The Vixens of Kung Fu

 
  • Original-Titel: The Vixens of Kung Fu
  • Alternative Titel: The Vixens of Kung Fu (A Tale of Yin & Yang) |
  • Regie: Bill Milling
  • Land: USA
  • Jahr: 1975
  • Darsteller:

    Bree Anthony (Prostituierte/Blonde Kung-fu-Schülerin), Tony Richards (Mönch), Peonies Jong (Ha Tien Sau), C.J. Laing (Kung-fu-Lehrerin), Jamie Gillis (Jäger), Bobby Astyr (Jäger), Lin Chen Fu (Chao Tzu), Juliet Graham (Kung-fu-Schülerin), Linda Trussell (Kung-fu-Schülerin), Roger Caine (Freier), Ariana Blue (Nackte Kung-fu-Kämpferin), Ling Fat, Anthony Wong


Vorwort

Eine Prostituierte, die per Wanderschaft ein neues Leben beginnen möchte, wird in einem Wald von drei Jägern mit einem Betäubungsrevolver flachgelegt, im halbbewusstlosen Zustand ausgiebig vergewaltigt und an einem Strand abgelegt. Dort wird sie von der Chefin einer rein weiblichen Kung-fu-Schule gefunden und in ihren Orden aufgenommen. Das Ziel der Ausbildung ist es, durch die Kampfkunst nicht nur jeden Mann, der sich in unsittlicher oder sonstiger Absicht nähert, ausschalten zu können, sondern auch die erotischen Anwendungsgebiete der fernöstlichen Materie auszuloten – was sich neben lesbischen Liebesspielen unter anderem dadurch äußert, nackt zu meditieren, bis die Vagina qualmt (!).

Doch Ärger droht – ein männlicher Kung-fu-Adept greift eine der nackten Nymphen an, wird aber aufs Kreuz gelegt und auf Geheiß der Meisterin von gleich drei Grazien vergewaltigt. Alas, dem jungen Mann mangelt es eindeutig an Stehvermögen, weswegen die Kung-fu-Ordensfrauen ihn nach erfolgtem Beritt „den Wölfen“ vorwerfen.

Die Wölfe haben heute aber augenscheinlich keinen Appetit, so dass unser Mönch sich daran machen kann, einen neuen Meister zu finden. Ha Tien Sau, die sich als Köchin in einem Restaurant verdingt, ist dieser Meister, denn sie ist die Hüterin der geheimen Technik des „Golden Dragon Rising Head“ (und welcher Drache hier sein Haupt hebt, dürfte unschwer zu erraten sein). Nachdem der Mönch durch hartes Masturbationstraining die neue Fähigkeit perfektioniert hat, kann er zum Rückkampf gegen die Kung-fu-Mädels antreten…


Inhalt

Es musste früher oder später soweit kommen (und es war ja, ähm, sowas ähnliches wie eines meiner Lebensziele), ich bespreche meinen ersten reinrassigen Hardcore-Porno („reguläre“ Filme mit Hardcore-Einlagen hatten wir ja schon), was natürlich wie so oft auf ein gar lustiges Missverständnis meinerseits beim Filmeinkauf zurückzuführen ist. Als ich das Doppelpack „The Vixens of Kung Fu/Oriental Blue“ unter dem Banner einer „Drive-In Collection“ erstand, ging ich erst mal davon aus, ein Duo 70er-Jahre-Grindhouse-Roughies der nicht pornographischen Art zu erwerben (schließlich war mir bis dahin neu, dass man zumindest über die englische amazon-Filiale tatsächlich Hardcore-Streifen kaufen kann).

„The Vixens of Kung Fu“ ist das Debütwerk von Regisseur und Produzent Bill Milling, der auch unter Pseudonymen wie Bill, Dexter und John Eagle tätig war und sich neben seiner Tätigkeit im Hardcore-Gewerbe gelegentlich auch im semi-seriösen Fach versuchte und u.a. bei der Produktion von Flucht aus gnadenloser Hölle mithalt und, wo schon Erfahrung im WIP-Genre vorhanden war, mit „Caged Fury“ (in Deutschland als „Bestien hinter Gittern“ gelaufen) seinen eigenen Genrebeitrag beisteuerte. Für sein Erstlingswerk verbarg sich Milling hinter dem schicken Pseudonym „Chiang“, das natürlich vortäuschen sollte, der Streifen hätte tatsächlich fernöstliche Expertise in Sachen Kampfkunst und sei kein in ein paar Tagen in der Botanik rund um Manhattan heruntergekurbelter Pornoschnellschuss (Milling wiederholte diese Marketingmaßnahme für seinen nächsten Film „Oriental Blue“, für den er seinem Pseudonym noch die Vornamen Lin Cho spendierte).

