- Deutscher Titel: -
- Original-Titel: Things
- Regie: Andrew Jordan
- Land: Kanada
- Jahr: 1989
- Darsteller:
Barry J. Gillis (Don), Amber Lynn (Reporter), Bruce Roach (Fred), Doug Bunston (Doug), Jan W. Pachul (Dr. Lucas), Patricia Sadler (Susan)
Vorwort
Abt. Ein Film wie kein Film. Punkt.
Wenn man sich so viel vor die Bindehaut kloppt wie ich, sieht man manchmal Dinge (pun intended), die man nur schwerlich als Film bezeichnen möchte. Ich rede hier nicht von irgendwelchen Videos von realen Tötungen und Unfällen oder deren Ansammlung in den Niederungen des Mondofilms, sondern eben von Werken wie THINGS. Vor allem erstaunlich finde ich, dass eben solche Filme derart polarisieren können. Für den einen sind sie sinnloser, unguckbarer Schrott, für andere Kult. Ähnlich wie etwa beim französischen OGROFF von 1983 wird der kanadische THINGS von seinen Fans als entweder unglaublich dilettantisches und alles umwälzendes Trashfest oder geradezu metaphysische Reflektion über das Horrorgenre abgefeiert. Hierin kann man mal wieder gut erkennen, dass „Kunst“ eben im Auge des Betrachters liegt, nach der Veröffentlichung des Films, der Zurschaustellung, dem mehr oder weniger freien Zugang zum Werk, die Interpretationsebene vollkommen dem Rezipienten überlassen ist. Man sagt so gerne, dass man etwas „mit eigenen Augen gesehen haben“ müsste, um es zu glauben. Und dabei ist das Auge, wie eigentlich alle anderen Sinnesorgane, zutiefst subjektiv, ist es doch an das eigene Gehirn gekoppelt. Aber genug des ausweichenden Geschwafels, widmen wir uns den Dingen, die da harren.
Inhalt
Als erstes bekommen wir eine nukleare Explosion zu sehen, die allerdings nur als pittoresker Hintergrund für die Credits der eigens für den Film gegründeten Left Field Productions dient. Auf der Tonspur hört man jene auch, genau wie das Geschrei einiger Menschen, bevor alles abrupt endet. Man könnte denken, dass ein Fehler vorliegt und die Version des Films defekt sei, bis endlich der Titel eingeblendet wird. Die Geschichte selbst, oder wie immer man das nennen mag, was in THINGS passiert, beginnt mit einer Frau, die in einem Kämmerlein beschäftigt ist (wahrscheinlich der Kellerraum des Hauses, da in seiner Höhe sehr beschränkt) und eine Maske trägt. Ein Mann mit Brille kommt zu ihr herein.
I want you to have my baby. My wife and I tried everything, but we could never get one. Now it’s up to you.
Sie entledigt sich darauf ihres luftigen Kleidchens, was der Mann lächelnd zur Kenntnis nimmt. Er tritt an sie heran und bekräftigt nochmal seinen Kinderwunsch. Darauf greift sie in einen abgehängten Schrank und holt eine improvisierte Krippe hervor.
I already have your baby.
Der Mann versucht es zu streicheln – koochie, koochie, koochie –, doch es entpuppt sich als kleines Monster und beißt ihn.
Kurz darauf erwacht der Mann, Doug, auf einer Couch aus einem Traum. Er geht zu seiner Frau ins Schlafzimmer und gibt ihr einige Pillen. Dann gibt es endlich den Vorspann zu sehen.
Alles, was nun folgt, ist nicht immer nachvollziehbar. THINGS hat keine klar erkennbare Linie, keine sich durch den Film ziehende Narrative. Ich sehe hier dann auch keinen Sinn für eine normale Inhaltsangabe oder gar eine ausführliche Nacherzählung. Also habe ich mich für eine Aneinanderreihung von Eindrücken entschieden, die von aus dem Kontext erkennbaren Szenen und Motiven begleitet werden.
Als nächstes bekommt Doug Besuch von seinem Bruder Don und Kumpel Fred. Es folgt eine albtraumhafte Sequenz, in der zwei Männer mit einer Bahre auftauchen. Einem Mann wird von einem anderen Mann, der uns später als Dr. Lucas vorgestellt wird, im Beisein einer Frau zuerst die Hand und dann der Kopf abgetrennt.
