The Wind

 
  • Deutscher Titel: The Wind
  • Original-Titel: The Wind
  • Alternative Titel: Edge of Terror |
  • Regie: Nico Mastorakis
  • Land: USA
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    Sian Anderson (Meg Foster)
    Phil (Wings Hauser)
    John (David McCallum)
    Elias Appleby (Robert Morley)
    Kesner (Steve Railsback)
    Polizist (Michael Yannatos)
    Sians Freundin (Summer Thomas)
    Newlywed (John Michaels)
    Newlywed (Tracy Young)
    Elias Frau (Dina Yanakou)


Vorwort

Neulich stöberte ich wieder mal im Archiv hiesiger Seite (ja, ich les ab und zu noch meine älteren Reviews… wem glaubt man schon außer sich selbst) und stellte fest, dass ein Filmemacher noch sträflich unterrepräsentiert ist, genauer gesagt, noch keinen einzigen Film dieses umtriebigen Mannes hatte ich besprochen (okay, ich weiß, da gibt´s sicher noch mehr Kandidaten, aber im Gegensatz zu manchen Konsorten, die nicht mal der Doc mit der Kneifzange anfassen würde, für die er aber seine Stall Gastrezensenten hat, hehe, sehe ich mir Streifen aus der Werkstatt unseres heutigen Kandidaten durchaus freiwillig an). Und eine Badmovie-Seite ohne Griechenlands Rache für den Untergang der antiken Hochkultur des Landes, Nico Mastorakis, geht ja irgendwie nicht an.

Seit nunmehr fast dreißig Jahren erfreut uns Meister Mastorakis mit seinen meist horrorlastigen Machwerken, wobei er, rein vom Impact auf die Szene gesehen, an sein Debütfilmchen Die Teuflischen von Mykonos nie wieder anknüpfen konnte. Leider hab ich DEN Film nun gerade nicht am Start (auch noch nicht gesehen), aber dass er hauptsächlich für seine Nackteinlagen und Splattereskapaden bekannt ist, kann man ja bei anderweitigen Quellen nachschlagen.

Meine persönliche Bekanntschaft (zumindest mit seinen Filmen) mit Mastorakis begann irgendwann in den späten 80ern, als mir sein Sky High in die Hände fiel – aus völlig unerfindlichen Gründen schaffte es der Film, mich zumindest soweit zu beeindrucken, dass ich einige Jahre später sauer verdientes Echtes Geld TM (also DM) in ein Originaltape investierte – es spricht vermutlich nicht für mich, dass ich mich weder erinnern kann, wann und wo ich das Ding gekauft habe (nicht mal mehr, ob´s ein Gebraucht- oder Neukauf war), noch die Cassette irgendwann seit Erwerb mal probeweise in den Recorder gestopft und angesehen zu haben (zumal ich mich * durchaus * daran erinnern kann, dass Sky High ein äußerst unbeholfener Versuch einer Teen-Action-Agenten-Komödie war. Aber mein Gott, damals war ich 16 oder so und leichter zu beeindrucken).

Aber auch um den Film soll´s heute nicht gehen (nun mach aber mal ´nen Punkt, Großer, und komm zur Sache, der Setzer), sondern um The Wind. Selbigen sah ich auch wohl so umme ´89 rum zum ersten (und bis dato einzigen) Mal – könnte nicht behaupten, dass er mich seinerzeit schwer beeindruckt hat. Nun begab es sich aber vor ein paar Wochen, dass ich einen minimalen Euro-Betrag auf meinem amazon-Partnerprogramm-Konto hatte (für das ich an dieser Stelle noch mal die Werbetrommel rühren möchte. Eure amazon-Einkäufe erledigt Ihr gefälligst über das Banner auf der Startseite, sonst komme ich persönlich zu Euch nach Hause und ziehe Euch mit einer Oliver-Krekel-DVD ´nen Scheitel, jawoll) und selbigen auf den Kopf hauen wollte. Wenn man, unter Berücksichtigung von Versandkosten, die man ja nicht wirklich bezahlen will, wenn man etwas für umsonst haben will, ein Budget von satten sieben Euro zum verbraten hat, wird die Auswahl schon recht übersichtlich. Warum ich mich letztendlich in einer spontanen Sektlaune für The Wind entschied, kann ich nicht wirklich tiefschürfend beantworten. ´s ist halt so, ausbaden musst es im Zweifel Du, lieber Leser. Zur Beruhigung führe ich allerdings gleich mal aus, dass ich im Gegensatz zu Genossen wie Lucio Fulci keine besondere Voreingenommenheit gegen Mastorakis habe…

Immerhin verfügt The Wind für eine DTV-Produktion von 1987 über einen recht namhaften Cast. Meg Foster, die Frau mit den creepy Augen (brr, wenn mir diese Frau im richtigen Leben in die Augen schauen würde, bekäme ich vermutlich einen Herzinfarkt. Sind doch nicht normal, diese Glotzer), bekannt und beliebt aus They Live und Leviathan, Wings Hauser, damals gerade dabei, seine Karriere als mehr oder weniger zuverlässiger B-Moviestar zu kickstarten, Steve Railsback (Lifeforce), David McCallum (Solo für O.N.K.E.L.)und Alt-Mime Robert Morley (African Queen), da geht doch was zusammen – aber wie so viele Regisseure, die´s eigentlich nicht verdient haben, hatte auch Mastorakis gelegentlich ein Händchen dafür, verhältnismäßig namhafte Schauspieler für seine Schauerstücke verpflichten zu können.

Nun gut, wollen wir mal überprüfen, ob ich vor 15 Jahren wirklich einen brillanten Horrorklassiker sträflich ignoriert habe oder es doch seine Gründe hat, wenn ich mich so richtig an The Wind nicht mehr erinnern kann…


Inhalt

Wir beginnen in Los Angeles, in einer recht angenehm bewohnbar aussehenden Villa mit ein- und ausladendem Pool, schalten aber ins Schlafzimmer der Hütte, wo Meg Foster, eh, Sian Anderson, im Heiabettchen ihrem Lover John einen ausgesprochen umständlichen, dafür aber nicht wirklich witzigen Jesus-Witz aufs Auge (bzw. in den Gehörgang) drückt – ehrlich, bei dieser humoristischen Anekdote stehen Aufwand und Ertrag in keinerlei vernüftigen Verhältnis. John hält die Geschichte auch, nicht ganz zu Unrecht, für „krank“, was ihn aber nicht wundert, da nach seinem Dafürhalten sein Betthase, im richtigen Leben Bestsellerautorin von Mystery-Romanen (findet Ihr nicht auch, das Erfolgsautoren im Vergleich zu, naja, sagen wir mal, Internet-Filmreviewern, als Filmhelden überproportional oft gewürdigt werden?), „einen absurden Schluß für brillant“ hält. Sian steht nicht nach einer Diskussion ihrer Schreib- und Erzähltechniken der Sinn, vielmehr versucht sie ihm in präkoitaler Absicht, mindestens ein Ohr abzuknabbern (wenn´s mit dem schlechten Witz nicht geklappt hat, dann halt mit den Beißerchen, was, Schätzchen?). Klarer Fall von „sie will, er nicht“, der fühlt sich nämlich als scheintoter Grufti im Alter von methusalemischen 42 Jahren außer Stande, zweimal am Tag ihrwißtschon zu betreiben (wat´n Lamer). Draußen lärmt´s, was Sian stört – es ist der Goodyear-Zeppelin und der hat eine Liebesbotschaft von John auf der Anzeigentafel – „Gute Reise, ich liebe dich!“ Sian hat nämlich einen Betriebsausflug vor und John tut sie bereits im Vorfeld ganz doll vermissen.

