Tödliche Spiele

 
  • Deutscher Titel: Tödliche Spiele
  • Original-Titel: Sisters of Death
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  • Regie: Joe Mazzuca
  • Land: USA
  • Jahr: 1976
  • Darsteller:

    Arthur Franz (Edmond Clybourn), Claudia Jennings (Judy Peak), Cheri Howell (Sylvia), Sherry Boucher (Diane), Paul Carr (Mark), Joe E. Tata (Joe), Sherry Alberini (Francie), Roxanne Albee (Penny), Elizabeth Bergen (Elizabeth Clybourn), Paul Fierro (Mexikaner), Vern Mathison (Polizist)


Vorwort

Judy Peak (Claudia Jennings, GATOR BAIT, UNHOLY ROLLERS, DEATH SPORT)und Elizabeth Clybourn (Elizabeth Bergen) sind hoffnungsvolle Aspirantinnen zum Beitritt in eine hochexklusive und noch höher geheime Schwesternschaft (der Film drückt sich ein wenig um die definitive Aussage, ob es sich um eine Studentenverbindung oder eher so was wie eine all-girl-Freimaurerloge o.ä. handelt, aber das ist im Endeffekt auch nicht weiter wichtig). Die Kandidatinnen haben erfolgreiche alle rituellen Aufnahme-Hoops durchsprungen, bis auf die aller-aller-allerletzte Prüfung, eine „Mutprobe“. Naja. Die Mutprobe ist eine Russisch-Roulette-Variante. Die Zeremonienmeisterin wird ihren Zwei-Kammern-Revolver mit einer Patrone laden, auf die zarte Rübe der Novizin richten und abdrücken. Eine 50-50-Chance… weswegen eine Schwesternschaft, so geheim und exklusiv sie auch sein mag, eher nicht weit kommen wird, wenn sie statistisch gesehen die Hälfte ihrer Bewerberinnen abmurkst, und das Spielchen daher symbolischer Natur ist, frau ballert mit Platzpatronen. Was natürlich nichts hilft, wenn ein böser böser Mensch ein Platzpatrönchen durch ein echtes ersetzt. Judy jedenfalls besteht die Probe mit fliegenden Fahnen, dieweil der Abzugshammer ins Leere schlägt, Elizabeth hingegen… nun, drücken wir es so aus: Lizzie trägt durch die Verteilung ihrer Gehirnmasse zur Dekoration des an sich eher schlicht gestalteten Ritualraums bei… SCHRECK!

Sieben Jahre später… Judy ist inzwischen ein erfolgreiches Model und macht sich gesteigerte und realistische Hoffnung, durch zeitnahe Eheschließung mit dem Sohn des Gouverneurs von Kalifornien endgültig in die High Society aufzusteigen. Doch da erhält sie Post – dekoriert mit dem Logo der Schwesternschaft handelt es sich um die Einladung zu einer Wiedersehensfeier, und da der anonyme Einläder sich scheinbar nicht sicher wahr, wie’s mit Judys Finanzen aussieht, ist genügend Bargeld beigelegt, um sich notfalls per Mietsänfte von vier stämmigen Sklaven zum Ort der Feierlichkeit tragen zu lassen. Judy ist überrascht und klingelt bei Mitschwester Sylvia (Cheri Howell, THE SINGLE GIRLS, JAHR 2022… DIE ÜBERLEBEN WOLLEN) an, der einzigen, deren Nummer sie offenkundig in ihrem schlauen Buch stehen hat. Sylvia ist gerade mit den üblichen postkoitalen Verrichtungen beschäftigt und befürchtet zunächst, die Anruferin wäre womöglich die Ehegattin des soeben bestiegenen Mount Man-Dick. Nun, das Missverständnis ist schnell geklärt, und Sylvia kunftet aus, dass auch sie eine Einladung erhalten habe und auf der Basis, dass Judy allgemein bekannt einen eher laxen Umgang mit Penunze pflegt, davon ausgegangen war, dass sie die Fête organisiert und das Spritgeld beigelegt habe. Judy kann dies verneinen, womit die Identität des Gönners weiterhin unbekannt bleibt, aber, hey, eine Überraschungsparty kann doch gar nicht verkehrt sein.

