The Wizard of Mars

 
  • Original-Titel: The Wizard of Mars
  • Alternative Titel: Horrors of the Red Planet |
  • Regie: David L. Hewitt
  • Land: USA
  • Jahr: 1965
  • Darsteller:

    Wizard of Mars (John Carradine)
    Steve (Roger Gentry)
    Doc (Vic McGee)
    Charlie (Jerry Rannow)
    Dorothy (Eve Bernhardt)


Vorwort

Greifen wir mal wieder in die Klamottenkiste der längst vergessenen Fussnoten der Filmgeschichte, die, wenn man mal ehrlich ist, eigentlich mit Fug und Rech dort gelandet sind. Oder anders ausgedrückt – ich ergriff die günstige (naja) Gelegenheit, mir einen Streifen zu Gemüte zu führen, der hierzulande niemals auch nur sowas ähnliches wie eine Veröffentlichung erlebt hat, bei eingefleischten masochistisch veranlagten US-Badmovie-Kuckern aber, naja, sagen wir mal „Kultwert“ im weitesten Sinne des Wortes geniesst: The Wizard of Mars stammt aus der Werkstatt des bekannten SF- und Fantasy-Dünnbrettbohrers David L. Hewitt (dessen Spezialeffekt-„Kunst“ einem breiteren Publikum durch das Cannon-Debakel Superman IV – The Quest for Peace ein Begriff und eine Warnung sein sollte). Die diversen einschlägigen Internet-Quellen rapportieren für den Streifen ein Budget von immerhin 33.000 Dollar – wenn man bedenkt, dass der vielzitierte Eddie Wood für seinen Plan_9_from_Outer_Space immerhin 89.000 Dollar verjuxte, kann man sich ja schon mal auf so einiges einstellen – umso mehr, wenn sich der Film als, hüstel, „Variation“ des klassischen Wizard of Oz-Stoffes geriert (die IMDB schreibt dem armen Frank L. Baum sogar Story-Credit zu… wenn der mal wüsste). Na gut, uns graut´s ja bekanntlich vor wenig, also schieben wir die gerade vom Zoll abgeholte Video-CD mal frisch fromm fröhlich frei ein und harren der Dinge, die da kommen werden…


Inhalt

Dem geübten Schundfilmseher ist´s ja schon ein gefundenes Fressen, wenn ein Film sich verschiedenster (im allgemein schwachsinniger) Betitelungen erfreut. Das führt dann hin und wieder schon zu Schenkelklopfern im Vorspann, denn wenn die Titelkarten zunächst „Starring John Carradine as“ gefolgt von „Horrors of the Red Planet“ blöken, geht der Dank der grinsenden Audience an den Video-Verwerter, der dachte, er müsste sein cooles Boxartwork (siehe oben – mich freut vor allem der „Millenium Falcon“) mit einer eigenen, vermutlich auf dem C64 erstellten Titeleinblendung im Film selbst rechtfertigen. Dann verblüfft den Genrefreund noch die Nennung der lebenden Legende Forrest J. Ackerman (jahrelang Herausgeber des Kultmagazins Famous Monsters of Filmland und Besitzer diverser kultisch zu verehrenden Sammelobjekte wie z.B. Original-Dracula-Capes) als „technischem Berater“.

Gut, auch der schönste Vorspann geht einmal zu Ende und dann erblickt das geübte Adlerauge einen miserablen „Raumschiff“-Spezialeffekt, den wir Genrekenner unschwer als einen solchen wiedererkennen, der später im grandiosen Trashheuler Doomsday_Machine als eine der diversen Hydra-Inkarnationen verwendet wurde. Needless to say, auch im Original sieht der Effekt nicht besser aus, eher noch übler, denn die Abgasqualmwolken, die das offenbar mit einem Verbrennungsmotor ausgestattete Raumschiff ausstösst und nicht wirklich nach geregeltem 3-Wege-Kat aussehen, sind schon irgendwie herzig. Anyway, unser Schiffchen hört hier auf den Namen „Mars Probe 1“ und ist damit beschäftigt, den roten Planeten zu kartographieren (ungeachtet der Tatsache, dass weit und breit kein zu kartographierender Planet in Sicht ist). Die Besatzung, stückers vier, besteht aus dem taffen Captain Steve, dem Scherzkeks Charlie, dem leicht untrainiert wirkenden Doc, der sonst keinen weiteren Namen mit auf den Weg bekommen hat und dem Quoten-Girl Dorothy (Ihr wisst schon, Oz und so…). Wir schreiben im übrigen das Jahr 1975, sofern das jemanden interessieren sollte (ausser Historikern, die feststellen, dass die Generation vor uns sich, so scheint´s, ´ne ganze Menge zugetraut hat).
Steve verkündet seiner Bodenkontrolle, dass man nun in eine niedrigere Umlaufbahn eintreten wird (also niedriger als die vermutlich zehn Milliarden Kilometer Höhe, die man momentan einnimmt, berücksichtigen wir die Tatsache, dass Mars is nowhere to be seen). Ganz offensichtlich hat das Raumschiff, auch wenn das Interieur für ein Low-Budget-Raumschiff aus den 60ern ganz gut aussieht, d.h. es sieht entfernt nach etwas aus, was man mit einem Eimer guten Willen als „Raumschiff“ bezeichnen könnte, den selben Konstrukteur wie die Hydra aus Doomsday Machine, denn jedenfalls hat auch die Mars Probe 1 den herzigen Sichtschirm mit der Nord-Süd-Ost-West-Beschriftung (wie ich schon bei dem anderen Film sagte – echt praktisch, dass der Weltraum zweidimensional ist…). Unsere „Helden“ fotografieren eifrig mit ihren Periskop-Kameras das sie umgebende Nichts und auf einmal tatsächlich auch den sich plötzlich materialisierenden Planeten Mars und zeichnen die Resultate auf herrlich gegenläufigen Magnetbändern auf. Während die Effektaufnahmen der Mars Probe 1, die wir bezeichnenderweise nur von hinten sehen (für ein richtiges ganzes Modell hat´s net gereicht), nicht wirklich besser werden (an dieser Stelle, gut und gerne 5 Minuten im Film, notierte ich „ARGH! Ich halt die FX nicht mehr aus“) droht Gefahr:

