Thunder Race

 
  • Deutscher Titel: Thunder Race
  • Original-Titel: Checkered Flag
  • Alternative Titel: Thunder Racer |
  • Regie: John Glen, Michael Levine
  • Land: USA
  • Jahr: 1990
  • Darsteller:

    Mike Reardon (William Campbell)
    Tommy Trahearn (Rob Estes)
    Chris Bear (Amanda Wyss)
    Alex Cross (Carrie Hamilton)
    Andrew Valiant (Pernell Roberts)
    J.D. Nelson (Guy Boyd)
    Jack Cotton (Robert Forter)
    Jerri Simpson (Leilani Sarelle)


Vorwort

Es gibt Sportarten, die sich für filmische Aufarbeitung eher anbieten als andere… so ist ein Film über American Football mit Sicherheit für den gemeinen Zuschauer spannender als ein solcher über Rudern, ein Werk über die hehre Kunst, sich gepflegt aufs Maul zu hauen (sprich Boxen) ergiebiger als ein ergreifendes Drama über die Nöte von Dreispringern (ich will mal nicht über Baseballfilme reden, ein ausgesprochen produktives Subgenre im Hollywood-Kino, das allerdings dem durchschnittlichen Mitteleuropäer aufgrund angeborenem Unverständnis der Materie grösstenteils verschlossen bleiben wird). Allerdings verspricht ganz speziell eine Sportart von Haus aus ein gerüttelt Mass an Action, spannenden und aufregenden Szenen und menschliches Drama a la „life on the edge“ – der Motorsport. Erstaunlicherweise wurde der Rennsport aber filmisch nicht so häufig aufgegriffen, wie man glauben möchte – was aber auch daran liegen kann, dass die Erfolgsquote der Motorsportfilme nicht wahnsinnig hoch liegt (was zugegebenermassen bei anderen Sportfilmen nicht grundlegend anders ist – es gibt halt nur eine überschaubare Anzahl an plausiblen Storylines), da gab es Grand Prix und mit Einschränkungen Le Mans, aber dann hört´s auch schon auf – und kommt mir jetzt nicht mit Days of Thunder, dieses zweifelhafte Tom-Cruise-Vehikel (har-har) war ja schliesslich nix anderes als Top Gun on wheels (und gar nix sage ich über Driven, hauptsächlich allerdings deswegen, weil ich dieses Stallone-Produkt bislang nicht persönlich gesichtet habe).

Aber noch mal zurück auf Days of Thunder – der Streifen mag filmhistorisch nicht viel wert sein (das Soundtrackalbum ist ganz nett), aber sein kommerzieller Erfolg führte immerhin dazu, dass auch mit nicht ganz so viel Starpower „gesegnete“ Produktionen wie diese unsere heutige den Weg in deutsche Videotheken fanden (und man braucht wahrlich keine übersinnlichen Fähigkeiten, um sich darüber im klaren zu sein, weswegen Checkered Flag in seiner deutschen Inkarnation Thunder Race heisst… kreativ isses nicht, aber was ist heutzutage schon kreativ?). Hinter dem reisserischen deutschen Titel und dem enorm marktschreierischen Covertext, der uns Rob Estes und Amanda Wyss („Rob und Amanda wer?“ hör´ ich Otto Normalverbraucher fragen) als „das neue Hollywood-Traumpaar“ verkaufen will und uns von „Teufelskerlen, nicht nur auf der Rennstrecke, die süchtig nach Sex und dem Rausch der Geschwindigkeit“ sind, uns darüber hinaus noch weismacht, dass es angeblich um Formel-1-Rennen geht, wenn selbst der sprichtwörtliche Blinde mit´m Krückstock sieht, dass wir uns allenfalls in der wunderbaren Welt der Indycar-Rennen aufhalten, verbirgt sich, surprise-surprise, keine Multi-Millionen-Dollar-Megakinoproduktion (wer hätt´s gedacht?), sondern eine schlichte Fernsehproduktion, an der uns hauptsächlich der Fakt auffällt, dass mit John Glen einer hinter der Kamera steht, der immerhin schon James Bond und Remo Williams auf die Sprünge half. Naja, das könnte ja dann zumindest von einer gewissen grundsätzlichen Kompetenz zeugen.


Inhalt

Nach den Opening Credits, in deren Hintergrund wir ein Indycar (und für diejenigen unter Euch, die damit tatsächlich trotz der German 500 nichts anfangen können, Indycar- bzw. CART-Racing ist grob gesagt die amerikanische Ausgabe der Formel 1, mit der ruhmreichen Ausnahme, dass die amerikanischen Monoposti technisch etwas schlichter gestrickt sind als die F1-Renner und hauptsächlich auf Ovalen ihr Unwesen treiben) über eine Wüsten-Rennstrecke zoomen sehen.

