Time Served – Hölle hinter Gittern

 
  • Deutscher Titel: Time Served - Hölle hinter Gittern
  • Original-Titel: Time Served
  • Alternative Titel: Hölle hinter Gittern |
  • Regie: Glen Pitre
  • Land: USA
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Sarah McKinney (Catherine Oxenberg)
    Patrick Berlington (Jeff Fahey)
    Warden Mildred Reinecke (Louise Fletcher)
    Mr. D (Bo Hopkins)
    Judge William T. Engstrom III (James Handy)
    Billy (Larry Manetti)
    Rosie Lopez (Lourdes Colon)
    Duane (Scott Schumacher)
    Jason (Zach Gray)
    Lila (Maureen Steindler)


Vorwort

Abt. Babes behind bars, oder so…

Ja, es ist mal wieder Zeit für einen Besuch im Frauenknast. Unsere letzten diesbezüglichen Experimente waren ja, objektiv gesehen, Themaverfehlungen (Virgins from Hell, Das Schiff der gefangenen Frauen), also sollten wir uns mal wieder einen Streifen ansehen, der zweifelsfrei in einem echten, leibhaftigen Frauengefängnis spielt.

Aus diesem kühnen Grunde griff der Doc in seinen für alle Notfälle zu gebrauchenden Stapel irgendwann mal auf ´nem Kaufhaus- oder Supermarkt-Wühltisch erstandener Billig-DVDs und förderte Time Served zutage, den ich mir vor ein paar Monaten für den sprichwörtlichen Dreier mitgenommen hatte, mir dabei der Tatsache wohl bewusst, dass der Hobel alle paar Monate bei VOX & Konsorten auf- und abgenudelt wird (da aber meistens in der Prime Time, vermutlich noch beschnippelter als die, um´s vorwegzunehmen, eh schon um die ein oder andere Minute erleichterte FSK-16-DVD-Fassung).

Time Served ist ein recht neumodischer (Baujahr ´99) Kabel-TV-Hobel und damit sind sicherlich keine Jess-Franco-mäßigen Abgefeimtheiten sexueller oder sonstig exploitativer Natur zu erwarten – der amerikanische Frauenknastfilm hat sich seit geraumer Zeit dem Faktum ergeben, in Sachen Sleaze mit der europäischen, japanischen und südamerikanischen Konkurrenz nicht mithalten zu können und beschränkt sich darauf, hüstel, dramatische Geschichten mit mehr oder weniger starkem Softcore-Einschlag abzuspulen (oder sich gleich für Hardcore zu entscheiden). Das hat zumindest den Vorteil, dass sich zumindest every now and then die ein oder andere bekannte Nase, sprich echter Schauspieler, in einen solchen Film verirrt. Und für einen WIP-Heuler schmückt sich dieser unser Streifen mit einem geradezu stellaren Cast – das ehemalige Denver Clan-Babe Catherine Oxenberg (Schwarm so manches Teenagers in den 80ern und immerhin eine echte Prinzessin), Lawnmower Man Jeff Fahey, die verdiente Mimin Louise Fletcher (Einer flog über das Kuckuksnest), B-Film-Ikone Bo Hopkins, Lourdes Colon (mittlerweile Serienstar in Without a Trace) und Magnums alter Kumpel Rick alias Larry Manetti. Das ist schon eine Ansammlung von, nun, ich will nicht gerade „Stars“ sagen, aber immerhin renommierter Akteure unterschiedlicher schauspielerischer Gewichtsklassen. Natürlich kann man kritisch anmerken, dass die alle schon bessere Zeiten gesehen haben (oder sie wie Lourdes Colon noch vor sich hatten) und daher auch eine Rolle in einem Frauenknaster nicht als entscheidendem Schritt nach unten auf der Karriereleiter ansehen durften, aber man darf´s ja mal erwähnen.

Dann schauen wir uns das doch mal an und stellen uns schon mal die gravierende Frage – wird Catherine Oxenberg, immerhin im reiferen Alter von 38 Jahren, die Träume zahlloser Alt-Geeks erfüllen und blank ziehen? Wenn wir schon sonst nicht mit großem Spannungskino rechnen, halten wir uns prophylaktisch doch mal daran aufrecht…


Inhalt

Da wir in einem Genre wie dem Frauengefängnisfilm unmöglich das geneigte Publikum mit irgendwelchen innovativen Originalitäten (da müsste man am Ende noch mitdenken) belästigen wollen, müssen wir uns von Anfang an an die Gepflogenheiten des Sujets halten. Das bedeutet summa summarum, dass wir uns zunächst mal eine Protagonistin backen müssen, anhand derer wir exemplarisch das harte Leben hinter Gittern examinieren können. Und die muss ja erst mal in´n Knast, newa. Also auf in die idyllische Heimstatt der Familie MacKinney, wo Mama Sarah fürsorglich ihren Junior Jason (so stückers fünf-sechs Jahre alt), unfairerweise mit Unterstützung durch Jasons Lieblingskuschelkrabbe, aus Morpheus´ Armen reißt. Jason ist völlig aus der Art geschlagen, jedenfalls aber förmlich von der Aussicht, seiner Mutti bei der Zubereitung des Frühstücks (speziell der Kaputtschlagung von Eiern) zur Hand gehen zu dürfen, enthusiasmisiert. Das wär mir in dem Alter nicht passiert… Verdächtig: der Steppke soll nach Möglichkeit keinen Krawall machen, weil Papa („Du meinst Bob“, korrigiert Jason altklug. Daraus kombinieren wir Ratefüchse: das ist nicht der leibliche Erzeuger) noch an der Matratze horcht.

Wenig später macht sich Sarah auf zur Arbeit – Jason kuckt ein wenig belämmert drein und ist scheinbar auch nicht wirklich begeistert, den Tag damit verbringen zu dürfen, mit Papa Bob Baseball zu spielen (der Herr der Schöpfung glänzt noch mit Abwesenheit, hat solcherlei Freizeitbetätigung aber offensichtlich in Aussicht gestellt). Sarah hüpft in ihrern schicken roten Sportflitzer, braust von hinnen und lässt mich darüber nachdenken, dass Krankenschwestern, und als solche verdient unsere Heldin ihre Brötchen, in den US of A im Gegensatz zu diesen Breiten scheinbar nicht unter chronischer Unterbezahltheit zu leiden haben.

An ihrer Wirkungsstätte verpflastert Sarah grad eine ältliche Patientin, als sie ans Telefon gerufen wird. Am anderen Strippenende hängt Jason und heult der Mama gar rührend die Ohren voll. Aus dem Geflenne reimt Sarah sich zusammen, dass etwas weniger lustiges passiert ist (mei, vielleicht hat die Heulsuse sich nur den großen Zeh verstaucht) und ihre Anwesenheit am heimischen Hof dringlich erforderlich ist. Jetzt zeigt sich auch, warum Sarah ihr Gehalt in ein gut motorisiertes Vehikel investiert hat, damit kann man nämlich ein paar Geschwindigkeitsbegrenzungen übertreten, unschuldige andere Verkehrsteilnehmer erschrecken und mit full speed nach Hause brettern. Erlaubt ist das auch nich (aber Knast für speeding ist meines Wissens noch nicht mal in Amerika erfunden, das kann also nicht der ganze casus knacksus sein).

