Time Runners – Das Gesetz der Zukunft

 
  • Deutscher Titel: Time Runners - Das Gesetz der Zukunft
  • Original-Titel: 95ers: Time Runners
  • Alternative Titel: A 95ers Story: Echoes |
  • Regie: Thomas Gomez Durham
  • Land: USA
  • Jahr: 2013
  • Darsteller:

    Alesandra Durham (Sally Jo Biggs), Joel Bishop (Horatio Astaire Biggs), Terence Goodman (Hamilcar/Special Agent in Charge), K. Danor Gerald (Jerry), Ian Paul Freeth (Brego), Chris Laird (The Captain), Anne Sward (Paige), Alix Maria Taulbee (Trudy), Alan Peterson (Kenning), Christopher Robin Miller (Scrooge)


Vorwort

Weihnachten 2003… der Physiker Horatio Biggs lernt seine Traumfrau kennen. Sally ist als Weihnachtssängerin unterwegs und erlegt einen gemeinen Straßenpunk mit einer Wandergitarre – love at first sight. Man heiratet, und Sally wird schwanger, obschon die Beziehung sich als recht schwierig erweist, weil Sally ein Kontrollfreak ist und Horatio mit seiner Arbeit beim Bau eines Teilchenbeschleunigers noch mehr verheiratet ist als mit ihr – bis Horatio bei einem Unfall bei Inbetriebnahme des Beschleunigers ums Leben kommt…

Sally, mittlerweile in FBI-Diensten, beginnt auf eigene Faust seltsame Ereignisse zu recherchieren, die auf irgendeine Art und Weise mit Horatios Tod (oder besser: Verschwinden, da niemand seine Leiche gefunden hat) zusammenzuhängen scheinen, aber teilweise Jahrhunderte zurückreichen – da weht einmal irgendwo der Wind aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig, da taucht auf einmal in einem antiken Propeller im Luftfahrtmuseum ein moderner Root-Beer-Kronkoren auf. Sally hat eine instinktive Verbindung zu Zeit-Phänomenen, hat sie doch selber die Gabe eines „Reset-Knopfs“, der ihr erlaubt, neun Sekunden in der Zeit zurückzugehen, aber trotz Horatios Tagebuchs, das sie gefunden hat, dauert es, bis sie die Zusammenhänge erkennt.

Man macht’s ihr auch nicht leicht, denn ihr FBI-Boss verbietet ihr weitere Nachforschungen und schickt sie zwangsweise in vorweggenommenen Mutterschutzurlaub. Was sie nicht davor schützt, von geheimnisvollen Attentätern angegriffen zu werden, denn Sally kann ja auch nicht wissen, dass von ihrem Zeitstrahl das Schicksal der Menschheit in der Zukunft abhängen wird, wo eine Spezialeinheit, die „95ers“ versucht, den Kampf gegen einen unbekannten Feind zu führen. Matthew, ein 95er, hat den Auftrag, Sallys Zeitlinie um jeden Preis zu erhalten, was die Gegenseite zu verhindern trachtet, denn damit die den Vorteil hat, dürfen Sally und Horatio sich gar nicht erst kennenlernen, bringt Sallys Gabe, die Horatio entschlüsselt, ihn auf den entscheidenden Antrieb, das Teilchenbeschleunigerprojekt zu sabotieren – es ist nämlich vom Leiter des Projekts, einem gewissen Professor Kenning, von Anfang an als Zeitmaschine konzipiert gewesen, um nicht näher definierte Ziele zu erreichen.

Sallys FBI-Boss, der weiß, dass sie mit ihrem Leben (und der Schwangerschaft) unzufrieden ist, entführt sie und bietet ihr die einmalige Chance, ihr angeblich verkorkstes Leben zu korrigieren…


Inhalt

Als „odd film out“ auf Paragons „Großer Science Fiction Collection“-Box findet sich „Time Runners“, einer dieser ultra-unabhängigen Independent-Filme, der seine Existenz einer Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter verdankt und überwiegend von der Familie Durham nebst – augenscheinlich – Freunden und Verwandten realisiert wurde. Sowas kann gerne mal tierisch ins Höschen gehen, aber wiewohl ich nicht soweit gehen würde, „Time Runners“ einen vollends gelungenen Film zu nennen, muss ich mein virtuelles „Respekt“-Schild hochklappen, denn es ist ein ziemlich ambitioniertes Projekt…