Dann finden wir uns in San Diego wieder, wo wir unseren Schwung Hauptdarsteller kennenlernen – da hätten wir Mike Reardon, seines Zeichens aufstrebendes Jungrennfahrertalent, in wirklichkeitsgetreuer Abbildung amerikanischer Sportlerwerte ein reichlich arroganter Schnösel, seinen besten Freund und Chefmechaniker Tommy Trahearn, der selbstredend nicht bemerkt, dass er von seinem angeblichen Freund nur ausgenutzt wird, und des Rennfahrers attraktive Freundin Chris Bear. Letzere ist momentan ziemlich angesäuert, denn am Vorabend des grossen Rennens von San Diego interessiert sich Mike erheblich mehr für die Motorsport-Skandal-Journalisten DeeDee als für das ihm romantisch verbundene Frauenzimmer. Mike schleppt DeeDee zum Abendessen ab und bittet den verlässlichen Freund Tommy, Chris ins Hotel zu fahren. Es kommt, wie es kommen muss – bei der heissen Fahrt auf Tommys coolem Motorrad zeigt Chris mehr Enthusiasmus beim Festklammern am Fahrer als es sein müsste, die Fuhre endet am Strand, wo etwas frölich gefrolicked wird und Tommy der Braut seines Rennfahrerfreundes gesteht, sie schon ewige Zeit zu lieben, and guess what, Chris ist nicht nur temporär eifersüchtig, sondern mehr oder weniger unheimlich auch schon seit langer Zeit in Tommy verknallt – die gegenseitigen Liebesschwüre abgehakt, kann man gleich zum Caipirinha, äh, Sex on the Beach, übergehen…

Sechs Jahre später, die Rennstrecke von Riverside, California, das hauptamtliche Testareal des Valiant-Rennstalls (knapp an der Frechheit vorbeigeschrammt, das ganze auch noch als Verfilmung des beliebten französischen Rennfahrercomics Michel Vaillant auszugeben). Wieder zoomt der Monoposto aus den Opening Credits über die Strecke, die Bluescreen-Arbeit, wenn´s um Close-ups des von einem absolut undurchsichtigen schwarzen Helm verdeckten Fahrerschädels geht, steht nicht im Verdacht, Oscars zu gewinnen. Und wir werden Zeuge, warum man Rennstrecken nicht in kalifornischen Wüsten bauen sollte (bzw. die Strecke tief ins unbewohnte Hinterland zu verlegen): eine Wüstenhexe (Ihr kennt das ja aus allen Western, wo diese komischen Strohbälle immer zum dramatisch passenden Zeitpunkt über die Main Street kullern) rollt über die Piste und wird vom gerade mit 220 Meilen dahinbretternden Rennwagen mittschiffs gerammt. Das allein ist noch nicht so tragisch, aber das Strauchwerk behindert des Fahrers Sicht, der Wagen dreht sich… und die Boxenmannschaft um Teamboss Andrew Valiant hört nur noch Reifenquietschen und darf dann eine bildhübsche Explosion bewundern (ich frage mich, wieso das Auto explodiert ist – abseits der Rennstrecke befindet sich das sprichwörtliche Nirvana, mehr, als das die Karre sich ein paar Meilen ins Wüsteninnere verabschiedet, kann bei bösestem Willen eigentlich nicht passieren). Am Steuer sitzt bzw. sass selbstredend nicht etwa Mike, sondern Test- und Reservefahrer Blaine. Mike gehört zwar zu den ersten, die am Unfallort eintreffen und versuchen, zu retten, was nicht zu retten ist, aber angesichts der brennenden Trümmer (die in ihrer Gesamtheit niemals in ihrem vormaligen Leben ein lebensgrosses Rennauto waren) muss er ebenso wie der Rest des Teams die Sinnlosigkeit des Unterfangens schnell ansehen. R.I.P., Blaine, we never really met you.

Man nimmt das Ableben des Kollegen relativ gefasst auf und besäuft sich abends in der Rennfahrerkneipe von Mulroney, wo selbiger selbst den langweiligsten unanständigen Witz der Weltgeschichte zum besten gibt. Der Szene entnehmen wir drei Dinge: erstens, wie gesagt, dass der Tod eines Teamkollegen keine grosse Sache zu sein scheint, zweitens, dass Mike im Team der Nummer-2-Fahrer hinter dem französischen „Froschfresser“ Alain Blondelle ist, und drittens, dass Mulroney – im Gegensatz zu Mike, der das als Teammitglied eigentlich eher wissen müsste – die Info hat, dass Valiant bereits einen neuen Reservefahrer engagiert hat…

