Tintorera – Meeresungeheuer greifen an

 
  • Deutscher Titel: Tintorera - Meeresungeheuer greifen an
  • Original-Titel: Tintorera
  •  
  • Regie: Rene Cardona jr.
  • Land: Mexiko/Großbritannien
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    Steven (Hugo Stiglitz)
    Miguel (Andres Garcia)
    Gabriella (Susan George)
    Patricia (Fiona Lewis)
    Kelly (Jennifer Ashley)
    Cynthia (Laura Lyons)
    Colorado (Roberto Guzman)
    Girl from Bar (Priscilla Barnes)


Vorwort

Warnung from Future Doc: Dieses Review wurde von Past Doc offensichtlich im Zustand tiefster Lustlosigkeit geschrieben und entspricht nicht dem gewohnten Qualitätsstandard. Read at your own risk.

1975 erhob sich en fürchterliches Klingelgeräusch an den Kinokassen der Welt, das Klingeln der Dollars, die in die Universal-Kassen flossen, als Steven Spielbergs WEISSER HAI unendlich Kasse machte. Natürlich führte der unerwartete Erfolg von JAWS dazu, dass sich unzählige manchmal mehr, meist weniger talentierte Epigonen bemüssigt fühlten, der Welt ihre persönlichen Versionen von Gefrässiger-Hai-mampft-sich-durch-vergnügtes-Strandleben-Geschichten aufzudrängen. Einer durfte dabei nicht fehlen – Rene Cardona jr., seines Zeichens Sohn von Rene Cardona sr. (irgendwie naheliegend, oder) und zusammen mit seinem Vater verantwortlich für jede Menge wüsten Zelluloidausschuss aus Mexiko. Irgendwie gelang es Cardona, für die Adaption des Romans TINTORERA von Ramon Bravo (der dann gleich als Unterwasserkameramann verpflichtet wurde), britische Geldgeber aufzutreiben, nämlich die Hemdale Corporation. Wer nun aber vielleicht vermutet hätte, solide britische Pfunde (und ich meine jetzt die Geldscheine) könnten Cardona befähigen, einen auch nur halbwegs ansehnlichen Film zu drehen, der, na, der ist hier sowieso auf der falschen Website…


Inhalt

Wir eröffnen mit ein wenig Discovery-Channel-Footage von schwimmendem Meeresgetier, inklusive dem titelgebenden Hai (denn Tintorera heisst auf Spanisch so viel wie Tigerhai), nach einigen Minuten wird dieser Naturkundeausflug durch die Harpunierung eines kleinen Hais bendet.

Danach lernen wir Colorado kennen, einen Hobby-Haifischjäger, der nebenher aber so etwas wie persönlicher Kammerdiener des reichen Amerikaners Steven ist. Stevie landet gerade per Wasserflugzeug und nimmt sein bescheidenes Boot „Tiger Shark“, eine schlappe 20-Meter-Jacht, in Beschlag und geht dann erst mal mit Colorado Haie fischen. Nachdem ein erbeuteter Fisch aber von einem Tigerhai halbiert wird, beschliesst Steve, dass die Jagd nach Bikinimädchen für ihn das geeignetere Hobby ist. Schnell bandelt er bei der Touristin Patricia an, schleppt sie ab, in sein Bett, geht mit ihr tauchen etc. etc. Beim Herumstapfen in einer Maya-Anlage gesteht Steve ihr seine Liebe, doch die Frage, ob es wirklich TRUE LOVE oder doch nur körperliche Anziehung ist, kann Steve nicht erschöpfend beantworten. Sucker! Patricia lässt den armen Kerl an Ort und Stelle stehen. Steve verkraftet die Abfuhr nicht wirklich gut. Als Colorado auf der Jacht eine Party feiert, erweist er sich als Partymuffel und schmeisst die gesamte Seilschaft raus.

Am nächsten Tag entdeckt er, Spanner, der er ist, durch sein Fernglas Patricia mit einem anderen Kerl. Das kann er nicht auf sich sitzen lassen, eilt an den Ort des Geschehens und haut Miguel, dem Rivalen, erst mal eins auf die Fresse.

Patricia ist unbeeindruckt und schleppt Miguel in die Bettstatt, nach Verrichtung des dort so üblichen entscheidet sie sich zu einer kleinen Nacktschwimmeinlage im Meer. Meister Tigerhai fühlt sich durch die Paddelei in seiner Hai-Ruhe beeinträchtigt, schnappt zu und mampft das Mädel auf.

Next day. Steve sucht Miguel auf, der ihm glaubhaft versichert, dass Patricia a) nicht mehr da ist, wenn gleich keiner weiss, wo sie ist und es auch niemanden interessiert und b) die beiden doch jetzt eigentlich beste Kumpel werden könnten. So drängt Miguel Steve gleich mal seine jüngsten Eroberungen Kelly und Cynthia auf. Steve lädt die Bande auf seine Jacht ein, man schwimmt nackt (natürlich) rüber, ein zusammenhangloser Hai-Shot soll Suspense erzeugen, nix passiert, auf de Jacht gibt´s ein Nudistenfest, am Morgen werden die Partner getauscht, dann schwimmen Cynthia und Kelly zurück an den Strand.

