To the Limit

 
  • Deutscher Titel: To the Limit
  • Original-Titel: Al limite
  • Alternative Titel: Al limite - In den Armen der Bestie |
  • Regie: Eduardo Campoy
  • Land: Spanien
  • Jahr: 1997
  • Darsteller:

    Juanjo Puigcorbé (Javier), Lydia Bosch (Maria Ramos), Beatrice Dalle (Elena), Bud Spencer (Elorza), Mabel Lozano (Candela), Jose Manuel Lorenzo (Vadillo), Etienne Draber (Roberto), Rosanna Yanni (Rosario)


Vorwort

Radio-Moderatorin Elena, die in ihrer Sendung, wenn sich keine interessanten Gäste anbieten, die Interviews mit einer Mitarbeiterin gerne mal türkt, bekommt einen interessanten Live-Anrufer durchgeschaltet – der kunftet aus, gerade ein Frauenzimmer abzumurksen. Obwohl Elena die Polizei einschaltet und den Killer in der Leitung hält, kann der Mord nicht verhindert werden – und auch nicht der an einer dummerweise dem Mörder zum ungünstigsten Zeitpunkt über den Weg laufenden Zeugin. Staatsanwältin Ramos und Inspektor Elorza ziehen den renommierten Psychoanalytiker und Serienkillerspezialisten Javier Barrea hinzu, dem klar ist, dass der Killer kein gewöhnlicher Serienmörder ist, sondern jemand, dem weniger am Töten per se denn am Nervenkitzel der Jagd liegt. Kann er leicht sagen, schließlich ist niemand anderes als er selbst der Mörder! Javier versucht, in die Unterwäsche der Staatsanwältin zu steigen, aber noch fällt bei Ramos der Groschen nicht (auch nicht, als der Killer bei ihr anruft und zu Protokoll gibt, sich „für sie“ zu interessieren).

Dieweil stellt sich heraus, dass es einen Augenzeugen geben muss, Vadillo, einen Kleinkriminellen, der offensichtlich nicht an sich halten konnte und die tote Leiche ausraubte. Der Herr ist aber sicherheitshalber abgetaucht. Javier steckt Elena diese Information, woraufhin die Moderatussi natürlich nichts eiligeres zu tun hat, als eine Belohnung auszusetzen. Vadillos Freundin Candela, bei der die Polizei bislang auf Granti gebissen hat, lockt das große Geld – sie führt Elena zu Vadillo, der für eine signifikante Geldprämie in Aussicht stellt, eine Zeichnung des Mörders zur Verfügung zu stellen. Doch der hat sich längst an Elenas Fersen geheftet, bringt Vadillo um und schenkt Ramos am Tatort in aller Seelenruhe ein, der Killer zu sein. Doch ohne Beweise bringt die Festnahme Ramos nur jede Menge öffentliche Peinlichkeiten ein…


Inhalt

Wenn einem in der Woolworth-Grabbelkiste eine DVD, die mit der Mitwirkung von Beatrice Dalle und Bud Spencer wirbt, entgegengrinst, muss der Doc nicht lange überlegen. Zwar ist die Dalle sowas von absolut nicht mein Typ (die Lippen-Zahnlücken-Kombination, die La Dalle trägt, törnt mich aus Prinzip ab) und angesichts des Baujahrs des Streifens ist nicht von einer prügelnden Beteiligung des Signore Pedersoli auszugehen, aber kurios genug ist dass dann schon, um mich stolze drei Euro investieren zu lassen.

Was Eduardo Campoy – hauptamtlich Produzent so manchen spanischen TV-Schmus und nur gelegentlich auch als Regisseur tätig (in Deutschland gelaufen ist nur sein Victoria-Abril-Thriller „Bis daß der Tod uns scheidet“) – hier vorlegt, ist ein insgesamt eher kruder Versuch, eine einigermaßen moderne Serienkillergeschichte (mit dem mittlerweile üblichen „persönlichen“ Touch, dass der Killer seine Taten mehr oder minder *für* den Ermittler bzw. die Ermittlerin erbringt, was wir gewinnbringend u.a. bei „Copycat“ hatten) mit einem mehr als eindeutigen film-noir-Touch zu verbinden – ein nicht gänzlich uninteressantes Konzept, aber auch eins, aus dem Campoy und seine drei Schreiberlinge (von denen nur einer, Luis Marias, auch schon ab und an international aufgefallen ist, u.a. mit „Vier Frauen gegen eine Bank“, „Verliebt, vertauscht, verheiratet“ und „Schwarze Blumen“) nicht grad viel machen. Was primär daran liegt, dass die die Katze, sprich die Killer-Identität, viel zu früh aus dem Sack lassen – schon nach der ersten Szene steht der Täter felsenfest, äh, fest und beraubt den Film damit einer möglichen spannungsförderlichen Ebene, nämlich der, dass Staatsanwältin Ramos vielleicht doch nur ihrer eigenen Paranoia auf den Leim geht. Das Script muss sich daher notgedrungen auf das Duell Ramos gegen Javier konzentrieren, aber da weder die eine noch der andere sonderlich interessant geschrieben ist, entfaltet die ganze Chose keine sonderliche Wirkung.