Sian hat nichts besseres zu tun, als diesen Liebesbeweis brühwarm ihren Freundinnen weiterzutratschen. Die halten das natürlich für extreeem romantisch und supersüß, aber Sian sieht das anders: „Ich bin mehr wie ein Mann!“ (Ich enthalte mich jedweden ironischen Kommentars im Zusammenhang mit diesem Statement und Meg Foster an sich). Okay, Sian will damit nicht ausdrücken, dass sie auf ´ne Geschlechtsumwandlung spart, nein, sie ist vielmehr eine von der Sorte Frauen, die es in vermuteter Übereinstimmung mit den meisten Vertretern des maskulinen Geschlechts nicht auf langfristige emotionale Bindungen anlegt. Das ist offenbar so allgemein bekannt, dass ihre Freundinnen vermuten, dass Sian selbst in Griechenland irgendwas oder -wen zum Poppen auftreiben wird, wenn sie der Hafer stechen sollte, und wenn´s „ein Geist“ wäre. Aus recht unerfindlichen Gründen (die Gründe werden, chauvinistisch betrachtet, immer unerfindlicher, je länger man sich diesen Gedanken in Verbindung mit Meg Foster durch den Kopf gehen lässt) gilt Sian nämlich als „männermordendes Ungeheuer“ (gut, Peter Weller könnte der Ansicht sein, Meg Foster hätte in Leviathan indirekt diverse seiner Männer gemordet und wäre demzufolge ein Ungeheuer, aber ich fürchte, DIESER Film meint das anders).

Mit diesen netten Worten im Gepäck reist Sian also (obwohl das niemals explizit erwähnt wird, offensichtlich zum Schreiben ihres neuesten Werkes in Klausur… muss man, um in Ruhe schreiben zu können, eigentlich umme halbe Welt jetten? Würde Haustür schließen und Telefon abklemmen nicht reichen?) auf die griechische Insel Monemvassia (playing itself), worüber John unspezifiziert besorgt ist, es aber nicht ändern kann. Die Insel selbst wird uns mit einigen wackeligen Aerials (tja, Pech, wenn entweder der Hubschrauberpilot nicht gerade fliegen kann oder der Kameramann es nicht schaft, sein Gerät mal für fünf Sekunden still zu halten) und einem fröhlich-griechisch-klingenden Sirtaki-Theme (ich möchte schwören, dass Hans Zimmer, und um ein Frühwerk dieser jenen Komponistenlegende handelt es sich nämlich beim Score, sich beim Komponieren mal kurz an „Griechischer Wein“ erinnert hat. Fehlt nicht viel, und ich breche in den Refrain aus) vorgestellt. Sian (kleiner Einschub: Sian ärgert sich in einer Szene ungefähr an dieser Stelle darüber, ihre Bücher unter einem „Männernamen“ geschrieben zu haben. Okay, soweit nicht schlimm, allerdings zwei Fakten: Ein eingeblendetes Buchplakat zeigt eindeutig den Namen „Sian Anderson“. Wenn das also ihr männlicher Künstlername ist, wieso zum Geier redet sie sich permanent in ihren notorischen Selbstgesprächen, die sowieso, Spoiler voraus, ungefähr 75 % der Dialoge in Anspurch nehmen werden, mit „Sian“ an? [okay, grad noch mal nachgesehen, auf dem Buchplakat schreibt sich Sian „Sean“. Ist das jetzt ein Unterschied?]) wird von ihrem lokalen Vermieter, dem steinalten englischen Gentleman Elias Appleby (wie sonst?) in Empfang genommen. Trotz der Tatsache, dass er eben englischer Gentleman ist, lehnt Appleby es ab, der Lady beim Tragen des Gepäcks behilflich zu sein. Okay, ich würde der Mumie sicher auch nicht mal meine Handtasche zum Tragen geben, da kriegt der Kerl doch auf der Stelle einen Leistenbruch, bei seiner Konstitution, seine offizielle Begründung ist allerdings durchaus eine Überlegung wert: „Ich bin Feminist. Und wenn die Frauen gleichberechtigt sein wollen, können sie auch ihr Gepäck selber tragen!“ Bravo! Ein Denkmal für diesen Mann (einen Ehrenplatz in der „Emma“-Ruhmeshalle bekommt er für den Spruch aber sicher nicht…). Darüber hinaus ist der alte Kerl, der Sian penetrant mit „Kindchen“ anredet, nicht nur alt, sondern auch schwerhörig und, als Sian, seiner englischen Abstammung noch nicht gewahr, nachfragt, „um Himmels Willen kein Grieche“. Zwar ist er glücklich mit einer Griechin verheiratet, das aber auf der gesunden Basis, dass er kein Griechisch versteht und seine Gattin kein Englisch. Zuviel Kommunikation schadet nur, meint er (auch da könnte was dran sein. Ich glaube, ich richte meine komplette Philosophie gegenüber dem anderen Geschlecht zukünftig an Elias aus. Fürchte nur, davon werden die Frauen nun wieder nicht viel halten). Im übrigen ist er hier sowas wie der örtliche Großgrundbesitzer – „als ich die Insel zum ersten Mal gesehen hab, hab ich fast einen Orgasmus gekriegt“, führt er charmant aus und deswegen hat er sich so ungefähr die Hälfte an Grund & Boden billig unter den Nagel gerissen.

Abgesehen davon ist er auch örtlich und sachlich zuständig für Exposition (das Dorf auf Monemvassia ist ausgestorben, weil die Einheimischen die während der Touristensaison verdiente Kohle anderswo verprassen – in Greece no one hears you scream…) die obligatorischen geheimnisumwitterten Andeutungen: „Passen sie auf den Wind auf!“ Der kann nämlich ziemlich gefährlich, „ihr“ Freund oder ihr Feind sein“ (uäähh!) sein, weswegen Sian am besten des nächstens nicht draußen rumlaufen sollte. Im übrigen hat Elias ihr sein eigenes Domizil vermietet (wow, wie nobel; er selbst will sich auch aufs Festland zurückziehen), auch wenn das in eher beklagenswert-chaotischem Zustand ist (ein Haushälter ist Elias´ bescheidener Meinung nach ein „Idiot“. Dann ist´s wohl Tony Danza), und, ach ja, Sian soll sich doch bitte sparen, die verschlossenen Wandschränke aufzuhebeln, außer persönlichen Gegenständen und „den Jagdgewehren meines Sohnes“ (ob wir die noch mal brauchen können?) ist da nix drin. Damit verpfeift sich der alte Knabe dann auch endlich und schon beginnt der Wind gar geheimnisvoll-lärmend Fensterläden und Türen zuzuschlagen. I feel spooked already.

Der Soundtrack fiedelt erneut das „Griechischer Wein“-Wannabe-Theme ein und Sian versucht, es sich in der Bude gemütlich zu machen (Strom kommt nicht aus der Steckdose, sondern vom hauseigenen Generator im Keller, weil auf der Insel keine „Elektrizität“ erlaubt ist, wie Elias sich ausdrückte. Ich war zwar bislang der Ansicht, auch Strom aus Haus-Generatoren wäre Elektrizität, aber ich lass mich da ja gern eines besseren belehren. Schließlich hab ich ja auch gelernt, dass Strom gelb ist). Dann ruft sie ihr Schatzi John an, allerdings offensichtlich ohne die Zeitdifferenz zu berücksichtigen. John wird deswegen aus dem Bette geklingelt und ist eher unleidlich-müde, bietet aber trotzdem an, mit dem nächsten Flieger nach Griechenland zu jetten, was Sean allerdings aus nicht nachvollziehbaren Gründen für keine gute Idee hält. Bevor die Sache näher diskutiert werden kann, beendet eine gestörte Leitung das Gespräch. Und der Wind schlägt Fensterläden zu.