Eine völlig sinnlose Sequenz zeigt uns einen Tauchlehrer mit seiner Schülerin.

Miguel und Steve sind mittlerweile unzertrennlich und Miguel beschliesst, einen Haifischjäger aus Steve zu machen, was dem Regisseur die Gelegenheit gibt, noch ein paar kleinere Haie zu harpunieren.

Eines Abends reissen die beiden ein englisches Blondchen namens Gabriella auf. Man hat Spass, Gabriella zieht mit aufs Boot und eine menage-a`-trois nimmt ihren Lauf. Gabriella stellt die allgemein akzeptierten drei Grundregeln auf: 1. Keine Eifersucht 2. Keine andere Frau 3. Kein Verlieben. Miguel und Steve nehmen Gabi zu einer Haifischjagd mit, allerdings hält die Frau das Hobby der beiden nicht völlig unverständlicherweise für reichlich verrückt. Diverse weitere Haie müssen dran glauben, bevor der Tigerhai unsere Heroen erstmal vertreibt.

Die nächsten zehn Minuten sind ungefähr so aufregend wie ein Urlaubsvideo der Schwiegereltern aus Mallorca, turnen unsere Protagonisten doch an hübschen mexikanischen scenic sights herum, bis man endlich mal wieder Haifischjagen geht.

Gabriella plantscht ein wenig herum, während die Herren der Schöpfung wieder Haie abschiessen, doch da… Frauen im Wasser stören bekanntlich unseren Tigerhai, der greift an. Heldenmütig wirft sich Miguel dem gefrässigen Fisch in den Weg und wird dafür recht gore-ig gemampft, zumindest halb, die andere Hälfte (die untere) sinkt in einer malerischen Unterwasseraufnahme auf den Meeresgrund.

Gabriella ist gefrustet und fliegt heim und lässt Steven in einer mittelschweren Depression zurück. Steve kontaktiert die Marine, die auch gleich eifrig bei der Sache ist, alle Fischer zum Hai-Fang zu verleiten und Prämien für jeden gefangenen Hai verspricht. Steve ist mit Colorado selbst eifrig dabei und entwickelt zu Colorados Missfallen gewisse fanatische Züge (ein paar mehr Haie werden gemetzelt).

Eines Abends wagt sich Steve mal wieder in die Öffentlichkeit und bandelt mit zwei Girlies an, alle drei werden zu einer Party eingeladen, wo auch Cynthia und Kelly sich herumtreiben. Steve taut auf und lädt mal wieder alle auf seine Jacht ein und wieder einmal beschliesst man, nackt zum Boot zu schwimmen. Diesmal aber mischt unser Tigerhai mit und mampft mindestens die hübsche Lucy (dank etwas unübersichtlicher Schnitttechnik viellleicht aber auch noch andere).

Für Steve wird die Angelegenheit nun endgültig persönlich. Colorado warnt Steve zwar, allein auf Tigerhaijagd zu gehen, aber Dösbaddel, der Steve nu mal ist, lässt er sich nicht abhalten, eine nächtliche Unterwaserjagd in Solomanier zu veranstalten. Dafür harpuniert Steve einen harmlosen Rochen, lockt damit den Tigerhai an und harpuniert das Vieh, nicht ohne dabei aber ins Maul des Untiers zu geraten. Im Krankenhaus kommt Steve wieder zu sich und hat Flashbacks in glücklichere Zeiten. THE END.

Ich werde einfach nicht klüger. Ich hab nun schon des öfteren festgestellt, dass ich mexikanischen Filmen absolut nichts abgewinnen kann (ich sollte es vielleicht mal mit der AZTEC-MUMMY-Serie versuchen…) und auch diese 80 unerträglichen Minuten wird mir kein Mensch und kein Gott dieser Welt je wiederbringen. TINTORERA ist Schrott. Und nichts anderes.

Prinzipiell könnte man es ja für eine gute Idee halten, ein JAWS-Rip-off mit ein wenig gratitious nudity zu „veredeln“, denn es liegt beim Strand-Setting ja durchaus nahe. Aber TINTORERA wirkt ungefähr so, als hätte Doris Wishman THE SHARK GOES NUDIST gedreht. Alle Beteiligten sind bestrebt, so oft wie möglich die Hüllen fallen zu lassen (Männlein wie Weiblein), dazu werden ein paar Sehenswürdigkeiten der Landschaft abgeklappert. Für Naturfreunde gibt es ein paar Unterwasseraufnahmen von einem Tigerhai, der mit dem Rest der Filmbelegschaft nie auch nur irgendetwas ähnliches wie Interaktion hat, aber die Naturfreunde werden (wie jeder andere Mensch) spätestens dann entsetzt reagieren, wenn Cardona in bester Ruggero-Deodato-Manier Dutzende quietschlebendige echte Haie (die kleinen harmlosen Halb- bis Ein-Meter-Exemplare) per Harpune umlegt. Damit disqualifiziert sich dieser sogenannte Film schon von Haus aus, denn echte Tiere für Entertainment-Zwecke zu töten, ist schlicht und ergreifend widerwärtig.