Es war dies die Zeit, als man – im Gefolge von „Deep Throat“ – mit Pornos tatsächlich auch in den Mainstream vordringen konnte, seine Ferkeleien mit zumindest rudimentärer Handlung tarnte und den ganzen Kram noch auf authentischem 35-mm-Material drehen konnte, the Golden Age of Porn (wer sich für dieses Thema und diese Epoche interessiert, dem sei einmal mehr Christian Keßlers fantastisches Referenzwerk „Die läufige Leinwand“ ans Herz gelegt).

Milling stellt unter Beweis, dass er auch zumindest ein paar der klassischen Kung-fu-Klopper gesehen und verstanden hat, nach welchen Gesetzmäßigkeiten sie funktionieren – er kombiniert hier zwei typische Kampfsport-Plots (Rache für erlittenes Unrecht und den wißbegierigen Schüler, der eine geheime Kampftechnik erlernt) und dreht das Resultat noch ein wenig in Richtung Genreparodie – nicht der schlechteste Ansatz. Wenn man allerdings normale Maßstäbe an den Film anlegen würde und außer Acht ließe, dass am Ende des Tages der Plot nun nicht wirklich das entscheidende Element des Films ist, müsste man bemängeln, dass Milling reichlich unfokussiert an die Sache herangeht und sich nie auf eine Hauptfigur einigen kann – verfolgen wir die erste Hälfte überwiegend aus der Perspektive der (namenlosen) Nutte, wird im zweiten Abschnitt den plötzlich der Mönch zum Protagonisten, der jedoch keinerlei Background, keine Motivation für seinen Quest hat (die Nutte bekommt in einer Flashbacksequenz immerhin ein wenig Charakterhintergrund, ohne dass es dafür reicht, ihr oder – mit notabler Ausnahme der Drachentechnikhüterin – einer anderen Figur einen Namen zu verpassen). Aber wie soll man auch character arcs entwickeln, wenn der Plot grad mal 15 von 70 Minuten ausmacht? Man kann eben Pornofilme nicht mit herkömmlichem Erzählkino vergleichen…

Was man kann, ist Absonderlichkeiten festhalten, und die hat „The Vixens of Kung Fu“ dann schon, so z.B. einen wundervoll mit derbem chinesischen Akzent radebrechenden Off-Sprecher, dessen Kommentar über die Balance von Yin (männlich) und Yang (weiblich) und deren gegenseitige Annäherung so herzlich wenig mit dem bildhaft Gezeigten zu tun hat, mal völlig von der linken Seite ins Feld geworfenen sozialpolitische Message über die dekadente Oberschicht und ihre Ausbeutung der unterprivilegierten Massen (im Zuge der Diskussion über den alles auslösenden Gangbang) bis hin zu einem Showdown, in dem sich unsere sort-of-Hauptfiguren gegenseitig totvögeln (und der verröchelnde Mönch Blutfontänen ejakuliert. Lecker. Äh, das war jetzt natürlich ein SPOILER, hehe).

Man merkt also – die ganze Nummer hat durchaus einen parodistisch-komödiantischen Aufhänger, und das setzt sich dann auch in der Umsetzung fort. Aus dem Umstand, dass er nun wirklich kein Geld hat, das er in Sets oder Requisiten investieren könnte, macht Milling eine Art Tugend. Die Kung-fu-Schule besteht aus ein paar Matten und einem Backdrop in freier Natur, da Zimmer, in dem die Prostituierte im Flashback ihre Freier empfängt, ist bestenfalls auch als „symbolisch“ zu werten und dass sich Mönch und Meisterin in der Küche eines Restaurants treffen, kann man wohlwollend entweder als sanfte Ironie oder Hommage an Bruce Lees „Rückkehr der Todeskralle“ werten, oder einfach glauben, dass man da schnell mal eine halbe Stunde für umme die Kamera aufbauen durfte. Die Kameraarbeit ist, wenn’s nicht um reine dokumentarische Abbildung des Geschlechtsakts geht, ab und an mit einer netten Idee gesegnet, die man einem Billoporn fast nicht zutrauen möchte und auch in den Hardcoreszenen müht sich Milling darum, unterschiedliche Perspektiven zu finden (in der Tradition des klassischen Pornofilms hält Milling sich mit Penetrations-Großaufnahmen zurück).