Daheim hockt Jason verstört unter einem Schreibtisch und zieht ´ne blutverschmierte Schnute. Das überrascht Sarah weniger, als man denken möchte, sondern veranlasst sie sofort zur Schlußfolgerung, es mit Bobs bösem Werk zu tun zu haben. Da ich mal davon ausgehe, dass nicht jeder Elter automatisch vermutet, sein Lebensabschnittsgefährte verprügelt die Kinder, wenn eins davon mit ´ner Schramme heulend unter´m Küchentisch hockt, spekuliere ich auf eine gewisse familieneigene Gewalthistorie. Sarah jedenfalls zieht sofortamente die Konsequenzen (okay, Jason hat auf Anfrage ihre Theorie bestätigt) und packt die Koffer – mit dem Prügelvater will sie keine Sekunde länger Tisch, Bett und gemeinsamen Haushalt teilen. Blöd nur, dass der da auch noch ein Wörtchen mitreden will, kommt er doch grade – im suburb-angemessenen Schlabberlook, der durch einen verschlissenen Jogginganzug deutlich verbessert würde – von der frühmorgendlichen Schnapseinkaufstour zurück. „Wo ist das Problem?“, erkundigt sich der Haushaltsherr höflich und steht ersichtlich auf dem Standpunkt, die ein oder andere Handgreiflichkeit gegen den Sohnemann wäre diesbezüglich nicht der Rede wert (ich halte zwar die These antiautoritäre Erziehung für einen der größten Fehler, den die 68er jemals gemacht haben – da muss man nur auf einen x-beliebigen Schulhof kucken -, aber blutig kloppen geht dann doch ´ne Ecke zu weit). Wenn Erwachsene, ähm, diskutieren, müssen kleine Jungs auf ihr Zimmer – zumindest dahingehend sind sich die streitenden Eltern einig, auch wenn Sarahs Statement „ich habe alles unter Kontrolle“ sowohl von der Wortwahl als auch dem Wahrheitsgehalt her zweifelhaft erscheint. Kaum hat Jason sich verzogen, prüft Bob Sarahs Tauglichkeit als Sandsack und boxt ihr heftig in den Magen. Ich glaub, hier hilft dann auch kein Eheberater mehr. Denkt sich auch Jason, der sich in der Zwischenzeit veritable Offensivbewaffnung gesucht hat, i.e. eine Wumme. Bob verkennt leicht die Sachlage und beschwert sich bei seiner Angetrauten, dass er doch schon immer verlangt habe, Jason solle sich von seinen Sachen fernhalten. Meister, du hast aktuell andere Probleme. Z.B. die blaue Bohne, die Jason, entgegen der dienstlichen Anweisung seiner Mutter, zwischen seine Rippen ballert (man hebt Pistolen auch nicht entsichert auf, Torfkopp Bob). Bob krepiert allerdings nicht ohne weiteres, sondern schickt sich an, im verröchelnden Zustand noch einhändig Sarah zu erwürgen (spricht nicht wirklich für ihn, sondern eher gegen sie, sag ich mal). Jason lässt sich nicht lumpen und verpasst dem ambitionierten Hobbywürger den Gnadenschuss (ziemlich kaltblütig, der Kleine).

Sarah überblickt die Situation und beruhigt den Stiefvatermörder (die genauen Verwandschaftsverhältnisse klären wir noch, keine Angst. Ist ja, streng genommen, ein Drama): „Es ist alles in Ordnung, du hast nichts gemacht, ich hab´s getan!“

Das ist, bei meiner Treu, ziemlich idiotisch. Wenn Sarah tatsächlich auf dieser Story besteht, fährt sie unter Umständen (eh, naja, es IST ein Frauenknastfilm, also WIRD sie) in den Knast ein und der Sohn landet im Heim. Bliebe sie bei der Wahrheit, also dass Jason im Affekt Bob abgeknallt hat, bekäme er eine Therapie, die dem ein oder anderen Psychiater ´ne neue Golfausrüstung beschert und die Sache wäre erledigt (hm, on second thougt – vielleicht sieht Sarah das * tatsächlich * als reine Geldfrage und meint, ein Anwalt wäre billiger als ein Seelendoc). Aber meine Güte – wenn sich die Charaktere in solchen Filmen vernünftig benehmen würden, wären die Streifen alle reichlich kurz…

Also sitzt Sarah bald im Untersuchungsgefängnis dem ihr zugeteilten Pflichtrechtsverdreher, einem gewissen Patrick Berlington (Jeff Fahey, der wie üblich aussieht, als stände er unter diversen Drogen, und zwar solchen, die das Bewusstsein nicht erweitern, sondern eher vermindern) gegenüber. Patrick informiert Sarah, dass Jason sich aufgrund der traumatisierenden Ereignisse in einen Schockzustand verabschiedet habe und jegliche verbale oder sonstige Kommunikation verweigert. Das bringt den Paragraphenreiter immerhin auf die Idee, mal bei Sarah nachzufragen, ob wirklich sie die tödlichen Schüsse abgefeuert hat. Sarah bleibt dabei, proklamiert Notwehr und zeigt zum Beweis ein paar blaue Flecken und Würgemale als Indiz für fortschreitend ausgeübte häusliche Gewalt des Dahingeschiedenen, was ihrer Meinung nach für einen Freispruch de luxe völlig ausreichen sollte. Patrick sieht´s skeptisch – der dem Fall zugeteilte Richter ist ein gewisser William Engstrom und der erfreut sich des spaßigen Spitznamens „Höchststrafen-Bill“ (ist also scheinbar ein dicker Kumpel von „Richter Gnadenlos“ Schill).

Der Herr Anwalt macht sich keine Hoffnungen, was den Ausgang des Prozesses angeht und sagt dies auch seiner klapprigen Sekretärin Lila: „Toll, wir verlieren wieder!“ Da ist einer echt motiviert. Zur Begründung behauptet er, dass Sarah sich nicht von ihm helfen lassen wolle – bei aller Liebe, selbst ein minderbemittelter Anwalt müsste aus der von Sarah aufgetischten Story eine halbwegs solide Verteidigung zimmern können. Schließlich muss er bei der Jury nur „begründeten Zweifel“ säen und keine 1-A-Weißer-Riese-Reinwaschung darlegen. Sarahs nun aus zweiter Hand rezitierte Lebensgeschichte ist doch tragisch genug, um auch einer hartgesottenen Hängt-sie-höher-Jury Tränen der Rührung über die Wangen zu treiben: Jung geschwängert worden, der leibliche Vater hat sich verpisst, treudoof dem nächsten hergelaufenen Kerl an den Hals geworfen, einen Monat später geheiratet (und dem Zukünftigen nix vom Braten im Ofen erzählt), Jobverlust des Ehegatten, Trunksucht, Gewalttätigkeit bis zum bitteren Ende. Wenn das nicht der Stoff ist, aus dem BILD-Zeitungs-Titelheldinnen gestrickt werden… Aber Patrick ist schon ein ziemlich hoffnungsloser Vertreter seiner Zunft – abgesehen von seiner fachlichen Fantasielosigkeit ist er nämlich sogar noch so pleite, dass er nicht mal die Büro-Telefonrechnung bezahlen kann (wobei´s nicht so aussieht, als würde er in fernofonintensiven Fällen ersticken). Trotzdem hofft er darauf, dem humorlosen Judge einen „Vergleich“ aus dem Talar ziehen zu können (gibt´s eigentlich den Terminus „Vergleich“ in Strafprozessen? Also hierzulande zumindest meines Wissens nach nicht, auch wenn ich mit Strafrecht keine große berufliche Praxiserfahrung habe).

Jason hat man indes in ein Krankenhaus verfrachtet, wo er seinen Schock auskuriert oder auch nicht – er liegt nur apathisch in seinem Bett und lässt sich auch durch telefonisch übermittelte Mama-Grüße aus´m Kittchen nicht zu akustischer Lautäußerung veranlassen.

Da wir´s nicht mit einem Gerichts-, sondern einem WIP-Film zu tun haben, ersparen wir uns rein storytechnisch den langweiligen Prozeß und kommen direkt zur Jury-Entscheidung. Im Gegensatz zu Sarah sind wir, die wir ja alle wissen, worauf unser Opus hinausläuft, nicht sonderlich schockiert, dass die Geschworenen sich bezüglich Mord zweiten Grades (ich muss irgendwann doch mal nachschauen, wonach die Yankees diese Mordgrade differenzieren. Totschlag ist ja auch in Amiland noch ´ne andere Baustelle) auf einen Schuldspruch verständigt haben. Vor der Urteilsverkündung darf Sarah noch ein paar bedeutungsvolle Worte absalbadern; sie plädiert angesichts der hochnotmelodramatischen Begleitumstände ihrer vermeintlichen Tat um richterliche Milde, was Euer Ehren aber ausgesprochen kalt lässt – die tränendrüsige Story der geprügelten Ehefrau mag der Würdenträger ihr nämlich nicht mal für´nen Vierteldollar abkaufen. Höchststrafen-Bill schwingt den Hammer des Gesetzes mit aller ihm zur Verfügung stehenden Härte und verknackt Sarah zu mindestens acht Jahren in der Obhut einer Justizvollzugsanstalt.

