Thor – Der Hammer Gottes

 
  • Deutscher Titel: Thor - Der Hammer Gottes
  • Original-Titel: Hammer of the Gods
  • Alternative Titel: Thor: Hammer of the Gods |
  • Regie: Todor Chapkanov
  • Land: USA/Bulgarien
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Zachary Ty Brian (Thor), Alexis Kendra (Siv, als Alexis Peters), Mac Brandt (Baldur), Daz Crawford (Ulfrich), Melissa Osborne (Freya), Nicole Ennemoser (Hel)


Vorwort

Bei den alten Wikingers…
Eine kleine Expedition der Nordmänner ist unterwegs zum „Ende der Welt“, aber nicht, weil sie sich dort über die Kante stürzen wollen, sondern weil eine alte Wikingerlegende von einer geheimnisvollen Insel spricht, die von Göttern, Riesen und Ungeheuern bewohnt wird. Die kann man entweder erobern und damit dem heimischen Königtum neues Land hinzufügen, oder man fällt im ehrenvollen Kampf, das Schwert in der Hand. Für den Wikinger, der was auf sich hält, also eine klassische Win-Win-Situation.
Angeführt wird der Sprengel von Thronfolger Baldur, begleitet wird er von seinem jüngeren, heißspornigen Bruder Thor und seinem Halbbruder Ulfrich, der mit ohne Haare, dem also mutmaßlich nicht zu trauen sein wird. Neben einer Handvoll tapferer Krieger sind auch zwei Frauen an Bord – Freya, Baldurs Gemahlin mit dem sechsten Sinn, und daher als Seherin wichtig für den Erfolg des Unternehmens, und Siv, ihres Zeichens Angetraute von Ulfrich, aber mehr oder weniger unheimlich verschossen in Thor, was auf durchaus fruchtbaren Ackerboden fällt und von Ulfrich, der vielleicht ne Glatze hat, aber nicht auf selbige gefallen ist, durchaus kritisch beäugt wird.

Kaum hat man an der verschneiten Küste einer kargen Landschaft angelegt, beginnt der Ärger auch schon. Beim Erkundungsgang verliert Thor nicht nur seinen Begleiter Aegir, sondern wird von … etwas angegriffen. Seine Wikingerkollegen halten die Mär von mehr als mannsgroßen, aufrecht gehenden Wölfen, mit der er anschließend bei ihnen hausieren geht, für metgetränktes Seemannsgarn, Fakt ist allerdings, dass Aegir verschwunden ist, und normalerweise lässt sich ein Wikinger nicht einfach so eins über die Rübe hauen und verschleppen.

Die Landpartie der Wikinger muss sich schon bald mit den fiesen Wolfskreaturen herumplagen, die nur schwer kaputt zu kriegen sind, dafür aber selbst umso tödlicher agieren. Im Landeserinneren entdecken die Wickies ein Dorf und eine kleine Schar verschreckter Überlebender, ihres Zeichens selbst Siedler von den Faröern – und damit Wikinger-Brüder, was gebietet, dass Baldurs Leute sich wohl oder übel ihrer annehmen müssen -, und seit Monaten geplagt von den Angriffen der Wolfskreaturen. Dieweil passiert zweierlei – Thor wird neuerdings von Visionen eines großen Kriegers, der eine merkwürdige Waffe schwingt, geplagt. Freya weiß natürlich, dass es sich dabei um Mjölnir, den Hammer der Götter, der nur einem ganz besonderen Krieger zusteht, handelt, und vermutet, dass sich jener auf dieser Insel befindet, was praktisch wäre, da die Wolfsviecher ihrer bescheidenen Ansicht nach Nachkommen von Lokis wölfischem Sohn Fenris sind, und Fenris wiederum nur mit Mjölnir platt zu machen ist. Thor denkt beim Superkrieger bescheiden nicht an sich, sondern an Baldur, und der wäre geneigt, es auf den Versuch ankommen zu lassen. Indes, zweites Ereignis, bemerkt Ulfrich, dass Siv und Thor vor seinen Glotzbuchten herumpoussieren (natürlich viel Lärm um nix), und stapft wutig von dannen.

Nun, langer Rede kurzer Sinn, stimmt eigentlich fast alles, so legendenmäßig. Gibt nur den ein oder anderen Haken. Haken 1: die vermeintlich zitternden Dorfbewohner *sind* die Wolfsgeschöpfe, sie können sich nach Belieben verwandeln. Haken 2: Ulfrich schmeißt sich der Anführerin der Wölfe an den Hals und spielt nun für das Heimteam. Haken 3: Natürlich dreht sich die Vision nicht um Baldur, der dann auch wenig später im Kampf gegen Ulfrich und die Wölfe den Kürzeren zieht, sondern um Thor, und der hält sich persönlich nun eigentlich nicht für Anführer- und Superheldenmaterial. Wird er wohl lernen müssen, sofern er und seine verbliebenen Freunde jemals wieder heimatliche Gestade erblicken wollen…


