- Deutscher Titel: The Witch
- Original-Titel: Superstition
- Regie: James W. Roberson
- Land: Kanada
- Jahr: 1982
- Darsteller:
Rev. David Thompson (James Houghton)
Inspector Sturgess (Albert Salmi)
Melinda Leahy (Lynn Carlin)
George Leahy (Larry Pennell)
Elvira Sharack (Jacquelyne Hyde)
Pike (Robert Symonds)
Ann Leahy (Heidi Bohay)
Cheryl Leahy (Maylo McCaslin)
Elondra (Carole Goldman)
Rev. Maier (Stacy Keach sr.)
Mary (Kim Marie)
Justin Leahy (Billy Jayne (als Billy Jacoby))
Charlie (Johnny Doran)
Arty (Bennett Liss)
Arlen (Joshua Cadman)
Romberg (John Alderman)
Hollister (Casey King)
Vorwort
Tauchen wir wieder einmal ein in die Welt der Filme, die keine Sau kennt und die deswegen von so hochwertigen Videolabels wie „Magic Videö in den mickrigen Pappboxen für Pfennigbeträge in den Grabbelkisten verhökert wurde. Ist auch ehrlich gesagt keine Bildungslücke, The Witch bzw. Superstition nicht zu kennen, aber ein Fakt ist schon interessant – es handelt sich um eine frühe Produktion des Duos Mario Kassar/Andrew Vajna, das etwa zur gleichen Zeit Stallones ersten Rambo auf die Leinwand brachte und mit dem Erlös das zeitweise erfolgreichste Independent-Studio Hollywoods, Carolco, gründete. Mit stetig steigenden Budgets realisierten die beiden Produzenten Blockbuster wie Terminator 2, die Rambo-Sequels, Basic Instinct oder Total Recall – erst 1995, in der allgemeinen Rezession der unabhängigen Produzenten, übernahmen sich die spendablen Producer mit dem Mega-Flop Cutthroat Island (und ich find´ den Film trotzdem klasse!) und Carolco ging vor die Hunde. Mario Kassar trat in die Dienste von Columbia Tri-Star und vereinte sich jüngst erneut mit seinem alten Kumpel mit der neuen Produktionsschmiede C2, um damit Terminator 3 zu finanzieren. Was so ziemlich allen Carolco-Filmen zu eigen ist, ist die Tatsache, dass sie viel Wert auf Action und Effekte, und ziemlich wenig Augenmerk auf Story legen. Am Horrorgenre versuchte sich Carolco nur sehr selten und vielleicht war der kommerzielle Reinfall von Superstition dafür ursächlich. Aber schauen wir uns die Kiste doch erst mal an…
Inhalt
Wenn ich für jeden Horrorfilm, der damit beginnt, dass ein junges Teenie-Pärchen im Auto mit präkoitalen Aktivitäten beschäftigt sind, ´nen Euro bekommen hätte, wäre ich jetzt reich und läg mit meiner Site nicht auf einem Miet-Server (und tippte Stuss wie diesen nicht in meiner 45-Quadratmeterbude in Berlin, sondern auf meiner Privatinsel in der Karibik und würde dabei nicht Ersatz-Smirnoff saufen, sondern frisch geshakete Cocktails schlürfen). Abgesehen davon ist die Chose mittlerweile so abgegriffen, dass sich noch selten ein erträglicher Film anschloss…
Naja, jedenfalls passiert das Übliche – er will, sie nicht, man kennt das ja, denn das Mädel hat Muffensausen, weil´s ihr Macker für eine wahnsinnig romantische Idee gehalten hat, sein Schnucki direktemang vor dem örtlichen Spukhaus besteigen zu wollen. Als dann auch noch eine bessere Vogelscheuche gegen die Seitenscheibe klatscht, brechen die Kids in Hysterie aus und rauschen unter grober Missachtung sämtlicher verkehrstechnischer Sicherheitsmassnahmen von hinnen und im Gebüsch lacht sich ein gewisser Charlie halb tot über den äusserst gelungenen Scherz (na gut, dann will ich über das komische Teil, das wohl eine „Leiche“ darstellen sollte, auch nicht meckern, ansonsten hätte ich nämlich den Tricktechnikern ein paar Worte ins Stammbuch geschrieben). Charlies Kumpel Arty treibt sich im Spukhaus rum und hat den Spass vom Fenster aus beobachtet. Jetzt würd er gern das traute Gemäuer verlassen, jedoch funzt das nicht, da die Türen mysteriöserweise verschlossen sind. Arty strolcht auf der Suche nach einem Hinterausgang durch das Gebäude und passiert dabei u.a. eine unheimlich gelb glühende Mikrowelle (!) und übersieht natürlich geflissentlich die bedrohliche Gestalt, die sich hinter ihm aufbaut…
Nach ein paar Minuten kommt es Charlie seltsam vor, dass sein Kumpel noch nicht aufgetaucht ist und er investigiert das Gebäude. Für schier endlose Minuten grast Charlie die diversen Räumlichkeiten ab, ehe auch er über die gelb glühende Mikrowell stolpert. Jetzt ist da aber was drin – nämlich Artys Rübe! Als Charlie mutigerweise die Mikrowelle öffnet, explodiert der Schädel (yummy, das sollte ich auch mal ausprobieren). Charlie gerät verständlicherweise in mittelschwere Panik, findet nun auch die Türen verschlossen vor und versucht, sich durch ein halboffenes Schiebefenster zu retten. Dumm nur, dass dies wie von Geisterhand nach oben drückt, während er grade drüberkraxelt und unseren armen Charlie halbiert…
Inspector Sturgess, der Vertreter der hiesigen Gesetzeshüterbrigade, hat sich die Sache mit dem angeblichen Spukhaus nun lange genug angesehen – der Schuppen gehört offiziell der protestantischen Kirche des Ortes und wenn die den Laden jetzt nicht bald mal auf Vordermann bringt, ist schluss mit lustig, dann droht die Abrissbirne. Das ganze Areal ist ein Sicherheitsrisiko, ganz besonders auch ein Teich, der von den örtlichen Kids gerne mal für mitternächtliche Plantscheinlagen genutzt wird. Dummerweise versteht der neue Reverend, David Thompson, so ziemlich Bahnhof, weil er eben erst sein wenigen Tagen in Amt und Würden ist und ihn sein Vorgänger, der ihn noch einarbeitet, der alte Knabe Reverend Maier (Donald Pleasence war da wohl grad nicht verfügbar, das wäre DIE Rolle für ihn) hat ihn in die Besonderlichkeiten des Gemeindelebens noch nicht eingeweiht. Mehr als ein „Das Gelände ist abgesichert“ fällt Thompson nicht ein (insofern man wurmstichige Maschendrahtzäune und halbherzig aufgestellte „No Trespassing“-Schilder, die bekanntlich noch von keinem Teenager der Filmgeschichte ernstgenommen wurden, als „Absicherung“ bezeichnen will). Jedenfalls ist Sturgess echauffiert, da er zwei tote Teenager am Hals hat, die seines Erachtens einem Ritualmord zum Opfer gefallen sind – er verdächtigt Arlen, den stummen Sohn der Hausverwalterin des Anwesens, den er a) für schwachsinnig hält und b) probehalber mal festgenommen hat, alas, ohne Beweise tut sich halt der beste Bulle schwer, so er by the book vorgeht.