Wobei ihn dieses Strafmaß nicht wirklich befriedigt. In seinem Richterzimmer holt er aus keinerlei nachvollziehbaren Gründen, außer dass wir grad filmmäßig dabei sind, uns einen verachtenswerten Schurken zu backen, eine Knarre aus der Schublade und räsonniert, dass zwölf, nein, zwanzig Jahre eigentlich das wären, was diese „Schlampe“ verdient hat. Schließlich sind Frauen seiner geneigten Wertschätzung nach allesamt Huren, die´s nicht besser verdient haben, schuldig wie die Sünde seien und aus puren grundsätzlichen Erwägungen mit der Todesstrafe am besten bedient wären. Hoppla, gegen das Frauenbild dieses Gesellen nimmt sich Freund Bertucci Bethmann wie ein Vertreter von Women´s Lib aus – das ein oder andere Jahrhundert gesellschaftlicher Entwicklung ist am gnadenlosen Bill auf alle Fälle spurlos vorbeigerauscht.

Damit wären wir dann auch endlich beim Thema – Sarah fährt mit einigen anderen Leidensgenossinnen in die Verwahrstätte ein. Die ist juxig organisiert – der Schlüssel für das Haupttor wird dem dort postierten Wärter von einem Kollegen oben auf der Mauer per Seilpost zugestellt (ist das nicht, äh, etwas umständlich?). Die alteingesessenen Knastologinnen begutachten die Parade der new fishes mit geübtem Kennerblick, ehe die üblichen Einreiseformalitäten zu erledigen sind. Und deren erste und dringlichste ist und bleibt: runter mit den Klamotten! Und ja, damit wird die große Frage aus dem Vorwort gleich beantwortet, auch Catherine Oxenberg schält sich tutti kompletti aus dem Textil und erlaubt uns die ersten zarten Blicke auf ihre Knospen (auch wenn sie sich noch Mühe gibt und ihr langes blondes Haar in der full-frontal-Aufnahme über die Nippel fallen lässt). Im Evaskostüm wird Sarah in die Dusche geschickt (und hier gönnt man uns einen unzensierten Blick auf der Oxenberg Kehrseite und stellt fest, jo, die hat sich resch gehalten). Was unsere Heroine nicht ahnt – sie wird kameratechnisch beobachtet und nicht nur aus reinen sicherheitsmäßigen Videoüberwachungsgründen: am Monitor sitzt ein uniformierter Kerl mit Polaroidkamera und knipst eifrig, was der Zeigefinger hergibt. Da tut doch mal wieder was ganz übel riechen tun.

Nach vollzogener, aber fieserweise uns nicht gezeigter Körperpflege (boo hiss) darf sich Sarah ihr neues Zuhause ankucken. Einzelzimmer is´ nich´, sie darf sich ihre Kemenate mit einer attraktiven Latina namens Rosie teilen, der ihre neue Zimmergefährtin offenbar ausnehmend gut gefällt: „Sex mit dir ist sicher scharf!“, meint Rosie und dies nicht als heterosexuelle Feststellung denn vielmehr unmoralisches Angebot. „Ich denk drüber nach“, gibt sich Sarah kurz angebunden, wobei dieses „vielleicht“ relativ unproblematisch mit „when hell freezes“ zu übersetzen ist.

Indes geht in Patricks Law Office der Computer krachen – vielleicht sollte man doch, böses Vorurteil voraus, keine 60jährigen Omas an empfindliche Hardware lassen, andererseits dient die Szene auch zu nichts anderem, als zwei Dinge zu etablieren: Patrick hat einen Polizistenfreund namens Billy und Billy seinerseits kennt einen begnadeten Computerhacker. Ob es ggf. vielleicht eventuell sein könnte, dass wir dessen Dienste noch mal brauchen werden? Yowsa, das ist schon elegantestes Scriptwriting (stöhn. Kann nicht jemand ausnahmsweise mal ein GUTES Frauenknastscript schreiben? SO schwer stell´ ich mir das nu´ wieder auch nicht vor).

Nachdem Rosie und Sarah die sexuellen Verhältnisse erst einmal geklärt haben, spricht nichts dagegen, sich ein bissl anzufreunden. Rosie verklickert ihrer Zellenkumpanin, seit fünf Jahren eingeknastelt zu sein und die staatliche Gastfreundschaft noch ein ganzes Weilchen, sozusagen lebenslänglich, genießen dürfen zu können, was aber gar nicht so übel sei, „solange ich tanzen kann.“ Während sich der geneigte Genre-Vielseher gerade an Prison Dancing/Jailbird Rock erinnert, bemüht Sarah sich noch eher vergeblich darum, eine geistige Verbindun zwischen „Knast“ und „Tanzen“ herzustellen. Rosie klärt auf – wie einige andere Knastbienen schwingt sie ihre Hufe ein einem Stripclub! Das bringt nicht nur Frohsinn und körperliche Ertüchtigung, sondern auch ordentlich Trinkgeld und Privilegien (wie den mikrobenhaften tragbaren Fernseher, den Rosie stolz ihr Eigen nennt). Das alles sei Teil eines, festhalten, Resozialisierungsprogramms (Tanzen im Stripclub. Ich wiederhole das sicherheitshalber) und manch ein Mädel verdient sich noch ´nen zusätzlichen Dollar durch, eh, speziellere Dienstleistungen. Sarah kapiert nicht ganz, worauf ihre Zimmerkumpeline hinaus will.

Damit aber wenigstens unsereins als Zuschauer begreift, was Sache ist, schalten wir um in den „Gentleman´s Club“, wo eine spärlichst bekleidete Hupfdohle ihre Gelenkigkeit an einer klassischen Gogo-Stange vorführt (ich bin nicht unbeeindruckt). Unserer Hobbyfotograf vom Überwachungsmonitor, gesegnet mit dem schönen Namen Duane, spricht beim Clubchef, einem gewissen Mr. D vor und zeigt ihm seine 10×15-Kollektion der neuesten Knastzugänge. Wie nicht anders zu erwarten, dreht D beim Bildchen von Sarah die Glubschaugen auf Habacht-Stellung und * will * sie für sein Etablissement haben. Duane glaubt, dass Sarah erst noch „lernen“ müsse. D setzt darauf, dass Duane ihr schon alles notwendige beibringen werde, har-har-har. Und wenn sie nich spurt, gibt´s eben was auf die Hinterbacken.

An dieser Stelle erinnert sich unser Film daran, Louise Fletcher im Cast zu haben. Sie mimt Mildred Rennicke, die Direktorin der Besserungsanstalt, und in dieser Funktion erkundigt sie sich bei Sarah nach dem allgemeinen Stand der Dinge. Sarah beschwert sich, dass man ihr nicht erlaubt, Jason zu besuchen (tja, das Leben im Knast ist nunmal kein Wunschkonzert. Hättest du dir vor deinem blöden Plan, die Schießerei auf dich zu nehmen, überlegen sollen). Rennicke kunftet aus, dass Jasons Zustand unverändert seien – die Ärzte empfehlen, Sarah von ihrem Junior fernzuhalten, bis der sich einigermaßen gefangen habe (scheint mir nicht die allerfundierteste Diagnose zu sein, aber ich hab ja auch nicht studiert). Aber als offiziell autorisierte Gute Fee des Knasts ist Rennicke ja dafür da, ihren Schutzbefohlenen das Leben so angenehm wie möglich zu machen, weshalb sie die Werbetrommel für das „staatliche Arbeitsprogramm“ rührt. Wie wär´s mit einem einfachen Job, sechzehn Stunden an zwei Nächten die Woche, mit Trinkgeld? Sarah ahnt, wohin der Hase hoppelt, da geht´s um die Striptänzerei. Und als anständiger Ehrenfrau kann man ihr mit solch anrüchtigen Angeboten bestenfalls des Nächtens im Mondschein begegnen: „Lieber sitze ich meine Zeit ab!“ (die Teilnahme am Arbeitsprogramm kann sich nämlich strafreduzierend auswirken). Undank ist der Welten Lohn, weiß auch die Direktrice, aber es steht ja nirgendwo geschrieben, dass man sich das einfach bieten lassen muss, weswegen sie sarkastisch wird: „Na, dann warten wir halt auf einen Job, der perfekt für dich ist“. Als Krankenschwester vielleicht, aber, halt, nein, das geht nicht, weil Sarah ihren Beruf nicht mehr ausüben darf (? Gerichtliches Berufsverbot?), oder als Bankangestellte, stop, das wird auch nix, die Banken sind lästigerweise immer so paranoid, was das von ihnen gehütete Bargeld angeht. Mit einem falschen Lächeln auf den Lippen lässt Rennicke Sarah sitzen – Verweigerungshaltung wird bestraft. Duane eskortiert Sarah fiese grinsend direkt in die Krankenstation zu einem spontanen „Körperöffnungencheck“. Jetzt, wo´s interessant wird, zieht sich unser Film leider wieder gentlemanlike zurück. Aber allein Sarahs verstörter Gesichtsausdruck, als sie die Untersuchung hinter sich gebracht hat, ist durchaus Gold wert. „Tanzen wäre doch besser“, hintet Duane fröhlich, aber noch ist Polen nicht verloren (außer gegen Ecuador. Datieren wir doch mal wieder ein Review auf Frühsommer 2006) und Sarah nicht gebrochen.

