The Wrecking Crew

 
  • Original-Titel: The Wrecking Crew
  •  
  • Regie: Albert Pyun
  • Land: USA
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Menace (Ice-T)
    Hakeem (Ernie Hudson jr.)
    Josef (T.J. Storm)
    Sly (David Askew)
    Dra-Man (Snoop Dogg)
    News Reporter (Miss Jones)
    Juda (Vincent Klyn)
    Chewy (Romany Malco)
    Captain (Ron Ladesich)
    Ceebo (Jahi J.J. Zuri)


Vorwort

Schon wieder Albert Pyun? Jau, tatsächlich, und es wird auch nicht der letzte Pyun sein, der in den kommenden Wochen hier gewürdigt wird. Ob Ihr Euch nun darüber freut oder vorsichtshalber den badmovies.de-Bookmark löscht (wehe!), überlasse ich Eurer Entscheidung… In den letzten Pyun-Reviews und in der jüngst online gegangenen Bio hab ich ja schon ein bissl zu seinen Spätwerken ausgeführt, meine freundlichen Sponsoren von dvdmagazin.net haben eifrig mitgelesen und mir ein Bündel geschnürt, dem ich nicht widerstehen konnte…

The Wrecking Crew gehört zu einer, hüstel, Trilogie von „urban themed movies“ (urban=bekanntlich neuenglisch für das, was man früher mal Blaxploitation genannt hat), die vom Maestro Pyun unter eher abenteuerlichen Bedingungen für wenig Geld in der Tschechei, genauer gesagt in Bratislava, abgedreht wurde. Einiges, was die in allen gängigen Besprechungen (und auch in dieser) aufgeführten Schwächen begründet, erklärte sich durch den erfreulicherweise dem UK-DVD-Release beigefügten director´s commentary, so dass ich zum besseren Verständnis sowohl vorab ein bissel was erzählen werde als auch im Review selbst die ein oder andere Anmerkung anbringen werde.

Ursprünglich sollten The Wrecking Crew und seine Stiefbrüder Urban Menace und Corrupt eigentlich EIN Film werden – geplant war ein Episodenfilm, der verschiedene, cough-cough, Perspektiven des urban Gangstertums ansprechen sollte. Die Produzenten, wie Pyun mit einem Hauch Bitterkeit vermerkt, bestanden aber vor Ort angekommen überraschenderweise darauf, das finanzielle Risiko eines Episodenfilms (die bekanntlich nie gut laufen) dadurch abzufedern, aus allen drei für je knapp 30 Minuten konzipierten Storys einzelne, (im weitesten Sinne) abendfüllende Filme zu stricken. Pyun sah sich nun vor die wahrhaft titanische Aufgabe gestellt, für insgesamt knapp eineinhalb Millionen Dollar innerhalb von drei Wochen drei komplette Filme abzudrehen (und das alles auch noch weitestgehend an einer einzigen Location) und einen Grossteil der angedachten Drehbücher, die das ja gar nicht hergaben, an Ort und Stelle durch spontanes Improvisieren auszubauen. Wenn man das berücksichtigt, entschuldigt das nicht alles, aber es weckt doch ein gewisses Mitgefühl für den geplagten Director und seinen Cast…

Anzumerken wäre auch noch, dass The Wrecking Crew eigentlich der „Schlussakt“ der Trilogie ist – inhaltlich bestehen aber zu den anderen beiden Teilen keine gesteigerten Beziehungen (abgesehen davon, dass praktisch alle Schauspieler in allen drei Filmen als verschiedene Charaktere mitwirken). Okay, genug gelabert, let´s go to tha hood.


Inhalt

K urios genug startet der Film schon mal – wer das Plakat oben rechts ansieht oder die DVD vielleicht sogar schon in der Hand gehabt hat, weiss, dass neben „ICE-T“ der Name „SNOOP DOGG“ in gleichberechtigter Grösse draufgepinselt ist. Na, dann haltet Euch mal fest…

Der Film beginnt mit ein paar, von Ice-T raptechnisch untermalt, ein paar artsy-fartsy Collagen, die spontan in ein wenig documentary footage von Snoop Dogg übergehen. Der, so instruieren uns ein paar hochgradig lächerliche Inserts, die in Sekundenabstand so grandiose Statements wie „Dra-Man is the boss“, „Dra-Man is Fear“, „Dra-Man is Death“ und „Dra-Man is the Boss of Bosses“ von sich geben, ist ein böser böser Schlimmfinger – die Voiceovers der angeblichen TV-Berichterstattung (zusammenhanglose Interviewschnipsel von Snoop Dogg mit einer C64-mässigen Einblendung „DRA-MAN“ nebst fiktivem Senderlogo) klären auf – der Typ ist nicht nur ein millionenschwerer und chartstümernder Superduper-Gangster-Rapper (das wäre Snoop Dogg heute sicherlich gern…), sondern nebenher noch Oberhaupt eines Drogen- und allgemeinem Bösmannstum-Imperiums, was offensichtlich jedermann bekannt ist, aber noch niemanden, schon gar nicht irgendwelche ordnungshütende Elemente, zu einem Eingriff veranlasst hat. Diese TV-Coverage wird von einem missgestimmt blickenden Ice-T angekuckt, und in dieses gar aufregende Setting ist ein heftiger Shootout zwischen Dra-Mans Gang und der von Ice-T (der von „Chicagö itself angeheuerten „Wrecking Crew“) geschnipselt, der damit endet, dass Snoop Dogg, eh, Dra-Man durch ein paar digital aufgepfriemelte Effekte „erschossen“ wird. Hä? Womit Dra-Mans Mitwirkung an diesem Film noch vor den Opening Titles beendet und Snoop Dogg aus dem Film entlassen wäre…