Pulsierendes rotes Licht! Shock! Gosh! Das „pulsierende rote Licht“ wird uns in Form eines, „Effekts“ präsentiert, der so aussieht, als hätte jemand mit einem Buntstift einen roten Ball auf das Filmmaterial gekritzelt (und schätzungsweise sieht das nicht nur so aus…). Unbegreiflicherweise schiesst dieses Licht Blitze (und ich meine Blitze wie beim handelsüblichen Gewitter) um sich und versetzt unsere Crew in Angst & Schrecken. „Wir nähern uns einem Objekt von…. monströser Grösse“, stottert Charlie nach einem Blick auf seine Scanner. Nicht, dass wir irgendwas sehen würden, ausser weiteren Effekten, die selbst Phil Robot Monster Tucker beschämt unter den Teppich des Schneideraums gekehrt hätte. Die „Kollision“ mit dem unsichtbaren Objekt löst ein kleines Lagerfeuerchen auf unserem Raumschiff aus. „Wir mussten ja auch zum Mars fliegen,“ mosert Charlie, „und nicht nur zum Mond, wie alle anderen Leute auch“. Tja, clever choice of career. Charlies Skepsis ist nicht unbegründet, denn die Mars Probe 1 ist am Abstürzen. Der clevere Captain befiehlt das Absprengen der Hauptstufe (in der Tat befleissigt sich Wizard of Mars einem ähnlichen Technik- und Raumfahrtverständnis wie Doomsday Machine, nämlich ca. gar keinem) und weist den Doc an, den Absturz selbiger sicherheitshalber zu beobachten, „falls wir ihr folgen müssen“ (???). Jedoch es hilft nix, das Schiff stürzt immer noch ab. Die Sichtschirme des Raumschiffs zeigen den strahlend blauen Marshimmel (inkl. Cumulus-Bewölkung, die der Mars bekanntlich reichlich hat) und unser Captain empfiehlt seiner Crew, sicherheitshalber die Raumanzüge anzulegen, könnte sein, dass die Hülle beim Aufschlag beschädigt wird (soll gerüchtehalber ja vorkommen). Ohne weitere filmenswerte Ereignisse bruchlandet das Schiff in einer wunderhübsch gemalten Marslandschaft (ich hatte mir den Mars allerdings irgendwie … röter vorgestellt… vermutlich ein Vorurteil) und objektiv gesehen haben wir damit den „guten“ Teil des Films hinter uns gebracht. Ab jetzt wird´s dämlich. Dorothy, being the stupid chick, versucht einen Notruf abzusenden, wird aber von ihren männlichen Kollegen gemassregelt. Da der Funkkontakt schon vor dem Crash verlorengegangen ist, hat man keine Gewissheit, dass irgendjemand den Notruf empfangen würde (und das ist ernsthaft ein Argument GEGEN den Notruf???) Die Herren der Schnöpfung sind viel mehr der Ansicht, da ein Rettungstrupp eh nicht kommen wird (wie auch, ohne Notruf, hehe), solle man sein Heil „da draussen“ und die abgesprengte Hauptstufe, die aus unerfindlichen Gründen lebensrettend für unsere Freunde wäre, suchen. Dumm, dass die Sauerstoffvorräte der Anzüge nur für 90 Stunden reichen! Zeitdruck! Suspense! Oder doch nicht, denn Steve hat eine Superduperidee. Da die Marsatmosphäre bekanntlich sauerstoffhaltig ist, könnte man den hier natürlich vorhandenen Sauerstoff dazu benutzen, den eigenen im Anzug zu „strecken“ (indem man, glaubt´s oder nicht, das Helmvisier öffnet… sophisticated technology). Persönlich halte ich das zwar nicht unbedingt für die beste Idee seit geschnittemem Brot, aber selbst Doc, der, sofern dieses Kürzel nicht nur ein cooler Nickname, sondern tatsächlich eine Berufsbezeichnung ist, eigentlich was von der Materie verstehen sollte, ist Feuer und Flamme für diese Idee, die selbst Wile E. Coyote für ausgesprochen blöde halten dürfte.

