The Vampire Journals

 
  • Deutscher Titel: The Vampire Journals
  • Original-Titel: The Vampire Journals
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  • Regie: Ted Nicolaou
  • Land: USA/Rumänien
  • Jahr: 1997
  • Darsteller:

    Jonathon Morris (Ash), David Gunn (Zachary), Kirsten Cerre (Sofia), Starr Andreeff (Iris), Ilinca Goia (Cassandra), Constantin Barbulescu (Vampir), Mihai Dinvale (Dimitri), Dan Condurache (Anton), Mihai Niculescu (Walter), Petre Moraru (General)


Vorwort

Für einen Untoten ist Zachary aus der Art geschlagen – seit seiner Vampirisierung verfolgt er nur noch das Ziel, alle Vampire, die ihm über den Weg laufen, zu killen (was auch daran liegen mag, dass seine Angebetete Rebecca ebenfalls vampirisiert und, so zumindest impliziert der Film, von Zachary terminal „erlöst“ wurde. Kann einem schon mal die Laune verhageln).
Sein Blade-Feldzug führt ihn akut nach Bukarest, wo der örtliche Obervampir Ash, einer aus der Blutlinie derer von und zu Radu, sein Hauptquartier aufgeschlagen und sich mit der modernen Welt an und für sich bestens arrangiert hat. Die Sterbliche Iris führt als Front für seine Aktivitäten einen Nachtclub, den Ash dazu nutzt, von ihm vampirisierte Gangster, Geschäftsleute und Militärs bis auf die Knochen (finanziell) auszubluten und sich hin und wieder den Lebenssaft (frei-)williger Mädchen hinter die Binde zu kippen (ohne die Girls dabei zu töten). Theoretisch ist Ash, der urbane Vampir, also nicht gerade mega-evil im Weltvergleich, aber für Zachary ist das eine Frage der Ehre und des Prinzips, und außerdem gehört Ash zur gleichen Blutlinie wie der Vampir, der Zachary verwandelt hat. Außerdem bietet sich eine persönliche Motivation an – sowohl Ash als auch Zachary haben das ein oder andere untote Auge auf die amerikanische Pianistin Sofia geworfen, die gerade in der Stadt gastiert. Ash wittert einen interessanten Neuzugang für seine Sammlung unsterblicher Konkubinen (zum Leidwesen seiner bisherigen Favoritin Cassandra, die seit 250 Jahren darauf wartet, dass Ash sie mal allein auf Beutefang gehen lässt), und Zachary ist das Mädel auch nicht unsympathisch, er rettet sie auf dem nächtlichen Nachhauseweg vom Konzertsaal vor dem zudringlichen Fiesling.

Am nächsten Morgen erscheint Iris bei Sofia, schiebt das nächtliche Erlebnis mit Ash auf ein bedauernswertes Missverständnis und offeriert einen fürstlich bezahlten Gig in ihrem Club (mit 1000 Dollar kann man sich in Bukarest vermutlich mehrere Einkaufszentren kaufen). Zachary warnt energisch, doch auf der anderen Seite ist er pragmatisch genug, dass Sofia ihn auf direktem Weg zu Ashs (nicht sonderlich verstecktem) Versteck führt (niemand hat behauptet, Zachary wäre besonders *clever*).
Ash verliert wenig Zeit, Sofia zu beißen und sie vor die Wahl zu stellen, sich mehr oder minder freiwillig dem Blutsaugerverein anzuschließen oder eben zwangsweise. Zachary betrachtet er eher als lästig – doch das vom vampirjagenden Vampir geschwungene „Schwert des Laertes“, das hätte Ash dann doch ganz gerne. Unter dem Vorwand von Friedensverhandlungen lädt Ash Zachary in den Club ein, wo sich schnell herausstellt, dass Ash in der Tat der Stärkere ist. Zach macht gute Miene zum bösen Spiel und akzeptiert Kost (in knackiger Jungrumäninnenform) und Logis für die Nacht, was ihm wenigstens gestattet, halbwegs geduldig in Ashs Club herumzuspuken. Doch als er endlich zu Sofia vordringt, ist es zu spät – Ash hat sie bereits verwandelt…


Inhalt

Auch wenn sich nur noch die Älteren daran erinnern – bevor Vampire zu glitzernden Jungmädchenschwärmen (und zum offiziellen „laughing stock“ der klassischen Filmmonster, auf das selbst der Werwolf mit dem Finger zeigt) wurden, waren sie tatsächlich mal GRUSLIG. Was nicht bedeutet, dass eine latent romantische bis offen sexuelle Komponente nicht schon immer ein wesentlicher Bestandteil der (zumindest filmischen) Vampirlore ist (man mag heute darüber schmunzeln, aber Bela Lugosis „Dracula“-Interpretation galt 1931 als ausgesprochen gewagt und ließ es so manchem Frauenzimmer, das, um sich eine Formulierung bei Stephen King auszuborgen, einen Orgasmus nicht erkannt hätte, wenn er sie in die Nase gebissen hätte, wohlig feucht im Schlüpfer werden. Lugosi als Sexsymbol? Deal with it, infidel!).