Sian hockt sich an ihre Schreibmaschine und rasselt ein paar Absätze runter, bis es an der Türe klopft. Und dieses Mal isses nicht der Wind. Vor der Tür steht dann allerdings keine Sau, sondern nur ein paar Einkaufstüten mit Happa-Happa. Der Lieferant verschwindet mit einem Kichern um die nächste Ecke. Sian unternimmt einen halbherzigen Versuch, dem nächtlichen Lebensmittelboten zu folgen, was nicht mehr bringt, als das wir die zugegeben recht unwirkliche Atmosphäre des nächtlichen griechischen Dorfs kennenlernen (die Häuser sind dort quasi übereinander errichtet, so dass es jede Menge enge, dunkle Gassen und Tunnel gibt), also kehrt sie um und schleift die Tüten in die Wohnung. Doch da! Plötzlich ist er da und grinst Sian dämlich an! Wer? Phil, Elias´ Haushälter und Caretaker, ein junger Amerikaner, der nach eigener Einschätzung entweder als „Arsch oder Weltbürger“ durchgeht. Naja, er hat wirklich keine besonders hohe Meinung von sich, denn er fügt hinzu, dass er „´ne Null“ sei und von der Bestsellerautorin Sian Anderson, als welche sich unsere Heldin zu erkennen gibt, hat er noch nie was gehört (nicht belesen, der Kerl). Weil das Ego eines berühmten Autors schwerlich dies schwerlich akzeptieren kann, berichtet sie ihm von ihren Murder-Mysteries, was Phil nur zu einer kryptischen Bemerkung veranlasst: „Wenn sie etwas technisches über den Tod wissen wollen, schreien sie einfach, ich bin nebenan!“ Okay, I get it, der Typ hat ´ne Vollmeise, aber wenigstens verzupft er sich umgehend und lässt Sian weiterschreiben (und den stets heulenden Wind weiter Fensterläden zuschmeißen. Ich will nix sagen, aber wenn ich auf der Insel wohnen würde, ich täte die Läden festnageln o.ä. Geht doch auf den Keks, auf die Dauer).

Wir kommen zur großen inszenatorischen Meisterleistung von Nico Mastorakis: während nämlich Sian gerade eine Szene schreibt, in der ihr Killer einen alten Mann umbringt, streitet sich Phil mit Elias, der ihn unbürokratisch wegen allgemeiner Inkompetenz feuern will: „Das würde mich umbringen“, greint Phil (der hängt an seinem Job, als wäre er als Arbeitsloser Hartz-IV-Kandidat) und weil im Zweifelsfalle umbringen besser ist als sich umbringen lassen, dengelt er dem alten Knaben einen stumpfen Gegenstand über die Rübe, praktisch genaaaauso, wie es Sian justament in der Sekunde in ihrem Romanmanuskript schreibt. Boah, I´ve never seen that before (für die Splatterfraktion: Sian schreibt, „es war überraschend wenig Blut zu sehen“. Und Romane lügen nicht).

Später am Abend kuckt Sian aus dem Fenster ihrer Bude und sieht Phil, der irgendetwas im Garten verbuddelt. Schwer verdächtig, und damit wäre der Tisch für die kommenden 60 Minuten gedeckt (mehr an Plot brauchen wir ersichtlich nicht, wir können also quasi direkt zum Showdown übergehen, hehe). Sian ist neugierig und wagt sich trotz des tobenden Windes, der mittlere Hurrikan-Stärke erreicht hat, mit einer Taschenlampe bewaffnet ins Freie und wird zunächst, da nichts schockierender ist als die False Scares von 1908, von einer Vogelscheuche „attackiert“ (ich nehme an, der Film impliziert, dass der Wind die Vogelscheuche umgeworfen hat, aber sie fällt mir etwas sehr gleichmäßig…). Sian befreit sich von der aufdringlichen Scheuche und stolpert dabei direkt über eine vergrabene Leiche (wer hätt´s gedacht) bzw. zumindest die nicht zugedeckte Flosse derselben (Phil ist sehr nachlässig. Wenn ich schon meine Mordopfer gleich neben meiner Wohnung eingrabe, sollte ich sie wenigstens nicht nur mit einer 1-cm-Erdschicht bedecken, vor allem, wenn´s windet wie Sau). Und die Hand ziert der auffällige Ringklunker von Elias (Phil ist nicht nur nachlässig, er ist auch saudoof). Sian, als Thrillerautorin begreiflicherweise mit Nerven wie Drahtseilen ausgestattet, gerät in Panik, rast zurück zu ihrer Hütte, doch der böse Wind schlägt ihr die Haustür vor der Nase zu – und leider war unsere Heldin nicht clever genug, die Hausschlüssel einzustecken. Gerade, als Sian hektisch versuchen will, eins der Fenster mit einem handlichen Stein einzuschlagen (hoffentlich Allianz versichert), materialisiert sich Phil, wedelt mit dem Schlüsselbund, ist nett, freundlich, hilfsbereit und empfiehlt, bei solchem Mistwetter nicht draußen rumzulaufen.

Sians Verstand (hüstel) arbeitet auf Hochtouren (so hochtourig, dass sie ihre Zigarette in die volle Kaffeetasse schmeißt) – ungeachtet der bestehenden Sprachbarriere ruft sie Elias´ Weib an und versucht der Griechin klarzumachen, dass sie von der Berufung Elias´ in den exklusiven Herrenclub im Himmel ausgeht Etwas komisch, dass sie zwei Minuten später, als John bei ihr durchklingelt und Sian ihm die ganze Mord- und Totschlagarie aufs Brot schmiert, einen Anruf bei der lokalen Polizei u.a. unter dem Argument, nicht Griechisch zu können, ablehnt. Man sollte meinen, die Wahrscheinlichkeit, ein Bulle in einem Touristenort könnte Englisch verstehen, sollte höher sein, als dass eine bekanntermaßen Nicht-Englisch-Sprecherin wie Applebys Besen kapiert, was Sache ist. Vielmehr soll nach Sians Willen John (von Los Angeles aus!) die griechischen Gendarmen aktivieren (und da sagt man, Frauen würden nicht logisch und geradlinig denken, gelle). Erneut verabschiedet sich die Teflonverbindung mitten im Gespräch und hinterlässt einen sichtlich aufgeregten John.

Bei Sian versucht jemand, sich Einlaß in die Bude zu verschaffen, latürnich Phil, der nur die frohe Kunde überbringen mag, dass das Telefon, des Windes wegen natürlich, ausgefallen ist. „Das Licht könnte auch noch ausgehen“, fügt er beruhigend hinzu (er ist nicht nur ein Psychopath, sondern auch noch ein Berufskomiker), aber da soll sich Sian mal keine Sorgen machen, schließlich sei er stets in der Nähe.

Soviel aufgesetzte Freundlichkeit bringt Sian ins Grübeln – sollte ihre Mordtheorie doch nur auf einem Mißverständnis beruhen? Ist Phil am Ende doch unschuldig? Weiß er, dass sie weiß, dass er Elias umgebracht hat? Weiß er es nicht? Fragen über Fragen. Unter´m Strich kommt sie jedenfalls zum prägnanten Schluß: „Oh, shit!“ Das trifft´s im Zweifelsfalle immer. Allerdings geht ihr bezüglich des etwaigen Licht-ausgehens ein ebensolches, nämlich ein Licht, auf – wie könnte der Wind das „ausknipsen“, wo doch der Generator im Keller steht? Das ist der Beweis, Phil is a bloody maniac. Sicherheitshalber legt sie schon mal ein paar Kerzen parat.

In einem vollkommen unbekümmert-dämlichen Anflug von Suspense zeigt uns die Kamera in bester POV-Manier, wie eine unbekannte Gestalt eine Wohnung durchsucht und sich schließlich eine unter einem Haufen Klamotten liegende Sichel greift (wo man sowas auch immer wieder findet)… Die POV-Perspektive ist vollkommen hohl, weil wir ja schon wissen, dass Phil der Killer ist (und Regisseur Mastorakis zwei Sekunden später auch fröhlich den sichelschwingenden Phil im Großformat zeigt), aber seit Halloween kann man wohl keinen Slasher mehr drehen, der nicht mindestens eine POV-Einstellung beinhaltet.

Sian versucht, in den unteren Etagen ihres Wohnhauses nach dem Generator zu sehen, allerdings kommt ihr Phil dabei in die Quere, so dass sie zurück nach oben flüchten und Phils Aufstieg in selbige Regionen durch eine Falltür blockieren muss. Phil bemüht sich, mit der Sichel durch die Falltür zu hacken (es gäbe praktischere Geräte, sowohl für Mord als auch fürs Hacken durch Holzbohlen, sag ich mal). Sian hält den Killer damit auf, dass sie fieserweise durch die gehackten Spalte in der Tür Spülmittel o.ä. ätzendes Zeug direkt in seine Augen träufelt. Und sicher, dass Phil nicht unschuldig ist, ist sie sich jetzt auch (na, da hat sich das doch schon mal gelohnt).