Okay, so wird´s gemacht, man steigt aus (günstigerweise bricht auch noch ein Feuer im Raumschiff aus, so dass man sowieso aussteigen müsste, wozu also der Terz), stellt fest, dass auf dem Mars kein Leben herrscht, während man an üppiger Vegetation vorbeimarschiert, bläst seine Schlauchboote auf und beginnt eine fröhliche Paddeltour auf dem nächstbesten Marskanal. Ich sag´s so, wie´s ist. Doc hat ein Signal von der Hauptstufe aufgefangen und entsprechende Ortungen vorgenommen – vier Tage dürfte der Trip dauern, also könnt´s mit dem Sauerstoff eng werden, selbst mit dem „Sauerstoff-Booster“ offener Helm. Für den Fall, dass wir der hochkomplexen Handlung des Streifens nicht mehr folgen können, übernimmt Captain Steve die Rolle des freundlichen Erzählers und weist uns darauf hin, dass man sich „von einer fremden Macht beobachtet“ glaubt. Die zwei Schlauchboote treiben vor sich hin, die Belegschaft ist am fröhlichen Kollektivpennen (obschon man vorher Wachen ausgemacht hat) und, wie es halt so kommen muss, wird Charlie von einem durchgedrehten Gartenschlauch, äh, meine natürlich einer mysteriösen pflanzlich wirkenden Marskreatur (mit Blättern als Beinen??) angegriffen. Mit vereinten Kräften und unter Gebrauch von Gewehr und Paddeln wird das heimtückische Biest entweder gekillt oder zumindest vertrieben. Dieser tödlichen Gefahr mit knapper Not entronnen, pondered unser Team, welche weiteren Gefahren noch auf sie zukommen werden (blutgierige Waschlappen? Killer-Geranien?). Die nächste Gefahr ist tatsächlich eine Tropfsteinhöhle. Bzw. nachdem sie ungefähr fünf Minuten mit ihren Schlauchbooten zwischen Tropfsteinen herumschippern, machen unsere Helden die erstaunliche Feststellung: „Wir sind in einer Höhle!“ Mann, und für diese Leute gibt man Millionen an Steuergeldern aus, um sie ins All zu schiessen (andererseits – vielleicht ist das die Lösung für die PISA-Probleme…) Dorothy, die in ihrem Leben auf der Erde wohl nicht weit rumgekommen ist, hat jedenfalls noch nie etwas schöneres gesehen (ich empfehle an dieser Stelle einen Besuch in der Fränkischen Schweiz und Abklapperung der diversen wunderhübschen Höhlen). Dem aufmerksamen Beobachter entgeht selbstredend nicht, dass unsere Protagonisten zwar eifrig paddeln, der Hintergrund aber hübsch statisch bleibt. Compliments an das Effekt-Department… selten überzeugender die disbelief suspended, wie man so schön sagt (oder übersetzt: WENN IHR EUCH SCHON NUR EIN BACKDROP LEISTEN KÖNNT, DANN TUT WENIGSTENS NICHT SO, ALS WÜRDEN EURE SCHAUSPIELER SICH VORWÄRTSBEWEGEN! Aaah, jetzt geht´s mir besser). Steve ist sich unerklärlicherweise sicher, dass es nichts bringen wird, mit den Booten weiter durch die Grotten zu gondeln, sondern befiehlt bei erstbester Gelegenheit den Landgang und Fortsetzung der Reise per pedes. „Lass die Boote einfach treiben“, empfiehlt der umsichtige Captain dem lieben Charlie, der die Teile eigentlich vertäuen wollte. CLEVER! Und so wandern unsere Helden nun also fusstechnisch durch Stalagmiten und Stalaktiten, ökonomisch effizient natürlich immer durch die selben zwei Aufnahmen (selbst unseren Heroen fällt irgendwann mal auf, dass es verdächtig so aussieht, als würden sie sich im Kreis bewegen – Denker!) und dem Doc kommen die Felsformationen irgendwie bekannt vor… Unser erzählender Steve stellt fest, dass den Astronauten ihr Zeitgefühl abhanden gekommen ist und sie vermuten, vier Tage durch die Höhle zu wandern (was mich ernstlich darüber nachdenken lässt, wie sie denn ihre menschlichen Bedürfnisse erledigen…) Irgendwann, dem Zuschauer kommt es so vor, als wären auch für ihn vier Tage vergangen, lotst ein Licht unsere Freunde zu einem Vulkankrater bzw. Stock Footage eines solchen. Man hangelt sich (mehr oder weniger ohne Schwierigkeiten) am Krater entlang (und für zwanzig Sekunden könnte man glauben, es mit einem gelungenen FX-Shot zu tun zu haben, bis Nahaufnahmen miit lächerlichen aufgeblendeten „Flammen“, die mehr aussehen, als würde der Kameremann sein Zippo vor die Linse halten diesen Eindruck sehr schnell wieder relativieren). Steve warnt seine Getreuen: „Passt auf, wo ihr hintretet. Das Zeug ist heiss!“ NEIN! WIRKLICH??? Waggawaggawagga…
Seemlingly stundenlag krabbeln die Astronauten in einer INTENSE SCENE am Kraterrand entlang (der berühmte Eimer Farbe beim Trocknen nimmt sich dagegen wie ein Hitchcock-Meisterwerk aus), bis Steve eine weitere Höhle entdeckt und, ganz heldenmässig, nimmt er es auf sich, diese zu untersuchen. Was immer er dort sieht, wird das Geheimnis der Filmemacher bleiben, denn uns
bleiben nur die aufregenden reaction shots der Restcrew. „Da, jetzt geht er rein!“ „Da, jetzt kommt er wieder raus!“ „Da, er winkt uns zu!“ In der Tat edge-of-the-seat-nailbitin´ suspense. Die Gruppe kraucht also durch diese Höhle und findet einen Spalt, der tatsächlich an die Oberfläche führt, and a good thing, too, denn unmittelbar, nachdem die Leut ihre Kadaver aus dem Spalt geschoben haben, gibt´s die erwartete Vulkaneruption. Oder vielmehr: ein Requisiteur zündet ein Tischfeuerwerk an. Impressive stuff.