Thompson will sich die Hütte mal selbst ansehen und Maier informiert ihn über die lokale Geschichte – die Kirche hat das Areal geerbt, mit dem Haken, dass der Hausverwalter-Familie ein lebenslanges Wohnrecht eingeräumt ist, wobei allerdings von eigentlichen Verwaltungstätigkeiten in der Erburkunde nicht die Rede war: „Die leben halt einfach dort“. Und „dort“ ist das Hausmeister-Gebäude, also nicht das eigentliche Spukhaus. Beim Herumstromern durch das Haus springt den Gottesmännern gleich mal Arlen vor die Füsse und nimmt dann umgehend Reissaus, verfolgt von den im Gebäusch auf der Lauer liegenden Cops, die Arlen nach wie vor für ihren Prime Suspect halten. Sturgess´ Harry, äh, Assi Hollister folgt Arlen zum „Schwarzen Teich“, wo der Stumme ein wenig im Wasser herumstochert, ehe er sich in die Wälder verdrückt. Hollister setzt sich ans Ufer und langt auch mal in das Nass… nichts passiert. Daraufhin inspiziert Hollister den Bootssteg, da reisst ihm unglücklicherweise die Hosentasche und sein Kleingeld poltert auf den Boden. Da der Cop von Welt seine Kohlen beisammen halten muss, schickt er sich an, die Münzen aufzusammeln und wird plötzlich und unerwartet von einer unbekannten Macht ins Wasser gezogen… Wahnsinnig aufregend!
Für Sturgess liegt die Sache klar, Arlen hat Hollister umgebracht (obwohl bislang keine Leiche gefunden ist) und er hat den Stummen auch schon am Wickel bzw. schon fast im Streifenwagen. Thompson beschliesst, den Teich aus Sicherheitsgründen trockenlegen zu lassen – Arlen hört das mit, rastet aus, schubst seine Bewacher zur Seite und büxt erneut ins Gewölle aus.
Für die Pfaffen wird´s nun Zeit, ein ernsthaftes Gespräch mit Arlens Mutter Elondra zu führen, wobei Thompson erst mal die Mitleidstour fährt: „Ihr Sohn wird nicht ärztlich behandelt!“ Elondra ist das recht und billig, solange die Menschen sich von ihm fernhalten. Ah, sagt Thompson, das ist das Problem – es wird nämlich noch ein zweiter Reverend erwartet, und der muss mangels anderweitiger Wohnmöglichkeiten und knapper Gemeindekassen notgedrungen ins „Spukhaus“ einziehen und wird demnach Kontakt mit Arlen haben… andererseits hat der gute Reverend Leahy einen ganzen Eimer eigener Probleme, er ist nämlich Alkoholiker und ein wildgewordener stummer Wüterich wäre psychologisch da nicht wirklich sinnvoll. Elondra betrachtet das ersichtlich als PAL (Problem Anderer Leute): „Ich habe meinen Sohn längst verloren, genau wie meinen Mann. Er beschützt sie!“ Sie? Wen? Würde auch Thompson gerne wissen, aber Elondra spielt Mysterium. „Sie werden sie früh genug treffen.“
Nun, Alkoholiker oder nicht, der gute Rev. Leahy und seine Familie können nicht in einer Bruchbude hausen, daher wird die ganze Hütte amtlich renoviert (wer sich Handwerker leisten kann, um eine 20-Zimmer-Villa wie diese zu renovieren, sollte eigentlich auch ´ne Wohnung mieten können). Thompson stösst inmitten des typischen Chaos bei solchen Angelegenheiten auf einen kleinen süssen blonden Engel, ein vielleicht neunjähriges Girl, das sich als „Mary“ vorstellt und auf Thompsons Frage zu Protokoll gibt, „nicht mehr“ hier zu wohnen, sondern nur ein Gast zu sein. Die Renovierung zieht sich über zwei Wochen hin, und Thompson kann sich um Mary nicht weiter kümmern, da man ihm rapportiert, dass die Teichtrockenlegung nicht funktionieren will, weil die Absaugrohre immer wieder verstopft sind, u.a. von einem hübschen alten Kruzifix, bei dessen Anblick der alte Rev. Maier leicht aus der Fassung gerät. Angesichts dieser neuen Sachlage ist Maier nämlich erstens gewillt, umgehend das Gemäuer zu segnen und zweitens Thompson reinen Wein einzuschenken. Leider kommt es weder zum einen noch zum anderen, denn der alte Knacker wird das Opfer eines bedauerlichen handwerklichen Arbeitsunfalls – einem Kreissägenbediener unterläuft der Fauxpas, dass ihm das Sägeblatt aus der Verankerung hüpft und drolligerweise nach ein paar Abprallern seine letzte Ruhestätte in Maiers Brustkorb findet. Yep, das könnte unangenehm sein. Abgang 1 Reverend.
