Todesmarsch der Bestien

 
  • Deutscher Titel: Todesmarsch der Bestien
  • Original-Titel: Condenados a vivir
  • Alternative Titel: Bronson's Revenge | Cut-Throats Nine | The Cutthroats |
  • Regie: Joaquin Luis Romero Marchent
  • Land: Spanien
  • Jahr: 1972
  • Darsteller:

    setzung:

    Sgt. Brown (Claudio Undari als Robert Hundar)
    Sarah (Cathy) Brown (Emma Cohen)
    Thomas Lawrence (Alberto Dalbés)
    N.A. Antonio Iranzo
    N.A. Manuel Tejada
    N.A. Ricardo Díaz
    N.A. José Manuel Martin
    N.A. Carlos Romero Marchent
    N.A. Rafal Hernández
    Buddy (Xan das Bolas als Tomas Ares)


Vorwort

Abt. Mächtig verboten.

Yep, Mütter, bringt Eure minderjährigen Kinder ins Bett (meinetwegen dürfen das auch die Väter übernehmen), es ist 131er-Zeit auf badmovies.de, und wie immer ist das, um die Gesetzeshüter zu beruhigen, ein journalistischer Service und keinesfalls Bewerbung. Wobei meine 131er-Review-Historie mich vom Verdacht der „verbotene-Sachen“-Bewerbung ja an und für sich freisprechen sollte.

Heute geht´s aber nicht um gewöhnlichen Italo-Schmu oder unterbelichtetes amerikanisches Zeuchs, das man auf jeder Börse (außerhalb Berlins) nachgeschmissen bekommt, sondern um einen obskuren Vertreter seiner Zunft, den Splatter-Western Todesmarsch der Bestien, dem der Ruf vorauseilt, der gewalttätigste Genrevertreter zu sein (behauptet zumindest die „Psychotronic Encylopedia of Film“, und die sollte es eigentlich wissen). Andererseits steuerte „Hölle auf Erden“ zum Thema einen ziemlichen Verriss bei, also sind wir mal mit wie auch immer gearteten Superlativen vorsichtig.

Auch wenn der Film in der einschlägigen Literatur gern vorurteilslos in die Spaghetti-Western-Schublade sortiert wird, handelt es sich keineswegs um ein italienisches, sondern um ein spanisches Produkt. Macht ja nix, die mediterranen Völker nehmen sich in Sachen schlechte Filme ja nicht sooo viel. Immerhin kann man den Regisseur Joaquín Luis Romero Marchant (melodisch klingende Namen haben die Iberer, das muss man ihnen lassen) bescheinigen, ein Genre-Veteran zu sein, der schon seit Anfang der 60er fleißig Western-Kram drehte (nichts, was ich kenne, aber das heißt nicht viel, weil der Eurowestern zugegebenermaßen nicht mein Spezialgebiet ist), und, wenn ich seine Filmographie richtig interpretiere, mit dem Todesmarsch seinen Abschiedsgruß an das Genre fabrizierte.

Damit soll die Vorrede heute mal lange genug sein (wir essen zeitig, haben noch anderes zu tun und überhaupt), also, nach dem üblichen FSK-18-Disclaimer, direkt zum heutigen Lichtspielwerk.


Inhalt

Irgendwo und irgendwann im Wilden Westen – ein Armeetrupp begleitet einen Planwagen durch unwegsames Gelände. Im Planwagen sitzt eine insgesamt eher unsympathisch wirkende Gesellschaft, und der, der uns, per innerem Monolog, als Held, mindestens aber Protagonist vorgestellt wird, macht dabei keine besondere Ausnahme. Er heißt (was wir beiläufig so in ´ner halben Stunde erfahren würden, täten wir uns auf solchen Service verlassen) Brown und grübelt über seine Vergangenheit und Zukunft nach. Ya see, unser Brownie, Sergeant von Rang, hat bisher in bzw. bei einer Mine gearbeitet (ich gehe mal, anhand der Informationen, die der Film uns noch vermitteln wird, davon aus, dass er als Aufseher o.ä. fungierte und nicht eigenhändig gegraben und geschaufelt hat) und fand das irgendwie nicht so toll. „Ich habe jahrelang von einer Versetzung geträumt“, erklärt uns Sgt. Brown, allerdings nicht, warum er dann offensichtlich nie nach eben einer solche gefragt hat. Jetzt aber ist es soweit, vor ´ner halben Stunde hat er mit dem Planwagen die Mine verlassen und sich auf den 400 Meilen weiten Weg nach Fort Green gemacht, auf dem noch „viele andere Fallen“ lauern (andere Fallen außer was? Dem weiten Weg an sich? Der Mann redet dummes Zeug).

Nun ist, wie ich schon habe anklingen lassen, Herr Brown nicht allein unterwegs und der überwiegende Rest der Reisegesellschaft ist nicht dabei, damit´s Brown unterwegs nicht zu langweilig wird, ja noch nicht mal freiwillig. Es handelt sich nämlich um zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilte Kettensträflinge, und das sind alles ganz schlimme Finger. Dick Patterson, ein übler Ganove, Joe Farrell, der zum Zeitvertreib Indianer skalpierte, was, wie sich´s anhörte, solange okay war, bis er die übertriebene Frisiermethode auch an nichtindianischen Opfern ausprobierte und von dem Brown behauptet, Mord sei sein Hobby, Slim, die „Natter“, ein Mörder und Verräter, Roy, „die Fackel“, ein Betrüger, Dieb und Mörder (lustigerweise verbaselt die deutsche Synchro TROTZ des Beinahmens „die Fackel“ den Umstand, dass Roy ein gefürchteter Brandstifter ist… seufz, quality dubbing), Thomas, auch genannt „Spinner-Tom“, Spieler, Hochstapler und Mörder (das wird langsam langwelig), John „Wiesel“ McIrgendwas, ein Mörder und Vergewaltiger, der nebenbei noch einen ziemlichen Sprung in der Schüssel haben soll und last, but not least, ein gewisser Dean Marlowe, von dem keiner weiß, was er eigentlich verbrochen hat, aber es muss schlimm gewesen sein, denn auch er brummt life without parole ab. Sympathische Truppe, die ergänzt wird durch des braven Soldaten Töchterlein Cathy (oder Sarah, je nachdem, wleche Sprachfassung man vor sich hat), die der Plot zwar auch erst in einer ganzen Weile erwähnen wird, aber von mir der Vollständigkeit halber schon mal aufgeführt wird. Soll ja keiner sagen, ich verschweige wichtige Storydetails.

Es herrscht schon allein aufgrund der Enge an Bord des Planwagens eine gereizte Stimmung, die sich u.a. in solch grandiosen Dialogen wie nachfolgend zitiert ausdrückt:

Gefangener: „Ich muss pissen!“

Brown: „Mach dir in die Hose!“

Gefangener: „Arschloch!“

Letzten Endes ist dem Gefangenen seine Blasenentleerung aber wichtiger als sauberer Zwirn.

Die begleitenden Uniformierten (Brown begleitet den Transport aus unerfindlichen Gründen in Zivilklamotten) wittern Ungemach, aber „was immer passiert, nicht schießen!“ (Warum?) Im Wagen wird philosophiert – einer der Gefangenen (sorry, aber durch das ganze Mitschreiben hab ich nicht ganz mitgekriegt, wer eigentlich genau WER ist, aber es ist nicht wirklich wichtig, glaubt´s mir) verkündet aus eigener Erfahrung, dass man vor dem Tod sein Leben noch mal Revue passieren sieht („die ganze Scheiße“, wie er sich ausdrückt). Nicht zu Unrecht fragt einer seiner Kameraden sicherheitshalber mal nach, ob er (also der erste jetzt) denn schon mal dahingeschieden sei. Nicht ganz, aber fast, den Strick hatte er schon mal um den Hals (was uns durch einen weichgezeichneten Mini-Flashback auch verdeutlicht wird. Oha, Künstler am Werk).

Was von der berittenen Soldateska befürchtet wird, trifft ein. Es gibt Ärger in Form eines leicht debil aussehenden Idioten mit blödem Hut, der sich als Buddy vorstellt und in den Weg des Transports tritt. Während Brown seinen Gefangenen schon mal den Mund verbietet (woran sich wider Erwarten sehr diszipliniert gehalten wird), setzt Buddy den verblüfften Blauröcken auseinander, dass es sich um einen Überfall handelt. Nun ist ein Kerl, der maximal ein waffenscheinpflichtiges doofes Gesicht hat, für eine Überfall ein bissl wenig, aber darum hat er auch Verstärkung im Gewölle versteckt, die ein dämonisches Lachen kichert (was im Film übrigens herzlich dämlich wirkt). Einer der Yankees feuert spaßeshalber mal einen Schuss ab, bezahlt dafür sofort und ohne Kreditkarte mit seinem Leben, worauf Buddys Komplizen sich aus ihren Verstecken schälen und die Soldaten entwaffnen. Mindestens einer der Gangster ist mit Buddy in direkter Linie verwandt, nämlich sohnemanntechnisch. Ich mag Familienbetriebe. Wird sogar noch extremer, denn ein weiterer der Galgenvögel ist Buddys Papa. Buddy findet´s zwar nicht lustig, dass sein fideler älterer Herr mitspielen will und die Leiche des gefällten Soldaten fleddern will, aber wenn er denn unbedingt will, soll er, so Gott will, sich um das Gebiss der Leiche kümmern (die Jacketkronen rausrupfen oder wie?).