Und wer könnte das schon sein? Na? Aufgepasst? Natürlich – Tommy Trahearn, und dafür gibt´s mal wieder zehn der bekannten und beliebten badmovies.de-Gummipunkte (Ihr sammelt doch hoffentlich alle fleissig für die aufblasbare Waschmaschine, die´s für eine Million gibt). Tommy schippert in seinem altersschwachen VW-Bus Richtung Riverside, im Gepäck sein trautes Eheweib Chris und zwei nervtötende vier- bis fünfjährige Blagen. Gar lustigerweise wird etabliert, dass Tommy – wie 99,99999 % aller motorisierten Amerikaner – mit Schaltgetrieben auf dem Kriegsfuss steht (als Rennfahrer, get it, und noch dazu, wo Teameigner Valiant im real life sein Geld mit der Herstellung von Getrieben verdient, guess it´s a lame attempt at irony), darüber hinaus macht sich Chris ein wenig Sorgen, wie Mike auf das Wiedersehen mit Tommy reagieren wird. Der wiegelt ab, Mike hat das bestimmt überwunden (aber sicher).

Immerhin, als Testfahrer im Valiant-Team bezieht man eine recht ansehnliche Hütte, der Nachteil ist nur, dass mit dem Posten offenbar auch die ständige Betreuung durch den patentierten unkomischen comic relief character Sal verbunden ist, der uns, gottlob nicht so oft, wie man befürchten konnte, mit seinen unwitzigen shenanigans „erfreuen“ wird.

Andrew Valiant ist zwar an die sechzig Lenze jung, aber, wer im US-Rennsport zuhause ist, wird sich darüber nicht so sehr wundern (denken wir an A.J. Foyt, Dale Earnhardt oder Stirling Marlin), er testet seine Geräte noch selbst und macht nach einer solchen Ausfahrt sein Team zur Schnecke. Auch Mike ist sauer, nicht wegen der Qualität seines mobilen Arbeitsplatzes, sondern ob der Verpflichtung Tommys und heult sich darüber bei seiner Sort-of-Freundin Alex (d.h. sie bildet sich irrationalerweise ein, seine Freundin zu sein), nebenher auch noch zweite Testfahrerin des Teams (auch das ist nicht so überraschend, Rennfahrerinnen sind dort öfter gesehen als auf dieser Seite des Kontinents – Lynn St. James hat einen ganzen Stapel Starts bei den Indy 500 hinter sich und Sarah Fisher ist eine ganz schnelle junge Dame im Circuit der Indy Racing League). Danach stellt er den Teamchef zur Rede, wg. seiner persönlichen Probleme mit Tommy. Valiant bügelt seinen Driver ab – Tommy eilt aus Europa, wo er zuletzt aktiv war, ein guter Ruf aus Formel Super V (gab´s die damals noch?), zwei Formel-3-Starts und der Gruppe C (Sportwagen-WM früherer Tage) voraus. Im übrigen sollte sich Mike, so sein Boss, mehr Gedanken um seine eigene Zukunft machen, denn die Team-Sponsoren wollen Erfolge sehen und Mike ist schon seit vier Rennen nicht mehr ins Ziel gekommen. Teamkollege Blondelle gewinnt wenigstens. Die böse Drohung des Chefs: entweder es gibt im nächsten Rennen ein zählbares Resultat, oder Mike kann in Zukunft wieder bei Buschrennen Stock-Cars verdingen (heutzutage würde man als sein Berater Mike empfehlen, sich schleunigst einen Stock-Car-Ride zu besorgen, denn mit NASCAR-Rennen kann man mittlerweile erheblich mehr Kohle verdienen als mit Indycars… schon der ein oder andere Monoposto-Pilot hat sich zu den fetteren Geldtöpfen des Stock-Car-Sports umorientiert, wie z.B. Robby Gordon).

Nun, anno 1990 scheint das noch eine wirkungsvolle Beleidigung zu sein und so bläst Mike im „Mulroneys“ Trübsal, bis er ein attraktives blondes Geschoss ortet. Mulroney weiss auch wer das ist, eine gewisse Miss Simpson, die im Ruf steht, so etwas wie eine freischaffende „Fahrervermittlerin“ zu sein, sprich, Piloten abzuwerben. Wie das vor sich geht, bemerkt Mike, als er mal seinen Rüssel auswringen geht – das blonde Gift folgt ihm auf die Herrentoilette, zwängt sich in seine Kabine und greift ihm dort unvermittelt an sein bestes Stück… für TV-Verhältnisse spielt sich eine recht „steamy“ Love Scene ab, sogar die Brüste der Dame dürfen wir sehen (boah!) – allerdings auch die reichlich hässlichen Boxershorts des Rennfahrers.