So, und jetzt die Aufklärung laut Albert Pyun… nach Fertigstellung des Films fiel den Produzenten ein, dass neben Ice-T kein „bookable“ Name für´s Videocover mitwirkte. Ergo wurde Pyun verdonnert, aus ein paar Outtakes aus Urban Menace (wo Snoop eh mitspielte) und Interview-Dokumentations-Stock-Footage einen mit dem Rest des Films in keinerlei gesteigertem Zusammenhang stehenden Prolog zu fabrizieren – Pyun selbst nimmt das im Kommentar mit einem resigniert-amüsierten „that´s marketing“ hin, Snoop sollte halt nur einen prominent aufs Cover klatschbaren Namen hergeben, der seine Fans zum Kauf bzw. zum Ausleihen bewegt, wie der Regisseur freimütig zugibt (ebenso freimütig räumt Pyun ein, dass das Montieren und digitale Bearbeiten dieser Szenen ganze vier Stunden in Anspruch genommen hat, quality-Herz, was willst du mehr?)

Nach dieser Arbeitsbeschaffungsmassnahme für arbeitslose Ex-Rap-Stars (okay, okay, Snoop hat ja selber nicht wirklich daran mitgewirkt, aber ein paar tschechische Kronen werden für ihn schon abgefallen sein) mäht die Wrecking Crew eine weitere Gang von Tunichtguten nieder (diesmal dem Vernehmen nach in Washington D.C., was den ganzen „Chicago-macht-dieses-und-jenes“-Prolog noch dröseliger macht), weil diese Motherfuckers die falschen anderen Motherfuckers gefucked haben (yo, ghetto slang rules okay, bro!). Einem letzten Opponenten bläst Ice-T (der übrigens auf den nie ausgesprochenen Namen „Menace“ – schick – hört) persönlich quite gory den Schädel weg.

Dann legen – nach geschlagenen siebeneinhalb Minuten – die Opening Titles los, schlagen auch noch mal locker drei Minuten tot, so dass wir ungefähr bei Minute 10 (von 76) in den eigentlichen Film einsteigen. Naja, Zeittotschlagen gehört zu den ersten Disziplinen, die ein aspiring B-movie-director lernt und Pyun ist ja längst Profi… Okay, Ice (ich bleib dabei, tippt sich kürzer) bewundert stolz das von ihm und seinen Jungs veranstaltete Chicago-Massaker und wir erfahren zu unserer Überraschung, dass die muntere Killerei sanktioniert ist – vom örtlichen Polizeicaptain. Gut, ein bissel zu weit gehen ihm die radikalen Methoden zwar schon, aber da Ice ihm schlicht zu verstehen gibt, dass er auf seine Einwände „no fuck“ gibt und der Captain „out of my fucking way“ bleiben soll, bleibt die Metzelei offensichtlich ungestraft (ist wohl ein Fall von „Teufel mit Beelzebub austreiben“).

Zwei Tage später… Detroit (wo wir dankenswerterweise den Rest des Films verbringen werden; sofern wir rein suspension-of-disbelief-mässig akzeptieren können, dass eine leerstehende tschechische Fabrikruine Detroit ist). Ein kurzes TV-Nachrichten-Einspiel informiert uns darüber, dass die dortigen diversen urban gangs sich gegenseitig abmurksen und endet mit dem heartfelt seufzer (oder dem, was „Rap-Star“ Miss Jones – nie was von ihr gehört, muss ich zugeben – dafür hält) „wann wird die Stadt endlich ´genug ist genug´ sagen und einschreiten?“ (soll sie das Filmmaterial verbrennen?)

Immerhin, selbst zwei der alteingesessenen Gangs wird die muntere Killerei auf „Detroits“ Strassen irgendwann zu blöde (klar, wenn die Motherfucker schneller erschossen werden als neue nachwachsen, hat man irgendwann mal Nachwuchsprobleme). Ergo kommen die Leader der „111s“ (ausgesprochen „one elevens“) und der „Locs“ (pure creativitiy) relativ zeitgleich auf die Idee, ein Treffen zwecks Aushandlung eines Waffenstillstands auszuhandeln (woher kenn ich diese Idee bloss?), weil man einen gemeinsamen Feind habe – das „Kartell“ (wir sind mal wieder soooooooooo clever in der Namensgebung, dagegen war das World Crime Syndicate aus Mean Guns inspiriert) (lustige Facts am Rande: Hakeem, der 111-Chef, und die ihm ergreifen lauschende Crowd sind vollkommen ersichtlich nicht in der selben Szene bzw. Location – merkt man z.B. daran, dass einer seiner Henchmen gleichzeitig hinter ihm und in der ersten Reihe im Publikum steht… Effektives Filmmaking). Sly, der Cheffe der Locs, muss allerdings einen rebellischen Underling als Disziplinarmassnahme totschiessen (funny fact: der Geplättete muss in der Szene eine Maske tragen, weil er später einen anderen Charakter spielen wird – den Rebellen musste er deshalb geben, weil er im Gegensatz zu den meisten Extras, von denen eh die Hälfte weiss sind [schon blöd, wenn man einen „urban“ Film in Bratislava dreht, wo bekanntlich Milliarden Afro-Amerikaner rumlaufen], der englischen Sprache mächtig war). Das geht natürlich nicht ohne jede Menge moderner blaxploitation-Platitüden wie „we gotta respect and represent tha hood“ etc. ab. Word, man!

Natürlich können die frömmsten Gangs nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen „Kartell“ nicht gefällt. Und ebenso natürlich gibt es den obligatorischen Verräter (sicher nicht ganz unzufälligerweise ein Weisser), der gegen ein geringes Entgelt Josef, dem maximo leader der Kartell-Truppe, brühwarm erzählt, dass und wo Sly und Hakeem sich mit ihren jeweiligen Delegationen treffen wollen und daher hervorragend zum simultanen Abschuss geeignet werden. Überrascht es uns bei einem Albert-Pyun-Film wirklich, dass dieser weisse Verräter erstens von Vincent Klyn (der ja nun wirklich in fast jedem Pyun-Film irgendwo ´ne Rolle abstaubte) gemimt wird und zweitens auf den Namen „Judah“ hört? Da fragt man sich doch, warum der verantwortungsvolle Gangchef von Welt einen so prädestinierten Backstabber in seinem engeren Kreis hält – einmal Judas, immer Judas, oder wie war das doch gleich… Naja, Pyun bzw. seine Drehbuchautorin halten das vermutlich für eine Art subtilen kleinen Scherz. Ich lach nächste Woche drüber.

Der Treffpunkt befindet sich – wie könnte es bei einem End-90er-Pyun anders sein – in einer leerstehenden Fabrikhalle (Pyun-Kommentar: „Ich mag es, in alten Fabriken zu filmen!“ Hätt´ ich nie gemerkt!) Hakeem und Sly laufen mit jeweils drei Sidekicks ein und legen erst mal hypervorsichtig und voller gegenseitigem Misstrauen ihre Waffen nieder – die Sidekicks abwechselnd, die Cheffes selbst gemeinsam auf einen Count bis 3. Als Friedensgeste hat Hakeem eine Paket Drogen mitgebracht (kleine Geschenke erhalten die Freundschaft). Sly ist sich nicht sicher, ob er nach all dem „shit“, den die 111s den Locs zugefügt haben, seinem Widerpart trauen kann, als der vorschlägt, die Kräfte zu vereinigen und das Kartell aus dem Geschäft (und dem Leben an sich) zu terminieren. Schliesslich kann ja niemand wissen, ob die 111er nach erfolgreicher Kartell-Beseitigung nicht die einzig verbleibende Konkurrenz, wenn sie schon dabei sind, gleich mit niedermachen. Hakeem weist darauf hin, dass die Locs auch keine Kinder von Traurigkeit gewesen wären und man seine persönlichen Blutfehden halt mal hintanstellen müsse. Der Argumentation, die keine ist, kann sich Sly nicht verschliessen, man schliesst Brüderschaft (inklusive gar niedlicher Umarmung der Bosse), nur einer von Slys Sidekicks mag und kann nicht so recht mitfeiern – verständlich, denn in seinem Rücken steckt auf einmal ein fast´nen halben Meter langer Armbrustbolzen (oder sowas ähnliches, die entsprechende Waffe dazu zeigt uns keiner), was ihn tot umfallen lässt. Ehe wir noch „Hinterhalt“ sagen können und die Gangs sich wg. der üblichen wechselseitigen Verdächtigungen gegenseitig die Kehlen durchschneiden, geraten die verbleibenden sieben Geisslein, eh, Gangster, unter Beschuss… und zwar von Ice-T! Heftiges Gerenne durch (stets die selben) Korridore schliesst sich an (funny fact vom Kommentar: aufgrund der Tatsache, in drei gleichzeitig abgedrehten Filmen die verschiedenen Gangs recht wild durcheinander besetzt zu haben, rennt gern mal ein vermeintlicher Loc mit den 111ern mit, weil er durcheinander kam, welcher Gang er gerade angehört… Pyun fühlte sich, da der Goof durch Re-Shoots nicht mehr ausgeglichen werden konnte, immerhin genötigt, eine kurze, nicht gescriptete Szene einzubauen, in der den 111ern auffällt, dass einer von der Konkurrenz bei ihnen mitläuft und sie ihn ehrenhalber in ihre Gang aufnehmen. Immerhin, der Junge macht sich tatsächlich noch Gedanken um sowas) – blöderweise haben unsere „Helden“ vergessen, ihre vorhin abgelegten Knarren wieder an sich zu nehmen und stehen jetzt auf relativ verlorenem Posten gegen die Firepower von des Eismanns Wrecking Crew. Die (noch dürfen wir raten, ob sie vom Kartell angeheuert wurden) haben das Gebäude auch längst abgeriegelt und mit Bomben gepflastert (oder sowas ähnlichem… funny fact vom Kommentar: selbst der Regisseur wusste nicht recht, was das sein sollte, was das tschechische Prop Department ihm da in die Hand drückte. Pyun hatte Plastiksprengstoff mit Timer bestellt und bekam etwas, das wie ein Haufen Knetgummi von Playdoh aussieht, in das man einige Innereien einer ausgedienten Armbanduhr gedrückt hat. Wirkt ungefähr so „bombig“ wie, eh, ein Haufen Knetgummi von Playdoh). Während die Locs und 111er in Zwei- bzw. Drei-Mann-Stärke getrennt durch die Fabrikhalle rennen (der Rest ist schon hinüber), plötzlich ein bislang nicht im 111er-Gefolge gesichteter, aber auf einmal mit denen rumeiernder Extra erschossen wird, zieht vor dem Gebäude ein mittleres Batallion des Kartells, angeführt von Josef, auf (zur besseren Unterscheidung von den restlichen Gangs tragen die Kartell-Mitglieder freundlicherweise Regenparkas mit Rallyestreifen). In einer der Laufzeit wegen eingefügten Szene streiten sich Sly und sein verbliebender Sidekick über den wenig erfreulichen Verlauf der Dinge („das hast du nun von deinem fucking Waffenstillstand,“ nölt der Sidekick und wird – welch erstaunliches Faktum – von Sly nicht sofort wegen Insubordination exekutiert). Da Ice im Anmarsch ist und mit seiner Pumpgun wedelt, versuchen die beiden sich dann doch lieber zu verstecken, Sidekick wird aber durch eine stabile Stahltür (zumindest sieht das Ding so aus) von Ice angeschossen, zu sich gezerrt und gänzlich fertiggemacht, was Sly mit einem entsetzten Augenaufschlag quittiert (so´n richtig harter Hund scheint mir der motherfucker doch nicht zu sein). Sly flüchtet schleunigst vom Orte des schändlichen Geschehens und wird beinah versehentlich von Hakeem & Co. gekillt, die sich wenigstens mit provisorischen Knüppeln bewaffnet haben (und hier fällt mir zum ersten, aber nicht zum letzten Mal auf, dass der Streifen offensichtlich nicht nachsynchronisiert wurde – die Dialoge, die durch die ghetto-Sprache für nicht afro-amerikanische Streetgang-Mitglieder eh schon manche Frage offenlassen, werden oftmals vollkommen unverständlich, wenn die Akteure sie nicht direkt in ein Mikro nuscheln, sondern gerade abgewendet stehen o.ä. Für Post-Production und ad-libbing war da offenbar keine Öre mehr im Budget übrig). Pack schlägt sich und, nach kurzer Überlegung, Pack verträgt sich.