Dessen völlig ungeachtet zieht wenig später George Leahy mitsamt seiner Familie, Eheweib Melinda, dem vielleicht zwölfjährigen Sohn Justin und zwei attraktiven Geräten von Töchtern im geschlechtsreifen Zustand, Ann und Cheryl von Namen, in das hergerichtete Haus. Leahy ist klar, dass seine Versetzung hierher seine „letzte Chance“ darstellt, die Kirche toleriert saufende Priester offensichtlich weniger als ministrantenschändende, aber tschuldigung, wir sind hier ja bei den Protestanten und nicht beim römisch-katholischen Verein, dem ich leider auch immer noch angehöre. Und da muss man halt mal diverse üble Gerüchte über die neue Wohnstatt einfach mal überhören können. Sturgess, immer dabei, wundert sich, dass Elondra, vom Bullen respektlos als „alte Hexe“ bezeichnet, den neuen Mietern keinen Besuch abstattet, aber David Thompson hat schon nachgefragt. „Sie sagt, es wäre ihr nicht erlaubt.“ Während also die Leahys sich häuslich einrichten, wird im Keller noch gearbeitet, und zwar am Fahrstuhl (!!! Die Hütte hat maximal ZWEI Stockwerke, wenn ich den Dachboden einrechne – wer braucht da einen Fahrstuhl???? Wenn einer der Bewohner körperbehindert wäre, was nicht der Fall ist, tät´s ´n Lifta-Treppenlift doch auch!). Naja, es ist schon gut, dass ein Fahrstuhl da ist, denn wäre da keiner, könnte die unbekannte böse Macht nicht einen Handwerker in den Liftschacht zerren und ihn effektvoll an den Zugseilen aufhängen.
Justin wagt sich von Geräuschen angelockt in den Keller und wird dort von Mary erschreckt, spielt aber ganz den Dreikäsehoch-Macho und vergrault die potentielle Spielgefährtin: „Eigentlich wollte ich dich herumführen, aber wenn du nicht willst,“ meint Mary und verpfeift sich. Die Kollegen des aufgeknüpften Handwerkers vermissen ihren Kumpel zwar, aber nicht so sehr, um ihn bei Feierabend eventuell suchen zu gehen und düsen ebenfalls vom Acker. Und der entdeckungsfreudige Justin entdeckt zu seiner Begeisterung den „Schwarzen Teich“: „Endlich haben wir ´nen Swimming Pool!“ Das freut auch Ann und Cheryl, die sich sofort in ihre Bikinis werfen (wenn man mich fragt, zu viel des Aufwands, hehe, sabber) und auch Mama Melinda haut sich zumindest mal auf einen Liegestuhl. David gesellt sich dazu, and a good thing, too, denn plötzlich kreischt die badende Ann sich die Seele aus dem Leib. Heldenmütig wirft sich David in die tosenden Fluten des Teichs und zerrt nicht nur Ann, sondern auch das Objekt ihres Schreckens aus dem Wasser – an ihr Bein hat sich eine abgetrennte menschliche Hand geklammert – Sturgess, der immer irgendwo herumlungert, ist isch sicher, dass die abgetrennte Flosse früher mal dem armen Hollister gehört hat…
Angesichts dieses Vorfalls würde George am liebsten die Koffer packen und abhauen – erstaunlich, dass gerade der Alki als einziger auf den naheliegendsten Gedanken kommt, aber er wird von Melinda daran gehindert: „Wir müssen bleiben!“ Was lernen wir daraus? Wenn man auf seine Frau hört, kommt selten was gutes raus, denkt an meine Worte. Während Elondra dem ganzen Treiben semiinteressiert zusieht, übernimmt Sturgess den Part, David über die grausige Geschichte des Hauses bzw. des ganzen Areals aufzuklären, so wurde z.B. 1958 eine dreiköpfige Familie, die den Fehler beging, hier einzuziehen, massakriert, einer erhängt, der andere aufgespiesst, der dritte „förmlich zerrissen“. Yep, hört sich genau wie die Wohnung meiner Träume an.