Rosie fühlt zwar mit Sarah, empfiehlt aber trotzdem, auf die Offerte einzugehen, sonst könnte es glatt noch schlimmer kommen (NOCH schlimmer? Boah). Zumindest wirkt sich Sarahs Haltung offenkundig auf die Art ihrer Arbeitseinsätze aus – sie darf nämlich die Fußböden scheuern. Wenigstens bis Duane sie wieder mal am Arm packt und abführt. Die Reise führt in eine Zelle, die von der 180-Kilo-Wuchtbrumme Brenda schon ziemlich gut ausgefüllt wird (trotzdem hat die selbstredend lesbische Walze noch ihr schwarzes Spielzeugschnucki am Start). Brenda gibt sich leutselig: „Du bist die neue Tänzerin?“ Sarah wehrt zwar ab, aber wo sie schon mal hier ist, kann Brenda ja schon mal zwecks spätere Verwendung für Bühnenklamotten die Maße nehmen (und wer schon immer daran interessiert war, wie die bei Ihrer königlichen Hoheit Catherine Oxenberg so aussehen: 86-60-86, Beinlänge 76, bis zur Hüfte gerechnet 101. Kann man jetzt auch nicht meckern). Die propagierte Anprobe des ein oder anderen enthüllenden Outfits wird von Sarah aber rundweg abgelehnt. Das findet Brenda gar nicht lustig, drängt sie, ihrer eindrucksvollen Körperfülle sei dank, mühelos an die nächstbeste Wand und schmatzt ihr einen Kuss auf die Lippen (eeek). Vermutlich zu Sarahs ehrlicher Begeisterung verzichtet die Fette aber auf weitere lesbische Aktivitäten, sondern beschränkt sich auf ein paar denkförderliche Schläge (uff, da hat Sarah aber wirklich Schwein gehabt).

Nichtsdestotrotz hockt Sarah wenig später ziemlich miesepetrig in ihrer Zelle und fabuliert über einen Revisionsprozess mit einem neuen, verständnisvolleren Richter. Rosie hält das für eine eher nutzlose Kraftanstrengung, weil sich die Frage des rechtlichen Beistands stellt. Patrick hat sich nach Rosies Ansicht durch allgemeine Inkompetentz disqualifiziert, für einen anderen Verteidigungsfuzzi fehlt andererseits das nötige Klimpergeld.

Also geht der Job doch an Patrick. Auch der sieht die Erfolgsaussichten eher bescheiden, nicht zuletzt aufgrund der Kostenfrage. Zwar würde er sich moralisch durchaus dazu breitschlagen lassen, aus der persönlichen Privatschatulle den ein oder anderen Dollar beizusteuern, nur leider herrscht in ebenjener, wie wir ja bereits wissen, eine geradezu saharamäßige Ebbe. Dass er prinzipiell, zumindest was die Geldfrage angeht, recht hat, hält Sarah nicht davon ab, hysterisch herumzuzicken und Patrick gar schnuffig zu beleidigen: „Entweder sind sie korrupt oder unfähig!“ „Ich bin nicht korrupt“, schnieft Patrick, weswegen es doch auf Unfähigkeit hinauszulaufen scheint – er muss leider zugeben, dass er seinen Aktenkoffer vergessen hat.

Unter diesen Umständen erkundigt sich Sarah doch noch mal bei Rosie, welche positiven Folgen „Kooperation“ haben könnte. Rosie erinnert ihre Freundin daran, dass das erotische Rumgehüpfe dazu angetan sei, das ein oder andere Jährchen von der Haftstrafe abzuhobeln. Zähneknirschend entscheidet sich Sarah für das Getanze.

Patrick nimmt sich indes eine Seelen- und Sinnkrise und fragt bei Billy nach, ob er denn ein guter Anwalt sein. „Ehrlich? Nein,“ bescheidet Billy wahrheitsgemäß, liefert aber die passende Entschuldigung gleich mit – schließlich habe Patrick nie willentlich eine Karriere in der Juristerei angestrebt (deswegen kann man´s trotzdem * richtig * machen. Ist immerhin ein Job, bei dem man seinen Kunden nicht nur ´nen neuen Fernseher andreht).

Bevor wir allerdings tiefer in den Seelenstriptease eines erfolglosen Loser-Anwalts einsteigen, blenden wir lieber um in Mr. D´s Gentleman-Club, wo Sarah sich auf ihren ersten Auftritt einzustimmen versucht. So ganz sicher ist sie sich nicht, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat, aber Rosie beruhigt sie und gibt ihr den Ratschlag, sich einfach an sie zu halten. Dieweil trifft promillente, eh, prominente Kundschaft ein – der gnadenlose Bill, Hüter des Rechts, ist Stammgast bei D. Man könnte darüber streiten, ob der Besuch von Stripschuppen in die Lebens- und speziell Frauenphilosophie des Richters passt, aber für kostenlosen Einlass in die VIP-Lounge, in der man sich das anregende Treiben auf der Tanzbühne hinter Glas, abgetrennt vom Pöbel, betrachten kann, reicht´s immer. Sarah kömmt ihm tatsächlich bekannt vor: „Die hab ich verurteilt“, freut er sich – da ihm nicht gleich der Draht aus der Mütze springt, wenn er eine von ihm verknackte Mörderin als Hupfdohle im Striplokal ortet, könnten wir glatt auf die Idee kommen, dass dem feinen Herrn das Arrangement nicht unbekannt ist (jaja, schwer verdächtig, aber immerhin * ist * das ganze eine scheinbar offiziell abgesegnete Maßnahme, und von der sollte ein Richtersmann ja durchaus wissen). Sarah will´s sich justament in diesem Augenblick doch noch mal anders überlegen, was bei Duane, ersichtlich verantwortlich für die Auftritte der Damen, nicht auf Gegenliebe stößt, und wo wir gerade bei „stoßen“ sind, stößt er sie halt ein bissl an. D spielt den Kavalier alter Schule, hasselt Duane außer Sichtweite und gewährt der scheuen Schönheit eine Privataudienz. „Du hast Potential“, behauptet er ungesehenerweise und stellt ein steuerfreies Zusatzeinkommen von 400 bis 500 Dollar nächtlich, cash auf die Kralle, in Aussicht, sollte Sarah für besondere Wünsche der betuchteren Klientel ein offenes Ohr und ggf. weiteres haben. Sarah lehnt entschieden ab, was D mit einer durch die Blume gedrechselten Drohung veranlasst: „Ich kann dich hier beschützen, aber nicht im Knast!“ Beeindruckt Sarah zumindest soweit, dass sie ihren hübschen Hintern auf die Bühne schwingt, aber nur zum Tanzen.

Zur Eingewöhnung darf sie eine Doppel-Performance mit Rosie auf´s Parkett legen. Die Partnerin sieht´s eher sportlich: „Denen zeigen wir´s!“ Die beiden Mädels winden sich also um die Haltestange. Rosie gibt fußnägelaufrollende Platitüden zum besten („lass dich von der Musik führen“) und langsam findet Sarah in ihre neue Aufgabe hinein. Ihr Bikini-Top bleibt, im Gegensatz zu dem von Kollegin Rosie, aber an Ort und Stelle (Spielverderber).

Duane drückt Sarah am nächsten Tag (?) einen braunen Umschlag in die Hand. Der Inhalt sind weder grüne Scheine noch komprimittierende Negative, sondern ein ganzer Schwung Kinderfotos von Jason, die sich die gerührte Sarah direkteman an die Zellenwand tackert. Hach, Mutterliebe… (und ich sag immer noch, mit der Wahrheit wäre alles einfacher gelaufen).