Das große Fragezeichen im Film ist die Motivation der jeweiligen Charaktere – da hapert’s ganz gewaltig. Mehr als das angesprochene „Jagdfieber“ billigt man Javier als Grundlage für sein Übeltun nicht zu und wieso er sich speziell auf Maria Ramos kapriziert (die er, wohlgemerkt, nicht als potentielles Opfer ansieht, sondern sie auf undefinierbare Art in eine Beziehung zu beeindrucken versucht), wird nicht deutlich – er rhabarbert herum, dass er sie „befreit“, aber was genau der tiefere Sinn dahinter ist, bleibt fraglich; zumal Maria Ramos auch eine sehr langweilige Figur ist. Es wird ihr angedichtet, dass sie eine schmutzige Scheidung hinter sich hat (und darunter leidet, dass ihr Sohn sich für den Vater entschieden hat), aber das sind mehr oder minder „informed attributes“, da ist nichts dabei, das sich schlüssig aus der Person, aus ihrem Verhalten, entwickelt und demzufolge sind die entsprechenden Dialogpassagen stärker überflüssiges Füllsel denn dramaturgisch gewichtigtiges character development.
Einzig die Figur der Elena bringt ein wenig Schwung ins Prozedere – ihre erfundenen Interviews (die sie stets mit der gleichen angeheuerten Interviewpartnerin führt) und ihre Quotengeilheit lassen ein wenig Mediensatire und -kritik durchklingen, ohne dass auch dieser Punkt sonderlich tiefschürfend aufgearbeitet wird. Es ist zwar ganz nett anzusehen („nett“ im Sinne von satirisch gut gemeint), wie Elena sich unwissentlich vom Killer zu Hilfsdiensten manipulieren lässt, aber es ist ein wenig arg plump (wie überhaupt so ziemlich alle Figuren als reichlich hirnbefreite Nasenbären rüberkommen. „Denkmurmel benutzen“ scheint keine Bedingung zu sein, um in Madrid ’nen wichtigen Job an Land zu ziehen).

Das Autorenkollektiv schafft’s jedenfalls nicht, die Story in wirklich energischem, spannendem Tempo voranzutreiben, und Regisseur Campoy, der nun mal auch kein Gelernter ist, sondern, wie gesagt, normalerweise hinter den Kulissen werkelt, ist dann auch nicht der Mann, der durch eine zupackende Inszenierung Würze ins Geschehen bringen könnte. Seine noir-ishe Interpretation (die mangels echter Sympathieträger in der Story auch naheliegt) ist weitgehend frei von Überraschungs- oder sonstigen Aha-Momenten, und der schiere Wille, den Film praktisch ausschließlich aus Nacht- und Indoor-Szenen zusammenzusetzen, eliminiert die Möglichkeit, den für Nicht-Spanier vergleichsweise exotischen Schauplatz Madrid ins rechte Licht zu rücken (mir ist schon klar, dass „To the Limit“ in erster Linie für den einheimischen Markt entstand und für den durchschnittlichen spanischen Konsumenten muss Madrid natürlich ungefähr so „aufregend“ sein wie für unsereins Berlin oder den Amerikaner L.A. oder New York. Nur sieht Madrid – bzw. die abgefilmten nicht sonderlich attraktiven Ecken hiervon – bei Nacht und Regen halt auch nicht grundsätzlich anders aus als die nicht sonderlich attraktiven Ecken Berlins oder L.A.s).
Die wenig aufregende Kameraarbeit (allerdings sind ein paar passable steadycam-shots zu verzeichnen) und der betuliche Schnitt riechen nach Fernsehproduktion (obschon „To the Limit“ für’s Kino entstand), lediglich ein-zwei Gore- bzw. Splattereinlagen (wobei die Freunde abgemurkster Frauen getrost weiter in Bethmanns Frauenfolterbuch blättern dürfen – beim Gore handelt es sich um Autopsie-Gore[und -Nudity, für die Nekrophilen unter uns] und der halbseidene Splatter konzentriert sich ein bissl Blut bei Vadillos Ermordung… und den durchaus zumindest impliziert sehr heftigen Kill an einer hier nicht näher bezeichneten dicklippigen zahnlückigen Person) machen das Kraut auch nicht mehr fett (und der Versuch, die Verhörszenen ein wenig a la „Basic Instinct“ hinzuschieben, ist eher peinliche Anbiederung denn wohlgemeinte Hommage). FSK 16 geht in Ordnung.

Der Score ist überwiegend langweilig, lediglich der Einsatz einiger classic-rock-Songs wie „Radar Love“ und „Hold the Line“ (ersichtlich aber in Coverversionen, Original-Lizenzen kosten Geld) ist andeutungsweise gelungen.