Während das Kartell inkl. des verräterischen Judah (wenn ich jetzt dieser Verräter wäre, würd´ ich mich aus der Umsetzung des Planes vornehm raushalten) in das Gemäuer eindringt (hm, die Tür ist recht eindeutig offen, fragt sich also, warum die Locs und 111er nicht einfach dadurch rausspazierten, anstatt jedes einzelne verrammelte Fenster zu rütteln) und Sly den miesen Judah-Knilch als „sonofabitch“ identifiziert, erweist sich, dass des Eismanns Truppe nicht Josefs Plan gehört, denn auch die Parka-Träger werden umgehend unter Feuer genommen und kreuz und quer über den Haufen geschossen. Hakeems Sidekicks (darunter Ceebo, wg. Brille unzweifelhaft als der Denker der Truppe charakterisiert) halten den Shoot-out zwischen Kartell und den ihnen noch unbekannten Attentätern für ein willkommenes Ablenkungsmanöver zu einem Ausfall-Versuch. Hätten se mal lieber bleiben lassen, denn sie werden prömpt erschossen. Weil, wie gesagt, auch seine Männer reihenweise umfallen wie die Fliegen, fragt sich Josef, was „the fuck“ denn eigentlich los sei… denn die Ice-Brigade hat´s natürlich auch auf ihn persönlich abgesehen. Dito auf Judah, der versucht, sich unauffällig abzusetzen, aber extrem blöderweise direkt in Ice persönlich läuft und von diesem brutal (und zu Josefs, der das zufällig aus einem Versteck mit ankuckt, mienenverziehendem Entsetzen) in den Verräterhimmel befördert wird. Josef nimmt die Beine in die Hand und fällt Hakeem und Sly in die Hände. Nach den zu erwartenden Missverständnissen, die schnell ausgeräumt sind, beschliesst man trotz gegenseitigen Misstrauens, irgendwie gemeinsam aus dem shit rauszukommen, überwältigt ein paar Jungs der wollmützentragenden Ice-Fraktion und erbeutet deren Schiesseisen, die auch gleich to good use gebracht werden.

Komisch nur, dass eine Szene später die Knarren mysteriöserweise verschwunden sind und unsere drei, eh, Helden, räsonieren, ohne Bleispritzen schlichtweg „fucked“ zu sein. Sly rechnet sich anhand unergründlicher mathematischer Fähigkeiten aus, dass es sich um fünf Gegner handeln muss (naja, wir sind in einem Albert-Pyun-Film, da ist fünf as good a number as anything – hindert ja trotzdem den Regisseur nicht daran, diese „fünf“ ungefähr zwanzig mal erschiessen zu lassen, siehe Mean Guns, wo´s auch erheblich mehr Leichen als eigentlich Mitwirkende gab). Hakeem wäre dafür, die Kontrahenten niederzumachen, während der in solchen Dingen offensichtlich realistischere Josef auf Flucht drängt, was aber unter Verweis auf die Booby-Traps und Verbarrikadierung der Hütte von seinen Kollegen abgelehnt wird (vielleicht sollte Josef ihnen mal zeigen, wie er REIN gekommen ist). Man verfällt schliesslich auf den Intelenz-Plan, die vorhin beim Waffenstillstand abgelegten Kanonen einzusammeln – als ob die noch dort wären!. Sind sie natürlich auch nicht, dafür hat Ice, immer mit dem gewissen Sinn fürs Dramatische, um seine Opfer-in-spe´ auch visuell ein wenig zu beeindruckend, ein kleines Stilleben angerichtet: „Tote Gang-Members hängen am Hals von der Decke, in braun-graü. Die Gangchefs sind angemessen impressed, Hakeem, scheinbar von der abergläubischen Sorte, verweist derartiges madmantum umgehend ins Reich des „demon shit“.