Phil spült sich die Augen aus und schreitet zur Generator-Sabotage. Nachdem er den Strom ein paar mal aus- und wieder eingeschaltet hat, um Sian zu erschrecken, dreht er die Voltage so weit auf, dass die Glühbirnen in Sians Bude explodieren. Sian ist aber nicht ganz dämlich (naja) und heizt den offenen Kamin an, dieweil draußen vor der Tür Phil steht und dramatisch-doofe Reden schwingt (und das auch noch in Reimform, waaah: „Wehr dich nicht, lass es geschehen, dem Unheil kannst du nicht entgehen!“ Immerhin, das Versmaß stimmt, auch wenn mir gleich die Galle kimmt).

Frau Appleby lässt sich dieweil von zwei jugendlichen Bewohnern der Insel (es ist lustig, der Film zaubert immer, wenn´s gerade handlungstechnisch nötig ist, ein paar der angeblich ja alle auswärtig befindlichen Inseleinwohner aus´m Hut – und dass Elias´ Frau auf der Insel lebt, ist auch neue Information – schließlich fahren da nachts sicher keine Boote rum) zu der von Sian bewohnten Hütte motorisiert transportieren (soweit´s, den engen Gässchen sei dank, auf diese Weise geht, bleibt noch ein Rest Fußweg, der zumindest für die ein oder andere hübsch-atmosphärische Einstellung sorgt). Phil textet dieweil Sian zu – erkundigt sich scheinheilig, ob bei ihr alles in Ordnung ist, wie ihr denn der Wind gefällt, dass er ihr nicht weh tun, sondern nur reden will usw. usf. „Sie haben Elias umgebracht“, kreischt Sian, was Phil durchaus für möglich hält, sich deswegen aber noch lange nicht „verrückt“ schimpfen lassen will: „Ich hasse es, wenn die Leute das sagen!“ Außerdem steht er auf dem Standpunkt, der Mord an Elias wäre Notwehr gewesen, alldieweil der ihn ja habe feuern wollen (wenn das als Notwehrgrund durchgeht, möchte ich kein Chef sein… das ist Kündigungsschutz vom Allerfeinsten). Trotz dieser sorgfältig konstruierten Rechtfertigung mag Sian sich nicht von Angesicht zu Angesicht mit Phil unterhalten, worauf der gefrustet abzieht und DEN Spruch des Films äußert: „Warum wollen alle nur, dass ich sie umbringe?“ (Klarer Fall, dieser Mann ist ein Opfer).

Applebys Schreckschraube sucht dieweil ihren Göttergatten – sowohl Phil als auch Sian hören ihre zaghaften Rufe. Sian spekuliert, dass dies eine teuflische Falle von Phil ist (so sind sie, die Amerikanerinnen, machen griechische Ehefrauen rebellisch, lassen sie in die Arme von Psychokillern laufen und meinen dann auch noch, das wäre eine auf sie angelegte Falle… stöhn). Phil spekuliert weniger, sondern killt lieber, und zwar mit der Sichel (Splatterkiddies: Nö, nix Blut, nix Gore). Sian greift zum big-ass-Küchenmesser und geht auf eine weitere Expedition ins Windige bzw. in Phils Wohnstube (hat die ein Glück, dass der grade ein Auswärtsspiel bestreitet), um von dort aus mit John zu telefonieren (was nicht funktioniert). Nach einem relativ ominösem Shot auf ein bewohntes Spinnennetz (aha, endlich kapiere ich den entsprechenden Shot in Project Genesis, das war ´ne Hommage an Mastorakis) sehen wir Phil, der Sian einfach von außen in seiner Bude einschließt (was immer er davon hat).

Bei Sian hält die Selbstreflexion und -erkenntnis Einzug: „Ich bin ja dumm!“ (Hüstel. Es verbietet sich wieder einmal jeder hämische Kommentar des Rezensenten). Uns amerikanisches Frauchen reimt sich tatsächlich zusammen, dass man für ein Auslandsgespräch ´ne Vorwahl ins Fon hämmern sollte (ah, Baby, du hast also tatsächlich die Nummer von LA ohne Ländercode gewählt? Ja, Schatzi, du BIST dumm). Dafür, dass John beim letzten Telefonat doch einen relativ beunruhigten Eindruck hinterlassen hat, schwimmt er jetzt ziemlich entspannt im Pool und braucht´ne Weile, bis er an den Apparat geht. Sian beschwert sich, dass bislang noch kein Gesetzeshüter aufgetaucht sei, John kunftet aus, dass die internationale Vermittlung es bis dato noch nicht geschafft hat, eine entsprechende Verbindung herzustellen. Endlich fällt auch Sian auf und ein, dass es vielleicht einfacher wäre, wenn sie ein Ortsgespräch führt (schließlich trifft die potentielle Sprachbarriere auch John, denn ich bezweifele, dass der Herr griechisch parlieren kann) – dafür bräuchte sie allerdings die Telefonnummer und die muss John erst raussuchen. Phil blökt draußen irgendwelchen Dumpfsinn in die Nacht, was Sian (ich wiederhole mich: du bist dumm, du bist sogar saudumm) zum Anlaß nimmt, sich erfolgreich vom nicht ganz unwichtigen Telefonat ablenken zu lassen und sogar den Hörer aufzulegen, so dass John die Polizeitelefonnummer wohl dem Freizeichen erzählen kann. Ich sag´s immer wieder – solche Tussen müssen eigentlich raus aus dem Genpool, man stelle sich vor, sowas vermehrt sich.

Phil verkündet Sian, dass der Wind aufgehört habe und sie demnächst auch mit dem Leben an sich aufhören werde. Ich glaube, Freunde werden die beiden nicht mehr. Sian sucht ein Versteck, dummerweise aber gerade das Zimmer, in dem Phil den Kadaver von Frau Appleby deponiert hat. Eeek! Sian ergreift die Flucht ins Freie. Der Wind, der sich nach dem Willen von Mastorakis mittlerweile wirklich als selbständige Entität manifestiert, hindert Phil an umgehender Verfolgung, indem er ihm allen möglichen herumpustbaren Kram in Gesicht schleudert. Davon lässt sich der Killer aber nicht längerfristig aufhalten, sondern geht in den dunklen Straßen des Dorfs mit der Sichel auf Sian los, die es im letzten Moment TM schafft, sich in ihr Domizil zu retten und die Tür hinter sich abzuschließen (immerhin).

In der kleinen Polizeistation des Orts (vermute ich zumindest) spielt der singuläre anwesende Gesetzeshüter mit einem Nicht-Uniformierten Backgammon und ist etwas pikiert, dass das Telefon klingelt und ihm ein Gespräch mit „Mr. John aus Los Angeles“ vermittelt (John ist also der Nachname? Hä? Wie jetzt?). John scheint irgendwelchen Blödsinn über Amerikaner zu babbeln, der Grieche stellt fest, dass es am Ort zwei Staatsbürger von God´s Own Country gäbe, nämlich Phil und denjenigen, der ihm grad am Spieltisch gegenübersitzt, einen gewissen Mr. Kesner, seines Zeichens „gestrandeter“ Seemann (weniger gestrandet als von den Bullen festgehalten, wie sich gleich ergibt). Auch Kesner, an den der griechische Bulle (der der englischen Sprache übrigens mächtig ist) das Telefonat weitergibt (warum auch immer… aber vermutlich ist es halt wirklich so, dass im Zweifel ein amerikanischer Zivilist rein entscheidungshierarchisch über einem einheimischen Provinzbullen steht) ist ersichtlich kein Mitglied eines Buchclubs, denn von Sian Anderson hat der auch noch nichts gehört (hm, der Ruhm unserer Heldin scheint ein eher überschaubarer zu sein). Kesner verspricht, mal bei Sian vorbeizuschauen, und zwar persönlich – der Bulle scheint nämlich keinerlei Aktivitäten entfalten zu wollen (südländische Dienstauffassung…), so dass Kesner gegen das Versprechen, den vom Law-and-Order-Mann eingesackten Pass wieder ausgehändigt zu bekommen, zur Tat schreitet (übrigens, dass die Polizeistation sich auf der Insel befindet, muss man raten – eines der großen rein grundsätzlichen Ärgernisse des Films, für ´ne angeblich menschenleere Insel ist da erstaunlicher Betrieb von Leuten, die grundsätzlich nur auftauchen, wenn sie gebraucht werden, um irgendein Plothole zu erklären).

Hochgradig idiotischerweise nutzt Kesner nicht die Straßen und Gassen der Stadt, um zu Sian vorzudringen, sondern spielt Freikletterer an den Mauern (hat er heute seinen Ausgleichssport noch nicht betrieben oder warum jetzt das?). Phil belagert immer noch Sians Hütte – die Autorin erinnert sich an das finstere Mittelalter, kocht mal schnell einen Topf Wasser auf dem offenen Kamin und überschüttet den armen Phil mit der heißen Brühe. Kesner hat seine Kletterpartie beendet, steht ordnungsgemäß vor Sians Tür und klopft, worauf sich diese erst mal wieder mit dem Küchenmesser bewaffnet und verlangt, dass Kesner sich zu einer Inspektion vor dem Fenster einfindet. „Muss ich erst noch ´nen Lebenslauf einreichen?“, knurrt Kesner mißliebig. Schließlich darf er aber rein und Sian erklärt ihm, was Sache ist, u.a. auch, dass das Telefon putt ist und sie deswegen nicht selbstätig die Polizei hätte anrufen können. Peinlich nur, dass der Apparat nach Kesners bescheidenem Dafürhalten prächtig funktioniert. „Er ist schlauer, als ich dachte“, stellt Sian fest, während Kesner die Hypothese aufstellt, dass der Krimi- und Thrillerautorin die Fantasie durchgegangen ist. Zwar kennt er Phil und kann ihn nicht leiden, für einen Psychopathen mag er ihn aber nicht halten und kauft Sian deswegen die ganze Chose nicht ab, vielmehr macht er sich ab in die Kellergewölbe, um den Generator heile zu machen (spricht übrigens auch nicht für Sian, dass Kesner ihr explizit auftragen muss, neue Glühbirnen in die Fassungen zu schrauben).

Unten stößt Kesner ein paar Schmerzensschreie aus, aber die sind nicht durch Meuchelversuche Phils begründet (wie Sian natürlich sofort denkt), sondern nur Resultate von Stromschlägen aufgrund unsachgemäßer Verkabelung. Nachdem wir das erledigt hätten, will Kesner mal schauen, was es mit den angeblichen Leichen auf sich hat. Sian will ihn unbedingt begleiten: „Sie waren stundenlang allein, dann halten sie´s auch noch ein paar Minuten aus“, erweist sich Kesner als versierter Psychologe, lässt sich aber ob ihrer Penetranz doch noch breitschlagen. In Phils Behausung findet sich keine tote Frau Appleby, und auch dort, wo Elias begraben wurde, liegt nur die umgestürzte Vogelscheuche rum. Kesner wühlt ein wenig mit der günstigerweise herumliegenden Schaufel in der Erde, stößt aber nur auf ein wenig vergrabenen Hausmüll (eh, ist das dort Usus, seinen Müll in Plastiktüten im heimischen Vorgarten zu verbuddeln?). Sians Glaubwürdigkeit wäre damit aufs heftigste erschüttert, trotzdem ist Kesner bereit, sie in Sicherheit (wohin auch immer) zu eskortieren, nicht ohne darauf herumzureiten, dass er Phil zwar nicht traue, Elias aber immer gesagt habe, man muss jemandem nicht trauen, wenn er billig arbeitet. Meinetwegen.

Kesner gehört auch zu den Berufsoptimisten – auch wenn Phil tatsächlich die Applebys gekillt habe, so hat er die Leichen sicherlich schon ins Meer geworfen und die Polizei könnte nichts beweisen (hm, eine Zeugenaussage wg. Mordversuch u.ä. zählt im Rechtsstaat Griechenland wohl gar nichts), demzufolge brauche Sian sich auch keinen gesteigerten Kopp wegen der ganzen Angelegenheit zu machen. Es ist mir relativ schleierhaft, warum Sian ob der Tatsache, dass Kesner ihr erstens nicht wirklich glaubt und zweitens wie soeben dargelegt auch nicht gerade der hilfreiche Held in der Not ist, zu dem Schluß kommt, ihn „irgendwie zu mögen“ und ihm selbiges auch zu sagen, aber das ist eigentlich auch schon wurscht, weil Kesner unglücklicherweise seinen Körper vor einer durche inen zugezogenen Vorhang abgeteilten Abstellkammer positioniert. Unglücklich ist das deswegen, weil hinter dem Vorhang Phil steht und ihm die Sichel mit soviel Schmackes durch den Körper jagt, dass das Ding vorne aus der Brust rauskuckt. Respekt. Hätte nicht gedacht, dass das rein technisch funktioniert. Überflüssig zu erwähnen – Kesner ist hin. Sian greift wieder zum Küchenmesser und ersticht dynamisch den Vorhang – Phil ist allerdings längst weg (wie alle guten Psychokiller beherrscht er die hohe Kunst der drehbuchgesteuerten Teleportation), statt dessen finden sich in der Kammer nur die schrumpeligen Appelby-Kadaver in trauter Zweisamkeit. Das wird sich im Polizeibericht nicht gut machen…

Phil hat mittlerweile im Wohnzimmer die Stereoanlage angeworfen, ersichtlich nur, um Sian dazu zu veranlassen, selbige wieder auszuschalten, damit er sich in Ruhe die Sichel zurückholen kann (recht so, wenn man sich einmal für ´ne Mordwaffe entschieden hat, soll man dabei bleiben. Nur keine Abwechslung aufkommen lassen). Außerdem bittet er Sian herzlich, doch nicht so „still“ zu sterben wie „dieser Idiot“ (auch noch Ansprüche… wenn er sich von Kesner ein paar Schmerzensschreie erhoffte, hätte er ihn halt nicht so schnell umbringen sollen). Dann schaltet er das Licht aus und gibt ihr den Ratschlag, sich rennenderweise auf die Socken zu machen (ein echter Sportsmann, er gibt ihr Vorsprung. Steht wohl auch mehr auf die Jagd an sich). Sian sticht ihn in den rechten Arm und verbarrikadiert sich im Obergeschoß. Phil verliert keine Zeit und brennt die Wunde sofort und auf der Stelle aus (?), um Sian anschließend jovial zu versichern, okay zu sein. Das wollte sie doch sicher hören…

Weil er gerade nichts besseres zu tun hat, geht Phil mal kurz Sians Manuskript durch und liest einige ausgewählte Passagen laut vor. „Was is´n das für´n Scheiß, so einen Schrott hab ich schon lang nicht mehr gelesen“, kommentiert Literaturkritikpapst Phil und, naja, wenn ich ehrlich bin und anhand des vorgelesenen Absatzes urteile – ich glaube, ich schließe mich Phil an (um so bedenklicher, als, wenn ich das richtig sehe, aus einem tatsächlich existenten Roman von Nico „Multitalent“ Mastorakis zitiert wird. Vor allem wär ich dann mit solchen Statements vorsichtiger). Damit erklärt Phil allerdings den unterhaltsamen Teil des Abends für beendet und möchte nun gerne killen. Dies vermittelt er seinem Opfer-in-spé telefonisch, worauf die sich endlich, spät, aber nicht zu spät, daran erinnert, dass Eliasgotthabihnselig doch dereinst was von Jagdgewehren in Wandschränken gefaselt hat…

Ich möchte nicht wissen, was Elias´ Sohn auf dieser Insel normalerweise jagt – es müssen schon mindestens Brontosaurier sein, denn ansonsten würde ich eine automatische Maschinenpistole (die aber trotzdem mit einzelnen Patronen geladen wird??) nicht wirklich als „Jagdwaffe“ klassifizieren. Als Krimiautorin kommt Sian mit der Handhabung des Schießprügels schnell zurecht und meint, dass vier Patronen für einen handelsüblichen Psychopathen eigentlich reichen sollten. Vielleicht, wenn man zielen könnte und nicht drei der vier Kugeln irgendwo in die Prärie bzw. in die teuren Terrakotta-Blumenkübel auf der Terrasse ballern würde.