Okay, es ist sicherlich übertrieben, behauptet man, der Vampir hätte auf alle Zeiten der „Twilight“-Kacke wegen sein Flair als bedrohliches Filmmonster verloren (es gibt ja auch heute noch ambitionierte Versuche, den Blutsauger in seiner Monsterehre wiederherzustellen… z.B. Vampire Nation, der den Vampir näher an den modernen Zombie heranrücken lässt), aber man muss natürlich mit den Stephanie-Meyer-Groupies fertig werden, so wie man mit den Rowling-Groupies fertig werden muss, die den in den jeweiligen Romanen verarbeiteten Topos exklusiv für sich vereinnahmen wollen (was dann solch drollige Auswüchse annimmt, dass Rowling-„Fans“ Tolkien dafür verurteilten, bei ihrer Heldin abgeschrieben zu haben. Wird sicherlich schon Fälle gegeben haben, wo ein 14-jähriges „Twilight“-Team-Edward-Girl über Bram Stokers „Dracula“ gestolpert ist und auf Facebook hasserfüllt sein dummes Herz darüber ausgeschüttet hat, wie dieser irische Emporkömmling Meyers Vampirmythologie schändet).

Jaja, schon gut, zurück zum Thema. Vampirfilm ist also unser heutiges Sujet. Ted Nicolaou, einer der fähigsten Regisseure, der jemals für Full Moon/Charles Band arbeitete (ich ziehe weiterhin vor so zu tun, als gäbe es Das St. Francisville Experiment nicht), hatte für seinen Herrn und Meister mit der „Subspecies“-Trilogie ordentliche Arbeit abgeliefert (und wurde dabei von Charlie offensichtlich auch weitestgehend kreativ in Ruhe gelassen. Immerhin konnte Ted sogar zu Beginn von Teil 2 Bands geliebte Mini-Monster, die als „Subspecies“ der Reihe sogar den Titel gaben, abservieren). So ordentliche und ersichtlich auch einträgliche Arbeit, dass Band dem Regisseur offerierte, eine weiteren Vampirfilm zu drehen.
Ted schlug ein und machte sich an die Arbeit eines „Subspecies“-Spin-offs, denn er wollte im von ihm ausgearbeiteten Universum bleiben und lediglich andere Aspekte stärker ausarbeiten. Wie Nicolaou im Making-of ausführt, war Radu, der schurkische Obervampir der „Subspecies“-Saga, eine „ancient creature“, ein unangepasster Vampir der alten Schule, dem er nun einen modernern „urbanen“ Vampir gegenüberstellen wollte, einen Blutsauger, der seine Boshaftigkeit nicht verloren hat, aber bereit war, sich an die neuen Gegebenheiten, aber auch die neuen Möglichkeiten des 20. Jahrhunderts anzupassen.

Das ist in der Tat der Hook von „Vampire Journals“ – Ash, sein zentraler Antagonist, ist tatsächlich ein „neuer“ Vampir , zwar auch Jahrhunderte alt, doch willig, sich weiterzuentwickeln. Er hat erkannt, dass die Unsterblichkeit speziell für eher fiesere Subjekte (Gangster oder korrupte Militärs) ein erstrebenswertes Ziel ist und züchtet sich so sein eigenes, ihm ergebenes Verbrechensimperium zusammen – auch unter Eingehung von Zweckbündnissen mit gewöhnlichen „Sterblichen“, die man als Vampir prima dafür brauchen kann, die Geschäfte am hellichten Tag zu führen. Auch ist ihm klar, dass das ständige Zurücklassen blutleerer Leichen im Allgemeinen von der Bevölkerung eher missgünstig aufgenommen wird und, beabsichtigt man nicht eines schönen Tages mit einem Pflock im Herzen aufzuwachen, eher zu unterlassen ist – wozu auch ausschlürfen, was durchaus bereit ist, sich freiwillig (und wiederverwertbar, sozusagen also quasi als menschliche Mehrwegflasche) dem vampirischen Fangzahn hinzugeben? Ash hat genügend attraktives Weibsvolk an der Angel, dass sich mit Freuden unter den Zahn legt – und warum? Nun, ich sagte es schon zwei Absätze weiter oben; die erotisch-romantische Komponente ist seit jeher ein fester Teil des Vampirmythos, aber so offen wie „Vampire Journals“ hat noch kaum ein Film die Parallele vom Vampirbiss zum Orgasmus (insbesondere zum weiblichen) gezogen. Wenn der kontrollierte Biss eine derartige Ekstase auslöst, ist es nicht verwunderlich, dass Ashs Etablissement keinen Mangel an, ähm, weiblichen Hilfskräften zu beklagen hat…