Andererseits hat Hakeem als einziger der drei wohl in letzter Zeit mal Nachrichten gehört und vermittelt seinen Kollegen Gerüchte über die „Wrecking Crew“, eine super-duper-Spezialeinheit der Cops, die als death squad von town to town ziehe und alles, was nach Gang aussieht, niedermetzele. „Das ist nicht fair von den Cops,“ beklagt sich Sly, „wenn man den Bullen nicht mehr vertrauen kann, wem dann?“ Tja, life´s a bitch and sucks. Is aber wirklich nich nett, wenn man als rechtschaffener Gangster seines Lebens nicht mehr sicher sein kann.

Hakeem, der inzwischen offiziell die Denksportabteilung übernommen hat (scheint bei den 111ern irgendwie in der Familie zu liegen), schlägt den oberidiotischen Plan vor, die Bude anzuzünden, was allgemein begeisterte Zustimmung findet (? WHO ON EARTH hält das für´ne clevere Idee???). Man müsse halt nur Benzin finden (was bekanntlich in handliche Kanister verpackt in jeder verlassenen Fabrik in jeder Ecke rumsteht… ich liebe die Pyun´schen Paralleluniversen).

Ice palavert währenddessen mit seinem Auftraggeber über Handy, auch der macht sich nämlich inzwischen seine Gedanken über den übertriebenen Enthusiasmus der „Wrecking Crew“. Ice bürstet derartige Beschwerden mit der üblichen „you brought us here, so don´t fuck with my way“-Attitüde ab (mann, es sollte sich doch eigentlich unter einschlägigen Auftraggeberkreisen rumgesprochen haben, dass die Methoden der Crew, eh, naja, global-warfare-mässig sind. Naja, Weihnachten überrascht die Menschen ja auch immer wieder auf´s neue, warum also auch nicht sowas?). Die Ganghäuptlinge, die sich (unbewaffnet in einem von unbekannter Anzahl schwerbewaffneter Kerle, die´s auf sie abgesehen haben, verseuchten unübersichtlichen Fabrikgebäude, ergo logischerweise) getrennt haben, sacken Benzinkanister und alles entfernt brennbare ein und haben unterschiedliche Encounter mit Wrecking-Crew-Angehörigen, die sie by means of lame martial arts (obwohl Josef eine wirklich brutal aussehende Wrestling-Clothesline austeilt, bevor er dem „Opfer“ das Genick bricht) bewältigen – oder auch nicht. Josef nämlich hat eine unheimliche Begegnung der dritten, vierten und fünften Art mit Ice und wird von diesem gekillt. Wenigstens wurde Hakeem Zeuge des Josef-Abgangs und kann davon entsetzt Sly berichten, der das aber verhältnismässig locker aufnimmt, worauf Hakeem wiederum der Kragen platzt: „That motherfucker saved our lives!“ (erstens Auslegungssache, zweitens wollte er sie ja ursprünglich durchaus umbringen). „That shit gotta stop,“ ist sich Hakeem jedenfalls sicher, cuz „I intend to survive“ (das wollen sie ja wohl alle…).

Nachdem sie noch schnell zwei der Vigilanten-Cops ausgeschaltet haben (praktischerweise gehorcht auch die Wrecking Crew den üblichen Genre-Gesetzmässigkeiten, nach denen ein anfänglich übermächtig-unbesiegbarer Gegner, je näher es zum Showdown geht, immer einfacher zu besiegen ist, bis am Ende ein blosses Anstupfen reicht, um ihn tot umfallen zu lassen), dabei aber ein bissl Benzin gespilled haben, so dass ein kleines Feuerchen zu lodern beginnt (natürlich nur deswegen, damit Ice cool wie Oskar stoisch gerade durch laufen kann), entdecken unsere beiden überlebenden Gang-Hoods ein Mannloch in der Decke. Anstelle nun, wie vernünftige Menschen es tun würden, ihren Abfackel-Plan Abfackel-Plan sein lassen , da rauskrabbeln und die Beine in die Hand nehmen würden, entscheiden sie, dass dieser Ort hervorragend geeignet sei, um das Feuer zu legen und ANSCHLIESSEND der Hütte aufs Dach zu steigen (ich würd´s ja noch fast einsehen, täten sie aufs Dach klettern und DANN die Kanister als Brandbomben nach unten schmeissen). Hakeem klettert voraus, aber Sly wird vom eiskalten Rächer Ice von der Leiter geschossen. Pathos beginnt literweise aus den Lautsprecherboxen meiner Stereoanlage zu triefen, als der sterbende Sly dem ihm in den letzten dreissig Minuten sichtlich zum Bruder, den er nie hatte, gewordenen Hakeem das Versprechen abnimmt, die Gang-Kriege zu beenden und „some positive shit“ zu bewirken. Das ist zwar selbst Hakeem „too sentimental“, aber einem gerade Abkratzenden schlägt man nunmal nix ab. Nur sieht´s nicht so aus, als würde Hakeem selber überleben, denn er fängt sich auch ´ne Kugel vom in der Hinsicht humorlosen Ice ein, der uns und Hakeem sogar erklärt, was die ganze Killerei denn soll. „Sie haben uns geholt, weil sie mit euch nicht fertigwurden. Aber sie haben eins vergessen: wenn sie mit EUCH nicht fertigwerden, wie the fuck wollen sie mit UNS fertigwerden?“ (Berechtigte Frage, nur leider hat Ice vergessen, dass er inzwischen auch sole survivor seiner Truppe ist) – kurzum, Ice beabsichtigt, nach der Ausschaltung der kompletten Konkurrenz die illegalen Geschäfte der Gangs in tutti übernehmen zu wollen, oder „this town is my town,“ wie er sich auszudrücken beliebt (nicht „my fucking town“? I´m kinda disappointed). Things are looking truly bad for Hakeem, doch da rafft sich Sly noch zu einer letzten heroischen Aktion auf, zündet sein Zippo an (gut, das man so was immer dabei hat) und damit auch das überall vergossene Benzin. Schnell stehen er (das ist der letdown seines Plans) und Ice in hellen (und, hüstel, hochgradig überzeugenden – selbst Full Moon wären solche Effekte glaub ich peinlich) Flammen. Ice krakeelt brennend ein wenig rum, Hakeem klettert disgusted aus der Dachluke und bringt sich in Sicherheit… und damit ist der Film zwar nominell zu Ende (nach knapp 69 Minuten), um sich aber über noch über satte SIEBEN Minuten Nachspann zu quälen…