So, jetzt aber Tacheles. Buddy will Gold sehen, denn das wird in der Mine abgebaut, aus der der Transport kommt. Der kommandierende Sergeant (irgendwie scheint die US-Armee in diesem Film ausschließlich aus Sergeanten zu bestehen. Ich hab zwar gehört, dass dieser Dienstgrad die Truppe am Laufen hält, aber ich hätte gedacht, den ein oder anderen Offizier könnte man auch brauchen) behauptet steif und fest, kein Gold dabei zu haben. Buddy glaubt´s nicht und sein Sohn killt den derartige negative Auskünfte erteilenden Sergeant, indem er ihm mit dem Gewehrkolben ins Gemächte drischt (instant death). Auch der Kutscher des Planwagens muss ins Gras beißen – ihm zermatscht der killwütige Junior mit seinem Gewehrkolben erst die Familienjuwelen und dann das Gesicht. Schmodder, die erste.

Buddy sieht sich genötigt, ein bis zwei Dinge klarzustellen: „Wir warten hier seit Wochen, haben nix zu fressen und frieren uns den Arsch ab und so“, und dann wagen es diese Vollpfosten von Kavalleristen doch tatsächlich, ohne auch nur einen Krümel Gold vorbeizukommen. Es muss also ein Ultimatum her – einer der verbliebenen Soldaten soll gefälligst zur Mine traben und dort eine größere Goldlieferung locker machen, sonst werden die Geiseln nacheinander gekillt (was, angesichts der Tatsache, dass es sich überwiegend um verurteilte Schwerverbrecher handelt, die Armee sicherlich schwer tangieren wird) und Buddy fackelt die Mine ab. Der Befohlene trabt in der Tat ab, aber nur zwei Meter weit, dann wird ihm von einem von Buddys Henchmen die Kehle durchgeschnitten. Ähm. Und wie soll er das Ultimatum nun überbringen? Ich schätze, in Punkto Strategie und Taktik braucht Buddys Bande die ein oder andere Nachhilfestunde.

Da das kriminelle Gesindel im Wagen tatsächlich die kollektiven Fressen hält, ist Brown noch unentdeckt (keine Solidarität mehr unter den Gangstern). Aus völlig unerfindlichen Gründen gehen auf einmal die vor den Wagen gespannten Pferde durch. Brown arbeitet sich auf den Kutschbock vor und versucht, die Gäule wieder unter Kontrolle zu bringen, hält die Gelegenheit aber trotzdem günstig für einen Flashback. Und so sehen wir zu DRAMATISCHER MUSIK, die beim Sturm auf den Alamo auch nicht deplaziert wäre, plötzlich und unerwartet in einem Waldstück ein Mädel (es ist Cathy, auch wenn wir die in der „Gegenwart“ noch nicht lange genug gesehen haben, um uns das tatsächlich zusammenzureimen) auf Brown zurennen. Einen Ringelpiez mit Anfassen später stürmt das Mädel auf eine andere Frau zu, die wir bislang noch nicht kennen. Molto mysterioso. Zurück in die Gegenwart und zu den dringend zu lösenden Problemen, i.e. zwei durchgeknallten Zossen. Brown fällt unglücklicherweise vom Kutschbock, der Wagen gerät ins Schlinger und Schleudern und stürzt (mitsamt den angespannten Pferden, für deren reale Gesundheit man nur beten kann… ich glaube nicht, dass die Spanier anno 1972 in der Hinsicht sonderlich zimperlich waren) einen Abhang hinunter. Cathy wird aus dem Wagen geschleudert, ist aber, wie Brown schnell väterlich-fürsorglich feststellt, weitgehend im Besitz ihrer kostbaren Gesundheit.

Die Gefangenen krauchen, unpraktischerweise mit schweren Ketten aneinandergeschmiedet, was im Falle eins Unfalls gerne mal für Komplikationen sorgt, aus dem Wrack. Bis auf ein gebrochenes Bein der Natter Slim („es ist gebrochen, verflucht, das brennt“. Also was denn nu?) gibt es keine Verlustmeldungen. Die Sträflinge fordern, von der Last ihrer Ketten befreit zu werden, was Brown abschlägig bescheidet. Auch das Versprechen „Wir hauen nicht ab, wir wollen sehen, wie du und deine Tochter krepieren“ stimmt Brown nicht gnädiger (ich hätte das, als Gefangener, vielleicht etwas diplomatischer formuliert), denn er ist ein Mann von großer Arbeitsmoral – er soll die Baggage nach Fort Green schaffen, also wird er sie auch nach Fort Green schaffen, so einfach ist das (auch wenn es idiotisch ist: Nach Browns eigener Narration ist man etwas mehr als eine halbe Stunde von der Mine entfernt, aber sicher noch gut 390 Meilen von Fort Green. Mit seiner Tochter und einem Rudel Krimineller, von denen einer noch verletzt ist, als Klotz am Bein, wäre es doch eigentlich ganz sinnvoll, umzudrehen, auch wenn Buddys Bande noch in der Nähe ist. Immerhin ist Brown ja bewaffnet). Slim, der eigenfüßigen Fortbewegung nicht mehr mächtig, soll von den anderen Gefangenen abwechselnd getragen werden (zwar hat man noch zwei Rappen, aber die edlen Rösser werden natürlich nicht dazu benutzt, den verletzten Slim zu tragen, sondern werden nur als Tragetiere für die Vorräte und die zarte Cathy benutzt). Aufkommende Widerworte erstickt Brown durch das Ziehen seiner Machete (erstens: Wo hat er die her? Zweitens: Ist das eine anerkannte Dienstwaffe der US-Streitkräfte Mitte des 19. Jahrhunderts?) im Keim. Und wer nicht spurt, „bekommt Bohnen in die Eingeweide“. Und ich fürchte, er meint nicht die grünen, sondern eher die blauen, auch wenn er sich für meinen Geschmack deutlicher ausdrücken könnte.

Also, auf auf, zum fröhlichen Fußmarsch über etliche hundert Meilen lebensfeindliches Gebiet (nämlich, um das mal zu erwähnen, die Sierra Nevada, ääääh, die Rocky Mountains im tiefsten Winter), und die Gefangenen dürfen auch ein lustiges Liedchen singen (wieso erinnere ich mich jetzt an Cannibal: The Musical? Ach, den tät ich jetzt gern wieder sehen). Die Herren Kettensträflinge entscheiden sich für den Gassenhauer „Oh my darling Brown das Schwein“. Kreative Geister! Cathy ist skeptisch, was die Erfolgsaussichten der Wanderung betrifft: „Das schaffen wir nie!“ Programmatisch baut der clevere Filmkomponist eine Trauermarschversion von „Oh my darling Clementine“ ein. Da lacht das Herz.

Man nachtlagert. Slim, der Natter mit der gebrochenen Laufgräte, geht´s dreckig. Seine mitfühlenden Kameraden empfehlen im zur Abkürzung des Leidens, „den Arsch zuzukneifen“. Freunde in der Not. Und schon geht´s weiter. Brown mahnt an, dass die Vorräte für sechs Tage reichen müssen, deswegen muss also heftig rationiert werden (sechs Tage für 400 Meilen Fußmarsch durch verschneite Berge? Der Mann ist schon kein Optimist mehr, der ist Fantast!). Slim rutscht seinem gegenwrätigen Träger vom Rücken, wird aber wieder aufgehoben.

Mein Gott, das ist schon wahnsinnig spannend. Ein Rocky-Mountain-Reisevideo ist edge-of-the-seat-entertainment dagegen. Das nächste Biwak wird aufgeschlagen. Im Morgengrauen graut es nicht nur dem Morgen, sondern auch Slim, denn sein Mörder steht vor ihm. In der Nacht haben seine lieben Halsabschneiderfreunde nämlich Streichhölzer gezogen, und dem Verlierer fällt die ehrenvolle Aufgabe zu, die Natter abzumurksen. Aus Gründen gesteigerter Suspense wird die Identität des Killers verheimlicht. Nicht nur uns, auch Brown würde interessieren, wer den nach Ansicht der Galgenvögel unnützen Ballast entsorgt hat, aber wie üblich will´s keiner gewesen sein. Brown muss ein Machtwort sprechen: der Kadaver wird solange mitgeschleift, bis der Täter sich freiwillig meldet (und in der Not kann man Slim immer noch fressen).

Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab. Einer der zwei Gäule lahmt an der rechten Hinterhand und wird von Brown unbürokratisch erschossen (man mag erneut für den Klepper nur das beste hoffen. Ich traue dem Film durchaus zu, den Zossen tatsächlich gekillt zu haben). Theoretisch könnte man das Vieh zwar zur Ergänzung der knappen Lebensmittelvorräte verwursten, aber das fällt unserem Helden nicht ein.