Auch die drei anderen Augenzeuginnen der leicht schief gelaufenen Initiation sind eingeladen – Penny (Roxanne Albee, DIE MONKEES), die ihr Seelenheil augenscheinlich in irgendwelchem Native-American-mystizistischen Mumbo-jumbo gefunden hat, Diane (Sherry Boucher, DER TIGER HETZT DIE MEUTE, DIE TODESFALLE UNTER DEM MEER), die als Anhalterin zum Treffen reist (und sich geschickt den Zudringlichkeiten ihres Lift-Givers, einen ungefähr 100 Jahre alten Mexikaner, durch strategisches Blättern in einer Bibel entzieht, was der Mex hilariös komisch findet), und Francie(Sherry Alberini, CYBORG 2087, DIE DREI WELTEN DES GULLIVER), die mit eigener Kalesche anreist und sich einem Strafzettel wegen Speedings durch die bewährte „ICH MUSS GANZ DRINGEND MAL!!!“-Nummer entzieht.

Am Treffpunkt, einem Hotel in einer abgelegenen Kleinstadt, müssen die fünf Grazien nach dem umarmungs- und küsschen-küsschen-reichen Wiedersehen feststellen, dass dieser, der Treffpunkt, eben nur das ist, und zwei Gesellen namens Mark (Paul Carr, STAR TREK-Pilotfilm „Where No Man Has Gone Before“, BUCK ROGERS, TRUCK STOP WOMAN) und Joe (Joe E. Tata, BEVERLY HILLS, 90210), die keins der Mädels jemals zuvor gesehen hat (was auf Gegenseitigkeit beruht) von unbekannter Hand mittels einer 500-Dollar-Cash-auf-die-Kralle-Zahlung angeheuert wurden, die ganze Blase zum eigentlichen Orte des Geschehens zu shuttlen. Penny, trotz Mumbo-jumbo im Gemüt offenbar mit einer bis eineinhalb Gehirnzellen ausgestattet, weigert sich zunächst, zu fremden Männern ins Auto zu steigen (mir würde auch der Umstand, dass Seiten- und Heckscheibe des ollen Kombis mit Vorhängen, eh, abgehängt sind, ein gelindes Unwohlsein über Leber und Milz laufen lassen), aber sie muss sich der peer pressure beugen.

Nach einer Stunde als weitgehend sinnfrei eingestuftem Herumgegondel durch die karge Wüstenlandschaft werden nun aber auch die vier leichtgläubigeren Girls skeptisch, aber Joe und Mark können nur vage beruhigend daherquatschen, denn nicht mal die Herren Schofföre wissen genau, wo die Reise hingeht und fahren nach Landkarte. Doch wenig später ist das Ziel auch ohne Navi erreicht – die „Hacienda del Sol“, und die sieht recht einladend aus, zumal der immer noch mysteriöse Host am Pool ein Willkommens-Buffet mit Schlammpagner, Schnittchen und einem big-ass-„WELCOME SISTERS“-Banner vorbereitet hat. Da fühlt man sich doch gleich wie daheim… Die Girls hasseln noch schnell Mark und Joe vom Hof und widmen sich dann den angebotenen Alkoholitäten.