Zu den Darstellern – der durchaus routinjierte Fernsehschauspieler Juanjo Puigcorbe (hat in „Die Löwen der Alhambra“ immerhin mal Christoph Columbus gespielt) ist mir in der zentralen Rolle einfach zu blass; ihm fehlt’s an Ausstrahlung, an Präsenz – es ist eine ziemlich langweilige Performance, nicht wirklich *schlecht*, aber einfach völlig unmemorabel.
Lydia Bosch (ebenfalls vielbeschäftigte TV-Aktrice und Puigcorbe u.a. in „Mein Seelenbruder“ schon mal über den Weg gelaufen; ihr Debüt feierte sie übrigens in einer Mini-Rolle im Klaus-Kinski-Fantasy-Schmarrn „Star Knight“) ist hübsch anzusehen (das ist wieder mal so’n MILF-Ding, newa), soll in der Originalfassung – glaubt man spanischen Zuschauern – ihre liebe Müh‘ und Not haben, ihre Texte einigermaßen emotional passend herunterzuleiern (was ihr hier von der passablen Synchro abgenommen wird), bleibt aber auch nicht weiter im Gedächtnis (und da sie in der lechz-intensivsten Szene den BH anbehält, kann ich auch keinen Aufschlag in der B-Note rechtfertigen, bäh).
Die Dalle… naja, ich erwähnte es, aus meiner voyeuristischen Sicht ist das ’ne Frau, die von Unterkiefer abwärts ziemlich perfekt ist, aber die Visage ist halt auch noch da… Sie hat zumindest die gehaltvollste Rolle als skrupellose Medienhure-slash-femme-fatale (wobei ein Film mit umgekehrtem Rollenverhältnis Bosch/Dalle, sprich also ein Duell der Moderatorin mit dem Killer mit einer nebenrollenden Staatsanwältin, wahrscheinlich spannender gewesen wäre) und blamiert sich nicht.
Bud Spencer wirkt ziemlich fehlbesetzt (und fragte sie wahrscheinlich selbst, was er hier tut) und zudem sehr sehr müde, seine Rolle ist zudem nicht wirklich wichtig, so dass seine Besetzung wohl auf reines stunt casting hinausläuft (aber selbst in „Mord ist mein Geschäft, Liebling“, wo er nun wirklich mehr tot als lebendig wirkte, war er irgendwie Spencer-mäßiger).
José Manuel Lorenzo („The Devil’s Backbone“) macht aus seiner kleinen Rolle des Vadillo noch einigermaßen viel, Mabel Lozano (ebenfalls oft im spanischen Fernsehen zu sehen; lustigerweise will ihr die IMDb noch ’ne voice-Rolle in „Sgt. Kabukiman“ andichten, aber das halte ich einfach mal unbesehenerweise für ’ne andere Mabel Lozano) hat zumindest eine recht eindrucksvolle Szene (sie ist als Prostituierte gerade, eh, oral beschäftigt, als sie die Radionachricht über die Belohnung hört)…

Bildqualität: Die DVD aus dem Hause Planet Media kommt mit selten hässlichem Cover und einem ziemlich lausigem 1.85:1-Transfer (anamorph; die IMDb gibt 2.35:1 als korrektes Ratio an, aber bei spanischen Produktionen muss man die Datenbank nicht für der Weisheit letzten Schluss halten. Das Bild sieht allerdings in der Tat seitlich abgeschnitten aus) – sehr grieselig, unscharf und auf dem großen Flatscreen alles andere als ein Augenschmaus.

Tonqualität: Die deutsche Synchronfassung steht in Dolby 5.1 und 2.0 zur Verfügung. So recht überzeugen kann keine Tonspur, es klingt insgesamt recht blechern und vor allen Dingen die eingespielten Songs erwecken den Eindruck, als würden sie mit Draht und Blechbüchse übertragen.

Extras: Nur Bildergalerie und Biografien.

Fazit: Ein Thriller der verschenkten Möglichkeiten – grundsätzlich hätte man aus der Figurenkonstellation und dem set-up schon was machen können, aber Campoy und seine Autoren haben kein rechtes Auge dafür, was „spannend“ und/oder „dramatisch“ ist; auch der Umstand, dass dem Film sein unzureichend ausgearbeitetes Dreiecks-Spannungsverhältnis wesentlich wichtiger ist als den Freund harter Thrillerkost zumindest mit der ein oder anderen knackigen Mordsequenz mehr zu erfreuen, ist dem Gesamteindruck eher abträglich; gepaart mit mäßigem Tempo, eindrucksloser TV-Optik und nicht wirklich hochklassigen schauspielerischen Leistungen rechnet sich das zu einem „na, das muss ja dann eher nicht“ hoch.

2/5
(c) 2011 Dr. Acula


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