Steve tut kund, dass die Uhren der Helden seit dem Crash nicht mehr funktionieren, aber da der Sauerstoff zur Neige geht, müssten die vier Tage nu bald rum sein. Dummerweise ist von der Hauptstufe, die wir nominell ja noch suchen, gelle, nix zu sehen, statt dessen aber dünenweise Sand – eine wüste Angelegenheit. Weit entfernt am Horizont sehen die Helden einen mysteriösen „red dome of light“, für unsere Augen ein weiterer Pseudo-„Effekt“ aus der Werkstatt der Neuköllner Laienspielschar. Immer noch fühlt Steve sich beobachtet, aber das ist eigentlich auch schon wurscht, denn nach diversem Dünen-hoch-und-Dünen-runter-Gekraxel macht sich allgemeine Verzweiflung unter den Gestrandeten breit. Da empfängt Charlie plötzlich wieder ein Signal. Liegt hinter der nächsten Düne die Hauptstufe? Naja, nicht wirklich. Enttäuscht stehen die Astronauten vor einer unbemannten Marssonde, die vor zwei Jahren ausgesetzt worden war (und nicht etwa von der NASA, sondern von der US Air Force auf die Reise geschickt wurde). Charlie hält diese deprimierende Entdeckung für einen ausgezeichneten Anlass, die Beherrschung zu verlieren und erschiesst die arme Sonde mit seinem Schiessgewehr. Doch es erweist sich, dass jede gestrandete Marsexpedition einen labilen Schiesswütigen dabei haben sollte – denn ein sanftes Zischen aus der Sonde bringt Steve auf die 64.000-Euro-Idee: „Die Sonde hat flüssigen Sauerstoff an Bord“ und mit dem will man die Anzugtanks füllen. Betrachten wir für einen Moment das Konzept „flüssiger Sauerstoff“ und „Anzugtanks“, beleuchten es von links nach rechts und stellen schlussendlich fest, dass das eine ziemlich doofe Idee ist (oder hat von Euch schon mal jemand versucht, flüssigen Sauerstoff zu atmen – ganz abgesehen davon, dass flüssiger Sauerstoff, wie wir aus zigtausenden SF- und Action-Filmen wissen, eine explosive Sache ist und demzufolge Charlies Gewehrfeuer unsere Freunde vom Nachdenken über den Erstickungstod längst erlöst haben sollte; und im übrigen: seit wann zischt flüssiger Sauerstoff wie Gas?). Und nachdem wir zu diesem Ergebnis gekommen sind, klopft uns unser gesunder Menschenverstand sachte auf die Schulter und fragt uns mit Unschuldsaugen, warum zum Henker eine unbemannte Marssonde Sauerstoffvorräte mit sich führen sollte… Alas, unseren Helden ist derlei logisches Denken vollkommen salami, man füllt sich die Tanks und freut sich, dass man anstelle von Sofort und Auf der Stelle erst in vier oder fünf Tagen den Löffel reichen wird.
Nachdem Dorothy, für die das Drehbuch leider nur Platitüden a la „Was wohl der morgige Tag bringen wird“ vorgesehen hat, eine solche anbringt, bricht ein Gewittersturm los (dessen miserabler Stock-Footage-Blitz-Effekt auch nicht dadurch besser wird, dass er ungefähr fünfzehnmal wiederholt wird) und zwingt unsere Helden, Deckung im Schutz der (ungefähr eineinhalb Meter hohen und nicht wirklich stabil wirkenden) Sonde zu suchen. Der Sturm dient drehbuchtechnisch hauptsächlich dazu, dass unsere Helden nach seinem Abklingen über die „goldene Strasse“ stolpern können, die der Sturm freigelegt hat (abgesehen von einigen Charakterzügen der „Helden“ die einzige Referenz an „Das zauberhafte Land“, die ich bemerkt habe – aber ich bin auch kein Oz-Experte). Doch schliesst messerscharf, dass die Ziegelstrasse ein Zeichen intelligenten Lebens sei. Charlie, bekanntlich der Denker unter unseren Helden, fragt die bemerkenswert saublöde Frage: „Sie glauben, jemand hat das GEBAUT?“ Nein, nein, spontane Strassenbildung ist ein bekanntes geologisches Phänomen. Trottel! Doc klärt Charlie auf, dass zweifellos eine untergegangene hochentwickelte Superzivilisation verantwortlich ist (ooookaaaaay… also, jeder, der in der Lage ist, ein paar Steine halbwegs geometrisch korrekt aneinanderzulegen, ist eine hochentwickelte Superzivilisation… man unterrichte Erich von Däniken). Da unsere Helden eh nichts besseres zu tun haben (im Gegensatz zum Reviewer, der dringend seinen Abwasch erledigen , das Katzenklo saubermachen, seine Memoiren schreiben und einen neuen Weltrekord im Flummihüpfenlassen aufstellen müsste), beschliessen sie, der Strasse zu folgen. Etliche Screenminuten später stehen sie dann auch prompt vor einer „antiken Stadt“, die mit einer rot leuchtenden (aber ziemlich kaputten) Kuppel aufweisen kann. Die Helden entern das Areal und finden sich in Säulengängen wieder, komplett mit Spinnweben, bis sie vor einer verschlossenen Türe stehen. Vor der Türe finden sich die Überreste zweier unglücklicher Individuen – bzw. die Verbrennungsspuren derselben. Doc, ein wahrhaft überragender Allzweckwissenschaftler, stellt auf den ersten Blick fest, dass die beiden „lebendig verbrannt“ sind. Charlie findet ein ausserirdisches Thingy, spielt damit rum und stellt fest, dass es ein Schweissbrenner ist. Charlie möchte es, nicht unvernünftigerweise, behalten: „Es könnte sich als nützlich erweisen“, aber gestrenge Blicke von Steve und Doc nötigen den armen Kerl, das Gerät wieder brav hinzulegen. Ziellos wandern unsere Helden weiter durch noch mehr Säulengänge (actually over and over the same set, so dass Dorothys Bemerkung über eine „Veränderung der Architektur“ ziemlich leer läuft). Steve spekuliert, dass die Säulen nicht wirklich Säulen sind, sondern „kristalline Container“. Gut, da ist weniger Kombinationsvermögen gefragt gewesen als simple Beobachtung, denn eines der Teile ist putt und beinhaltet bei näherer Überprüfung roten Staub. Also skribbelt Steve die bedenkenden Staub- und Dreckschichten einer weiteren Säule ab und kuckt bald einem bezaubernd schundigen Alien, eine Mischung aus Ferrengi, Schimpanse und Muppet mit aussen liegendem Gehirn, ins Antlitz. Dorothy, being the stupid chick, kriegt einen Herzkaschper vor Angst, Steve kann seinen gönnerhaften „ach, komm schon, Baby, das ist doch tot“-Blick aufziehen. Aber – hahaa – das Alien lebt!!! Naja. Sowas ähnliches. Es bewegt sich zumindest ein wenig in seinem Container, Steve deutet das als Versuch der Kontaktaufnahme. Tatsächlich nimmt das Wesen telepathischen Kontakt mit dem tapferen Captain auf. „Sie wollen uns nichts böses,“ ist sich Steve nach dem kleinen Mindmelt sicher, sie wollen nur, dass unsere Freunde einen Versammlungsort aufsuchen. Charlie will sich feige drücken, aber „wir haben keine andere Wahl,“ stellt Steve fest (?). Die Astronauten machen sich auf und aus den Containern zischen kleine Alien-Geister (???), die sich in der Versammlungshalle zum Abbild des Charakterschädels von John Carradine formieren (???). JC alias „Wizard of Mars“ (niemand tituliert ihn übrigens so) amüsiert sich erst mal über die „perplexity“ der Eindringlinge und erklärt, ein „composite being“ zu sein, stellt dann die Gretchenfrage „Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“ Doc schwingt sich zum Wortführer der Erdlinge auf (vermutlich nach kurzer basisdemokratischer Umfrage, „Der schlechteste Schauspieler darf jetzt seine grossen Szenen halten“) und klärt die Herkunftsfrage. Ein slightly bemused JC räsoniert, dass „wir schon immer vermutet haben, dass die Erde eines Tages Intelligenz hervorbringen wird“ (angesichts der vier Specimen, die er vor sich hat, fügt er vermutlich für sich selbst hinzu „und das wird noch ein Weilchen dauern“). Egal, erst mal äussert JC den Verdacht, dass es sich bei den Gestrandeten um böswillige Invasoren handelt und glaubt auch den Beteuerungen des Docs nicht so wirklich, dass man auf der Suche nach der Hauptstufe auf die goldene Strasse gestossen sei. „Das Signal, dem ihr folgtet, war eine Warnung,“ informiert JC die Astronauten und belegt damit die Thesen, dass man seine Warnsignale besser von den Ortungssignalen einer abgesprengten Raketenstufe differenzieren sollte. Aber, wenn ihr schon mal da seid, befindet JC, dann bleibt ihr eben her – für immer. Verständlicherweise sind die „Helden“ nicht absolut begeistert von diesem Proposal und beschweren sich. JC zieht die gelangweilt-amüsierte Masche aller omnipotenten Beings diesseits einer Star-Trek-Folge ab. „Ihr versteht nicht. Wir werden euch weder behindern noch euch helfen. Wir sind nicht fähig, physische Aktivitäten auszuführen.“ Die allgemeinen verständnislosen Gesichtsausdrücke unserer Protagonisten beantwortet JC mit einer weitschweifigen Rede über die Geschichte des Marsvolkes. Kurzfassung: früher mal waren die Aliens die Herrscher der Galaxis, Eroberer von Welten etc. pp, aber hauptsächlich deswegen, um Wissen anzuhäufen. Irgendwann wurde ihnen klar, dass alles ein Ende hat (abgesehen von der Wurst, bekanntlich) und ihnen demzufolge früher oder später die Zeit ausgehen wird, um alle Mysterien des Universums zu ergründen. Hyperentwickelte Superrasse, die man nun mal war, kam man daher auf die Idee, die „fabric of time“ itself anzugreifen und entwickelte ein Gerät, um die Zeit anzuhalten bzw. die „Stadt“ aus der Zeit „herauszunehmen“. Aber, wie wir auch aus zahllosen Star-Trek-Episoden wissen, hat sowas meist einen Pferdefuss. So auch hier. „Unser Eingreifen war gegen die Gesetze des Universums,“ schwadroniert JC – nun hatte die Superrasse zwar alle Zeit der Welt, aber irgendwann nichts mehr zu ergründen – und dann kann die Ewigkeit halt recht langweilig werden. „Leben ohne den Tod bedeutet nichts,“ philosphiert JC. Die offensichtliche Gegenmassnahme, die Stadt wieder in den Lauf der Zeit zurückzubefördern, erkennen sogar unsere Erdlinge, aber das geht auch nicht so einfach – durch ihre Evolution zu reinen „Geistesgeschöpfen“ können die Aliens keine körperlichen Aktivitäten mehr vornehmen und eine solche wäre nötig, um die Zeit wieder in Gang zu setzen. Dem geistigen Kollektiv der Marsianer kommt in diesem Moment eine Erleuchtung – die Erdlinge könnten das doch tun! Zwar sind die Erdenmenschen zu blöde, um die tieferen metaphysischen Prinzipien der Maschinerie zu verstehen, aber eine simple „Sphäre“ in den Mechanismus stecken, das müssten auch ein paar haarlose aufrechtgehende Affen eigentlich schaffen. Die lange Rede hat JC allerdings angestrengt – „ich kann die Manifestation nicht aufrecht erhalten“. Die Erdlinge erhoffen sich allerdings noch ein paar Tips für ihre neue Aufgabe, aber mehr, als dass der Mechanismus „das universelle Symbol der Zeit“ sei, kann unser Wizard nicht mehr erläutern. Kaum ist JC dissolved, steht auch schon die „Sphäre“ – sieht mehr nach Christbaumkugel aus – vor unseren Freunden. Charlie ist zwar der Ansicht, das sie die Probleme vergeistigter Superrassen nicht wirklich was angehen würden, aber Steve hängt den Boss raus. Dann tut Steve so, als würde er die „Sphäre“ versehentlich fallen lassen – schliesslich müssen wir ja wissen, was da drin ist: ein Schneekugel-Modell der Stadt. Boah. Sophisticated.

Unsere Helden kombinieren, dass sich der mysteriöse Mechanismus hinter der Tür befinden muss, vor der die verschmurgelten Überreste rumkugeln (was die Schmurgler schmurgeln liess und warum es unsere Erdlingshelden nicht schmurgelt, bleibt das sahnige Geheimnis von Philadelphia). Charlie bemächtigt sich erneut des ausserirdischen Schweissgeräts, bricht die Tür auf und schon stehen unsere Freunde vor dem „universellen Symbol der Zeit“ – wenn man diesem Film glauben darf, ist das ein Pendel in Form einer blöde grinsenden Sonne (ich hatte ja eigentlich auf eine Sanduhr spekuliert, aber da schlägt vermutlich lediglich der geplagte Windows-Anwender in mir durch). Okay, der ominöse Zeit-Ausschalter ist nicht mehr und nicht weniger als ein riesiges Uhrwerk. Nun muss also das Stadtmodell in eine dafür vorgesehene Buchse gesteckt werden (diese Superrassen… echt hochkomplizierte Technik!). Leider befindet sich die Buchse in ungefähr 2,50 m Höhe. „So nah, und doch so unerreichbar,“ erweist sich Dorothy als vermutlich naturblond. Charlie bleibt es überlassen, die supertolle Granatenidee zu haben, mittels Räuberleiter die unbezwinglichen Höhen zu erklimmen und die Stadt an ihren Platz zu drücken – prompt setzt sich das Pendel wieder in Bewegung. Ungefähr zwei Sekunden vor Steves Erzählung (zweifellos der Tatsache geschuldet, viel zu viele B-Movies gesehen zu haben) sagte ich bedeutungsschwanger: „Time was set in motion again!“ (Ich hätte doch in den 60ern B-Filme schreiben sollen… seufz. Zu spät geboren.) JC nimmt noch mal seine Kräfte zusammen, manifestiert sich erneut, ist zufrieden: „Unser Schicksal kann sich jetzt erfüllen, eures liegt noch vor euch, am Ende der goldenen Strasse!“ Die Stadt bricht zusammen, das Pendel pendelt immer schneller (ja, ich kapier ja die Analogie… ist ja auch nicht wirklich so kompliziert), unsere Helden kucken sich das erst mal interessiert an, bevor sie auf die Idee kommen, dass es vermutlich besser wäre, Fersengeld zu geben (letzteres bietet die Gelegenheit, die ja noch nicht ausreichend zur Geltung gekommenen Säulengang-Sets noch zweiundachtzigmal zu verwenden…). Nach heisser Flucht (Charlie verliert sogar sein heissgeliebtes Gewehr) brechen unsere Freunde im Wüstensand zusammen, während die Stadt sich in thin air auflöst…