Sein Widersacher, Zachary, ist leider deutlich langweiliger – liegt sicherlich auch daran, dass der „selbst untote Vampirjäger“ aus heutiger Sicht nicht sonderlich aufregend ist (selbst der gute alte Captain Kronos konnte davon schon ein Liedchen trällern, und von „Blade“ wollen wir gar nicht erst reden), zum anderen ist er eben genau das, was Ash nicht ist – ein sehr traditioneller, altmodisch-gestelzt sprechener „Gentleman“, der (was sicherlich auch zu einem gerüttelt Maß „Verdienst“ seines Schauspielers ist) nie wirklich glaubhaft das Tragische seiner Existenz (selbst zu sein, was er am meisten verabscheut und natürlich auch den Blutdurst verspürend) vermittelt. Beim symbolischen Kampf um Sofia sortiert man sich da gern unwillkürlich auf Ashs Seite ein, der nicht nur sichtlich wissenschaftlich ermittelt hat, wie man als Vampir die spaßigen Aspekte des Untotendaseins aus-, äh, „-lebt“, ohne den Fackel-und-Mistgabel-schwingenden Mob auf sich aufmerksam zu machen, sondern auch ein tatsächliches echtes romantisches Interesse an Sofia hegt, wohingegen der nominelle Held Zach das Mädel nicht unsympathisch findet, aber auch keine Bedenken hat, sie als Mittel zum Zweck einzusetzen (Pragmatismus schön und gut, aber Pragmatiker geben im Vergleich zu Idealisten keine guten Filmhelden ab).

Nicolaou hat also bessere Ideen für seinen Schurken als für seinen Helden (was nicht wirklich überraschend ist, weil es immer einfacher ist, einen interessanten Bösewicht zu schreiben als einen interessanten Helden) – dazu gehört z.B. auch, dass Ash die tatsächlich von ihm Vampirisierten an der engen Kandare hält, bis sie seine Prinzipien (wie die Selbstbeherrschung bei der „Jagd“) verinnerlicht haben. Dummerweise ist es in diesem Falle das Beiwerk, das mehr überzeugt als die eigentliche Story, denn die Geschichte hakt und ruckelt an mancher Stelle schon bedenlich. Nicolaou versucht, den mangelnden Tiefgang seiner Heldenfigur durch exzessiven voice-over-Gebrauch und nicht wirklich gewinnbringende Flashbacks in dessen Vampirisierungszeit auszugleichen. Es funktioniert nicht wirklich, sondern lässt mich vielmehr darüber nachdenken, ob „Vampire Journals“ ursprünglich mal, wie bei in Rumänien entstandenen Full-Moon-Projekten damals eigentlich üblich, von Anfang an als „back-to-back“-gedrehter Zweiteiler konzipiert war und aus Budget-/Full-Moon-Pleite-Gründen zu einem stand-alone-Film umgebaut werden musste; in dem Fall wären die Narration und die dramaturgisch recht unmotiviert gesetzten Flashbacks als erzählerische Krücken (und im zweiten Fall als Füller-Verwertung nun mal schon gedrehten Materials) zumindest verständlich.

Hält man sich diese Option mental offen, hilft das über die ein oder andere holprige Stelle (und das vergleichsweise antiklimaktische Finale), an der nicht alles auf den ersten Blick Sinn ergibt und über deren dramaturigsche Notwendigkeit man sich wenigstens kritisch unterhalten kann, hinweg. Abgesehen davon erweist sich Nicolaou einmal mehr als der richtige Mann für einen stärker stimmungs- denn logik- oder handlungsgeprägten Vampirfilm. Mit seinen Anleihen beim Expressionismus (beim Vampirfilm ja geradezu unabdingbar), den dutch angles, dem bedächtigen Tempo und der generell traumwandlerischen Atmosphäre erzeugte er die angemessen unheimlich-unwirkliche Stimmung, die ein Film, der nun mal nicht durch seinen überzeugenden Plot punkten kann, braucht.
Positiv fällt auf, dass die rumänischen Locations mal wieder sich selbst spielen dürfen und nicht verzweifelt versuchen müssen, eine amerikanische Stadt zu mimen; die Ausstattung ist für das vermutete Budget des Streifens (eine Handvoll Dollar bzw. Lei) regelrecht opulent, die Kameraarbeit des italienischen Routiniers Adolfo Bartoli („Puppet Master 2/3“, „Trancers 2-5“) in Ordnung.
Nervig ist die permanent vor sich hin plätschernde (zum Glück aber wenigstens nicht exzessiv aufdringliche) Musik von Richard Kosinski (Stammkomponist der „Subspecies“-Reihe).