Vom Weibe unverstanden zieht sich George in den Keller zurück, um gepflegt eine Flasche Whisky zu verschnabulieren, wird aber dabei von Sohnemann Justin erwischt: „Ist das Medizin?“ George ist grad noch manns genug, dies zu verneinen und dem Junior das Versprechen abzuringen, die Sache nicht Mama zu erzählen (wir Kerle müssen auch zusammenhalten, newa). Eine unbekannte Macht schmeisst die abgestellte Whiskyflasche um (hach, wie gruselig!). Ann, die sich nachvollziehbarerweise in einen Schockzustand verabschiedet hat, aber nicht etwa in ein Krankenhaus gebracht wurde, sondern einfach in ihrem Zimmer auf´m Bett rumpflackt, bekommt Besuch von Mary, die ihr gleich mal ne amtliche Vision verpasst – in den blumigsten Bildern bekommt Ann vor ihr geistiges Auge die Morde an Charlie und Arty, dem Lift-Handwerker und Rev. Maier serviert, dito eine Vision von blutigen Stacheln, die sich durch die Zimmerdecke bohren. Klar, dass Ann mit einem weniger dezenten Schrei aufwacht. Natürlich wird ihr allenthalben versichert, dass das ganze nur ein Alptraum und mithin keinerlei Anlass zur Sorge sei, Ann sieht das ein wenig anders. David ist immerhin neugierig genug, um Elondra erneut aufzusuchen, die ihm aber wieder nur kryptische Schwurbilitäten verabreicht: „Sie sind aus freiem Willen gekommen, sie müssen auch aus freiem Willen wieder gehen!“ Arlen, der immer noch vermisst wird, sei im übrigen an einem sicheren Ort, „wie sein Vater“ und beschütze seine „Gebieterin“ und ihre „Scheusslichkeiten“. Bei Scheusslichkeiten wird David als Gottesanbeter nun doch neugierig (zugegeben, wir doch auch) und erbittet genauere Informationen. Elondra verweist auf den Sommer 1692 als Wurzel allen Übels und rät dem Protestanten, der darauf hinweist, dass seine Gemeinde über solch vorchristliche Zeiten mangels damaliger Existenz keine Aufzeichnungen hat, doch mal bei der katholischen Konkurrenz im Archiv zu stöbern (nennt mich ungebildet, aber waren die Einwanderer seinerzeit nicht hauptsächlich Protestanten, d.h. wäre die Wahrscheinlichkeit nicht viel grösser, dass es 1692 eine protestantische Gemeinde gegeben hat als umgekehrt?)
Der neugierige Justin (und Neugier war in diesem Gewerbe noch selten eine lebensverlängernde Eigenschaft) folgt mal wieder ominösen Geräuschen in den Keller. Dort findet er etwas, was offenbar erstaunlich genug ist, um ihm ein „Wow“ zu entlocken, ich hab nur keine Ahnung, was, denn der Print ist so dunkel – I can´t see a fucking thing! Ist eigentlich auch unwichtig, denn Justin wird von der unheimlichen bösen Macht gepackt und einem vermutlich unerfreulichen Schicksal entgegen gezerrt.
George und David besprechen indes die rätselhaften Vorgänge, aber David entschuldigt sich wg. dringender Archivarbeiten – die Aufgabe, Justin zu suchen, der sich zum Essenfassen nicht rechtzeitig einfindet, überträgt er Sturgess. Bevor er zum Archiv braust, schaut er noch mal bei Elondra vorbei und der fällt angesichts des Kruzifix, das David scheinbar ständig bei sich trägt, die Kinnlade auf Bodennähe: „Wir sind alle dem Untergang geweiht, Kirchenmann!“ Das würde David jetzt doch gerne näher ausgeführt haben und endlich mal tut Elondra Butter bei de Fische. Ein „mitleidiger Priester“ (sollten das theoretisch nicht alle sein?) hat seinerzeit ein notwendiges Ritual, nämlich die Läuterung eines Sünders durch´s Feuer, nicht komplett durchgezogen, sondern hat nur das Kruzifix im Teich versenkt. Das habe immerhin dafür gesorgt, dass „sie“ nur des Nächtens umgehen konnte, nun, da das Kreuz aber entfernt sei, könne „sie“ auch in den frühen Morgenstunden ihr übles Schindluder treiben. David hält die Schauermär für eben eine solche und handelt sich dafür die Abfuhr ein, „wie ein Mann des 20. Jahrhunderts“ zu denken (tja, was anderes bleibt ihm ja auch kaum übrig). Völlig zusammenhanglos und von der Handlung weitergehend auch komplett ignoriert fragt Elondra David noch scheinheilig, ob er schon mal was von Nostradamus gehört habe (der Zusammenhang mit der Filmplotte würde mich nun doch heftig interessieren).
Während David mit diesen rätselhaften Anmerkungen im Kopp nun endlich abdampft, durchkämmen Sturgess, George und die Cops das Gewölle nach Justin, finden nix, und kommen letztendlich auf die Idee, doch mal im Keller nachzusehen. „Warum rufen wir nicht einfach nach ihm?“ fragt Sturgess dort unten. Tja, gute Frage, warum rufen sie ihn nicht einfach? Sie tun´s nämlch nicht, sondern geben sich vielmehr extra Mühe, ja kein Geräusch zu erzeugen.
Der Rest der Leahy-Familie hat sich in einem Schlafzimmer gesammelt und macht sich Sorgen, naja, mit Ausnahme der rebellischen Cheryl vielleicht, die das für einen guten Zeitpunkt hält, ihre nicht besonders hohe Meinung von ihrem Vater kundzutun: „Unser Vater ist ein Säufer, der´s zu nichts gebracht hat und der unser Leben ruiniert!“ Das mag sich Ann nicht anhören und scheuert ihrer Schwester mit den Worten „Du Ziege!“ eine. Oh diese Familie… Im Keller versteigt sich Sturgess zu der These, der Keller sei kleiner, als er sein sollte (unheim!)
David wird indes vom hilfsbereiten katholischen Soutanenträger auf ein Inquisitionsbuch von anno dunnemals verwiesen, das von einem „progressiven Priester“ verfasst wurde – die Litanei ist nämlich auf Englisch und nicht auf Latein (Progressiv hin oder her, wann wurde Latein als offizielle Kirchensprache bei uns Katholen eigentlich abgeschafft? Mit Vatikan II? Bin in Kirchenlehre nicht so auf´m Laufenden). Der Katholenpfaffe murmelt was von einer „Zauberformel“, die man bei einer vom Satan bessessenen Hexe ausführen müsse (eh, tschuldigung, ich stör nochmal – aber ich bezweifle doch mal stark, dass in irgendeiner auch nur halboffiziellen Inquisitions-Kirchenschrift was von „Zauberformeln“ die Rede ist, schliesslich lautet die Gleichung doch Zauberei=Hexerei=Scheiterhaufen!). David hasselt den etwas altersschwachen Kollegen aus dessen eigenen Archiv und studiert die alten Schriften und endlich erfahren wir, was sich am 7. Juli 1692 tatsächlich zugetragen hat, d.h. wir bekommen einen Flashback! Yippie!