Phil zeigt sich unbeeindruckt, schnappt sich eine Leiter und steigt Sian sprichwörtlich aufs Dach. Getreu der alten Filmregel, das eine einmal erfolglos benutzte Waffe nicht wieder eingesetzt werden darf, lässt Sian Maschinenpistole Maschinenpistole sein, sondern bastelt lieber eine Wile-E-Coyote-Gedächtnis-Boobytrap.

Sie spannt ein Seil zwischen Wand und Eingangstür und schneidet es in dem Moment durch, in dem Phil mit vorgehaltener Sichel den zweiten Türflügel öffnet. Resultat ist offensichtlich (das ist alles sehr konfus und ich hab´s nicht wirklich kapiert), dass Phil die schwere Holztür an die Rübe gedonnert wird (das allein würde ich noch nicht mal für tödlich halten, denn das ist mir mit einer erheblich schwereren Tür dank der Unaufmerksamkeit einer Bekannten schon passiert – ich hatte nur ´nen Brummschädel und bin vermutlich seither noch bekloppter als vorher, aber ansonsten ist nix passiert) und, das erschließt sich aber wirklich nur durch couragiertes Zwischen-den-Zeilen-Lesen der verhinderte Killer sich seine Sichel selbst in den Wanst rammt. Gefährlich eiert Phil über der Stadtamauer-Brüstung hoch über dem Meer… aber so leicht wreden wir doch unseren Killer nicht los, wo wir noch gut 10 Minuten Film haben…

So, und jetzt wird´s richtig dämlich. Bis jetzt ging ich davon aus, dass wir uns auf einer abgelegenen Insel befinden, auf der´s keinen Strom, keine richtigen Straßen, keine Autos und vor allem keine Menschen (mit den geschilderten Ausnahmen) gibt, und was passiert jetzt – zwei (festhalten) amerikanische Touristen, Flitterwöchner, die an ihren Jeep die obligatorischen leeren Blechdosen geknotet haben, treffen ein, unter der unakzeptablen Ausrede, sich verfahren zu haben (ist euer Jeep nebenberuflich U-Boot oder ist das ein Amphicar?). Sie schickt ihn raus in den (immer noch tosenden) Wind, um nach einer Telefonzelle zu suchen (bitte??). Dieweil stolpert Sian wie in Trance durch die menschenleeren Gassen (was ist eigentlich mit dem einheimischen Polizeichef? Wundert der sich nicht, was mit Kesner los ist?), stolpert, fällt in ein Kellergewölbe, entdeckt Skelette und Knochen, kraucht aus selbigem Gewölbe wieder raus nd macht uns damit klar, dass Mastorakis eigentlich nicht mehr vor hat, als noch ein paar Minuten Screentime totzuschlagen.

Das Flitterwochenpaar wird wieder vereint, weil er nicht wirklich jemanden gefunden hat, aber seine Schnalle bittet ihn, es noch mal zu probieren. Das scheint so lange zu dauern, bis die Sonne aufgeht, jedenfalls stolpert Sian jetzt bei Tageslicht durch die Gassen (deswegen lässt sich trotzdem kein Mensch sehen). Natürlich bläst unser Pärchen justament in der Sekunde zum Aufbruch, in der Sian eine Mauer erklommen hat, sie sieht und um Hilfe kreischt. Pech gehabt (und welchen kühnen Grund das Auftauchen dieses Paars jetzt gehabt haben kann, kann mir sicher auch Herr Mastorakis nicht wirklich befriedigend erklären). Dieweil läuten Kirchenglocken, bzw. die singuläre Kirchenglocke, die der örtliche orthodoxe Pfaffe in Ermangelung eines Kirchturms an den nächstbesten Baum gehängt hat (wieder so ein Fall – jetzt zaubert der Film mirnixdirnix diesen Kuttenträger aus der hohlen Hand, ist doch doof das). Sian versucht, das plötzliche Geräusch zu lokalisieren, wofür sie sich eines 360-Grad-Kameraschwenks bedient. Was ihr dann aber entgegenstrahlt, ist nicht der Herr Pfarrer, sondern die fiese grinsende Visage von Phil, der natürlich noch nicht hin ist, dafür aber wenigstens ordentlich mies gelaunt (so´ne Sichelbauchwunde ist ersichtlich also nicht wirklich schlimm). Eine Zeitlupen-Verfolgungsjagd schließt sich an (das hätte Mastorakis gar nicht in SlowMo filmen müssen. Phil kann mit seinem multiplen Verletzungen eh nicht wesentlich schneller…), man jagt sich über die Stadtmauer, ins Gewölle, wo Sian letztendlich blöde genug ist, sich in die Enge bzw. auf eine Art Erker-Terrasse der Stadtbefestigung treiben zu lassen – vor sich hat sie den wütenden Killer, hinter sich 30-40 Meter freien Fall. „Fahr zur Hölle“, wünscht Phil und schwingt die Sichel, doch da wird er (und ich lüge nicht) von einem plötzlich aufkommenden Windstoß über die Brüstung geblasen (bzw. ein nicht wirklich überzeugender Dummy seinerselbst) – ich will Karl-Gustav von Hodenfuchs heißen, wenn das nicht gleichzeitig eins der dümmsten und antiaufregendsten Horrorfilmenden seit Erfindung der laterna magica ist.

Sian kuckt nachdenklich-debil in die Kamera, selbige zoomt auf ein Panorama der Insel aus, der Nachspann rollt, feddich.

Ich glaube, wenn jemals der Versuch unternommen wird, den quintessentiell durchschnittlichen Horrorfilm zu drehen, das Endresultat würde vielleicht nicht exakt so aussehen wie The Wind, aber so ungefähr in die Richtung tendieren. Womit eigentlich schon alles gesagt wäre, aber glaubt nicht, dass ich Euch mit diesen paar Zeilen davonkommen lasse – Ihr habt für ein full-scale-Review geklickt, dann sollt Ihr auch eins bekommen, auch wenn das heißt, dass ich mir noch mindestens zwei DIN-A4-Seiten aus dem Daumen lutschen muss…

The Wind jedenfalls hat gute und schlechte Seiten – die „guten“ sind phasenweise richtig gut, die schlechten, wer hätt´s gedacht, entsprechend oft und gern wirklich ziemlich übel. Erfreulicherweise kann man bei diesem Filmexemplar die gut/schlecht-Teilung wirklich relativ eindeutig ziehen – alles, was mit dem Drehbuch, der Geschichte und der Umsetzung derselben zu tun hat, kann man getrost seinem Stammgriechen heimlich in die Biotonne füllen, die handwerkliche, optisch-visuelle Seite kann dagegen größtenteils – bevor irgendwelche falschen Verdächtigungen aufkommen, sämtliches sich etwaiges anschließendes Lob und Preis ist streng im Kontext eines DTV-Slashers von der Stange zu verstehen – durchaus überzeugen. Wie üblich, die Analyse der Reihe nach.

Das Drehbuch ist eine mittlere Katastrophe und ein weiteres Indiz dafür, dass manche Regisseure, die ausschließlich eigene Geschichten verfilmen, hin und wieder über ihren Schatten springen und das Storyschreiben denjenigen überlassen sollten, die was davon verstehen (z.B. mir. Dies ist eine Bewerbung). Wobei man ja auch wieder irgendwie dankbar sein muss, dass Mastorakis die Story ziemlich konsequent auf das reduziert, was schlicht und ergreifend das Herzstück eines Slasher-Horrors ist, nämlich das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Killer und potentiellem Opfer, das ungelogen gut 2/3 des Films ausmacht – da ist nicht viel an großartiger Charakterisierung zu bewundern, da braucht´s kein langes breites Set-up, Mastorakis schafft die Charaktere an den gewünschten Ort für die fröhliche Jagd und dann geht´s auch schon los (Blasphemie voraus: insofern ist das ein ähnlicher Ansatz wie der von Halloween 2, den man, ja sozusagen als Showdown von Halloween 1 verstehen kann, wenn man sich beide Filme am Stück ansieht). Das führt natürlich zu gewissen Verlusten – Heldin und Killer entwickeln keine rechte Persönlichkeit (vermutlich ging Mastorakis davon aus, für Meg Foster keinen wirklichen Charakter stricken zu müssen, nach dem Motto „die Augen reichen aus“). Phil ist der psychopathische Killer von der Stange ohne Background, ohne besondere Motivation (die im obigen Text zitierte Zeile „Warum wollen nur alle, dass ich sie umbringe?“ deutet zumindest an, dass Phil nicht erst mit Elias das Morden angefangen hat), ohne besondere Eigenschaften. Er ist einfach da und tut seinen Job, um´s simplifiziert zu sagen. Ähnliches gilt für Sian, die Heldin – wie auch schon oben erwähnt, gehen mir Horrorfilme, in denen Horror-/Krimi-/Thriller-Autoren die Hauptrolle spielen, etwas auf den Keks, weil das mittlerweile ein derart abgegriffenes „character device“ ist, mit dem eigentlich kein Drehbuchautor mehr durchkommen sollte (aber wenn er sein eigener Regisseur und Produzent ist, wer soll ihn daran hindern, seufz), zumal die Story daraus, außer einer, hüstel, ergreifenden Parallelmontage „Sian schreibt eine Mordszene/Phil begeht einen praktisch identischen Mord“ und ein paar dummen Sprüchen nicht viel macht.

Die Dialoge sind teilweise erschütternd dämlich, und aufgrund der Problematik, dass der Großteil des Films ein Zwei-Personen-Stück ist, kommen wir in den Genuss zahlreicher Selbstgespräche von Sian, die auch nicht gerade den Gipfel der Prosa darstellen (da wundert mich nicht mehr wirklich, dass die von Phil zitierten Passagen aus „ihrem“ Buch eher… naja… doof sind).
Ohne Worte.

Das gravierendste Problem der Story an sich ist das theoretisch durchaus unheimliche Setting des verwaisten Insel-Berg-Dorfes. Okay, da sollen also alle ausgeflogen sein – wieso ist dann Frau Appleby dort daheim (erst recht, wo Elias ausführt, am nächsten Tag aufs Festland schippern zu wollen, von seiner Frau ist da nicht die Rede), von wem lässt sie sich des Nächtens herumkutschieren, was hat es mit der Polizeistation auf sich und warum überlässt der dortige Cop die „Ermittlungen“ einem dahergelaufenen, offenbar unter Arrest stehenden Seemann und interessiert sich dann anschließend nicht dafür, was dabei herauskommt, was treibt der einsame Pfaffe mit seiner komischen Baum-Glocke, und vor allen Dingen, woher zum Geier kommen diese blöden Flitterwochen-Touris auf einmal (mit dem Auto, vor allen Dingen!!)?? Das Symptom ist eindeutig – immer wenn das Script meint, dass es sein muss, wird jemand aus dem Hut gezaubert, ganz egal, ob es in der internen Logik des Films Sinn macht oder nicht. Das liegt begreiflicherweise daran, dass ein Katz- und Maus-Spiel zwischen einem (1) Killer und einem (1) Opfer nun nicht unbedingt per se langatmig, aber zumindest wenig bodycount-intensiv ist, besonders, wenn man ein Publikum beeindrucken möchte, dass mehr als nur einen Slasher gesehen hat. Ergo müssen wir der Plotte gelegentlich ein wenig zusätzliches cannon fodder injizieren (oder zumindest so tun als ob – was das frischverheiratete Paar soll, weiß ich trotz nun wirklich längerer Überlegung absolut nicht), trotzdem bleibt der Streifen mit vier abgezählten Leichen (Killer inklusive) doch eher auf der konservativ-zurückhaltenden Seite, was Gemetzel angeht.

Wie in Slasherfilmen üblich, tun die Protagonisten dämliche Dinge (ich möchte nicht nachzählen, wie oft Sian aus dem oberen Bereich ihres Wohnhauses in die unteren Räume wuselt und retour), deren Gipfel sicherlich Kesners Wandklettereien sind (da frag ich mich wirklich, ob ich irgendwas verpasst habe oder kann man von der Polizeistation aus tatsächlich nur von außen an dem Dorf hochklettern??), aber Sian wird auch nicht gerade als allerhellste Slasher-Protagonistin in die Geschichte eingehen (erst recht, wenn man unterstellt, dass sie als Thrillerautorin ein wenig Ahnung von der Materie haben sollte) – hysterisches Rumgerenne, die Idiotie rund um den Anruf bei der Polizei (super, wenn in Griechenland bin, die Landessprache nicht beherrsche, aber die Bullen brauche, rufe ich meinen Kumpel in Castrop-Rauxel an, der auch nicht griechisch spricht, und lass IHN die Greco-Cops anbimmeln. Solider Plan. Argh), die erstaunliche Bedenkzeit, bis ihr einfällt, dass Elias von Jagdgewehren gesprochen hat, die Tatsache, dass sie nach drei Schuß den Schießprügel wieder weglegt und lieber die umständliche Killerfalle aufbaut, ihr Verhalten bei der abschließenden Showdown-Verfolgung… oh weia… Miss Anderson lässt nicht viel aus…

Ein bißchen „too much“ ist auch die Stilisierung des Windes zu einer „handelnden Person“ – „der Wind kann dein Freund sein oder den Feind“, wie Elias es ausdrückt und zumindest zweimal schlägt sich der Wind eindeutig auf Sians Seite, als er Phil durch ein paar energisch ins Gesicht gewehte Blätter u.ä. aufhält und natürlich im Finale, wenn er den Killer per plötzlicher Brise zu einem Freiflug ins nächste Leben verhilft. Wenn das mit ein bissl mystischem Brimborium aufgepeppt worden wäre, hätte ich damit ja sogar noch halbwegs leben können, so ist´s eher lächerlich (und vor allem im Showdown schon eine, naja, ziemlich billige Ausrede, den Film schnell beenden zu können).

Aber bevor wir übertreiben – im Vergleich zu den hirnsprengenden Abstrusitäten eines Lucio Fulci-Films bleibt die hiesige Plotte im Rahmen des Erträglichen (bzw. des Gewohnten in diesem Subgenre), dadurch, dass der Film sich kaum mit Unwesentlichkeiten aufhält (die komplette Exposition liefert Elias mehr oder weniger mit einem dreiminütigen Monolog en bloc), sondern nach seiner kurzen Setup-Phase direkt zur Sache kommt und sich dann keine größeren Auszeiten mehr nimmt, macht die Angelegenheit recht kurzweilig – stellenweise etwas eintönig, aber, und jetzt kommen wir zum Bereich „Lob“, schwer atmosphärisch. Für angemessenes bedrohliches Ambiente allein sorgt schon das Setting – das urwüchsige Dorf mit seinem engen Gassenlabyrinth, seinen primitiv-mittelalterlichen Steinhäusern, die teilweise übereinander errichtet sind, wodurch auch Tunnel gebildet werden, und das alles bei Nacht und (natürlich) Nebel, das hat schon einen nicht zu verleugnenden Charme, das hat man noch nicht so häufig gesehen, das erzielt durchaus Wirkung, zumal Mastorakis die Location wirklich gut nutzt und ihm bzw. seinem Kameramann einige wirklich eindrucksvolle hintergrundbeleuchtete Aufnahmen gelingen (das primäre visuelle Stilmittel des Films). Vielleicht trägt zum recht spannungslos gestalteten Finale gerade bei, dass dieses bei hellem Tageslicht spielt und die unheimliche Wirkung der Location verloren geht. Aber solange der Streifen bei Nacht spielt (und das sind so ca. 80 % des Films…) kommt in der Tat durch Location, Wind- und Nebeleffekte eine hübsch unheimliche Stimmung auf.