Inhalt

Als Stan Lee und Jack Kirby damals, lang lang ist’s her, beschlossen, Donnergott Thor und den ganzen asgardischen Götterhaufen in den Marvel-Kanon zu integrieren, hatten sie wohl kaum auf dem Schirm, eines Tages knausrigen Mockbuster-Produzenten eine Steilvorlage zu bieten. Thor ist nun auch ein wesentlicher Bestandteil des Marvel Cinematic Universe, das mehr Geld in die Kassen der Mighty Mouse spült als es wahrscheinlich überhaupt gibt, aber als Figur der nordische Mythologie nicht schützbar, abgesehen von der „likeness“ und so blöd sind nun wirklich die Wenigsten. Was bedeutet, dass jeder Schwachmat, der auf einer Videokamera den REC-Knopf findet, ohne Sorgen vor Disneys Anwälten einen THOR-Film drehen und so versuchen kann, arglosen Nixblickern ein paar Dollar abzuzocken.

Interessanterweise waren meine Freunde von The Asylum noch nicht mal die ersten, die auf diese lukrative Idee kamen (obschon „The Almighty Thor“ natürlich trotzdem ziemlich bodenlos ist, aber auch unterhaltsam, wenn man im richtigen „mindframe“ ist). Unser heutiges corpus delicti wurde von Syfy, als sie noch „SciFi Channel“ hießen, als original movie in Auftrag gegeben und 2009 erledigte solche Jobs noch nicht unbedingt derjenige, der’s am billigsten hindeichseln konnte, sondern NBC Universals hauseigene B-Abteilung, zu diesem Zeitpunkt ungefähr deckungsgleich mit UFO Pictures, der routinierten DTV-Schmiede um den umtriebigen Phillip J. Roth.

UFO drehte nun schon seit Jahr und Tag in Bulgarien und hat die dortigen Landschaften schon als alles mögliche ausgegeben, warum also auch nicht als undefiniertes Eiland irgendwo im Nordatlantik. Passt scho. Als Regisseur wurde ein Eigengewächs verpflichtet, Todor Chapkanov, ein Bulgare, der sich im UFO-Stall von der Regieassistenz bei Kloppern wie „Shark Hunter“, „Hyper Sonic“, „Apokalypse Eis“, „Boa vs. Python“ oder „Grendel“ auf den eigentlichen Regiestuhl hochgearbeitet hatte. Nach „Copperhead“, einem Wildwest-Schlangenhorror, war „Thor“ seine zweite eigenverantwortliche Regieaufgabe, später drehte er u.a. den hierzulande als „Volcano“-Fortsetzung vermarkteten „Miami Magma“ und das vierte Instalment der von B-Action-Fans hochgeschätzten „Undisputed“-Reihe „Boyka is Back“.

„Thor“ dürfte nicht gerade das Bewerbungsvideo gewesen sein, das Chapkanov bei Millennium Films vorlegte, denn mit diesem Film ist nun wirklich kein Stück Brot zu gewinnen. Ist sicher nicht die Schuld des Regisseurs, denn ein Script, das mit „by the numbers“ ausgesprochen wohlwollend beurteilt ist, und ein Budget, das selbst für die Verhältnisse eines hingerotzten SciFi-Movie-of-the-Week armselig gewesen sein muss, täten sich auch größere Geister schwer.

Dass das Script nix taugt, darf niemanden überraschen, stammt Steve Bevilaqua, der werte Autor, aus dem Asylum-Stall und schrob in deren ersten großen Mockbuster-Phase so großartige Geschichten wie „Hillside Cannibals“, „War of the Worlds“ und „Journey to the Center of the Earth“. Nachdem „Thor“ wohl nicht gerade die erhoffte Eintrittskarte ins größere Filmbiz geworden ist, kehrte er mittlerweile zu Asylum zurück und zeichnete für das Script von „Apocalypse Pompeji“ verantwortlich. Drüber geputzt hat dann noch Rafael Jordan, dessen Vita mit „Yeti“, „Lightning Strikes“, „Dragon Wasps“, „Jurassic Attack“, „Stonados“; „Poseidon Rex“ oder „Cowboys vs. Dinosaurs“ auch nur einen Platz in der badmovies.de-Hall-of-Fame aussichtsreich erscheinen lässt.

Immerhin, so ein bisschen im Handbuch „Nordische Sagen für Dummies“ haben die Herren dann wohl doch nachgelesen, denn obwohl die ganze Mythologie, die der Streifen aufbaut, etwas wacklig ist, stimmt zumindest die Hintergrundgeschichte um Lokis „Söhne“ Fenris, den Wolf, und Jörmungandr, der Midgardschlange (die in Thors Visionen als Opfer des Kriegers aus einem früheren Leben vorkommt). Dass der durchschnittliche Wikinger aber nicht weiß, wer oder was Mjölnir ist, tönt ein wenig schräg (erst recht, wenn einer derjenigen auch noch Thor heißt). Ob ich die Idee, in der Charakterkonstellation der Wikinger-Truppe das Beziehungsgeflecht der asischen Gottheiten im Kleinen nachzustellen, gut oder albern finde, hab ich mich noch nicht entschieden; irgendwie stört es mich, dass – bis auf Ulfrich – praktisch alle Wikinger und Wikingerinnen Götternamen spazieren tragen und eben so la la die Charakterzüge ihrer jeweiligen Namensgeber auftragen (zumal das auch für Leute, die mehr als nur ein Thor-Comic gelesen haben, quasi interne Spoiler sind. Merke: wer Hel heißt, wird wohl kaum Gutes im Schilde führen).