Während die Sisters also ihren Wiedersehensumtrunk begehen und anschließend – abzüglich der lieber am Pool rumlümmelnden Sylvia – beschließen, die Hütte zu erkunden, machen sich bei Joe zerebrale Aktivitäten der libidösen Art bemerkbar. Er hat bemerkt, dass hier offenbar ein ganzer poppbarer Hühnerhaufen ohne passenden Hahn zugange ist und schlägt vor, dass er und Mark sich unbürokratisch selbst einladen. Mark steht auf dem konservativen Standpunkt, dass sie auf der Party nichts verloren haben, aber Joe quengelt lange genug rum, bis Mark klein bei gibt – unter der Bedingung, dass sich das dynamische Duo sofort verpissen wird, sollten die Mädels durchblicken lassen, dass sie auf ihre Anwesenheit keinen gesteigerten Wert legen. Da sich mittlerweile aber der automatische Zaun bereits geschlossen hat, müssen die Liebestollen da wohl oder übel drüberkrabbeln, was wiederum Mark wegen der „ELEKTRISCH! UFFBASSE!“-Warnung für eine mindergute Idee hält, aber Joe weist darauf hin, dass es nur stromt, wenn die roten Alarmlampen leuchten, und die leuchten nicht. Nach seiner Meinung praktisch ein ausgerollter roter Teppich.

Die Girls stellen fest, dass die erste Etage der Hacienda per Gittertür abgesperrt ist, dafür aber im Erdgeschoss Zimmer für alle fünf Mädels bereitgestellt und sogar mit Namensschildern beschriftet wurden. Joe und Mark treffen am Pool nur Sylvia, und die reagiert auf die Anwesenheit des Mannsvolks eher ungehalten. Mark wäre bereit, sich getreu der Abmachung mit Joe umgehend vom Grundstück zu subtrahieren, aber Joe hat heute seine Quengelhosen angezogen und leiert Sylvia die Genehmigung für einen Drink im Stehen aus dem Kreuz. An dem kann er sich lang genug festhalten, bis das restliche Quartett von der Hausbesichtigung zurück ist und die vier Kolleginnen stehen dem Gedanken an sacktragende Party-Gesellschaft deutlich aufgeschlossener gegenüber als Sylvia.

Naturellement sind die sich nunmehr schamlos dem Bacchus hingebenden Party Animals in der Hacienda nicht allein. Jemand schleicht durch Obergeschoss und Nebengebäude, und jemand schaltet auch den elektrischen Stuhl, äh, Zaun, auf Betriebstemperatur…

Nun, den Feiernden fällt das nicht auf, die Stimmung ist ausgelassen, bis die Mädels, für Joes Geschmack erheblich zu früh, zur Nachtruhe läuten und deutlich zu verstehen geben, dass Joes und Marks Beteiligung an der Abendgestaltung sich hiermit erschöpft habe. Übernachten könn‘ die Jungs gern, weil Autofahren ist mit der Promillenz nicht mehr, aber das dann, bitteschön, draußen auf der Terrasse. Mark ist das grad Salami, denn der schnarcht bereits vor sich hin, Joe ist persönlich und menschlich hingegen enttäuscht.

Judy ist die Frühaufsteherin unter den Schwestern, und so ist es sie, die am nächsten Morgen vom mysteriösen Gastgeber der Party begrüßt wird – ein leicht zertauster Siebzigjähriger, der sich als Edmond Clybourn (Arthur Franz, DER SCHRECKEN SCHLEICHT DURCH DIE NACHT, DIE CAINE WAR IHR SCHICKSAL, DER UNSICHTBARE TRIFFT ABBOTT UND COSTELLO) vorstellt. Da rieselt es Judy wie Schuppen aus den Haaren… Elizabeths Vater! Jep, niemand anderes himself, und was Good Ole‘ Eddie will, liegt auf der Hand. Papa Clybourn glaubt nicht so recht daran, dass sein Augenstern Lizzie vor sieben Jahren einem tragischen Unglücksfall zum Opfer gefallen ist – das war kaltblütiger Mord, und die ganze Veranstaltung ist natürlich zu nichts anderem gedacht, als den Täter bloßzustellen. Allerdings erst morgen. Bis dahin dürfen die Chicks ein wenig im eigenen Saft schmoren, und was Joe und Mark angeht… naja, blöd für die Herren, aber stiften gehen ist nicht, da sei der Elektrozaun ´vor.

Die Bekanntmachung drückt natürlich die Stimmung, auch wenn die Girls übereinstimmend krakeelen, dass doch jede von ihnen Lizzie gar schwesterlich geliebt habe, aber dass hier etwas Garstiges im Busch ist, lässt sich nicht lange leugnen – denn Penny wird erwürgt aufgefunden. Nun macht das eigentlich nicht besonders viel Sinn aus Clybourns Sicht, denn wenn er eine große Enthüllung plant, erscheint es kontraproduktiv, das potentielle Publikum hierfür vorab zu ermorden, aber als nach einem unruhigen Tag und einer nicht weniger unruhigen Nacht, in denen Joe und Mark vergeblich nach dem Schalter für den Elektrozaun suchen, Clybourn seinen zweiten Auftritt zelebriert, scheint sich der Nebel etwas zu lichten – der enttöchterte Daddy verkündet nämlich, für seine bis dahin als bloße Theorie betrachtete Hypothese, Elizabeth wäre absichtlich erschossen worden, eine Zeugin zu haben. Die muss ja notgedrungen unter den geladenen Gästen sein – sofern es eine echte tatsächliche Mörderin gibt, täte die natürlich aus ihrer Sicht gut daran, diese Zeugin zu eliminieren. Es spricht nicht unbedingt für die kombinierte Geisteskraft unserer Eingeschlossenen, dass diese Schlussfolgerung nur vom geneigten Zuschauer gezogen wird und nicht von einer der handelnden Personen, aber das erlaubt uns wenigstens, uns mal wieder im berechtigten Gefühl der mentalen Überlegenheit suhlen zu können. Die Protagonisten hingegen grübeln vielmehr darüber nach, wie sie der Todesfalle entkommen können. Marks Versuch, sich unter dem E-Zaun durchzugraben, scheitert am soliden Beton unter der Grasnarbe, wohingegen Joe und Diane auf die Idee verfallen, aus dem WELCOME-Banner ein SOS-Signal für überfliegende Aeroplane zu basteln. Diane wird jedoch noch bevor dieser Plan endgültig in die Tat umgesetzt werden kann, bei der Suche nach Francie Opfer einer in einem Kellerverschlag hausenden Klapperschlange und Joe macht unerfreuliche Bekanntschaft der caninen Art…

So fleißig wie vor sich hingestorben wird, sollte Clybourn sich ernste Sorgen machen, ob bei seiner finalen Revelation überhaupt noch jemand am Leben sein wird, dem er seine Anschuldigungen vors Knie nageln kann…


Inhalt

Zuerst müssen wir mal wieder ein Missverständnis aufklären bzw. eine Marketing-Mogelpackung aufdecken. SISTERS OF DEATH bzw. TÖDLICHE SPIELE, wie sich der deutsche Release nennt, wird gemeinhin als Horrorfilm vermarktet (das Backcover der Studio-Hamburg-DVD vermeldet sogar „Ekelszenen“, die sich allerdings ausschließlich in der Fantasie des Klappentexters abgespielt haben müssen), aber das liegt mal wieder völlig neben der Spur. Der 1972 gedrehte und erst fünf Jahre später veröffentlichte kleine Holzer ist eindeutig ein Krimi-Thriller-Whodunit in Agatha-Christie-„Ten Little Indians“-Tradition, das sich – being Baujahr 1972 – in Sachen Exploitation ein bisschen mehr traut, aber auch nicht *zu* viel mehr (für die gute Claudia J. ist das fraglos eine der „zugeknöpfteren“ Rollen ihrer kurzen, heftigen Karriere).