Überrascht kommen die Helden wieder in ihrem Raumschiff in der Marsumlaufbahn zu sich – jetzt sportet die männliche Fraktion die (von mir bereits heftigst vermisste) Gesichtsbehaarung, die man sich in vier Tagen ohne Rasur nun mal anlacht. Die Bodenkontrolle meldet sich und mosert- man hat die vereinbarte Kontaktzeit um vierzehn Sekunden überzogen. Steve führt eine geistige Kalkulation durch und kommt zu dem Ergebnis, dass statt der erlebten vier Tage gerade mal zwei Minuten vergangen sind… Während die Astronauten sich ob der Ereignisse die Schädel kratzen, gibt uns JC die Moral von der Geschicht: „Leben ohne Geburt ist nichts, Leben ohne Tod ist nichts…“ Guess that´ll teach us not to tamper with the fabric of time… ENDE.

Tja, Leute, was soll man dazu sagen? Ich meine, es spricht vermutlich nicht wirklich für mich, wenn ich feststelle, dass mich ein Film, der sich aus sechzig Minuten mehr oder minder sinnlosem Spazierengehen der Protagonisten durch entsetzlich abenteuerliche Pseudo-Marslandschaften und zehn Minuten nicht wirklich sinnvollerem pathetischen Gelabere von John Carradine zusammensetzt, doch unterhalten hat. Okay, klarer Fall, The Wizard of Mars ist eine dieser filmischen Gesamtkatastrophen, deren Faszination sich hauptsächlich aus den zusammengerechneten Unzulänglichkeiten des Dargebotenen ergibt. Wovon, in diesem Falle, auch sonst?

Eine freie „Adaption“ des Oz-Mythos in einem SciFi-Umfeld wäre ja an und für sich nichts uninteressantes, aber abgesehen von der erwähnten „golden road“ und der Tatsache, dass man Dorothy, Steve, Charlie und Doc respektive als Dorothy (sic), den Tin Man, den feigen Löwen und die Vogelscheuche interpretieren kann (ohne dass diese Deutung vollkommen zu überzeugen vermag), fällt es dem geneigten Experten der Materie (wie schon gesagt, meine Beziehung zum „Wizard of Oz“ beschränkt sich darauf, einmal den Film und einmal eine Theaterfassung gesehen zu haben) sicherlich schwer, Ähnlichkeiten zu identifizieren. Was storytechnisch bleibt, ist eine recht langweilige Plotte – den Grossteil der Laufzeit verbringen unsere Protagonisten mit unaufgeregtem und unaufregendem Herumgelaufe auf dem Mars, ohne dass sich dabei auch nur halbwegs interessante „Abenteuer“ ereignen würden (genauso gut könnten die „Helden“ in irgendeinem Waldgebiet in Maryland herumlaufen und sich mit der dortigen Natur herumschlagen müssen…) – der Finalakt in der „verwunschenen Stadt“ nimmt zwar mit der omnipotenten Rasse, die sich selbst in eine evolutionäre Sackgasse manöveriert hat, vielleicht die Pointe der ein oder anderen Star Trek-Folge vorweg, wirkt aber reichlich aufgesetzt, da die beiden, nennen wir´s mal wohlwollend „Handlungsstränge“ nichts miteinander zu tun haben – und Omnipotenz her oder hin, den Schluss erklärt der ganze Schmonzes um Zeit/ausserhalb der Zeit/innerhalb der Zeit auch nicht. Ansonsten tummelt sich in der Story jeder Menge falsch verstandene Technik bzw. technisch-wissenschaftliche Prinzipie, schwachsinnig-doofe „spannende“ Episoden, nervig-blöde Charaktere und schundige Trickarbeit.

Gerade letztere ist schlicht weg „outstanding“. Die „Weltraumeffekte“ und Model Shots zu Beginn treiben vermutlich jedem steinalten Tricktechniker, der bei den alten „Flash Gordon“-Serials für die Effekte gesorgt hat, die Schamesröte ins Gesicht (vor allem diese Qualmwolken… jessasna…), die Bluescreen-Aufnahmen sind, wie angedeutet, schlampig und die Matte Paintings ausgesprochen dürftig. Dieser Film ist wieder einmal der Beweis, dass man mit wenig Geld zwar durchaus ansehnliche Effekte hinbekommen kann, aber ganz offensichtlich nicht muss (erstaunlich genug, dass Regisseur David L. Hewitt nach seiner Abkehr vom Regiestuhl ein geregeltes Auskommen als FX-Experte in Grossproduktionen gefunden hat – seine inszenatorischen Frühwerke hat er vermutlich in seinem Resume´ vorsichtshalber verschwiegen). Ehre, wo Ehre angemessen ist, das Raumschiffinnere sieht für das verbrauchte Geld nicht gar so übel aus (wenngleich auch nicht wirklich GUT, aber hält man sich vor Augen, was Ed Wood mit dem dreifachen Budget in Plan 9 anstellte, kann man das Raumschiffs-Set von Wizard of Mars beinahe als profesionell ansehen). Und dem Requisiteur bescheinigt man, wenn man schon mal in Spendierlaune ist, dass die Raumanzüge auch entfernte Ähnlichkeit mit solchen aufweisen – wir haben in SF-Filmen aus dieser Epoche schon erheblich Lächerlicheres gesehen (z.B. im Perry Rhodan-Film).

Inszenatorisch ist der Streifen fast schon selbstverständlicherweise eine Schlaftablette – da stellen sich dann die feinen Unterschiede zu einem Auteur wie Ed Wood heraus. Wood schafft es seineszeichens, trotz der Schwierigkeiten, mit denen er zurecht kommen musste, immer wieder, unterhaltsame, flotte Streifen zu drehen. The Wizard of Mars dagegen schleppt sich mühselig über seine Laufzeit, nimmt niemals Tempo auf und schafft es daher auch nie, Spannung oder Intensität zu erzeugen. Besonders augenfällig wird das natürlich im langwierigen Set-up, bis die Protagonisten endlich die Stadt erreichen. Trashfilmmässig ungeübte Zuschauer, die sich allein an tricktechnischen Eskapaden nicht sattsehen können, sind bis dahin vermutlich längs sanft entschnorchelt, weil sich schlicht und ergreifend nichts interessantes tut und das Uninteresante von Regisseur Hewitt auch noch selten schlafwandlerisch-träge dargeboten wird.