Offenbar versteht sich „Time Runners“ eigentlich nur als „Einstieg“ in ein komplettes „cinematic universe“ (auch wenn es bislang keine weiteren Filme gibt) – wer alles erklärt haben will, ist hier falsch, denn „Time Runners“ reißt gerade das Thema des Kriegs in der Zukunft bestenfalls ein wenig an, wer da mit wem warum Zores hat und wie genau das Schicksal von Sally und Horatio damit verknüpft ist, bleibt (noch) offen (aber eine gewisse „Terminator“-Vibe wird „Time Runners“ da nicht verleugnen können und auch nicht wollen…).

„Wichtig“ im Sinne der Dramaturgie sind die „Zukunftsszenen“ allerdings nicht wirklich – sie dienen mehr als Kommentar und gelegentlich verbindendes Element und, natürlich, bieten ein paar mehr oder minder zünftige CG-FX-Shots für Trailer und Demoreels. Der eigentliche Film mit seiner Story passt dagegen eigentlich eher zu der kleinen vogue von bewusst FX-arm bis -frei gehaltenen high-concept-SF-Filmen für „Denker“ wie „The Man from Earth“ oder „Coherence“, die nicht auf plakative oberflächlich Action setzen, sondern auf vergleichsweise intellektuelle Themen und Diskurs herausfordern.

„Time Runners“ spielt sicher nicht in der gleichen Liga und leidet ganz generell unter seinem sehr sterilen Ultra-Low-Budget-Look (der durch die „fünfzehn Jahre altes Videospiel“-CGI leider auch nicht aufgewogen wird), aber die Geschichte, so wie sie aufgebaut wird, ist mysteriös genug, um das Interesse des Zuschauers zu halten – dass wir nicht alle Antworten bekommen werden (z.B. woher Sally ihre Gabe hat – ich vermute, dass weitere Geschichten eine Art Elipse konstruieren würden), ist relativ frühzeitig klar, stört aber auch nicht entscheidend. Manchmal ist das Storytelling etwas holprig und ja, der Film glaubt manchmal, etwas cleverer zu sein als er ist (wer nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, wird wichtige Plotpunkte deutlich vor den Charakteren erkennen), aber wie gesagt – das Mystery ist immer spannend genug, damit man als Zuschauer sehen will, wie sich das weiter entwickelt. Zu den netten Einfällen gehört es, dass der Film seine Story mit der klassischen Dickens-Weihnachtsgeschichte um den ollen Ebenezer Scrooge interpoliert (als Laientheateraufführung, die Sallys Schwiegermonster in ihrer Wohnung proben lässt) – da auch die eigentliche Geschichte mit den Ebenen Vergangenheit/Gegenwart/Zukunft operiert, ist das ein hübscher, zwar letztlich nicht wichtiger, aber amüsanter Querverweis.

Visuell ist der Film, wenn er nicht in der Zukunft spielt, schlicht gehalten, die Visualisierungen für Verschiebungen der Zeitachse sind simpel, aber effektiv (ebenso wie die zwei Sequenzen, in denen wir etwas genauer sehen, wie Sally ihre Gabe einsetzt. Man kann leicht als Super-Hacker gelten, wenn man, wie Sally es tut, einfach brute force alle möglichen Passwörter durchprobiert und bei Fehleingabe in der Zeit zurückgeht…).

Die Darsteller sind nicht überragend, aber adäquat. Niemand ist verdächtig, demnächst wichtige Darstellerpreise in Serie abzuräumen, aber niemand fällt auch entscheidend durch den Rost. Recht sympathisch ist die Attitüde des Films, eine schwangere Frau in den Mittelpunkt zu stellen, ohne ein großes Gedöns draus zu machen – es spielt in den Plot, aber eher auf McGuffin-Ebene denn direkt.

Die deutsche Synchro könnte deutlich besser sein – sie ist etwas besser als die typische Porn-Synchro, aber die Sprecher sind nicht immer treffend besetzt. Der O-Ton fehlt, wie bei dieser Box generell, leider.

Fazit: Kein weltbewegender Film, aber wer ein Faible für’s unabhängige Genre-Kino jenseits des hirnlosen Rumsplatterns hat, und ein Herz für Zeitreise- und Paradoxa-Filme hat, wird hier durchaus fündig.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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