Es gilt, vermeintliches oder tatsächliches in der Vergangenheit begangenes Unrecht zu rächen, und wiewohl der Aspekt des „wer ist der aktuelle Täter?“ kein Geheimnis ist, kommt das „whodunit“ gleich doppelt auf seine Kosten, da sowohl die Frage des damaligen Täters, so es einen gab, zu klären ist, als auch die Frage, wer Claybourns geheimnisvoller Zeuge und Komplize sein könnte. Damit könnte man schon einiges anfangen, aber fairerweise muss man zugeben, dass das Autorenteam Elywn Richards und Peter Arnold, das ansonsten nicht durch weitere Groß- (und auch keine Klein-)Taten augefallen ist, mit der Konstruktion eines solchen Doppel-Mysterys gelinde überfordert sind. Die großen Enthüllungen des Schlussakts sind keine – sowohl für Täter- als auch Komplizenposition kommt nur jeweils eine Person in Frage – schon allein deshalb, weil der Film alle anderen Kandidatinnen bereits erfolgreich aufs terminale Abstellgleis geschoben hat und das jeweilige Verhalten der Übriggebliebenen keine andere Schlussfolgerung zulässt als die, die letztlich auch getroffen wird (will man’s positiv ausdrücken, dann ist die Auflösung wenigstens im Storykontext halbwegs logisch, was aber wieder dadurch ausgeglichen wird, dass Auflösung und das geschilderte Geschehen zuvor logistisch nicht immer aufgehen).

Da die Story nicht wirklich Hinweise verteilt, die dem Zuschauer erlauben würden, dem Mystery selbst auf den Grund zu gehen, verkommt SISTERS OF DEATH dann doch recht bald, nach der eigentlich ganz viel versprechenden Auftakt- und Aufbauphase, zu einer simplen Nummernrevue, in der der Cast in umgekehrter Reihenfolge der Wichtigkeit ausgeknipst wird. Dies dann auch auf relativ unspektakuläre Weise – ich bin ja bekanntlich eher selten Mitglied der Gorebauern-Fraktion, aber SISTERS OF DEATH hätte es sicher nicht geschadet, wenn er bei den Kills etwas mehr aus sich herausgegangen wäre, etwas exzessiver in der Wahl seiner gewalttätigen Mittel gewesen wäre, speziell, wenn man sich vor Augen hält, was die Italiener um 1972 rum aus der gleichen Prämisse gemacht hätten (man denke nur an Bavas BAY OF BLOOD). Aber es ist wie es ist – SiSTERS OF DEATH ist kein Splatterfilm, will keiner sein, und ist daher zurückhaltend, was die Gewaltdarstellungen angeht. Ersatzweise ist er dafür halt zumindest in einer Szene zum Brüllen komisch, wenn Joe sich dadurch endgültig aus den Rennen nimmt, indem er sich, von einem ihn verfolgenden kläffenden Schäferhund ins Bockshorn gejagt, unbedrängt gegen den eingeschalteten Elektrozaun dengelt und verbrutzelt. Man soll ja eigentlich über solche Sachen nicht lachen…

Abgesehen von dieser einen Szene unfreiwillig hysterischer Brillanz bleibt der Film aber, wie gesagt, sehr by-the-numbers und spult sich ohne größere Überraschungen, aber auch ohne größere Dummheiten, einigermaßen routiniert ab. Als Zuschauer beschränkt sich unsere Erwartungshaltung mehr oder minder darauf, ob sich alles so auflöst und erklärt, wie wir es anhand unserer beschränkten Mitratemöglichkeiten vorhergesehen haben (was es dann ja auch tut).

Joe Mazzuca ist, das muss man auch festhalten, kein sonderlich guter Regisseur. Ja, er weiß in etwa, was er tut, aber es ist ein ziemlich uninspiriertes Abfilmen ohne große Ideen. Mazzuca bemüht sich ein wenig um Suspense, wenn er uns Claybourn – bis der sich seinen Gästen offenbart – beim Herumschleichen durch Obergeschoss oder Keller nur hüftabwärts zeigt, oder zumindest krampfhaft versucht, offen zu halten, wer die Mädchen umbringt. Es bleibt allerdings beim Versuch… Optisch macht die karge Wüstenlandschaft rund um die Hacienda auch nicht sonderlich viel her, und auch wenn sich die Handlung nach indoors verlagert, gelingt es ihm nicht wirklich, eine unheilvolle, bedrohliche Atmosphäre aufzubauen (auch nicht in der hierfür eigentlich prädestinierten Eröffnungsszene des Initiations-Ritual, die stark darunter leidet, dass das Studio-Set bis auf eine hastig aufgestelte Pappmaché-Mauer und einen Vorhang sprichwörtlich leer ist).

Kameraarbeit und Schnitt bewegen sich auf einem biederen unterer-Durchschnitts-Niveau, und, wie gesagt, besondere Fertigkeiten des Special-FX-Teams sind kaum gefragt (Elizabeths Ableben im Prolog wird als eine Abfolge von Standbildern, hauptsächlich bestehend aus reaction shots der Augenzeugen, dargeboten, die weiteren Kills sind überwiegend unblutiger Natur). Für Freunde weiblicher Anatomie gibt’s ein ganz kleines bisschen Nudity. Was – neben einem überraschend modernen und gelegentlich ziemlich dynamischen Score, der mächtig danach klingt, als wäre er erst zum ´77er-Kinorelease des Films eingespielt worden – am Ende bemerkenswert bleibt, ist das Ende des Films, das für einen amerikanischen Film dieser Ära und Art untypischerweise düster und nihilistisch ist, mithin den nominellen Schurken ungestraft davonkommen lässt; eine eher europäische Interpretation.

Gar nicht so übel ist die Besetzung – mit der viel zu früh verstorbenen Claudia Jennings macht man – auch wenn sie hier die Klamotten anbehält – grundsätzlich nichts falsch und mit der einigermaßen zwielichtigen Rolle der Judy kommt sie gut zurecht, und auch 50er-Jahre-Leading Man Arthur Franz braucht sich als milde derangierter Claybourne nicht zu schämen, da haben andere Alt-Mimen in billigen Randaleklopfern wesentlich peinlichere Performances abgeliefert. Paul Carr, den der geneigte Trekkie als den unglückseligen Kelso aus „Spitze des Eisbergs“ kennt, macht sich als Mark manierlich, während der spätere BEVERLY HILLS, 90210-Regular Joe Tata einen typischen 70er-Macho-Schmierlappen spielt, den wir wohl irgendwie auch sympathisch finden sollen.

Ich bin ein bisschen erstaunt, dass ein solcher schon ziemlich vergessenswerter (und vergessener) Hobel bei Studio Hamburg herauskommt, noch dazu, wo sich hier auch augenscheinlich niemand Mühe gegeben hat, mehr als einen lausigen VHS-Rip aus der Materie herauszuholen. Das Bild ist schwammig und matschig (4:3-Vollbild), der Ton allenfalls praktikabel. Eigentlich die Sorte Release, die wir normalerweise von irgendeinem Schröder-Sublabel mit fragwürdiger Legitimität erwarten…

Horror- und Splatterfans sollten sich also von der FSK-18-Freigabe und dem reißerischen Klappentext nicht blenden lassen – hier sitzt der Fan blutiger Goreeinlagen eindeutig in der allerletzten Reihe… Da die Prämisse nicht schlecht ist und der Cast zumindest engagiert bei der Sache ist, kann der Viel- bis Allesseher von Welt mal reinkucken, sofern er keine Offenbarung erwartet. Das ist kein vergessener Genre-Klassiker, sondern ein kleines, seine Früh-70er-Herkunft nie verleugnendes low-budget-Whodunit, das keine Bäume ausreißt, aber trotz verpasster dramaturgischer Chancen und uninspirierter Regie zumindest für einen Durchlauf halbwegs unterhält.

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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