Also, wer ehrlich und ernsthaft glaubt, aus den Komponenten „Albert Pyun-Film“, „Film mit Rap-Stars in den Hauptrollen“, „Film in einer Woche gedreht“ und „aus einer Halb-Stunden-Idee krampfhaft auf abendfüllend aufgebläht“ könnte ein seriöser, vernünftiger Actionfilm entwickelt werden, der hat vermutlich wirklich die falsche Website in seinen Browser geladen. The Wrecking Crew trägt seinen Titel nämlich zurecht, selbst für die Verhältnisse des hawaiianischern Kultschundfilmers haben wir´s hier nämlich mit einem wirklichen „Wreck“ von Film zu tun. Nicht an allen Faktoren, die diesen Streifen zum Desaster werden lassen, ist Pyun alleinverantwortlich schuld, aber genausowenig kann man ihn von jeglicher MItverantwortung freisprechen.

Dass die Bedingungen, unter denen The Wrecking Crew entstand, alles andere als ideal waren, gehört zu den Dingen, für die Pyun nicht wirklich was kann – obwohl ich, wenn ich ehrlich bin, ein Budget von stolzen 470.000 Dollar, dem Streifen in keiner Sekunde angesehen habe: wie üblich in seinen neueren Filmen beschränkt sich Pyun darauf, in einer einzigen Location zu filmen und die ist, ähnlich wie in Adrenalin wenig interesting to look at. Pyun bemüht sich zwar redlich, den Fakt, in stets den selben Räumlichkeiten zu filmen, damit zu kaschieren, unterschiedliche Einstellungen und Winkel zu benutzen, aber man merkt´s trotzdem immer wieder, dass The Wrecking Crew grösstenteils in vier (wollen wir´s mal wohlwollend) Sets spielt (Pyun selbst merkt im Kommentar an, elf verschiedene Sets gehabt zu haben, was für einen Film immer noch reichlich wenig ist). Ich mach Pyun auch nicht mal wirklich zum Vorwurf, dass der Showdown ein wenig gehetzt wirkt – der Regisseur erläutert selbst im Commentary, dass man den Filmemachern während der Dreharbeiten sagte, der Raum, den sich das Team fürs grande finale ausgesucht hatte, sei als Lagerraum für unbekannte giftige Substanzen verwendet worden, so dass man die entsprechenden Drehs zur Vermeidung von Gesundheitsgefährdungen für Cast & Crew so kurz wie möglich halten musste – dass bei einem gedrängten Schedule und knappen Budget dann nicht die Zeit besteht, anderswo nachzudrehen, kann man irgendwo verzeihen.

Ich bin sogar noch gewillt, Pyun die Drehbuchschwächen zu verzeihen… jaja, welches Drehbuch, höre ich Euch fragen, und da habt Ihr natürlich recht, wie auch Mean Guns ist The Wrecking Crew eine auf sechzig Minuten ausgewalzte einzige Action-Szene, aber, wie schon mehrfach angesprochen, da der Film ursprünglich als dreissigminütiger Schlussakt eines Anthologiefilms geplant war und Pyun die meisten Charakter-Szenen kurzfristig zur Laufzeitstreckung erfinden musste (oder schlicht von seinen Akteuren improvisieren liess), als man ihm eröffnete, anstatt eines Films gleich drei zu drehen, darf man halt nur eingeschränkt objektive Kriterien anlegen (andererseits zahlt man als Kunde für einen solchen Streifen in der Videothek genausoviel wie für den Herrn der Ringe, also darf man irgendwie auch wieder schimpfen). Die Story gibt halt keinen abendfüllenden Film her, deswegen sind die Dialoge grösstenteils vollkommen Banane (sofern man sie, aus angesprochenen Gründen und wegen des immer wieder in ohrenbetäubender Lautstärke alles übertünchenden Rap-Soundtracks, überhaupt verstehen kann) und Charakterentwicklungen finden naturgemäss, bis auf die „Läuterung“ von Hakeem bzw. Sly, die aber ziemlich aufgesetzt und in jeder Hinsicht pathethisch wirken, nicht statt.