Apropos Jason. Der liegt immer noch still und stumm im Hospital und lässt sich auch vom auf Besuch reinschneienden Patrick nicht erweichen, die Gosch´ aufzumachen und eine Silbe zu murmeln. Anschließend sucht der Anwaltstrottel seine Klientin auf; seine Begegnung mit Jason schildert er in etwas optimistischer Auslegung, und mit ´nem neuen Prozess sieht´s angeblich auch nicht gar so schlecht aus. Allerdings sind ihm mittlerweile doch dezente Zweifel an Sarahs Version der Ereignisse gekommen (ach?) – man hat zwar ihre Fingerabdrücke auf der Knarre gefunden, jedoch keinerlei Schmauchspuren an ihren Händen und Armen, was selbst, wenn sie Handschuhe getragen hätte (und das eher gegen eine Affekthandlung spräche, wenn man mich fragt), nicht so vorkommen sollte. Patrick täte nun also gern der allumfassenden Wahrheit lauschen, beißt aber weiterhin auf soliden Sandstein. Zwar deutet Sarah an, bislang eine recht freie Interpretation der Ereignisse vertreten zu haben, aber was wirklich geschehen ist, könne sie nicht preisgeben, weil, egal wie man´s dreht und wendet, es sowieso ihre Schuld war, weil sie den Säuferbob nicht früher in die Wüste geschickt hat. Klingt für mich immer noch nicht wirklich überzeugend, aber das hatten wir ja schon – verhielte Sarah sich wenigstens jetzt vernünftig, wäre der Film vorbei.

Zurück in der Zelle – Rosie, die gerade ihren Mini-TV anstiert, wird von Duane mal kurz auf ´nen Spaziergang geschickt, der fiese Wärter will sich mit Sarah unter vier Augen unterhalten. Dies natürlich nur, um ihr wieder ein paar Drohungen reinzureichen: „Das ist MEIN Gefängnis“, stellt er fest (ob Rennicke das auch so sieht?) und da ist er der liebe Gott persönlich und als solcher hört, siet und riecht er alles, was vor sich geht; so eben auch Sarahs Pläne für eine Prozeßneuauflage, und, warum auch immer, dagegen hat Duane persönlich so ein oder zwei Vorbehalte (auch sein Problem sehe ich nicht so ganz, wenn Sarah nicht im Club anschafft, dann halt ´ne andere. Ist ja nicht so, als mangele es an Nachwuchskräften). „Du wirst NIE wieder mit deinem Anwalt sprechen“, befiehlt er, wobei sich mir die Frage aufdrängt, wie er das ggf. durchsetzen will.

Abends, im Club, darf sich Richter Engstrom ein Schnucki zum privaten Lapdance in der VIP-Loge aussuchen (elende Stammkundenvorteile, elende). Des alten Schwerenöters lüsternes Auge richtet sich begreiflicherweise begehrlich auf Sarah, die Hals über Kopf auf die Bühne flüchtet. D, dem tatsächlich am Wohlergehen seiner Tanzmäuse gelegen zu sein scheint, drängt dem alten Lüstling schnell eine Ersatzblondine auf. Überraschenderweise taucht auf einmal Patrick im Club auf – er hat in seiner Jackentasche ein Werbe-Streichholzbriefchen gefunden, das ihm Sarah irgendwann unbeobachtet untergeschoben haben muss. Dass Sarah mit ohne Klamotten auf einer Plattform steht und die Hüften kreisen lässt, dünkt dem Anwalt mysteriös (warum sie ihm das nicht einfach erzählt hat, ist ´ne andere Frage. Eigentlich macht ja niemand ein Staatsgeheimnis draus). Sarah erspäht ihrerseits ihren Rechtsvertreter und schnallt demonstrativ das Bikinoberteil ab, so dass sich alle Oxenberg-Fans nun wirklich ausführlich an ihrer serienmäßigen Körperausstattung ergötzen können (wie bei einer Oberweite von „86“ zu erwarten, ist das ganze ausgesprochen erfreulich-natürlich. Oder anders ausgedrückt: me likes what me sees). Engstrom wird in der Lounge von dem ihm zugeführten Blondi ordentlich bearbeitet, aber der alte Sack ist abgelenkt – was Sarah auf der Bühne abzieht, interessiert ihn viel mehr (tssk… da hat man nun ´nen Spatz in der Hand…). Doch des knallharten Urteilsverkünders gestrenger Blick fällt auch auf Patrick und den identifiziert er zutreffend als Sarahs Verteidiger. Engstrom wittert Ungemach und lässt den ungebetenen Gast kurzerhand von Duane und D handgreiflich aus dem Lokal komplimentieren. Sollte Patrick bis dato noch keinerlei Verdächte geschöpft haben – jetzt MUSS er…

Sarah berichtet stolz Rosie, dass sie ihrem Anwalt einen metaphorischen Schlag an die Denkmurmel vermittelt hat. Sie hofft, eine Anzeige gegen die ganze Blase Engstrom/Rennicke/D usw. wegen Korruption und Prostitution lancieren zu können, was im Zuge eines ihr offensichtlich geläufigen Anti-Korruptions-Gesetzes Straferlaß einbringen würde. Rosie ist erheblich weniger begeistert als Sarah sich das wohl vorgestellt hat – die Latina ist, wir erinnern uns, lebenslang verknackt und kann sich daher eine Strafminderung bequem an die Kniescheibe nageln; der Club sei für sie die einzige Chance, dem harten Knastalltag (der übrigens so drakonisch schlimm sein muss, dass man uns nicht mal eine Minute zwischendurch davon bildhaft berichten kann) temporär zu entrinnen und das soll ihr Sarah nun bitteschön nicht versauen. Es gibt halt keine Solidarität mehr unter den Frauen.

Zum ersten Mal in seinem beruflichen Leben ist Patrick richtig motiviert und gut gelaunt bei der Arbeit. Von seiner Tippse wünscht er sich alle auftreibbaren Informationen über den Stripclub und einen direkt angrenzenden Wohnwagenpark. Superhirn Patrick hat anscheinend kombiniert, dass in den Trailern die Zugaben der Show zelebriert werden. Sarah hingegen versucht entgegen Duanes deutlicher Warnung telefonischen Kontakt zu ihrem Lawyer aufzunehmen, aber „alle Leitungen sind besetzt“, führt die Dame vom Amt aus (die bei Patrick oder die herausgehenden aus´m Knast? Wäre ´ne Frage wert). Ist aber egal, weil Patrick eh nicht in seiner Kanzlei, sondern schon wieder ein Häusl weiter bei Jason ist und versucht, den immer noch sprachlosen Kurzen mit einem piependen und blinkenden Spielzeug-Kampfjet (pädagogisch wertvoll ist das auch nicht) zu bestechen. Ohne Erfolg – resigniert schleicht sich Patrick und bekommt so nicht mit, wie Jason sich nach längerer Überlegungszeit doch spielerisch mit dem Geschenk beschäftigt. Ein Durchbruch ist erzielt und keiner hat´s gesehen…

Duane hat die versuchte Kontaktaufnahme mit dem Anwalt wohl mitbekommen – und so wird Sarah spät nachts zu einem unerwarteten „Arbeitseinsatz“ abkommandiert. Der führt sie in einen finsteren Keller und direkt zum sein übliches schmieriges Grinsen grinsenden Duane. „Du warst ungezogen“, meint er, und Ungezogenheit wird bestraft. Sarah glaubt tatsächlich, bei diesem Amateurpsychopathen mit der Drohung der polizeilichen Anzeige Eindruck schinden zu können, was eine ziemlich drastische Fehleinschätzung des Potentials dieser Androhung zeigt. Duane ölt schon mal seinen rechten Leberhaken…

Dieweil stolpert Patrick, noch im Krankenhaus, über seinen leicht angetütelten Kumpel Billy, der mit einem Freund die Geburt eines Stammhalters feiert (ob seines oder des Freundes hab ich nicht mitbekommen, ist aber auch eher ein nachrangiges Problem). Patrick wünscht halbherzig Maseltow und alles weitere, schwingt sich in seine Kalesche und fährt nach Hause. Scheint ein sehr abgelegenes Hospital zu sein, denn die Straße führt durch ein ziemlich einsames und verlassenes Waldgebiet. Und wofür bieten sich einsame und verlassene Waldstraßen bei Nacht an? Für hinterhältige Attentate. Darum findet sich Patrick mitsamt seiner Schleuder auch bald von einem bösartigen Verfolger abgedrängt im Straßengraben wieder und fürchtet um sein armseliges Leben, da die Straßenrüpel angehalten haben und… sich als der besoffene Billy nebst Kumpel outen. Klar, ein verantwortungsbewusster Bulle hat nix besseres zu tun, als sich zur Feier eigenen oder fremden Nachwuchses breit wie sechs Stunden Oktoberfest ans Steuer zu klemmen und nichtsahnende Verkehrsteilnehmer von der Straße zu schubsen. Patrick nutzt die Gunst der Stunde und fragt die Suffköpfe nach Ds Club aus. Man kennt den Schuppen, was Patrick empört, geht doch das schändliche Prostitution von statten. Irgendwo zwischen Ausblende und Umschnitt fragt Patrick nach, ob Billy noch seinen Bekannten beim FBI habe.