Wieder mal wird ein Päuschen eingelegt (in dem Tempo brauchen die keine sechs Tage, sondern sechs Jahre, bestenfalls). Die Gefangenen unterhalten sich mit Dialogen, die weniger hartgesottene Seelen in die Gummizelle treiben können. So tauscht man sich über die vermuteten Fähigkeiten, Bärenjunge zu fangen aus. Der Süffel unter den Killern (das ist Roy oder Thomas) würde sein Leben für eine Pulle Scotch geben. „Wenn du dein Leben dafür gibst, kannst du die doch gar nicht mehr saufen“, spielt einer seiner Kollegen den Korinthenkacker. Joe hat Hunger, aber Brown besteht auf eiserner Ratinoierung. „Ich habe 6 Tage gesagt, gezählt ab übermorgen!“ BITTE? HIIIIILFE! Und da man mindestens schon drei Tage unterwegs ist, hat hat sich Brown wohl von seiner optimistischen Reiseplanung inzwischen verabschiedet (das wären dann nämlich mindestens elf Tage, was ich immer noch nicht für realistisch halte), was aber trotzdem nicht erklärt, warum er dann nich einfach sagt, die Vorräte müssten nach nochmaliger Kalkulation nicht sechs, sondern acht Tage reichen. Oh my God, I don´t believe it.

Und weiter wird durch die Winterwunderwelt marschiert. Cathy macht nicht den frischesten Eindruck, was auch Dick auffällt: „Die kleine Stute hält das nie durch!“ Vielleicht meint er aber doch nur den zweiten Gaul, der wird nämlich, obwohl sich nicht wirklich ein Grund dafür erschließt, von Brown umgenietet (an die kulinarischen Möglichkeiten denkt wieder mal keiner). Dean, wir erinnern uns, der Gefangene, dessen grauenvolle Vergangenheit niemandem bekannt ist, geht Cathy bei der Erklimmung eines unüberwindlichen Hügelhindernisses von ca. einem halben Meter Höhe zur Hand und entbrennt dabei sichtlich in ewiger Liebe, was bei seinen Compadres zu leichten Animositäten führt. Mit dem Feind wird nicht fraternisiert (oder gar gepoppt). Brown warnt seine Tochter: „Du musst größeren Abstand halten!“ (so zwei bis drei Tagesmärsche).

Da könnten wir doch gleich mal einen charakterfördernden Flashback einbauen. Machen wir glatt – Cathy sitzt auf eine Schaukel, ihr Daddy lacht und aus der „Gegenwart“ meldet sich ein voice-over-Dialog der beiden. „Ich hätte dich nie mitnehmen sollen“, verflucht sich Brown (wobei mir nicht klar ist, ob er mit dem „mitnehmen“ die Tour nach Fort Green oder den Westen allgemein meint), Cathy negiert diese Feststellung und Daddy verrät uns wichtiges für den Plot. Seine Frau, mithin Cathys Mama, ist zu früh von uns gegangen, und zwar von garstiger Killerhand. Und, welch Zufall, einer der Schleimbatzen, die aneinandergekettet ein paar Meter weiter vorn durch den Schnee stapfen, ist der hierfür zuständige Lump. Wie hat das der Drehbuchautor, äh, das Schicksal, mein ich, wieder günstig eingerichtet…

Trotzdem könnte für meinen Geschmack langsam, aber sicher, mal wieder was passieren, was über „hässliche bärtige Männer latschen durch Schnee und reden Schwachsinn“ hinausgeht. Aber verdammt, ich erinnere mich, das ist ein 131er…

Ein neues Lager, ein neues Glück. Bzw. ein neuer Todesfall. Denn am frühen Morgen kokelt es verdächtig, und das nicht nur, weil jemand vergessen hat, das Lagerfeuer auszupusten. Was da vor sich hin flammt, ist einer der Gefangenen (wahlweise Tom oder Roy „die Fackel“. Was weiß denn ich? Vielleicht zünden Brandstifter sich ja auch mal selbst an). Cathy ist es, wie schon bei Slim, vergönnt, die schöne Bescherung zu entdecken, und eine schöne Bescherung ist es allemal, wenn man Schmodderfan ist (dann erfreut man sich nämlich sicher am gar gorig zugerichteten „verbrannten Schädel“. Hübsch eklig). „Sieht nach Unfall aus“, teilen die restlichen Gefangenen ihre fundierte kriminologische Meinung mit. Außerdem riecht das Grillfleisch streng, weswegen sie dafür plädieren würden, kettenmäßig von ihrem gut durchgebratenen Kolleen separiert zu werden. Oberblödheiner Brown reicht Joe wider besseres Wissen die Machete, der mit selbiger dem armen Brandopfer den Fuß abhackt. Nun würde nicht wirklich viel Joe daran hindern, die Machete gegen den Sergeanten einzusetzen. Nicht wirklich viel außer der stechende Blick Browns, mit dem er Joe erfolgreich niederstiert und die Rückgabe der Machete erreicht (auch wenn Joe sie wütend vor Browns Füße schleudert). Okay, die Bösen sind noch dümmer als der „Gute“. Alles Idioten…

Brown erlegt (Tiersnuff) ein Rehkitz, welches (zu höchst nervender Musik) verspeist wird (da hätten sie auch den Gaul fressen können). Einer der Gefangenen kloppt, Versuch kost´ ja nix, mal mit einem Stein auf seine Kette und macht eine verblüffende, dafür aber um so idiotischere Entdeckung. Die Ketten bestehen aus… GOLD! (Sieht zwar in keiner Sekunde anders aus als völlig handelsübliches Eisen, aber wenn die Charaktere sich dahingehend einig sind, will ich nicht widersprechen. Die würden mich doch nicht anlügen, oder?) Das ändert die Sachlage natürlich gravierend. So sehen das zumindest die Prisoner: „Auf einen Schlag sieht die Welt ganz anders aus“. „Echtes Gold?“, dummfragt einer der Blödbatzen. „Denkst du, unechtes?“, dummantwortet einer seiner ihm intellektuell auch nicht weit überlegenden Spießgesellen. Der plötzliche Reichtum (der den Jungs jetzt in der prekären Lage ganz doll weiterhilft) führt zu spontanen Denkprozessen (Geld macht scheinbar nicht sexy, aber wenigstens schlau). Das muss Sergeant Brown, die miese Ratte, doch von Anfang an gewußt haben! Damit ist der perfide Plan der US-Armee durchschaut – der vermeintliche Gefangenentransport war nichts weiter als eine abgekartete Sache, um den Goldsegen heimlich, still, leise und z.B. von Buddy und seiner Bande nicht erkannt gen Fort Green zu karren (das ist, sag ich mal, einer der blödesten Pläne, der mir je untergekommen ist. Welch Aufwand muss das gewesen sein, das Gold einzuschmelzen, in Kettenform zu schmieden und als Eisen zu tarnen! Wäre doch vermutlich einfacher – und billiger – gewesen, als Begleitschutz so drei bis zwölf Regimenter zu organisieren, da hätte Buddy sich doch kaum einen Überfall getraut).

Die Gefangenen sind jedenfalls erbost, „benutzt“ worden zu sein (also, die sind ja jetzt nicht wirklich in einer Position, sich DARÜBER aufzuregen). Brown ist ob des angedeuteten Zwergenaufstands unbeeindruckt und drängt auf Weiterreise. „Und wenn wir nicht mitgehen?“, knurrt einer der Gangster bissig. Tja, dann stört das Brown auch nicht weiter, denn dann wird er sie einfach alle umlegen, das Gold verstecken, mit der Tochter nach Fort Green latschen und später wiederkommen, um den Reichtum zu holen (mir ist nicht ganz klar, ob Brown das aus persönlichen Bereicherungsgründen macht oder das wirklich ein Armee-Plan ist. Egal, blöd ist blöd). Aber die Knackis meinen, ein Druckmittel zu haben, denn auch SIE wissen, dass einer von ihnen Browns Alte (so drücken sie sich aus) auf dem Gewissen hat und gehen davon aus, dass Brown gern wüsste, wer genau, und das liesse sich halt nur ermitteln, wenn die Verdächtigen nicht tot sind. Brown lässt sich auf das Spielchen nicht ein und drängelt auf den Weitermarsch. Kommt nicht in Frage, blökt Joe. Dann Ärger, droht Brown. Keine Chance, insistiert Joe. Dick hat einen erneuten Flashback zu seinem Near-Death-Erlebnis am Galgen, dann kracht ein Schuss und einer ist hin. Wer? Keine Ahnung, der von Roy und Tom, der vorhin nicht verkokelt ist, sag ich mal. Geschwind ist das Füßchen abgehackt, damit man die Leiche nicht mit sich rumtragen muss. Damit hat Brown seine Sichtweise für den Moment als die deutlich überlegendere etabliert. „Wär nicht nötig gewesen“, nölt Dick (hm, stellte sich eigentlich so da, als ob schon…). Nachdem alle Klarheiten beseitigt sind, kann weiter gewandert werden. Die Stimmung ist begreiflicherweise, trotz des plötzlichen Reichtums, den die Herrschaften um die Füße geschmiedet haben, gedämpft.