Was ich Pyun aber durchaus verübeln kann: erstens Mal die kaum vorhandene Continuity (ja, okay, ich weiss, es ist nicht einfach, mit dem grösstenteils identischen Cast gleichzeitig drei verschiedene Filme zu drehen, aber dadurch, dass Pyun grundsätzlich positiverweise durch ein paar zusätzlich eingefügte Szenen einige der Goofs zu erklären versucht, fallen sie erst so richtig auf), aber das ist ja noch harmlos. Mein zweiter Punkt ist da schon wesentlich tödlicher – The Wrecking Crew ist absolut trübsinnig inszeniert – die Action-Szenen sind ohne Sinn und Verstand aneinandergefügt, es findet kaum Interaktion zwischen den Darstellern dar, der Streifen macht oft den Eindruck eines Patchwork-Films, bei dem verschiedene Einstellungen aus verschiedenen Filmen Ed-Wood-styled aneinandergereiht werden (auch die Filmark-Ninja-Streifen wie Frauenlager der Ninja fallen einem da ein) – Pyun bestätigt im Kommentar den Verdacht, dass verschiedene Szenen aus vollkommen verschiedenen Einstellungen zusammengepichelt wurden. Das lässt nie die Illusion aufkommen, dass wir es mit einem flüssigen, schlüssigen und einheitlich-ganzheitlichen Film zu tun haben, sondern eben mit einem Amateur-Schnittpult-Job, bei dem aus ein paar inhaltlich ähnlich gelagerten Filmen ein „neuer“ gezimmert wurde. Die Action-Szenen selbst sind darüber hinaus auch absolut undynamisch (das DVD-Cover blurbt von „Hongkong-style Action“, selten so gelacht… die einzige Ähnlichkeit mit HK-Action besteht darin, dass Männer mit Pistolen drin vorkommen) – die Darsteller halten ihre Knarren in irgendwelche zufällig ausgesuchten Richtungen, lächerliche digitalaufgepäppelte Mündungsfeuer tun so, als würden die Kanonen auch tatsächlich abgeschossen und ab und an wirft irgendein Statist die Arme in die Luft, blökt „Uarrgh!“ und fällt um. Action by random shooting.

Gleichfalls tödlich für jeden Film: der absolut schäbige lachhafte Look. Nun ist die übliche leerstehende tschechische Fabrikhalle schon mal per se kein echter Hinkucker, aber die Tatsache, dass Pyun auf der wohl billigst verfügbaren Digitalvideo-Technik gedreht hat, gibt dem Streifen den Charme einer noch nicht mal sonderlich ambitionierten Amateurproduktion – der Film sieht ungefähr so professionell aus wie Olli_Krekels_Project_Genesis-Teaser und damit will ich nicht Krekels Werk auf-, sondern Pyuns Film abwerten. Ich hab daily soaps gesehen, die mehr nach „Film“ aussehen als The Wrecking Crew, der in keiner Sekunde anders aussieht als ein billiges Rap-Musikvideo, wie´s alle Nase lang auf MTV läuft. Hinzu kommt noch ein Umstand, für den der Meister wieder nur eingeschränkt was kann – Air France, die den Auftrag hatten, das Film- bzw. Videomaterial in die USA zu schaffen, brachte es fertig, ungefähr ein Drittel des Materials rettungslos zu verlieren, so dass Pyun in der Post-Produktion dazu gezwungen war, die fehlenden Szenen durch „dirty dupes“ zu ersetzen – Test- und Probelaufaufnahmen, die man natürlich nicht mit dem besten Material und voll-konzentriert geschossen hatte. Diese Szenen unterscheiden sich von den „eigentlichen“ für den Film gedachten Szenen qualitativ wie Tag und Nacht – sie sind viel grobkörniger, unschärfer und heller, wirken NOCH weniger wie Film, sondern höchstens noch wie 499-Euro-von-Aldi-Camcorder-Bilder und verleihen dem Film schon fast wieder eine surrealistisch-dadaistische Atmosphäre (wenn das Absicht gewesen wäre wie bei Danny Boyle und 28 Days Later, wäre ich ja schon wieder fast beeindruckt).

Man muss Pyun nun wieder irgendwo anrechnen, dass er und sein Team sich offensichtlich ziemlich bewusst waren, unter welchen Bedingungen und mit welchem Equipment sie arbeiten mussten. Deswegen bemüht sich der Schnitt und vor allem der Sound-FX-Mann, missglückte Aufnahmen, die es, mangels Alternativen, in den Film schafften, mit kleinen Trick und Effekten zu kaschieren, was hin und wieder (wie z.B. bei einem völlig unbeabsichtigten Zoom auf Sly, der mit einem „whoosh“-Sound-Effekt getarnt wurde) sogar funktioniert. Die lächerlichen Digitaleffekte, für die, wenn man dem Commentary glauben darf, grad mal ein Tag zur Verfügung stand, sind allerdings auf der Debilitätsskala ganz weit vorn, vor allem die Flammen- und Feuer-Effekte sind hochnotpeinlich und eines 1999 entstandenen Films, selbst bei magerem Budget, nicht würdig – sieht verdammt so aus, als hätte ein Dreizehnjähriger einen alten Amiga 500 mit Demo-Construction-Kit gefunden und ein wenig dran rumgespielt (da ist aber selbst Pyun nicht mehr zu retten, der im Kommentartrack von „outstanding FX work“ faselt… entweder ist der Typ ein Meister der subtilen Ironie, oder er wurde mit vorgehaltener Pistole zu diesen Aussagen genötigt, oder, und das will ich nicht hoffen, er hält die FX WIRKLICH für gut).

Zu erwähnen wäre natürlich noch der Soundtrack, der in bester John-Carpenter-Tradition über den KOMPLETTEN Film hindurch läuft, da gibt es keine unbeschallte Sekunde. Ungefähr die Hälfte der Musik bestreiten Ice-T und ein paar Kollegen mit stellenweise gar nicht mal so schlechten (und das schreibt ein Hip-Hop-Verächter) Rap-Tunes, die allerdings auf Dauer etwas repetitiv wirken (Rap ist vor allem in jeder Action-Szene angesagt), der Rest wird durch einen auch nicht gar so schlechten Synthi-Score von Pyuns Hauskomponist Riparetti besorgt.

