Timesweep – Reise ins Grauen

 
  • Deutscher Titel: Timesweep - Reise ins Grauen
  • Original-Titel: Timesweep
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  • Regie: Dan Diefenderfer
  • Land: USA
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    Vincent Hill (Kevin Brief)
    Roger Agar (Martin English)
    Genie Franz (Sandra Beer)
    H.G. Lewis (Frank Vrooman)
    Wayne Stewart (Jeff Tamblyn)
    Jeremy Weller (Richard Greene)
    Karen Price (Michele Privette)
    Catherine Elliot (Pamela DeBord)
    Sam Harcough (Bruce Sherwood)
    Arthur Prescott (Greg Anderson)
    Angella Markell (Denise Grey)
    Florrie Ackerman (Barbara Schaeffer)
    Mike Romero (Michael Fountain)
    Polizist (Damon Millican)
    Mary Prescott (Kathryn Major)


Vorwort

Reden wir doch mal wieder über Filme, die keine alte Sau kennt (und vermutlich nicht ohne Grund). Timesweep ist ein solcher, und, das ist ja auch eine Art Prädikat, der ist sogar so unbekannt, dass er nicht mal über einen IMDB-Eintrag verfügt (und wenn man bedenkt, was für Schotter alles in der IMDB steht, lässt das tieeef blicken). Nichtsdestoweniger haben wir Germanen das zweifelhafte Privileg, dieses grandiose Filmwerk sogar auf DVD käuflich erwerben zu können – da haben wir der ganzen Welt was voraus, denn sonst scheint es diesen Film sprichwörtlich nirgends zu geben. Ham´ wa immahin ne Rarität, wa, Keule?

Entzückend ist schon mal die Tatsache, dass selbst die mir vorliegende DVD so richtig nicht damit rausrücken will, wer sie denn nun unters Volk zu bringen gedenkt, der einzige Hinweis ist ein Copyright-Hinweis einer mir bislang vollständig unbekannten Kaschemme namens „M.O.V.M.“ Muss man wohl nicht kennen, den Laden. Alarmglocken gehen bei gestählten Videothekenstammkunden heftig los, wenn man zudem noch einen fröhlichen Button „NEUE VERSION“ vom Cover, besser gesagt, von der Rückseite der Box, blöken sieht. Bedeutet a) dass wir es im Gegensatz zur Genre-Angabe „Science fiction“ wohl eher mit horribler Ware zu tun haben und b) dass man den Streifen säuberlich von Gore und damit einhergehend vermutlich auch Unterhaltungswert gesäubert hat. Aber halt, das sind Vorurteile, und die sind bislang noch völlig unbestätigt. Also, rein mit dem Scheibchen in den DVD-Player, mehr als eineinhalb Stunden vergeudetes Leben, das einem keiner mehr wiederbringen wird, kann eigentlich als Schaden nicht zu Buche schlagen…


Inhalt

Schon die ersten Crediteinblendungen lassen den geübten Vielseher die wohl begründete Hypothese abgeben, dass wir es hier bestenfalls mit ambitionierten Halbamateuren zu tun haben – Meister Dan Diefenderfer (das ist ein Name??) zeichnet für alle gravierenden Stabpositionen zuständig und im recht zahlreichen Cast findet sich nicht mal ein halbwegs bekannter Name (und unter bekannten Namen verstehen wir alten B-Movie-Bluthunde ja nicht „Mel Gibson“, sondern „Richard Gabai“ oder so was in der Art). Was uns filmtechnisch in den nächsten knapp 80 Minuten blüht, ist also vermutlich weder durch Budget noch durch Talent belastet. Macht ja auch nix.

Also schalten wir nach einem kurzen Establishing Shot auf ein heruntergekommenes Gemäuer, an dessen Wand ein selbstgepinselt aussehendes Schild „Dunbar Studios“ klebt, in die Garage ebendieses Etablissements, wo sich aus bis zum Ende des Films nicht vollständig aufgeklärten Gründen ein zusammengewürfeltes Grüppchen versammelt. Gut, die „Story“ versucht uns zu überzeugen, dass sich die Baggage zwecks einer „historischen“ Tour durch das zum Abriss vorgesehene Gebäude unter Führung des Geschichtsprofessors Hill zusammenfindet, aber bitte schön… seit wann interessiert sich für solcherlei Exkursionen für gelangweilte Grossstädter und genervte Studenten, die ihren Notendurchschnitt aufbessern, das FERNSEHEN? Jau, denn das Fernsehen ist in Form der arroganten schnepfigen Pseudoreporterin Angella (die uns äusserst sympatisch dadurch eingeführt wird, dass sie uns zweimal grossformatig ihren Hintern entgegenreckt, um sich in Auto-Aussenspiegeln noch mal die Haare zu richten… die Frau wächst mir absolut ans Herz) und ihrem Kameramann Mike. Ansonsten hätten wir neben dem Prof dessen Kollegen H.G. Lewis (ha-ha, ich lach mich schlapp ob soviel Cleverness) von der Filmabteilung (sic!) und seinen Assistenten Wayne, die Studenten Roger Agar (nein, wie witzig) und Genie Franz, Hills Bekannte Catherine, die, wie sich irgendwann im Filmverlauf entpuppen wird, für die „Behörde für Renovierungen“ (oder so ähnlich) arbeitet nebst Assistent Sam, einem gewissen Dr. Prescott, der sich recht undurchsichtig gibt, Carol, ohne irgendwelche spezifizierte Eigenschaften, und noch einen Schwung uncharakterisierter cannon-fodder-Charaktere.