Nun, es sieht so aus, als wäre der lokalen Inquisition mit einer gewissen Elvira Sharack ein wahrer Satansbraten von Hexe ins Netz gegangen – der übliche randalierende Dorfmob hat sich bereits versammelt und fordert lautstark krakeelend, die Tauglichkeit der Hexe als Grillanzünder zu testen. Der Dorfpriester Pike sieht auch kein Problem darin, Elvira wegen Mordes an einem Kind zu verurteilen, aber hat ein moralisches Dilemma – er kann es vor seinem Gewissen nicht verantworten, jemanden bei lebendigem Leibe, wie es nunmal Vorschrift ist, abzufackeln, nicht mal eine Hexe, und nicht mal, obwohl die ihn, an einen Pfahl gefesselt, mit diversen Schmähungen, Flüchen und „ich bin eine Tochter des Satans“-Sprüchen überzieht. „Maschinen zur Läuterung“ hat man leider nicht zur Verfügung (? Wenn er zünftige Folter meint, sowas lässt sich doch mit gutem Willen improvisieren…), also entschliesst sich Pike dazu, die Hexe zu ersäufen (wo wohl?) und die reinigende Kraft des Feuers soll durch eine geheiligte Reliquie, direkt aus Rom, kompensiert werden – unser Kruzifix (und wenn ich mir an dieser Stelle die Bemerkung erlauben darf – für ein Teil, das dreihundert Jahre im Wasser gelegen haben soll, sieht´s in der Gegenwart verteufelt, eh, sorry, will sagen, erstaunlich gut aus). Elvira lacht sich scheckig, preist ihren Gott Satan und verflucht aus Jux & Dollerei alle, die sich in Zukunft in die Nähe dieses Ortes wagen sollen und wird dann zu den Fischen geschickt. Zwecks Versiegelung der Hinrichtungsstätte versenkt Pike dann noch das Kreuz, was zu allgemeiner Überraschung und Entsetzen eine blutige Explosion im Teich zur Folge hat (wie eklig). Und gleichzeitig geht die Dorfkirche spektakulär in Flammen auf (als hätte jemand ´ne Fuhre Napalm dort ausgeschüttet). Von nun an wurde das Örtchen von Katastrophen und sonstigen Todesfällen heimgesucht, so ersoff z.B. die Anklägerin der Hexe im bewussten Teich.
Während David noch studiert, ist Sturgess nach zuverlässigen Berechnungen zu dem Ergebnis gekommen, dass das Haus in der Tat 20 Fuss breiter ist als der Keller (und? Gibt´s da ein Gesetz gegen?), weswegen er ausserhalb des Hauses Grabungen einleitet (? BITTE? Ich denke, das Haus ist BREITER als der Keller, sprich, er müsste im Erdgeschoss die Spitzhacke ansetzen und nicht draussen vor der Tür? Ich bete, dass das ein Synchro-Fehler war und nicht Doofheit der Autoren). Und tatsächlich finden Sturgess´ Leute einen geheimen Kellereingang (? – der zukünftig ignoriert wird). Sturgess jedenfalls ahnt, dass Justin irgendwo in den „fehlenden“ Kellerquadratmetern zu finden ist. George versichert sich bei Sturgess, dass dieser das „Risikö (bitte welches Risiko?? Ich versteh nur noch Bahnhof) doch nur eingeht, weil er glaubt, dass Justin noch lebt. Sturgess bleibt darauf etwas wortkarg, zumal einer seiner Gehülfen ihm zu verstehen gibt, dass nicht nur die Telefonleitungen tot sind, sondern auch der Funk der Streifenwagen ausgefallen ist (bibber).
David liest weiter im Buch der Buchen und erfährt, dass Pike nach dem Desaster mit dem Kirchenbrand und den weiteren Vorkommnissen der Ansicht war, seine Schutzbefohlenen betrogen zu haben und um seinen eigenen Tod betete, um damit den Fluch von den Dorfbewohnern zu nehmen. Wie ich immer sage, be careful what you pray for, you might get it. Eines schönen Tages locken Geräusche Pike in einen Weinkeller (!), wo sich die Flaschen geheimnisvoll selbst entkorken und einen roten Glibber ausspucken (wahlweise Rotwein oder Blut, aber beides sieht in echt glaub ich anders aus). Pike weicht entsetzt zurück (als anständiger Pfaffe sollte er sich aber doch wenigstens mal bekreuzigen, oder?) und wird von der unbekannten bösen Macht direktemang in die Weinpresse befördert. Und die presst dann auch gut. Und fünf Jahre nach Elviras Hinrichtung muss sich die Gemeinde wohl einen neuen Kuttenträger suchen.
Nachdenklich klappt David das Buch zu und legt gedankenversunken das Kruzifix darauf, worauf das Buch sofort zu brennen beginnt… boah!