Brown rechtfertigt sich vor Cathy für die Exekution. Cathy sieht´s unlustig. Sie wähnt ihren Dad auf dem Rachetrip für die ermordete Ehefrau und Mutter. Sie malt sich aus, dass ihr Vater nach dem simplen 10-kleine-Negerlein-Prinzip alle Gefangenen umlegen will, auch wenn er dann noch „vier unschuldige Männer“ töten müsste. Ähm, Schätzchen? Das sind allesamt VERURTEILTE MÖRDER, die sind nicht unschuldig (vielleicht nicht schuldig des speziellen Verbrechens, aber wie schon der Patrician von Ankh-Morpork sagt: Jeder ist grundsätzlich schuldig, und wenn das Verbrechen mit dem Verbrecher im Zusammenhang steht, ist das ein günstiger Zufall, aber keine Notwendigkeit). Auch Daddy Brown verklickert seinem Augenstern, dass die Kameraden es allesamt verdient haben. Immerhin verirrt sich ins getrübte Hirn unseres Heros, dass sein Töchterlein unerwartet für die Ganovenseite Partei ergreift und fragt sich natürlich, warum. „Verteidigst du alle oder einen speziell?“ „Genau, alle und einen speziell“, bestätigt Cathy seine finstersten Befürchtungen.

Und weiter auf der Walz. Cathy ist wieder mal mit den Kräften am Ende und auch Brown macht nicht den allerfrischesten Eindruck (der Mann ist nicht gut im Training. Die Ganoven, die ja alle das Handicap von kiloschweren Goldketten der unpraktischen Art mit sich herumtragen, sind ihm ständig, rein geographisch-wandertechnisch, Meter voraus). „Die halten das nicht mehr lang durch“, ist deswegen auch Konsens im Kriminellenlager. Und weiter wird gewandert. Und weiter. Und weiter. Und weiter. Verdammt, das ist kein Splatterwestern, das ist ein Wanderführer durch die Rockies in Echtzeit.

Plötzlich stolpert die Wandergruppe über eine Blockhütte. D.h. zunächst mal tun das die Gefangenen, die ihrem Bewacher sicher gut 200 Meter Vorsprung abgeknöpft haben und sich´s daher schon mal in den stabilen vier Wänden gemütlich machen und die zumindest mit einer Whisky-Pulle gefüllte Hausbar plündern. Dabei labern sie mal wieder gepflegten Schmonzes. „Jetzt ist unsere Stunde“, meint z.B. Dick (glaub ich), „wir dürfen uns jetzt keine dummen Sachen erlauben“. Äh. Wieso nicht? Und von was spricht der Typ eigentlich? Ist mir aber auch irgendwo wurst. Interessiert glotzen die bösen Burschen durchs Fenster, wie Brown, der sich mit Cathy abschleppt, mitsamt seinem Tochterherz so hundert Meter vor der Hütte im Schnee zusammenbricht. Wäre ich jetzt ein verantwortungsbewußter Knacki mit Aussicht auf baldigen Reichtum, ich würd den Kerl (und die Tochter, auch wenn´s schade drum ist) jetzt einfach da draußen erfrieren lassen und in ein paar Stunden die vom Erfrorenen nicht mehr benötigte Offensivbewaffnung einkassieren. Damit wären einige Probleme gelöst und der Verwandlung der Ketten in Bargeld stünde nicht mehr viel im Weg.

Außer natürlich der kollektiven Merkbefreitheit der Gefangenen (kann man die eigentlich noch so nennen?) Die schreiten nämlich (WARUM???) zur Rettung (und wenn sie schon retten, könnten sie doch NUR Cathy retten und ihren alten Herrn verrecken lassen) und schleppen die beiden vor Eintritt des Erfrierungstods in die Hütte. Während Cathy irgendwo in einer Ecke abgestellt wird, hängen die Bösmänner Brown in der Mitte der Stube an den Händen auf und foltern ihn aus purem Spaß anner Freud. Und wie bestialisch sie dabei vorgehen (ich muss „bestialisch“ ja irgendwann mal einbauen, wenn der Film auf Deutsch schon „Todesmarsch der Bestien“ heißt), das ist beinahe nicht in jugendfreien Worten wiederzugeben. Sie… sie… nein, ich kann es nicht… aber ich muss… sie sind scheinbar ernstlich damit beschäftigt, Brown mit Ohrfeigen, wie sie jeder Fünfjährige, der nicht antiautoritär erzogen wurde, vermutlich im Dutzend billiger verpasst bekommen hat, äh, „umzubringen“. Dick bereitet der unerträglichen Folter ein vorzeitiges Ende: „Stop! Er soll nicht so schnell sterben!“ (!!!!!!!! Also, bei aller Liebe, aber selbst, wenn Brown an der Glasknochenkrankheit leiden sollte, werdet ihr auf die Tour noch ein paar Jahre mit der Umbringerei beschäftigt sein).

Spät, aber nicht zu spät, fällt zumindest einem Teil der wohl nunmehr endgültig als Ex-Gefangene zu titulierenden Bösewichter (sind jetzt noch fünf, wenn ich richtig durchzähle. D.h. es gibt einen Gefangenen, den man uns namentlich gar nicht vorgestellt hat, und das ist vermutlich der, den Brown vorhin exekutiert hat. Whatever) auf und ein, dass Weibsvolk anwesend ist. Das könnte man doch, da sollte man doch, ja, da tut man einfach. John, das Wiesel, möchte Cathy zwangsweise besteigen und erhält dabei Unterstützung durch Joe, der die diesem Ansinnen eher feindselig gestimmte Cathy festhält. Dean, der Gutmensch unter den Killern, bekanntlich eh schon verliebt, möchte der Bedrängten beistehen, wird aber in einen Faustkampf verwickelt und zieht im Handicap-Match 3 gegen 1 nach kurzer Gegenwehr den kürzeren. Damit kann John sich wieder dem ursprünglichen Vorhaben zuwenden. It´s rrrrape time! Papa Brown kann´s nicht mit ansehen: „Neeein,“ stöhnt er, und „Schluss“ fordert er in Verkennung seiner doch arg gesunkenen Autorität. „Haha“, lacht John, rupft Cathy die Bluse auf und lässt seine Rübe auf die sich ihm bietende Pracht plumpsen, als wäre er auf dem Oktoberfest nach der zwölften Maß ins Koma gefallen. Brown entscheidet sich zu einer männlich-heldenmäßigen Tat und fällt ihn Ohnmacht (ein ganz harter Hund, der Sergeant). Dabei erleidet er einen Flashback und sieht seine Frau am Klavier klimpern (artsy stuff).

Der fünfte Ganove, der Saufkopf, bei dem ich nun echt nicht weiß, welcher der Haderlumpen das nun namentlich ist, rülpst zunächst etwas unbeteiligt vor sich hin , ehe er, nach Vollzug der Vergewaltigung und dem Wiederzusichkommens des Sergeanten, die Zeit für eine große Ansprache an ebenjenen für gekommen. Es dreht sich wieder mal um den Mord an Mrs. Bown und dem vermuteten Interesse des Witwers an der Aufklärung bzw. Rächung desselben. Der Süffel spielt die „ich weiß was, was du nicht weißt“-Karte, kombiniert sie mit dem „aber ich verrate es dir nicht, wiel ich gemein bin“-Boost und verpaßt seinem gefesselten Gegner mit dem „und du wirst sterben, bevor du es jemals herausfindest“-Power-up den psychischen Todesstoß. Ha-ha-ha!

Als Flashback dürfen wir zumindest mitansehen, WIE die gute Frau ins Jenseits befördert wurde (nach dem Willen der Filmemacher, indem in ein Kissen, das man ansatzweise in weibliche Form gebracht hat, ein Messer gerammt wird und Ketchup raussabbert). Das wirklich überraschende an Dicks Predigt ist, dass sie in allen Punkten der Wahrheit entspricht. Sogar im letzten. Am nächsten Morgen verlassen die Gangster mit Cathy im Gepäck die Hütte, nicht ohne jene vorher in Brand gesteckt und Brown bösartigerweise dort gelassen zu haben. Der Sergeant kratzt feurig-schmoddrig ab (da vergißt sogar unsere Filmemacher, dass er schummelt, wo er Brown doch zum Erzähler gemacht hatte).

Der Treck zieht weiter, Cathy macht einen geistig abwesenden Eindruck, den Dick allerdings so interpretiert, dass sie „jeden Augenblick wieder durchdrehen kann“. Vor allme das „wieder“ in diesem Satz macht mich stutzig. Wann ist die denn schon mal durchgedreht, die Kleine? Ich weiß nicht, wieviel Zeit seit Anbruch dieses Films vergangen ist (in der Handlung mein ich, auch wenn´s mir in der Realität auch nicht viel besser geht), es müssen Monate sein (der Bartwuchs der Herren würde diese These unterstützen) und wider Erwarten sind unsere Wanderer in die Nähe von Fort Green vorgedrungen (ich weiß jetzt zwar auch wieder nicht, warum die Gefangenen, jetzt, wo Brown exitus ist, IMMER NOCH nach Fort Green, wo ja offenbar die Armee sitzt, wollen, aber, hey, vielleicht schlägt die Kälte aufs Hirn), und jetzt sollte man doch langsam das weiter Vorgehen planen. Joe weiß, eine Meile vor dem Fort liegt eine Farm, da könnte man sich einen Wagen, Pferde und Knarren besorgen. Allerdings, gibt Dick zu bedenken, wimmelt es dort auch vor Sergeanten (ich sag ja, nur Sergeanten weit und breit), die sich „dort rumsaufen“. „Das ist nun wieder ihr Pech“, grinst Joe (hä? Glglglglgl).