Effekttechnisch ist „Vampire Journals“ eher zurückhaltend – aus der „Mutterserie“ wird die Bewegung der Vampire per Schatten übernommen, was nach wie vor trotz des low-tech-Ansatzes durchaus überzeugt, erstmals nutzt Nicolaou für die Verwandlung des verwesten „Tagesvampirs“ in den höchst aktiven Nachtvampir einen soliden CGI-Morphing-Effekt anstelle der bislang benutzten Überblendungstricks. Großartige Splattereien gibt’s nicht, man beschränkt sich überwiegend auf ein paar Kunstblutsuppereien , auch das Vampir-Make-up ist zurückhaltend (und von den extrem langen Fingern der „Subspecies“-Vampire hat man sich ebenfalls verabschiedet). Dafür gibt’s, der stark sexuell aufgeheizten Atmosphäre sei dank, zahlreiche hübsche Rumäninnen in wenig bis unbekleidetem Zustand.

Darstellerisch regiert der britische TV- und Bühnenmime Jonathon Morris (der die Ash-Rolle im nachfolgenden vierten „Subspecies“-Film, der die beiden Hauptschurken zusammenführte, wieder aufgriff), der mit dem irgendwie ebenso unvergleichlichen wie typischen *Style* eines britischen Bühnenmimen seiner Untotenrolle, äh, „Leben“ einhaucht (Morris war außerdem in Michael Ritchies „Fantasticks“ zu sehen).
David Gunn (Mike Mendez‘ Killers und „The Covenant“), der seinen Zach als milde retardierten Johnny-Depp-für-Hartz-IV-Bezieher anlegt (hochgezogene Schultern, hängender Kopf), kann dagegen nur verlieren – uncharismatisch, steif, unmemorabel.
Kirsten Cerre fehlt für die Sofia auch etwas die Ausstrahlung – warum sich gerade um ihre biedere Schönheit gleich zwei mehrere hundert Jahre alte Vampire die metaphorischen Köppe einschlagen sollten, wird nicht klar.
Einen passablen Job erledigt Starr Andreeff („Syngenor“, Amityville Dollhouse, „Scanner Cop“) als Ashs sterbliche Komplizin Iris.
Aufgefüllt wird das Ensemble durch in unterschiedlichem Maße unfähige rumänische Chargen, deren Darstellkünste leider in einigen Fällen ins geradezu Unbeschreibliche neigen…

Bildqualität: Mir liegt die Laser-Paradiese-Red-Edition vor. Die bringt den Film in durchschnittlichem 4:3-Vollbild (intended) – Schärfe, Kontrast, Farben, das ist alles im ertragbaren, aber alles andere als aufregenden Bereich. Da Full Moon als DTV- bzw. DTLD/DVD-Company im Allgemeinen bessere Master vorlegt, glaube ich, dass Laser Paradise da nicht gerade allerhöchste Sorgfalt hat walten lassen… Die Kompression ist jedenfalls mal miserabel.

Tonqualität: Deutscher und englsicher Ton in Dolby Digital 2.0. Die deutsche Sprachfassung ist überraschend gut ausgefallen (sowohl was Sprecher als auch Sprachqualität) angeht und wurde von mir daher ausnahmsweise mal bevorzugt (auch ist die stetige Hintergrundmusik in der DF leiser, was ich in diesem seltenen Falle mal als Vorteil werte).

Extras: Als Bonusmaterial gibt es das Making-of-Segment aus der passenden „Video Zone“ sowie eine umfangreiche Trailershow.

Fazit: „The Vampire Journals“ hätte ein richtig guter erotisch geprägter Vampirfilm werden können – Nicolaou ist durchaus der richtige Regisseur für den Stoff und Jonathon Morris ein solider Schurkendarsteller. Die Ideen, mit denen Nicolaou sein „Subspecies“-Universum ausbaut, sind patent, doch es mangelt dem Streifen an einem starken Plot, einer passablen Heldenfigur (und einem passablen Heldendarsteller) und einer angemessenen „MacGuffin-Frau“. Speziell für die Verhältnisse von Spät-90er-Full-Moon-Erzeugnissen bietet der Film einige eindrucksvolle Bilder und, wie gesagt, clevere Ideen, doch zu einem wirklich runden Gesamtkunstwerk fügt sich „Vampire Journals“, unzweifelhaft aufgrund der widrigen finanziellen Verhältnisse, unter denen Full Moon damals operierte, nicht ganz zusammen. Als Ergänzung zur „Subspecies“-Reihe sehenswert, als „Einzelfilm“ fehlt allerdings die Substanz.

2/5
(c) 2012 Dr. Acula

originally posted: 03.11.2012


mm
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