Großartige Spannung und/oder Suspense kann sich aufgrund der frühzeitig geklärten Verhältnisse schwerlich entfalten (sicher auch ein weiterer Grund dafür, warum zur Filmmitte der Charakter Kesner eingeführt und relativ unbürokratisch wieder terminal verabschiedet wird) – schließlich herrscht kein Zweifel daran, ob Phil nun der Killer ist oder nicht (was auch den Halloween-Gedächtnis-POV-Shot streng genommen völlig überflüssig macht, aber, hey, POV muss sein), aber Mastorakis macht das Beste draus (was will er auch tun, schließlich hat er den Film selber geschrieben), eben dank vieler stimmungsvoller Einstellungen, vor allem dank einiger netter Spielereien mit Licht und Beleuchtung.

Härtetechnisch ist bei einer (schätzungsweise ungeschnittenen) 16er-Freigabe nicht wirklich blood´n´gore-Galore zu erwarten – von den vier Todesfällen sind drei völlig unblutig, lediglich die Sicheldurchbohrung (simpler Effekt, aber immer wieder recht effektiv) ist zu vermelden, außerdem eine Messerwunde und Ausbrennung derselben, das wär´s dann auch schon, so rein blut- und splattertechnisch (was dafür spricht, dass man The Wind eigentlich nicht als Horrorfilm, sondern eher als konventionellen Thriller einordnen sollte).

Der Soundtrack stammt zu einem großen Teil aus der Feder von Hans Zimmer, der, bevor er mit Disney-Soundtracks zum Oscar-einsammeln ging, auch mit dem Beschallen von billigen Schmodderfilmen seine Miete bezahlen musste. Obwohl der Score sicherlich keinen Vergleich mit seinen späteren Großproduktionen aushält, bemerkt man doch an der einen oder anderen Stelle spätere Zimmer-Trademarks (und, wie gesagt, das große „griechische“ Theme MUSS Udo-Jürgens-beeinflußt sein, hehe) – wenn´s öfter für großes Orchester gereicht hätte, wäre der Score sicher noch wirkungsvoller (so muss relativ oft elektronische Synthimucke herhalten).

Schauspieler – Meg Foster ist Meg Foster. Mit den Augen KANN man niemanden spielen, da ist man einfach man bzw. frau selbst. Immerhin, es ist einer der eher seltenen Fälle, in Meg einen positiven Charakter spielen darf (im Gegensatz zu Leviathan, Immortal Combat, Shrunken Heads, They Live [huch, zählt das als Spoiler?] etc. – als Gegenbeispiele fallen mir jetzt höchstens die beiden Oblivion-Filme ein und die mir bis gestern auch nicht bekannte Tatsache, dass Meg Foster in den ersten sechs Folgen der Erfolgsserie Cagney & Lacey die Cagney spielte, ehe sie von Sharon Gless ersetzt wurde), aber dennoch – die Frau IST creepy, sorry, da kann ich nix ändern, dieser Blick geht mir durch und durch und das nicht unbedingt auf die angenehme Weise. Es hilft nichts, ich kann mit dieser Frau nicht wirklich mitzittern… als Psychopathin kaufe ich Meg Foster jederzeit, aber als damsel in distress… eher nicht.

Stichwort Psychopath. Wings Hauser (bekannt und beliebt aus Schotterfilmen wie L.A. Bounty, Coldfire, Living to Die) legt sich mächtig ins Zeug und schafft es tatsächlich, durch schlichte Spielfreude, fiese Blicke und ähnliches over-the-top-acting, die Tatsache, dass sein Killercharakter null plausiblen Background und schon gar keine gesteigerte Motivation hat, zu verdrängen. Ich bin ja der erste, der schimpft, also darf ich auch mal loben: so gut aufgelegt hab ich Wings Hauser selten gesehen, das macht doch ziemlichen Frohsinn.

Charakterschädel Robert Morley, Veteran und schon mehr tot als lebendig aussehend (trotzdem schaffte er noch fünf Jahre, bevor es ihn auch im richtigen Leben dahinraffte), spielt die wandelnde Expositionsmaschine und sorgt mit einigen lustigen chauvinistischen Sprüchen für den ein oder anderen Lacher – distinguierte britische Altherren können halt nur distinguierte britische Altherren spielen… zu seinen zahllosen Screen-Credits zählen u.a. Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten, Topkapi, The Alphabet Murders, Who Is Killing The Great Chefs of Europe? und The Great Muppet Caper.

David McCallum (jahrelang Ilya Kuryakin in Solo für O.N.K.E.L. als John hat nicht viel mehr zu tun, als in den meisten seiner Szenen gelangweilt an einem Pool rumzulümmeln und zu telefonieren und sich in der Eröffnungsszene von Meg Foster anknabbern zu lassen (brrr… shudder… ich muss noch mal darauf zurückkommen: ich halte Meg Foster bestimmt nicht für speziell hässlich, aber die Vorstellung, mit ihr… waaah… nur, wenn sie ´ne Augenbinde trägt). Steve Railsback (Lifeforce, Insect, Barb Wire) schaut als Kesner mal kurz vorbei, ohne dabei gesteigerte Motivation an den Tag zu legen (aber Railsback gehört zu den Akteuren, die auf mich immer etwas hölzern wirken).

Auf DVD erschienen ist der Spaß von CinePlus als Budget-Scheibe und da weiß man, was man erwarten darf, nämlich gar nichts. Gemastered wurde offenbar von einer Videocassette, jedenfalls ist der 4:3-Vollbildtransfer übelste Gülle. Irgendwelche Bemühungen, den Print wenigstens von den ärgsten Verschmutzungen zu befreien (und der Print ist heftiger verschmutzt als mancher Stummfilm aus den 20ern), wurden offensichtlich für unrentabel erachtet, alle Nase lang stören Artefakte das Bild, in dunklen Nachtszenen ist meist gar nichts zu erkennen, weil Kontrast etwas ist, dass anderen DVDs passiert, aber nicht denen von CinePlus, und aufzoomen sollte man tunlichst auch nicht, es sei denn, man hat die Blümchen auf der Tapete schon zwölfmal durchgezählt und möchte jetzt mit den Klötzchen auf´m Bildschirm weitermachen. Detail- und Kantenschärfe sind selbstreden ebenfalls Fremdworte. Viele Best-DVDs haben besseres Bild…

Der Ton (ausschließlich deutscher Ton in Dolby 2.0) ist auch nicht viel besser. Leichtes Grundrauschen, durchschnittliche Sprachqualität, gelegentliches Knarzen, wenn der Score mal etwas lauter wird. Nichts für die Freunde gepflegten Surround-Heimkinos…

Extras gibt´s selbstverständlich überhaupt keine.

Fazit: The Wind ist ein Slasher, der besser hätte sein können als er letztendlich ist, denn aus der wirklich amtlichen Location (ah, jetzt fällt mir endlich ein, wo ich eine ähnliche Location schon mal gesehen habe – in Jean Rollins Raisins de la Mort, das Weinbauerndorf) muss sich mit einer halbwegs vernünftigen Story ein guter Horrorfilm stricken lassen, da bin ich mir sicher. Leider hat Nico Mastorakis mit der Auswahl des Drehorts seine Kreativität sichtlich verschossen und ein noch nicht mal sonderlich prickelnd ausgedachtes 08/15er-Slasher-Script verfilmt, das selbst für´s Subgenre schon ziemlich leichtgewichtig ist, was Motivationen und Charakterisierungen angeht und natürlich besonders durch den dummen Schluß (der Wind pustet ihn runter, ich fass´ es jetzt noch nicht… weia…) negativ auffällt. Atmosphäre und düstere Stimmung der Location sind aber auch durch das schnell hingerotzte Buch nicht gänzlich totzukriegen und Wings Hausers Psychopathendarstellung gefällt ebenfalls. So kann man sich als anspruchsloser Horrorfan mit The Wind schon dezent unterhalten – es gibt jedenfalls noch wesentlich üblere Horrorfilme, auch wenn ich zu meiner Schande konstatieren muss: der ein oder andere deftige Splattereffekt hätte dem Mastorakis-Werk sicher nicht geschadet (dito eine bessere DVD). Insgesamt – durchschnittliche Schmalspur-Horrorkost, die man sich ansehen kann, aber nicht muss, und die dem geneigten Konsumenten sicher keine fünf Minuten im Gedächtnis bleibt (abgesehen von den Augen von Meg Foster… diese Augen… aaargh, das gibt wieder Alpträume, Mamaaaa….).

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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