Es wird also mal wieder weiter gelatscht. Dean hat nicht vergessen, was man seiner Angebeteten angetan hat und erwürgt den fiesen Vergewaltiger WÄHREND des Laufens (er hebt ihn hoch, würgt ihn und läuft dabei lustig weiter). Die Kumpane, speziell Joe, beäugen diesen Vorgang äußerst kritisch, sind aber zur Untätigkeit verurteilt: „Solange wir aneinander gefesselt sind, sind unsere Leben miteinander verbunden!“ (Äh? Wie bitte? Erstens – soll das heißen, ihr schleift Johns Leiche jetzt hinter euch her oder was? Zweitens – habt ihr etwa vergessen, Browns Machete mitzunehmen? Meine Fresse, wenigstens selbige, also die Fresse, könntet ihr Dean doch polieren!). ´ne Knarre hat man jedenfalls am Start, mit der versucht Joe, ein Reh zu plätten. Dean bietet sich zwar als besserer Schütze an, doch wegen des kleinen Vorfalls mit John, dem Wiesel, mag Joe ihm die Kugelspritze nicht anvertrauen. Kann man verstehen. Allerdings bedeutet das, ohne Abendessen ins Bett gehen zu müssen, weil Joe verfehlt. „So ´ne Pistole hast du doch noch nie in der Hand gehabt, außer vielleicht beim Poker“, reitet Dean auf dem Fehlschuss rum. „Stimmt“, muss Joe zugeben. Diese Wildwest-Ganoven werden überschätzt.

Weil nichts über den quälenden Hunger besser hinwegtäuscht als ausschweifende Erinnerungen an ein fürstliches Mahl, erzählt Dick, wie er einst in San Francisco „eine ganze Ente gefressen“ hat (na, hoffentlich war die gerupft). Diverses sinnbefreites Blabla schließt sich an, ehe Joe ein Machtwort spricht: „Mach die Sehschlitze zu!“ (Westmann-Talk, zweifellos).

Am nächsten Tag läuft der Truppe ein weiteres Reh vor den Pistolenlauf. Diesmal darf Dean doch sein Glück versuchen und in der Tat erlegt er das Tier. Endlich wieder was zu spachteln. Dean allerdings teilt mit, dass „die Kanone nur noch drei Pillen“ hat (und wieder bezweifle ich, dass sich ein Outlaw, der was auf sich hält, so ausgedrücken würde). Auf einen großen Shoot-out würde ich mich unter diesen Bedingungen nicht einlassen.

Cathy, die seit der Vergewaltigung far out ist, klappt mal wieder zusammen. Dean kümmert sich um sie, was seine Gefährten für reine Zeitverschwendung halten. Dean sieht sich dank der Wumme, die er sicherheitshalber mal behalten hat, im strategischen Vorteil und deutet an, durchaus gewillt zu sein, die eino der andere blaue Bohne in denjenigen zu investieren, der ihn davon abhalten will, seine Ausersehene zu pflegen. „Mit der Kanone ist er immer im Vorteil“, grummelt Dick (sind doch nur drei Kugeln. Spätestens in drei Mahlzeiten ist der Herr unbewaffnet…).

Jetzt wird´s wieder kunstvoll. Ein Flashback des mit einem Indianer kämpfenden Joe verwandelt sich mirakulöserweise in einen Kampf zwischen Joe und Dean. Dean hat offenbar vergessen, mit einem Schießprügel bewaffnet zu sein und lässt sich daher von Joe einen sanften Abhang runterschubsen. Da unsere drei Ganoven aber immer noch durch die goldigen Ketten aneinander gefesselt sind, bringt dieses geniale Manöver Joes nicht mehr ein, als dass sie alle hinterher- und übereinanderpurzeln. Dick findet das gar nicht mal so gut: „Wollt ihr euch gegenseitig umbringen?“ „Ist mir scheißegal“, knurrt Joe (ich glaube ihm nicht) und erinnert Dick daran, dass Dean ja Joe, das Wiesel, kaltblütig ermördert habe. Dennoch bleibt die Machtfrage unausdiskutiert.

Später stehen unsere, ähm, Freunde, dumm in der Landschaft und glauben, sich verlaufen zu haben. Bis auf Joe, der meint, den vollen Überblick zu haben, auch wenn die von ihm erwartete Eisenbahntrasse nicht da ist, wo er sie zu finden glaubte (Orientierung in freier Natur mangelhaft). Nach kurzer Suche wird der Schienenstrang aber doch noch aufgetrieben. Einen dazu passenden Eisenbahntunnel liefert der liebe Gott gratis mit. Während Dick seine depressive Phase nimmt („Wir werden niemals frei sein. Wir werden immer Sklaven sein!“ Der vierte Typ: „Echt? Scheiße!“ I don´t make this shit up, I swear), formuliert Joe den Plan aus: Auf die Gleise legen, auf den Zug warten und darauf zählen, dass dessen Räder die Ketten zermalmen. Hoffentlich aber auch nur die, ergeht sich Dick in unmittelbaren Zukunftsängsten. Aus taktischen Erwägungen plazieren die Gangster sich im Tunnel auf den Gleisen (weil: täte der Lokführer sie sehen, würd´ er bremsen und anhalten, meint Joe). Der Zug kündigt sich an, und wir sehen eine grandiose Überblendung – zum Ratatata des Zugs auf ein Roulette-Rad. Jawoll, Flashback-Time. Aus mir völlig schleierhaften Gründen zeigt man uns nun, wie einer der Schufte (Dick oder der vierte) der am Roulettetisch sitzenden Frau eines Spielers (höchst graphisch, übrigens) das Gehirn rausbläst (mit ´ner Knarre, newa). Neben der Härte des Effekts (auch wenn er schlicht ist) verblüfft vor allem der Gesichtsausdruck des spontan verwitweten Zockers, der mit „leichte Verärgerung“ enthusiastisch umschrieben ist.

Zurück in der Gegenwart sind die Banditen von den Ketten befreit. Aha, der ganze Flashback war also ersichtlich nur da, um den Zug und die Kettensprengaktion nicht zeigen zu müssen. Verdammich, auf solche Tricks muss man als Filmemacher erst mal kommen… economical shooting, I suppose. Auf jeden Fall sind die Tunichtgute nun nicht mehr aneinander gefesselt. Die Ketten, da um die Knöchel geschmiedet, müssen sie zwar weiterhin tragen, aber das ist ja auch gut so, weil – sind ja aus Gold usw. Dean zeigt seine Kette gleich mal begeistert Cathy und wundert sich, dass die seine Hochstimmung („Hey, sieh mal, jippie!“) nicht teilt und lieber heult. Dick sieht klar: „Die Stute hängt jetzt für ewig an ihm“. Joe ist ein Mann der einfachen Lösungen: „Man müsste ihm nur die Kehle durchschneiden!“ (Ehm, wenn ihr glaubt, Dean einen Gefallen tun zu müssen – schneidet IHR die Kehle durch!)

Dean bemüht sich indes wirklich, bei Cathy zu landen und sie für eine gemeinsame Zukunft zu gewinnen. Cathy ist sich nicht sicher, was sie von ihm halten soll, die anderne jedenfalls hasst sie wie die Pest. Außerdem „habe ich keine Nerven mehr und kann nicht denken!“ (Ersteres ist bedenklich, zweites bei Frauen normal… hehe). Trotzdem macht sie Dean grundsätzlich Vorwürfe wegen seiner Goldgier, aber Dean behauptet, auf dieses Gold ein Anrecht zu haben. Der Überfall, für den er verknackt worden ist, den hat er gar nicht begangen, also betrachtet er die Goldkette als ihm zustehendes Startkapital für ein neues Leben. Dick erkundigt sich bei Joe nach der Entfernung zur Farm: „Drei Tage, es sei denn, sie entscheidet sich, uns entgegenzukommen“, lautet Joes sonnige Auskunft.

Der vierte Mann (der Saufkopp) trägt sich mit Abwanderungsgedanken. Joe redet ihm ins Gewissen, dass das gar kein besonders cleverer Einfall wäre, nichtsdestotrotz verpisst sich Süffel unter dem Mantel der Nacht. Damit könnten Dick und Joe wohl noch leben, nicht aber damit, dass der Schluckspecht die kompletten Vorräte entwendet hat (die scheinen, nach Sichtung des Bildmaterials, aus einer (in Worten: EINER) Flasche Fusel zu bestehen). Dick schäumt, aber „wir kriegen ihn eh nicht mehr. Vergiss ihn!“ Jou, das ist Motivation pur.

Nun, der Säufer wird schon sehen, was er davon hat. Die Geier und Krähen warten schon auf ein unangekündigtes Fest-Freßchen. Zumal der Maestro, so rein verstandesmässig, nicht mehr alle Ziegel am Dach zu haben scheint. Einfach so (so sieht´s zumindest aus) rollt er einen Abhang hinunter, rappelt sich auf und sieht sich – plötzlich vor den qualmenden Ruinen der Hütte, in der Brown verbrannt wurde! In einem surrealen Effekt re-implodiert die Hütte zurück in ihren Ursprungszustand (gelöst durch die bewährte FX-Technik „Film rückwärts laufen lassen“), was Saufkopp verständlicherweise ins Bockshorn jagt. Erst recht, als Brown aus dem Häuschen tritt, böse kuckt und den Trunkenbold attackiert! Wird das jetzt noch ein Zombiefilm?