Sturgess und sein Gehilfe Steel zerhacken derweil im Keller die einzige dort befindliche Holzwand und entdecken tatsächlich einen Geheimraum dahinter – der ist ganz nett als Schlafzimmer eingerichtet, riecht aber nicht gut. „Verwesendes Fleisch,“ identifiziert Sturgess und was liegt da dann auch rum? Die Leiche des armen Kerls aus dem Fahrstuhlschacht (und die soll schon verwesen? Correct me if I´m wrong, aber bislang gehe ich davon aus, dass sich alle Ereignisse seit dem Einzug der Leahys am gleichen Tag abspielen – Schnellverweser, oder was?). Sturgess quittiert den Fund mit einem Achselzucken, ihn interessiert vielmehr die „Tür nach draussen“- die findet sich hinter einem Vorhang, aber zwischen dem und der Tür steht Arlen und stürzt sich auf die Cops. Erstaunlicherweise gelingt es Sturgess aber, den Stummen mit einem gezielten Handkantenschlag in den Nacken zu fällen und abführen zu lassen. Der Raum lässt ihm aber keine Ruhe, er inspiziert das Zimmer noch mal und genauer einen Wandschrank, aus dem ihm eine Leiche entgegenfällt (keine Ahnung, ob das noch mal die des Fahrstuhl-Typen ist, könnte sein). Und ehe er sich´s versieht, wird er vom Geheimnisvollen Unbekannten attackiert und weggeschleift. Und da wir ihn nicht widersehen, ist er vermutlich hinüber.
Die Leahy-Familie sitzt beieinander und macht sich heftigst Sorgen, da ja Justin immer noch abgängig ist. Mama Melinda wird die Warterei zu blöd, obwohl George einwendet, dass Sturgess sich schon melden werde, beschliesst sie, selbst der Sache auf den Grund zu gehen. Papa George bleibt feige sitzen und wünscht sich wohl, er hätte vorhin seine Whiskyflasche nicht vergessen. Zum dramaturgisch angemessenen Zeitpunkt gehen nun endlich die Lichter aus (ja, es ist endlich Nacht geworden). Melinda bewaffnet sich mit einer Taschenlampe, da klatscht ihr auch schon von oben die Leiche ihres Sohns ins Gesicht. KREISCH! Kann man ja auch irgendwo verstehen. Die Schreierei versetzt den Rest der Family in Panik und George muss sich tatsächlich daran machen, seine morschen Knochen in Bewegung zu setzen. Besser hurry up, denn ES, was auch immer es ist, macht sich zu „pulstreibender“ Musik (wenigstens mal was anderes als das sonst oft eingefiedelte Thema, das sich verdächtig nach Halloween anhört) daran, sich Melinda zu greifen – es versucht, durch eine von ihr abgeschlossene Tür zu brechen, während George seinerseits versucht, die Küchentür aufzukriegen. Das Böse ist letztendlich schneller, schnappt sich Melinda und schleudert sie durch die Gegend.
David rauscht mit seinem VW-Bus in die Auffahrt und klopft verzweifelt an die verschlossene Tür: „Ihr müsst hier raus!“ Da niemand öffnet, wendet er sich in seiner Not an Elondra: „Hat es schon begonnen??“ Elondra weist darauf hin, dass das Kruzifix Davids einzige Hoffnung auf Überleben wäre, und das hat der Torfkopp im Wagen liegen lassen. Schnell wird das Kreuz geholt und erweist sich als praktikabler Türöffner – nur damit die verschlossene Haustür mal kurz berührt, schon fliegt die auf. David rast rein, findet George im Schock vor der verriegelten Küchentür und öffnet diese mit dem Kreuz. Zu sehen ist ausser allgemeinem Chaos und einer Blutspur nichts, aber David ist sich dennoch sicher, dass Hopfen & Malz verloren ist und man lieber die Töchter retten sollte. Er bemüht sich, Ann und Cheryl aus dem Haus zu treiben, was aber nur mit Ann gelingt – Cheryl wird von einem Atemgeräusch abgelenkt und folgt diesem idiotischerweise in der Annahme, es könnte Justin sein (dumme Nuss, wirst sehen, was du davon hast). Aus mir absolut unerfindlichen Gründen explodiert nun irgendwas im Haus, ohne gesteigerten Einfluss auf die Handlung zu nehmen. George ruft nach seiner Melinda und verbarrikadiert sich im Schlafzimmer (?), vor dessen Fenster eine leuchtende Gestalt schwebt. George setzt sich vor seinen Spiegel, der explodiert und tötet ihn (ja, das ist alles jetzt so zusammenhanglos).
Cheryl ist von den Geräuschen gefolgt und findet einen Eimer voll Blut (?), dann wird sie von einer unheimlichen Gestalt mit einer Stange attackiert und getötet. David, der Cheryl sucht, findet sich ebenfalls ein und dort die schöne Bescherung, wird aber, ehe er noch darüber nachdenken und ´ne letzte Ölung improvisieren kann, von einer Kapuzengestalt mit Klauenhand angegriffen. Mit dem mitgebrachten Kruzifix kann er die Gestalt jedoch bannen. Dann ist er doof genug, die Kellertreppe runterzupoltern, bricht sich allerdings nicht mal das Genick und ist sogar geistesgegenwärtig genug, sich das kurzzeitig entglittene Kruzifix sofort wieder anzueignen. Mit grossem Erfolg, denn er kann die sich ihm nähernde böse Gestalt weiterhin bannen, und noch besser, sie verschwindet sogar (?).