Während wir also Zeuge dieses denkwürdigen Ereignisses geworden sind, hat Duane im Knast ganze Arbeit geleistet und Sarah nach Strich und Faden vermöbelt (müsste die Dame ja noch aus der Ehe gewohnt sein). Rosie ist über den schwer angeschlagenen Zustand ihrer Freundin angemessen entgeistert.

Lila verklickert ihrem Chef, was sie über den ominösen Club herausgefunden hat, und das ist schwer überraschend. Laut allen greifbaren amtlichen Unterlagen existiert der Laden gar nicht – es gibt keine Lizenz, keine Gewerbeanmeldung, nicht mal ´ne lausige Baugenehmigung. Scheint man in dem Landstrich alles nicht so sonderlich ernst zu nehmen oder das Netz der Korruption spinnt sich weiter, als die Autoren dieser Plotte zu träumen wagten.

Bei Rosie hat indes ein Gesinnungswandel stattgefunden, ausgelöst durch Sarahs Vertrimmung. Auf der Suche nach potentiellen Verbündeten fragt sie höflich bei der dicken Bertha, äh, Brenda nach, ob die bei einer anzuzettelnden Knastrevolte und speziell einem kleinen Mord unter Freunden (Duane soll das arme Opfer spielen) mitziehen würde. Schließlich habe Duane nicht nur Sarah und Rosie, sondern auch Brenda und alle anderen Insassinen vergewaltigt (uah. Brenda auch? Dem Mann graut´s vor wenig bis gar nix. So nötig kann man´s doch gar nicht haben. Shudder. Shiver). Blöderweise, für Rosie, steht Brenda felsenfest auf Duanes Seite (okay, das mag draus resultieren, dass er wohl der einzige Kerl ist, der sich jemals für sie interessiert hat). Rosie hat kein Problem, ihre Pläne dementsprechend anzupassen und sticht ihr mitgebrachtes Messerle in Brendas dicke Plauze (hoffentlich ist die Klinge lang genug. Und ich möchte gar nicht wissen, was Rosie getan hat, um sich ein Messer-Privileg zu verdienen). Dumm nur, dass Duane bereits hinter ihr steht und dem Mordkomplott gegen seine Person verständlicherweise recht wenig positive Seiten abgewinnen kann. Andererseits hat er seit gut fünf Screenminuten keine Frau mehr verdroschen; da kann er schon mal das angenehme mit dem nützlichen verbinden oder so.

Allerdings ist es Duane und Rennicke nicht gelungen, den Mord zu vertuschen (bei DER Leiche auch nicht so einfach, hüstel). Rennicke nimmt´s zum Anlass, bei D vorstellig zu werden und ein Gespräch mit dem Big Boss im Hintergrund zu verlangen, weil sie der anstehenden behördlichen Untersuchung mit ungesunder Skepsis entgegensieht. D sieht die Sache eher lässig – das Risiko ist seines Erachtens mit der finanziellen Beihilfe abgegolten, und damit ganz gewiss nicht sein Problem oder gar das seines Oberhäuptlings. Rennicke will trotzdem aus dem ganzen bösen Ränkespiel aussteigen – soll der Boss doch kucken, wo er seine Tittenmäuschen herbekommt, und überhaupt. Den Nachschub an tauglichen und keine lästigen Fragen stellenden Girls will sich D aber nicht abschneiden lassen und erklärt sich daher einverstanden, den ominösen Boss zu kontaktieren und eine großangelegte Vertuschungsaktion zu initiieren.

Wir erinnern uns – vor ewigen Zeiten hat man mit leichter Hand etabliert, dass Billy einen Hacker-Kumpel hat. Der sitzt nun vor Patricks PC und hackt und hackt und hackt. Was genau er hackt, wissen wir nicht, aber es wird wohl irgendwas mit den Eigentums- und sonstigen Verhältnissen betreffend den Club zu tun haben. Meinetwegen.

Sarah, trotz aller wüsten Drohungen Duanes (und gesichtsmäßig erstaunlich schnell wiederhergestellt) nicht daran gehindert, über´s Frollein vom Amt überall anzurufen, wo´s ihr beliebt, bimmelt im Hospital durch und, clever wie sie ist, übermittelt über die dortige Nachtschwester eine Botschaft an Patrick (wie doof ist das denn – entweder Duane hindert sie per se am Telefonieren, was er wohl nicht tut, oder er hört das Telefon ab, dann kann sie den ganzen Schmu auch der Telefonseelsorge erzählen und Duane weiß es trotzdem. Weil Duane aber offensichtlich mindestens so blöd wie böse ist, tut er weder das eine noch das andere und schaufelt somit sein eigenes Grab) – Engstrom gehört zu den Kunden des Clubs und macht mit gedungenen Nutten rum! Skandal! Die Nachtschwester related die Botschaft auftragsgemäß weiter an Patrick, der diese Information höchstlich interessant findet.

Im Club lernen wir den Big Boss nunmehr persönlich kennen – es ist niemand anderes als, gäähn, Bill Engstrom, dem das „Motel“ (welches Motel? Vorhin war´s noch ein Wohnwagenpark…) und satte 95 % des Clubs gehören. Engstrom macht sich im Gegensatz zu D keine gesteigerten Sorgen, schließlich „bin ich hier der Richter“. D wagt eine kleine Korrektur anzubringen – Engstrom richtet im Nachbarcounty und wagt eine kleine Drohung: „Wenn ich untergehe, gehen sie mit!“ Der Richter bleibt massiv unbeeindruckt.

Während Patrick vermutlich über Billy bereits eine generalstabsmäßige Polizeiaktion angeleiert hat und der Club umstellt wird, erteilt Engstrom Duane noch die ein oder andere dienstliche Anweisung. Sarah wird, warum auch immer im speziellen, als Risiko angesehen, das es permanent zu beseitigen gilt. „Sie wird heute nacht sterben“, verspricht der beflissene Duane, was Engstrom ziemlich knorke findet, aber vorher möcht er die Schlampe schon gern noch mal durchziehen. Ein frommer Wunsch, und der wird auch ein solcher bleiben.

Gerade als Sarah sich auf der Bühne um die Stange wickelt, stürmt das FBI das Areal. Bei Richter Engstrom knallen sämtliche Sicherungen auf einmal durch, er zückt seine Wumme, springt auf die Bühne und nimmt Sarah als Geisel, während zunächst D und dann auch Duane sich unauffällig durch Hinter- respektive Haupteingang verkrümeln (eh, passt von den ungefähr dreihundertachtundvierzig Polizisten und FBI-Agenten EINER auf?). Billy gibt dem Judge zu bedenken, dass er den Club nicht lebend verlassen werde (inwiefern soll das Engstrom motivieren, Sarah freizulassen?). Der hat aber die ausgetretenen Pfade des gesunden Menschenverstands aber bereits verlassen (geht schnell bei dem) und sich in die Wildnis des ungepflegten Wahnsinns zurückgezogen: „Zusammen können wir diesen Staat groß machen“, rhabarbert er, schließlich vertrete er Recht und Gesetz, nach biblischen Grundsätzen (Auge um Auge, newa), und steigert sich so in seine Tirade hinein, dass er dabei sogar vergisst, Sarah festzuhalten. Nachdem niemand gesteigerte Anstrengungen unternimmt, den Richter moralisch zu unterstützen, erklärt Engstrom kurzerhand alle Anwesenden für rein grundsätzlich schuldig und, da er nicht genügend Munition für alle mitgebracht hat, exekutiert er sich der Einfachheit selbst. Pardauz.

Was macht die flüchtige D&D-Connection? Sich selbst platt. D möchte automobil fliehen, Duane gern per pedes. Dooferweise stellt sich Duane direkt auf die Fahrbahn und wird vom unaufmerksamen D frontal auf die Hörner genommen. Strafe muss sein.