Mit Taschenlampen bewaffnet dringt die Gruppe in das „seit Jahrzehnten leerstehende“ Gebäude ein und wandert ziellos durch die Gänge. Genie ist gelangweilt, aber Roger bittet sie, seinem Notendurchschnitt (als hätte ich´s geahnt) zuliebe, interessiert zu tun. Angella bereitet ihre erste Moderation vor, aber da beginnen seltsame Dinge vor sich zu gehen. Ihre Stimme klingt plötzlich verfremdet, eine der austauschbaren Nebendarstellerinen fällt blutüberströmt tot um (dank des FSK-16-Jobs und der anhaltenden Dunkelheit, in der der Film spielt, kann man nicht mehr als raten, was ihr zugestossen ist) und Angella ist auf einmal weg. Chaos, Panik, Konfusion (vor allem beim Zuschauer), wildes Durcheinandergerenne. Mike sucht seine Chefin (ich hätt´s nicht so eilig, denn das Arbeitsverhältnis scheint nicht gerade ein auf gegenseitigem Respekt und Sympathie aufgebautes zu sein) und findet sie, nachdem er über einen Totenschädel stolpert, in einem Raum, der vielleicht die Illusion erwecken soll, Angella wäre in einer anderen Dimension gefangen, und zerrt sie zurück in die Realität (oder so… ich hab´ keine Ahnung, wie Herr Diefenderfer das meinte, und nachvollziehbar ist in dem Streifen, ohne Euch den „Spass“ verderben zu wollen, eigentlich nix). Angella ist recht hysterisch (vermutlich versucht sie sich auch gerade zusammenzureimen, was das Drehbuch uns mit dem bisherigen Geschehen sagen will… da würde ich auch Anfälle bekommen).

Nun gut, die tote Frau stört niemanden gesteigert, dafür haben sich, zwecks Erhöhung der Suspense und des allgemeinen Thrill-Faktors zwei Gruppen gebildet. Genie, Roger, Catherine, Carol und Sam einerseits, Hill und der Rest der Bande andererseits. Roger und Sam fragen sich, was eigentlich passiert ist und eine (für den Zuschauer) kryptische Bemerkung des Studenten legt uns nahe, dass die Geplättete durch einen Pfeil in die nächste Welt befördert wurde (wenn er das sagt, wird´s wohl stimmen). Ein klingelndes Telefon lotst die Gruppe in einen Raum, wo Roger eine Tüte Kekse findet und sich daran gütlich tut. Genie geht an das Telefon, niemand ist dran, dafür beginnt der Hörer sich zu erhitzen (? Oder so was ähnliches, man kriegt ja nix mit) und Rogers Kekse verwandeln sich appetitlicherweise in Maden, Würmer und ähnliches Getier. Mjam-mjam. Wir wünschen guten Appetit. Zur Bestätigung der Pfeil-Theorie schiesst eine unidentifizierbare Gestalt (schätzungsweise der vom Covertext vermeldete „römische Zenturiö) einen Pfeil ab. Heftiges panisches Rumgerenne (erneut) schliesst sich an, und scheinbar ist Sam dem Mordanschlag zum Opfer gefallen (das ist wieder mal ein Fall für´s Rateteam, denn sehen kann man nisch). Die andere Gruppe um Prof. Hill sucht nach einem Ausgang und der Akademiker kommt mit einer erstaunlichen Feststellung auf uns zu: „Die Fenster sind von innen verrammelt, als ob jemand verhindern wollte, dass jemand raus kann!“ Der logische Zusammenhang erschliesst sich mir, ehrlich gesagt, nicht wirklich. Ich kann doch auch meine Fenster von innen verrammeln, damit niemand zwecks Vandalisierung etc. rein kann. Aber Akademiker sind ja auch schlauer als ich, ich hab ja nur mittlere Reife.

Brauchen wir neben den total hippen Charakternamen noch weitere Beweise, dass Meister Diefenderfer (ich schreib´ den Namen zu gerne) ein wahnsinnig brillant-cleverer Horror-Kenner ist? Er selbst offenbar ja. Und so entdecken Lewis und Wayne das Filmarchiv der Dunbar-Studios, wo sich neben hochgradig originell witzigen Titeln wie „Arkoffs Outlaw“ und „The Corman Gang“ (ich schmeiss mich weg… oder vielleicht doch lieber den Film) verschollene Klassiker wie die vollständige Fassung von Abel Gances „Napoleon“ oder Todd Brownings „London after Midnight“ finden (wieso ein offensichtlich vor Jahrzehnte pleitegegangenes, vollkommen unbekanntes Film-STUDIO – nicht etwa ein Verleiher oder Sammler – den Schmu in seinem Archiv haben sollte, mögen tiefschürfendere Geister als der meine ergründen, so sie denn nichts besseres wie z.B. die Erreichung des Weltfriedens zu tun haben). Zu Lewis´ Enttäuschung liegt von „London after Midnight“ nur Rolle 1 von 2 rum. Dennoch ein guter Fang für die beiden Filmjunkies, die ersichtlich nicht ganz koscher sind, denn sie wollen den Stoff nicht etwa der Allgemeinheit zugänglich machen, sondern für sich selbst klauen. Wayne bereitet geistig schon den Einsatz eines Lkw bei Nacht und Nebel vor, um die Zillionen Filmrollen abzutransportieren. Betont unauffällig reihen sich Lewis und Wayne wieder in Waynes Gruppe ein, ehe plötzlich das Licht angeht und die verdutzten Protagonisten in einem voll eingerichteten und besetzten Produktionsbüro aus den goldenen Zwanzigern stehen. Leider können die mit ihrem Zeuch beschäftigten Filmproduzenten bzw. Sekretärinnen die ungebetenen Gäste nicht wahrnehmen, und noch ehe Zuschauer wie Protagonisten sich darüber klar sind, was das ganze nun wieder soll, löst sich der Spuk auch wieder ins buchstäbliche Nichts auf und lässt unsere „Freunde“ in einem leeren, verwüsteten Büro zurück. Blöde.

Immerhin haben Hill und „seine“ Gruppe Zeit genug, das Büro auf Aufzeichnungen zu untersuchen und sich zu wundern, dass solche nur bis Ende der 50er vorliegen. Was ist daran verwunderlich? Immerhin ist das Gebäude seit „Jahrzehnten“ leerstehend… soll jemand jährliche Notizen hinterlassen a la „1963 – Gebäude verlassen“, „1967 – immer noch verlassen“? Wayne findet ein nicht verrammeltes Fenster, draussen ist es aber nicht, wie eigentlich zeitlich angemessen, helllichter Tag, sondern es ist finster und neblig. Wayne will trotzdem das Risiko eingehen, rauszukrabbeln, obwohl die anderen versuchen, ihn davon abzuhalten (warum eigentlich? Wenn sie nicht im Drehbuch drei Seiten weiter gespickt haben, ist Waynes Vorhaben ein absolut verständlicher Plan). Okay, natürlich ist es keine gute Idee, denn der Nebel ist giftig, schmeckt nach Säure und ätzt. Unter diesen Voraussetzungen sollte man vermutlich doch nicht nach draussen klettern (und mich erinnert das schmerzlich an Stephen Kings famose Erzählung „The Mist“, die immer noch keiner zu einem Film verarbeitet hat…) – Wayne reicht augenscheinlich, da von derlei Widrigkeiten nicht beeindruckt, durch seinen Ausbruchsversuch den Abschied ein. Der Rest der Gang quittiert dies ausserordentlich mitfühlend mit einem kollektiven „persönliches Pech“.

Auch die andere Gruppe dödelt noch relativ planlos durch das labyrinthische Gebäude, betrauert eineinhalb Sekunden lang Sams Tod (für uns Zuschauer kommt das recht überraschend, da wir das beim vermeintlichen Pfeilangriff vor ein paar Minuten nicht wirklich mitbekommen haben). Mike und Catherine nehmen die offizielle Liebesgeschichte in Angriff. Ein Geräusch veranlasst die beiden, ihre Gefährten vorübergehend allein zu lassen – scheinbar kein grosses Problem, denn Angella, der hysterische Problemfall, hat einen Spiegel zum spielen gefunden. Doch da – waaah! – aus dem Spiegel attackiert eine haarige Klaue (erkennbar nur, wenn man mit der Standbildtaste arbeitet) die Reporterin und killt sie (um ehrlich zu sein, würde nicht Roger Mike rapportieren, ein „Ding“, „haariges Ding“ bzw. „Hand mit drei Fingern“ – so Roger innerhalb von fünf Sekunden – hätte Angella angefallen, wäre ich in meinem jugendlichen Leichtsinn davon ausgegangen, dass der Spiegel einfach so aus übernatürlichen Gründen explodiert sei und die Glassplitter die blonde Reporterschickse eliminiert hätten). Ein gewisser Mr. Weller fällt daraufhin in Ohnmacht (keine Ahnung, wer der Kerl ist, der zählt zum cannon fodder und bedarf keiner ausführlicheren Würdigung). Im übrigen finde ich es schon ein wenig bezeichnend, dass der herbeieilende Mike sich erst mal um den kollabierenden Weller kümmert und seine Chefin einfach liegen lässt (es bleibt Genie überlassen, schlicht festzustellen, dass die gute Frau hinüber ist – mit ernsthafter Sorge und Trauerarbeit haben unsere Helden es nicht gerade). Mike schlägt vor, keine Panik aufkommen zu lassen (klar, warum auch… ein Pfeil-Mörder hat zwei Leute gekillt, ein „haariges Ding“ aus einem Spiegel noch jemanden… alles keinerlei Grund zur Veranlassung, ich weiss). Immerhin, weil Carol ob Angellas Abgang wenigstens einen Schrei ausgestossen hat, kann Hills Gruppe zu Mikes Gruppe aufschliessen und fröhliche Wiedervereinigung gefeiert werden. Die Fröhlichkeit hält sich aber in Grenzen, weil Hill und Mike sich sofort über die Rolle des designierten Anführers in die Haare kriegen (die Leute haben echt Probleme…). Mike setzt sich vorläufig mit dem Plan, dem Gebäude aufs Dach zu steigen, durch. Die Tür zum Dach wird aufgebrochen, aber auch da droben in der Höh´ findet sich ausserhalb des Gebäudes nichts ausser dem giftigen Nebel (duh!). Hill triumphiert „nänänä-nänänä-hab´s-dir-doch-gesagt“-mässig (ein wahrer Freund in der Not), während die Truppe zurück Richtung Garage sich trollt (töfte Idee, und auf die kommt ihr erst jetzt?). Mike räsoniert, nicht zum Helden geboren zu sein (Amen to that, my friend) und Hill rückt mit der nicht vollkommen unwesentlichen Tatsache heraus, dass sein Grosspapa das Gebäude entworfen und gebaut habe und demzufolge wenn überhaupt jemand, dann er sich hier auskennen sollte (und damit rückt er erst jetzt raus? Super. Solche Leute braucht man in solchen Situationen, die mit lebenswichtigen Informationen erst nach ewigen Zeiten rausrücken, bah). Und irgendwo hinter der Gruppe stösst eine ominöse Gestalt einen Growl aus…

Und ehe wir „piep“ sagen können, fällt diese Gestalt auch schon mit einem scharfen Gegenstand über die Gruppe her und killt einen cannon-fodder-Charakter namens Jeremy (wer zum Geier ist das nun wieder?). Der Killertyp, der irgendwie aussieht wie ein Barbarenkrieger und einen ZZ-Top-Rauschebart in Weiss trägt, wird von Mike überwältigt und gekillt. Die Waffe entpuppt sich als angeschärfte Filmdose (!). Der Film wird von Sekunde zu Sekunde blöder, und er begann schon ziemlich dämlich.

Mike, bislang nicht mit übermässigen Geistesleistungen aufgefallen, aber ganz ersichtlich zum Helden berufen (wäre ich mit dem Knaben als „Helden“ gestraft, würde ich in der Situation vermutlich Harakiri begehen), vermutet angesichts des Zustands des Angreifers, dass das Gebäude irgendwie „in der Zeit versetzt“ worden wäre, ausser dem Gebäude und dem Nebel scheine nichts mehr zu existieren (das hat nicht unbedingt was mit Zeit zu tun, oder?). Hill, Akademiker, hält das für ziemlichen Bullshit. Bevor wir in eine langanhaltende Diskussion schwachmatigen Inhalts versumpfen können, stolpern unsere „Helden“ glücklicherweise über einen halbverwesten Kadaver. Genie fällt in Ohnmacht, Carol flippt. Und Grund zum Flippen hat sie auch, denn irgendwas arbeitet sich ihre Hose hoch – eine riesige Kakerlake (sagen uns zumindest die sie umgebenden Chargen, zu sehen ist mal wieder nichts deutliches). Trotz eines sehr offensichtlichen Zensur-Schnitts überlebt Carol die Attacke des Ungeziefers.

Mike, der seinen neuen Ruf als Denker untermauern will, stellt fest, dass das Gebäude nach seiner Beobachtung entgegen der offiziellen Angaben über mehrere Untergeschosse verfügt. Korrekt, bestätigt Hill, der Experte, da ursprünglich mal ein Direktanschluss an die U-Bahn geplant gewesen sei, habe man seinerzeit vorsichtshalber weit genug nach unten gebaut. Mike frohlockt – zwar wurde das U-Bahn-Projekt gestrichen, aber vielleicht sind die Verbindungsstollen zwischen Kellergeschossen und U-Bahn-Tunneln noch begehbar. Hill weist nicht ganz zu Unrecht darauf hin, dass eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür besteht, nichts anderes als den giftigen Nebel zu finden, aber „wir haben keine andere Chance,“ entscheidet Mike. Die Tür zu den Untergeschossen ist aber verschlossen, und so verfällt man auf den Plan, sich durch den Liftschacht nach unten zu hangeln. Roger hält dies wohl für eine dämliche Idee und zieht sich mit Genie unauffällig vom Rest der Gruppe zurück (kann ich ihm nicht wirklich verdenken, andererseits ist kaum damit zu rechnen, dass er mit einem wesentlich besseren Plan aufwarten kann – und übrigens, Herr Diefenderfer [ich vergesse mich noch mal und schreib „Dieffenbacher“, in memoriam „Mountie in Chicagö], das Kleistern seines Sets mit Postern alter – und undenkbar besserer – Horrorfilme wie Tarantula hebt das eigene Werk nicht auf höhere Qualitätsebenen… eher fällt auf, dass man dreissig Jahre vorher bessere Filme gemacht hat). Da die Tür zum Liftschacht auch erst mal aufgebrochen werden muss, überlassen Mike und Catherine dass ihren Gefährten und machen sich auf, Roger und Genie zu suchen. Da Catherine aber ungefähr nach zwanzig Sekunden auf eine Rast wert legt, haben wir Zeit für ein wenig Character Building. Mike darf uns versichern, dass er Typen wie Roger, der, nicht, dass das gesteigerte Bedeutung hat, uns als Sohn reicher Industrieller vorgestellt wird, aus dem „mittleren Osten“ kenne (und er meint nicht den der USA, sondern das, was wir gemeinhin mit dem „Nahen Osten“ meinen… da hat der Herr – oder die Frau – Synchronisateur gepennt), wo er, also Mike, gearbeitet habe (bevor es ihn zu einem sichtlich fünftklassigen Lokalsender in der amerikanischen Provinz verschlagen hat, tolle Karriere). Mike und Catherine werden verfolgt, und, wenn man dem Atem nach geht, mindestens von Darth Vader. Roger und Genie sind am unverschlossenen Fenster (Ihr erinnert Euch), wo kein Nebel mehr wabert. Von dieser Entdeckung haben die Studenten aber nicht viel, denn sie werden von einem meuchelnden Mördermonstrum attackiert und – heftig beschnippelt for your viewing pleasure (sorry, Anglizismus) – gekillt, war wohl mal recht blutig, die Szene, und natürlich hat das Monster genug Zeit, um Genie die Klamotten vom Leib zu fetzen und ihre Boobies zu begutachten. Tot ist Genie am Ende aber trotzdem. Mike und Catherine sehen noch die fliehende Killergestalt, die sich aber in Luft auflöst, und so können die beiden nur noch die ausgeweidete und kopflose Leiche Rogers finden (hey, Zensoren, da ist euch Gore entgangen! Da kann man tatsächlich was sehen!). Plötzlich stürzt sich irgendjemand auf Catherine, was verdächtig wie ein Romero-tauglicher Zombie aussieht. Na gut, warum auch nicht, der Film ist eh schon bescheuert, da können ein paar Zombies auch nicht mehr schaden, oder vielleicht doch? Mike bekämpft die Zombies und kann sie vorübergehend zurückschlagen, unerwartete Unterstützung kommt von einem irgendwie etwas altmodisch wirkenden Cop (die schockierende „Enthüllung“ kann ich mir jetzt schon lebhaft vorstellen, gääähn). Der Strassenpolyp führt unsere beiden sogenannten Helden in vorläufige Sicherheit und begehrt dann Auskünfte. Mike salbadert von dem komischen Nebel und wird vom Bullen für ziemlich bekloppt gehalten, er selber sei nämlich nur einem Handtaschenräuber in das Gebäude gefolgt (letzterer ist vermutlich irgendwo off-screen von einem Monster erledigt worden) und hält die Zombies etwas irrationalerweise für „Rocker“ oder „Hippies“ (klar… die sehen auch immer so aus) und hofft, dass Nixon, so er die Wahl gewinnt, mit dem Gesindel aufräumen wird (hach, wie überraschend).

Am Lift trifft man den Rest der Gesellschaft wieder, Carol, immer noch leicht auf dem Hysterietrip, schmeisst sich dem vermeintlich rettenden Bullen gleich mal an den Hals und der ist etwas amüsiert über die verzweifelten Fluchtversuche der Eingeschlossenen. Geht doch einfacher, meint er, Fenster auf und raus. Man entscheidet sich, dem Uniformträger eine Demonstration vorzuführen und tatsächlich wubbert hinter dem Fenster immer noch der giftige Nebel. Der Cop ist verblüfft, und man schreitet allgemein wieder dazu, den Plan Liftschacht weiterzuverfolgen. Mit Hilfe eines Wasserschlauchs hangelt man sich nach unten, wo Carol eine erneute Pause beansprucht (als hätte die irgendetwas Anstrengendes getan, selfish bitch). Catherine und Hill inspizieren ein von ihr einem Zombie entrissenes Stück Textil – Hill kann den Stoff nicht identifizieren (warum sollte er auch? Ist jeder Geschichtsprofessor automatisch auch Experte für Textilkunde?) und wundert sich (eigentlich weniger) über das eingewebte Kakerlaken-Symbol.

Mike hat einen weiteren Charakter-Moment und grübelt darüber, dass er, hätte er Abenteuer erleben wollen, auch im Libanon oder in Nicaragua hätte bleiben können (weitgereister Kerl). Angesichts des Erlebten ist Hill mittlerweile geneigt, Mikes döseliger Theorie beizupflichten, erst recht, nachdem man feststellt, dass alle mitgebrachten Uhren verschiedene Zeiten anzeigen und der namenlose Polyp, dem das alles irgendwie etwas komisch vorkommt, noch zum besten gibt, dass man seiner Ansicht nach den 26.8.1968 schreibt und man überdies in Chicago sei. „Wir kommen 18 Jahre und 600 Meilen von hier,“ brummt Hill düster (wenn wir jemals erfahren hätten, wo der Streifen ursprünglich angesiedelt war, könnten wir mit der Info vielleicht was anfangen – und abgesehen davon muss unser Streifenbulle schon ziemlich dämlich sein, wenn er in ein augenscheinlich ziemlich altes Gebäude rennt, das bis gestern noch nicht da war!). Nun gut, das lassen wir erst mal so stehen. Man marschiert weiter Richtung hoffentlich vorhandener U-Bahn-Verbindungsstollen, aber unterwegs stolpert H.G. Lewis über die zweite Spule „London after Midnight“, hält sich damit auf und wird wenig überraschend von unserem fröhlichen Meuchelmonster verhackstückt. Den anderen fällt auf, dass Lewis abgängig ist, Mike, der Bulle und Catherine (sehr intelligent, die einzigen drei halbwegs Vernünftigen lassen den Rest alleene) checken, wo er abgeblieben ist, finden aber nicht den Gekillten, sondern ein verängstigtes Frauenzimmer. Und nun wird´s richtig idiotisch. Prescott, der bislang nicht mal eine halbe Dialogzeile hat, meldet sich zu Wort und identifiziert das Frauchen zu allgemeiner Überraschung als seine Frau Mary. Mary wundert sich, dass ihr Göttergatte in den wenigen Stunden seiner Abwesenheit um Jahre gealtert ist und begehrt des weiteren Auskunft über das Schicksal von Sohnemann Mark. Mark ist tot, erläutert Prescott – was uns verblüfft, denn wer zum Geier war dann Mark schon wieder? Der komische bärtige Typ? Ja, Prescott weiss mehr über die ganze Sache, als er bislang zugeben wollte – vor 15 Jahren habe er mit Weib und Kind ein Schloss in England besichtigt, sei kurz zum Auto, um seine Kamera zu holen, und justament da sei so ein „timesweep“ passiert und seine Seilschaft sei verschwunden, was ihn veranlasst habe, Spukhausgeschichten und ähnliches Zeuch zu analysieren und sich seine Theorie auszudenken, wonach das englische Schloss und das Dunbar-Studio zwei verschiedene Zeitsprung-Orte seien, die sich genau heute überlappen würden, ähnlich wie das Bermuda-Dreieck. Alle anderen Kreaturen seien vermutlich bei irgendeinem Zeitsprung „an Bord“ gekommen und seien nun auch gefangen. Wenn man beim nächsten Zeitsprung nah am Ausgang wäre, könnte man ggf. entkommen. Obwohl ich das für die so ziemlich dümmste Theorie seit Erfindung der Riester-Rente halte, wird das allgemein akzeptiert (sogar Prescotts Feststellung, er selbst sei das Bindeglied zwischen den Zeitverschiebungen) – ich akzeptier dette aber nich… wenn Mary und Mark aus ihrer Perspektive nur ein paar Stunden allein waren und Mark, da mir nichts gegenteiliges bekannt ist, der komische Filmspulenstecher mit dem Rauschebart war – wie kann Mark so enorm gealtert sein? Doof. Idiotisch. Schwachsinnig.

Egal. Einfach weiter machen, ich will´s hinter mich bringen. Man sieht erneut eine Gestalt, hält sie für H.G., rennt ihr nach und landet in einem Raum, der der feuchte Traum eines jeden Messies sein dürfte – obwohl Messies wahrscheinlich eher selten Leichenteile aufbewahren, denn wir sind offenbar in der Speisekammer des haarigen Meuchelmonsters, Teile von Genie und H.G. liegen herum und das Meuchelmonster selbst entpuppt sich als haarsträubende (wie in „haarsträubend miserable“) Dinosaurier-Bestie (das soll das Ding mit der haarigen Klaue sein? Ich behaupte nie, in Biologie mehr als einen Dreier gehabt zu haben, aber haben Dinos nicht, äh, Schuppen und keine Haare? [Ja, ich weiss, dass muss sich nicht unbedingt ausschliessen, sonst wäre die Shampoo-Industrie bankrott, harhar]) Der Dino nimmt die Verfolgung der wieder Flüchtenden auf, die retten sich durch ein Feuerschutzrollo, mit Ausnahme des armen 68er-Bullen, der einem unangenehmen blutigen Schicksal entgegengeschleift wird.

Unerwarterweise finden unsere Überlebenden den angestrebten Durchgang zu den Notausgangs-Tunneln, öffnen die Tür und sehen sich — einem UFO gegenüber!! Und aus dem krauchen die Zombie-Kreaturen (das sollen Aliens sein? Aliens, die aussehen, als wären sie aus Tom Savinis einhändige Vorübungen für Dawn of the Dead? It sucks being an alien…). Man, sprich unsere Leut´, blasen zum Rückzug und Mike und Hill können endlich noch einmal einen kleinen Ego-Clash ausleben. Angreifende ausserirdische Zombies stören den aufkeimenden Streit, aber zum Glück entdeckt Catherine einen versteckten Durchgang in den U-Bahn-Tunnel. Hill, der selbstlos eine Tür, hinter der die Zombies toben, zuhält, bekommt einen Stich in die Rippen, kann sich aber auch in den Tunnel retten. Und war der Film bislang nur bräsig-idiotisch, erreicht er jetzt vollkommen neuartige Level der absoluten Hirnrissigkeit. Das erste, worüber unsere Helden stolpern, ist ein Bauschild: „U-Bahn-Projekt, voraussichtliche Feststellung 1929, gez. A. Sagnussen“. Und wer könnte Sagnussen schon sein? Natürlich a) genialer Architekt, b) ungarischer Emigrant (Sagnussen??? Ungar? Gut, bin kein Linguist) und c) Hills Uropa mütterlicherseits! Der Schwachkopf hätte seinen Freunden eine ganze Menge Ärger ersparen können, wenn er einfach von Anfang an gesagt hätte, was Sache ist. Hill monologisiert längeren Schwachfug über seinen Uropi, der einst mit ein paar seiner Arbeiter bei den U-Bahn-Arbeiten spurlos verschwunden sei, worauf man das Projekt eingestellt habe und sich die örtliche urban legend gebildet habe, das Gelände sei verflucht. Prescott findet in der Tat gleich neben dem Schild Sagnussens Abschiedsbrief (günstige Fügung, was?), in dem Sagnussen darüber faselt, das „Q“ gefunden zu haben, „das Heiligtum“. Hill ist natürlich sofort klar, dass Q für das ungarische Wort „quesdrov“ steht, was Zuflucht bedeute und daraus schliesst der Prof, dass die Tunnel ebendiese und damit sicher seien. „Einer der Tunnel sollte euch nach draussen führen“, resümmiert Hill und verscheidet. Und, was soll ich sagen, tatsächlich findet sich an einem mit Gitter abgedecktem Tunnel ein „Q da lang“-Graffiti, dem unsere Helden nur zu folgen brauchen. Mike und Catherine vermuten, dass Sagnussen für die Verrammelung der Fenster zuständig war, da er ja eine Weile hier überlebt habe (wenn er die Fenster zugemauert hat, warum spazierte er nicht einfach raus? Und überhaupt – das ist der zweitblödsinnigste Gedanke des Universums… das Gebäude war ja wohl auch in der Realität verrammelt und das nicht seit 1929, sondern allenfalls seit 1960… wir erinnern uns doch an das Filmstudio). Jedenfalls finden sich ausreichend Q-Graffitis, dass unsere Freunde sich bis in die Garage durchschlagen können, wo zwar ihre Autos mittlerweile geklaut sind (oookay, sie sind einfach „weg“) und die Zombie-Aliens noch einmal einen Grossangriff starten. Ein munteres Gebalge entbrennt (und ich machte mich fast nass, als ich im Nachspann feststellte, dass für dieses hirnlose Pseudogeprügel ein „fight choreographer“ kreditiert wird), aber es gibt keine weiteren Verluste, man kann „ins Licht“ gehen (also muss man wohl doch nicht auf eine „Zeitverschiebung“ warten, sondern marschiert einfach raus). Prescott verblüfft die Gefährten, indem er mitteilt, zusammen mit Mary zurückgehen zu wollen, was er irgendwie damit begründet, in zwei verschiedenen Zeitverschiebungen zu stecken, hinten und vorn keinen Sinn macht, aber allen Beteiligten inklusive dem Zuschauer vollkommen egal ist. Prescott und Mary stapfen zurück ins Gebäude und finden sich, haha, fünfzehn Jahre früher im Park des englischen Spukschlosses wieder, minus Mark.

Und auch Catherine, Mike und Carol (dass die überlebt hat, ist ein echtes Mirakel) tauchen unversehrt auf dem Vorplatz der Dunbar-Studios auf (und machen sich nun hoffentlich für den sofortigen Abbruch des Gemäuers stark).

Grausigerweise droht der Nachspann noch ein Sequel „Timesweep II: The Quesdrov Factor“ an, zu dem es aber – es gibt einen Gott – nie gekommen ist, zumindest war davon auch im Internet keine Spur aufzutreiben.

Oh. Mein. Gott. Ich mag ja schlechte Filme, zumindest einige, sonst würde ich diese Site nicht betreiben, aber Timesweep? Mein Gott (ich werd´ noch religiös…), die paar Stunden, die ich mit diesem Film und dem dazugehörigen Review verplempert habe, sind vermutlich genau die, denen ich am Ende meines Lebens mit dem Argument „hätte ich doch was vernünftiges mit dieser Zeit angefangen, wie z.B. leere Katzenfutterdosen nach Grösse und Farbe sortieren“ hinterhertrauere. Schlecht. Schlecht. Schlecht.

Ich bin ja auch immer gerne bereit, auch dem letzten von Dumpfbacken mit Dumpfbacken für Dumpfbacken gedrehten Film etwas positives abzugewinnen, aber Timesweep? Anstelle sich diesen Film anzusehen, sollte man lieber in der Mülltonne nach weggeworfenen Tausend-Euro-Scheinen wühlen. Macht mit Sicherheit mehr Spass. Schlecht. Schlecht. Schlecht.

Nun gut, für mich ist es zu spät, meine Seele ist verloren, aber vielleicht kann ich ja noch den ein oder anderen (oder die ein oder andere, ich gebe ja die Hoffnung nicht auf, dass auch Frauen hier mitlesen… ich bin übrigens wieder zu haben) vor diesem grausamen Schicksal bewahren. Die Kurzfassung: wenn Euch in der Videothek, bei MediaMarkt oder im Internet Timesweep entgegenlacht (und viel kosten tut die DVD ja nicht, aber andererseits ist jeder Cent entschieden zuviel) – dreht Euch um, geht weg, greift lieber zu „Das Beste von Deutschland sucht den Superstar“ oder investiert Eure Kohle in EM-TV-Aktien – nur UM GOTTES WILLEN nehmt nicht diese DVD in die Hand!!! Möglicherweise klinge ich ein wenig hasserfüllt, aber – ich hasse diesen Film tatsächlich. Kann sein, dass Timesweep es auf lange Sicht sogar schafft, mein bisheriges „Darling“ Creepozoids von seinem lange Jahre verteidigten Sockel als „das mit abstand Schlechteste, was ich jemals in meinem Leben sehen musste“ abzulösen. Wenn man dieses Machwerk von Mr. Dan Diefenderfer (der erfreulicherweise sichtlich nie wieder auch nur so was ähnliches wie einen Film gedreht hat) erdulden musste, weiss man erst, in welch´ anderer Riege Fred Olen Ray, Jim Wynorski und David DeCoteau (mit der Creepozoids-Ausnahme) spielen – deren Filme mögen auch schwachsinnig, ultrabillig und ohne einen Anflug Talents inszeniert sein, aber, verdammt noch mal, sie machen Spass, während Timesweep ungefähr so viel Spass macht wie ein Zahnarztbesuch ohne Betäubung (wobei Fred Olen Ray, ebenso wie Don Night Beast Dohler, einen Special Thanks abstaubt – ich hoffe für meinen alten Spezi Fred, dass sich der nur auf Inspiration und nicht auf irgendwie bewerkstelligte Beteiligung bezieht).

Versteht mich nicht falsch, ich will niemandem zu nahe treten, ich bin sicher, dass sowohl Mr. Diefenderfer als auch seine „Schauspieler“ und Crew-Mitglieder ihr Herzblut an ihr Projekt vergossen haben und vielleicht sogar die Zeit ihres Lebens während des Drehs hatten, aber hier wäre es wirklich besser gewesen, die Beteiligten hätten sich darauf beschränkt, ihr fertiges Werk ihren Freunden und Verwandten vorzuführen (obwohl, vielleicht hat man danach keine Freunde mehr…), aber tunlichst vermieden, es auf den Rest der unvorbereiteten Menschheit loszulassen.

Muss ich wirklich noch ins Detail gehen? Vielleicht ist der manch´ Leser noch nicht abgeschreckt genug? Drehbuch? Glaube nicht, dass es – trotz dreier Drehbuchautoren, von denen einer, John Thonen, mittlerweile eine gewisse Reputation als Autors eines Buches über B-Horrorfilme erarbeitet hat – eins gegeben hat. Sieht mehr so aus, als wären Diefenderfer & Co. in ein leerstehendes Gebäude eingefallen und hätten wild drauf los rumgefilmt und ein paar Sachen, wie z.B. mit Sicherheit die Sache mit dem UFO, nachträglich noch eingefügt, weil es cool sein sollte (andererseits – Dialoge solcher Debilität, wie sie uns hier vorgeführt werden, kann man eigentlich nicht improvisieren, oder?). Vollkommen idiotisch sind die Erklärungsversuche, die, wenn man länger als dreissig Sekunden drüber nachdenkt, sich auch munter widersprechen (jedenfalls schliessen sich Sagnussens Quesdrov-Geschichte und Prescotts Report bei genauerem Dafürhalten zumindest nach meiner bescheidenen Ansicht ziemlich aus) – besser wär´s gewesen, man hätte auf eine Erklärung vollständig verzichtet, der Film wäre auch dann noch blöde gewesen, aber nicht ganz so hirnamputiert wie das vorliegende Produkt.

Ach ja, und wenn ich noch mal einen Drehbuchautoren erwische, der es für ungeheuer clever, witzig und intelligent hält, seine Figuren nach B- und Horrorfilmikonen zu benennen, werde ich ihn persönlich besuchen und meine Sammlung mexikanischer Videofilme an ihn verfüttern, ungewürzt, mit Hülle – hier tummeln sich u.a. Vincent Price, Arthur Franz (beide sogar mit durchgemixten Vor- und Nachnahmen), George A. Romero, Forrest J. Ackerman, John Agar und natürlich H.G. Lewis. Zumindest die noch lebenden Personen sollten hier den Anwalt ihres Vertrauens einschalten. Okay, ich entschuldige das ein wenig dadurch, dass diese Masche 1987 noch nicht ganz so totgetreten war wie heutzutage (Final Destination fällt mir da ein).