Halb erleichtert macht David sich auf zu seinem Bus, wo ihm aber nach Türöffnung die tote Ann entgegenfällt (dumm gelaufen, Junge). Grummelnd packt der Priester zwei Benzinkanister, um der Angelegenheit nun endlich ein Ende zu machen (ein offiziell empfohlener Exorzismus ist das aber sicher nicht) – er fackelt aber nicht das Haus ab, sondern schüttet das Zeug in den Teich und zündet ihn an. Da taucht Mary plötzlich auf und fragt David, was er da so treibe. „Die Hexe ist tot,“ verkündet er stolz (und singt nicht mal „Ding-dong, die Hex ist tot!“. Wie schade). Mary negiert diese Aussage – „aber sie war nicht im Teich!“ Tja, und da fällt bei David das 5-Cent-Stück und spontan schleudert er das Kruzifix auf Mary und das rammt sich ihr in die Brust (okay, er hat ja recht, aber wie kommt er drauf, dass Mary die Hex ist? Theoretisch könnt´ sie ja wirklich ein Nachbarskind sein, und dann gäb das richtig Ärger). „Du kannst mich nicht töten,“ motzt Mary, während sie rückwärts in die Flammen stolpert, „dein Gott hat nicht die Macht, mich zu zerstören“…
Das momentane Ergebnis scheint David aber erst mal zu reichen, doch da erhebt sich plötzlich Gelächter aus dem nicht mehr brennenden Teich und etwas greift David und zerrt ihn unter Wasser… ENDE
Also, dass das Produzentenduo Kassar/Vajna nur kurze Zeit nach der Realisierung dieses Werks mit den sprichwörtlichen Dollarbündeln um sich werfen und einen Megahit nach dem anderen auf die Beine stellen würde, drängt sich nach Genuss dieses sichtlich mit klammen Budget in Kanada (was schon selten genug ein Indiz für einen ansehnlichen Film gewesen ist) Streifens mit Sicherheit nicht auf. In dem Film gibt´s nicht allzuviel, was Geld gekostet haben dürfte – kaum aufwendige Bauten, keine namhaften Akteure, keine spektkulären Action- oder Effektsequenzen (naja, dazu gleich mehr). Der Film wirkt oft entsetzlich vom Look her altmodisch, 70er-Jahre-mässig, was man auch an Frisuren undf Klamotten ausmachen kann – ich frage mich, ob der Streifen tatsächlich erst 1982 gedreht wurde oder nicht vielleicht doch schon ein paar Jährchen auf Halde lag, ehe es den Produzenten gelang, das fertige Werk an einen Vertreiber zu verticken. Nun gut, dass ich die 70er für die modemässig übelste Dekade des 20. Jahrhunderts halte, tut für die Qualität eines Films nicht wirklich was zur Sache.
The Witch ist aber auch unabhängig vom zeitlichen Kontext her betrachtet ein eher unkreativer Vertreter – vielmehr sieht es so aus, als hätten sich alle Beteiligten zur Aufgabe gemacht, möglichst viele 70er-Jahre-Horrorthemen zu fleddern. Man findet Anklänge an Exorcist, The Omen, Hell House, Amityville Horror – nicht alles die schlechtesten Vorbilder und für einen soliden okkult angehauchten Spukhausfilm ist im Pantheon der Horrorfilme immer wieder Platz, aber The Witch wird von einem ziemlichen Grundsatzproblem geplagt – als der Film nämlich entstand, war der unblutige Gruselthriller ziemlich out, mittlerweile waren blutige Gore-Eskapaden gefragt. Und ungeachtet der Tatsache, dass Spukhausfilm und Gore sich nicht unbedingt perfekt vertragen, sorgten die Produzenten und/oder der Regisseur für zahlreiche heftige Splattereinlagen, was auf Kosten der Atmosphäre geht. Nun, eigentlich brauchen wir uns als deutsche Filmkonsumenten darüber keine gesteigerten Gedanken machen, da The Witch hierzulande eine FSK-16-Freigabe anstrebte und damit die blutigsten Effekte naturgemäss aussen vor bleiben, mehr als die Kopfexplosion in der Mikrowelle bleibt an Splatter für unsereins nicht übrig (uns entgeht so z.B. die Tatsache, dass Cheryl mit Nägeln geplättet wird und einen Anblick der toten Ann erspart man uns ebenso, und kurioserweise ist Maiers kreissägenbedingtes Ableben in Anns Traumvision expliziter als in „Realität“), womit wir Teutonen unser eigenes kleines Problem mit The Witch haben – einen Splatterspukhausfilm, dem der Splatter die Spukhausatmosphäre austreibt unnd dessen Splatter wir nicht sehen dürfen – im Endeffekt bleibt uns also quasi gar nix übrig…
Naja, ist nicht so, als würde uns ein weltbewegender Film entgehen. Das Drehbuch ist nicht sonderlich originell und nicht immer schlüssig, die Handlungen der Charaktere nicht immer nachvollziehbar (ganz besonders, was die Leahys angeht – obwohl das Gros des Films an ein und demselben Tag spielt, würde ich spätestens nach dem zweiten unerklärlichen Vorfall schleunigst das Weite suchen, „letzte Chance“ oder nicht, denn mein eigener Hintern ist mir im Zweifelsfall mehr wert als ein Job (mitlesende potentielle Arbeitgeber bitte den letzten Halbsatz überlesen), einige Charaktere schlicht überflüssig (Arlen z.B., der für die Handlung überhaupt keine Bedeutung hat, seine komische „Beschützerrolle“ bleibt vollkommen unsubstantiiert – hey, ich schaffe es tatsächlich, juristische Fachterminologie einzubauen).