Wrap-up-time. Rennicke wird verhaftet (aber zumindest muss sie sich wohl rein örtlich nicht großartig umorientieren), Sarah ehrenhaft aus dem Knast entlassen (acht Jahre Knast erlassen, nur weil sie dieses kleine Provinzkorruptionsskandälchen mitaufgedeckt hat? Das macht Mord regelrecht attraktiv). Und an einem See- oder Flußufer kann´s zur herzigen Family-Reunion mit dem mittlerweile gesundeten Jason kommen (Patrick macht irgendwie den Eindruck, als könne er sich vorstellen, dauerhaft bei Sarah einzufädeln. Aber da ist vermutlich bei ihm der Vater Wunsch des Gedanken, wie Dirk Thiele sagen würde). Le End.

Also, für einen Frauenknastfilm war das wieder mal eine halbe Mogelpackung… anstelle einer „Hölle hinter Gittern“, wie sie der deutsche Untertitel vollmundig verspricht, erleben wir größtenteils eine Sparausgabe von Showgirls without the production values. Die Kombination Stripdance/WIP ist dann vielleicht doch nicht so ganz der Gipfel kinematischen Entertainments, den sich die Macher rund um Regisseur Glen Pitre wohl erhofft hatten.

Angeblich beruht die ganze Plotte auf einer wahren Geschichte – ich will für das von mir eh nicht geradem überwältigend vertrauensvoll beurteilte US-Rechtssystem mal stark hoffen, dass die tatsächlichen Geschehnisse VERDAMMT frei interpretiert wurden, denn, seien wir ehrlich, die Story ist von vorn bis hinten ziemlich blöde. So ziemlich jeder Bestandteil der Geschichte ist so unglaubwürdig, da kann man sich mit der für Frauengefängnisfilme eh schon auf höchstes Toleranzlevel justierten „suspension of disbelief“ auch nicht mehr helfen. Das einzige Plotelement, dass ich dem Streifen wirklich abnehme, ist der unfähige Pflichtverteidiger. Alles andere, was der Film, der sich ja zumindest teilweise als ernsthaftes und -zunehmendes Drama verkaufen möchte, uns aufs Butterbrot zu schmieren beliebt, strapaziert die Gehirnwindungen des unvoreingenommenen Zuschauers schon mächtig, angefangen bei der zentralen Krux des Streifens, dass Sarah sich einfach strunzdoof verhält. Warum eigentlich nimmt sie den Todesschuß auf sich? Selbst in Amiland dürften sich vergleichsweise wenige Jurys finden, die einen Sechsjährigen wegen eines tödlichen Schusses auf den mißhandelnden Vater auf den elektrischen Stuhl schicken… Will, drauf rumreit, also noch mal sagen – würde die blöde Kuh von Anfang an die Wahrheit sagen, bliebe ihr alles erspart (und vermutlich auch Jason, der eine psychologische Untersuchung vermutlich besser verkraften würde als den Verlust von Arschloch-Vater UND Mutter). Mei, darüber könnt´ ich mich aufregen, ich versteh´s einfach nicht. Genauso bescheuert ist selbstredend der Gedanke, dass – Korruption hin- oder her – in irgendeinem amerikanischen Bundesstaat eine Resozialisierungsmassnahme, die darauf aufbaut, dass Mörderinnen und ähnliches Gezücht zur Erbauung männlichen Publikums nackig auf Stripbühnen rumhüpfen, autorisiert und gefördert werden könnte (wie gesagt – wenn DAS der wahre Kern der Plotte ist, dann armes Yankeeland). Gleiches gilt für einen gut frequentierten, Werbung betreibenden Strip-Club, der ohne irgendwelche Genehmigungen oder überhaupt behördliches Interesse operiert (jaja, ich weiß ja, Korruption, aber, verdammt, dann müssten in diesem Ring, der nicht mehr betreibt als einen illegalen Club nebst angeschlossenem Puff ja sprichwörtlich Dutzende Amts- und Würdenträger involviert sein und der Film behauptet ja letztlich, dass im groben und ganzen nur Richter Engstrom der Draht- und Strippenzieher ist). Wahnsinnig glaubwürdig ist natürlich auch, dass Patrick mit der vagen Information einer Knastologin und seinen unspezifizierten illegalen Internet-Recherchen (für die er schließlich einen Hacker benötigt) sofort eine gigantische FBI-Razzia anleiern kann, und manch anderes ist schlicht und ergreifend schlampig (da denke ich zum Beispiel an die äußerst unelegante Einführung des Hackers, die völlig offene Frage, wozu der dann letztlich überhaupt gebraucht wird oder Patricks eher unmotivierte Frage, ob Billy und sein Kumpel zufällig was über den Club wissen, nachdem sie ihn grad von der Straße gedrängt haben).

Dass dem Writer-Team Melon/Pompian/Sheeter auf der Charaktere-Seite auch nicht mehr einfällt, als bewährte Genre-Schablonen wie den sadistischen Wärter, die korrupte Direktorin und die fette Lesbe zu reaktivieren, fällt da schon gar nicht mehr weiter ins Gewicht. Es überrascht jedenfalls nicht, dass Melon und Sheeter sonst in ihrer Filmographie überhaupt nichts aufzuweisen haben und Pompian sein Miete hauptsächlich als TV-Produzent bezahlt (als solcher half er immerhin Russell Mulcahys famosem Serienkillerthriller Resurrection auf die Sprünge). Weitere Klischees des Frauenknastfilms wie Duschszene, peinliche Körperuntersuchungen und Gewalttätigkeiten werden zwar angedeutet, aber, da das Schwergewicht der Geschichte auf dem Strip-Prostitutions-Hauptplot liegt, der Genrekenner und -freund wird kaum zufriedengestellt werden – für ein WIP-Movie ist das einfach zuwenig WIP und zuviel Strip.

Insgesamt wird die Geschichte seltsam spannungslos, äh, „vorangetrieben“ (die Anführungszeichen natürlich deshalb, weil das Tempo der Plotte ausgesprochen mau ist) – es entwickelt sich kein Druck, es plätschert alles ein bissl vor sich hin, und die ausführlicheren Strip-Dance-Sequenzen helfen dem Erzähltempo verständlicherweise auch nicht weiter. Es entwickelt sich eh alles viel zu langsam – als Sarah sich endlich entscheidet, im Club zu tanzen, ist der Film schon halb rum. Völlig schenken können hätten sich die Autoren das ganze Brimborium um den schockverstummten Jason – Leute, der Film ist in USA R-rated, da wird sich das Publikum, das einen Film dieses Genres einschaltet, kaum für das Seelenleben eines Steppkes interessieren.

Regisseur Glen Pitre ist ein recht unbeschriebenes Blatt – er debütierte 1986 mit einem, wenn man dem Buschfunk glauben darf, recht wohlwollend aufgenommeen Historiendrama namens Belizaire the Cajun (immerhin mit Armand Assante in der Hauptrolle), hielt sich dann über ein Jahrzehnt aus dem Business heraus, drehte dann 1998 zwei local-interest-Documentaries über Louisana und nach Time Served dann nur noch das auch recht prominent besetzte Kriegsdrama The Scoundrel´s Wife (mit Julian Sands, Tim Curry, Tatum O´Neal und Lacey Chabert), das auch anständige Kritiken einfahren konnte. Neuerdings scheint er sich als Schreiberling von IMAX-Filmen über Wasser zu halten. In Time Served erweist er sich inszenatorisch nicht als Vollniete, aber auch nicht als großer Könner vor dem Herrn. Der Streifen ist höchst konventionell heruntergefilmt, ohne visuelle Höhepunkte und/oder Ideen. Im T&A-Bereich scheint sich der Meister nicht unbedingt wie zu Hause zu fühlen, jedenfalls könnte man auch Striptease- und erotic-dancing-Szenen irgendwie, naja, inspirierter (oder wenigstens erotischer) filmen als Pitre es hier vorführt. So etwas ähnliches wie Action-Szenen, die man mitreißend inszenieren könnte, sieht der Film eh nicht vor, womit wir relativ einfach den Bescheid ausstellen können: sieht aus wie´n TV-Film, spielt sich wie´n TV-Film, ist´n TV-Film.

Allerdings halt einer für´s amerikanische Kabelfernsehen und das heißt zumindest, dass in Sachen nackte Tatsachen ein bissl mehr geht als bei einer Produktion eines großen Networks. Zuständig sind hierfür primär Lourdes Colon und Catherine Oxenberg, und da muss sich der geneigte Voyeur sicher nicht beschweren. Dazu zeigen noch einige weitere Mädels aus der zweiten Reihe, womit der liebe Gott oder wenigstens der Schönheitschirurg sie ausgestattet hat und die, die wir nicht ohne was sehen wollen, bleiben angezogen. Das passt.