Obwohl mit Anthony Wong ein augenscheinlich authentischer Chinese für „special kung fu“ engagiert wurde, hat der Streifen mit Kampfkunst trotz seines Settings wenig im Sinn. Die Damen der Schöpfung, die ein paar Trockenübungen an Kicks und Punches vorführen dürfen, haben überwiegend Probleme, die Laufgräten über Hüftniveau anzuheben und auch der Mönch hat, obwohl durchaus mit trainiertem Body ausgerüstet, offensichtlich nicht mal den weißen Gürtel. Milling behilft sich in den „Kampfszenen“ mit schlichten jump cuts für die Bewegungen der Streithähne und dem ebenso einfachen Mittel, die Aktiven „in die Kamera“ schlagen und treten zu lassen. Gelegentlich imitiert Milling – nicht so durchgehend, um es wirklich als bewusstes parodistisches Mittel auffassen zu können – Mannerismen des Hongkong-Kung-fu-Kloppers wie dramatische Zooms oder freeze-frames.

Der Score ist, wie man es bei einer 70er-Produktion ja irgendwo schon erwartet, recht entspannt und pendelt zwischen lounge jazz und Funk/Proto-Disco, mit einem Abstecher zum Bluegrass, der leider ausgerechnet die Vergewaltigungssequenz zu Beginn beschallt und – im Zusammenspiel mit der Darstellung von Bobby Astyr – dazu angetan ist, die Szene ins Komische zu verschieben (das ist dann wirklich eher die Wirkung von Benny Hill als die der „dueling banjos“ aus „Deliverance“).

Die Hardcore-Szenen sind recht ästhetisch ins Bild gesetzt – zum Glück sind vor allem auch die männlichen Darsteller keine wandelnden Werbeträger für exzessive Körperbehaarung, und die Damen, da wir uns noch in der Ära befanden, in der Pornodarstellerinnen keine 100-cm-Oberweite brauchten, natürlich. Absoluter Höhepunkt ist die wirklich schöne lesbische Szene von Bree Anthony und C.J. Laing.

Bree Anthony („Alice in Wonderland“, „Invasion of the Love Drones”, “The Taking of Christina”) schiebt double duty – neben der Hauptrolle als die Prostituierte ist sie zudem noch als weißblonde Kung-fu-Schülerin aktiv (mit grauenvoller Perücke und tunlichst stets so gefilmt, dass ihr Gesicht nicht zu sehen ist). Tony Richards („Oriental Blue“, „Alice in Wonderland“, „Invasion of the Love Drones“) dürfte dafür sorgen, dass auch pornointeressierte Zuschauerinnen auf ihre Kosten kommen (und sein „Kostüm“ in der Trainingssequenz ist… something). Als Kung-fu-Lehrerin debütiert C.J. Laing („Ecstasy in Blue“, „The Taking of Christina“, “The Night of Submission”), wohingegen Ariana Blue schon auf ein paar Jahre Porn-Karriere zurückblicken konnte – sie ist u.a. in „Linda Lovelace meets Miss Jones“, „Familienorgie“ und „Bloodsucking Freaks“ zu sehen. Einen recht kleinen Part als einer der vergewaltigenden Jäger steuert Porn-Legende Jamie Gillis (auch in „Nachtfalken“ zu sehen) „in all his sleazy glory“ bei, steht aber im Schatten des ständig albern kichernden Bobby Astyr („the clown prince of porn“).

Bildqualität: Vinegar Syndrome präsentiert „The Vixens of Kung Fu“ direkt vom Kameranegativ gezogen – ein wunderschöner 1.85:1-Transfer (anamorph), der manchem seriösen Film zur Ehre gereichen würde. Vielleicht nicht hundertprozentig scharf, aber sehr schön, frei von Verschmutzungen, überzeugend in den Farben und im Kontrast (NTSC, All Regions).

Tonqualität: Englisch in Dolby 2.0. Absolut brauchbar.

Extras: Nix, aber es ist ja noch ein zweiter Film auf der Scheibe.

Fazit: Dieweil „The Vixens of Kung Fu“ sicher nicht den kulturellen Impact eines „Deep Throat“ oder „Beyond the Green Door“ einerseits, noch den künstlerischen Wert von klassischen Pornos wie „Alice in Wonderland“ oder „Through the Looking Glass“ aufweist, ist es ein recht unterhaltsamer Blick in eine in vielerlei Hinsicht einerseits „unschuldigere“, andererseits auch offenere Zeit, in der sich die Macher von parodistischen Pornofilmen tatsächlich noch mit ihrem Material auseinandersetzten, es verstanden und im Rahmen ihrer technischen, budgetären und genrebedingten Möglichkeiten umzusetzen. Mit seinen 70 Minuten Laufzeit ist der Streifen unterhaltsam kurz und selbst für mich, der bei abendfüllenden Porno- oder Sexszenen (die mich ob ihrer Repetität doch schnell ermüden) gerne mal in Richtung Vorspultaste lugt, in einer Sitzung durchzuhalten. Da auch nicht sonderlich teuer spreche ich eine vorsichtige Empfehlung für Freunde des vintage porn aus, wer in das Thema erst einsteigt, sollte sich aber erst mal an die genannten Klassiker halten.

3/5
(c) 2014 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments