ebenfalls zumindest engagiert am Werke.

Die Blu-Ray bringt den Film im üblichen ordentlichen 1.78:1-Widescreen, die deutsche Synchro ist manierlich ausgefallen, Extras gibt’s außer ein paar Trailern leider nicht.

Summa sumuru ist „Tomb Invader“ sicher kein Highlight der Asylum-Filmographie, aber auch kein Fall für’s Güllefaß. Der Streifen ist letztlich einfach wenig bemerkenswert, tut nicht mehr als das Mindestmaß, um zu unterhalten und pegelt sich letztlich so auf dem Level einer durchschnittlichen Folge „Relic Hunter“ ein – ob das jetzt „gut“ oder „schlecht“ ist, überlasse ich Euch…

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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