Auch die Stimmung unter den Männern ist von Anfang an etwas komisch, die meiste Zeit sitzen sie im Wohnzimmer, trinken Bier und führen belanglose Gespräche. Ich habe mir notiert, hier wären wohl Referenzen an andere Horrorfilme eingeflochten. Aber das war scheinbar mehr ein Gefühl, denn eine Feststellung, denn konkret könnte ich das hier und jetzt nicht mehr verifizieren (nur dass in den News-Beiträgen, die ich gleich noch erwähne, auch das Copyright-Problem von Romeros NIGHT OF THE LIVING DEAD zur Sprache kommt).
Erst spät wird uns gewahr, dass Fred ja auch noch da ist. Im Bild sind aber immer nur zwei, zuerst eine ganze Zeit eben Doug und Don, zu sehen, die sich unterhalten. Ich denke, dass des Rätsels Lösung eine einfache ist – einer von den dreien musste scheinbar immer die Kamera halten und filmen. Unterbrochen wird das Beisammensein immer wieder von der Einblendung einer billig realisierten Nachrichtensendung, in der eine blonde Nachrichtensprecherin, die vor einem Turm aus teils ausrangierten und teils funktionierenden TV-Geräten steht, und scheinbar genauso Belangloses vorträgt (das sie scheinbar andauernd von einer Tafel neben der Kamera abliest). Irgendwann keimt in uns der Verdacht, dass sich manches dann tatsächlich auf die Männer bezieht, die im Wohnzimmer sitzen, Bier trinken und Belangloses quatschen (und deren eigener TV lustigerweise den Geist aufgegeben zu haben scheint). Die Männer machen, was Männer eben so tun. Fred packt heimlich Fußnägel in Dougs Sandwich, der seinerseits auf einmal ohne T-Shirt dasteht. Irgendwann, für mich waren es gefühlte 5 Stunden, ist dann auch das Bier alle, was vor allem Don wenig freut. In der Küche wartet dann ein Monster auf dem Herd.
Don und Doug gehen zusammen in den Kellerraum, ihr wisst schon, wo Doug in seinem Traum von dem Monsterbaby gebissen wurde. Und jetzt wird Doug hier auch glatt wieder von einem Monsterbaby angegriffen und anscheinend getötet. Jedenfalls haben wir das geglaubt. Doch kurz darauf steht fest, Doug ist nicht tot, sondern nur seiner Hand verlustig gegangen. Fred haben wir indes komplett aus den Augen verloren, keine Ahnung, wo der abgeblieben ist. Ich greife an dieser Stelle mal vor und verrate, dass er nicht wieder lebendig auftauchen wird. Zu unserer großen Überraschung ist das Monsterbaby nicht allein, es ist eine ganze Horde von ihnen im Keller entsprungen. Es kommt, wie es kommen muss, denn die kleinen, undefinierbar aussehenden Drecksviecher entkommen den Keller. Don und Doug müssen im Erdgeschoss um ihr Überleben kämpfen. Sie schauen auch mal im Schlafzimmer nach Sarah, Dougs Frau, die aber auch schon von den Kreaturen niedergemetzelt wurde. Als nächstes wird er selbst Opfer dieser Monster, die er in seinem Traum rief.
Plötzlich klopft es an der Tür. Es ist Dr. Lucas, der Don dann erklärt, dass es keine Monsterbabys gibt. Er führt den verwirrten Don durchs Haus, die Spuren der Teufelsbälger sind auf wundersame Weise verschwunden. Die Leichen seines Bruders, seiner Schwägerin und von Fred sind allerdings noch da. Dr. Lucas erklärt Don, dass er einen wahnhaften Anfall hatte und selbst der Mörder ist. Don flieht anschließend aus dem Haus aus dem Haus, was sich von außen als etwas größere Hütte (ohne Fenster im Erdgeschoss) entpuppt, zu entkommen. Er flüchtet durch die Wälder und in einen Bach, wo ihm an einer Brücke ein Mann begegnet. Der will ihn nun zu Dr. Lucas bringen, was Don irgendwie gar nicht behagt. Aber er folgt dem Mann zum Auto, er scheint nun in Sicherheit, was er erfreut mit „We finally made it, thank God“ quittiert. In der Hütte erhebt sich nun die entstellte Leiche seines Bruders. Als Don nach Hause kommt, wartet in einem Schrank eines der Monsterbabys schon auf ihn.