Ist im Endeffekt aber auch alles wurscht, denn auf die bare essentials heruntergebrochen, ist es die ganz simple Heldenquest – unser Protagonist braucht ein mystische Waffe, um den Schurken/das Monster zu besiegen, findet sie, und haut dann dem Bösewicht auf’s Maul bzw. die Lefzen. Weitestgehend unkaputtbar, funktioniert also auch hier im bescheidenen Rahmen, aber irgendeinen Funken Inspiration sucht man vergebens.

Die Inszenierung Chapkanovs ist dann auch eher vergessenswürdig. Wie gesagt, es ist nicht einfach, etwas memorables zu filmen, wenn die größten production values ein mock-up eines Drachenboots (in „action“ selbstverständlich durch bewährte El-Schäbo-CGI ersetzt) und eine heruntergekommene Holzhütte sind (allerdings ist amüsant, dass die färingischen Kolonisten bei aller Angst vor’m bösen Wolf Zeit genug gehabt haben, um im Wald Treppen mit Geländern und Hängebrücken zu installieren). Die Kampfchoreographie ist eher … mäßig, wobei sich vor allem Thor durch ganz besonders armselige Feinmotorik hervortut, und die CGI sowohl für den Fenriswolf als auch die Wolfskörper der Werwölfe (das sind sie ja letztlich) ist eher in der Holzklassenqualität angesiedelt (creatures sind bei UFO nun wirklich nicht der strong suit). Bemerkenswert allerdings, dass es bei einem FSK-12-Film tatsächlich ein bissl entrail-Gore zu sehen gibt. Der Jugendschutz in diesem unserem Lande ist sehr sehr sehr seltsam.

Nachdem wir den Soundtrack noch mit „nerviges 80er-Synthichor-Genöle“, wie’s auch in „Space Mutiny“ nicht furchtbarer tönte, abgehandelt haben, können wir uns dem, hihi, all-star-cast zuwenden.

Headliner als Thor ist Zachary Ty Brian, der Welt jahrelang als Tim-Allen-Sohn Brad in „Hör mal, wer da hämmert“ auf den Keks gegangen, und der nun wirklich keiner ist, den ich als „action hero“ selbst in der Kreisliga bezeichnen würde. Brian fehlt sowohl die körperliche Präsenz als auch das gewisse bad-ass-Charisma. Meine Güte, der Kerl hat in den zehn Jahren seit „Home Improvement“ nicht mal seine Pausbäckchen abgelegt. „Siv“ Alexis Kendra née Peters hatten wir gerade erst in „Grendel“, zwischendurch war sie auch in „Hatchet II“ und „Big Ass Spider“ zu sehen. Sie sieht immerhin nach Wikingerbraut aus, was man von Melissa Osborne (Freya, „2012: Supernova“) nicht unbedingt behaupten kann. Beide fallen schauspielerisch nicht negativ auf. Mac Brandt, mittlerweile in Serien wie „Kingdom“, „Valor“, „The Night Shift“ und „Colony“ zu sehen, ist als Baldur zumindest nicht unsympathisch, und Daz Crawford („Blade II“, „Agents of S.H.I.E.L.D.“) hat als Ulfrich zumindest die notwendige Ausstrahlung. Als Hel vertritt Nicole Ennemoser („SOKO Kitzbühel“) die deutschen Farben, warum auch immer (war da wieder stupid German money im Spiel? Bei UFO schon möglich).

Auf Blu-Ray versucht uns New KSM den Streifen anzudrehen und in den Grabbelkisten von KiK und Co. sollte die Scheibe in der 2-Euro-Preisklasse zu finden sein. Bild- und Tonqualität sind anständig, die deutsche Synchro ist brauchbar. Extras, die über ein paar Trailer hinausgehen, gibt’s natürlich nicht.

Ergo: Asylums „Thor“ ist mir da letzten Endes noch lieber, denn die Irrenhausbesatzung spielt wenigstens ein bisschen mit der nordischen Mythologie und baut ein paar schräg-doofe Ideen ein (wer könnte einem mit der Uzi wedelnden Donnergott schon widerstehen?), während Universals/UFOs „Thor“ nur eine völlig gewöhnliche Horror-/Abenteuerstory runterleiert, die nun wirklich keinen Köter unter der Heizung hervorlocken kann. Einziger „selling point“ für Trashfreunde – einen so fehlbesetzten Hauptdarsteller sieht man nicht alle Tage, aber ob man sich deswegen 83 Minuten um die Ohren schlagen muss? I kinda doubt it.

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 3


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