Als Tommy am nächsten Tag an der Teststrecke eintrifft, lernt er nicht nur Alex und Teammanager Jack Cotton kennen, sondern erfährt von dem auch noch die äusserst unangenehme Nachricht, dass sein Arbeitsvertrag auf EINE WOCHE befristet wurde. Verständlicherweise ist Tommy, der wegen des Jobs extra aus Italien angereist ist, ein wenig ungehalten, aber Jack kann´s nicht ändern. Die Sponsoren spucken keine Kohle mehr aus und sollte Mike Reardon nicht beim nächsten Rennen in Phoenix ein Top-3-Finish vorweisen können, war´s das für das zweite Auto des Valiant-Teams – dann braucht man auch keine zwei Testfahrer mehr. Jack kann im übrigen auch Blondelle nicht leiden – der Franzose ist, wie kann es anders sein, ein Weiberheld, und eines seiner amourösen Abenteuer, bzw. die Konsequenzen einer durchliebten Nacht, führten dazu, dass im letzten Jahr die schon sicher geglaubte Meisterschaft nicht an Blondelle und das Valiant-Team, sondern an den Erzrivalen J.D. Nelson gingen. Mike will mit Tommy nichts zu tun haben und geht statt dessen lieber seine neue Gespielin Ms. Simpson bespringen (insert second semi-explicit sex scene here). Nach dem Liebesakt rückt die gute Frau auch damit raus, dass sie Mike für ein Konkurrenzteam anwerben möchte (immerhin ist der Streifen, im Gegensatz zum Blurb auf der Box, nicht so dämlich, die CART-Serie zur „Formel 1“ umzusynchronisieren).

Chris bekommt überraschend Besuch – es ist Mike, der es „hinter sich bringen“ will und immer noch, nach all den Jahren, a) etwas angepisst, aber auch b) einigermassen verliebt in Chris ist. Chris kann sich angedachten Zudringlichkeiten durch beherzte Flucht ins Haus entziehen und gibt Mike noch auf den Weg, seine bad feelings an Tommy auszuleben.

Der kommt spät nach Hause, findet Chris rauchend im Garten (ein running gag des Films ist, dass Tommy Chris am Inhalieren der Glimmstengel zu hindern sucht) und erzählt ihr von der Jobbefristung. Chris ist cheerfully sauer auf Valiant.

Ein neuer Morgen bricht an und ca. 45 Minuten im Film (nein, es tut sich tatsächlich nicht mehr in diesem Film, tut mir leid, ich würde gern ein episches Review schreiben, aber wo nix ist, tut sich der beste Autor schwer) sehen wir tatsächlich mal wieder Rennwagen in Aktion. Tommy darf nämlich endlich mal testen, erweist sich auf Anhieb als sauschnell (erstens glaub ich das nicht, dass jemand, der noch nie in einem Indycar sass, so mirnix dirnix ne Rekordrunde hinlegt und zweitens STOPPT MAN BEI DER OUTLAP, also der Runde, in der man die Boxengasse verlässt, normalerweise nicht die Zeit mit) und erregt damit das persönliche Missfallen Mikes, der sich sofort in sein Gefährt schwingt und ein kleines Privatrennen anzettelt. Tommy hält sich die Überholversuche des Ex-Freundes und Jetzt-Rivalen eine halbe Runde lang vom Leib, dann greift Mike in die Trickkiste und zwingt Tommy in einen wilden Dreher. Dafür muss sich zwar Mike heftige Rüffel des erzürnten Teamchefs Valiant anhören, aber auch Tommy kriegt sein Fett ab: Valiant hätte sich von seinem neuen Testdriver „mehr Pfeffer“ gewünsch (was denn, soll er Mike in die Seite knallen? Stupid that).

Tommy erweist sich als ausgesprochen schlechter Verlierer und sucht Mike im „Mulroneys“ auf, um ihm dort die Fresse zu polieren. Das Eingreifen Mulroneys ermöglicht Mike ein technisches Unentschieden und die Flucht auf seinem Motorrad. Tommy schwingt sich seinerseits auf sein Bike und wir kommen in den zweifelhaften Genuss einer mehrminütigen Motorradverfolgungsjagd, die es an purem Excitement und breathtaking action nicht ganz mit dem Wagenrennen aus Ben Hur aufnehmen kann. Mike entzieht sich schlussendlich der Verfolgung durch semispektakuläres Durchbrettern einer Baustelle knapp unter einer sich senkenden Baggerschaufel. (Und übrigens – so richtig ans Herz wächst einem der nominelle Held Tommy auch nicht wirklich, versucht er doch mehr als einmal, Mike von der Strasse zu schubsen)