In seiner ungeschnittenen US-Fassung ist der Film wohl auch ziemlich gewalttätig (immerhin rated R for strong violence), wobei es sich hauptsächlich um sexuelle Gewalt handelt (d.h. wohl Verbindung von Vergewaltigung + Dresche). Die deutsche DVD-Fassung, wenn die Laufzeitangaben der uncut-Fassung stimmt, lässt wohl gut fünf Minuten vermissen, wobei wir´s sicher nicht mit Sleazigkeiten a la Jess Franco zu tun haben (auch die US-Fassung blendet wohl gern mal weg, aber halt etwas später als die deutsche). Amerikanische Kritiken, die sich also auf die komplette Fassung beschränken, bemängeln immerhin, dass die sleazigen Unnettigkeiten den sonst gepflegten Ton eines TV-Dramas stören. In der DF macht sich das nicht so bemerkbar, da bis auf ein paar Boxhiebe und ein wenig special-FX-make-up dahingehend nicht mehr viel übrigbleibt.

Die Musik von Joe Delia müht sich, auch nicht ganz stil- und genresicher, um Anklänge an die lakonischen Gitarren-Cues eines Ry Cooder.

Schauspielerisch wird das Feld, wie schon gaaanz oben erwähnt, von einem verlgeichsweise prominenten Cast beackert. Catherine Oxenberg macht als 38-jährige eine ansehnliche Figur und tut das, was man von einem Star in einem Frauenknastfilm erhofft, sie zeigt (fast) alles. Man mag darüber spekulieren, inwiefern ein guter Maskenbildner da und dort nachgeholfen hat, aber da will ich nicht überkritisch sein, ich schrob ja schon, mir gefällt, was ich da sehe. Schauspielerisch müht sie die einstige Denver-Amanda (die nach drei Seasons durch Karen Cellini ersetzt wurde) redlich, laboriert aber an einem insgesamt eher unglaubwürdigen Charakter und fühlt sich in den halt irgendwo existentiellen Strip-Szenen sichtlich nicht ganz wohl in ihrer Haut. Für die inzwischen mit Starship Trooper Caspar van Dien verheiratete Catherine, die übrigens auch gleich zweimal die legendäre Prinzessin Diana mimte (was angesichts der royalen Connection, die Oxenberg ist rein blutsverwandschaftsmäßig gesehen eine Prinzessin von Jugoslawien) ist eine Nacktrolle im fortgeschrittenen Alter natürlich ein bedenklicher Karrierestep, den sie aber, wohl ihrem Hubbie zuliebe, umgehend durch Mitwirkung im fundamentalchristlichen Propagandaschinken The Omega Code zu neutralisieren gedachte. Freunde der gepflegten schlechten Unterhaltung könnten die Oxenberg auch aus dem ziemlich schauderhaften Rip-off K-9000 kennen, außerdem war sie sich nicht zu schade, für Deutschlands Großmeister extraordinaire Uwe Boll in Sanctimony vor die Kamera zu treten. Gegenwärtig ist sie in den USA in einer Reality-Familienserie zu sehen.

Jeff Fahey, der Rasenmähermann, bestätigt mich einmal mehr in meinem durch jahrelange empirische Feldstudien aufgebauten Vorurteil, schlicht und ergreifend ein mieser Schauspieler mit der mimischen Bandbreite eines Holzpfostens zu sein. Klar, seine Anwaltsfigur ist natürlich ein apostrophierter Loser, aber den muss man doch nicht so spielen, als hätte man die letzten drei Wochen durchgesoffen und den Kater mit drei bis vier Tüten Gras bekämpft. Es ist doch nicht ganz zufällig, dass Fahey nach seinen annoncierten breakthru-Rollen in Body Parts und Lawnmower Man nie eine richtige Karriere auf die Reihe gebracht und sich mit Rollen in B- Action und Erotik-Thrillerchen über Wasser halten musste (2004 und 2005 spielte er in jeweils acht Filmen mit… für Qualität bürgt das wohl kaum).

Louise Fletcher, die für ihre Darbietung in Einer flog über das Kuckucksnest immerhin mit einem wohlverdienten Oscar beschenkt wurde, scheint 1999 dringend Geld gebraucht zu haben (andererseits war sie in dem Jahr Stamm-Stargast in Deep Space 9 und so schlecht sollte man da auch nicht bezahlt werden, oder?), beschränkt sich aber wenigstens, zur Wahrung der schauspielerischen Würde auf zweieinviertel Szenen, die sie schauspielerisch im Leerlauf absolviert. Andererseits war sich die Fletcher nie für ein B-Filmchen zwischendurch zu schade, wie Strange Behavior, Strange Invaders, Grizzly II: The Predator (dem unveröffentlichten Sequel des Girdler-Heulers) oder die Full-Moon-ProduktionShadowzone eindrucksvoll bezeugen.

Bo Hopkins gehört lustigerweise auch zur Denver Clan-Belegschaft, spielte aber nie mit Oxenberg zusammen – seine beiden Turns als Matthew Blaisdel umrahmen genau die drei Seasons, in denen Oxenberg Amanda Carrington spielte. Ansonsten ist Hopkins natürlich ein gefragter Routinier für Sheriff-Posten und ähnliche character parts, die er im Schlaf spielt (hier besprochen z.B. im fürchterlichen Backwood-Slasher A Crack in the Floor oder in From Dusk Till Dawn 2); seine Karriere begann er in Western- und Kriegsfilmen wie The Wild Bunch und Die Brücke von Remagen. Als Stripschuppenbetreiber Mr. D hat Hopkins zumindest seinen Spaß und agiert ziemlich lebhaft.

James Handy, der den bekloppten Richter Gnadenlos durchaus mit Gusto spielt, ist ebenfalls ein Veteran, der seine Brötchen meist im US-Fernsehen verdient (z.B. in NYPD Blue, Profiler und Alias), im Kino z.B. in Arachnophobia und Rocketeer zu sehen war. Larry Manetti (Rick aus Magnum) bleibt in der undankbaren Throwaway-Rolle des Billy farblos, Lourdes Colon (Without a Trace) deutet nicht unbedingt an, zu höheren Weihen berufen zu sein. Ehrenvolle Erwähnungen für couragierte Klischeedarbietungen gehen an Scott Schumacher als bitterböser Duane und Regina Prokop als fette Brenda.

Die deutsche DVD kommt aus dem Billigheimerhause UAP und präsentiert den Film in prakitkablem, aber auch nicht weiter positiv bemerkenswertem Vollbild, was angesichts der TV-Herkunft auch das passende Format sein sollte. Größtenteils ist die Qualität in Ordnung, manche Szenen (vielleicht verwendete Stock Footage) sind auffällig grobkörniger als der Rest. Schärfe, Kontrast und Kompression erreichen für die Preisklasse gut durchschnittliche Werte.

Immerhin drei Tonspuren sind zu auf der Scheibe zu finden, allesamt für die deutsche Sprachfassung (Dolby Surround, 2.0 und 5.1). Das alles unterscheidet sich qualitativ nicht wesentlich (wer glaubt, dass ein billiger made-for-cable-TV-Film von Haus aus einen 6-Kanal-Surround-Track aufweist, glaubt auch an den Osterhasen), ist aber erträglich ausgefallen.

Als Extras gibt´s Filmographien für die wesentlichen Hauptdarsteller, eine Fotogalerie und ´ne UAP-Trailershow.

Also, letzte Worte. Time Served ist ein ziemlich blaher Fernsehfrauenknaster, den man in der deutschen Fassung dann auch noch gemeinerweise um die wirklich bösen Elemente erleichtert zu haben scheint. Was bleibt, ist eine hinreichend doofe Geschichte, die sich zwar recht konsequent um jedewede eigene, originelle Idee drückt, aber halt nur recht uninspiriert Klischees aus dem Stripper- und dem Frauenknastfilm zusammenklaut (wobei der Strip-Anteil halt deutlich überwiegt, was den WIP-Genrefreund vielleicht nicht unbedingt schmerzlich enttäuscht, weil´s wenigstens genügend nackte Haut bietet, aber auch kaum zu Begeisterungsstürmen hinreißen wird). Im Gedächtnis bleiben abschließenderweise zwei Dinge: Cahterine Oxenberg zieht blank, and a good thing, too, und Jeff Fahey blamiert sich bis auf die Knochen. Ob einem das drei Euro wert ist?

(c) 2007 Dr. Acula


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