Naturellemente nicht, das ist nur eine Halluzination des Typen, in Wahrheit steht er Buddy und seiner Bande gegenüber, die sich, wie auch immer, in die richtige Richtung gebeamt haben und weiterhin gerne das Gold hätten. Die Kette wird fachkundig als das gesuchte Material identifiziert, was Buddy zu einer kryptischen Bemerkung veranlasst: „Der Sergeant hatte Recht. Die haben uns ausgetrickst!“ (Hä? Welcher Sergeant hatte womit Recht? Kann denn hier niemand mal einen sinnvollen Satz sagen?) Buddy täte nun gern wissen, wo der Rest des Goldschatzes ist und weil der Säufer nicht innerhalb von 0,3 Sekunden antwortet, haut ihm Buddy Jr. was vor die Kauleiste. Buddy bemängelt die verbeserungswürdigen Verhörkünste seines Filius: „So kriegst du nie was aus ihm raus!“ Ein fettes Messer ist da schon eher dazu geeignet, den Redefluss zu fördern. Mit Erfolg – der Säufer plaudert aus dem Nähkästchen – in Fort Green wollen Joe und die anderen einen Wagen klauen und die Ketten loswerden (? Das bezweifle ich stark). Buddy grinst: „Du hast Massel“, weil, großherzig, wie er ist, will er den Saufkopf von seiner Kette „erlösen“.

Andernorts regiert das Misstrauen, speziell Joe argwöhnt, dass Dean ´ne krumme Tour vorhat. „Können wir uns vielleicht wie Menschen benehmen und einander helfen?“ Dick durchlebt gerade die Phase der christlichen Nächstenliebe. Dean probiert sein Glück weiter bei der Becircung von Cathy: „Du hast mir heute schon Hoffnungen gemacht!“ (Bitte wann? Bitte wo? Bitte wie? Das muss ich verpasst haben). Cathy ist meiner Ansicht und stellt deutlich klar, dass sie nur aus einem kühnen Grunde mit den Ganoven weiterzieht: „Ich warte nur auf euren Tod!“ Das gibt einer zarten Liebesbeziehung doch einen dezenten Dämpfer. „Sag sowas nicht“, dackelblickt Dean treuherzig, „ich mag dich!“ Cathy outet sich als Vertreterin der nihilistischen Schule und glaubt, dass sowieso für „uns alle“ alles zu spät ist.

Buddy und seine Bande satteln ihren Planwagen und kutschieren gen Fort Green, Saufkopf darf als unfreiwilliger Passagier mitfahren. Seine Bewacher sind allerdings Torfnasen, denn sie pennen friedlich vor sich hin. Dem Alki gelingt es, einem der Kerle das Gewehr zu entwenden und damit alles und jeden zu meucheln (für Bluteffekte reicht´s mittlerweile aber nicht mehr). Buddy bringt zwar noch einen Revancheschuss an, fällt dann aber tödlich getroffen vom Kutschbock. Der Süffel schwingt sich mühselig auf den Fahrersitz, bremst das Gespann noch sorgfältig ab, steigt vom Wagen und legt sich neben den toten Buddy mit der geraubten Kette, um dort zu verröcheln. That´s being ironic and stuff, I guess.

Joe, Dick, Dean und Cathy sind mittlerweile in Sichtweite der Farm angekommen und warten nur auf den Einbruch der Nacht, um dort vorstellig zu werden. Angesichts des Plans „Wagen klauen“ dachte ich zwar zunächst daran, ein gewisses, äh, diskretes Vorgehen in aller Heimlichkeit wäre dabei angedacht, aber da täusche ich mich mal wieder gewaltig. Vielmehr marschiert die Viererband völlig offen und ohne Deckung in die Schankstube der Farm (das scheint nicht nur eine Farm, sondern ein universelles Kneipen-Supermarkt-Casino-Konglomerat zu sein), weswegen ich mich schon wundere, weshalb sie DAFÜR bis nach Einbruch der Nacht gewartet haben. Diverse Sergeanten (sic) kloppen Karten, und der Film gibt sich allergrößte Mühe, durch einige patentiert-ominöse Italo-Zooms den Eindruck zu erwecken, als würden sich Cathy und einer der Sergeanten erkennen (was selbstverfreilich fürderhin vergessen wäre). „Sehr anheimelnd hier“, befindet Joe und verblüfft den Wirt mit der Feststellung: „Wir kennen uns, aber das ist verjährt!“ So what? Dick verlangt nach Vertilgbarem in Essensform, wird vom Wirt aber auf die „Sperrstunde“ verwiesen (äh. Sperrstunde nur für die Küche? Seltsame Sitten hier, ich kenn dat anders). Dick besteht darauf, Happa-Happa serviert zu bekommen und der Wirt schleicht auffälig-unauffällig zu sich den Dämonen Trunk und Kartenspiel hingebenden Soldaten und informiert diese, dass es sich bei den neuen Gästen um „gefährliche Burschen“, die „nicht lange fackeln“ handelt (woher er das weiß? I don´t know). Einer der besoffenen Sergeants nimmt unter alkoholbedingten Schwierigkeiten tatsächlich die lange Reise zum Tisch der Neuankömmlinge in Angriff und erkundigt sich, wie man dort denn gedenkt, die Rechnung zu bezahlen. Lässig schlagen Joe und Dean ihre Beine mit den angeschmiedeten Ketten auf den Tisch (!) – ist Gold und sollte demzufolge für die Verköstigung hier ausreichen. Mit geübtem Kennerblick bestätigt der Wirt den Wert und ich staune Bauklötze, dass niemandem, inklusive dem zwar fuselgetrübten, nichtsdestotrotz aber doch wohl zumindest ansatzweise ausgebildeten Sergeanten, auffällt, dass es sich bei dem stolz vorgeführten Reichtum um KETTEN handelt, die noch um die FUSSKNÖCHEL ihrer Besitzer gelegt sind. Entweder halten Sergeant und Wirt die Ketten für extravaganten Modeschmuck oder sie sind ganz einfach hirntot.

Okay, der Sergeant erkundigt sich zumindest, woher das Gold stammt (Denker), was ihn nach Joes Ansicht „einen Quark angeht“. Außerdem bestellt Joe beim Wirt noch einen Wagen nebst 6 Gäulen, nicht, weil er selbigen mitsamt den Zossen fressen will, sondern als Fluchtauto. „Einen halben Meter Fesseln“ würde er dafür in Zahlung geben wollen. Die Erwähnung der Vokabel „Fesseln“ erweist sich als verhängnisvoll, denn dem Sergeanten geht ein (zwar ziemlich tranfunzeliges, aber immerhin) Licht auf und er würde die Baggage gerne mal vorläufig zwecks Verhör ins Fort schaffen. Da haben die schweren Jungs aber keinen Bock drauf: „Da waren wir schon“, überrascht uns Dick, „ist ein verdammter Saustall!“

Der Wirt allerdings hat nach Eigenauskunft keinen Wagen am Start: „Ihr könnt euch gern umsehen!“ (Falls er den Wagen zufällig hinter einer Flasche Whisky versteckt hat oder wie?). „Dann müssen wir bleiben“, grinst Joe, der relativ unbestritten die Anführerposition übernommen hat, und auf den morgen früh eintrudelnden Proviantwagen aus Fort Green warten (whatever). Weil Joe kein Unmensch ist, spendiert er eine Lokalrunde, d.h. auch die Sergeanten dürfen mitsaufen, was gut ankommt. Ein paar Stunden später wird lallend „Oh my darling Clementine“ gesungen (ersichtlich das einzige Lied, das Mitte des 19. Jahrhunderts im Wilden Westen bekannt war) und blöde Sprüche geklopft: „Der ist blau!“ – „Aber nur in Uniform!“ Muwa-ha-haaa (shoot me).Aber auch die schönste Party geht mal zu Ende – weil dem angedachten Wagenklau eher hinderlich, werden die Sergeanten in eine Kammer gesperrt („komm, die mögen uns nicht“, lallt einer der Uniformierten seinen Kameraden an). Dick erkundigt sich bei Dean, wie´s mit seinen Zukunftsplänen aussieht Will er mit Cathy zusammenbleiben? Will er, bekräftigt Dean (der hat den letzten Schuss seitens seiner Flamme auch nicht gehört, scheint mir).

Joe hat auch eine Idee, wie man die Zeit bis zum Eintreffen des Versorgungswagens überbrückt. Er kommt auf seine alte Bekanntschaft mit dem Wirt zurück. Der hat zwar keine Ahnung, wovon Joe spricht, muss sich aber trotzdem gefallen lassen, dass Joe „eine Rechnung begleicht“. Und man kann Joe schon verstehen – schließlich hat (festhalten, Freunde) der Wirt Joe vor drei Jahren um 5 Dollar für eine Pulle Gin beschissen, unter dem bösartigen Argument, dass Joe im Knast eh keine Kohle brauchen werde (aber vielleicht den Schnaps?). Diese bodenlose Schweinerei kann natürlich nur mit der Todesstrafe gesühnt werden. Joe rammt dem Wirt die Machete (jetzt habt ihr sie doch? Brrr) in den Wanst, ortet anschließend einen günstig in der Gegend herumhängenden Fleischerhaken, treibt ihn in des Wirtes Rücken und hängt ihn daran auf. Yeah, und das alles zwei Jahre VOR dem Texas Chainsaw Massacre.