Simpson stellt Mike des Abends endlich dem geheimnisvollen Unbekannten vor, der ihn gerne für sein CART-Team hätte – es ist niemand anderes als Valiants persönliche Nemesis, J.D. Nelson! Das ganze hätte sicherlich grössere dramatischere Wucht, wenn wir von Nelson im bisherigen Filmverlauf mehr als einen nonchalant im Vorbeigehen dahingelaberten Halbsatz gehört hätten. Mike fühlt sich zwar gebauchpinselt, erbittet sich aber Bedenkzeit, zumal J.D. MIkes Frage, warum er gerade ihn auserkoren habe, nicht wirklich befriedigend mit einem halbherzigen Verweis auf dessen „Talent“ erschöpfend beantwortet. Danach muss Dämlack und Naivling Mike zu seinem tatsächlichen Erstaunen herausfinden, dass Simpsons Interesse an seiner Person und Männlichkeit sich nach dem Arrangieren des Dates mit J.D. auf ein absolutes Minimum zurückschraubt. Auf geht´s nach Phoenix, wohin der Valiant-Tross mit seinen diversen Renntransportern und die Fahrer in ihren Privatschleudern kutschieren. Mike und Alex fahren zusammen im schicken Cabrio des ersteren, der auch Alex sein Herz über seine zwiespältige Beziehung zu Tommy und Chris ausschüttet – ya see, eigentlich respektiert Mike Tommys unumstrittene Fähigkeiten als Mechaniker – als solcher könnte sich Tommy sein Team aussuchen, aber er wolle unbedingt auch fahren, das wäre nicht so das Problem, aber seinerzeit wollte Mike Chris heiraten und er hatte sogar schon den Ring organisiert, als ihm Tommy zuvorkam, den Ring hüte er heute noch. Tommy und Chris kriechen mit Sal im VW Bus über den Highway, sehr zu Sals Missfallen wird das altertümliche Gefährt ob Tommys Sicherheitsbewusstseins und -bedürfnisses (Rennfahrer, ha!) sogar von Schulbussen überholt.

Im Hotel in Phoenix nutzt Mike eine günstige Gelegenheit, um sich erneut an Chris heranzumachen. Sein eher Versuch des Wiederauflebenlassens alter Zeiten nimmt eine für ihn ungünstige Wendung, als er Tommy als „Penner“ tituliert und sich dafür eine heftige Ohrfeige einfängt. Mike beschwert sich, dass er hauptsächlich daran zu knabbern hat, dass er sich ob vermeintlicher Verheimlichung der Love Story zwischen Tommy und Chris genasführt vorkam, aber Chris verklickert ihm, dass es nicht erst der Abend am Strand gewesen sei, der sie in Tommys Arme getrieben habe.

In der Nacht kann keiner schlafen – Tommy wälzt sich in den Laken, weil seine berufliche Zukunft zu seinem gesteigerten Leidwesen von der Performance Mikes abhängt. Mike seinerseits ist wegen der ganzen Chris-Geschichte schlaflos, aber zumindest er findet eine Methode, sich erfolgreich abzureagieren – er entdeckt nämlich, dass auch Simpson im gleichen Hotel abgestiegen ist, und das mit einem anderen Kerl! Dass der ihr eigentlicher Boyfriend Stephan ist, stört Mike wenig, er zerrt Simpson in einen Fahrstuhl und macht sie dort zur Sau – sie und J.D. könnten sich ihr Angebot sonstwohin schieben, im übrigen sei sie eine Schlampe. Simpson wehrt sich mit dem Argument, sie würde einen Verlierer erkennen, wenn sie einen sehe und gerade habe sie einen vor der Optik. „Hure,“ kontert Mike und fühlt sich ersichtlich besser, nachdem das geklärt ist… ja, ich seh schon, wir steuern auf eine wirklich kitschiges Happy End zu.