Ein solches Gesamtfiasko kann eigentlich nur noch durch jede Menge Nudity & Gore gerettet werden. Ersteres kommt ausser einem full-body-nudity-Shot zu kurz, und Gore mag zwar durchaus mal in annehmbaren Umfang vorhanden gewesen sein, den Zahn zieht uns aber die neue FSK-16-Fassung, in der kaum Gore-Effekte übrigbleiben – obwohl angesichts der ausgesprochen miesen Beleuchtung (ja, ich weiss, dass der Film grösstenteils im Dunklen spielt, aber es ist ja nun auch keine bahnbrechend neue filmtechnische Entwicklung, dass man auch dunkle Szenen so drehen kann, dass der Zuschauer was sieht) zu bezweifeln ist, dass etwas erkennbar gewesen wäre. Zumindest der ausgeweidete Kadaver von Roger, den wir ein paar Sekunden lang sogar in der FSK-16-Fassung examinieren können, sieht auf den ersten Blick nicht so übel aus (d.h. er sieht natürlich übel aus, das haben ausgeweidete Kadaver meistens so an sich, aber zumindest technisch halbwegs überzeugend).

Dan Diefenderfer ist – wer hätte anderes vermutet – nicht in der Lage, dem Streifen Tempo oder Spannung zu verleihen (die einzige Spannung, die mich trieb, war die, mit dem On-Screen-Display die Restlaufzeit mitherunterzuzählen). Man mag vergleichsweise The Dead Hate The Living zu Rate ziehen, wo erfolgreich bewiesen wurde, dass man auch aus einem Zero-Budget-Film und einer begrenzten Location (beide Filme haben eine vergleichbare Prämisse, mit dem Gebäude, dass ausserhalb der normalen Realität existiert) spannende Genre-Unterhaltung zaubern kann. Diefenderer scheitert hier in allen Punkten. Zu erwähnen wäre vielleicht noch, dass Filmkomponistin Kriss Avery sich auf ihrer Homepage rühmt, diverse Preise und sogar Emmys gewonnen zu haben (ihr Resume´ verschweigt diesen Film nicht mal, obgleich sie hauptsächlich Dokumentationen zu scoren scheint) – genauere Untersuchung verrät aber, dass die Emmys „Mid-West Emmys“ sind, also regionale Preise (immerhin entnehme ich der Homepage aber auch, dass es sich bei Timesweep wohl um ein Stück „regional filmmaking“ aus der Gegend um Kansas City handelt). Die sonore Untermalung von Timesweep passt aber durchaus zum deutschen Untertitel „Reise ins Grauen“…

Über die sogenannten Schauspieler verliert man am besten kein Wort, denn alles, was einem einfiele, würde nun wirklich in den Bereich der puren Beleidigung fallen. Kein einziger Akteur sollte auch nur in einem Pampers-Werbespot eine Windel mimen dürfen, wenn´s nach mir geht, da kann man genauso gut die nächsten zehn Leute von der Strasse nehmen und ihnen ein paar Texttafeln zum Vorlesen vor die Nase halten, das Endresultat wäre sicherlich vergleichbar. Grausig, grausig, grausig. Wie gesagt, Einzelkritik spare ich mir an dieser Stelle, keine der beteiligten Nasen hat in seinem weiteren Leben wohl auch nur mikrobenhafte Ansätze einer „Karriere“ gehabt (zumindest nicht im schauspielerischen Bereich), und das auch absolut richtigerweise so.

Wieso zum Geier macht sich dann ein Label daran, diesen Schmarrn, der nirgendwo auf der Welt sonst erhältlich ist, auf DVD zu veröffentlichen? Jaja, irgendwas muss man ja in die Regale stellen, aber da sollte man doch lieber das Backprogramm von Fred Olen Ray ergründen, da ist man auf Jahre beschäftigt. Seriöse DVD-Kritik: für die Kürzung um die Gore-Passagen (die möglicherweise etwas kompletter im steinalten deutschen Videorelease von Carrera beinhaltet waren) kann die Firma natürlich nur eingeschränkt was, für den Bildtransfer schon eher. Sicher, ich weiss, das Quellmaterial war mit Sicherheit nicht das beste, aber der Vollbildtransfer ist schwammig, unscharf, kontrastarm (eigentlich kontrastlos – in dunklen Szenen kann man wirklich nur erahnen, was vor sich geht), wie eine third-generation-Videokopie. DVD-Qualität, ha. Der Ton ist nicht viel besser, die Dialoge sind recht gut verständlich, die Musik und die Soundeffekte versinken irgendwo im dumpfen DD2.0-Mix. Als „Exträ wird eine Fotogalerie geboten, die es schafft, in über vier Minuten gerade mal SECHS Standbilder aus dem Film zu präsentieren (und nicht mal so spektakuläre… [als ob´s solche geben würde]). Noch mehr solche Extras und ich rupfe meinem DVD-Player persönlich den Laser aus (Ehre, wem keine gebührt, ich vermute einen Mastering-Fehler, da diese Fotogalerie gechaptered ist und 9 Kapitel vorgesehen sind, ein Foto aber über eine Minute stehen bleibt, schätze, da hätten noch zwei-drei andere Pics eingeblendet werden sollen).

Fazit, Zeit´ wird´s, kann mir gar nicht vorstellen, warum ich 10 Bildschirmseiten in Word runtergerasselt habe, für so einen Schrottfilm (du hast zuviel Zeit, Junge). Timesweep ist der mit Abstand schlechteste Film, den ich im 21. Jahrhundert gesehen habe (und für das 20. Jahrhundert gibt´s, wie erwähnt, nur einen Rivalen), die Sorte B-Film, die den B-Filmen ihren schlechten Ruf beschert. Idiotisch, technisch schlecht, grausam gespielt. Die DVD würde ich höchstens meinem ärgsten Feind schenken, um ihm so richtig einen Abend zu versauen. Kann man nicht mal drüber lachen. Eigentlich verdient jeder, der diesen Film in einem Rutsch ansieht (und die Betonung liegt auf „ansehen“, nicht „nebenher laufen lassen“) einen Orden (her damit!).

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 1


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