You have just experienced THINGS
Wie wahr, wie wahr…
Puh, der Abspann läuft, und was soll man dazu sagen? Endlich vorbei? Mitnichten, denn nach dem Abspann gibt es noch bei laufender Kamera ein Gespräch der Schauspielerin der Nachrichtensprecherin, im übrigen Pornodarstellerin Amber Lynn, die sich mit irgendjemanden hinter der Kamera unterhält und erst einmal erzählt, wie sie zu ihrer Statistenrolle in der Cannon-Produktion 52 PICK-UP gekommen ist. Das ist sogar interessanter als der gesamte vorangegangene Film. Anschließend folgt noch eine längere Szene mit Barry J. Gillis, der Don spielt, und Bruce Roach, der Fred spielt, aus der nicht ganz klar wird, ob das nun Behind-the-scenes-Material darstellt oder nur eine gekürzte Szene aus dem Film. Auf jeden Fall offenbart Barry/Don hier eine Obsession für das Vorhandensein von Bier im Kühlschrank. Vielleicht ein Hint zu der, ich nenne es mal in-film Theorie, dass er im Endeffekt der psychotische Mörder gewesen sein soll? Auch im Text der Nachrichtensprecherin verstecken sich scheinbar dazu einige Querverweise, die allerdings dermaßen lapidar und unzusammenhängend dargereicht werden, dass wir uns darauf keinen großen Reim machen konnten. Nach 83 Minuten Film (inklusive Abspann) und 7 Minuten Anhang hat das (zweifelhafte) Vergnügen jedenfalls ein Ende. Endlich.
THINGS macht es einem alles andere als einfach, der fragmentarischen Handlung überhaupt folgen zu wollen. Die Sprünge vom Besuch zu den Albtraum-Sequenzen und der Nachrichtensendung wirken willkürlich. Den Sinn des Ganzen, am ehesten wohl Dons Abdriften in den Wahnsinn, mussten wir uns zusammenraten und unsere Hypothesen dann mit anderen Reviews im Internet abgleichen (hier haben wir auch die Namen von Fred und Doug her, die im Film nicht direkt, eigentlich nur in der Nachrichtensendung, genannt werden). Trotzdem bin zumindest ich mir immer noch nicht ganz sicher, was uns dieser Film eigentlich sagen wollte. Das Zusammentreffen der drei Männer kam mir enervierend ereignis- und inhaltslos vor. Die Szenen im Haus und im Wald wurden zudem mit einer Super 8 Kamera gedreht, was eben den typischen Home-Made-Look gibt. Dagegen nutzte man für die Nachrichtensendung anscheinend 16-mm Material, was zur Folge einen starken Kontrast bildet – Wahnvorstellung vs. Realität? Ich weiß es nicht.
Das Gekröse wirkt nicht sehr professionell realisiert, was aber bei der schlechten Bildqualität nicht so sehr auffällt. Es regiert mehr Gore als Splatter. Im Endeffekt gibt es über die 90 (oder eher 83) Minuten verteilt nicht viel zu sehen – die Szenen mit Dr. Lucas zu Anfang, der Kampf gegen die Monsterbabys in der Mitte und die Ergebnisse des vorgeblichen Ausrasters von Don im letzten Drittel. Die Monsterbabys an sich sind leider vollkommen unbeweglich, werden scheinbar durch die Gegend gezogen oder geschoben, oder einfach mal auf jemanden herunterfallen gelassen. Das ist sichtlich billig und ohne Expertise in Heimarbeit entstanden. Gorehounds und Splatterfreaks sollten also nicht frohlocken, so richtig befriedigt werden sie hier wohl nicht. Diese sollten lieber zum eingangs erwähnten OGROFF greifen, wenn sie es schon billig, sinnlos und total freakig haben wollen. Irgendwann werde ich den wohl an dieser Stelle leider auch noch besprechen müssen.
Unterlegt wird das langweilige Treiben mit qualitativ wechselhafter Musik. Es gibt Gedudel einer billigen Heimorgel zu hören, das einen den letzten Nerv raubt. Manchmal stimmt ein dissonantes Synthesizer-Stück an, wie man es aus etlichen billigen Horrorfilmen der 70er und 80er kennt. Am besten schlägt sich noch das Gesangsstück „Tailspin“, das immer wieder angespielt wird und natürlich die Theorie des Abdriftens in den Wahnsinn (oder einen Albtraum?) nochmals unterstreicht. Auch wenn Don zum Ende aus dem Haus flüchtet, gibt es ein gar nicht mal so unschnittiges Gitarrenstück zu hören.