Cathy nutzt Joes anderweitige Beschäftigung, zu den eingesperrten Sergeanten zu schleichen und ihnen eine Warnung zuzuflüstern. Dick allerdings ist auf Zick, eh, Zack, ertappt die verräterische Tratsche, verpasst ihr ein paar Ohrfeigen und muss, weil Dean körperliche Misshandlung seines Schnuckis nicht dulden will, mit dem Jungverliebten ringen. Da Dean mindestens dreißig Jahre jünger ist als Dick, könnte er durchaus den Sieg davon tragen, wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär und Joe, gerade in bester Killaune, ihm nicht ein Messer in den Bauch stoßen würde. Das kann nur durch einen sofortigen Flashback getoppt werden – dem entnehmen wir zunächst einmal, dass es Dean war, der einst bei Todeslotto hinsichtlich des verletzten Slim den kürzesten Halm gezogen hatte und ihn daher töten musste (das könnte ich, wenn ich wollte, jetzt so interpretieren, dass Dean durch diesen Mord Schuld auf sich geladen und daher den Tod verdient hat), bevor dieser Flashback in einen anderen Flashback übergeht und wir sehen, wie Mama Brown ermordet wird (zwar sehen wir wieder nicht, WER´s war, ich hatte zunächst vermutet, es wäre Dean gewesen, das wäre aber ziemlich sinnlos, also glaube ich mittlerweile, es war Joe, der ja nun auch Dean getötet und damit Cathy gleich mehrfach das „Liebste“ weggenommen hat). Weiß der Geier, wieso die Filmemacher meinten, uns das nun als Ekel-Gedärm-Szene zeigen zu müssen (dem Kissen, äh, Mrs. Brown quellen nämlich die üblichen Würstel, eh, Eingeweide heraus. Nicht wirklich * gut * gemacht, aber zumindest eklig). Cathy heult sich in der Gegenwart den Wolf.

Dick und Joe, die letzten Überlebenden, von Cathy abgesehen, warten nun gespannt auf die eintreffende Kutsche aus Fort Green. Hochkonzentriert starren sie aus dem Fenster der Farm und beachten Cathy nicht weiter. Die Armleuchter hätten mal Nägel mit Köppen machen sollen und die Holde auch entleiben, aber kleine Nachlässigkeiten bestraft Derdaoben sofort. Cathy erspäht nämlich eine Kiste mit Dynamit, geht unbemerkt zu dieser rüber, macht sie unbemerkt auf, zündet unbemerkt eine Stange Explosivspargel an und jagt damit (nun, zumindest DAS sollten Joe & Dick merken, sonst nenn ich sie von Stund an Dick & Doof) sich, Joe, Dick und die ganze Farm in die Luft. Hossa und Fin.

Langsam geb ich´s auf mit den 131ern. Auch der Todesmarsch der Bestien bestätigt die Ergebnisse meiner empirischen Feldstudie, dass die bundesweit aus dem Verkehr gezogenen Filme zum überwiegenden Teil ganz entsetzliche Graupen sind, über die kein Mensch auch nur ein Sterbenswörtchen verlieren würde, wenn sie nicht das Flair des Verbotenen haben würden.

Der Todesmarsch entpuppt sich als fader und unendlich langweiliger Eurowestern, der sich nur durch seine derben Goreeskapaden und eine selbst für einen europäischen Spätwestern ausgesprochen zynische Weltsicht von zigtausend anderen Genreprodukten unterscheidet. Nun wissen wir alle, dass speziell der italienische Western gerne mal eine eher nihilistische Denkweise vertritt – das Spaghetti-Genre definierte ja quasi den Archetypen des Anti-Helden, der sich durch irgendwelchen Weicheier-Schmu wie „Gefühlen“ oder „Emotionen“ keinesfalls beeindrucken liess, unbeeindruckt vor sich hin meuchelte und deswegen mehr als nur einmal zum Filmende selbst erschossen oder sonstwie um die Ecke gebracht im Staub landete, zur Freude heutiger Filmfachleute, die sich in schlauen Büchern clevere Interpretationen (oft genug) aus dem Daumen lutschen, hingerichtet im Auftrag von Interessengruppen, die man vage als „das Kapital“ bezeichnen konnte und die brutalen Western als Kapitalismuskritik, politische Botschaft im Gefolge der 68er o.ä. verstehen konnte. Da mag sicher was dran sein, hat aber für den Zuschauer, der eigentlich nur einen mehr oder weniger unterhaltsamen Film sehen will, den Haken, dass er immer wieder mit unsympathischen Gesellen in zentralen Rollen konfrontiert wird, die sich ihren Leidensweg selbst zuzuschreiben haben. Depri-Filme, wenn man will.

Wir haben schon festgestellt, dieser spanische Western treibt diese depressiv-negative Einstellung auf die Spitze. Im Todesmarsch müssen wir ohne einen einzigen Charakter, den man im weitesten Sinne als „sympathisch“ klassifizieren könnte, auskommen (das schließt den Möchtegern-Gutmenschen Dean und Cathy locker mit ein). Sämtliche Filmfiguren sind entweder Widerlinge oder, was Dean und Cathy angeht, unbeschriebene Blätter. Kein Charakter erfüllt so etwas wie die Rolle eines Identifikationsträgers, diese Typen sind uns einfach völlig egal, man kann sie von Anfang an nicht leiden und daran ändert sich über die komplette Laufzeit nichts. Da dies eben auch den zu Beginn als Protagonisten servierten Sgt. Brown einschließt, fällt auch der einzige Überraschungsmoment, den das Script auf der Pfanne hat, nämlich die Tatsache, dass eben der kurz nach Halbzeit ins schneebedeckte Gras der Prärie beisst, völlig ohne Wirkung. Der Mann ist ein ebenso sadistisches Dreckschwein wie die Kriminellen, die er beaufsichtigt, auch, wenn er glaubt, dafür einen Grund zu haben (eben den Mord an seiner Frau, der nichts als ein lahmes plot device darstellt). Auch die Vergewaltigungsszene (bis auf die zwei Sekunden unbedeckter Brüste unexploitativ) fällt von der emotionalen Wirkung her flach – dafür ist uns Cathy viel zu gleichgültig (ja, ich weiß, Vergewaltigungen sind immer schlimm, mir geht´s jetzt nur um die dramturgische Wirkung im Film und nicht um die moralische Bewertung. Beruhigt Euch).

Heiterkeitserregend sind die teilweise völlig beknackten Dialoge – ob hierfür primär die deutsche Sprachfassung (anno 1972 nicht auszuschließen) oder schon der echte Drehbuchautor zuständig ist, vermag ich nicht zu eruieren, es ist auch wurscht. Fakt ist jedenfalls, dass der Dummschwatz, den die Charaktere (und das reichlich) betreiben, manchmal so idiotisch ist, dass man entweder drüber lachen muss oder sich ersatzweise die gute alte Eichenschrankwand über den Schädel zieht, um von seinem Leid erlöst zu werden (mit ein paar vorgetankten Promille kann man zumindest an den Dialogen ein wenig Spaß haben – mein Favorit ist Browns „sechs Tage ab Übermorgen“, das muss man gesehen bzw. gehört haben).

Von der schlichtweg idiotischen Prämisse ausgehend (die Armee – oder Brown oder beide im Verbund – benutzen einen Gefangenentransport, um das in der Mine abgebaute Gold heimlich in der Tarnung der Ketten an den Banditen vorbeizuschmuggeln, also ehrlich), die prinzipiell noch einen zünftigen Abenteuer-Actionfilm mit den üblichen Versatzstücken Verrat-Gegenverrat usw. hätte ergeben können, ergeht sich der Film in eine existentialistisch-philosophische Ödnis, die man letztlich so interpretieren könnte, dass man erst gar nichts versuchen soll, es wird eh schlimm ausgehen. Man mag das als Metapher für die Unausweichlichkeit des Schicksals verstehen oder so auslegen, dass die Gier des Menschen sein letztlicher Untergang ist, als Beweis, dass Menschlichkeit in Extremsituationen auch nix hilft (wenn z.B. Dick, bis dahin des Humanismus eher unverdächtig, plötzlich auf die Idee kommt, man solle sich wie „menschliche Wesen“ benehmen und einander helfen, was aber niemanden interessiert), man kann aber auch auf die Idee kommen, dass die Story zu nichts anderem da ist, als ein Dutzend uninteressanter Charaktere möglichst lebens- und menschenverachtend um die Ecke zu bringen. Dass Regisseur Marchent diesen Schmu mit ein paar künstlerischen Elementen anreichert (und vielleicht darauf hofft, auf eine Stufe mit Leuten wie Jodorowsky gestellt zu werden), hilft dem Film auch nicht weiter. Während diese Elemente (wie z.B. die Flashbacks zu gewissen Ereignissen in der Vergangenheit einzelner Charaktere) wohl dazu gedacht sind, die „Botschaft“ des Films rüberzubringen, bzw. der Regisseur das mit Sicherheit so sieht, kommt man nicht umhin, manchmal glauben zu wollen, mit diesen Einspielern möchte er nur tarnen, dass er aus Budgetgründen eine aufwendigere Szene nicht zeigen kann (vgl. Zug/Tunnel, wo anstelle der potentiell schwierig zu filmenden Szene, in der die Gefangenen von ihren Ketten befreit werden, lieber eine zusammenhanglose Splatterszene per Flashback eingebaut wird). Irritierend ist auf die Dauer auch, dass der Film immer wieder mal eine Einstellung per Freeze-Frame beendet (da verdächtigt man schnell mal seinen DVD-Player übler Hänge-Aktivitäten, dabei ist das ein Stilmittel des Films). Lediglich in einer Sequenz, in der der Film einen Turn ins Surreale nimmt (nur um das dann als Halluzination des entsprechenden Charakters gleich wieder zu negieren), kommt ein wenig, hm, Stimmung, Atmosphäre, oder einfach nur Interesse auf – die „Rückwärts-Explosion“ der Hütte mit dem Auftauchen des Zombie-Browns. Das ist schon wieder so abstrus, dass es für einen Moment Laune macht, so lange eben, bis dem Film einfällt, dass er für wirklichen Surrealismus zu feige ist.