Qualifikation für die 200 Runden von Phoenix – die Synchronisation ist tatsächlich clever genug, die echten amerikanischen Rennfahrernamen wie Bobby Rahal & Co. intakt zu lassen. J.D. Nelson, Teameigner und Fahrer in Personalunion, knallt die erste Bestzeit aufs Oval. Der erst in letzter Sekunde von einem Liebesabenteuer in Las Vegas zurückgekehrte Blondelle toppt Nelsons Zeit, und dann ist Mike dran – doch der verfehlt die Bestzeit um schlappe zwei Sekunden (was um so tragischer ist, als die Rundenzeiten auf dem Kurzoval bei gerade ca. 22 Sekunden liegen). Tommy, being the wonder mechanic, merkt von der Boxenmauer aus, dass mit dem Fahrzeug was nicht stimmt. Mike vermutet, dass sein Auto als rollendes Ersatzteillager für Blondelles Schleuder missbraucht wird und stürmt wutentbrannt von dannen. Tommy macht sich über die Maschine her und bezichtigt Kurt, Mikes Chefmechaniker, vor Jack Cotton der Inkompetenz – seiner bescheidenen Ansicht nach bediene sich das Team eines zu fetten Treibstoffgemisches, was die Motorleistung beeinträchtige. Kurt und Jack wollen davon nichts hören. Auch Tommy macht sich wutentbrannt vom Acker und nimmt einmal mehr die Verfolgung Mikes auf. Tatsächlich gelingt es ihm, Mike mitten auf dem Highway zum Rechts-Ranfahren zu bewegen. Jaa, der Grosse Dramatische Moment TM wird sich nun abspielen. Mike will zunächst nichts von Tommy wissen, da er immer noch wegen Chris sauer ist. Tommy versucht sich zu erklären – er habe Mike das Girl nicht absichtlich ausgespannt, es sei einfach so passiert. Mike ist sich nicht sicher, ob er Tommy verzeihen kann, aber da steht noch das Argument im Raum, dass Tommy aus dem Motor noch 20 PS mehr rausholen könne – und eine gute Plazierung im Rennen brauchen beide… man schliesst zumindest Burgfrieden, eilt zurück ins Fahrerlager und macht sich in trauter Zweisamkeit, wie in guten alten Zeiten, über die Maschine her und arbeitet die Nacht durch…

Raceday… Mike muss das Rennen vom 22. und letzten Startplatz aufnehmen, aber die Wunderkur, die Tommy dem Achtzylinder verpasst hat, schlägt hervorragend an. Während sich an der Spitze Blondelle und Nelson beharken, macht Mike in den ersten drei Runden sieben Plätze gut. Jack verpasst Tommy widerwillig Kopfhörer und Mikro für den Boxenfunk, gibt ihm aber Anweisung, sich aus dem Funkverkehr rauszuhalten, bis er gefragt wird. Nach 96 Runden, also kurz vor Halbzeit des Rennens, hat Mike den Kontakt zur Spitzengruppe hergestellt und liegt an vierter/fünfter Stelle, als er plötzlich zurückfällt und die Boxen anläuft. Dort rapportiert er ein klemmendes Getriebe, das Team ist bereit, das Handtuch zu werfen, aber da eilt Tommy mit einem Feuerlöscher heran. Das Getriebe ist überhitzt, diagnostiziert er, und könne mit CO2 gekühlt werden. Jack (man sollte meinen, als erfahrener Crewmanager müsste er sowas wissen), hält entsprechenden Einsatz des Löschschaums für gequirlten Quark mit Sosse, aber Valiant aus der VIP-Loge befiehlt die Umsetzung des Planes. Die Aktion funktioniert, Mike kann das Rennen an elfter Stelle wiederaufnehmen, darf aber nicht mehr kuppeln, er muss den Rest des Rennens im vierten Gang absolvieren!

Die Schlussphase des Rennens bricht an – ein Unfall führt zu einer Gelblichtphase (Renn-Neutralisation, Safety Car). Mikes Crew will ihm zwecks Reifenwechsel an die Boxen lotsen, aber Mike erkennt seine Chance – wenn er jetzt auf der Strecke bleibt, hat er noch einmal eine Chance, an die Spitze heranzukommen (wo Blondelle schon acht Sekunden enteilt war, jetzt aber wieder Nelson direkt im Rückspiegel hat) – ein Vabanque-Spiel ob der abgefahrenen Reifen, aber die einzige Chance auf ein Top-Resultat. 19 Runden vor Schluss ist Mike tatsächlich wie Phönix aus der Asche Dritter (derartige Aufholjagden mögen zwar in der F1 utopisch sein, sind aber im Indycar-Racing tatsächlich nicht so unüblich – Jacques Villeneuve gewann die Indy 500 einmal, obwohl er wegen eines Regelverstosses eine Runde abgezogen bekam). Ein erbitterter Dreikampf bis in die letzte Runde schliesst sich an – Blondelle führt knapp vor Nelson, dahinter versucht Mike krampfhaft, seine Position zu verbessern. In der letzten Kurve leistet Blondelle unverwartete Zuarbeit – er blockt Nelson ab und Mike kann innen an die zweite Stelle durchstechen und hinter dem Franzosen einen Doppelsieg für das Valiant-Team sichern…. Jubel bei der Boxencrew, damit sollte die Unterstützung der Sponsoren und damit sowohl Mikes als auch Tommys Zukunft im Team gesichert sein – doch da überrascht Andrew Valiant alle Beteiligten mit der Nachricht, dass die Finanzierung des Teams schon seit dem letzten Abend für die Restsaison stehe – nur quasi als Motivation für seine Angestellten habe er es nicht erzählt… Alles jubelt, alles lacht, und bei Mulroney kann noch Sals 21. Geburtstag gefeiert werden (der natürlich unkomisch komisch in Ohnmacht fällt, als ihm das Team eine Stripperin schenkt) und Mike dem Barmann Tommy und Chris als seinen Freund und dessen Frau vorstellen…