Ob die Darsteller ihren Job nun gut oder schlecht machen, ist gar nicht so leicht zu beurteilen. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten Dialoge auf der Grundlage von Stichwörtern improvisiert sind, weswegen einige recht natürlich, andere wieder erzwungen oder holprig klingen. Lustig ist, wie schon erwähnt, die Tatsache, dass Amber Lynn immer wieder neben die Kamera schielt, wo wohl jemand ihren Text auf einer Tafel hochgehalten hat. Mehr als einen Nachmittag konnte man sie sich wohl nicht leisten. Die inzwischen auf jeden Fall über 50-jährige Pornodarstellerin bringt es bis dato auf mehr als 200 Auftritte im „Fleisch-in-Bearbeitung“-Genre. Der einzige Darsteller, der es neben ihr zu Bekanntheit gebracht hat, ist Barry J. Gillis, der den Don spielt. Er war selbst maßgeblich als Drehbuchautor und Produzent an THINGS beteiligt hat 1991 sein Regiedebüt WICKED WORLD, auch ein Ultra-Low-Budget Horrorfilm, veröffentlicht. Danach wurde es ruhig um ihn, aber seit den 2010ern ist er wieder dabei und erfreut seine Fanbase (die es anscheinend wirklich gibt) mit weiteren Werken wie THE KILLING GAMES (2012). Er hat lustigerweise auch THINGS auf Letterboxd reviewed, erzählt hier nochmal, wie sehr er den Film mag. Und dass alle, die ihn nicht mögen, eben nicht kapiert haben. Unnützes Detail am Rande: Die Dame, die sich maskiert anfangs nackig macht, war wohl eine ortsansässige Professionelle. Severin Films wollte sie zum Re-Release des Films 2011 für ein Interview ausfindig machen, doch die Dame scheint wie vom Erdboden verschwunden.
Fassung:
THINGS erschien 1989/90 in einigen Märkten, vornehmlich Nordamerika, auf VHS. Irgendwann entwickelte er sich zum Geheimtipp, sodass Left Field Productions 2009 eine 20th Anniversary Special Edition DVD herausbrachte. Später erschien dann über Intervision, ein Sub-Label von Severin Films, eine um einiges Bonus-Material erweiterte DVD sowie eine VHS-Nostalgie-Fassung. Das 4:3-Bild der DVD sieht aus wie die Kopie der Kopie einer VHS. Stellenweise jedoch noch schlechter. Der Mono-Ton rauscht in den Dialogen ein wenig, was sich aber noch in Grenzen hält. High End-Freaks werden auf jeden Fall schreiend das Weite suchen. Das ist eher für VHS-Vergötterer oder Hartgesottene geeignet.
Fazit:
Ich ringe mit mir, THINGS wirklich komplett abzustrafen. Er ist in gewisser Weise schon interessant und es ist auch irgendwie faszinierend festzustellen, dass das Gezeigte am Ende doch noch irgendeinen Sinn ergeben könnte. Allerdings gestaltet sich THINGS als eine Geduldsprobe für wahrhaft abgehärtete No-Budget- und Trashfans. Es passiert minutenlang praktisch gar nichts, auch ein Talent für gute Shots und einen einigermaßen halbwegs flüssigen Endschnitt sind eigentlich nicht erkennbar. Erzählerisch rangiert dieses Machwerk ehedem jenseits von Gut und Böse. Aber dann ist das Ganze auch noch dermaßen neben der Spur, dass ich es schon nachvollziehen kann, dass einige Leute (wie eben auch bei OGROFF) total darauf abfahren und den Film kultig verehren. Eines kann man nicht bestreiten; THINGS ist anders, THINGS widersetzt sich erfolgreich dem Drang, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen, verweigert sich, absichtlich oder schlicht aus Unfähigkeit, filmischen Konventionen. Und wenn man nach genau so etwas sucht, wird man hier definitiv fündig. Nur unterhaltsame anderthalb Stunden sollte man keineswegs erwarten.
BOMBEN-Skala: 10
BIER-Skala: 3
Review verfasst am: 10.06.2023