Zu den Darstellern – von den drei am Stück geschossenen urban-Filmen Pyuns ist dies der am unprominentesten besetzte, so dass man den Willen der Produzenten, mit dem angetackerten Snoop-Dogg-Prolog einen zweiten Namen ins Spiel zu bringen, somehow nachvollziehen kann, ausser Ice-T ist ansonsten kein einziger halbwegs namhafter Akteur am Werk. Ice-T himself gibt seine übliche Vorstellung mit minimalem Aufwand, wobei der eiskalte Racheengel ihm irgendwo auf den mittlerweile rundlicheren Leib geschneidert zu sein scheint – im Vergleich zu manch seiner früheren Filme (inklusive solcher für Pyun) hat Ice leider kaum coole Sprüche zum besten zu geben. Mir scheint, dass Ice den Löwenanteil seines Enthusiasmus für diese Produktion (so er solchen denn hatte) für den Soundtrack aufgewandt hat (aber immerhin hat Ice den Streifen auch mitproduziert, also wusste er, worauf er sich einlässt).

Recht positiv überrascht war ich von Ernie Hudson jr., dem Sohn des bekannten und beliebten Ernie Hudson (Ghostbusters), der seinen Hakeem relativ glaubhaft rüberbringt. Obwohl sein Charakter den nicht unbedingt auf der Hand liegenden Saulus/Paulus-Wandel durchmacht, gelingt es Hudson, aus dem killfreudigen Gangsterboss über die kurze Laufzeit einen durchaus nicht unsympathischen Helden werden zu lassen. Für David Askew (Sly) gilt ähnliches mit der Einschränkung, dass seine pathetische Sterbe-Rede viel zu überzogen daherkommt.

T.J. Storm, der vor diesem Film in einigen unterprivilegierten Kampfsportfilmen wie Dragon Fury, Kick of Death und der kurzlebigen Conan-Serie agierte (und in der ultrapeinlichen Pseudo-Power-Rangers-Gurke VR Troopers hat die einzigen halbwegs brauchbaren Martial-Arts-Szenen (von denen das Cover ebenso lautstark blökt wie hinsichtlich der HK-Action).

„Rap-Star“ Miss Jones (who tha fuck?) war gleichzeitig auch in Corrupt am Start und dass Regisseur Pyun ihren Zwanzig-Sekunden-Auftritt als Reporterin in den höchsten Tönen über den grünen Klee lobt, zählt zu Alberts tieferen Geheimnissen.

Vincent Klyn, am bekanntesten als van-Damme-Gegenspieler Fender Tremolo in Cyborg, war in rekordverdächtigen elf (!) Pyun-Filmen mit dabei und gibt hier eine fast dialogfreie und eindruckslose Rolle als Verräter Judah.

Die mir vorliegende britische DVD aus dem Hause EnergyTK ist eine beinahe 1:1-Übernahme der amerikanischen DVD von Sterling. D.h. wir bekommen es mit einem ziemlich guten 1.85:1-Widescreen-Transfer (angeblich, das aspect ratio mag ich kaum glauben, sah mehr nach 1.75:1 aus) zu tun, der aber, und das ist in solchen Fällen der Haken, die offensichtlichen Schwächen des Quellmaterials deutlichst zu Tage treten lässt. Die Schärfe ist allerdings durchaus ausreichend, der Kontrast angemessen, Störungen gibt´s praktisch keine. Die Grobkörnig-Grieseligkeit vieler Szenen liegt nicht an einem schlechten Transfer, sondern am miserablen Ausgangsmaterial. Der Dolby-5.1-Mix wummt verdammt gut rein, besonders der Score (und hier insbesondere die Hip-Hop-Tunes) kommen kräftig und laut aus den Boxen – stellenweise zu laut, da sie, wie schon angemerkt, die Dialoge oft überstrahlen (nicht, dass einem da viel entgeht). Als Extras gibt´s den erwähnten informativen Audio-Kommentar von Albert Pyun (er quasselt nicht nonstop, aber längere als ein- bis zweiminütige Pausen kommen nicht vor) – den der US-DVD beigefügten In-Character-Commentary-Track von Hudson und Askew hat EnergyTK leider nicht mitlizenziert. Dafür kommen wir in den Genuss einer isolierten Soundtrack-Spur, die aber mit fortschreitender Spieldauer von einigen Ruckern und Aussetzern geplagt wird, obwohl die Tonqualität an sich absolut auf CD-Level liegt.

The Wrecking Crew ist, abschliessend, ohne Zweifel einer der übelsten Pyuns, die ich bislang zu sehen das Missvergnügen hatte (ich schätze, selbst Knights dürfte mir jetzt wieder wie eine Offenbarung vorkommen). Der Film ist als Actionfilm eine totale Gurke, unspannend, idiotisch inszeniert und von seinem ultrabilligen Videolook geplagt. Dass ich dem Streifen letztendlich doch noch knappe vier Bier verpassen werde, liegt daran, dass zumindest ein Durchlauf für hartgesottene Trashfreunde ein augenöffnendes Erlebnis sein kann, man selten (okay, ich hab Corrupt und Urban Menace noch vor mir) einen so grenzdebilen Güllefilm gesehen hat, gegen den Pyuns sonstige Schmarrnfilme wie Filmkunst wirken, Hudson und Askew ganz charmante Vorstellungen abgeben und der Hip-Hop-Soundtrack mir besser gefällt, als er dürfte. Hardcore-Ice-T-Fans, die gegen ein überlanges Musikvideo mit, cough-cough, Handlung, nichts einzuwenden haben, dürfen sicher noch ein Bier draufschlagen. Wer eine starke Aversion gegen Rap hat, dem allerdings sei geraten, um diesen Film und seine Brüder im Geiste einen verdammt weiten Bogen zu schlagen.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 4


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