Aus obiger Zusammenfassung werdet Ihr sicherlich schon entnommen haben, dass wir es hier nicht mit einem spannungs- und aktionsgeladenem taffen Rennfahrerdrama zu tun haben, sondern mit einer eher schlichten Soap Opera durchschnittlicher Prägung, die halt zufälligerweise einmal nicht im Millieu von Ölbaronen oder Modedesignern spielt, sondern im Rennsportzirkus – und unter den gegebenen Voraussetzungen gibt es halt mehr oder weniger nur zwei Szenarien, die sich entwickeln können: Variante A – Tommy und Mike werden zu erbitterten Rivalen auf der Rennstrecke, die sich so manche Auseinandersetzung liefern, bis Tommy schlussendlich als strahlender Sieger hervorgeht (siehe Days of Thunder oder Variante B, die soap-gemässere und schlussendlich, da einfacher und billiger zu realisieren, Tommy und Mike lernen, ihre Differenzen zu überwinden und werden wieder Freunde.

Hat man sich damit erst einmal abgefunden, ist Checkered Flag nicht besser oder schlechter als das Gros dieser einfach gestrickten Plotten auf dem Niveau eines durchschnittlichen „TV-Movies der Woche“, nicht wirklich langweilig, aber auch selten aufregend. Es passiert halt nicht mehr und nicht weniger als das übliche Techtelmechtel zwischen den verschiedenen Charakteren – eigentlich vollkommen belanglos, ob die Plotte nun im Motorsport-Millieu oder in der High Society spielt, das Strickmuster ist absolut das selbe wie bei California Clan (wie aufmerksame Leser ja wissen, meine soap-guilty-pleasure), vielleicht mit der Ausnahme, dass aufgrund des beschränkten Formats eines 90-Minuten-Films im Vergleich zu einer Endlos-TV-Serie nicht ganz so kreuz und quer intrigiert wird wie eben dort. Wem semiinteressante und unspektakuläre Beziehungskistenproblematiken also rückwärtig am Anus vorbeigehen, wird sich bei Checkered Flag vermutlich königlich langweilen – wären nicht die beiden für amerikanische TV-Verhältnisse (nicht auszuschliessen, dass diese Szenen für internationale Vermarkung aber etwas ausgebaut wurden) recht expliziten Sexszenen, würde der geneigte Kostverächter vermutlich spätestens auf halber Strecke sanft entschnorcheln, so ihn die Ehe- und sonstigen Beziehungsprobleme der Hauptbeteiligten nicht per se in ihren Bann geschlagen haben. Dazu gibt sich das ganze Spektakel auch absolut humorresistent – eigener Humor wird zwar in Form des Sal-Charakters ausprobiert, aber das geht angesichts der angeborenen Unlustigkeit als „lustig“ geschriebener Support-Charaktere in dumpfen TV-Plotten mächtig ins Höschen, und der Rest des Streifens ist einfach zu ernsthaft und selten zu blöd, um sich auf der Basis unfreiwilliger Lacher amüsieren zu können.

Bleiben in Punkte Unterhaltungswert eigentlich nur die sogenannten Action-Szenen – wer aber erwartet hätte, der Name John Glen, der ja aufgrund des Ouevre des Meisters zumindest eine gewisse Erwartungshaltung aufkommen lässt, spräche für spektakuläre Stunt-Sequenzen und halsbrecherische Action, der sollte doch lieber zu Remo Williams oder Glens Bond-Beiträgen greifen – zweifellos auch dem vermutlich dank der TV-Herkunft des Films eher bescheidenen Budgets gibt Checkered Flag auch in der Hinsicht nicht viel her. Wie obiger Zusammenfassung unschwer zu entnehmen ist, sind die Rennszenen auf ein mageres Minimum beschränkt – eine vielleicht zweiminütige Kurzsequenz zur Filmmitte plus die anschliessende, auch nicht wirklich aufregende Motorradverfolgung und das vielleicht sieben- oder achtminütige Finale, mehr ist für den geneigten CART-Fan da auch nicht zu sehen. Und was man als Motorsportfreund dem Streifen vielleicht als Positivum ans Revers stecken möchte, macht die Sache für den Action-Fanatiker eben wieder dröge – wir haben es hier erstaunlicherweise mit realistischen Rennszenen zu tun (und selbst für Realismus scheint das Rennen, bei dem die entsprechenden Aufnahmen gedreht wurden, ein für CART-Verhältnisse eher unspektakuläres, da weitgehend unfallfreies Rennen gewesen zu sein) – wer sein CART-Weltbild aus Driven bezieht und daher alle Nase lang explodierende Rennwagen in verwegenen Dreifachschraubensaltos sehen will, kommt nicht auf seine Kosten – die Übertragung eines CART-Wertungslaufes auf Eurosport ist sicher nicht weniger spannend und oftmals dramatischer, zumal John Glen und seinem Co-Director Michael Levine auch nicht wirklich etwas einfällt, um die Rennszenen aufregender oder spektakulärer zu gestalten als die blosse Abfilmung aus TV-Übertragungsperspektive (heck, heutzutage gibt´s erheblich dramatischere TV-Bilder, alldieweil die Fahrzeuge mit Front- und Heckflügelkameras ausgestattet sind).