Regisseur Roberson bemüht sich redlich um eine halbwegs straffe Inszenierung, kann aber nicht verhindern, dass der Streifen eindeutig auf seine Schockeffekte hin konstruiert ist und sich zwischen diesen doch hin und wieder Leerlauf einschleicht (und die minutenlangen Passagen, in denen diverse Protagonisten im dunklen Keller umherwuseln, von denen man dank unzureichender Beleuchtung und miesem Videotransfer schlicht kaum was sieht, gehen irgendwann mal stark auf den Zeiger). Verhältnismässig ansehnlich sind ihm die Szenen im 17. Jahrhundert gelungen, zwar sehen auch diese Sequenzen nicht aus, als hätten sie irrsinnig viel Kohle gekostet, aber sie wirken zumindest einigermassen effektiv. Ziemlich gruselig ist allerdings die einfallslose Kameraführung und die grauenhafte musikalische Untermalung, die jeden potentiellen Scare mit absoluter Konsequenz totplärrt (und die „Anlehnung“ an das klassische Carpenter´sche Halloween-Theme hab ich schon erwähnt). Darstellerisch wird bestenfalls Durchschnitt geboten. James Houghton (David) debütierte ausgerechnet in dem WIP-Klopfer Sweet_Sugar, wenn man der IMDB glauben darf, und diente sich durch diverse US-TV-Serien wie The Young and the Restless, Code R und Knot´s Landing (für erstere und letztere Serie steuerte er auch ein paar Drehbücher bei) zur Hauptrolle in The Witch hoch. Kinokarriere erfolgte daraufhin – nicht unberechtigerweise – nicht und Houghton musste sich wieder mit Fernsehrollen wie im Dynasty-Spin-off The Colbys begnügen. Nach einer Rolle in Purple People Eater zog sich Houghton aus dem Business zurück. Houghton ist das, was man routiniert, aber uninspiriert nennt – seine Performance hinterlässt keinerlei bleibenden Eindruck, es gelingt ihm nie ganz, die notwendigen Emotionen zu transportieren (mann, drück´ ich mich heut´ wieder gewählt aus – man könnte es auch schlichter sagen – er spielt einfach ziemlich lau).
Von den Co-Stars sind vor allen Dingen Stacy Keach sr. und Larry Pennell erwähnenswert. Keach ist in der Tat der Vater von Stacy Keach, dem Mike Hammer, ohne je Rollen von ähnlicher Bedeutung gespielt zu haben. Hier gibt er einen praktikablen Donald-Pleasence-Ersatz. Pennells bewegte Karriere begann bereits 1955 in Seven Angry Men, machte Abstecher nach Europa in Old Surehand und ein italienisches Agentenfilmchen, das man hierzulande als Scharfe Schüsse auf Jamaika kennt, ergatterte eine Stammrolle bei den Beverly Hillbillies und verendete nach regelmässiger Beschäftigung in den 70ern in Trashmovies wie Charles Bands missglücktem 3-D-Versuch Metalstorm: The Destruction of Jared-Syn oder Prehysteria 2, Bitparts in Grossproduktionen und letztlich einer Rolle im allgemein hoffnungsfroh erwarteten und von denen, die ihn schon gesehen haben, hochgelobten Bruce-Campbell-Streifen Bubba Ho-Tep. Pennell versucht zumindest, ein wenig Tiefgang in seine tragische Rollengestalt zu legen, hat aber letztendlich wie eigentlich alle Charaktere ausser David nicht viel zu tun, da das Script kaum einer Rolle erlaubt, überhaupt so etwas wie eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Robert Symonds gibt den Pike, die vermutlich bestgeschriebene Rolle des Films, den von Gewissensbissen geplagten Inquisitor, ganz passabel, Albert Salmi, zuletzt von uns im Katastrophenfilm (und das ist mal als Genrebezeichnung und nicht Qualitätsmerkmal gemeint) St._Helens gesichtet, agiert überaus hölzern und den kleenen Justin mimt Billy Jayne „Jacoby“, den wir u.a. in David DeCoteaus charmant-trashigem Dr._Alien gesehen haben und der später in der Kultserie Parker Lewis Can´t Lose (ich warte immer noch auf die Wiederholung, ProSieben!) brillierte. Heidi Bohay und Maylo McCaslin sind hübsch anzuschauen, aber, schnüff, mindestens immer mit einem Bikini bekleidet (Spielverderber!).
Wie schon erwähnt, liegt mir hier ein ziemlich grottiges Billigvideo von MCP/Magic Video vor, und da hat man sich wirklich nicht die geringste Mühe gegeben – ich weiss nicht, ob das Bild ursprünglich auch schon so dunkel war oder ob hier einfach einer im Kopierwerk an den Helligkeitsregler gerumpelt ist. In den dunklen Szenen, und da grosse Teile des Films im dunklen Keller oder bei Nacht spielen, sind das ziemlich viele, kann man oft nur raten, was eigentlich vor sich geht (im Verbund mit den zumindest nicht übermässig auffallenden Schnitten schränkt das das Sehvergnügen schon mächtig ein). Der Ton geht für ein solches Primitivtape einigermassen in Ordnung.
Letzte Worte… The Witch hätte, trotz fehlender Originalität, ein zumindest halbwegs ansehnlicher Vertreter des okkulten Spukhausfilms werden können. Hätte, wenn man sich produzentenseits darauf beschränkt hätte, einen Gruselfilm zu drehen und nicht auf Teufel komm raus blood´n´gore einzubauen. Durch die Konzentration darauf, möglichst schockierende Splattereffekte zu präsentieren, ging die potentielle Atmosphäre flöten, und da zumindest das deutsche Publikum diese Effekte auch noch „erspart“ werden, haben wir es hier mit einem Film zu tun, der auf keiner Ebene funktioniert. Eine ungeschnittene Fassung wäre sicherlich nicht viel spannender oder packender, hätte aber zumindest blutige Effekte zu bieten und wäre dann zumindest für die Gorehounds interessant. Da der Film aber derzeit wohl in aller Herren Länder OOP ist (und er sich für ein Re-Release nun auch nicht wirklich aufdrängt), ist das ein reines Luftschloss. Die FSK-16-Fassung kann man jedenfalls geflissentlich ignorieren (und letztendlich ist der Film auch kein Hexenexploiter, wie der Titel es suggerieren mag, aber der Originaltitel Superstition trifft den Nagel auch nicht gerade zwischen die Augen auf´n Kopf).
Insgesamt kein Film, der einem die Gehirnzellen platzen lässt, aber auch keiner, der gesteigert Frohsinn verbreitet.
(c) 2005 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 4
Review verfasst am: 15.07.2005