Naja, wie gesagt, eine cineastische Perle entgeht dem geneigten Publikum durch Boykott solcher Ware sowieso nicht. Eine Handlung ist nicht existent, Spannung ebenso wenig, von darstellerischen Leistungen wollen wir gar nicht reden. Die Veteranen mexikanischen Schundkinos Stiglitz und Garcia, die auch in diversen anderen Werken des Cardona-Clans am Werk waren, sind wie nahezu alle mir bislang unter die Glotzbuchten gekommenen mexikanischen Schauspieler unfähig, auch nur die geringste schauspielerischen Nuancen zu erbringen (wenn man das Gefühl hat, der Cast von GUTE ZEITEN SCHLECHTE ZEITEN könnte das schauspielerische Niveau eines Films entscheidend verbessern, ist irgendwas grundverkehrt gelaufen). Susan George, der Tommy-Import von der Insel, ist eine Nervensäge (obgleich sie eine recht vielbeschäftigte TV-Actrice auf der Insel zu sein scheint), bei deren Anblick man instinktiv den Hai anfeuert, er möchte sie nun doch bitte baldmöglichst filettieren. Ein kleines Kuriosa am Rande ist der erste Filmauftritt von Priscilla Barnes in einer Mini-Rolle (die man glatt übersehen kann, wenn man einen Augenblick nicht hinkuckt), die später in THREE´S COMPANY (der Sitcom mit John Ritter) zum TV-Star wurde und hin und wieder auch mal zweit- bis drittklassige Filmrollen ergatterte. Den US-Videoanbieter freuts, kann er doch einen verhältnismässig grossen (ähem) Namen prominent auf die Box packen.

TINTORERA ansehen zu müssen (okay, ich tat es freiwillig) wäre im Strafvollzug am besten aufgehoben – das wäre die angemessene Bestrafung für mittelschwer kriminelle Subjekte, verstiesse aber vermutlich gegen jegliche Genfer und sonstige Konventionen. Ein Drecksfilm erster Kajüte, mit no redeeming value whatsoever, den ich meinem ärgsten Feind nicht zu Weihnachten schenken würde. Hoffentlich erbarmt sich irgendeine höhere Macht, vernichtet das Filmnegativ und sämtliche existierende Kopien (meine stifte ich freiwillig).

Rätselhaft bleibt die Mitwirkung eines immerhin durchaus anerkannten Filmkomponisten wie Basil Pouledouris (der immerhin der Welt grandiose Themes wie CONAN THE BARBARIAN geschenkt hat). Mehr als DUMM-DUMM-DUMMDUMMDUMM-Synthiklänge fiel dem guten Baisl auch nicht ein (und mit dem DUMM-DUMM trifft er immerhin den Pudels Kern zwischen die Augen auf den Kopf). Nur teilweise verantwortlich ist Pouledouris für die grauenhaften Disco-Songs, die im Fünfminutentakt auf den wehrlosen Betrachter losgelassen werden (da ist man froh, dass die 70er doch nur eine vorübergehende Erscheinung waren).

Die Chronistenpflicht gebietet noch mitzuteilen, dass die deutsche Videofassung um ungefähr sieben-acht Minuten erleichtert ist, was ich in diesem Falle aber als eine echte Gnade empfinde (ich dachte nie, dass ich mal Filmzensur als etwas positives sehen könnte) – noch lieber wäre mir allerdings gewesen, die Zensoren hätten den Film radikal auf NULL gekürzt – dieser Streifen ist in jeder Form absolut gesundheitsgefährdend.

Ich wünsche ja eigentlich keinem Menschen etwas schlechtes, aber für TINTORERA gehört Rene Cardona jr. öffentlich harpuniert (und wenn da jemand eine Dokumentation drüber drehen sollte – count me in for a copy). Ich gelobe hiermit feierlich, NIE WIEDER einen Film von Cardona jr. auch nur mit der Kneifzange anzufassen, geschweige denn anzusehen, da reisse ich mir vorher lieber die Augen raus. TINTORERA ist in einem einzigen, wenngleich unflätigen Wort, zusammenzufassen: SCHEISSE!

Aber immerhin, der Film hatte einen entschiedenen Vorteil – ich hatte ja gestern festgestellt, dass Hongkong-Filme ekelhaft zu reviewen sind, weil die Notizen immer doppelt so umfangreich sind wie bei herkömmlichen Filmen. Bei TINTORERA konnte ich ganz gemütlich mitschreiben und kam am Ende auf knapp 5 äusserst locker gestaltete Spalten. Auch ´ne Art Positivum, aber dass das einzig Wohlwollende, das ich mal über einen Film sagen könnte, ist, dass ich Kugelschreibertinte gespart habe, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können.

Ach ja – von „Meeresungeheuern“, die „angreifen“, wie es der hervorgehobene deutsche Videotitel verspricht, ist natürlich weit und breit nichts zu sehen. Aber wundert das irgendwen? Oder interessiert?

(c) 2000 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 1


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