Was Marchent mit allem Kunstschmufix nicht übertünchen kann, ist die Tatsache, dass der Film einfach grottenlangweilig ist. Zwischen den einzelnen Mordszenen passiert kaum etwas außer stumpfsinnigem Gelabere und noch stumpfsinnigerem durch-den-Schnee-Gelatsche. Die Charaktere machen keine Entwicklung durch, sie bleiben alle in ihren vordefinierten Schablonen und sind uns, den Zuschauern, daher herzlich egal, weil auch keinerlei Versuch unternommen wird, die Gesellen greifbar, glaubhaft zu machen.

Theoretisch könnte man meinen, dass die verschneite Bergwelt zumindest kameratechnisch das ein oder andere möglich machen würde (schließlich sind Schnee-Western nun nicht alltäglich, auch wenn Kollege Corbucci auch einen auf dem Kerbholz hat). Leider wird die malerische Bergwelt, da sie völlig uninspiriert auf Zellulod gebannt wird, auch irgendwann mal (read: spätestens nach ´ner halben Stunde) langweilig. Wenn selbst der Amateurfilm Cannibal: The Musical, an den ich immer wieder denken musste (wenn die Typen hier statt „Oh my darling Clementine“ „Let´s build a snowman“ angestimmt hätten, wäre ich schon halbwegs versöhnt gewesen), eindrucksvollere Bilder zu bieten hat (und das war bei Trey Parker und Matt Stone sicher nichts, was gesonderte Priorität genossen hätte), lässt das tief blicken. Die Kameraführung bedient die üblichen Eurotrash-Klischees (sinnlose Zooms und Nahaufnahmen), sorgt aber nie für Atmosphäre, die über die eines Wandervideos mit Leuten, die einem am Arsch vorbeigehen, hinausgeht. Der Schnitt ist unbeholfen, konfus und verwirrend.

Als zunehmend nervig erweist sich der repetetive Soundtrack. Ich weiß nicht, ob das momentan nur mein persönliches Pech ist, aber ich erwische in letzter Zeit immer wieder Filme, die glauben, mit zwei musikalischen Themen einen 90-Minuten-Film komplett bestreiten zu können und gar nicht erst so tun, als hätten sie mehr auf der Pfanne. Spätestens zur Filmmitte wünscht man sich, der Score läge auf einer separat abschaltbaren Audiospur.

Stichwort Spläddagore. Nun, man kann sich jedenfalls vorstellen, warum der Streifen nach Ansicht mindestens eines Richters verbietenswert ist. Neben der immer wieder von Filmzensoren gern gesehenen, äh, legeren Einstellung hinsichtlich des Werts menschliches Leben (hier wird mal wieder aus nichtigen Anlässen oder völlig grundlos gemordet) sind die FX schon ziemlich, hüstel, rustikal. Zwar wird nicht durchgängig geschmoddert (zwischendurch scheint den Machern das Budget für herbe Effekte mal ausgegangen zu sein, dann wird auch mal blutleer gestorben), aber die Sudeleien, für die das Geld gereicht hat, sind schon ziemlich krass und angemessen eklig, dafür technisch allerdings, ähm, bedenklich. „Erstechungen“ werden auf die angesprochene Kissen-Methode gelöst, die „verbrannten Schädel“ sind simpel umgesetzt, aber zumindest recht, ehm, effektiv in ihrer Wirkung, die singuläre Gedärm-Szene ist selbst im Kontext eines Splatterwesterns deplaziert, tricktechnisch Tinnef, von der Wirkung aber immerhin anwidernd und auch die aus nächster Nähe gezeigte Kopf-wegschieß-Szene am Roulettetisch ist zwar alles andere als Savini, aber wenigstens extrem. Ist ja auch was.

Über die darstellerischen Leistungen brauchen wir wohl nicht großartig reden. Der Italiener Claudio Undari bringt als Sgt. Brown das Kunststück fertig, noch unsympathischer zu sein als die Kriminellen, die er bewacht (nun, das ist möglicherweise sogar eine, ähm, Aussage des Films). Undari hat die üblichen Sandalenfilme und Spaghettiwestern auf dem Kerbholz und agierte auch in den von Alfonso Brescia inszenierten White Fang-Abenteuerfilmen und dessen SciFi-Gurke Beast from Space (dort neben Sirpa Lane, die Schundologen aus D´Amatos Papaya kennen). Emma Cohen, die in der Vergewaltigungsszene auch mal ihre herausragenden anatomischen Eigenschaften präsentiert und ansonsten emotionslos-hölzern (wie es die Rolle auch irgendwo verlangt) durch die winterliche Einöde stiefelt, war schon als Vampirfrau bei Jess Franco im Geschäft (in Nachts, wenn Dracula erwacht), spielte im in gewissen Kreisen semikultisch verehrten spanischen Schotter Cannibal Man, gab neben Paul Naschy die Hauptrolle in Blutmesse für den Teufel und agierte im Slapstick-Western Zwiebel-Jack räumt auf. Eine diplomierte Trash-Expertin, also, aber immerhin bis heute im Geschäft.

Alberto Dalbés gehörte, nachdem er die 60er im üblichen Eurospy- und Westernkram verbrachte, Anfang der 70er zu Jess Francos Stammtruppe, spielte z.B. im hier besprochenen Maldición de Frankenstein und dem Nachfolger Dracula vs. Frankenstein den Dr. Seward (ja, ich hab „Maldición“ gesehen und erkenne ihn trotzdem nicht. Verklagt mich). Antonio Iranzo agierte, wie auch „Buddy“ Xan de Blas, direkt vor diesem Film im Louis-de-Funes-Großprojekt Die dummen Streiche der Reichen (trotz des betriebenen Aufwands für mich einer der schwächsten de-Funes-Filme, wenn ich das an dieser Stelle anmerken darf). Carlos Romero Marchent, den ich mal spontan für verwandt mit dem Regisseur halte, trat 1973 zusammen mit Helga Liné im mexikanischen Santo-Film Santo contra el doctor Muerte auf – Connections, wohin man nur sieht…

Wie bei vielen 131er ist die Bezugssituation, warum auch immer man sich einen Hobel wie diesen auch anschaffen sollte, eher schwierig. Deutschsprachig bietet sich neben den alten und demzufolge kaum zu findenden Videoversionen nur ein DVD-Bootleg von „Mike Hunter“ an (Bildqualität unteres VHS-Niveau), legaler dürfte da schon die RC1-DVD von Eurovista sein, die unter dem Titel „Cutthroat´s Nine“ erschienen ist. Ich wüsste, wie gesagt, allerdings nicht, welchen plausiblen Grund man für derartige Import-Klimmzüge angeben könnte.

Summa summarum ist auch der Todesmarsch der Bestien ein Fall für die Schublade „Filme, die die Welt nicht braucht“. Kann man völlig vergessen, das ist nicht mehr als 90 Minuten (die einem viel länger vorkommen) Langeweile mit gelegentlich eingesprenkelten derben Splattereinlagen. Selbstverständlich kann man sich, wie geschildert, Mühe geben und dieses spanische Schundstück, das zurecht selbst im Lager der 131er-Fans mehr oder weniger der Vergessenheit anheim gefallen ist, nach allen Regeln der Filmkritikerkunst auslegen, interpretieren und als ach so philosophisches Statement über die Sinnlosigkeit menschlichen Strebens darstellen. Viel Spaß damit, ich kuck in der Zeit lieber ein paar ehrliche Trashfilme, die nichts anderes wollen, als ihrem Zuschauer eineinhalb Stunden kurzweilig die Zeit zu vertreiben. Wenn ich Message und Botschaft sehen will, kuck ich dafür keinen öden spanischen Gorewestern, sondern was * richtig * anspruchsvolles mit Niveau.

Die Ultrakurzversion des Reviews: Verblödete Arschlöcher latschen durch den Schnee und am Ende sind alle tot. Forget it. Ich habe fertig.

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 2


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