Stichwort „schlafwandlerisch-träge“, das trifft zu 4/5 auch auf die Besetzung des Films zu. Gut, da man jedem der Protagonisten exakt einen Charakterzug zugeordnet hat, würde es auch einem Dustin Hoffman schwerfallen, eine darstellerische Tour-de-Force abzuliefern, aber das Niveau einiger der Akteure ist schon bedenklich mau… Roger Gentry und Vic McGee wären vermutlich mit einer Rolle als Saalpublikum einer Bärbel-Schäfer-Folge überfordert, Jerry Rannow kann noch am ehesten überzeugen (oder sagen wir´s anders… er „suckt“ am wenigsten ;-)) – sein Vorteil ist aber zweifellos, dass sein Charakter noch mit der Vielschichtigste ist – er ist feige UND schiesswütig – wundert gar nicht mal so, dass er am Ende den Tag rettet. Recht peinlich ist allerdings, was die Drehbuchautoren mit Dorothy gemacht haben, vor allen Dingen, sollte wirklich beabsichtigt gewesen zu sein, sich an den Wizard of Oz anzulehnen – denn dann sollte Dorothy ja rein theoretisch die Hauptfigur sein. Eve Bernhardt darf dagegen den ganzen Film über nur Schmalspurdialoge wie „Was wohl morgen auf uns zukommt“ in diversen Variationen von sich geben – eine absolute Null-Chance-Rolle.

So bleibt als „schauspielerisches Glanzlicht“ einzig und allein Schundfilmlegende John Carradine, dessen mehr als fünf Jahrzehnte umspannende Karriere ihn in so ziemlich jedes Schundfilmgenre und in die Arme aller erdenklichen Schundfilmregisseure bis hin zu moderenen Schlockmeistern a la Fred Olen Ray getrieben haben (und nebenher hält JC, wenn ich mich recht erinnere, den einsamen Rekord, als einziger Hollywood-Akteur sämtliche vier klassischen Monster-Archetypen Dracula/Frankensteins Monster/Werwolf/Mumie gespielt zu haben). Eigentlich ist sein Auftritt hier eine klassische Late-Carradine-Vorstellung, wie z.B. auch in Star_Slammer:_The_Escape oder The_Ice_Pirates – in der Endphase seiner Karriere wurde Carradine gern für sekundenkurze Auftritte mit diversen bedeutungsschwangeren Reden verpflichtet – abgesehen davon, dass der Auftritt hier statt einer Minute halt zehn Minuten dauert (und JC damals durchaus noch grössere, richtige Rollen gespielt hat, sogar in „richtigen“ Filmen wie The Night Strangler), macht Carradine hier auch nicht mehr oder weniger (und so passt ins Bild, dass ausser seinem Kopf keine weiteren Bestandteile des Akteurs im selbigen, sprich im Bild, sind). Carradine erledigt den Job mit der Routine eines Schauspielers, der sich mit Zeug wie diesem seine Miete verdient – „a day´s work“ (und sicherlich nicht mehr) für einen Routinier, der sprichwörtlich hunderten B-Movies durch blosse Anwesenheit sowas wie einen prominenten „Namen“ verlieh.

The Wizard of Mars ist ein Film für Trash-Gourmets – wer ein spassiges, abwechslungsreiches, flottes B-Movie sucht, kann sicherlich, naja, „besseres“ finden. „Historisch“ kann der Film allerdings als exemplarisches Beispiel für den Niedergang des US-B-Sci-Fi-Films gelten. Wo man sich Anfang der 50er (z.B. mit Filmen wie dem demnächst hier zu besprechenden Rocketship X-M bemühte, wissenschaftlich nach Stand des Wissens und der Technik fundierte Grundlagen zu nutzen (und wirklich auch vor und hinter der Kameras Profis am Werke waren), rutschte das Genre in den 60ern wirklich in den absoluten Gülletopf (versucht mal spasseshalber, zehn intelligente SF-B-Filme aus dieser Dekade aufzuzählen – viel Spass…) Fazit: ein hübsch schundiger Ultrabilligklopper, empfehlenswert hauptsächlich für Mars-Film-Komplettisten und hartgesottene Trashfilmfreunde. Besonders letztere werden sicher ihre Freude an dem reichlich amateurhaften ausgedehnten Marsspaziergang haben.

Offiziell ist der Streifen derzeit auf Video oder DVD nicht erhältlich, Bijouflix bietet den Streifen für Bootleg-Freunde (in den USA ist der Film im public domain, was das Veröffentlichen einfacher macht) als hübsch aufgemachte Video CD für schlappe 6 Dollar an (zwei Discs, mit Trailern auf andere Bijouflix-Produkte und Drive-in-Spots). Die Bildqualität ist für VCD okay, MPEG-Klötzchen gibt´s nur ganz gelegentlich und unauffällig, der Ton ist recht gut. Bijouflix kann man attestieren, dass ihre VCDs ganz gute preiswerte alternativen zur DVD sein können.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 5


mm
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TomHorn
TomHorn
21. Juni 2017 2:33

Gnpf…
Jetzt will ich den sehen. Und Bijouflix gibt es nicht mehr…
Danke!