Darstellerisch wird biedere amerikanische TV-Hausmannskost geboten, was angesichts der „grossen Namen“ im Cast nicht verwundert. Rob Estes dürfte auch hiesigem Publikum durch die gelegentlich recht charmante TV-Krimiserie Palm Beach Duo bekannt sein, wo er an Seite von Angel Mitzi Kapture im Rahmen eines auf witzig getrimmten Miami Vice-Rip-offs diverse Mordfälle aufklärte. Estes, 50 Prozent des auf dem Videocover versprochenen „neuen Hollywood-Traumpaars“, spielt farblos und recht hölzern, hat aber auch das Problem, dass das Script seinem nominellen Hauptdarsteller erstaunlich wenig zu spielen mit auf den Weg gibt. Seine Rivalität mit Mike führt zu nix, als echter Sympathieträger kann er sich auch nicht gerade empfehlen und Chemistry mit Filmpartnerin Amanda Wyss – Fehlanzeige (zumal das „neue Traumpaar“ nicht mal eine richtige gemeinsame Liebesszene hat – wer sich diesen Spruch ausgedacht hat, möge sich bitte zwecks umgehender Backpfeifenverabreichung bei mir melden). Auch Amanda Wyss drängt sich nicht gerade für grössere Aufgaben auf, das ist alles biederes TV-Niveau – als Empfehlungsschreiben für eine Rolle in Santa Barbara vielleicht verwendbar, aber die Tore der grossen Hollywoodstudios lassen sich mit einer solch uninspirierten Performance sicher nicht aufschliessen. Die grosse „dramatische“ Herausforderung hat Kollege William Campbell als Mike zu erfüllen (Campbells Nase kommt mir ausgesprochen bekannt vor, ohne dass ich den Jungen jetzt speziell einem Filmwerk zuordnen könnte – vermutlich pflegt auch Campbell sein Auskommen durch das Mitwirken in bewährter TV-Serien-Massenware) – Campell versucht zumindest, ein wenig Emotion und Tiefgang in seine Rollengestalt zu legen und kommt letztendlich trotz der Tatsache, dass er strenggenommen den „bad guy“ spielt, am überzeugendsten, glaubhaftesten und schlichtweg besten weg.

In der eigentlich unbedeutenden Nebenrolle des Teamboss Valiant findet sich, vermutlich für die demographisch ältere amerikanische TV-Zielgruppe der verdiente Serienstar Parnell Roberts, der im langlebigen MASH-Spin-off Trapper John M.D. den grantelnden Titelcharakter verkörperte. Seine zwei-drei kurzen Auftritte absolvbert Roberts mit der Routine eines TV-Veteranen.

Checkered Flag erweist sich also, ganz besonders hinsichtlich seiner deutschen Videoveröffentlichung als Thunder Race, als überflüssiger und letztendlich gescheiterter Versuch eines schnellen Cash-ins auf Kosten des Cruse-Blockbusters Days of Thunder. Gesegnet mit dem Spannungsgehalt einer durchschnittlichen Folge Reich und schön, der spektakulären Renn-Action eines Formel-1-Rennens zur besten Ferrari-Dominanz-Zeit und der schauspielerischen Klasse absolut biederster TV-Kost empfiehlt sich dieser Film nur für absolute Hardcore-Rennfilm-Komplettisten, denen die Aussicht auf ein paar PS in „action“ wichtiger ist als ein unterhaltsamer Film drumrum (denen würde ich dann aber doch noch eher zu einem Highlight-Video der CART- oder IRL-Season nach Wahl raten), oder für bedingungslose Soap-Opera-Freunde, die alle 2000 Folgen California Clan schon durch haben und dringend Nachschub brauchen. Andere Zielgruppen dürften an diesem ziemlich einfallslosen Eintopf-Produkt keine rechte Freude haben.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 3


mm
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